Neige deine Ohren zu mir! Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen

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Einmal im Monat Ideen für einen monatlichen Kindergottesdienst Mai 2011 Neige deine Ohren zu mir! Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen Vorgabe durch den Plan für den Kindergottesdienst Der Plan gibt für den Mai keine konkreten Texte vor, aber für drei Sonntage die Beschäftigung mit den Psalmen: - Ich weine bitterlich Worte der Klage - Du bist mein Helfer Worte des Vertrauens - Mein Herz ist fröhlich Worte der Freude Unsere Auswahl Psalmen sind Gebete. Sie sind sehr alt. Ungefähr 4000 Jahre alt. Aber wirklich alt, also veraltet sind sie nicht. Das liegt daran, dass die Sprache der Psalmen von uns immer noch verstanden wird. Sie ist voller Bilder für Gemütszustände und innere Stimmungen eines Menschen. Z.B. Ich bin ausgeschüttet wie Wasser (Ps 22,15) Manchmal fühlt man sich so traurig, so dass man sich selbst gar nicht mehr spürt, dass andere mit einem machen, was sie wollen, und man sich nicht wehren kann. Sie stehen da, und schauen auf mich herab (Ps 22, 18), das sind innere Erlebnisse, die Kinder haben, und mit denen sie oft allein sind. Aber auch vom Gegenteil wissen die Psalmen, von Trost und wiederkehrender Lebensfreude, z.b. Den Sack der Trauer nahmst du mir fort und gabst mir ein fröhliches Kleid (Ps 30,12). Da quillt einem das Herz über und ganz dankbar bekennt der/die Psalmbeter/-in: Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin (Ps 139,13) Gedanken, die uns dazu wichtig waren und die wir den Kindern gerne weitergeben wollen: Fulbert Steffensky hat einmal gesagt, dass es gut ist, sich aus dem Psalter Worte auszuleihen, wenn man beten möchte, wenn einem selbst nicht einfällt, wie und was. Da ist es gut, auf geprägte Worte zurückgreifen, sich in ihnen bergen zu können. Wir halten es darum für hilfreich und wichtig, dass die Kinder mit der geprägten Sprache der Psalmen in Berührung kommen und sie lernen. Sie entdecken Übereinstimmungen zwischen Versen aus den Psalmen und ihren Gefühlen. Und merken: das hat ja etwas mit und meinem Innersten zu tun, vielleicht sogar mit meinen Geheimnissen, die ich keinem anvertraue. Ich werde erkannt, Gott er-kennt mich. Kinder erleben so im Kindergottesdienst: ich kann Gott klagen, was schlimm ist. Es hilft auf jeden Fall, denn meine Klage berührt Gott. Auch wenn meine Traurigkeit und Verzweiflung nicht weggezaubert ist durch mein Gebet, Gott hört alles und lässt sich anrühren, fühlt mit mir. Ich bin nicht allein und ohne Hoffnung. So hat der

Kindergottesdienst zu den Psalmen einen Schwerpunkt in der Seelsorge und als Gebetsschule. Rainer Oberthür hat Verse aus den Psalmen ausgewählt, die er schön, hilfreich und anregend für Kinder hält, die gute Impulse für sie darstellen. Diese von ihm ausgewählten Verse hat er in Gruppen eingeteilt. Er unterscheidet 7 Kategorien, die wir im Folgenden nennen. Mir möchten den KiGo-Teams Mut machen, sich selbst auf die Such nach weiteren für die Kinder passende Verse zu machen. Näheres kann man nachlesen in: Rainer Oberthür, Kinder und die großen Fragen, München 1995, S.81ff.) 1. Traurig sein und sich freuen 2. Angst haben und erschrocken sein 3. Schmerzen haben und tot sein wollen 4. Mutlos sein und sich nichts zutrauen 5. Wütend sein und sich beklagen 6. Zufrieden sein und sich anvertrauen 7. Sich freuen und glücklich sein. Bausteine für den Kindergottesdienst: 1. Die Geschichte von Herrn Müller gibt einen Überblick über den Umgang mit verschiedenen Psalmtexten. Sie ist unten abgedruckt. 2. Wir sammeln weitere Psalmworte. Dazu sind im Plan schöne Beispiele abgedruckt (S. 148-150), nämlich: - sog. Worte der Klage und der Angst (Gebete mit Bildern innerer Not) z.b.: Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist (Ps 69,3) - sog. Worte des Vertrauens und der Hoffnung z.b. Du bist mein Fels und meine Burg. Du bist mein Gott (Ps 71, 3.15) - sog. Worte der Freude und des Lobes z.b. Mein Herz ist fröhlich und ich will dich loben mit meinem Lied - (Ps 28,7) 3. Die Kinder wählen zu zweit einen Psalmvers aus, überlegen, in welcher Situation der Beter sich mit diesen Worten an Gott gewandt hat, erfinden dazu eine Geschichte und erzählen, diese oder spielen sie als Szene vor. 4. Jeder sucht sich seinen liebsten Trostvers aus, der wahrscheinlich immer wirken wird. Der wird schön gestaltet geschrieben und gemalt als Bild fürs Zimmer, Lesezeichen etc. 5. Statuen bauen zu den Versen

