REPORT. Online-Handel: Neue Seiten aufziehen. Das Restaurant Zum Alten Bahnhof tischt auf. Materialprüfung: Selbst ist die Uni



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Transkript:

94. JAHRGANG INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER SIEGEN WIRTSCHAFTS SIEGEN OLPE WITTGENSTEIN A 4791 Online-Handel: Neue Seiten aufziehen 2 Das Restaurant Zum Alten Bahnhof tischt auf 32 Materialprüfung: Selbst ist die Uni 52

Mitmachen und gewinnen: 3x1 Tandem im feuerroten Sparkassen-Design! Teilnahmekarten in Ihrer Filiale Einfach gut. Zusammen besser. Die neue Kraft in der Region. Ein starkes Team wächst zusammen mit der Fusion von Stadtsparkasse Freudenberg und Sparkasse Siegen. Sparkasse Siegen www.sparkasse-siegen.de

2 32 44 Liebe Leser, Die IHK Siegen online: www.ihk-siegen.de die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2014 zeigen: 79 Prozent der Deutschen über 14 Jahre sind online. Laut einer Bitkom-Umfrage kaufen davon 94 Prozent inzwischen auch im Netz ein. Während das Umsatzvolumen des deutschen Einzelhandels seit Jahren stagniert, nahm der Anteil des Online-Handels am gesamten Einzelhandelsumsatz deutlich zu: Von 2008 bis 2014 vergrößerte er sich von 3,8 auf über 9 Prozent eine klare Verdrängung zulasten des stationären Handels. Die Zukunft heißt Cross-Channel: Der WIRT- SCHAFTS stellt vier Unternehmen vor, die erfolgreich im E-Commerce mitmischen und auf vielen Kanälen unterwegs sind. Lesen Sie unsere Titelgeschichte Online-Handel: Neue Seiten aufziehen ab Seite 2. Das eigene Fahrzeug und seine Ausstattung ganz genau zu kennen, das ist eine Grundvoraussetzung für sicheres Fahren. Noch viel wichtiger ist es allerdings, herauszufinden, wie man selbst in bestimmten Gefahrensituationen am Steuer richtig reagiert und wie man Risiken von vornherein mindern kann. Beim Fahrsicherheitstraining des ADAC Verkehrs-Sicherheits-Zentrums Olpe (VSZ) können die Teilnehmer in sicherer Umgebung und unter sachkundiger Anleitung Grenzerfahrungen sammeln. Denn viele Verkehrsteil- nehmer verlassen sich zu sehr auf elektronische Hilfen wie ABS und ESP. Dabei vergessen sie manchmal, dass ihr fahrbarer Untersatz nicht das Denken für sie übernimmt. Einzelheiten auf Seite 24. Ab Seite 32 tischt dann das Restaurant Zum Alten Bahnhof auf Allenbachs schickste Schnitzelstation. Moderne Inneneinrichtung trifft urigen Gasthofcharme: Im Restaurant Zum Alten Bahnhof beweisen die Pächter Frank und Sanela Münker, dass auch Traditionsgastronomie modern daherkommen kann. Mit Mut zur Farbe und passenden Accessoires setzen die beiden seit 1998 Akzente und bieten gutbürgerliche Küche in wunderschönem Ambiente. Unser Firmenporträt stellt auf Seite 44 die Innotech Arbeitsschutz GmbH in den Mittelpunkt. Das hält schon dieser trügerischen Sicherheit sind schon viele aufgesessen, die sich auf ein Dach gewagt haben. Und es sind eben nicht nur ausgewiesene Experten wie Dachdecker, die weit oben ihrer Arbeit nachgehen oder sich in teilweise schwindelerregenden Höhen bewegen müssen. Der Klimaanlagenbauer und der Fahrstuhlhersteller sind genauso gefährdet wie der Gärtner, der die begrünte Dachfläche pflegt. Nicht selten ist das Dach Anlaufpunkt für viele Schutzsuchende, die etwa bei einem Feueralarm den ausgewiesenen Rettungswegen folgen. Und dennoch: Das Thema Absturzsicherung wird immer noch vernachlässigt, kritisiert Boris Breitenbach, Niederlassungsleiter der Innotech Arbeitsschutz GmbH aus Siegen. Nicht ohne Grund lautet der provokante Firmenslogan Können Sie fliegen? Das Thema Materialprüfung ist dann ab Seite 52 im Blick. Die Universität Siegen hat in Eigenregie einen Hopkinson Bar eine hoch spezialisierte Maschine zur Materialprüfung gebaut. Wissenschaftler, Studierende und Mitarbeiter der mechanischen Werkstatt der Universität arbeiteten gemeinsam an der etwa zehn Meter langen Vorrichtung, die es in dieser Größe bundesweit nur an ganz wenigen Hochschulen und Instituten gibt. Das Besondere: Der Hopkinson Bar ermittelt Materialeigenschaften unter dynamischen Bedingungen. Das Gerät misst, wie stark sich Bauteile oder Materialkomponenten unter Belastung verformen. Für die Forschung im Department Maschinenbau, Bereich Festkörpermechanik, ist das im wahrsten Sinne des Wortes von elementarer Bedeutung, weiß Ihre Redaktion In dieser Ausgabe Juni 2015 Titelgeschichte ab Seite 2 Online-Handel: Neue Seiten aufziehen Aktuell ab Seite 10 Auslandsinvestitionen steigen 10 Bekenntnis zur Route 57 12 IHK-Einzelhandelsausschuss tagte 14 Unternehmenskrisen: Schnell handeln 17 Energieaudits für Betriebe 19 Jobchancen für ausländische Studenten 23 Berichte ab Seite 24 Verkehrs-Sicherheits-Zentrum Olpe 24 Weicher Standortfaktor: Kultur wird großgeschrieben 28 Das Restaurant Zum Alten Bahnhof tischt auf 32 Familie und Beruf: Urlaub von starren Strukturen 48 Materialprüfung: Selbst ist die Uni 52 Wirtschaft in der Region 36 Firmenporträt 44 Innotech Arbeitsschutz Nachrichten für die Praxis 54 Auszeichnungen, Jubiläen und Geburtstage 57 Börsen ab Seite 58 Kooperationsbörse 58 Unternehmensnachfolgebörse 58 Recyclingbörse 59 Bücher 60 Handels- und Genossenschaftsregister 61 Kultur 70 Kommentiert Notiert 72 Impressum 72

