SolarRegion. Die neuen Energieriesen. Wie Bürger die Energiewende gestalten

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Transkript:

SolarRegion Zeitschrift für Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit www.solarregion.net Die neuen Energieriesen Wie Bürger die Energiewende gestalten 42012 15. Jahrgang Energiegenossenschaften: Passgenaue Bildungsarbeit erleichtert die Gründung Power to Gas: Speicher für die Energiewende Wohin weht der Wind im Ländle? Interview mit Umweltminister Untersteller

editorial Karin Jehle Liebe Leserinnen und Leser, energiegeladen demokratisch bürgernah: So präsentierten sich die Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Energie in Bürgerhand eg (EiB) bei der Auftaktveranstaltung für eine bundesweite Kampagne im Juli 2009 in Freiburg. Schnell waren rund acht Millionen Euro eingesammelt. Auch wenn das ursprüngliche Ziel, Anteile an der Thüga zu kaufen und die Eon- Tochtergesellschaft zu einem ökologischen Energieunternehmen umzubauen, so nicht umgesetzt werden konnte, war die Gründung der EiB ein Riesenerfolg. Zeigte sie doch, dass viele zusammen Großes bewirken können. Diese Ausgabe der SolarRegion ist voll und ganz dem bürgerschaftlichen Engagement für den Klimaschutz gewidmet. In vielen Kommunen der Region gründen sich Energiegenossenschaften und nehmen gemeinschaftlich die Versorgung mit Strom und Wärme in die eigenen Hände. Die Menschen warten nicht mehr auf eine Energiewende von oben, sondern packen an und starten Projekte in ihren Kommunen. Der fesa e.v. hat sich einen dezentralen, demokratischen und bürgernahen Umbau der Energielandschaft auf die Fahnen geschrieben und unterstützt das Engagement in den Kommunen vor Ort. In dieser SolarRegion finden Sie eine Vielzahl von Beispielen, wie Bürgerinnen und Bürger sich mit dem Thema Klimaschutz auseinandersetzen. Oft rütteln sie dabei sowohl Mitbürger als auch Gemeinde- vertreter wach und bringen Schwung in die Energiewende in ihrem Dorf oder ihrer Stadt. Klimaschutzarbeitskreise, Nahwärmenetze, Solardächer und Bürgerwindräder sind nur einige Beispiele für die Energie, die vom Volke ausgeht. Mit dem neuen fesa-projekt RegioNetz finden all diese Gruppen ein Netzwerk, in dem sie ihre Kräfte bündeln können. Wissenstransfer, Weiterbildungsangebote, Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung geben sowohl Starthilfe als auch eine helfende Hand in den Mühen der Ebene. Mit dem Kongress Energieautonome Kommunen, der vom 10. bis zum 12. April nun zum dritten Mal im Konzerthaus Freiburg stattfindet, ist ein Forum etabliert, das sowohl Input und Ideen für neue Energiewender als auch Austauschmöglichkeiten für alte Hasen bietet. Denn: Die Zukunft ist Erneuerbar! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre, viele Anregungen und eine entspannte Vorweihnachtszeit. Mit sonnigen Grüßen Karin Jehle (Chefredakteurin) Impressum SolarRegion Chefredakteurin: Karin Jehle Anzeigenleitung: Nico Storz Redaktion: Armin Bobsien, Laura Meiser, Valerie Hollunder, Pia-Anna Riffert Autoren in dieser Ausgabe: Thomas Bauer, Armin Die Zukunft ist erneuerbar! Bobsien, Jörg Bold, Burghard Flieger, Valerie Hollunder, Karin Jehle, Laura Meiser, Christian Neumann, Pia-Anna Riffert, Ernst Wagner, Wulf Westermann Titelfoto: Uli Zaiser Layout & Druckvorstufe: Frank Schöler, www.schoeler-werbung.de, Tel. 0761/2056741 Herausgeber: fesa e.v., Gerberau 5, 79098 Freiburg Anschrift Redaktion: fesa e.v., Gerberau 5, 79098 Freiburg, Tel: 0761/407361, Fax: 0761/404770, mail@fesa.de Auflage: 23.000 Erscheinungsweise: vierteljährlich Druck: pva Druck und Mediendienstleistungen GmbH, Industriestraße 15, 76829 Landau / Pfalz Vertrieb und Verbreitungsgebiet: An rund 1.000 öffentlichen Auslagestellen in Freiburg und den Landkreisen Breisgau- Die nächste Ausgabe erscheint im März 2013 Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach, Waldshut, Ortenau, Schwarzwald-Baar und in der Bodensee-Region. Auslagestellen sind unter anderem öffentliche Ämter, der Fachhandel für Solar- und Elektrotechnik, Institutionen aus dem Umweltbereich, der ÖPNV- und Fremdenverkehrsbereich, Banken, Buchhandel, Bibliotheken, Reformhäuser, Arztpraxen und gastronomische Einrichtungen. Mediapartner: Gebäude.Energie.Technik, Energieautonome Kommunen, Forst Live Einzel-Abonnement für 4 Ausgaben: Inland 15 Euro, Ausland 20 Euro. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 15. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. by fesa e.v. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des fesa e.v. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Recyclingpapier Über Fragen der deutschen Rechtsschreibung wurde im Zweifelsfall demokratisch entschieden. SolarRegion Ausgabe 4/2012

JETZT AUSSTELLER WERDEN ANMELDEUNTERLAGEN ONLINE inhalt SolarRegion 4/2012 UNTERSTÜTZT VON Top Thema 6 Energie Demokratie Autonomie 12 Serie Innovation erleben (31): RegioNetz Südbaden 13 Von null auf hundert in anderthalb Jahren Endingen wird Erneuerbar 14 Energiegenossenschaften passgenaue Bildungsarbeit erleichtert die Gründung 17 Unser Dorf hat Power Schüler für die Energiewende ENERGIEEFFIZIENTES MODERNISIEREN, SANIEREN UND BAUEN Energieautnome Kommunen 10 News aus der Region Wirtschaft 18 Wirtschaftsnews 20 Speicher für die Energiewende Politik 23 Politik News 24 Kraftwerk Wiehre Strom und Wärme vor Ort 25 Wohin weht der Wind im Ländle? Interview mit Umweltminister Franz Untersteller Praxis 26 Praxis News 28 Stadt + Umland = 100 Prozent! 29 Bürgerwindpark Südliche Ortenau Bürger und Gemeinden profitieren Rubriken 3 Impressum 4 fesa News 21 Nachhaltige Weihnachtsgeschenke 22 Energierätsel 30 Branchenverzeichnis Fotolia Arthur Braunstein WWW.GETEC-FREIBURG.DE 12. 14.4.2013 MESSE FREIBURG ÖKOLOGISCHE BAUKOMPONENTEN HEIZUNGS- UND ANLAGENTECHNIK REGENERATIVE ENERGIEN ENERGIEDIENSTLEISTUNGEN STEICO In Kooperation mit dem Kongress Energieautonome Kommunen: Exkursion der Kongressteilnehmer zur Gebäude.Energie.Technik inkl. eines für Kommunal - vertreter konzipierten und geführten Messerundgangs, am Freitag, 12.4.2013, 15.30 17.30 Uhr. baufritz.de VERANSTALTER MITVERANSTALTER SolarRegion Ausgabe 4/2012 3

