3. BERUFSBEDINGTE HAUTERKRANKUNGEN

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Transkript:

Seite: 1 Stand: 02.04.07

Inhaltsverzeichnis 00 Ziel 01 Berufsbedingte Hauterkrankungen 02 Hauterkrankungen - Entstehung 03 Hautschädigung - Ablauf 04 Abnutzungsekzem 05 Sensibilisierung - Voraussetzungen 3. BERUFSBEDINGTE 06 Sensibilisierung und allergische Reaktionen 07 Typische Allergien im Gesundheitsdienst 08 Allergische Reaktion vom Soforttyp 09 Allergische Reaktion vom Spättyp 10 Zusammenfassung Seite: 2 Stand: 02.04.07

00 Ziel Die Zuhörer sollen in dieser Einheit über die Entstehung von berufsbedingten Hauterkrankungen informiert und die typischen Ursachen für Hauterkrankungen im Gesundheitsdienst kennen lernen. Sie sollen lernen, dass es sich bei erstmals auftretenden Hauterscheinungen meistens nicht um allergische Reaktionen handelt, sondern um Abnutzungsekzeme, die unbehandelt die Entstehung von allergischenkontaktekzemen begünstigen. 01 Berufsbedingte Hauterkrankungen Wenn die Haut der Hände so oder ähnlich wie auf dem Foto aussieht, ist etwas schief gegangen. Die Haut war einer Belastung ausgesetzt, der sie nicht gewachsen war und in der Folge hat sich ein Handekzem entwickelt. Wer bei sich Hauterscheinungen beobachtet, sollte sich sofort vom Betriebsarzt oder einem Hautarzt beraten lassen. Die besonders in Einrichtungen des Gesundheitsdienstes nahe liegenden Selbsttherapieversuche führen in der Regel nicht zum Ziel und können wesentlich zur Verschlimmerung beitragen, da wertvolle Zeit bis zum Einsetzen einer adäquaten Therapie verloren geht. Hautschutz- und Hautpflegemittel, die vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden müssen, dienen der Gesunderhaltung der unversehrten Haut und nicht der Therapie von bereits eingetretenen Hautschäden! 02 Hauterkrankungen - Entstehung Der Begriff Ekzem bedeutet zunächst nichts anderes, als dass eine Entzündung der Haut auftritt. Eine Sensibilisierung muss damit nicht zwangsläufig verbunden sein. Es kann sein, dass das Ekzem Folge einer Sensibilisierung ist, das muss aber nicht sein im Gegenteil: in der Regel handelt es sich bei erstmals beobachteten Hauterscheinungen entweder um akut-toxische oder irritative Reaktionen (z.b. Verätzungen durch den ungeschützten Umgang mit Konzentraten von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln) oder um Abnutzungsekzeme, die z.b. in Folge von langjährigen Feuchtarbeiten auftreten. Werden diese Abnutzungsekzeme nicht beachtet und nicht behandelt, sind sie häufig der Ausgangspunkt für Sensibilisierungen und nachfolgenden allergischen Kontaktekzemen. Von den allergischen Kontaktekzemen sind für den Arbeitsschutz vor allem die Allergien vom Soforttyp (in der Regel Reaktionen auf Proteine z.b. Latexproteine) und vom Spättyp (z. B. Reaktionen auf Desinfektionsmittelbestandteile, Vulkanisationsbeschleuniger, Konservierungsstoffe etc.) von Bedeutung. Seite: 3 Stand: 02.04.07