ONLINE-HANDEL Neue Seiten aufziehen

Die Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2014 zeigen: 79 Prozent der Deutschen über 14 Jahre sind online. Laut einer BITKOM-Umfrage kaufen davon 94 Prozent inzwischen auch im Web ein. Während das Umsatzvolumen des deutschen Einzelhandels seit Jahren stagniert, hat der Anteil des Online-Handels am gesamten Einzelhandelsumsatz deutlich zugenommen: Von 2008 bis 2014 vergrößerte er sich von 3,8 auf über 9 Prozent eine klare Verdrängung zulasten des stationären Handels. Die Zukunft heißt Cross-Channel: Der WIRTSCHAFTS stellt vier Unternehmen vor, die erfolgreich im E-Commerce mitmischen und auf vielen Kanälen unterwegs sind.

Fragt man Ulli Baldus (li.) und Stefan Franzen von Fifty Five nach den Gründen für den Erfolg des Online-Handels, fällt ihr Urteil hart aus: Es gibt doch in den einzelnen Innenstädten gar keine Auswahl mehr, das Angebot ist überall gleich. Ulli Baldus ist Chef der rasch wachsenden Outdoormarke Fifty Five und konnte sich bis vor ein paar Jahren nicht vorstellen, überhaupt online aktiv zu werden. Er hat sich tatsächlich vehement dagegen gewehrt, erzählt Stefan Franzen, der als Verkaufsund Vertriebsleiter 2010 in den klassischen Großhandel einstieg und seinem Vorgesetzten so lange gut zuredete, bis der schließlich nachgab. Der Erfolg gab ihm recht: Heute generiert die Fifty Five OHG mit Sitz in Netphen 70 Prozent des Umsatzes im eigenen Online-Shop und auf Online-Marktplätzen wie Amazon und Ebay. Die Anzahl der Mitarbeiter ist mittlerweile auf 20 gestiegen, mehrere Hundert Pakete werden täglich vom 2500 Quadratmeter großen Lager aus ins ganze Bundesgebiet, aber auch nach Österreich, Frankreich, in die Niederlande und Richtung Skandinavien sowie ins Vereinigte Königreich versendet. Angefangen hat Ulli Baldus, Textiltechniker und Groß- und Außenhandelskaufmann, mit der Produktion von Kleidung für andere. Unter dem Namen Fifty Five begann er dann mit der Herstellung seiner eigenen Jeanshosen. Für den Namen habe ich mich entschieden, weil ich damals dachte: Mit 55 hat man so viel gearbeitet, da wird es langsam Zeit, damit aufzuhören. Gut für den heute 63-Jährigen, dass er den Plan mit der frühen Rente dann doch nicht umgesetzt hat. Den Erfolg im E-Commerce hätte er ansonsten verpasst. Sehr skeptisch sei er gewesen, als er Stefan Franzen im Herbst 2010 ein Test-Budget von 1000 Euro zur Verfügung stellte, um erste Schritte im Online-Handel wagen zu können. Nach drei Monaten hatten wir über 100 Pakete verschickt, ein Riesenerfolg, erinnert sich Ulli Baldus. Heute steuern Messebesuche nur noch 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Zehn Prozent generiert die Firma noch durch die Produktion für andere. Und das alles, obwohl zunächst die technischen Voraussetzungen für einen florierenden E-Commerce gar nicht gegeben waren die langsame Internetverbindung machte etwa das Hochladen von Bildern fast unmöglich. Richtfunk schloss die Lücke im Datennetz. Fragt man Ulli Baldus und Stefan Franzen nach den Gründen für den Erfolg des Online-Handels, fällt ihr Urteil hart aus. Es gibt doch in den einzelnen Innenstädten gar keine Auswahl mehr, das Angebot ist überall gleich. Ob nun Siegen, Hagen oder Soest überall dieselben Ketten, kritisiert der Fifty- Five-Geschäftsführer. Ein weiterer Grund: Es ist einfach bequemer, fasst es Vertriebsleiter Franzen zusammen. Es sich zu Hause gemütlich machen, sich bei einem Glas Wein oder einer Flasche Bier entspannt durch die Online-Shops klicken auch das schafft schließlich Shopping-Atmosphäre. Viele Einzelhändler haben einfach die Augen zugemacht, ist sich Ulli Baldus sicher, und Stefan Franzen erinnert beispielsweise Ganz bequem von zu Hause aus an die Media-Saturn-Holding. Die übernahm erst 2011 den Online-Händler Redcoon, um endlich auch im Internetgeschäft mitmischen zu können. Trotzdem: Wer einmal den Fuß in die