fesa News Klimaschutz zum Anfassen Wir freuen uns sehr, dass die Freiburger Bürgerstiftung auch dieses Schuljahr wieder das Grundschulprojekt Klimaschutz zum Anfassen mit 1.000 Euro unterstützt. Das Projekt läuft bereits seit über zwei Jahren erfolgreich an Freiburger Grundschulen. Die Kinder lernen in einer Doppelstunde auf spielerische Weise, wie sie mit einfachen Mitteln selbst Klimaschutz betreiben können. Die Unterrichtseinheit legt einen ersten Grundstein für die Klimaschützer von morgen. Durch die Förderung der Freiburger Bürgerstiftung kann der fesa e.v. das Projekt auch in diesem Schuljahr wieder kostenlos für zehn Klassen anbieten. Auch außerhalb Freiburgs haben sich wieder 125 Schulklassen für dieses Schuljahr angemeldet. Die Finanzierung wird von der badenova getragen. Foto: Josef Schmidt Anmelden können sich 3. und 4. Klassen aller Freiburger Grundschulen direkt beim fesa e.v.: Tel: 0761/407361, Email: witt@fesa.de www.qu-int.com www.vag-freiburg.de Sta(d)tt-Auto! Täglich sauber unterwegs. Machen Sie mit, steigen Sie um! Deutscher Umweltpreis an Hansjörg Lerchenmüller Der fesa e.v. gratuliert seinem ehemaligen Vorstandsmitglied Hansjörg Lerchenmüller zum deutschen Umweltpreis für seine Verdienste in der Solartechnologieentwicklung. Was im kleinen Maßstab im Forschungslabor begann, trägt heute in industriellem Maßstab zur Umsetzung der Energiewende bei. Die Konzentratorphotovoltaik wird in großen Kraftwerken in sonnenreichen Ländern zur Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie eingesetzt. Dabei produziert sie doppelt so viel Strom wie herkömmliche Photovoltaikkraftwerke. Foto: Fraunhofer ISE / Soitec Hansjörg Lerchenmüller (links) und Dr. Andreas Bett (rechts) In großen Kraftwerken werden tausende industriell gefertigter Konzentratormodule der Sonne nachgeführt. In jedem Modul bündeln Linsen das Sonnenlicht fünfhundertfach. Mit der Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2012 an Dr. Andreas Bett vom Fraunhofer- Institut für Solare Energiesysteme ISE und Hansjörg Lerchenmüller von Soitec Solar wird die Erfolgsgeschichte der Konzentratortechnologie fortgesetzt. Freiburger Verkehrs AG Ganz die Freiburger Linie Lösung SolarRegion-Rätsel Das Lösungswort unseres letzten Rätsels lautet Nai haemmer gsait. Den KOSMOS-Experimentierkasten Ökopower hat Hermann Barth aus Ehrenkirchen gewonnen. Wir gratulieren! 4 SolarRegion Ausgabe 4/2012

fesa News 3. Kongress Energieautonome Kommunen Jetzt anmelden! Vom 10. bis 12. April 2013 findet im Konzerthaus Freiburg zum dritten Mal der Kongress Energieautonome Kommunen statt. Wie bei den beiden vorangegangenen Kongressen werden wieder rund 250 Fachbesucher und zahlreiche Aussteller erwartet. Der erste Kongresstag bietet Workshops zu den Themen Beteiligungsmanagement, Genossenschaften und Klimaschutzkonzepte. Am zweiten Kongresstag werden Erfahrungen von Kommunen und Regionen auf ihrem Weg in die Energieautonomie vorgestellt sowie über Strategien diskutiert, wie eine dezentral geprägte Energiewende gelingen kann. Foren zu Modellen der Bürgerbeteiligung bei der Realisierung von Windparks, den Möglichkeiten und Grenzen der Nahwärmeversorgung, Entwicklungen bei Speichern sowie Impulse zur Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebestand stehen am Nachmittag auf dem Programm. Parallel bietet der Bundesverband Bioenergie das Forum Bioenergie für Kommunen an. Exkursionen am dritten Kongresstag runden das Veranstaltungsprogramm ab unter anderem der Besuch einer energieengagierten Gemeinde in der Region Südbaden sowie die Besichtigung beispielhafter Bioenergieprojekte. Für Kongressbesucher kostenlos ist ein geführter Fachbesucherrundgang über die Energieeffizienz-Messe GETEC, der am Freitagnachmittag stattfindet. Veranstalter des Kongresses sind der fesa e.v. und die Agentur Enerchange. Die Schirmherrschaft hat das Umweltministerium Baden-Württemberg übernommen. Kooperationspartner sind unter anderem das Klima-Bündnis, der Wirtschaftsverband 100 Prozent und der Bundesverband Bioenergie. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit unter www.energieautonome-kommunen.de fesa e.v. im Markgräflerland Foto: Marco Schopferer Anfang 2012 machte es die großzügige finanzielle und ehrenamtliche Unterstützung des fesa-mitglieds Peter Buckmann möglich, eine fesa-außenstelle in der Markgräflerland-Gemeinde Efringen-Kirchen einzurichten. Hierdurch konnten konkrete Maßnahmen in der Gemeinde selbst, z.b. Unterstützung beim Aufbau eines Bürgerarbeitskreises bzw. der Bürgerenergiegenossenschaft, erfolgen. Außerdem unterstützt der fesa e.v. das Schulprojekt Unser Dorf hat Power an der Werkrealschule. Seit Herbst 2012 hilft nun auch Marlies Billich, langjähriges fesa-mitglied und Absolventin der Ausbildung Kommunales Klimaschutzmanagement, tatkräftig beim Auf- und Ausbau der fesa-außenstelle Markgräflerland mit. Eine der ersten Aufgaben ist die Organisation eines landkreisweiten Vernetzungstreffens bürgerschaftlicher Klimaschutzinitiativen im November. neu Wir begrüßen in dieser Ausgabe der SolarRegion als neue fesa-mitglieder: Harald Schäffler Als Berater bin ich in Sachen Energiewende und neue Geschäftsmodelle in der ganzen Bundesrepublik unterwegs. Mit dem fesa e.v. möchte ich mich nun auch in Freiburg für eine 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung einsetzen. Gerd Tscheulin Ich werde Mitglied im fesa e.v., weil unsere Verantwortung für zukünftige Generationen keine Verschärfung des Klimawandels zulassen darf und Atomkraftwerke keine Alternative sind. Graf GmbH Die Energiewende kann nur von unten nach oben stattfinden. Dafür setzen wir uns ein. SolarRegion Ausgabe 4/2012 5