Außer diesen Ursachen können Ekzeme auch in Zusammenhang mit anlagebedingten Hauterkrankungen (Neurodermitis, Schuppenflechte, etc.) auftreten. Die Schrunden und Risse unbehandelter Ekzeme können einen idealen Nährboden für Krankheitserreger bilden. Die mikrobielle Besiedlung kann die Hauterscheinungen zusätzlich verstärken. 03 Hautschädigung - Ablauf Besteht eine Hautbelastung (häufiges Händewaschen, häufige Händedesinfektionen, häufige Feuchtarbeiten) über längere Zeit, geht der Wasserfettfilm auf der Hautoberfläche verloren. In wässrigem Milieu ist die Folge, dass Feuchtigkeit in die Zelllagen eindringt und diese aufquellen ( Waschfrauenhände ). Hierdurch wird die mechanische Festigkeit reduziert, es kommt leicht zu Einrissen. Nach Ende der Feuchtigkeitseinwirkung verdunstet das aufgenommene Wasser rasch aus der Hornhaut, mit der Folge, dass dieses nun austrocknet und sich Schrunden und Risse bilden. Geht der Wasserfettfilm in trockenem Milieu verloren (z.b. durch den fortwährenden Umgang mit Kartonagen, trockener Wäsche etc.) kommt es sofort zum Austrocknen der obersten Hautschichten und der Ausbildung von Schrunden und Rissen. Da die Barrierefunktion der Haut nunmehr gestört ist, können Stoffe mit Sensibilisierungspotential in die Haut eindringen und bis in belebte Zelllagen vordringen. Es kann zu einer Sensibilisierung kommen. 04 Abnutzungsekzem Ein Abnutzungsekzem entsteht durch den ständigen Kontakt mit Stoffen, die für sich allein genommen bei einem einmaligen Kontakt keine gravierenden Hautschäden verursachen würden. Der Schaden tritt vielmehr nach dem Prinzip steter Tropfen höhlt den Stein ein. Unsere Haut übersteht einen kurzzeitigen Wasserkontakt selbstverständlich unbeschadet. Für eine dauernde oder häufig wiederkehrende Exposition gegen Wasser (z.b. durch häufiges Händewaschen oder Tragen von flüssigkeitsdichten Handschuhen) ist unsere Haut dagegen nicht ausgelegt. Hinzu kommt die Einwirkung von Seifen, Lösemittel, Säuren, Laugen wie sie auch in haushaltsüblichen Reinigungsmitteln enthalten sind. Eine mechanische Belastung (z.b. Umgang mit rauen Oberflächen, Materialien, die die Haut austrocknen) hat die gleiche belastende Wirkung. Zunächst geht der Wasser- Fett-Film verloren und kann nicht mehr ersetzt werden. Wasser dringt in die Hornzellen ein, diese Quellen auf, der Zellverband wird gelockert. Die fetthaltige Zwischenzellsubstanz wird ausgewaschen (insbesondere, wenn das Wasser Detergentien enthält) Seite: 4 Stand: 02.04.07

