Chemie entdecken. Seifen sind WAS!? Christoph Rüthing. Experimentalwettbewerb der Klassenstufen 5-10 in NRW. Zum Thema. von

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Transkript:

Chemie entdecken Experimentalwettbewerb der Klassenstufen 5-10 in NRW Zum Thema Seifen sind WAS!? von Christoph Rüthing

Versuch 1: Beobachtung: Das Stearin beginnt nach ca. 12 min zu schmelzen und wird klar. Das Soda-Wasser Gemisch ist ebenfalls klar. Beim Hinzufügen des geschmolzenen Stearins bzw. der geschmolzenen Stearinsäure in das Soda-Wasser Gemisch bilden sich sofort kleine, weiße Klümpchen. Nach Hinzufügen des gesamten Stearins und nach ständigem Rühren bildet sich eine trübe, milchige Flüssigkeit mit weißem Schaum und die Konsistenz wird fester. Während des Hinzufügens von destilliertem Wasser wird die Flüssigkeit wieder flüssiger. Außerdem nimmt ihr Volumen extrem zu, zwischenzeitlich bis zum Rand des Topfes. Die abgefüllte Probe verändert ihr Aussehen nicht weiter, wird jedoch während des Schüttelns fester. Beim Pusten in die Flüssigkeit entstehen Blasen, die sehr an Seifenblasen erinnern. Bei nachträglicher, genauerer Betrachtung sind sehr viele, sehr kleine Blasen zu erkennen (feiner Schaum), und eine, sich am Boden absetzende Flüssigkeit. Nach mehreren Tagen Trocknungszeit wird der entstandene Stoff fester. Er ist schmierig geworden und noch leicht feucht. Außerdem sind auf der Oberfläche des getrockneten Produktes kleine Löcher zu erkennen. Seifenblasen beim Hineinpusten Das schmelzende Stearin Hinzufügen des Stearins in die kochende Seife die Soda-Wasser-Lösung Die fertige Seife Auswertung: Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 2 Bei dem Hineinpusten in die Probe des entstandenen Produktes haben sich Seifenblasen gebildet, was darauf schließen lässt, dass Seife entstanden ist. Außerdem lässt die enorme Volumenzunahme darauf schließen, dass ein Gas entstanden ist. Dies unterstützt auch, dass auf der Oberfläche viele kleine, runde Vertiefungen entstanden sind.

Das Stearin ist ein Gemisch aus den Glycerin Estern der Stearin- und der Palmitinsäure. Der Einfachkeit halber beschränken wir die Definition von Stearin auf ein Gemisch aus Stearinsäure und Palmitinsäure. Wenn das Stearin bzw. die Stearinsäure mit dem Soda vermischt wird, entsteht ein Natriumsalz nach folgender Reaktionsgleichung: 2C17H35COOH Stearinsäure Na CO 2 3 Soda 2C H COO 17 35 Na Natriumsalz (Seife) H 2 O CO2 Analog hierzu verläuft auch die Reaktion der Palmitinsäure. Die hier abgelaufene Reaktion wird Verseifung genannt und ist im Allgemeinen das Gegenteil zur Veresterung. Die Verseifung ist die Hydrolyse eines Esters durch zum Beispiel eine Lauge. Das Ergebnis ist das Salz der Säure und ein Alkohol. Bei der Veresterung verbindet sich ein Alkohol mit einer Säure zu einem Ester. In diesem speziellen Fall heißt der Prozess Carbonatverseifung (da Soda = Natriumcarbonat). Das Soda bildet in diesem Fall mit dem Wasser die Lauge und das Stearin das Ester. Dabei reagiert das Stearin mit dem Natrium vom Soda und es bildet sich das Natriumsalz der Stearinsäure bzw. Palmitinsäure (Natriumstearat und Natriumpalmitat). Eigentlich entsteht bei dem Versuch noch Glycerin. Das Natriumsalz einer höheren Fettsäure (mehr als 12 C-Atome) wird auch als Seife bezeichnet. Somit ist das entstandene Produkt eine Seife (Seifenleim), was wir oben schon aufgrund der Seifenblasen geschlossen haben. Bei der Reaktion ist außerdem das Gas Kohlenstoffdioxid (CO 2 ) entstanden, welches für die enorme Volumenzunahme verantwortlich ist. Versuch 2: Beobachtung: Nach Hinzufügen der Kernseife in das destillierte Wasser bildet sich eine trübe, milchige Flüssigkeit. Die Lösung des Produktes von V1 ergibt eine trübe, aber nicht so weißliche Flüssigkeit. Beide Produkte lösen sich nicht vollständig auf. Außerdem ist bei der Kernseife eine leichte Schaumbildung zu erkennen. V2.1: - Das auf die Wasseroberfläche gestreute Pulver schwimmt und bildet eine geschlossene Schicht. Bei der Kernseifenlösung bewegt sich das Pulver von der Tropfstelle weg zum Rand hin. Außerdem fällt ein Teil des Pulvers zu Boden. Bei der eigenen Seife passiert Ähnliches wie bei der Kernseife, jedoch fällt die Reaktion geringer aus. Das Pulver bewegt sich lediglich ein wenig von der Tropfstelle weg. Eigene Seife Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 3 Kernseife