Top Thema Energie Demokratie Autonomie Eine Energiewende in Bürgerhand ist nicht nur für Ökologie und Ökonomie bedeutsam. Auch die Demokratie profitiert, wenn Bürger ihre Energieversorgung selbst in die Hand nehmen. Auf welchen Ebenen ist die Bürgerbeteiligung angesiedelt? Woher kommt das Geld für die vielen Anlagen, die wir für eine Vollversorgung aus Erneuerbaren noch brauchen? Und wo sitzen die Energiewender, die engagiert anpacken, statt auf Weisungen von oben zu warten? / Von Karin Jehle und Armin Bobsien, fesa e.v. Grafik: Graphikbüro Gebhard Uhl Seit Fukushima wird die Energiewende in Deutschland von staatlicher Seite aufs Podest gehoben und gefeiert. Doch noch ist ein weiter Weg zurückzulegen, bis sich die Bundesrepublik als klimaneutrales Land bezeichnen kann. Der Staat setzt die Rahmenbedingungen in Sachen Klimaschutz und Energiewende, umgesetzt werden diese jedoch nicht in Berlin sondern in den Städten und Gemeinden vor Ort. Dabei wird das bürgerschaftliche Engagement, z.b. im Rahmen der Mitwirkung bei der Gründung von Energiegenossenschaften und Klimaschutzinitiativen vor Ort, noch weitgehend unterschätzt. Große Klappe nix dahinter? Bundeskanzlerin Merkel spricht viel von der Energiewende. Kassandrarufe beim Thema Energiewende sind völlig unangebracht, sagte sie am 12. September 2012 im Bundestag. Wir fühlen uns dieser Aufgabe verpflichtet. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, dass wir das schaffen. Es wird eines der ganz gelungenen Projekte für Deutschland werden; ich bin davon zutiefst überzeugt. Die von Berlin gesetzten Rahmenbedingungen sind jedoch eher suboptimal, um eine schnelle Energiewende voran zu bringen. Angriffe auf das erfolgreichste System zur Förderung der Erneuerbaren Energien, das weltweit kopierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), reißen nicht ab. Mal wird von einer Überförderung der Solarenergie gesprochen, dann geht der Ausbau der Windenergie an Land zu schnell. Ein anderes Mal soll die Erhöhung der EEG- Umlage als Beweis dafür herhalten, dass die Erneuerbaren einfach viel zu teuer sind und die armen Bürger das letzte Hemd kosten. Die großen Stromkonzerne lobbyieren hierbei kräftig und treiben die Regierung vor sich her. Überkapazitäten in der Solarmodulproduktion und die viermalige Änderung der Solareinspeisevergütung in den letzen zwei Jahren haben bereits zum Verlust von 30.000 Arbeitsplätzen in der Solarbranche geführt. Ein ganzer Industriezweig klagt über mangelnde Planungssicherheit. Zumindest Umweltminister Altmeier versucht nun, Ruhe in die Debatte zu bringen und will eine Überarbeitung des EEG in Zusammenarbeit mit den Verbänden und ohne Zeitdruck in Angriff nehmen. Auch beim Thema Energieeffizienz tritt die Regierung eher auf die Bremse als aufs Gas. So war Angela Merkel eine der treibenden Kräfte bei der Verwässerung der EU-Effizienzrichtlinien, und auch die Novellierung des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes in diesem Jahr begünstigte leider eher die großen Kohlekraftwerke, anstatt auf eine dezentrale Co-Produktion von Strom und Wärme in Ohne eine echte Bürgerbeteiligung kann keine effektive Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen stattfinden. Blockheizkraftwerken zu setzen. Außerdem bleibt die Gebäudesanierung weiterhin das Sorgenkind der Energiewende. Ohne eine stabile staatliche Förderung wird sich hier gerade im Bereich der Mietwohnungen weiterhin zu wenig tun. Häuslebauer sind da oft schon weiter, denn sie sehen die Energiekosten jährlich auf der eigenen Rechnung. So schlüpfen auch bei der dringend notwendigen energetischen Sanierung im Gebäudebestand die Kommunen und die Bürgerschaft in die Vorreiterrolle. Bürgerbeteiligung aber wo, wie und wann? Bürgerinnen und Bürger sind mitnichten nur dumpfes Stimmvieh nicht erst seit Stuttgart 21 sollte diese Botschaft in Politik und Verwaltung angekommen sein. Gerade für den Klimaschutz gilt, dass ohne eine echte und breitenwirksame Bürgerbeteiligung keine effektive Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen stattfinden kann. Bürgerbeteiligung findet dabei auf unterschiedlichen Ebenen statt. Die unterste Stufe ist dabei die Art der Bürgerbeteiligung, wie sie bislang häufig praktiziert wird: Politik und Verwaltung informieren die Bürger über ihre Vorhaben. Die Beteiligung läuft über die Umfragewerte der großen Forschungsinstitute, auf die ängstlich geschielt wird. Alle paar Jahre kommt dann bei den Wahlen die Quittung. Auf der zweiten Stufe der Partizipation fragt die Politik oder Verwaltung die Bürger immerhin nach ihrer Meinung, doch die Einflussmöglichkeiten bei der Bürgerbeteiligung im Rahmen von z.b. Planfeststellungverfahren sind eher bescheiden. So wurde beim Netzentwicklungsplan mit großem Brimborium ein Forum für Bürgerbeteiligung gestartet in der Überarbeitung waren die Eingaben aus der Bevölkerung dann aber allenfalls als Randnotiz zu finden. Für engagierte Bürger ist dies enttäuschend, denn sie beteiligen sich ja in der Hoffnung, Einfluss nehmen zu können. Am weitesten fortgeschritten ist die Bürgerbeteiligung in modernen Bürgerkommunen des 6 SolarRegion Ausgabe 4/2012

Top Thema 21. Jahrhunderts. Auf der kommunalen Ebene gestalten Bürger, Politik und Verwaltung im Sinne einer Interessensgemeinschaft die Energiewende zunehmend kooperativ und arbeiten aktiv zusammen. So gründeten Bürger und Kommunalverwaltungen in den vergangenen Monaten gemeinschaftlich in einigen Orten der Region (Endingen, Efringen-Kirchen) Klimaschutzarbeitskreise, gefördert durch die Landesgeschäftsstelle der Agenda 21 in der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW). Hierdurch entstehen vor Ort dauerhafte Aktionsplattformen mit dem Ziel, die Energiewende in ihren Gemeinden selbst zu gestalten. In Zeiten beschränkter finanzieller Spielräume und fehlender personeller Kapazitäten kann durch die Gründung von Bürgerenergiearbeitskreisen und Bürgerenergiegenossenschaften (siehe auch Interview Seite 13) fehlendes Kreativ- und Finanzkapital für die Energiewende in der Gemeinde mobilisiert werden. Dabei übernehmen Mutbürger selbst Verantwortung für die Gestaltung einer zukunftssicheren Energieversorgung ihrer Gemeinde und setzen sich ein für die Erstellung von Klimaschutzkonzepten. Diese von Energieagenturen erstellten Gutachten stellen die Planungsgrundlage für den energetischen Umbau der Gemeinde dar auch hierbei ist die Bevölkerung zum Mitmachen aufgefordert. Ziel ist es, eine möglichst dezentrale Energieversorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien zu schaffen. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Maximierung von kommunaler Wertschöpfung und regionalen Wertschöpfungsketten. In Freiburg arbeitet die Stadt bei der Erstellung von Stadtteilleitlinien (STELL) mit den Bürgern zusammen, um Klimaschutz (aber auch andere Aspekte urbanen Lebens) voranzubringen. Seit Jahrzehnten ist das direkte bürgerschaftliche Engagement einer der Hauptmotoren der Energiewende. Ob 1979 bei der Energiemesse in Sasbach, beim Wirken einzelner grüner Spinner wie den Solarpionieren Mildebrath (Solarthermie), Salvamoser (PV) oder Disch (PlusEnergieHaus) um nur einige wenige zu nennen immer sind es einzelne Pioniere des Wandels, die zunächst gegen den Strom schwimmen, um sich dann bei der Trendwende in einer Führungsposition wiederzufinden. Das Wirken Einzelner wird durch den Zusammenschluss vieler Pioniere des Wandels verstärkt, z. B. die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen, der fesa e.v., das Klimabündnis, Ecotrinova, der Verein Solarregio Kaiserstuhl, der BUND Südlicher Oberrhein und weitere Intiativen der wichtigen Mutbürger übernehmen Verantwortung für eine zukunftssichere Energieversorgung in ihrer Gemeinde. Bürger machen Energie z.b. auf dem Energieberg der Stadtwerke Karlsruhe Wendezeit in den 80er und 90er Jahren. Bürger handeln dabei auch ökonomisch: Sie gründen Energiegenossenschaften, kaufen ihr eigenes Stromnetz (wie in Schönau geschehen), bauen Bürgerwindräder und Gemeinschaftssolaranlagen oder betreiben Nahwärmenetze. Beim Kraftwerk Wiehre in Freiburg besteht die Projektgruppe aus jahrzehntelang Aktiven aus der Bevölkerung, die hier die Energiewende mittels BHKWs voranbringen (siehe Seite 24). Bürgerfinanzierung wollt ihr nur unser Geld? Bürgerbeteiligung ist nicht gleich Bürgerbeteiligung. Bei der Finanzierung von Windparks, Solaranlagen und Wärmenetzen gibt es verschiedene Modelle, verbunden mit unterschiedlichen Einflussmöglichkeiten, Risiken und Renditen. Vielfach wird unter Bürgerbeteiligung die reine finanzielle Beteiligung beim Bau von Erneuerbaren Energieanlagen verstanden. Wird der Bürger von der Politik viel zu oft als Stimmvieh betrachtet, so sehen gewinnorientierte Unternehmer den Bürger häufig als Cash-Cow. Renditen in Form von Genussrechten, Verzinsungen, Ausschüttungen nicht immer sind die wirtschaftlichen Motive der Geldeinsammler ausreichend transparent. Mehr Einfluss und echte Mitwirkungsmöglichkeiten erfordern natürlich auch mehr Eigen-Engagement seitens der Beteiligten. Genossenschaft, GmbH & Co KG und GbR sind die Rechtsformen, die am häufigsten bei Bürgerbeteiligungsanlagen anzutreffen sind. Eine Übersicht bietet die Tabelle auf Seite 9. Windkraft in Bürgerhand Schon onshore sind Bürgerwindräder ziemlich große Projekte für Bürger, verbunden mit Risikokapital, Investitionen in Millionenhöhe und teils langwierigen Genehmigungsverfahren. Deshalb werden diese regional häufig in der Rechtsform GmbH & Co KG realisiert. Neu und äußerst attraktiv für die kommunale Wertschöpfung ist die Realisierung von echten Bürgerwindrändern in Form von lokalen Bürgerenergiegenossenschaften. Diese erzielen vor Ort die größte Wertschöpfung, erhalten gleichzeitig durch ausgeklügelte Flächensicherung den Dorffrieden und fördern die Akzeptanz im Ort. Im Bereich von Offshore-Windkraft sind jedoch erheblich größere Investitionen nötig. Diese können nur große Konzerne stemmen, die Bürger bleiben außen vor. Die schwarz-gelbe Regierung setzt voll auf teure Offshore Windkraft. Könnte es vielleicht sein, dass hier die vier Energieriesen ihre Finger im Spiel haben, um trotz dezentraler Energiewende noch ein Stück vom Kuchen zu behalten? Die Risiken, wie Netzanschlusskosten, werden im Übrigen auf die Allgemeinheit übertragen. Die Gewinne fließen in die Taschen der Konzerne. Onshore-Windkraft bringt dagegen viele Vorteile: Sie minimiert die Anforderungen für den Netzausbau, bringt Wertschöpfung für die Regionen und fördert die Akzeptanz mit Bürgerwindrädern sichern die Investitionen des Dorfes von heute die Dividenden der Gemeinde von morgen! Foto: Wendelin Detempele SolarRegion Ausgabe 4/2012 7

Top Thema Foto: Thomas Bauer, Energieagentur Regio Freiburg Gemeinsam Richtung Energieautonomie: Gewinnergemeinden des Wettbewerbs Bioenergiedörfer am Start Wo die wilden Energiewender wohnen Über die Hälfte aller Ökostromanlagen in Deutschland sind von Bürgern finanziert. So sind es zum Großteil Privatleute, die sich Solarmodule aufs Dach schrauben oder Landwirte, die in Biogasanlagen oder auch in Photovoltaik investieren und zu Energiewirten werden. 16 Milliarden Euro haben allein die Landwirte in den letzten drei Jahren in Erneuerbare Energien investiert. Das sind rund 23 Prozent der Gesamtinvestitionen von 70 Milliarden Euro. Allein in Baden-Württemberg wurden in den letzten drei Jahren über 70 Bürger-Energiegenossenschaften gegründet und ermöglichen es auch Menschen, die nicht über ein geeignetes Dach verfügen, sich mit geringem Kapitaleinsatz bei der Energiewende zu beteiligen. Ein Genosse eine Stimme, egal wie viele Anteile! 586 dieser zutiefst demokratischen Bürgerzusammenschlüsse zur Investition in ein gemeinsames Anliegen bestanden Anfang 2012 in Deutschland das ist eine Vervierfachung ihrer Zahl in den letzten drei Jahren (siehe auch Artikel auf Seite 14 bis 16). Über 80.000 Bürger sind bereits in Energiegenossenschaften organisiert und haben in den letzten Jahren über 800 Millionen Euro in Erneuerbare-Energien-Anlagen investiert (alle Zahlen laut Agentur für Erneuerbare Energien). Doch Bürger investieren nicht nur: Wenn ihnen die politische Marschrichtung nicht passt, protestieren und demonstrieren sie. Das war schon in den 70er Jahren in Wyhl der Fall, als der hartnäckige Widerstand den Bau des geplanten Atomkraftwerkes verhinderte. Und auch 2011 hat der kontinuierliche Protest der Montagsdemonstranten den Boden dafür bereitet, dass Bundeskanzlerin Merkel nach Fukushima den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Atomausstieg ankündigen musste. Die Energiewende ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Es gibt schon viele Regionen mit regenerativer Vollversorgung. Im Netzwerk 100ee-Regionen sind bereits 74 100-Prozent- Regionen und 56 sogenannte Starter-Regionen organisiert. Insgesamt leben in den beteiligten Landkreisen und Kommunen 19,7 Millionen Menschen knapp ein Viertel der Einwohner Deutschlands! Nicht alle dieser Regionen erzielen jedoch schon 100 Prozent ihrer Energieversorgung bilanziell aus Erneuerbaren. Um im Projekt dabei zu sein reicht auch eine ehrgeizige Zielsetzung, die mit substanziellen Maßnahmen verbunden ist. In diesem Jahr ließ auch der Landkreis Emmendingen die Machbarkeit als 100-Prozent-Energieregion prüfen bis 2030 kann die Umstellung mit entsprechendem Engagement aller beteiligten Akteure im Landkreis tatsächlich bewerkstelligt werden. Eine der größten Herausforderungen für eine regene- i Energie-Genossenschaft jetzt! rative Vollversorgung stellen die Städte dar, die naturgemäß weniger Fläche und eine hohe Einwohnerdichte