Tür bekommen hat, darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Im Online-Handel ist es nicht anders, als wenn man in einer 1A-Lage ein Geschäft eröffnet da muss man auch am Ball bleiben, einen Dekorateur bezahlen, Werbung machen, sagt Stefan Franzen. Fifty Five hat sich den Weg ins Netz einiges kosten lassen und mit der Positionierung auf Amazon und Ebay angefangen, bevor man sich an den eigenen Online-Shop wagte. Und das Geschäft ist äußerst schnelllebig. Vor sechs Jahren habe man so einen Online-Shop in einem Format und in einer Sprache konzipiert, sagt der Fifty-Five-Vertriebsleiter. Heute geht man nicht mehr nur über den PC oder den Laptop ins Netz, sondern auch über das Smartphone oder mit dem Tablet und auf jedem Kanal muss ich dem Kunden entgegenkommen, betont Stefan Franzen. Google als bekannteste Suchmaschine entscheidet letztlich darüber, wer überhaupt im Netz gefunden wird. Man unterscheidet dabei zwischen den organischen Suchresultaten, die durch eine Suchmaschinenoptimierung beeinflusst werden können indem man beispielsweise bestimmte Schlagworte, 4

sogenannte Keywords, häufig verwendet und den gekauften Werbeeinblendungen. Wer bei Google das Stichwort Fifty Five eingibt, dem wird das Netphener Unternehmen gleich an erster Stelle angezeigt. Allerdings suchen Nutzer nicht zwangsweise nach dem Hersteller, sondern tippen eben Winterjacke Damen ein Fifty Five arbeitet kontinuierlich daran, sich in Sachen organische Suche zu verbessern. Zudem heißt das Zauberwort Cross-Channel-Marketing, also die Nutzung und Verknüpfung sämtlicher Vertriebskanäle. Dazu gehören Anzeigen in Fachzeitschriften wir müssen unsere Kunden auch im Print abholen, erläutert Stefan Franzen. Bekanntes Aushängeschild des Unternehmens ist Wander- Experte Manuel Andrack: Der Deutsche Wanderpapst lässt sich auch in YouTube- Videos über die Vorteile der Fifty-Five-Produkte aus oder begibt sich gemeinsam mit Ulli Baldus auf Schusters Rappen, worüber wiederum eine Reportage im Fachmagazin erscheint. Regelmäßig besuchen Franzen und Baldus E-Commerce-Messen, um auf dem neuesten Stand zu sein. Stillstand kann sich Fifty Five, so wie jeder andere Online- Shop, nicht leisten. Trotzdem sagt Ulli Baldus: Früher, das war schon ein anderes Arbeiten. Das war greifbarer, weil man am Ende des Tages wusste, was man verkauft hat. Das weißt du heute auch, sagt Stefan Franzen dafür genügt abends ein Klick auf die Umsatzzahlen. Der Online-Handel wächst stetig und damit auch die Anforderungen der Internet- Anbieter an die Plattform, die sie für den eigenen E-Commerce nutzen. Die Etailer Solutions GmbH aus Olpe konzentriert sich als Softwarehaus auf solche Online-Shop- Betreiber, die einen Mindestumsatz von zehn Millionen Euro jährlich erwirtschaften, also schon ganz oben im E-Commerce mitmischen, aber vor allem aufgrund ihres rasanten Wachstums kurz- oder langfristig an Grenzen stoßen. Darin liegt schon eine besondere Herausforderung, sagt Geschäftsführer Horst-Peter Baranski. Er und sein Team stellen bereits vorhandene Online- Shops um, um die Wachstumsfähigkeit des Unternehmens auch weiterhin sicherzustellen. Da geht es um Online-Auftritte, die gleichzeitig mehrere tausend Nutzer vertragen müssen wenn der Shop-Anbieter gerade TV-Werbung gemacht hat, dann auch mehr, erklärt Baranski. Ein gutes Beispiel für eine solche Entwicklung bietet die Lautsprecher Teufel GmbH mit Sitz in Berlin, die von den Olper E-Commerce-Experten schon seit 2009 betreut wird: Damals waren 45 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig heute sind es mehr als dreimal so viele. Die Firmen kommen gar nicht hinterher, beobachtet Horst-Peter Baranski immer wieder. Er ist verantwortlich für die Bereiche Unternehmensentwicklung, Finanzen, Personal und Controlling, konzipiert seit über 30 Jahren große Software-Systeme. 1999 gründete er die Onlinekauf Internet Service GmbH, ein Unternehmen, das sich ausschließlich mit Internetlösungen befasste, und aus dem im Oktober 2013 schließlich die Etailer Solutions GmbH hervorging. Ihm zur Seite steht Jörg Glinka, mit dem er sich die Geschäftsführung teilt: Glinka ist verantwortlich für die strategische Unternehmensausrichtung und den Vertrieb. 