Das Informationsverfahren gemäß der Richtlinie (EU) 2015/1535

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Transkript:

Das Informationsverfahren gemäß der Richtlinie (EU) 2015/1535 Rechtsquellen und Unterlagen Rechtsgrundlagen auf EU-Ebene: Richtlinie (EU) 2015/1535 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 09. September 2015 über ein Informationsverfahren auf dem Gebiet der technischen Vorschriften und der technischen Vorschriften für die Dienste der Informationsgesellschaft (kodifizierter Text) Rechtsgrundlagen auf innerstaatlicher Ebene: Bundesgesetz zur Durchführung eines Informationsverfahrens auf dem Gebiet der technischen Vorschriften, der Vorschriften für die Dienste der Informationsgesellschaft und der Normen (Notifikationsgesetz 1999 NotifG 1999), BGBl. I Nr. 183/1999 Verordnung des Bundesministers für wirtschaftliche Angelegenheiten über das Formblatt für Notifikationen (Notifikationsverordnung NotifV), BGBl. II Nr. 450/1999, zuletzt geändert durch die Verordnung des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit, BGBl. II Nr. 509/2003 Gegenstand der Mitteilung (Notifikation) gemäß (EU) 2015/1535: Gegenstand der Mitteilung (Notifikation) sind Entwürfe technischer Vorschriften im Sinne von 1 Abs. 1 Z 10 NotifG 1999 (Art. 1 Abs. 1 Buchstabe g der RL (EU) 2015/1535). Unter technischen Vorschriften werden dabei immer allgemeine Vorschriften verstanden, die sich beziehen auf Erzeugnisse, insbesondere deren Eigenschaften, Verpackung, Kennzeichnung, Gebrauch und Lebenszyklus (technische Spezifikationen im Sinne von 1 Abs. 1 Z 3 NotifG 1999 bzw. Art. 1 Abs. 1 Buchstabe c der RL (EU) 2015/1535 und sonstige Vorschriften im Sinne von 1 Abs. 1 Z 4 NotifG 1999 bzw. Art. 1 Abs. 1 Buchstabe d der RL (EU) 2015/1535) oder Dienste der Informationsgesellschaft im Sinne von 1 Abs. 1 Z 2 NotifG 1999 bzw. Art. 1 Abs. 1 Buchstabe b der RL (EU) 2015/1535. Während somit nahezu alle Vorschriften, die Erzeugnisse betreffen, zu notifizieren sind, betrifft die Notifikationspflicht bei Vorschriften betreffend Dienste nur einen bestimmten Teil aller Dienstleistungen im Sinne von Art. 56 AEUV.

Es sind dies Dienstleistungen, die 3 Merkmale aufweisen: Sie müssen 1. elektronisch, 2. im Fernabsatz ohne gleichzeitige Anwesenheit der Vertragspartner und 3. auf individuellen Abruf des Empfängers erbracht werden. Überdies sind von der Mitteilungspflicht nur Vorschriften erfasst, die sich speziell auf Dienste beziehen, die auf diese Weise erbracht werden. Vorschriften, die Regelungen für Dienste enthalten, die unabhängig von der Art der Erbringung gelten, müssen somit nicht mitgeteilt werden. Von der Notifikationspflicht gibt es eine Reihe von Ausnahmen: Einige Ausnahmen beziehen sich auf alle technischen Vorschriften ( 5 NotifG 1999), darüber hinaus gibt es zusätzliche Ausnahmen, vor allem im Bereich der Vorschriften betreffend Dienste (Ausnahmen vom Geltungsbereich gemäß 1 Abs. 3 NotifG 1999). Die wichtigste allgemeine Ausnahme betrifft Vorschriften, die ausschließlich der Umsetzung von Gemeinschaftsrechtsakten dienen. Die Ausnahmen im Bereich der Dienste der Informationsgesellschaft beziehen sich etwa auf Bereiche, die bereits durch gemeinschaftsweite Regelungen abgedeckt sind, z.b. durch die Richtlinien für Telekommunikationsdienste. Inhalt der Notifikation und Beilagen Die Mitteilung (Notifikation) muss bestimmten inhaltlichen Erfordernissen entsprechen, die in einem elektronischen Formular vorgegeben sind, das EU-weit verwendet wird. Darin müssen u.a. die Stelle, die den Entwurf ausgearbeitet hat und der wichtigste Inhalt des Entwurfs angegeben werden. Daneben muss auch angeführt werden, in welcher Bestimmung der Entwurf eine Klausel zur Anerkennung von Erzeugnissen bzw. Diensten enthält, die in anderen Mitgliedstaaten rechtmäßig hergestellt oder erbracht wurden. Fehlt eine solche Klausel, so ist dies zu begründen. Als Beilagen sind anzuschließen: der Entwurfstext, grundlegende Rechtsvorschriften, die für die Beurteilung der Tragweite des Entwurfs notwendig sind, insbesondere eine Vorschrift, die durch den Entwurf geändert werden soll oder das Gesetz, das die Grundlage für einen Verordnungsentwurf darstellt ( 2 Abs. 5 NotifG 1999 bzw. Art. 5 Abs. 1, 1. Unterabs. der RL (EU) 2015/1535) und