- Wenn die Kernseifenlösung hinter das Bötchen getropft wird, fährt dieses vorwärts. Wenn die Lösung der eigenen Seife hinter das Bötchen getropft wird, fährt das Bötchen wie bei der Kernseifenlösung vorwärts, jedoch langsamer. - Nach Berühren der Wasseroberfläche mit dem Seifenstück beginnt die Spirale sich zu drehen. Bei allen Teilversuchen kann der Versuch mit gleichem Wasser nur einmal (maximal zweimal) durchgeführt werden. Um es ein drittes oder viertes Mal zu wiederholen, musste neues Wasser verwendet werden. V2.2: Der Ketchup und das Pulver bleiben an den Wollfäden haften und lassen sich trocken nicht mehr vollständig entfernen. Bei der Zugabe der Kernseifenlösung bilden sich sofort rot-braune Schlieren. Diese Schlieren vergrößern sich mit der Zeit. Nach ca. 45 min hat sich etwas von dem Dreck vom Wollfaden gelöst. Bei der Zugabe der Lösung der Seifen aus V1 färbt sich die Lösung recht schnell braun-rot. In der Lösung sind viele kleine, weißliche Partikel zu erkennen. Nach ca. 45 min hat sich ein großer Teil des Schmutzes gelöst und die Wollfäden sind schon recht sauber. Bei der Zugabe des Wassers lösen sich braun-rote Partikel von den Wollfäden. Nach ca. 45 min hat sich so gut wie nichts von dem Ketchup gelöst und es ist kein großer Unterschied zum Anfang zu erkennen. Wasser Kernseife eigene Seife nach 0 min Wasser Kernseife eigene Seife nach 45 min Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 4

V2.3: Bei der Versuchsreihe mit der Kernseifenlösung ist bei dem destillierten Wasser, bei dem Leitungswasser und auch bei dem Mineralwasser eine normale Reaktion mit Schaumbildung zu beobachten. Außerdem färbt sich bei allen drei Teilversuchen das Wasser leicht milchig. Leitungswasser Mineralwasser dest. Wasser Bei der Seife aus V1 entsteht bei dem destillierten Wasser eine leichte Schaumbildung, die jedoch nicht so stark wie bei der Kernseife ist. Bei dem Leitungswasser und dem Mineralwasser entstehen jedoch kleine weiße Klümpchen und bei dem Leitungswasser zusätzlich noch sehr wenig Schaum. Die Klümpchenbildung ist bei dem Mineralwasser noch stärker als bei dem Leitungswasser. Außerdem wird die Lösung trübe. Leitungswasser Mineralwasser dest. Wasser Auswertung: V2.1: - Das Pulver schwimmt aufgrund der Oberflächenspannung des Wassers auf der Wasseroberfläche. Da sich das Pulver zum Rand hin bewegt und ein Teil untergeht, ist anzunehmen, dass die Seife die Oberflächenspannung reduziert. Werden die Seifenmoleküle im Wasser gelöst, spalten sich die Natriumionen ab und es entsteht ein Seifenanion ein anionisches Tensid. Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 5