17 Mitarbeiter beschäftigt Etailer mittlerweile und wir suchen händeringend neue, sagt Peter Baranski. Wir sind keine Web-Agentur, betont Glinka, sondern ein Softwareunternehmen: Jeder hier hat schon mal programmiert. Die Etailer-Suite ist die Basis für die Betreuung großer E-Commerce-Firmen: Dabei handelt es sich um eine Art Programmiergerüst, das die Architektur der Anwendung bestimmt also wie man sich beispielsweise von der Auswahl der Produkte bis hin zur Kasse durch den virtuellen Shop bewegt. Eine beliebte Softwarelösung ist etwa die Open-Source-E-Commerce- Plattform Magento. Bei Standardlösungen Drehscheibe für Aktivitäten im Netz Horst-Peter Baranski (li.) und Jörg Glinka von der Etailer Solutions GmbH konzentrieren sich als Softwarehaus auf Online-Shop-Betreiber, die einen Mindestumsatz von zehn Millionen Euro jährlich erwirtschaften, also schon ganz oben im E-Commerce mitmischen. wie Magento ist allerdings die Anpassungsfähigkeit nicht gegeben, die unsere Auftraggeber brauchen, erklärt Peter Baranski, warum Etailer eine eigene Plattform entwickelt hat. Die Etailer-Suite ermöglicht den Kunden den sogenannten Cross- Channel-Commerce, also den Handel im Netz am PC oder Laptop, mobil auf dem Tablet oder via Smartphone und natürlich ganz klassisch in der Filiale, wobei alle Verkaufskanäle wiederum miteinander verknüpft werden. Die Plattform dient als Drehscheibe zu allen Aktivitäten im Internet und verfügt über Schnittstellen zu Warenwirtschaftssystemen, den relevanten Marktplätzen wie Ebay oder Amazon und externen PIM-Systemen. Beim Product Information Management (PIM) handelt es sich um eine Software, die Produktdaten organisiert und verwaltet. Die Informationen über die angebotenen Produkte müssen überall gleich sein, erklärt Peter Baranski das Prinzip. In Echtzeit kann der Besucher des Online- Shops beispielsweise die Verfügbarkeit des gewünschten Produkts überprüfen und zwar auf allen Kanälen mit dem immer gleichlautenden Ergebnis. Er wäre ja fatal, wenn zum Beispiel der Preis online ein anderer

wäre als in der Filiale oder wenn ein Produkt weiterhin als verfügbar angezeigt wird, obwohl schon nichts mehr auf Lager ist. Etailer Solutions erarbeitet für seine Kunden ein ganzheitliches Konzept und dazu gehört natürlich auch die Frage nach der Auffindbarkeit im Netz. Google ist nun mal das Maß der Dinge, sagt Jörg Glinka. Der organische Index reiche nicht mehr aus. Aber selbst wer bereit sei, Geld in die sogenannten Ad-Words, also die Anzeigen neben oder über den Google-Suchergebnissen, zu investieren, müsse die Kunst der Suchmaschinenoptimierung beherrschen. Erst wenn alle von Google geforderten Attribute berücksichtigt sind, taucht ein Anbieter dort auch dauerhaft auf. Kundenbesuch erhalten die Olper E-Commerce-Experten übrigens selten das Internet macht s möglich. Der Zunächst nutzte Martin Achatzi das Internet nur, um sein Gebrauchtwarenlager auszumisten heute generiert er 80 Prozent seines Umsatzes mit dem eigenen Online-Shop, der schon 1994 an den Start ging. Kunde sitzt in der Schweiz, der Server steht in München und wir arbeiten hier, fasst es Peter Baranski zusammen. Per Videokonferenz schließt man sich kurz, das ist schnell und effektiv. Selbst Schulungen laufen online und auch Erstpräsentationen wickeln die Etailer-Geschäftsführer und ihr Team über das Internet ab. Martin Achatzi ist schnell. Das äußert sich nicht nur in seiner beeindruckenden Sprechgeschwindigkeit, sondern auch in der Tatsache, dass er schon online handelte, als der E-Commerce noch in den Kinderschuhen steckte. Yahoo bot Anfang der 90er Jahre interessierten Händlern eine kostenlose Auktion zum Einstieg an und plötzlich war der Bad Laaspher Fotofachhändler Mister Canon aus Bad Laasphe mittendrin im Online-Handel. 1990 hatte er das Geschäft seines Vaters übernommen, das 32 Jahre zuvor in der Innenstadt eröffnet worden war. Zunächst nutzte Martin Achatzi das Internet nur, um sein Gebrauchtwarenlager auszumisten heute generiert er 80 Prozent seines Umsatzes mit dem eigenen Online-Shop, der schon 1994 an den Start ging. Seine Kunden nennen ihn im Scherz oft Mister Canon : Er hat sich auf alles spezialisiert, was den Schriftzug des japanischen Kameraherstellers trägt. Lehrjahre sind keine Herrenjahre vier, fünf Jahre lang habe er viel geblutet und geschwitzt, aber auch einiges in Sachen E-Commerce gelernt, sagt Achatzi heute. Zum Beispiel, dass im Internet nicht nur ehrliche Menschen unterwegs sind. Den Großteil seiner Produkte verschickt er auf Vertrauensbasis, also auf Rechnung um dabei keine böse Überraschung zu erleben, vertraut er seit Jahren auf Schufa und Creditreform, Auskunftei und Inkasso-Dienstleister in einem. Dem E-Commerce wird oft nachgesagt, er sei sehr unpersönlich der 51-Jährige kann das allerdings nicht bestätigen. Nur 20 Prozent seiner Abnehmer beschränken sich darauf, sich die