bei chemischen Stoffen, Zubereitungen und Erzeugnissen eine Zusammenfassung aller Angaben über diese Chemikalien, deren Substitutionsprodukte und deren Auswirkungen auf Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz ( 2 Abs. 6 NotifG 1999 bzw. Art. 5 Abs. 1, 4. Unterabs. der RL (EU) 2015/1535). Verfahrensablauf Verfahrenseinleitung Die Initiative zur Einleitung eines Notifikationsverfahrens hat immer von der zuständigen Stelle ( 1 Abs. 1 Z 11 NotifG 1999) auszugehen, die für die Ausarbeitung des Entwurfs verantwortlich ist. Dieser obliegt die Entscheidung, ob der Entwurf im Hinblick auf seinen Inhalt zu notifizieren ist oder nicht. Die zuständige Stelle hat das ausgefüllte Notifikationsformular mit dem Ersuchen um Vornahme der Notifikation an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (an die zuständige Abteilung C2/1) zu übermitteln und alle erforderlichen Beilagen in elektronischer Form anzuschließen ( 2 Abs. 1 ivm Abs. 5 und 6 NotifG 1999). Die Abteilung C2/1 hat die Mitteilung und die Beilagen auf Vollständigkeit zu prüfen. Sind alle Unterlagen vollständig, so hat der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft die Notifikation an die Europäische Kommission unverzüglich, spätestens aber innerhalb von 14 Tagen, vorzunehmen ( 2 Abs. 2 NotifG 1999). Reaktionen auf den Entwurf, Stillhaltefrist Die Europäische Kommission bestätigt das Einlangen des Entwurfs und übermittelt das Datum, mit dem die Stillhaltefrist zu laufen beginnt. Die ursprüngliche Stillhaltefrist beträgt drei Monate. Während dieser Frist darf der Entwurf nicht erlassen werden ( 3 Abs. 1 NotifG 1999 bzw. Art. 6 Abs. 1 der RL (EU) 2015/1535). Das Ende der Dreimonatsfrist wird von der Europäischen Kommission gleichzeitig mit der Bestätigung des Einlangens des Entwurfs bekannt gegeben. Es gibt nur wenige Ausnahmefälle, in denen die Stillhaltefristen nicht gelten, z.b. bei steuerlichen Vorschriften oder bei Inanspruchnahme des Dringlichkeitsverfahrens. Während der drei Monate haben die Europäische Kommission und die anderen Mitgliedstaaten die Möglichkeit, auf den Entwurf zu reagieren.

Zwei Arten von Reaktionen sind für die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten möglich: 1. Bemerkungen gemäß Art. 5 Abs. 2 der RL (EU) 2015/1535) oder 2. eine ausführliche Stellungnahme gemäß Art. 6 Abs. 2 der RL (EU) 2015/1535). Eine ausführliche Stellungnahme liegt vor, wenn behauptet wird, dass der Entwurf Elemente enthält, die den freien Warenverkehr oder im Fall von Vorschriften betreffend Dienste - den freien Dienstleistungsverkehr oder die Niederlassungsfreiheit der Dienstleistungserbringer beeinträchtigen könnten. Sie muss unbedingt innerhalb der Dreimonatsfrist abgegeben werden. Bemerkungen sind alle anderen Stellungnahmen zu einem Entwurf. Sie sind nicht an die Dreimonatsfrist gebunden. Die Europäische Kommission kann überdies mitteilen, dass sie beabsichtigt, für den im Entwurf geregelten Gegenstand einen Gemeinschaftsrechtsakt vorzuschlagen oder zu erlassen oder dass dem Rat ein entsprechender Vorschlag vorgelegt wurde (Art. 6 Abs. 3 und 4 der RL (EU) 2015/1535). Sofern es auf Grund der Reaktionen auf den Entwurf oder im Hinblick auf Anfragen der Europäische Kommission oder anderer Mitgliedstaaten zu dessen Inhalt zu einem weiteren Schriftverkehr kommt, so hat auch dieser stets über den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und die Europäische Kommission zu laufen. Verlängerung der Stillhaltefrist Zu einer Verlängerung der Stillhaltefrist kommt es in folgenden Fällen: bei Abgabe mindestens einer ausführlichen Stellungnahme der Europäischen Kommission oder eines Mitgliedstaates ( 3 Abs. 2 Z 1 und 2 NotifG 1999 bzw. Art. 6 Abs. 2 der RL (EU) 2015/1535) Verlängerung auf 6 Monate (Regelfall bei technischen Vorschriften betreffend Erzeugnisse) oder auf 4 Monate (Vorschriften betreffend Dienste, freiwillige Vereinbarungen betreffend Erzeugnisse), bei Mitteilung der Europäischen Kommission, dass ein Gemeinschaftsrechtsakt in Ausarbeitung oder beabsichtigt ist Verlängerung auf 12 Monate und weitere Verlängerung auf 18 Monate, wenn der Rat innerhalb der 12 Monate einen gemeinsamen Standpunkt festlegt (sog. Blockade, 3 Abs. 2 Z 3 und 4 NotifG 1999 bzw. Art. 6 Abs. 3 bis 5 der RL (EU) 2015/1535). Diese Fristen gelten nicht mehr, sobald ein Gemeinschaftsrechtsakt erlassen wird oder die Europäische Kommission bekannt gibt, dass sie ihren Entwurf oder Vorschlag zurückgezogen hat oder ihre Absicht aufgegeben hat ( 9 Abs. 3 NotifG 1999 bzw. Art. 6 Abs. 6 der RL (EU) 2015/1535).

