Phase 4: Belange des Naturschutzes

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Transkript:

Abschlusspräsentation der HiWUS-Studie Phase 4: Belange des Naturschutzes Bisherige Erkenntnisse Gätke (1900) Dr. Ommo Hüppop Dipl.-Umweltwiss. Katrin Hill Dr. Hauke Ballasus Institut für Vogelforschung Vogelwarte Helgoland Inselstation Email: ommo.hueppop@ifv.terramare.de

Hintergrund: Verhalten Etwa 5 Milliarden Vögel ziehen von Nord- und Mitteleuropa auf ihren Wanderungen zwischen den Brutund Überwinterungsgebieten (mindestens) zweimal jährlich über Mittel- und Westeuropa hinweg. Ein Großteil des Zuges erfolgt nachts, obwohl die meisten Vögel ansonsten tagaktiv sind. Vögel ziehen oft in geringer Höhe. Fledermäuse wandern ebenfalls über zum Teil große Distanzen. Die meisten heimischen Fledermäuse jagen nachts im Flug Insekten. Viele nachtaktive Tiere werden von Licht angezogen.

Hintergrund: Orientierung Vögel: Visuell (im Nahbereich) Sternenhimmel Magnetfeld der Erde Sonne / polarisiertes Licht Fledermäuse: Visuell (im Nahbereich) Ultraschall (im Nahbereich) Magnetfeld der Erde

Hintergrund: Attraktion durch Licht Nachtaufnahme mit Videokamera (Forschungsplattform FINO-1, südliche Nordsee) Gefahr von: - Kollisionen - Energieverlust Nachtaufnahmen mit Wärmebildkameras (Helgoland und Wilhelmshaven)

Hintergrund: Kollisionen Forschungsplattform FINO-1 (südliche Nordsee) Fotos: Reinhold Hill

Problemfelder Vögel können durch Licht angelockt werden Kollisionsgefahr! Beispiel USA: jährlich 4-50 Mio. Kollisionsopfer an (beleuchteten) Funktürmen (NWCC 2001) Insekten werden ebenfalls von Licht angelockt, vor allem von Licht mit hohem UV-Anteil. Fledermäuse jagen Insekten, manche Arten bevorzugt an Lampen Kollisionsgefahr!

Kollisionen auch an beleuchteten WEA? Fotomontage: Reinhold Hill

Vogelzug und Wetter nach Rufintensitäten bei FINO-1 Günstige Zugbedingungen an den Küsten (Rücken- oder schwache Seiten- bzw. Gegenwinde, wenig Niederschlag, gute Sicht) bzw. nach sehr schlechten Bedingungen in den vorhergehenden Nächten (Zugstau) Aufbruch zum Flug über die Deutsche Bucht Weiterhin günstige Zugbedingungen über See Zug in größerer Höhe, wenig Rufaktivität geringe Gefährdung durch WEA Verschlechterung der Zugbedingungen über See (zunehmende niedrige Bewölkung, mehr Niederschlag, geringe Sichtweite, ungünstige Windstärke und -richtung) Reduktion der Zughöhe und Attraktion durch (Dauer-)Licht, Zunahme der Rufaktivität Vögel im Gefahrenbereich von WEA Sehr schlechte Aufbruchsbedingungen kein Aufbruch keine Gefährdung durch WEA Hüppop et al. (2008)

Verminderung und Vermeidung durch Beleuchtungsoptimierung? Evans et al. (2007)

Beleuchtungsoptimierung Einfluss von Lichtfarbe (A und B) und Dauer-/Blitzlicht (C)? Evans et al. (2007)

Einfluss der Lichtimpuls-Länge? Versuche mit Rotkehlchen im Orientierungskäfig (K. Hill et al. n = in 42 Vorb.) Anzahl Vogelnächte 23 20 18 Foto: R. Hill 13 4 1 50 ms 1000 ms continuous 0,05 s von 4 s 1 s von 4 s Dauerlicht p < 0.005

Einfluss der Lichtintensität? Anzahl getöteter Vögel Frühjahr Lichtintensität halbiert, Strahlbreite verringert Long Point Leuchtturm, Ontario Jones & Francis (2003) Herbst Anzahl getöteter Vögel Lichtintensität halbiert, Strahlbreite verringert

Schlussfolgerungen Bei gewissen Wetterlagen werden Vögel und Insekten/Fledermäuse von Licht angezogen. Dadurch kann es zu Kollisionen mit WEA oder anderen Strukturen kommen. Durch optimierte Beleuchtung lässt sich die Attraktion verringern.

Empfehlungen Möglichst geringe Lichtintensitäten, vor allem bei kollisionsfördendem Wetter. Völliger Verzicht auf Dauerlicht, insbesondere auf die Schaftbeleuchtung von Offshore-WEA (wo dies nicht möglich ist, zumindest Minimierung der Abstrahlung nach oben). Bei unterbrochene Lichterführung möglichst kurze Hellphase bei möglichst langer Dunkelphase. Synchronisierung des Blinkregimes unter allen WEA eines Windparks. Blattspitzenbefeuerung erscheint aufgrund der längeren Lichtphase nachteilig, ist in Hinblick auf die wesentlich schwächere erforderliche Lichtintensität jedoch vorteilhaft (weiterer Forschungsbedarf!). Hinsichtlich der Lichtfarbe noch keine eindeutige Empfehlung möglich. Rote Beleuchtung ist vmtl. nicht besonders attraktiv für Vögel oder Fledermäuse (weiterer Forschungsbedarf!). Temporäres Ausschalten der Beleuchtung (und ggf. Anlagen). Beleuchtung sollte kein/wenig UV-Licht enthalten, um keine Insekten (Fledermäuse!) anzulocken. Eine Beleuchtung, die sich erst bei Annäherung eines Flugzeuges oder Schiffs anschaltet, ist aus Sicht des Vogel- und Fledermausschutzes besonders wünschenswert.