Canon-Produkte im Online- Shop anzuschauen und sie einfach in den virtuellen Warenkorb zu legen die Hauptaufgabe des Kameraexperten ist es heute, telefonisch und vor allem per E-Mail zu beraten. Zehn, höchstens 15 Minuten warten die Kunden auf eine Antwort-Mail von ihm. Ich bin schnell, und ich biete persönliche Beratung. Nur so habe ich als kleiner Fisch im Haifischbecken eine Chance, ist sich Achatzi sicher. Die eigentliche Pflege des Online-Shops, also das Hochladen von neuen Bildern oder Texten, nimmt gerade einmal 30 Minuten täglich in Anspruch. Das ist wie Zähneputzen, das wird irgendwann zur Gewohnheit, erzählt der Online-Pionier. Von einem überinformierten Kunden, der viele stationäre Händler auf die Palme bringt, könne nicht die Rede sein, sagt Achatzi auch, wenn sich Interessierte natürlich zunächst online Anregungen holen. Es herrscht im Gegenteil Verwirrung je mehr Auswahl es gibt, desto schwieriger ist es doch, den Überblick zu behalten. Er selbst sieht sich als unverzichtbaren Lotsen durch den Online-Dschungel. Seine Retourenquote liegt nach eigenen Angaben unter einem Prozent, weil die Kunden nach intensiver Beratung genau das bekommen, was sie brauchen. Genau an dieser Stelle ergeben sich seiner Meinung nach Chancen, Online-Riesen wie Amazon noch etwas entgegenzusetzen. Wir kleinen Händler haben im Gegensatz zur Supermacht Amazon noch Wachstumspotenzial, ist sich der 51-Jährige sicher. Die eigene Situation sieht er ganz gut mit den berühmten ersten Sätzen der Asterix-Hefte beschrie- 6

ben: Ganz Gallien ist von den Römern besetzt Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Das Glück des Einzelhandels liege in der Nische, sagt Achatzi, und deshalb habe er sich eben früh auf die Marke Canon konzentriert. Jetzt noch ins Online-Geschäft einsteigen dafür sei es eigentlich schon viel zu spät, sagt der Kamerafachmann. Ein Großteil der stationären Händler bekäme es ja noch nicht einmal hin, die wichtigsten Informationen wie die Öffnungszeiten online zu stellen oder den Kunden im Netz ein paar schöne Bilder vom Laden zu bieten. Wer es wirklich ernst meine, komme aber um eine Präsenz in den sozialen Netzwerken, sprich bei Google Plus, Facebook oder Xing, nicht herum. Das mache, einmal eingerichtet, kaum Arbeit. Ich kann die Händler einfach nicht verstehen, die das komplett ignorieren, lautet das harte Urteil des Online-Händlers. Und die Ebay-Gebühren seien genauso hoch wie die Kosten für Anzeigen, die er früher noch in der Zeitung geschaltet habe. Wer online mitmischen will, muss sich eben aus dem bequemen Kokon heraustrauen und bereit sein, seine Firma jedes Jahr neu zu erfinden. Ich habe meinen Showroom überall, sagt Achatzi und schlägt Kunden aus Hamburg oder München sogar selbst vor, sich das gewünschte Produkt im Elektronikfachmarkt um die Ecke mal anzuschauen. Gucken geht überall gekauft wird aber bei Papa, sagt der 51-Jährige selbstbewusst. Das große Problem des rein stationären Handels, den Beratungsklau, kennt er selbst immerhin nutzen noch viele die Möglichkeit, im Ladenlokal vorbeizuschauen und sich bestimmte Produkte zeigen zu lassen. Wenn ich merke, dass die Leute gar nicht kaufen wollen, dann darf ich als Händler auch mal Rückgrat beweisen und es dem Kunden auf den Kopf zusagen. Ich stehe mir nicht gern umsonst eine halbe Stunde lang den Rücken krumm, während nebenan zig E-Mails mit ernst gemeinten Anfragen auflaufen. Anne Jung und ihre beiden Angestellten packen täglich viele Kartons für ihre Kunden. Seit Kurzem ist die Firmenzentrale von City4dogs auch nicht mehr in einer Industriehalle im Seelbacher Gewerbepark, sondern im Trupbacher Zentrum zu finden: Immer mehr Kunden des Online-Shops, nämlich Herrchen und Frauchen auf der Suche nach dem passenden Hunde-Zubehör, wollten zuletzt auch live das Sortiment durchstöbern. An der Trupbacher Straße 16 stehen dafür repräsentative Räume zur Verfügung. Eigentlich eine ungewöhnliche Entwicklung, findet die 51-jährige Inhaberin schließlich würden die meisten Händler gerade den umgekehrten Weg nehmen. Wir brauchen aber auch längst nicht mehr so viel Lagerplatz wie zu Beginn, erklärt Anne Jung 30 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet die Diplom-Ingenieurin bei Amazon. Ein großer Teil des Sortiments lagert direkt beim Online- Riesen. Das klassische Geschäft soll es in Trupbach aber dennoch nicht werden, samstags wird Anne Jung höchstens nach Absprache öffnen. Anne Jung und ihre beiden Angestellten packen täglich viele Kartons für ihre Kunden. Seit Kurzem ist die