Abenteuer Streuobstwiese

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Transkript:

Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Abenteuer Streuobstwiese

Hallo Kinder! Ich bin Hugo Hummel und nehme euch mit auf eine Streuobstwiese. Streuobstwiesen sind etwas Besonderes. An den Stadträndern und in den Dörfern könnt ihr sie finden die Streuobstwiesen. So wird ein alter Bestand aus großen Obstbäumen auf einer Wiese genannt, die wie verstreut dort stehen.

Das sind Florian und Marie. Gemeinsam wollen wir auf Entdeckungsreise gehen, um die alten Obstbäume mit ihrem vielfältigen Leben kennen zu lernen. Streuobstwiesen gibt es schon sehr lange, auch eure Großeltern kennen sie aus ihrer Kindheit. Zu jeder Jahreszeit gibt es Neues zu entdecken. Streuobstwiesen umfassen eine Fläche von mindestens 500 m² bzw. zehn Obstbäumen. Sie sind typisch für die jahrhundertealte Kulturlandschaft Mitteleuropas. Das Durchschnittsalter beträgt für veredelte Steinobstbäume 60 bis 100 Jahre, für veredelte Kernobstbäume bis zu 150 Jahre und für Wildobstbäume über 200 Jahre.

Im Frühjahr, zur Zeit der Obstbaumblüte sind die Streuobstwiesen wunderschön. Die Blüten locken viele meiner Artgenossen herbei. Auch die Menschen sind von diesem Anblick verzaubert. Hmmm, lecker!

Im Sommer reifen Kirschen, dann Pflaumen, Birnen und im Herbst vor allem Äpfel. Alles kann gepflückt, geschüttelt und aufgesammelt, gegessen oder als Fallobst weiterverarbeitet werden. Aus den Früchten lassen sich leckere Marmeladen, Kompott und Säfte herstellen. Obst von Streuobstwiesen ist in der Regel ohne Einsatz von künstlichen Pflanzenschutzmitteln und Düngestoffen gewachsen.

Das reife Obst duftet. Marie hebt einen Apfel auf und sieht, dass ein Wurm einen Gang in den Apfel gefressen hat. Das kann schon mal vorkommen, sagt Florian. Meistens werden solche Schädlinge von den Vögeln gefressen aber dieser Wurm hat sich gut versteckt. Ein einziges Vogelpaar verzehrt während eines Sommers etwa 6000 Raupen, ein Schwalbenpaar muss täglich für seine Jungen mindestens 7000 Insekten fangen!

Da summt Florian das kleine Lied: In mei - nem klei - nen Ap - fel, da sieht es lu - stig aus: es sind dar - in fünf Stüb - chen grad wie in ei - nem Haus. In jedem Stübchen wohnen zwei Kernchen schwarz und fein, die liegen drin und träumen vom warmen Sonnenschein. Sie träumen auch noch weiter, gar einen schönen Traum, wie sie einst werden hängen am schönen Weihnachtsbaum. Text: Else Fromm, Melodie: nach Wolfgang Amadeus Mozart

Florian gefallen die alten knorrigen Bäume mit ihrem wilden Aussehen. Er entdeckt viele Ritzen, Höhlen und Astlöcher. Schau doch mal, Marie, ruft Florian. Dieser Baum ist schon alt. Das kannst du an den vielen abgestorbenen Ästen sehen. Mitunter findest du auch tote Bäume auf Streuobstwiesen. Die sind auch wichtig, weil sich darin viele kleine Tiere und Vögel verstecken können.

Yippie! Totholz ist für zahlreiche vom Aussterben bedrohte Insekten und Vögel Lebensraum und Nahrungsstätte. Von naturverbundenen Menschen wird es oft am Baum oder auf der Wiese belassen. Auch ganz abgestorbene Bäume werden stehen gelassen, da sich viele Tiere, zum Beispiel Insekten, nur darin entwickeln können.

In einem Astloch entdeckt Marie ein Gartenrotschwänzchen, das gerade seine Jungen füttert. Das ist ein Fiepen und Piepsen! Plötzlich sind beide ganz still, denn sie wollen noch mehr Vögel beobachten. Grün- und Kleinspecht, Star, Blauund Kohlmeise, Feldsperling und der seltene Steinkauz können hier ebenso ihre Schlupfwinkel finden. In der Rinde der Bäume leben viele Insekten. Hier haben sie auch ihr schützendes Winterquartier, um auf den nächsten Frühling zu warten.

Marienkäfer zählen zu den bedeutendsten Nützlingen in Obstanlagen. Als Schädlingsvertilger fressen sie und ihre Larven bis zu 150 Blattläuse und andere Schädlinge pro Tag. Die Anzahl der Punkte auf den Flügeln zeigt nicht ihr Alter, sondern die Artzugehörigkeit an.