haben. Auch bei wirklich ehrgeizigen Schritten in Richtung Energieeinsparung und Effizienz werden sie es schwer haben, sich selbst zu versorgen. Daher müssen die ländlichen Gebiete umso schneller in Sachen Wind, Sonne und Biomasse vorankommen. Um Städte versorgen zu können, braucht es 400-Prozent-Kommunen auf dem Land. Diese profitieren jedoch auch von dieser Rollenverteilung, bleibt die Wertschöpfung doch in der Region, während heute viel Geld für Rohstoffimporte abfließen. So vermieden die Erneuerbaren Energien im Jahr 2011 allein im Strombereich Energieimporte in Höhe von 2,9 Milliarden Euro Geld, das die Kommunen anderweitig besser gebrauchen können. Nicht zuletzt interessieren sich Bürger, die sich in Gruppen engagieren oder an Bürgerenergieanlage beteiligt sind, auch mehr für Nachhaltigkeit in anderen Bereichen: Ein nachhaltiger Lebensstil mit ökologisch verträglichem Mobilitätsverhalten, kritischem Konsum und sparsamem Energieverbrauch entwickelt sich oft im Kontakt mit anderen Menschen, die ihn vorleben. Ein Umdenken auf allen Ebenen ist nötig, um zu einer klimaverträglichen und sozial gerechten Gesellschaft zu kommen weltweit! Hier sind es die Pioniere des Wandels, die sich mit ehrenamtlichem Engagement hervortun. Sie gründen Arbeitskreise, Genossenschaften und Umweltgruppen, engagieren sich in den Ortsgruppen größerer Umweltvereine, starten Kampagnen und reißen andere durch ihren leidenschaftlichen Einsatz mit. Zunächst sind sie oft noch alleine, werden als Spinner angesehen und misstrauisch beäugt. Doch wenn sich einige zusammentun und vielleicht auch noch professionelle Unterstützung von außen bekommen (siehe Artikel RegioNetz, Seite 12), kann schnell eine Welle entstehen, die eine Kommune in Richtung Energieautonomie führt. Viele gute Beispiele finden Sie in dieser Ausgabe der SolarRegion und auch beim Kongress Energieautonome Kommunen im April 2012. n Der Aufbau einer dezentralen Energieerzeugung gelingt nur, wenn die Menschen vor Ort einen Nutzen davon haben und sich mit den Projekten identifizieren können. Die Genossenschaft kann ein probates Mittel sein, um eine möglichst breite Bürgerbeteiligung sicherzustellen. Im Rahmen des 3. Kongresses Energieautonome Kommunen wird deshalb ein Workshop angeboten, der nicht nur Hilfestellungen zur Gründung von Energie-Genossenschaften gibt, sondern auch Erfahrungen aus der Praxis präsentiert. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.energieautonome-kommunen.de 8 SolarRegion Ausgabe 4/2012

Top Thema Rechtsform GbR GmbH & Co.KG Genossenschaft (eg) Aufwand für Gründung Aufwand für Verwaltung Ein- und Austritt Gesellschafterhaftung sehr gering: mindestens zwei Personen; formloser Vertrag ausreichend; keine Eintragung in ein Register gering: keine Pflicht zur Erstellung von Jahresabschlüssen; Gewinnermittlung für die Verteilung des Überschusses auf die Gesellschafter nötig schwierig: bei Ein- oder Austritt von Gesellschaftern erlischt grundsätzlich die Gesellschaft, abweichende Regelung im Gesellschaftsvertrag möglich; Rückzahlung der Gesellschaftereinlage ebenfalls im Gesellschaftsvertrag zu regeln unbeschränkt: alle Gesellschafter haften gesamtschuldnerisch mit ihrem Privatvermögen hoch: mindestens zwei Gesellschafter; Gesellschaftsverträge nötig, der GmbH-Vertrag ist notariell zu beurkunden; Eintragung ins Handelsregister für GmbH und GmbH & Co. KG hoch: Pflicht zur Erstellung von Jahresabschlüssen für GmbH und GmbH & Co. KG; gesetzliche Prüfungs- und Publizitätsvorschriften für Jahresabschlüsse mit Erleichterungen für kleine und mittelgroße Kapitalgesellschaften für GmbH-Gesellschafter schwierig: Kündigung nicht möglich; Geschäftsanteile können verkauft und vererbt werden; Rückzahlung der Geschäftsanteile im Gesellschaftsvertrag zu regeln; Anspruch auf Kapitalerhaltung für Kommanditisten mittel: Kündigung oder Übertragung möglich; Rückzahlung lt. Gesellschaftsvertrag; Vermerk von Veränderungen im Handelsregister beschränkt: Haftung der GmbH Gesellschafter und der Kommanditisten ist auf ihre jeweilige Kapitaleinlage beschränkt hoch: mindestens drei Mitglieder; Prüfung von Businessplan und Satzung durch einen Genossenschaftsverband; keine notarielle Beurkundung der Satzung nötig; Eintragung ins Genossenschaftsregister hoch: Prüfung durch Genossenschaftsverband; Pflicht zur Erstellung von Jahresabschlüssen; gesetzliche Prüfungs- und Publizitätsvorschriften für Jahresabschlüsse mit Erleichterungen für kleine und mittelgroße Genossenschaften einfach: Eintritt von Mitgliedern mit Zustimmung der eg, Austritt ohne Zustimmung möglich; Kündigung von Genossenschaftsanteilen unter Einhaltung einer Kündigungsfrist möglich, Anspruch auf Rückzahlung der Anteile; keine Eintragung der Mitglieder ins Genossenschaftsregister beschränkt: Beschränkung der Haftung der Mitglieder auf Genossenschaftsanteile in Satzung möglich Mitspracherechte Die Mitspracherechte hängen von der Ausgestaltung der Satzung bzw. der Verträge ab und variieren innerhalb der Rechtsformen stark. hoch: alle GbR-Gesellschafter vertreten und führen die Gesellschaft gemeinsam, aber abweichende Regelungen möglich; für alle Gesellschafter jederzeit Einsichtnahme in Bücher möglich für GmbH-Gesellschafter hoch: Geschäftsführung und Vertretung der Gesellschaft, Beauftragung von externem Geschäftsführer möglich für Kommanditisten gering: Kontroll- und Informationsrechte wie die Einsichtnahme in Bücher und Papiere Mindestkapital keine Mindesteinlage Stammkapital der GmbH: 25.000 Euro, keine Mindesteinlage für Kommanditisten mittel: Mitglieder wählen Aufsichtsrat und ggf. Vorstand und Arbeitsgruppen; Geschäftsführung durch Vorstand; Antrags-, Rede-, Stimm- und Auskunftsrechte der Mitglieder in der Generalversammlung (i. d. R. eine Stimme pro Mitglied) kein festes Startkapital, kein Mindestbetrag für den Genossenschaftsanteil, pro Mitglied mindestens ein Anteil; Höhe des Anteils wird in der Satzung festgelegt. Quelle: Bürger machen Energie meeting upstairs Tagungscenter der energieagentur m e e t i n g u psta i r s Tagen Sie mit Niveau und Weitsicht im modernen Tagungs center der Energieagentur Regio Freiburg. Wir bieten Ihnen für jeden Anlass den passenden Service in einem schönen Ambiente. Räume für 5-180 Personen Lobby für Ausstellungen und Empfänge maßgeschneidertes Catering moderne Veranstaltungstechnik beste Verkehrsanbindung ETAGE Tagungscenter Emmy-Noether-Straße 2 79110 Freiburg Tel.: (07 61) 7 91 77-25 Fax: (07 61) 7 91 77-19 info@etage-freiburg.de w w w.etage-freiburg.de SolarRegion Ausgabe 4/2012 9