Firmenzentrale von City4dogs auch nicht mehr in einer Industriehalle im Seelbacher Gewerbepark, sondern im Trupbacher Zentrum zu finden. Erst nur online, jetzt zum Anfassen Eigentlich ist Anne Jung Innenarchitektin, arbeitete lange Zeit für den Polstermöbel- Hersteller Rolf Benz im Schwabenland. Nach jahrelanger Fernbeziehung traf sie schließlich die Entscheidung, zu ihrem Mann Michael ins Siegerland zu ziehen endlich stand auch dem Plan, gemeinsam einen Hund anzuschaffen, nichts mehr im Weg. Auf diese Weise machten die Jungs dann Bekanntschaft mit Dominique und Klaus Leicht: Gemeinsam züchten die beiden Golden Retriever. Frau Leicht hat damals City 4dogs quasi in ihrem Keller gegründet, erzählt die heutige Inhaberin. Ich habe aber immer ans Online-Geschäft geglaubt, vor allem im Siegerland, wo es viele Dinge gar nicht zu kaufen gibt, so die 51-Jährige. Kur-

zerhand übernahm Anne Jung die Geschäfte, stellte Dominique und Klaus Leicht an. Fünf Jahre ist das inzwischen her. Auch sie musste viel dazulernen. Anfangs dachte ich ganz naiv: Ich kann mir bei einer Bestellung das Produkt einfach vom Lieferanten schicken lassen, ich sende es dann an den Kunden, erinnert sich Anne Jung an Anfängerfehler. Das ist natürlich völliger Quatsch, weil es viel zu lange dauert. Man muss alles schon auf Lager haben und am besten noch am selben Tag auf den Weg bringen. DHL steuert City4dogs deshalb täglich an. Spezialisierung ist für jeden, der nicht selbst Hersteller ist, überlebenswichtig, glaubt auch die Hundeshop-Inhaberin. Sie setzt den Fokus auf Leckerchen für Vierbeiner mit Allergien und auf Spezialfutter, bewirbt verstärkt Trimmtische und Welpenausläufe, eine Art Ställchen für die kleinen Fellnasen. Google weiß alles und sieht alles. Ich bewerbe nicht Wörter wie Hundeleine diese Produkte bietet jeder, und sie bringen nicht viel Umsatz. Unsere Trimmtische, die man elektrisch herauf- und herunterfahren kann, liegen bei 500 bis 1000 Euro. Kürzlich haben wir einen ganzen Trimmsalon auf Malta damit ausgestattet. Und dann lohnt sich auch die Investition. Zusätzlich legt Anne Jung einen besonderen Schwerpunkt auf die persönliche Beratung am Telefon und per E-Mail. Überforderte Mitarbeiter im Callcenter, Warteschleifen oder vorformulierte E-Mails sind ihr schließlich selbst ein Graus. City4dogs arbeitet auf dem Online-Shop- System Plentymarkets, also einer E-Commerce-Komplettlösung. Das hat den Vorteil, dass wir keine eigenen Server brauchen oder einen EDV-Spezialisten, sagt Anne Jung. Die Experten im Hintergrund kümmern sich um die Suchmaschinenoptimierung, übernehmen die grafische Umsetzung und sorgen dafür, dass neue Produkte zum Beispiel gleich auf der Startseite zu finden sind. Darüber hinaus zahlt Anne Jung Gebühren an die Protected Shops GmbH: Dort hat man ein Auge auf den oft unübersichtlichen rechtlichen Rahmen, in dem sich die Online- Shop-Betreiberin bewegen muss. Fallstricke ergeben sich allein im Hinblick auf die Informationspflicht innerhalb des Impressums am laufenden Band und auch AGB, Widerrufsbelehrungen oder Datenschutzerklärungen müssen abmahnsicher gestaltet werden. Die Fotos machen wir in der Regel selbst oder wir holen jeweils die Genehmigung der Hersteller ein, erzählt Anne Jung. Sie habe schon selbst jemanden verklagen müssen, der ungefragt ihre Aufnahmen der Spezial-Trimmtische verwendete da muss man wirklich aufpassen. cri Dr. Hanna Schramm-Klein: Ware zum Anfassen und Mitnehmen Mittlerweile kann man alles online verkaufen, sagt Professorin Dr. Hanna Schramm- Klein, die an der Universität Siegen den Lehrstuhl für Marketing innehat. Noch etwas außen vor seien in Deutschland zwar Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs aber auch da tue sich einiges. So will etwa die Drogeriekette dm einen eigenen Online-Shop starten, in dem Kunden nahezu das gesamte Sortiment vorfinden sollen. Der stationäre Handel bietet dennoch einige Vorteile gegenüber dem E- Commerce: Nur vor Ort kann man Ware befühlen, riechen, schmecken und vor allem: sofort mitnehmen. Die Kunden wollen oft die Produkte sofort haben, sagt Schramm- Klein. Distanz werde heute ganz anders wahrgenommen als zu Zeiten, in denen die Bestellung an den Versandhändler per Post auf den Weg gebracht wurde. Damals war warten selbstverständlich. Heute wird der Online-Kauf gefühlt in Sekunden abgewickelt, und genauso schnell hätten die Leute auch gerne ihr Paket in der Hand. Weil das (noch) nicht möglich ist, muss sich der stationäre Handel wieder auf seine Kernkompetenzen besinnen: Dazu gehören ein