Bei ausführlichen Stellungnahmen besteht überdies die Pflicht, darauf zu antworten, indem bekannt gegeben wird, welche Maßnahmen der notifizierende Mitgliedstaat auf Grund der ausführlichen Stellungnahme zu ergreifen beabsichtigt. Dringlichkeitsverfahren Ist ein Mitgliedstaat gezwungen, einen Entwurf aus bestimmten Gründen besonderer Dringlichkeit unverzüglich zu erlassen und in Kraft zu setzen, so unterliegt er zwar der Notifikationspflicht, es müssen jedoch die Stillhaltefristen nicht eingehalten werden ( 3 Abs. 4 Z 1 NotifG 1999 bzw. Art. 6 Abs. 7 der RL (EU) 2015/1535). Die Dringlichkeit muss sich in jedem Fall aus einer ernsten Situation ergeben, die zumeist auch unvorhersehbar sein muss. Gründe, die dieses Verfahren rechtfertigen, sind der Schutz der Gesundheit von Menschen und Tieren, die Erhaltung von Pflanzen oder die Sicherheit. Bei Vorschriften betreffend Dienste kann das Verfahren auch aus Gründen der öffentlichen Ordnung, insbesondere des Jugendschutzes und im Fall von Finanzdienstleistungen - auch zum Schutz der Sicherheit und Integrität des Finanzsystems in Anspruch genommen werden. Im Formblatt für die Notifikation findet sich ein eigener Punkt, unter dem anzugeben ist, ob man sich auf das Dinglichkeitsverfahren berufen will oder nicht. Zu beachten ist, dass die Europäische Kommission bei der Beurteilung, ob die Berufung auf dieses Verfahren zu Recht erfolgt ist, äußerst restriktiv vorgeht. Die verbindliche Entscheidung über diese Frage steht aber nicht der Europäischen Kommission, sondern dem Europäischen Gerichtshof zu. Mitteilung des endgültigen Wortlautes und Hinweispflicht Nachdem ein Entwurf als verbindliche Vorschrift erlassen wurde, besteht die Pflicht, der Europäischen Kommission den endgültigen Wortlaut mitzuteilen ( 2 Abs. 9 NotifG 1999 bzw. Art. 5 Abs. 3 der RL (EU) 2015/1535). Die Initiative liegt wieder bei der zuständigen Stelle, die den endgültigen Wortlaut an den Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zur Weiterleitung an die Europäische Kommission zu übermitteln hat. Überdies besteht die Pflicht, in den Text der Vorschrift einen Hinweis auf die Durchführung des Verfahrens aufzunehmen ( 6 NotifG 1999 bzw. Art. 9 der RL (EU) 2015/1535). Es empfiehlt sich, die entsprechende Bestimmung schon in den Entwurf der Vorschrift aufzunehmen, da deren Fehlen im Entwurf stets von der Europäischen Kommission in Form von Bemerkungen gerügt wird. Notifikationen anderer Staaten Der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (die zuständige Abteilung C 2/1) hat jeden Entwurf einer technischen Vorschrift eines anderen