Im Allgemeinen besteht ein Tensid (abgeleitet von Tension: Spannung) aus einem hydrophilen, polaren Kopfteil, der Wasser anzieht, und einer Kohlenwasserstoffkette als hydrophobem, lipophilem, unpolaren Schwanzteil, der Wasser abstößt und Fett anzieht. Aufgrund dieses Aufbaus reduzieren die Tenside die Oberflächenspannung, indem sie sich zwischen die Wassermoleküle drängen, und die Anziehung zwischen diesen schwächen. Dabei bleiben die hydrophilen Kopfteile im Wasser und das hydrophobe Schwanzteil ragt aus dem Wasser heraus. Ist die gesamte Oberfläche benetzt, bilden sich sogenannte Mizellen im Wasser. Die Kopfteile bleiben dabei mit dem Wasser in Kontakt und die Schwanzenden sind in der Mitte vom Wasser getrennt (s. Zeichnug). Ein Lichtstrahl wird dadurch im Seifenwasser sichtbar (Tyndall-Effekt). Ein Seifenanion (Tensid) (aus Cornelsen Chemie plus Gymnasium 9 10 NRW) hydrophob hydrophil Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 6 Ein Schema von in Wasser gelöster Seife. (aus Cornelsen Chemie plus Gymnasium 9 10 NRW) Diese Seifenanionen verdrängen das Pulver an den Rand der Schale. Außerdem verringern sie die Oberflächenspannung, indem sich die Tensid-Moleküle zwischen die Wassermoleküle drängen und die Anziehung zwischen diesen damit schwächen. Dadurch fällt auch ein Teil des Pfeffers auf den Boden. Da die Reaktion bei der Kernseife stärker ausfällt, ist anzunehmen, dass die Kernseife eine bessere oberflächenentspannende Wirkung hat und die Oberfläche besser benetzt wird. Die Seifenmoleküle der Kernseife haben ein kürzeres hydrophobes Schwanzteil und ein größeres hydrophiles Kopfteil als die der eigenen Seife. Dadurch hat jene auch einen hohen HLB-Wert. Der HLB-Wert (hydrophil-lipophil-balance) gibt das Verhältnis zwischen den hydrophilen und lipophilen Anteilen. Ein hoher HLB-Wert zeigt, dass viele hydrophile Anteile vorhanden sind, und die Oberfläche gut benetzt wird. Bei einem niedrigen HLB- Wert ist der lipophile Anteil höher und das Tensid hat eine bessere fettlösende Eigenschaft. Somit benetzt die Kernseife die Oberfläche besser und die Oberflächenspannung wird stärker vermindert.

- Die Erklärung für das Bewegen des Bootes fällt ähnlich aus. Auch hier benetzen die Seifenanionen die Wasseroberfläche und schieben das Boot nach vorne weg. Dass die Bewegung bei der eigenen Seife geringer ausfällt, lässt sich genauso erklären, wie in dem Versuch zuvor die geringere Reaktion. - Auch bei der Spirale fällt die Erklärung ähnlich aus. Die Seifenanionen schieben das innere Ende der Spirale nach vorn. Da die Kraft nicht gleichmäßig auf die gesamte Spirale verteilt wirkt, dreht diese sich, statt sich nach vorne zu bewegen. Die Versuche können alle nur einmal durchgeführt werden, da nach Hinzugabe der Seife die Oberflächenspannung bereits zerstört ist. V2.2: Das Wasser reinigt die Baumwollfäden so gut wie gar nicht, da keine Tenside oder andere fettlösende Substanzen im Wasser vorhanden sind. Wasser und Fett vermischen sich nicht von alleine und somit kann das Fett ohne mechanische Behandlung nicht entfernt werden. Die Kernseife und die Seife aus V1 hingegen besitzen die oben schon erwähnten Tenside. Die Tenside sind für die guten Wascheigenschaften von Seifen verantwortlich, denn die hydrophoben Schwanzteile haften an dem Schmutz (z.b. Fett) und bilden auch hier Mizellen, in denen sich das Fett bzw. der Schmutz befindet. Weiterhin kann das Gewebe durch die reduzierte Oberflächenspannung besser befeuchtet werden, was wir in V2.1 bereits erkannt haben. Währen des Waschens laden sich die Mizellen mit der gleichen Polarität wie das Waschgut auf. Dies verhindert einerseits, dass der Schmutz wieder auf den Stoff gerät, andererseits aber auch, dass die einzelnen Mizellen zu einer großen verklumpen. Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 7 Eine Mizelle (aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie) Dadurch löst sich bei beiden Seifen das Fett. Dass die Seife aus V1 besser löst, lässt sich genauso erklären wie die schlechtere Oberflächenbenetzung in V2.1. Da, wie wir oben geschlossen haben, die eigene Seife einen niedrigeren HLB-Wert, löst sie das Fett besser. V2.3: Da bei der Kernseife sowohl beim entmineralisierten (dest. Wasser), als auch beim Mineralwasser (viele Mineralien) eine ähnliche Reaktion zu beobachten ist, ist anzunehmen, dass die Kernseife auch in mineralhaltigem Wasser reagiert. Dies ist bei der eigenen Seife scheinbar nicht der Fall, da im entmineralisierten Wasser die Seife noch wenig reagiert, im Mineralwasser hingegen überhaupt nicht mehr. Der Nachteil von herkömmlichen Seifen ist der, dass in hartem Wasser, also in Wasser, das Calcium- oder Magnesium-Ionen enthält, die Seifenlösung nicht schäumt. Die Lösung wird lediglich, wie oben beobachtet, trübe und es fällt ein Niederschlag aus. Das hier entstandene Produkt wird als Kalkseife bezeichnet. Kalkseifen sind schwerlösliche Salze, die entstehen, wenn die Seifen-Anionen mit den Calcium- bzw. Magnesium-Ionen reagieren: 2 2 2 C17H35COO ( aq) Ca ( aq) ( C17H35COO) Ca ( s) Teilgleichungen 2O 2e 2O 2 Ca 2e Ca