und kann nicht regeneriert werden. Die Barrierefunktion der Hornschicht ist gestört, Wasser aus den tieferen Zelllagen verdunstet, die Haut wird trocken und rissig. Am Ende steht eine geschädigte, trockene, spröde, raue und schuppige Haut mit Rötungen, Rissen, Schrunden und Verhornungen, die Juckreiz und Brennen verursachen. 05 Sensibilisierung Voraussetzungen Voraussetzung für eine Sensibilisierung ist eine individuelle Disposition. Bis heute ist es nicht möglich, vorherzusagen, welche Individuen dieser Gefahr besonders ausgesetzt sind. Es gibt bislang auch keine Untersuchung, in der eindeutig der Nachweis geführt wurde, dass Personen mit anlagebedingten Hauterscheinungen (Neurodermitis, Schuppenflechte) oder bestehenden Allerwelts -Allergien (z.b. Heuschnupfen) in besonderem Maße gegenüber Arbeitsplatz-Allergien gefährdet sind. Der Mensch kommt täglich mit Allergie auslösenden Stoffen in Kontakt. Meistens hat auch die mehrmalige massive Exposition keine erkennbaren Folgen. Das kann so über einige Wochen, aber auch über einige Jahre gehen. Bei vielen Menschen bleibt das lebenslang so, ohne dass irgendwelche Beschwerden auftreten. Bei manchen Personen geschieht aber etwas Fatales: Irgendwann hat sich das Immunsystem bereit gemacht, den schließlich als bedrohlich identifizierten Stoff zu bekämpfen. Entweder haben weiße Blutkörperchen Antikörper gebildet, die gegen bestimmte Oberflächenmerkmale des fremden Stoffes gerichtet sind, oder es haben sich spezielle Abwehrzellen vermehrt, die auf die Oberflächenmerkmale des fremden Stoffes reagieren sollen. Es ist zu einer Sensibilisierung gegen den Stoff gekommen. Weitere Kontakte werden anders verlaufen: Bereits bei einer Exposition gegenüber kleinen Stoffmengen kommt es zu allergischen Symptomen. Zukünftige Kontakte mit dem Stoff führen immer wieder zu allergischen Symptomen, die sogar von Mal zu Mal schlimmer werden können. Auf Grund der alles entscheidenden individuellen Disposition, ist es unmöglich, alle Stoffe, die Sensibilisierungen verursachen können, anzugeben und es ist außerdem nicht möglich eine Grenze für die Höhe der Exposition (Dauer, Konzentration) anzugeben, unterhalb der es sicher nicht zu einer Sensibilisierung kommt. 06 Sensibilisierung und allergische Reaktion Eine Sensibilisierung verläuft in der Regel unbemerkt. Nach einer Sensibilisierung verlaufen weitere Kontakte mit dem betreffenden Stoff anders: Bereits bei einer Exposition gegenüber kleinen Stoffmengen kommt es zu allergischen Symptomen. Zukünftige Kontakte mit dem Stoff führen immer wieder zu allergischen Symptomen, die sogar von Mal zu Mal schlimmer werden können. Seite: 5 Stand: 02.04.07

Diese Reaktion wird als allergische Reaktion bzw. kurz Allergie bezeichnet, der Stoff, der die Reaktion auslöst als Allergen. Da es ohne das Allergen nicht zu einer allergischen Reaktion kommen kann, können Personen auch nach einer abgelaufenen Sensibilisierung an ihrem angestammten Arbeitsplatz verbleiben, wenn es gelingt, das Allergen aus dem unmittelbaren beruflichen Umfeld zu verbannen. Eine Aufgabe der beruflichen Tätigkeit ist dann nicht erforderlich. Da im Gesundheitsdienst neben den allergischen Reaktionen fast immer ein Abnutzungsekzem auftritt, ist es aber leider oft nicht ohne weitere Maßnahmen möglich, eine völlige Erscheinungsfreiheit zu erreichen. 07 Typische Allergien im Gesundheitsdienst Reaktionen vom Soforttyp setzen meistens innerhalb weniger Minuten ein und sind meistens sehr heftig bis hin zum anaphylaktischen Schock. Im Gesundheitsdienst ist die Latexallergie, die in den 90er Jahren vielen Beschäftigten - auf Grund der Zusammensetzung (hoher Gehalt an freien Latexproteinen) der damals verwendeten, gepuderten Einmaluntersuchungshandschuhen - Probleme bereitete, die bekannteste Allergie vom Soforttyp. Allergische Reaktionen vom Spättyp entwickeln sich über einen wesentlich längeren Zeitraum. Die Reaktionen sind nicht so heftig wie bei der Allergie vom Soforttyp, weshalb oft nicht direkt an eine allergische Reaktion gedacht wird (oder diese übergangen wird). Durch den wiederholten Kontakt mit dem Allergen entstehen chronische Hautschäden. 08 Allergische Reaktion vom Soforttyp Die Soforttyp-Allergie ist eine antikörpervermittelte Reaktion, bei der B-Abwehrzellen durch Allergene angeregt werden, spezifische Antikörper (Immunoglobin E) zu bilden, die sich an Mastzellen ankoppeln. Beim nächsten Kontakt heften sich die Allergene direkt an die IgE-Antikörper der Mastzellen. Bindet ein Antigen gleichzeitig an zwei IgE- Moleküle, setzt die Mastzelle schlagartig Histamine und andere Entzündungsstoffe frei. Die Hauptwirkung liegt in einer Permeablitätssteigerung der Gefäße. Im Gegensatz zur Spättyp-Allergie manifestieren sich die Symptome nach 1 bis 30 Minuten. Die Reaktionen werden in vier unterschiedliche Schweregrade eingeteilt. Als erste Reaktion entsteht eine lokale Urtikaria (Nesselsucht), die sich bei weiteren Allergenkontakten über den ganzen Körper ausbreiteten kann. In der Folge können ebenfalls die Schleimhäute betroffen sein. Bei extremer Antwort des Körpers kommt es zu anaphylaktischen Reaktionen mit schlagartigen Blutdruckabfall bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock. Seite: 6 Stand: 02.04.07

