1 Predigt über 1.Korinther 9, 23-26a am 14.3.010 in Altdorf Pfr. Bernd Rexer Liebe Gemeinde, stellen Sie sich vor, Sie warten gerade auf die Narkose für eine größere Operation. Und da kommt der Chirurg mit grauem Gesicht vorbei und sagt: Hallo, es ist bei mir gestern später geworden, meine Frau hatte Geburtstag. Sie verstehen das sicher. Ich hatte keine Zeit mehr, mir Ihre Unterlagen gründlich anzuschauen. Was war das bei Ihnen noch mal? Die Niere? oder der Herzkatheder? Egal, wir schneiden Sie erstmal auf, und dann sehen wir weiter. Ist das o.k. für sie? Irgendwie hätten wir dabei das Gefühl, dass der Mann seiner Aufgabe nicht wirklich gerecht wird. Es gibt Bereiche, wo wir einfach eine sehr gute Leistung erwarten. Auch Christen sollen Konzentriert, zuverlässig und zielbewusst sein. Davon hören wir in unserem heutigen Bibelabschnitt. Ich lese aus dem 1.Korintherbrief, 9,23-26a: Alles tue ich um des Evangeliums willen um an ihm teilzuhaben. Ihr wisst doch, dass an einem Wettlauf viele teilnehmen; aber nur einer bekommt den Preis, den Siegeskranz. Darum lauft so, dass ihr den Kranz gewinnt! Alle, die an einem Wettkampf teilnehmen wollen; nehmen harte Einschränkungen auf sich. Sie tun es für einen Siegeskranz; der vergeht. Aber auf uns wartet ein Siegeskranz; der unvergänglich ist. Darum laufe ich nicht ins Ungewisse, sondern wie einer, der sein Ziel erreichen will.
2 Liebe Gemeinde, Wenn Paulus hier christliches Leben und Sport vergleicht, dann hört das nicht jeder gern. Soll es auch im Glauben um Leistung gehen? Soll es auch hier darum gehen wie im harten Geschäftsleben, dass der eine den andern aussticht? Soll es auch beim Glauben und in der Kirche so sein, dass der mit der größeren Durchsetzungskraft gewinnt und die anderen das Nachsehen haben? Das kann ja wohl nicht wahr sein! - Und es ist auch nicht wahr! Gerade Paulus weiß sehr wohl darum, dass vor Gott nicht unsere Leistung das allein selig machende ist: Die Liebe Gottes müssen wir uns nicht erarbeiten. Sie wird uns durch Jesus Christus geschenkt. Das Evangelium, die Frohe Botschaft Gottes richtet sich an alle Menschen. Hier geht es nicht um Sieger und Besiegte. Im Glauben gilt noch das alte olympische Motto: dabei sein ist alles!!!!!! Und dennoch ist es hilfreich, konzentriert und engagiert, mit ganzem Herzen dabei zu sein. Das Bild vom Wettlauf hat seine Grenzen aber es zeigt auch einige Aspekte, über die es sich nachzudenken lohnt. 1. Sportler und Christ sind Läufer auf ihrem Weg 2. Sportler und Christ - trainieren hart und üben Verzicht 3. Sportler und Christ - haben ihr Ziel fest im Blick
3 Zum 1. Sportler und Christ sind Läufer auf ihrem Weg Wenn ein Sportler hoch begabt ist, aber keine Lust hat, zu einem Wettkampf zu gehen, dann wird das Thema schnell erledigt sein. Der Trainer wird enttäuscht sein, dass sein Schützling keinen Ehrgeiz zeigt. Zur Begabung, zum Interesse muss die aktive Teilnahme kommen. Sonst wird die Sportlerkarriere zu Ende sein bevor sie begonnen hat. Beim Glauben ist es ähnlich. Gott lädt uns ein, ein Leben mit ihm zu beginnen. Diese Einladung bekommen wir in der Taufe. Das ist die Startberechtigung zum Glaubenslauf. Doch die Startberechtigung reicht noch nicht. Es kommt auf das Laufen an. Wer im Startblock stehen bleibt hat nicht teilgenommen. Jeder muss sich selber auf den Weg des Glaubens machen. Sonst verblasst die Taufe zu einer wertlosen Urkunde, die für das Leben keine Bedeutung mehr hat. 2. Sportler und Christ - trainieren hart und üben Verzicht Liebe Mitchristen, stellen wir uns vor: der 100 Meter-Sprinter steht da. Die Sporttasche hat er unter den Arm geklemmt, den Strohhut auf dem Kopf und Sandalen an den Füßen. So tritt der Hundertmeterläufer an die Startblöcke. Klar gewinnen will er. Aber wozu den Aufwand?