Bei der Kernseife hingegen tritt bei allen drei Versuchen eine Reaktion ein, da in der Kernseife Zusatzstoffe enthalten sind, die die Ca 2+ und Mg 2+ Ionen binden, die sogenannten EDTA (engl.: Ethylene-diamine-tetraacetic acid; deutsch: Ethylendiamintetraessigsäure; s. Verpackung). Das EDTA-Anion kann Kationen 6-Fach binden. Sie verhindern somit, dass die Seifen-Anionen mit den Calcium- bzw. Magnesium-Ionen reagieren und sich Kalkseifen bilden. Versuch 3: Beobachtung: Beim Kochen des Rotkohls färbt sich das Wasser bläulich. Diese Färbung nimmt mit der Kochdauer bis zu einem tiefen Blau zu. Nach Hinzugabe der verschiedenen Substanzen färbt sich der Rotkohlsaft jeweils unterschiedlich: Zugegebene Substanz Färbung des Rotkohlsaftes Soda grün Essig rot Kernseife (KS) rötlich bis lila Seife aus V1 (SV1) helleres Blau (heller als Scheuermilch) Mr. Propper (MP) dunkelgrün bis türkis Spülmittel (SP) - Waschpulver (WP) grünlich Scheuermlich (SM) helleres Blau Flüssigseife (FS) helleres Blau bis lila WC-Reiniger (WC) rötlich Der kochende Rotkohl Essig WC Soda WP MP FS SP SM SV1 KS Auswertung: Da sich der Rotkohlsaft bei Hinzufügen von Soda, einem alkalischen Salz, grün, und beim Essig, einer Säure, rot färbt, ist anzunehmen, dass sich der Rotkohlsaft in Abhängigkeit zum ph-wert des zugegebenen Stoffes unterschiedlich färbt. Folglich enthält Rotkohl einen Farbstoff, der als ph-wert Indikator eingesetzt werden kann. Rotkohl enthält einen ähnlichen Farbstoff wie zum Beispiel Lackmus, und ist somit ein ph- Indikator. Die folgenden ph-werte entsprechen ungefähr den Färbungen des Rotkohlsaftes: Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 8

