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Transkript:

Beiträge des Instituts für Meteorologie der Freien Universität Berlin zur Berliner Wetterkarte Herausgegeben vom Verein BERLINER WETTERKARTE e.v. c/o Carl-Heinrich-Becker-Weg 6-10, 12165 Berlin http://www.berliner-wetterkarte.de 34/07 ISSN 0177-3984 SO 15/07 30.5.2007 Der April in der 100-jährigen Beobachtungsreihe von Berlin-Dahlem 1908 bis 2007 von Jürgen Heise und Georg Myrcik April, April macht was er will, bald trüb und kalt, bald licht und mild, ist er des Menschen Ebenbild Foto: Jürgen Heise Weiße Ostern, 11. April 1977 Berlin-Rudow Die Launenhaftigkeit des April ist sprichwörtlich, obwohl es keine wissenschaftliche Untersuchung darüber gibt, dass das Wetter im April besonders unbeständig ist. Wie in allen anderen Monaten auch wechseln Kaltluftvorstöße mit Warmlufteinbrüchen, doch spielt in diesem zweiten Frühjahrsmonat bei den meisten Menschen die Hoffnung auf endgültige Erwärmung eine Rolle, aber gerade da enttäuscht der April häufig: So manch frühsommerlich warmen Tagen folgt nicht selten spätwinterliche Witterung mit Frost und Schnee. In den anderen Monaten können ebenfall starke Schwankungen auftreten, doch sowohl im Sommer als auch im Winter erinnern die warmen bzw. kalten Tage nur selten an andere Jahreszeiten. So ist der Ruf des wetterwendischen Aprils wohl eher psychologisch begründet. 1

Anders ist es mit dem Begriff Aprilwetter: Hier handelt es sich um einen ganz bestimmten Wettertyp, nämlich einer Schauerwetterlage. Sie kann zwar das ganze Jahr über auftreten, doch sind wohl die Schauerwolken im Wechsel mit den sonnigen Abschnitten dazwischen in dieser Jahreszeit besonders eindrucksvoll ausgeprägt: Noch ist die von Norden und Nordwesten heran strömende Polarluft recht kalt, andererseits sorgt die kräftige Aprilsonne über dem Festland schon für starke Erwärmung, was die Labilität besonders fördert. Wie stellte sich nun der April in der 100-jährigen Beobachtungsreihe von Berlin-Dahlem dar? Mittel- und andere Werte wurden innerhalb der vergangenen 100 Jahre für unterschiedliche Zeiträume berechnet, und wenn nicht anders vermerkt, wird auf die Normalperiode 1961 bis 1990 bezogen. Die Monatsmitteltemperatur (Klimamittel) beträgt 8,4 C, doch steigen die täglichen Mittel vom 1.4. bis 30.4. von 6,5 C auf 10,5 C, also genau um 4 K. Die mittleren Maxima und Minima (Mittel von 1909 bis 1969) liegen zwischen 11,1 C /2,0 C und 15,7 C/5,8 C. Der wärmste April war jeweils 1952 und 2007 mit 11,9 C, der kälteste trat 1929 mit 4,8 C auf. Eistage (Maximum <0 C) hat es in einem Aprilmonat noch nie gegeben, obwohl das Kriterium für einen solchen Tag am 4.4.1911/1929 mit einem Höchstwert von +0,5 C nur knapp verfehlt wurde. Unter den Gefrierpunkt sinkt die Temperatur im Mittel an 3,4 Tagen. Der sehr kalte April 1929 brachte es allerdings auf 13 Frosttage. Ganz vom Frost verschont waren nur wenige Monate. Sommertage (Höchstwert mindestens 25,0 C) sind etwa alle 2 Jahre zu erwarten (Mittel 0,4 Sommertage). Während aber in den weitaus meisten Aprilmonaten die Maxima unter 25 C blieben, traten sie in einigen Monaten gehäuft auf. So im April 2000 (6) und 1993 (7). Heiße Tage (Höchstwert mindestens 30,0 C) gab es dagegen nur selten. Zum ersten Mal wurde die 30 C-Schwelle am 30. 4. 1955 (Höchstwert 30,1 C) überschritten, anschließend dann noch am 22./23. 4. 1968 (30,9 C / 30,4 C). Wie schon eingangs erwähnt kann es sich nach sommerlicher Wärme nochmals empfindlich abkühlen, hier einige Beispiele: Nachdem am 30. 3. 1911 mit 22,6 C der bislang wärmste Märztag aufgetreten war (dieser Rekordwert wurde erst 1968 überboten), schneite es wenige Tage später in Berlin bei einer Höchsttemperatur von +0,5 C am 4. 4. 1911. Ähnlich waren die Verhältnisse im Frühjahr 1913 (Maximum am 31. 3. 22,5 C / Maxima 11. 16. 4. teilweise nur bei 3 C, dabei an allen Tagen Frost, am 15.4. bis -5,7 C). Wenig später wurde es dagegen wieder frühsommerlich warm, als an den letzen 4 Tagen des Monats die Temperatur auf 27 bis 28 C stieg. Kälterückfälle können gelegentlich auch mit starkem Schneefall verbunden sein: So am 10. / 11. 4. 1977 (Ostern!), als in den Nachtstunden 14 cm Schnee fiel, der sich auf die schon fortgeschrittene Frühjahrsvegetation legte (s. Abb.). Das letzte Aprildrittel ist der einzige Zeitraum des Jahres, an dem sowohl die Temperatur schon über 30 C steigt als auch noch eine geschlossene Schneedecke entsteht (29. 4. 1919 1 cm Schneehöhe). Recht groß war auch die Bandbreite des Niederschlages: Im Mittel wurden 42,2 mm registriert, der nasseste war der April 1935 mit 104,9 mm, dagegen war der April 1988 mit 1,3 mm nahezu trocken. Der Erwartungswert der Sonnenscheindauer beträgt 157,7 Stunden, das sind 37,9% vom astronomisch Möglichen. Wie wirkte sich die globale Erwärmung, die sich seit etwa 15 Jahren auch bei uns deutlich in der Temperaturverteilung widerspiegelt, im April aus? In der Beilage der Berliner Wetterkarte vom 24. 1. 2006 (SO 03 / 06) wurde beschrieben, dass die Erwärmung sich nicht gleichmäßig über das Jahr verteilte, sondern die Hochwintermonate Januar und Februar sowie die Hochsommermonate Juli und August, aber auch der April besonders betroffen waren: So betrug die Mitteltemperatur in den vergangenen 15 Jahren (also seit 1993) in 8 Aprilmonaten 10,0 C und mehr, d. h. etwa jeder zweite April war so warm. In den 85 Jahren davor (1908 bis 1992) gab es 11 Mal derart hohe Temperaturwerte, d. h. im Schnitt nur etwa alle 8 Jahre. 2