Aus der Region +++ Aktuelles +++ aus der Region Landkreis Brsg.-Hochschwarzwald STAUFEN Umsteigen Staufen fährt anders Unter diesem Motto wurde am Wochenende vom 29. bis 30. September im Rahmen der Energietage ein breites Spektrum rund um die klimafreundliche und zukunftsfähige Mobilität auf dem Staufener Schladererplatz präsentiert. Staufen möchte auf dem Weg zur CO 2 -neutralen Stadt auch an der Verkehrswende arbeiten und somit umweltfreundliche Mobilität, wie beispielweise den öffentlichen Personen-Nahverkehr, vorantreiben. Stark vertreten war insbesondere der Elektromobilitätssektor mit E-Bikes und anderen elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Auch der fesa e.v. war unter den 30 Ausstellern aus den Bereichen Öffentlicher Personennahverkehr, Elektromobilität, Car Sharing, Ladestationen sowie Energieversorgung und -produktion. Trotz der mäßigen Wetterverhältnisse fand das Probefahren mit Elektromobil, Hybridauto und Elektroroller hohen Anklang und Begeisterung bei den Messebesuchern. n Weitere Infos: www.klimaschutz-staufen.de Landkreis Emmendingen EMMENDINGEN Emmendingen ist ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohnt, beim Wettbewerb Klimaneutrale Kommune mitzumachen. Als einer von neun Preisträgern erhielt die Stadt einen großzügigen Landeszuschuss für die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes. Nachdem es nun um die Umsetzung konkreter Klimaschutzmaßnahmen geht, kann die Stadt weitere Fördermittel nutzen. Geplant ist die Erstellung eines Quartierskonzeptes und die energetische Sanierung eines ganzen Stadtteils. Das Gebiet Bürkle-Bleiche, mit 9.000 Einwohnern immerhin so groß wie manche Kleinstadt im Landkreis, soll Vorzeigestadtteil in Sachen Energieeffizienz und Altbausanierung werden. Die Stadt Emmendingen hat die Energieagentur Regio Freiburg mit der Erstellung des Quartierskonzepts beauftragt. n Endingen Am 11. Oktober fand die Gründungsversammlung der Bürger-Energiegenossenschaft Endingen (BEGE) statt. Mit 37 Gründungsmitgliedern, viel Gründungselan sowie kompetenten Vorständen und Aufsichtsräten möchte die Bürger-Energiegenossenschaft dazu beitragen, die Energiewende in Endingen mit konkreten Projekten voranzubringen. Ziel ist es, Endingen zur klimaneutralen Kommune zu entwickeln und eine nachhaltige ökologische und ökonomische Energieversorgung in der Region zu fördern. Derzeit werden vier Dachflächen auf Wirtschaftlichkeit geprüft. Es ist wahrscheinlich, dass die erste Gemeinschaftssolaranlage auf dem Dach einer Schule in einem Ortsteil Endingens entstehen wird. n Danke! Liebe Mitglieder und Sponsoren des fesa e.v., liebe Anzeigenkunden, Leserinnen und Leser der SolarRegion. Fesa dankte Wir danken Ihnen herzlich für die Unterstützung im Jahr 2012 und wünschen Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr. Die Zukunft ist erneuerbar! Foto: Gerd Altmann / PIXELIO 10 SolarRegion Ausgabe 4/2012 2/2012

Aus der Region Landkreis Lörrach BÜRGERWINDRAD BLAUEN Am 23.10.2012 hat die Genossenschaft Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energien eg ein weiteres wichtiges Etappenziel erreicht. Unter der Registernummer GnR 700053 hat das Amtsgericht Freiburg die Genossenschaft ordnungsgemäß eingetragen. Zuvor hat der Berliner Prüfungsverband der kleinen und mittelständischen Genossenschaften e.v. (PkmG) die Genossenschaft in Gründung nach dem Genossenschaftsgesetz geprüft und für ordnungsgemäß befunden. Damit ist die Genossenschaft voll handlungsfähig!, erklärt Georg Hoffmann, Vorstandssprecher der Genossenschaft. Mit der Eintragung als ordnungsgemäß eingetragene Genossenschaft können wir unsere Aktivitäten verstärken, neue Genossenschaftsmitglieder gewinnen und konkrete Verhandlungen mit allen beteiligten Instanzen wie z. B. Windenergieanlagenherstellern, Planungsbüros und Banken führen, ergänzt Peter Schalajda, Vorstand für Technik und Finanzen. n i 6. Kommunalforum Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Das Plus der Bioenergie EFRINGEN-KIRCHEN Die im LA21 Arbeitskreis Energie & Klimaschutz engagierten BürgerInnen in Efringen- Kirchen können weitere Fortschritte in ihrer Gemeinde vermelden. Mit viel Engagement hat man mit einem eigenen Stand an der lokalen Gewerbeschau im September teilgenommen. Im Oktober hat dann der Arbeitskreis im Gemeinderat die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes beantragt. Dieses wurde von Bürgermeister und Gemeinderat einstimmig beschlossen. Seit dem Sommer laufen auch die Vorbereitungen zur Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft. Mittlerweile sind schon zwei konkrete Dächer für die Installation einer ersten Bürgersolaranlage vermessen. Auch die Frage der Gestaltung der Satzung konnte mittlerweile geklärt werden (siehe Artikel Seite 14). Für ihr engagiertes Eintreten für den Klimaschutz wird die Agendagruppe Efringen-Kirchen am Tag des Bürgerengagements bei einer Feier im Landratsamt des Landkreises Lörrach am 30.11.2012 gewürdigt. n Landkreis Ortenau LAHR Die BürgerEnergiegenossenschaft E-Werk Mittelbaden eg wurde am 4. Oktober 2012 von 454 Personen, die insgesamt 3.695 Geschäftsanteile zu je 500 Euro gezeichnet haben, in Lahr gegründet. Mitglied kann werden, wer im Ortenaukreis, in Bad Rippoldsau-Schapbach, Schenkenzell oder Schiltach wohnt. Das E-Werk Mittelbaden hat die Gründungsphase organisiert und unterstützt die Genossenschaft auch weiterhin. Es möchte damit die Erneuerbaren Energien fördern und erhofft sich eine Stärkung der Kundentreue. Der Aufsichtsrat der Genossenschaft ist jedoch unabhängig in seinen Entscheidungen. Als Einstiegsobjekt soll eine Photovoltaikanlage mit 292,35 Kilowatt peak vom E-Werk Mittelbaden erworben werden. Über die Verwendung der weiteren Gelder wird in den nächsten Sitzungen der Gremien entschieden. n Landkreis Waldshut Im Rahmen der Kampagne BioenergieRegion Südschwarzwald Plus findet am 25. Januar 2013 im ETAGE Tagungscenter in Freiburg das 6. Kommunalforum Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Das Plus der Bioenergie statt. Im Mittelpunkt stehen Fragen zur Finanzierung von Projekten, das Thema Energieeffizienz (welche Maßnahmen sind sinnvoll, welche Einsparungen