4 Er spart sich den Gang in die Umkleidekabine. Wozu den Hut ablegen, wozu die Sandalen mit den Turnschuhen tauschen? Darauf kommt es doch gar nicht an. Du wirst über diesen komischen Wettläufer lachen. Hat er so eine Chance? Wenn der Sportler sich entschieden hat, am Wettkampf teilzunehmen, dann muss er sich auch vorbereiten, dann muss er trainieren. Er arbeitet an sich, es kostet ihn Schweiß und Mühe, dass er in die rechte Form kommt. Er muss sich in manchem einschränken. Wenn ich einen Wettlauf gewinnen will, kann ich nicht im Trainingslager nächtelang auf Parties gehen oder jeden Tag ins Eiscafe. Ich muss immer wieder wählen: was tut mir gut und was ist eher schlecht für mich. Auch für das Leben im Glauben braucht es das Training. Trainieren heißt: üben und wiederholen. Das Beten, Bibellesen Als Christ werde ich wird mit Gott Besprechungen abhalten. Werde ich von ihm Tipps bekommen, was für mich gut ist und was nicht. Im Team zu trainieren macht viel mehr Spaß als immer nur allein. Christsein ist keine Solo-veranstaltung, kein Einzelkämpfertum. Deshalb laden wir in Gruppen und Kreise ein, wo wir gemeinsam unseren Glauben trainieren, und uns gegenseitig unterstützen und motivieren können.
5 Vielleicht sind heute manche Menschen ausgebrannt, weil sie alleine kämpfen. Weil sie sich zuviel zugemutet haben und niemanden haben, der sie unterstützt, der ihre Sorgen und Lasten mit trägt. Die Gemeinschaft ist ein ungeheuer wichtiger Schatz, eine Kraftquelle, die wir dringend brauchen. 3. Sportler und Christ haben ihr Ziel fest im Blick Liebe Gemeinde, es war bei den olympischen Winterspielen in Vancouver. Bei einem Langlaufwettbewerb. In Führung liegend, die Gold-Medaille vor Augen, ging es in die letzten paar hundert Meter. Da aber nahm er die falsche Spur. Die falsche Kurve. Als er es merkt, ist es schon zu spät, er muss zurück, die Verfolger sind an ihm vorbei. Die Medaille ist verloren. So schnell kann es gehen. Einen Moment unkonzentriert, irgendwie nicht ganz bei der Sache, schon ist das Ziel verfehlt. Ein Langläufer weiß, was ihn bei seinem Lauf erwartet. Die Strecke wird lang und beschwerlich sein. Es wird die Zeit kommen, da sind die Muskeln übersäuert. Und er muss sich zwingen, weiter zu laufen. Es tut weh, aber da muss er sich durchbeißen.
6 Es kann sein, dass ihm der Gegenwind ins Gesicht bläst und er sich fragt: wozu mache ich das alles? Doch das muss er überstehen. Wenn er dann das Ziel erreicht hat, ist die Erleichterung groß. Auch wenn er nicht als erster angekommen ist er freut sich, dass er es geschafft hat. Unser Leben als Christen gleicht oft auch einem Marathonlauf. Manchmal tut es weh, was wir erleben. Manchmal bläst uns der Wind ins Gesicht und wir fragen uns: wozu das alles? Dabei gilt es, das Ziel nicht zu vergessen, auf das wir zugehen. Nun haben wir ja verschiedene Ziele, je nach Lebenssituation oder Alter. Der Schulabschluss kann so ein Ziel sein, die Lehrstelle bekommen, die Prüfungen schaffen und einen guten Arbeitsplatz finden. Einen Partner kennen lernen, eine Familie gründen. Ein Haus bauen, den Ruhestand erreichen und davon auch noch etwas haben, und und und... Es gibt viele Ziele, Zwischenetappen unterwegs. Und diese kleinen und großen Ziele sind auch nötig für unser Leben. Ja, wir tun alles Mögliche, um unsere Ziele zu erreichen. Paulus spricht aber noch von einem anderen Ziel. Einem großen Ziel, dem alle anderen Ziele untergeordnet sind: Die vorläufigen Ziele sind schön und es verschafft Befriedigung, wenn man sie erreicht hat.
7 Aber wie der Siegeskranz aus Lorbeer verwelkt, so haben auch alle diese Ziele ihre Zeit und dann sind sie vorbei: Schule, Beruf, auch die Partnerschaft und Ehe. Unser Leben wird zu Ende gehen. Darin sind wir alle gleich. Ob wir bei den übrigen Zielen unseres Lebens mehr oder weniger erfolgreich waren. Aber, sagt Paulus: der Tod soll nicht das Ziel eures Lebens sein! Sondern das ewige Leben. Es geht bei dem Wettlauf eures Lebens um dieses große Ziel. Den Siegeskranz, der unvergänglich ist, um das ewige Leben. Lasst von diesem Ziel her euer Leben bestimmt sein! Richtet euer Leben auf dieses Ziel aus! Ihr Lieben, was echt erfreulich ist: bei diesem Wettlauf kann nicht nur einer gewinnen! Und hier heißt es wirklich: Dabei sein ist alles! Ein herrliches Motto für den Glauben, für unsere Gemeinde. Bei Jesus dabei sein - ist alles. So sehn wahre Sieger aus. Ob mit Strohhut oder ohne. Amen.