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* alle Werte in den Tabellen und Grafiken auf Seite 3, 4, 5 und 8 sind nicht reduziert bzw. homogenisiert. Das Mittel und die Abweichungen der Sonnenscheindauer sowie das Mittel der 5 cm Lufttemperatur beziehen sich auf die Messreihe 1961-1990. Die im Kriegsjahr 1945 entstandenen Datenlücken wurden teilweise mit Werten der Säkularstation Potsdam ergänzt. 5

6 Frühsommerlicher Wärme. Zwischen einem nordatlantischen Tiefdrucksystem und einer Hochdruckzone über Ost- und Südosteuropa gelangte von Süden her subtropische Warmluft bis nach Deutschland. Wie die beiden Wetterkarten zeigen, setzte sich am 20. 4. hinter der Kaltfront des zur Nordsee gezogenen Randtiefs S in Westdeutschland kühle Meeresluft durch, in der mittags bei Regen nur noch 12 bis 15 C gemessen wurden. Vor der Kaltfront erreichte dagegen im Nordosten Deutschlands die frühsommerliche Wärme mit z. T. mehr als 25 C und Sonnenschein ihren Höhepunkt (Höchstwert von Berlin-Dahlem 25,4 C).

folgte wenig später Nachtfrost Nach einigen Tagen hatte sich die Wetterlage vollständig umgestellt: Die am 20. 4. mittags über Deutschland angelangte Kaltfront überquerte abends auch Berlin, brachte aber nur geringe Abkühlung. In den Folgetagen drehte die Strömung über Deutschland auf Nord, als ein Tiefdruckwirbel über die südliche Ostsee hinweg nach Russland zog, gleichzeitig dehnte sich das Nordmeerhoch M bis ins westliche Deutschland aus. In der nun von Skandinavien einfließenden Polarluft wurde es drastisch kälter: In den Frühstunden des 24. 4. gab es in Berlin-Dahlem Frost von -4,0 C, und auch am Tage wurde 10 C nicht überschritten. Gleichzeitig traten schwache, z. T. mit Schnee vermischte Schauer auf. 7

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