sind möglich?) und die Einbindung von Bürgerinitiativen und Bürgergenossenschaften. Außerdem informieren die fünf Gewinnergemeinden des Wettbewerbs Bioenergiedörfer am Start über den aktuellen Stand in ihren Projekten. Weitere Informationen zur Kampagne und zum 6. Kommunalforum unter www.bionenergieregion-suedschwarzwald.de MURG Für die an der Schweizer Grenze gelegene Gemeinde Murg (6.700 Einwohner) sind Nachhaltigkeit und Energiewende wichtige Themen. Am 12. November 2012 hat der Gemeinderat einstimmig einem Antrag für einen Landeszuschuss zugestimmt. Ziel ist die Gründung eines dauerhaften Bürgerarbeitskreises, um die Energiewende in Murg voranzubringen. Drei durch den fessa e. V. moderierte Treffen sollen Starthilfe für die Gründung geben. Damit sollen neue Impulse für die Entwicklung zu einer energieautonomen und ressourceneffizienten Gemeinde entstehen. Bereits 2008/2009 wurde in Murg in einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozess ein Leitbild für die Gemeinde erarbeitet, in dem sie sich zur Nachaltigkeit verpflichtet. Im Zuge der Dorfentwicklung wurde jüngst ein Mini-Nahwärmenetz zur Versorgung von 27 Häusern errichtet. n Stadtkreis Freiburg FREIBURG Flächensicherung ist eine der zentralen Aufgaben bei der Entwicklung von Windkraftanlagen. Breite Bürgerbeteiligung sichert Akzeptanz in der Bevölkerung, was das Pachtpooling (Verteilung der Pacht auf alle Eigentümer im Umfeld eines Windkraftstandortes) zu einem wichtigen Instrument in der Planung macht. Beim zweiten Qualifizierungsworkshop Windkraft am 28. September im Regierungspräsidium Freiburg ging es daher um Modelle zur Flächensicherung auch in Staatswald. Referenten waren Robert Spanheimer von der Agrokraft GmbH, Josef Pesch vom Bundesverband Windenergie und Oberforstrat Simon Stahl von Forst BW. Veranstaltet wurde der Workshop vom fesa e.v. in Kooperation mit dem Agenda Büro der LUBW. Über 40 Teilnehmer verfolgten interessiert und diskussionsfreudig die Referate und brachten die Anliegen und Themen aus ihren eigenen Gemeinden ein. Aufgrund des großen Interesses ist ein weiterer Workshop im Frühjahr geplant. n RegioKarte Schont Ihren Geldbeutel und unsere Umwelt! SolarRegion Ausgabe 4/2012 11

Top Thema RegioNetz Südbaden Das Erreichen von Klimaschutzzielen und die Gestaltung der Energiewende vor Ort sind ohne eine breitenwirksame Bürgerbeteiligung nicht möglich. Das fesa- Projekt RegioNetz Südbaden gefördert vom badenova Innovationsfonds zielt darauf ab, bürgerschaftliches Engagement im Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien in der Region Südbaden gezielt zu unterstützen und durch Kompetenzentwicklung zu fördern. / Von Armin Bobsien, fesa e.v. Tatsache ist: Die Energiewende und der Klimaschutz fallen nicht vom Himmel. Der Staat und das Land setzen die Rahmenbedingungen, aber eine konkrete Umsetzung von Maßnahmen ist immer in den Gemeinden vor Ort erforderlich. Beispiele von bürgerschaftlichem Engagement gibt es nicht zu knapp in der Region. Sie machen Mut und setzen Zeichen für das Nachmachen in anderen Gemeinden. So haben sich in den letzten vier Jahren etliche Bürgergenossenschaften gegründet (siehe Artikel Seite 14 bis 16), werden Potenziale von Erneuerbaren Energien durch Bürgerbeteiligung entwickelt (siehe Artikel Seite 29) oder engagieren sich Bürger in vielfältiger Weise für den Klimaschutz, z.b. in Form von Lokalen Agenda 21 Gruppen, Arbeitskreisen Energie & Klimaschutz, Klimaschutzvereinen, Ortsgruppen der Umweltorganisationen etc. (siehe Interview Seite 13). Ingesamt sind bereits über 50 bürgerschaftliche Initiativen in den fünf Landkreisen und dem Stadtkreis Freiburg in Südbaden etabliert (siehe Karte rechts oben). Ziele von RegioNetz Südbaden Das Ziel des fesa-projektes RegioNetz Südbaden ist es, dieses vielfältige bürgerschaftliche Engagement tatkräftig zu unterstützen. i Serie Innovation erleben (31) Seit 2001 fördert die badenova AG & Co. KG mit ihrem Innovationsfonds für Klima- und Wasserschutz zukunftsweisende Projekte. Jedes dieser Vorhaben trägt zu einer nachhaltigen Energieversorgung bei. Wir stellen Ihnen in unserer Reihe Innovation erleben einige der interessantesten Projekte vor. Eine Liste der geförderten Innovationsfonds-Projekte finden Sie unter www.badenova.de/innovationsfonds Dies geschieht auf drei Ebenen: Erstens: Einrichtung einer Koordinationsstelle beim fesa e.v. in Freiburg. Zweitens: Schaffung von gezielten Angeboten zur Vernetzung und Kompetenzentwicklung besonders in den ländlichen Räumen und drittens: Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, damit Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft bürgerschaftliches Engagement wahrnehmen, anerkennen und gezielt fördern. Beim ersten regionalen Vernetzungstreffen trafen sich fast 50 VertreterInnen bürgerschaftlicher Klimaschutzinitiativen aus der Region beim Kongress Energieautonome Kommunen am 27. März 2012 in Freiburg. Ganz oben auf einer in Workshops erstellten Wunschliste der Initiativen stand die regionale Vernetzung und die Schaffung von gezielten Unterstützungs- und Bildungsangeboten. Durch das Projekt RegioNetz mit finanzieller Förderung durch den badenova Innovationsfonds können diese Wünsche nun in die Praxis umgesetzt werden. Beispiele konkreter RegioNetz Aktivitäten Um Synergien mit bestehenden Akteuren zu nutzen, hat der fesa e.v. RegioNetz dem Landesnetzwerk Erneuerbare Energien der Landesgeschäftstelle Agenda 21 des Landesamtes für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) angegliedert. Hierdurch wird die Vernetzung mit über 200 weiteren bürgerschaftlichen Initiativen in ganz Baden-Württemberg möglich. Auch stehen so gleich von Anfang an umfangreiche Unterstützungsangebote zur Verfügung. So unterstützte der fesa e.v. die Gründung von Bürgerarbeitskreisen Energie & Klimaschutz in Endingen und Efringen-Kirchen durch die Moderation dreier vom LUBW bezuschusster Gründungsveranstaltungen. Mit der Einrichtung eines dauerhaften Arbeitskreises wird ein örtliches Gremium geschaffen, in dem Bürger auf Augenhöhe mit Bürgermeistern und Gemeinderäten Ideen für die lokale Energiewende entwickeln und gemeinsam die Umsetzung in Angriff nehmen. Dies schafft Akzeptanz, demokratische Legitimation und Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten. Aus Klimaschutzarbeitskreisen entstehen wichtige Impulse. So wurden in Endingen