Mitgliedstaates unverzüglich, spätestens innerhalb von 14 Tagen, an die zuständigen Stellen weiterzuleiten, sobald er eine deutsche, englische oder französische Sprachfassung des Entwurfs erhalten hat. Dabei sind auch das Datum des Einlangens des Entwurfs bei der Europäischen Kommission und das Ende der Stillhaltefrist bekannt zu geben ( 7 Abs. 1 NotifG 1999). Die zuständigen Stellen können zunächst innerhalb einer Frist, die zumeist mit 6 Wochen festgelegt wird, Vorschläge für Bemerkungen oder eine ausführliche Stellungnahme unterbreiten. Die Koordination dieser Vorschläge hat jener Bundesminister vorzunehmen, der im Sachgebiet des Entwurfs führend zuständig ist. Die Weiterleitung der koordinierten österreichischen Reaktion in Form einer ausführlichen Stellungnahme oder von Bemerkungen an die Europäische Kommission obliegt dem Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend ( 7 Abs. 3 NotifG 1999). Aufgaben des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft - Abteilung C 2/1 Der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ist der zentrale Ansprechpartner der Europäischen Kommission in Österreich und gemäß dem Notifikationsgesetz 1999 für die reibungslose Durchführung des Notifikationsverfahrens gemäß der RL (EU) 2015/1535, soweit es technische Vorschriften betrifft, verantwortlich. Nach Maßgabe der Geschäftseinteilung des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft ist mit diesen Aufgaben die Abteilung C 2/1 betraut. Ihr obliegen daher insbesondere die im Folgenden dargestellten Aufgaben: Aufgaben hinsichtlich österreichischer Entwürfe: Vornahme aller Notifikationen technischer Entwürfe an die Europäische Kommission, sofern ihr alle Unterlagen vollständig von der zuständigen Stelle übermittelt wurden, Hinweise auf fehlende Unterlagen oder andere Formalfehler wie Unvollständigkeit der Angaben bei Übermittlung eines Entwurfe zur Notifikation, Weiterleitung von Anfragen der Europäischen Kommission und der anderen Mitgliedstaaten, die sich auf eine österreichische Notifikation beziehen, an die zuständigen Stellen, Weiterleitung von Bemerkungen und ausführlichen Stellungnahmen an die zuständigen Stellen, Übermittlung aller Antworten der zuständigen Stellen auf Anfragen und Stellungnahmen der Europäischen Kommission und der Mitgliedstaaten an die Europäische Kommission,

Weiterleitung aller endgültigen Texte von notifizierten Vorschriften an die Europäische Kommission, sobald diese von den zuständigen Stellen übermittelt wurden. Aufgaben hinsichtlich der Entwürfe anderer Staaten: Weiterleitung aller Notifikationen anderer Staaten an die zuständigen Stellen unter Einräumung einer angemessenen Frist zur Vorlage von Vorschlägen für eine ausführliche Stellungnahme oder Bemerkungen, Weiterleitung aller während der Frist eingegangenen Vorschläge an den sachlich zuständigen Bundesminister zur Koordinierung der österreichischen Reaktion, Übermittlung einer koordinierten österreichischen Stellungnahme in Form einer ausführlichen Stellungnahme oder von Bemerkungen an die Europäische Kommission unter besonderer Beachtung der rechtzeitigen Übermittlung einer ausführlichen Stellungnahme, Weiterleitung aller ergänzenden Informationen betreffend die Notifikationen anderer Staaten, wie Mitteilung der Stillhaltefrist, ausführliche Stellungnahmen oder Bemerkungen, an die zuständigen Stellen, Weiterleitung von Anfragen österreichischer Stellen zu einem Entwurf an die Europäische Kommission, Übermittlung des endgültigen Textes von Vorschriften anderer Staaten, die als Entwürfe notifiziert wurden, an die zuständigen Stellen. Sonstige Aufgaben: legistische Vorkehrungen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Richtlinie und ihrer Änderungen durch Ausarbeitung aller dazu notwendigen Gesetzes- und Verordnungsentwürfe, Vertretung Österreichs im Ausschuss gemäß der RL (EU) 2015/1535 in den Teilen Technische Vorschriften und Dienste der Informationsgesellschaft, regelmäßige Information aller betroffenen Bundes- und Landesdienststellen und Interessensvertretungen über allgemeine Fragen der Durchführung des Systems, Erteilung von allgemeinen Rechtsauskünften über die Auslegung der Richtlinie und von Auskünften zur praktischen Durchführung, Archivierung und Aktualisierung aller Formblätter, technische Vorkehrungen für die reibungslose Durchführung des Systems. Kontakt: not9834@bmwfw.gv.at