ph-wert Farbe 2 rot 4 lila 6 blauviolett 8 blau 10 blaugrün 12 grünlich-gelb Aufgrund der obigen Tabelle können für die verschiedenen Reinigungsmittel folgende ph- Werte ermittelt werden: Zugegebene Substanz ph-wert Soda 12 Essig 2 Kernseife 4 Seife aus V1 5 Mr. Propper 9 Spülmittel (Pril) 7 Waschpulver (Tandil) 11 Scheuermlich 7 Flüssigseife 6 WC-Reiniger 3 Soda ist ein Alkalisalz und somit eine Base. Es hat dementsprechend einen hohen ph-wert. Essig hingegen ist sauer und gilt somit als Säure, was auch an dem stechenden Geruch zu erkennen ist. Hier ist deshalb ein niedriger ph-wert zu erkennen. Diese zwei Stoffe sind die beiden Extreme und dienen deshalb auch zum Vergleich. Da die Reinigungsmittel verschiedene Färbungen hervorrufen und somit verschiedene ph- Werte besitzen, ist anzunehmen, dass sie den Schmutz unterschiedlich lösen. Weiterhin werden sie in unterschiedlichen Gebieten verwendet und müssen somit auch verschiedensten Schmutz lösen. WC Reiniger ist zum Beispiel säurehaltiger, da er festsitzenden Schmutz wie zum Beispiel Urinstein lösen muss. Tenside sind hierfür nicht geeignet, da sie wie oben beschrieben auf einem Prinzip beruhen, welches hier versagen würde. Waschpulver hingegen muss lediglich lockeren Schmutz lösen und benötigt dafür keine Säuren. Außerdem sind viele Stoffe empfindlich gegenüber säurehaltigen Flüssigkeiten. Spülmitte ist scheinbar neutral. Es muss auch hauptsächlich Fette lösen, wozu Tenside ausreichen. Versuch 4: Durchführung: Grundlage dieses Versuches ist folgendes Seifenblasenrezept: 2/3 Tasse Spülmittel 4l Wasser 2-3 EL Glycerin Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 9

Dann habe ich die Seifenlösung getestet, indem ich mit einem Ring (15 cm Durchmesser) versucht habe, Seifenblasen zu erzeugen. Danach habe ich die Seifenlösung verändert und wieder getestet: - Verschiedene Mengen Spülmittel - Verschiedene Mengen Glycerin - Schließlich habe ich Spülmittel mit sehr wenig Wasser gemischt. Beobachtung Bei der ursprünglichen Mischung ließen sich die Seifenblasen nur schwer aufblasen. Kurz vor dem Lösen vom Ring platzen sie. Je mehr Glycerin in der Mischung war, umso länger dauerte es, bis die Seifenblasen platzten. Je größer der Ring, desto größer wurde auch die Seifenblase. Bei dem fast 100%igen Spülmittel habe ich die größten Seifenblasen erhalten. Nur mit Spülmittel ließen sich jedoch keine Blasen erzeugen. Es bildeten sich zwar recht lange Schläuche vor dem Ring, diese platzten aber beim Lösen vom Ring sofort. Die Seifenblasen platzten, wenn sie im oberen Teil dunkel und nicht mehr bunt sind. Auswertung: Seifenblasen entstehen aufgrund der Oberflächenspannung einer Flüssigkeit. Die Oberfläche wird dadurch elastisch. Wird Wasser mit Seife gemischt, verteilen sich die Tensidmoleküle gleichmäßig auf der Wasseroberfläche. Wird nun in diese Seifenlösung hineingeblasen, richten sich die Tensidmoleküle entsprechend an, sodass die hydrophilen Kopfteile im Wasser sind, und die hydrophoben Schwanzteile aus dem Wasser herausragen. Die Wasserschicht zwischen den gleichgeladenen Tensidenden verhindert die Abstoßung zwischen diesen. Diese Schicht wird auch bimolekulare Tensidschicht genannt. Die Blasen nehmen immer die Form einer Kugel an, da die Kugel das beste Verhältnis von Oberfläche und Inhalt hat. Die Seifenblasen platzen jedoch nach kurzer Zeit, da das Wasser in der Tensidschicht aufgrund der Schwerkraft nach unten fließt, die Wasserschicht im oberen Teil der Blase immer Eine Seifenblase (aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie) Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 10