Die Latexallergie, gehört ebenso wie das Bäckerasthma oder eine Allergie gegen Tierhaare zu den Soforttyp-Allergien. Durch die Einführung allergenarmer ungepuderter Latexhandschuhe Ende der 90er Jahre ist die Zahl der als Berufskrankheit angezeigten Latexallergien von Beschäftigten aus dem Gesundheitsdienst drastisch zurückgegangen. Ursächlich für diese Allergien waren Latexproteine, die bei der Vulkanisation des Handschuhmaterials nicht in dieses eingebunden, bei den folgenden Verarbeitungsschritten aber auch nicht aus dem Handschuhmaterial entfernt wurden. Diese lagerten sich an den Handschuhpuder an und gelangten mit diesem beim Handschuhtragen in die oberen Hautschichten. Durch Handschuhpuder, der beim An- und Ausziehen von Handschuhen in die Raumluft gelangte, konnten außerdem Latexpartikel auch über die Atemwege aufgenommen werden. Was bei sensibilisierten Personen ausreichte, um allergische Reaktionen u.u. bis hin zu ernsten, evtl. sogar lebensbedrohlichen Situationen (anaphylaktischer Schock) auszulösen. Neben der Haut können auch die Schleimhäute reagieren. Heuschnupfen-Patienten kennen die Schwellungen der Nasenschleimhäute und juckende und tränende Augen. In einem späteren Krankheitsstadium können zusätzlich zu den Augen- und Nasensymptomen Atemprobleme, also Asthma, auftreten. Wenn sich bei einem Allergie-Patienten eine akute Behinderung der Atmung oder Schwellungen im Mund- und Rachenraum entwickeln, muss dringend der Notarzt alarmiert werden. Die Atemprobleme können sich in wenigen Minuten drastisch verschlimmern, und es können lebensbedrohliche Kreislaufprobleme dazukommen. 09 Allergische Reaktion vom Spättyp Die Spättyp-Allergie ist eine zellvermittelte Reaktion, bei der antigenpräsentierende Zellen (Langerhanszellen) aus der Haut in die Lymphknoten wandern und dort T-Zellen aktivieren, die dann in den Blutkreislauf wandern. Beim erneuten Allergenkontakt erkennen diese sensiblisierten T-Zellen das Antigen und schütten Entzündungsstoffe aus. Bemerkbar macht sich die Allergie als allergisches Kontaktekzem mit juckenden Rötungen, Pappeln, Bläschen und Schuppungen, die streuen und nicht auf den Kontaktbereich begrenzt sind. Die Hauterscheinungen treten 24 bis 48 Stunden nach Allergenkontakt auf, verstärken sich nach Entfernung des Allergens weiter und klingen oft erst nach 72 Stunden ab. Die Ermittlung der Ursachen ist auf Grund der Zeit, die zwischen der Exposition und dem Auftreten von Hauterscheinungen liegt oft schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass über 3.000 verschiedene Stoffe bekannt sind, die zu einer solchen Kontaktallergie führen können. 10 Zusammenfassung Seite: 7 Stand: 02.04.07