und Efringen- Kirchen jeweils lokale Klimaschutzleitbilder erstellt und die Erstellung eines örtlichen Klimaschutzkonzeptes (Energiewendeaktionsplans) vom Gemeinderat beschlossen. Auch bei der Gründung von Bürgerenergiegenossenschaften ist RegioNetz behilflich. Derzeit wird ein Leitfaden zur Gründung von Genossenschaften entwickelt und für die Gründungsberatung steht ein Netzwerk aus Experten zur Verfügung. Seit März wurden durch RegioNetz bereits drei Genossenschaftsneugründungen unterstützt. Bildungsangebote zur Kompetenzentwicklung helfen bestehenden und neuen Genossenschaften. Solargenossenschaften können so auch bei der Entwicklung von gemeinschaftlichen Blockheizkraftwerken, Nahwärmenetzen oder Windkraft tätig werden. RegioNetz führte z.b. bereits zwei Qualifizierungsworkshops für Bürgerwindkraftanlagen durch. Außer speziellen Angeboten für Genossenschaften sind vielfältige weitere Bildungs- und Unterstützungsangebote geplant. Derzeit führt der fesa in Zusammenarbeit mit ifpro die Weiterbildung Kommunales Energie- und Klimaschutzmanagement durch. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die Vernetzung. Für Armin Bobsien, Koordinator von RegioNetz Südbaden, sind Vernetzung und Kommunikation Schlüsselelemente zur Förderung von Bürgerengagement: Durch die Förderung von Vernetzung mit bestehenden Initiativen versuchen wir die oft mühsamen Lern- und Wissenstransferprozesse zu vereinfachen. Derzeit planen wir die Durchführung von landkreisweiten Vernetzungstreffen, die dem gemeinsamen Kennenlernen, Austausch und der Artikulierung konkreter Unterstützungsbedürfnisse dienen. Am 25. Januar 2013 wollen wir zusammen mit dem LUBW ein weiteres regionales Vernetzungstreffen in Freiburg veranstalten. n Kontakt: bobsien@fesa.de www.regionetz-suedbaden.de (ab 1.12.12) 12 SolarRegion Ausgabe 4/2012

Top Thema Von null auf hundert in anderthalb Jahren Endingen wird Erneuerbar Für die Energiewende spielen Privatleute eine wichtige Rolle. Schon heute befindet sich mehr als die Hälfte der in Deutschland installierten Leistung zur regenerativen Stromerzeugung in Bürgerhand. Die Versorgung in die eigene Hand zu nehmen und am Aufschwung der Erneuerbaren Energien teilzuhaben, fördert den Rückhalt in der Bevölkerung. Wie das gelingt, sagt Dipl. Ing. Achim Lott, Vorstandsprecher der Bürgerenergiegenossenschaft Endingen eg, im SolarRegion-Interview. / Von Ernst Wagner, fesa e.v. Was bedeutet Ihnen die Bürger-Energiewende? Wir befinden uns derzeit in Deutschland in einer Phase des Umbruchs unserer Stromversorgung. Seit dem Reaktorunglück von Fukushima ist klar geworden, dass der Weg weg von der Atomenergie und der Umbau der Stromversorgung hin zu dezentralen Strukturen nun unumkehrbar ist. Gleichzeitig verstehen die Menschen, dass dieser Achim Lott Umbau von ihnen selbst getragen werden muss. Somit erklärt sich auch der Trend hin zur Gründung von Energiegenossenschaften. Allein zwischen 2008 und 2011 hat sich die Zahl der Energiegenossenschaften in Deutschland vervierfacht. Wir möchten unseren Mitbürgern die Möglichkeit geben, sich auch mit kleinen finanziellen Mitteln aktiv an der Energiewende zu beteiligen. Gab es vor der Gründung der Bürgerenergiegenossenschaft eine Vorgänger-Organisation und wer hat diese initiiert? Die Wurzeln der Bürgerenergiegenossenschaft Endingen (BEGE) finden sich in der Mahnwachenbewegung, die sich nach dem Reaktorunglück von Fukushima im März 2011 gebildet hat. Dabei entstand in Endingen die Idee, einen Arbeitskreis für Energie und Klimaschutz (AKE) zu gründen, der sich das Ziel setzt, die Bürgerenergiewende vor Ort umzusetzen. Die Lenkungsgruppe dieses Arbeitskreises besteht aus Armin Schmidt, Armin Bobsien, Henner Wenzel und mir. Als wir uns mit der Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft befassten, konnten wir Wolfgang Beck dazu gewinnen, der über Foto: Ernst Wagner Wir möchten unseren Mitbürgern die Möglichkeit geben, sich auch mit kleinen finanziellen Mitteln aktiv an der Energiewende zu beteiligen. langjährige Erfahrung im Betrieb mehrerer PV- Anlagen verfügt. Was hat das Vorgehen der Gruppe in Ihrer Gemeinde bewirkt? Bei den ersten Gesprächen mit Bürgermeister, Verwaltung und Stadtrat waren wir angenehm darüber überrascht, auf fraktionsübergreifenden Zuspruch zu unserem Vorhaben zu stoßen. Wie wir aus Umlandgemeinden wissen, werden Initiativen wie die unsere nicht immer unterstützt. Das Leitbild Klima- und Umweltschutz, das der Arbeitskreis Ende März dem Stadtrat vorstellte, wurde einstimmig übernommen. Veröffentlichungen des AKE sind im Amtsblatt verfügbar. Weiterhin unterstützt uns die Stadtverwaltung bei unseren Sitzungen und Veranstaltungen. Wo haben Sie außerdem Unterstützung bekommen? Der fesa e.v. spielte von Anfang an eine bedeutende Rolle beim Aufbau des Arbeitskreises Energie. Schon beim ersten Treffen interessierter Bürger im November 2011 war Armin Bobsien vom fesa e.v. mit dabei und erwies sich schnell als kompetenter Berater in allen konzeptionellen Fragen. Ich denke, ohne ihn hätten wir die Gründung einer Bürgerrenergiegenossenschaft nicht im Oktober 2012 erreicht. Gemeinsam führte der Weg über moderierte Bürgertreffen zur Gründung eines Arbeitskreises Energie und Klimaschutz und von dort aus weiter zur Gründung der BEG Endingen. Sehr froh sind wir natürlich darüber, über das Netzwerk des fesa e.v. viele Menschen kennengelernt zu haben, die uns auf unserem Weg gestärkt haben. Gerne werden wir die erfahrene Unterstützung auch an Bürger in Umlandgemeinden weitergeben, die ebenfalls entschlossen sind, eine Bürgerenergiegenossenschaft zu gründen. Welche Aktivitäten wird die BEGE aufnehmen? Die ersten von der BEGE initiierten Vorhaben werden Bürger-PV-Anlagen sein, so dass auch Menschen mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten oder diejenigen, die zur Miete wohnen, die Möglichkeit erhalten, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen. Danach möchten wir in der Nahwärmeversorgung mit Blockheizkraftwerken aktiv werden. Mittelfristig sind auch Aktivitäten im Windenergiesektor angedacht. All dies geschieht mit Blick auf das Klimaschutzziel des Landkreises Emmendingen, bis zum Jahr 2030 Strom und Wärme zu 100 Prozent regenerativ zu erzeugen. n Brauchen Sie Unterstützung in Ihrer Gemeinde? Wenden Sie sich an mail@fesa.de oder 0761-407361. SolarRegion Ausgabe 4/2012 13