6. Einem Psalm vertonen oder als Rap neu gestalten Herr Müller Herr Müller von nebenan ist komisch. Er steht morgens ganz früh in seinem Garten, guckt auf die Brombeerhecke und reißt dann beide Arme hoch. Marco hat ihn dabei gesehen. Es war in den Ferien, er ist früh morgens aufgewacht und hat aus dem Fenster geschaut. Da hat Herr Müller die Arme hochgerissen. Marco musste laut lachen. Aber weil das Fenster zu war, hat es niemand gehört. Am nächsten Morgen dasselbe: Herr Müller steht vor der Brombeerhecke und reißt die Arme hoch. Komisch! Ob ich Herrn Müller einmal frage, warum er das macht? denkt Marco, ach nein, lieber nicht, das ist doch peinlich. Eigentlich ist Herr Müller nett. Er wohnt schon immer im Haus nebenan. Sein Garten ist schön und wild und nicht sehr ordentlich, aber Herr Müller ist auch schon alt und lebt alleine im Haus, Irgendwann ist Marco doch mal hingegangen zu Herrn Müller und hat ihn einfach gefragt: Du, sag mal, ich habe gesehen, ähh, du reißt die Arme hoch an der Brombeerhecke, hihi, das ist komisch. Das hast du gesehen? Ich dachte immer, ich bin morgens allein im Garten! Na ja, von meinem Fenster aus Weißt du, ich bete morgens immer einen Psalm Einen was? Einen Psalm. Das ist ein altes Gebet aus der Bibel. Ach so, von Jesus und so (Marco kannte sich nicht so gut aus mit der Bibel.) Nein, noch länger her als Jesus. Von König David und so. Das war vor 3000 Jahren. Und da muss man immer die Arme hochreißen? Das muss man eigentlich nicht. Aber am Schluss, wenn es dann heißt Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. (Psalm 103,2), da reiße ich dann die Arme hoch. Ach so sagt Marco. Komm mal mit zur Brombeerhecke! sagt Herr Müller. Marco geht in den anderen Garten (der Zaun ist so klein, da kann er glatt rüber springen) zur Brombeerhecke und guckt. Schau mal, sagt Herr Müller, hier stelle ich mich morgens ganz früh hin, hier vor die Hecke. Jedenfalls jetzt im Sommer und wenn das Wetter schön ist. Und wenn dann die Sonne richtig aufgeht und hierher scheint, dann bete ich den Psalm Die Himmel erzählen die Ehre Gottes die Himmelsfeste verkündet das Werk seiner Hände. Ein Tag sagt es dem anderen.. ohne Sprache, ohne Worte, mit unhörbarer Stimme (aus Psalm 19): Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. (Psalm 103,2) und wo es heißt Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. da reiße ich die Arme hoch. Und warum machst du das alles? Weil es großartig ist, dass ich jeden Morgen aufwache. Weil ich mich freue, dass ich so viele schöne Dinge erlebe. Weil Gott mein Leben schon immer begleitet hat. Ach so, sagt Marco. In den nächsten Tagen hat Marco (falls er rechtzeitig aufwachte) Herrn Müller beim Psalmbeten beobachtet. Manchmal glaubte er einzelne Worte zu erkennen, Ehre Gottes und unhörbare Stimme. Und manchmal hat Marco am Schluss auch die Arme hochgerissen. Aber nur ganz heimlich. Eines Tages war es dann anders.