Auch die Hornissen bewohnen gern Streuobstbestände. Wie Bienen und Hummeln lieben sie den süßen Nektar der Blüten. Für ihren Nestbau nutzen sie größere Hohlräume, wie Spechthöhlen und tiefe Astlöcher. Hornissen sind sehr nützliche Insekten, die zur Familie der Wespen gehören. Ihre Larven werden vor allem mit Insekten gefüttert. Auch die Königin braucht eiweißreiches Futter für die Produktion weiterer Eier.

An einem alten Baum entdeckt Marie Baumpilze. Florian weiß, dass diese meist an morschem Holz und kranken Bäumen leben, denn dort finden sie die beste Nahrung. Baumpilze besiedeln Äste, Stämme und Stümpfe von Bäumen. Dabei beziehen sie ihre Nährstoffe direkt aus dem Holz, indem sie verwertbare Stoffe durch spezifische Enzyme abbauen.

Nun wollen sich Florian und Marie an diesem warmen Tag etwas ausruhen. Unter den Baumkronen ist es angenehm schattig. Hier verweilen wir einen Moment, um das Leben auf der Obstwiese zu beobachten. Auf dem Wiesenboden gibt es zahlreiche Grasarten und viele bunte Wiesenkräuter zu bestaunen.

In den blühenden Wiesen summen, brummen, zirpen und krabbeln viele Insekten. Die wiederum dienen den Vögeln und Fledermäusen als Nahrung. Aus Wiesenglockenblumen, Margeriten, Karthäusernelken und Wiesensalbei lässt sich ein schöner Blütenkranz flechten.

Fallobst und Laub sind eine prima Futterquelle für uns Hummeln, aber auch für Schnecken, Ameisen und Vögel. Außerdem kann man sich hier gut verstecken. Im Spätsommer und im Herbst finden sich Schmetterlinge wie der Admiral ein, um am Fallobst zu saugen. Das Laub dient Igeln als Winterquartier. Die Streuobstwiesennutzung durch Tiere findet auch im Winter statt: Viele Vögel bessern dann ihr ohnehin karges Futterangebot durch den einen oder anderen am Baum verbliebenen Apfel oder eine Birne auf oder graben die gefrorenen Früchte aus dem Schnee aus.

Bei unserem Streifzug über die Streuobstwiese entdecken wir auch aufeinander gesetzte Steine und Holzstapel. Marie zeigt Florian eine Zauneidechse, die blitzschnell Unterschlupf sucht. Trockenmauern entstehen durch Aufeinandersetzen von Steinen. Da sie keine glatte Oberfläche besitzen und nicht verfugt sind, können die vielen schmalen Ritzen und Lücken von verschiedenen Tieren und Pflanzen bewohnt werden.

In alten Bäumen mit abgelöster Rinde finden Fledermäuse ihre Quartiere. Wenn die Sonne am Horizont versinkt und ihr schlafen geht, dann beginnt im Dunkel der Nacht die lautlose Jagd der Fledermäuse nach Insekten. Fledermäuse gibt es seit etwa 50 Millionen Jahren. Heute sind sie die am stärksten bedrohte Säugetiergruppe. In Sachsen kommen 19 Arten vor. Sie stehen ausnahmslos in der Roten Liste. Darin sind die besonders gefährdeten Tier- und Pflanzenarten aufgelistet. Eine erwachsene Fledermaus benötigt übrigens in einer Nacht etwa die Hälfte des eigenen Körpergewichts an Insektennahrung!

Später, als Marie und Florian wieder zu Hause sind, berichten sie aufgeregt von ihren Erlebnissen. Die Eltern hören sehr gespannt zu und sagen: Damit die alten Streuobstwiesen auch weiterhin einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt Lebensraum geben können, sind sie unter besonderen Schutz gestellt worden. Nun seid ihr an der Reihe, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen. Vielleicht treffen wir uns ja auf der nächsten Wiese. Bis dahin, euer Hugo Hummel.

Sie wollen helfen, Natur und Umwelt zu schützen und nachhaltig zu entwickeln? Unterstützen Sie die Ziele der Stiftung mit Ihrer Spende: SPENDENKONTO Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Konto-Nr.: 5 88 88 BLZ: 860 500 00 Sachsen LB Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt Stiftungsdirektor Bernd-Dietmar Kammerschen Neustädter Markt 19, 01097 Dresden Tel.: (0351) 81416-774 Fax: (0351) 81416-775 Infotelefon: (0800) 4000220 poststelle@lanu.de www.lanu.de 2. Aufl age Dezember 2006: 30.000 Stück Text: Ingrid Voigtmann Illustrationen: Franziska Scherner Layout: Christine Barth www.design-barth.de Visuelle Kommunikation & Industriedesign