dünner wird und sich die gleich geladenen Tensidmoleküle schließlich abstoßen. Das Herunterfließen kann man an den bunten Schlieren erkennen. Die Wasserschicht wird aufgrund der Verdunstung zusätzlich verdünnt. Außerdem platzten die Blasen, wenn sie eine Oberfläche berühren, da an dieser Stelle die Tensidenden verdrängt werden. Um zu verhindern, dass die Seifenblasen zu schnell platzen, können verschiedene Stoffe der Seifenlösung beigemengt werden, die das Wasser verdicken. Hierzu kann Glycerin, Zucker, Maissirup oder Tapetenkleister verwendet werden. Durch diese Mittel wird einerseits verhindert, dass das Wasser zu schnell verdampft, andererseits fließt das Wasser langsamer in den unteren Teil der Seifenblase. Außerdem ist feuchte Luft vorteilhaft da dadurch das Wasser langsamer verdampft. Trockene Luft und Wind hingegen sind unvorteilhaft. Die Größe der Blase ist von der Größe des Seifenblasenringes abhängig. Man kann um den Ring zusätzlich Mullbinden oder ähnliche Materialien wickeln, damit die Seifenlösung besser daran haften kann. Wie werden Seifen heute großtechnisch hergestellt? Heutzutage werden Seifen industriell überwiegend durch Fettsäure-Verseifung hergestellt. Dabei werden im ersten Schritt die Fette durch heißen Wasserdampf (180 ) unter hohem Druck (10 bar) und mithilfe eines Katalysators (häufig Metalloxid) in die Fettsäure(n) und Glycerin gespalten (hydrolytische Spaltung). Daraufhin werden die Fettsäuren mit Natronlauge verseift bzw. neutralisiert. So entsteht Rohseife, die auf dem Glycerin schwimmt. Dieses wird abgelassen und es bleibt die Rohseife übrig, die getrocknet wird. Aus den dann entstandenen Platten werden die Kernseifen gestanzt. Aus den oben hergestellten Kernseifen werden aber auch Feinseifen hergestellt. Dazu wird die Mischung zu dünnen Seifenbändern gepresst. Diese werden in der Piliermaschiene mit Duftstoffen vermengt und zu langen Strängen gepresst, die dann in seifen-große Stücke zerteilt werden. Da die Seifen, wie in V2.3 beobachtet, schlechte Eigenschaften besitzen, werden ihnen oft auch verschiedene Wasserenthärter beigefügt. Wodurch unterscheiden sich Seifen von modernen waschaktiven Substanzen (WAS)? Seifen haben zwar eine gute Reinigungswirkung, aber bilden in hartem Wasser Kalkseifen, wie in V2.3 beschrieben. Diese mindern die Waschwirkung und setzen sich auf dem Waschgut ab. Dies hat zur Folge, dass dieses vergraut und hart wird. Weiterhin reagieren Seifen in Wasser alkalisch, was den Stoff beschädigt. Auch entfernen Seifen den natürlichen Fettfilm der Haut, was zu rauen und trockenen Händen führt. Das alles sind unschöne Nebeneffekte, die bei WAS nicht auftreten. WAS sind, genauso wie Seifen, Tenside und beruhen auf dem gleichen Prinzip. WAS sind jedoch häufig synthetische Tenside, und keine natürlichen, wie die Seifen. Die synthetischen Tenside werden aus Erdöl hergestellt. Weiterhin sind in Seifen lediglich die Tenside bzw. Seifen-Moleküle vorhanden. In modernen Waschmitteln befinden sich jedoch auch andere Stoffe wie Wasserenthärter, Bleichmittel, Enzyme, optische Aufheller, Schaum-inhibitoren, Duftstoffe. Die Funktion dieser Stoffe lässt sich oft schon aus dem Namen erkennen. Wasser- Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 11

enthärter binden Ca 2+ und Mg 2+ und verhindern somit das Entstehen von Kalkseife. Bleichmittel dienen zum Entfernen von Wein- oder Teeflecken, Enzyme lösen eiweißhaltige Flecken, optische Aufheller verbessern das Aussehen der Wäsche, Schauminhibitoren verhindern übermäßige Schaumbildung und Duftstoffe sorgen für einen angenehmen Geruch. Dadurch wird das Waschergebnis verbessert. Der Nachteil ist, dass die Stoffe schwerer zu entsorgen sind, und nicht so gut biologisch abbaubar sind wie Seifen. Weiterhin werden in WAS auch nichtionische Tenside verwendet, die dissoziierbare funktionelle Gruppen enthalten, und sich im Wasser somit nicht in Ionen aufteilen, wie es anionische Tenside tun. Wie in V3 zu erkennen ist, enthalten moderne Waschmittel auch Säuren, um hartnäckige Verschmutzungen zu lösen. Christoph Rüthing 10a (GSN) Seite 12