Der Zensus aus Sicht der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Statistik-Tage 2012 Bamberg/ Fürth Uwe Blien 26. 7. 2012
Zensus eine einmalige Datenquelle für die Arbeitsmarkt- und Berufsforschung - Umfassende Datenquelle - Differenzierung in großer Tiefe möglich Arbeitsmarkt- und Berufsforschung beschäftigt sich mit dem ökonomischen Erfolg und Mißerfolg des größten Teils Bevölkerung. Dementsprechend wichtig ist die Verfügbarkeit aussagefähiger Datenquellen. 2
Nachteile des Zensus - Keine Totalerhebung - Kein Einkommen 3
Nutzen des Zensus für die Berufsforschung - Auswertung der Beschäftigungsstatistik bereits möglich, jedoch nur für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten - Mit Zensus Inklusion der Selbständigen, geringfügig Beschäftigten und Beamten - Realistische Analyse des Bestands in vielen Berufen (z. B. zum Thema Fachkräftebedarf ) - Wegen der Vielzahl der Berufe ist eine differenzierte Datenquelle notwendig! (Selbst der Mikrozensus versagt) 4
Nutzen des Zensus für die Berufsforschung (II) - Der Übergang in die Selbständigkeit ist für viele Berufe eine realistische Möglichkeit, jedoch mit der Beschäftigungsstatistik nicht zu erfassen. - Dadurch kann ein wichtiger Zu- und Abstrom zum / vom Arbeitsmarkt nicht ohne Zensus erfasst werden. 5
Zensus wichtig für die (Forschung über) Arbeitsmarktpolitik - Die Zusammenordnung der Einzeldaten in Haushalte erlaubt eine Abschätzung der Bedeutung von Unterstützungsleistungen. 6
Nutzen des Zensus für die regionale Arbeitsmarktforschung/ Regionalforschung - Auswertung der Beschäftigungsstatistik bereits möglich, jedoch nur für die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten - Mit Zensus Inklusion der Selbständigen, geringfügig Beschäftigten und Beamten - Auswertbar auf der Ebene von Blocks - Ermöglicht die Analyse der Konzentration wirtschaftlicher Aktivität (Agglomerationseffekte, Dispersion etc.) 7
Zensus wichtig für die (Forschung über) (Berufs-)Pendlerverflechungen - Die Beschäftigungsstatistik enthält Angaben zum Arbeitsort und zum Wohnort für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. - Im Zensus sind diese Angaben auch für andere Erwerbstätige verfügbar. - Daraus können dann Pendlerverflechtungen konstruiert werden. - Die gewonnene Information ist für die Verkehrsplanung wichtig. - Sie ist aber auch zur Analyse der Arbeitsmarktverflechtungen und von Entlastungen bedeutsam. 8
Haßberge Kitzingen Coburg Kronach Lichtenfels Hof Wunsiedel i.fichtelgebirge Kulmbach Bayreuth Bamberg Tirschenreuth Forchheim Neustadt a.d.aisch-bad Windsh. Nürnberger Land Fürth Amberg Nürnberg Roth Ansbach Neumarkt i.d.opf. Weißenburg-Gunzenhausen 1 Erlangen Weiden i.d.opf. Pendelverflechtungen in der Metropolregion Nürnberg 30 Juni 2010 von 200 bis 2.000 von 2.000 bis 4.000 von 4.000 bis 10.000 ab 10.000 Bevölkerungsveränderung 1993-2010 von -14,13 bis -5,00 von -5,01 bis 0,00 von 0,01 bis 3,00 von 3,01 bis 6,00 von 6,01 bis 9,60 (6) (10) (6) (5) (6) Min: -14,13% (Wunsiedel i.fichtelgebirge) Max: 9,6% (Fürth) 9
Bevölkerungsveränderung 1993-2008 (Bev. i. erwerbsf. Alter) von -16,99 bis -5,00 (9) Erlangen Nürnberg von -5,00 bis 0,00 (28) von 0,00 bis 3,00 (22) von 3,00 bis 6,00 (16) von 6,00 bis 22,60 (21) Regensburg Bayern Ingolstadt Pendlerverflechtungen 2010 München von 300 bis 1.000 (235) von 1.000 bis 2.000 (138) von 2.000 bis 5.000 (100) über 5.000 (44) 10
Zensus wichtig für die (Forschung über) die Effekte von Migration - Keine andere große Datenquelle enthält den Migrationshintergrund derart detailliert. - Dies wird aus einem Vergleich mit einer Analyse deutlich, die mit der Beschäftigungsstatistik auf Regionalebene durchgeführt wurde. 11
Effekte der kulturellen Diversität auf die Beschäftigung und die Löhne von Deutschen (Modell mit räumlicher Autokorrelation) Beobachtungseinheiten: Kreise Westdeutschlands Anteil der hochqualifizierten Ausländer Diversitätsindex der hochqualifizierten Ausländer Anteil der nicht formal qualifizierten Ausländer Diversitätsindex der nicht formal qualifizierten Ausländer Löhne 0.0849*** (.025) 0.0082 (.005) - 0.0446*** (.013) 0.0187*** (.006) Beschäftigung Andere Kontrollvariablen ja ja Fixe Effekte ja ja 0.1988*** (.069) 0.0141 (.014) - 0.1588*** (.039) 0.0271 (.017) 12
Vorteil des Zensus bei einer Analyse des beschriebenen Typs - Kulturelle Diversität kann über den Migrationshintergrund gemessen werden (und nicht über die Staatsbürgerschaft wie mit der Beschäftigungsstatistik). - Dies erlaubt eine bessere Abschätzung der Migrationseffekte auf Beschäftigung und Einkommen. (keine Verwendung von Einzeldaten notwendig, da Regionalanalyse) 13
Fazit: Der Zensus ist für viele Analysen unbedingt notwendig Ausländer, Berufe und Regionen sind differenziert zu erfassen und dies ist nur mit dem Zensus möglich 14