gutes Sortiment, passgenau auf die Zielgruppe zugeschnitten, und kompetente Beratung vor Ort. Wer aus Kostengründen nur Personal auf der Ebene Aushilfe beschäftige, vergebe viele Chancen. Das vermeintlich billigere Internet allein sei nicht schuld am Niedergang des stationären Handels. Der Kunde steht im Geschäft, hat bewusst Zeit investiert, er könnte jetzt sofort etwas mitnehmen tut er es nicht, liegt das sicherlich nicht nur am Preis. Wer es schafft, die eigene Person als Identifikationsfigur zu etablieren etwa so wie Mister Canon, Martin Achatzi aus Bad Laasphe, der kreiert eine Art Vertrauensanker für seine Kunden, der dankbar angenommen wird. Und das wiederum funktioniert auf allen Kanälen: Kunden, die im Internet nach einer Waschmaschine suchen, werden den Online-Shop als besonders vertrauenserweckend bewerten, der einem Fachgeschäft angeschlossen ist selbst, wenn der Laden mehrere Hundert Kilometer weit entfernt ist. Bei der Frage zur Zukunft des Handels geht es also gar nicht um den Showdown zwischen stationären Geschäften und dem E-Commerce, sondern um ein möglichst gutes Miteinander verschiedener Vertriebskanäle. Der klassische stationäre Handel sieht es noch so: A gegen B, wir gegen die Online-Händler. Das ist absoluter Quatsch. Es bestehen vielfältige Wechselwirkungen im Informations- und Kaufverhalten der Konsumenten, für die gehört längst alles zusammen. Während der stationäre Einzelhandel sich noch mit dem Für und Wider zum Internet 1.0 herumschlage und permanent hinterherrenne, sei der Online-Handel längst beim Internet 5.0 angelangt. Lösungen adaptieren statt lamentieren dann sei auch der überinformierte Kunde keine Bedrohung mehr, sondern eine Chance. Man darf als Händler nicht beleidigt reagieren, wenn sich jemand plötzlich besser mit einem Produkt auskennt als man selbst. Das ist bei den Möglichkeiten, sich vorher Wissen anzulesen, eine ganz normale Entwicklung, sagt die Marketing-Professorin. Auch Ärzte klagen schließlich darüber, dass ihre Patienten heute vorher wissen, was ihnen fehlt. Der Händler hat aber vielleicht noch einen anderen Tipp, ein anderes Produkt im Hinterkopf, das vielleicht viel besser zum Kunden passt dafür muss er nur Argumente haben. Vom Schmollen jedenfalls steigt der Umsatz nicht und aus Mitleid kaufen die wenigsten Kunden. Für das Jahr 2020 prognostiziert Dr. Hanna Schramm-Klein ganz klar Veränderungen im Einzelhandel: Es wird eine Überkapazität von über 30 Prozent der stationären Einzelhandelsfläche geben. Weniger Einkaufsstraßen, weniger Verkaufsfläche und dafür mehr Platz für die Logistik. Und der müsse nun mal nicht in 1A-Lage zur Verfügung stehen. Es wird zwangsläufig noch mehr Leerstände geben. Das kann der stationäre Einzelhandel nicht mehr in der bisherigen Größenordnung abdecken allerdings ist das auch bei vielen Stadtplanern noch nicht angekommen. In Sachen Online-Shopping sieht sie den Trend hin zur sogenannten Lean-Back-Haltung entspannt zurückgelehnt und offen für Impulskäufe statt fokussiert auf bestimmte Produkte. Die Sache mit der Überinformiertheit wird sich legen, glaubt Dr. Schramm-Klein. Internet-TV als Verkaufskanal so für viele Akteure bereits heute die Vision bekomme eine neue Bedeutung jenseits der heute bekannten Shopping-Kanäle: Sie sehen einen Film, in dem Sie eine tolle Tasche entdecken, eine coole Kamera, ein schönes Oberteil. Mit einem Klick wandern diese Produkte dann in Ihren Warenkorb. Red- Button-Funktion nennt sich das Ganze dann und hat mit dem klassischen Online-Handel nur noch wenig zu tun. Handel ist Wandel: Es bleibt spannend. Auf allen Kanälen. 8

Für die raue Arbeitswelt geschaffen Robuste Begleiter für den Einsatz in der Logistik, auf dem Bau oder in der Produktion. Mörtelmatsch auf der Baustelle, Hitze im Stahlwerk, ein Sturz auf den Boden: Trotz rauer Gegebenheiten ist die Samsung Ruggedized- Produktfamilie mit moderner Technik auch im Außendienst in ihrem Element. Gebaut um leistungsstarke, vielseitige Performance und sicheren Betrieb zu vereinen, bieten das GALAXY Tab Active, GALAXY Xcover 3 und Xcover 550 Unterstützung in nahezu jeder Umgebung. Die Geräte verfügen über einen Staub- und Wasserschutz gemäß IP67 1. Darüber hinaus sind sie nicht nur physisch für Extremeinsätze gewappnet: Ausgestattet mit SAMSUNG KNOX schützt die Ruggedized-Produktfamilie auch sensible Unternehmensdaten. Testgerät- oder Bestellanfrage an: SamsungMobileBusiness@samsung.de Das GALAXYTab Active ist das erste IP67 1 zertifizierte Tablet von Samsung, welches für den Einsatz in fordernden Business-Umgebungen gebaut wurde. Es wird mit einer speziellen Hülle geliefert, die das Gerät vor externen Einwirkungen schützt und in vollem Umfang den US-amerikanischen Anti-Schock-Militärnormen (MIL-STD 810G1 2 ) entspricht. Das GALAXYXCover 3 ist optimal vor Stößen geschützt und erfüllt sogar den US-amerikanischen Militärstandard MIL-STD 810G1 2. Auch Nässe und Dreck übersteht es dank IP67 1 -Zertiffizierung souverän. 