Der Postverkehr in Österreich nach der Kapitulation 1945

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Transkript:

Der Postverkehr in Österreich nach der Kapitulation 1945 Der Anschluss der ersten Republik Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich erfolgte nach intensiven und auch tödlichen innenpolitischen Auseinandersetzungen (Ermordung von Bundeskanzler E. Dollfuß) am 10. April 1938. Die Republik Österreich gehörte nun mit 7 Reichsgauen (Alpen- und Donaugaue) zum Großdeutschen Reich. Die zweite republikanische Staatsbildung begann bereits ab 13. April 1945 mit der Eroberung von Wien, während in einzelnen Landesteilen noch gekämpft wurde! Die Proklamation erfolgte am 27. April. Nach dem verlorenen 2. Weltkrieg kapitulierte Deutschland endgültig am 8. Mai 1945. Auf alliierten Beschluss der Siegermächte wurde Österreich, wie auch Deutschland, in vier Besatzungszonen aufgeteilt und Wien, das von den Sowjets erobert war, später zur Viersektorenstadt erklärt, ebenfalls wie Berlin. Philatelistisch gesehen ist die Zeit nach dem Krieg von 1945 bis 1948 sehr interessant. Parallelen zum Nachkriegsdeutschland sind auffällig. Barfrankaturen und Behelfsbelege Unkenntlich gemachte Hitlerbriefmarken Briefmarkenausgaben getrennt nach Besatzungszonen Zensierte Post Ein weites Feld lässt noch heute für den Philatelisten aussagekräftige Belege finden, um diese Zeit dokumentieren zu können. Im sowjetisch besetzten Land (Burgenland, Niederösterreich, große Teile der Steiermark und Wien) hatten die Briefmarken des Deutschen Reiches, also auch Überdrucke der Hitlermarken, ab 2. Mai 1945 noch Gültigkeit. Es waren dies die Michel-Nr. 660 bis 696.

Es folgte mit den Michel-Nr. 697 bis 719 eine Serie mit den Wappen der Länder und mit Michel-Nr. 720 eine Heimkehrerbriefmarke. Die westlichen Alliierten Frankreich (Vorarlberg), Großbritannien (Kärnten, Osttirol in großen Teilen, Steiermark) und die USA (Oberösterreich, Salzburg, Tirol) gaben gemeinsam eine Serie mit Posthörnern heraus. Diese Marken, Michel-Nr. 721 bis 737, waren im sowjetisch besetzten Teil Österreichs nicht gültig. Die USA ließen den Postverkehr ab 4. Juli 1945 zu. Großbritannien und Frankreich folgten ab 16. Juli 1945. Mit den Michel-Nr. 738 bis 770, der Landschaften-Serie, begann dann die Ausgabe von Briefmarken, die nun im gesamten besetzten Land gültig waren. Ab 30.11. 1945 wurde die Schilling-Währung wieder eingeführt.

Belege: (1) Im sowjetisch besetzten Österreich, so auch in Wien, konnte der Postverkehr relativ früh beginnen. So behalf man sich mit Barfrankaturen. Hier eine solche aus Wien vom 16.6.1945. Es handelt sich um einen Bezahlt Stempel des Deutschen Reiches. (2) Auch überdruckte man Marken der deutschen Dauerserie mit dem Namen Österreich bzw. machte das Hitlerporträt unkenntlich. Der Ortsbrief aus Wien vom 22.6.1945 zeigt eine interessante Variante der zahlreichen frühen Briefmarken der 2. Republik.

(3) Brief von Graz, der Hauptstadt der Steiermark, nach Wien vom 28.11.1945. Der Poststempel ist ein aptierter Stempel der Deutschen Reichspost. Die entfernte Inschrift lautete einmal Stadt der Volkserhebung. Die Briefmarke zu 12 Groschen Mi-Nr. 728 ist eine gemeinsame Ausgabe der westlichen Alliierten und konnte in der sowjetisch besetzten Zone nicht als Frankatur verwendet werden! Die Portostufe entsprach noch dem Porto aus der Deutschen Reichszeit (12 Pfennig = 12 Groschen). Dieser Brief wurde von der britischen Prüfstelle geöffnet, zensiert und mit einer Verschlussbanderole wieder verschlossen. (4) Einschreiben-Brief vom 20.2.1946 aus Wien nach Innsbruck. Die Portostufe entsprach noch der von der Reichspost zu 42 Pfennig bzw. 42 Groschen. Der Brief ist nicht mit einem Zensurstempel versehen! Diese erfolgte wahrscheinlich später im Kriegsgefangenenlager in Innsbruck selbst.

(5) Postkarte von Eisenkappel in Kärnten vom 12.10.1946 nach Kremsmünster in Oberösterreich. Der Poststempel ist noch ein ehemaliger Stempel der Deutschen Reichpost. Die Marke Mi.-Nr. 741 stammt aus der Serie Landschaften, die nun im gesamten besetzten Österreich Gültigkeit hatte. Interessant an diesem Beleg ist die Verwendung einer Ganzsache des Deutschen Reiches Mi-Nr. P 299. Der Hitlerkopf im Wertstempel wurde unkenntlich gemacht und dann mit der Briefmarke der neuen Republik Österreich überklebt. Offene Postkarten erhielten meist keine Zensurvermerke. (6) Ortsbrief aus Wien (Sowjetischer Sektor) vom 2.11.1946, frankiert mit Mi-Nr. 743. Der Poststempel ist ein Sonderstempel anlässlich der Festwoche des sowjetischen Films in Österreich 1 Wien 1 Scala 1946.

(7) Brief von Braunau am Inn in Oberösterreich vom 28.10.1947 nach Berlin. Der Poststempel ist auf zwei Briefmarken der Serie Landschaften Mi-Nr. 750 + 755 abgeschlagen. Oberösterreich gehörte zur amerikanisch besetzten Zone. Der Brief Wurde mit einem roten Bandstempel der US Kontrollbehörde versehen aber mit Wahrscheinlichkeit nicht geöffnet. In Berlin Steglitz, das im amerikanischen Sektor von Berlin lag, öffnete man den Brief, zensierte ihn, gab ihm einen Zensurstempel und verschloss ihn wieder mit einer Verschlussbanderole. Als in Deutschland die Postzensur längst abgeschafft war, wurde in Österreich noch der Briefverkehr aus dem Ausland zensiert. Hier zwei Belege.

(8) Brief aus Hamburg vom 21.10.1949 mit Mi-Nr. 80 + 84 nach Wien. Der Werbestempel weist auf eine Ausstellung in der Kunsthalle Hamburg zum 100. Jubiläum deutscher Briefmarken hin. (9) Brief aus Leipzig vom 23.6.1950 mit Mi-Nr. 224 (SBZ) nach Wien. Interessant die Kombination des Werbetextes im Stempel Bachfeier und Kartoffelkäfer! W. Richter, Göttingen