Herr Müller stand zwar wieder morgens vor seiner Brombeerbecke. Aber er wirkte diesmal kleiner, wie zusammengesunken. Marco erkannte, dass er etwas vor sich hinmurmelte, aber er hat die Arme hängen gelassen und ist schnell in sein Haus gegangen. Am Nachmittag hat Marco Herrn Müller wieder im Garten getroffen. Da hat er ihm gleich gesagt: Heute morgen hast du das vergessen mit dem Psalm und dem Arm-hochreißen. Herr Müller sieht müde aus. Ja ja, murmelt er, im Moment ist mir nicht danach zumute. Ein guter Freund von mir ist gestorben. Wir hatten uns lange nicht gesehen, gestern bekam ich die Nachricht, dass er tot ist. Ich bin sehr traurig. Ich bete jetzt immer einen anderen Psalm. Gibt es denn noch andere? Aber ja! Für jede Lebenslage andere. Für morgens und abends, für froh und traurig, für König und Bettler. Insgesamt 150! Ach so, sagt Marco, und was hast du heute genommen? Komm mal mit zur Brombeerhecke. Hast du wieder gewartet, bis die Sonne richtig aufgeht und hierher scheint? fragt Marco, als sie vor der Hecke stehen. Nein, heute habe ich nicht auf die Sonne geachtet, mehr auf die Dornen der Brombeerhecke. Ich fühle mich, als ob meine Seele ganz zerkratzt ist, wenn du verstehst, was ich meine. Und dann habe ich gesagt: Ich weine bitterlich. Ich bin elend und voller Schmerzen. Ich versinke im tiefen Schlamm, wo kein Grund ist. Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden. Aber ich will den Namen Gottes preisen ich will ihn hoch ehren mit Lobgesang. (aus Psalm 69). Oh je, das ist ja wirklich traurig, sagt Marco, und er fühlt, wie in ihm die Erinnerung an Traurigkeiten hochkommt. Aber am Schluss ist ja doch wieder so etwas mit Loben. Das ist immer am Ende von einem Psalm. Damit wir nicht vergessen, dass Gott die Kraft hat, uns zu helfen. Aber du hast das gar nicht mit den Armen gemacht. Herr Müller schaut wieder traurig: Ja, das stimmt schon. Aber die Traurigkeit war so groß, da konnte ich es nicht. Ach so. Am nächsten Morgen war das Wetter schlecht geworden. Es gab Nebel und Nieselregen, kalt war es auch geworden. Herr Müller war nicht in den Garten gekommen. Marco hatte extra geschaut und ihn nicht gesehen. Ob ich mal alleine.? Sozusagen in Vertretung für ihn? Er murmelte etwas von Die Himmel erzählen die Ehre Gottes die Himmelsfeste verkündet das Werk seiner Hände. dann wusste er nicht mehr weiter, aber den Schluss kannte er wieder: Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. und am Ende riss er die Arme hoch. Er hatte gar nicht bemerkt, dass seine Mutter hereingekommen war und kopfschüttelnd zugeschaut hatte. Peinlich! Was machst du denn da? Ich bete einen Psalm! Einen was? Einen Psalm. Herr Müller hat es mir gezeigt. Man sagt die Worte, weil der Gott es so gut gemacht hat und am Schluss reißt man die Arme hoch. Aber das muss man nicht machen. Ach so sagt die Mutter. Oder man sagt so etwas trauriges wie Ich bin elend und voller Schmerzen, aber am Ende kommt immer wieder, dass Gott hilft. Ach so. Aber jetzt komm zum Frühstück. Und Herr Müller ist so traurig, weil sein Freund gestorben ist.

Ach so Am Nachmittag hat die Mutter einen Kuchen gebacken. Das macht sie selten. Sie hat Marco drei Stücke gegeben, und er hat sie zu Herrn Müller gebracht. Es war übrigens ein Brombeerkuchen. JW Kindergottesdienst Nordelbien