550 Nicht nur seine robuste Beschaffenheit macht das Xcover 550 zu einem erstklassigen Begleiter unter fordernden Bedingungen, sondern durch seine kompakte Größe mit geringem Gewicht ist es auch leicht zu verstauen. Zudem ermöglicht eine solide Befestigungs-Öse am Rahmen des Featurephones, ein Trageband zu befestigen. So lässt sich immer ein Platz für diesen praktischen Begleiter finden. www.samsung.de (1) Schutz bei zeitweiligem Untertauchen bis maximal 1 Meter Wassertiefe für maximal 30 Minuten und ausschließlich in klarem Wasser. Kein Schutz bei Salzwasser und anderen Flüssigkeiten, insbesondere Seifenlauge, Alkohol und/oder erhitzter Flüssigkeit. Sämtliche Abdeckungen des Gerätes müssen stets vollständig verschlossen sein, so dass durch sie kein Wasser eindringen kann. (2) Stürze aus größeren Höhen oder unsachgemäße Bedienung können dem Gerät Schaden zufügen und schließen eine Gewährleistung im Rahmen der Herstellergarantie aus.

Aktuell Auslandsinvestitionen Heimische Unternehmen investieren wieder mehr Knapp ein Drittel der Industrieunternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe investiert im laufenden Jahr im Ausland. Knapp ein Drittel der Industrieunternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe investiert im laufenden Jahr im Ausland. Gegenüber den Vorjahren steigt das Auslandsengagement, allerdings verändert sich der Fokus: Die regionalen Betriebe konzentrieren sich aktuell mehr in den europäischen Kernländern. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen, an der sich rund 220 Industrieunternehmen aus den Kreisen Siegen- ALLES WIRD DIGITALER. IHR UNTERNEHMEN AUCH? Der Digitale Wandel ist nicht aufzuhalten. Er prägt die Strukturen in unserer Gesellschaft und verändert ökonomische Abläufe in allen Branchen. Nutzen Sie die Chancen der digitalen Transformation, festigen Sie Ihre Markposition und erschließen Sie neue Geschäftsfelder. Wir helfen, die Digitalisierung in Vertrieb, Marketing, Kommunikation und Innovation voranzutreiben. Besuchen Sie uns online unter www.sologics.de/digitalisierung oder rufen Sie uns an 0271-2337010. St.-Johann-Straße 27 57074 Siegen Wittgenstein und Olpe beteiligten. Die internationalen Krisen hinterlassen jetzt offenbar immer stärker ihre Spuren beim Auslandsengagement. Russland und die Ukraine, aber auch einige südeuropäische Länder verlieren an Bedeutung. Auch in Südamerika wird wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten weniger investiert, kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener die Befragungsergebnisse. Dass unsere Unternehmen im Ausland stärker investieren, ist für sich genommen positiv. Es sichert zumeist auch Arbeitsplätze vor Ort. Sorgen bereitet jedoch, dass zugleich die Inlandsinvestitionen in den letzen Monaten zu wünschen übrig ließen. Setzt sich dieser Trend ungebremst fort, sind negative Auswirkungen für Beschäftigung und Wohlstand nicht auszuschließen. Im Frühjahr des laufenden Jahres gab knapp jeder dritte Industriebetrieb Investitionstätigkeiten im Ausland an. In den vergangenen drei Jahren ist dieser Anteil um sieben Prozentpunkte gestiegen. Zudem möchte fast ein Viertel der im Ausland investierenden Firmen ihre Ausgaben dort steigern und nur 14 Prozent zurückfahren. Das Hauptmotiv bei den Auslandsinvestitionen bleibt für fast die Hälfte der befragten Industriebetriebe die Nähe zum Kunden und zu den Absatzmärkten in fremden Ländern. Daneben nennen die Unternehmen vor allem die hohen Energiepreise sowie steigende Arbeits- und Bürokratiekosten als Begründung für ihr verstärktes Auslandsengagement. Das Kostenmotiv geriet bis 2012 bei den regionalen Firmen fast völlig in den Hintergrund. Danach legte es aber wieder deutlich zu und steht nun mit einem Anteil von 27 Prozent auf Platz 2 der Gründe für Auslandsinvestitionen. Auch das gibt zu denken, ergänzte Stephan Jäger, in der IHK verantwortlich für Konjunktur- und Statistikfragen. Dass die Mehrzahl der Betriebe ihre Investitionen nun in den Ländern der EU-15 realisiert, verdeutlicht, wie stark viele europäische Standorte durch Reformen ihre Wettbewerbsfähigkeit verbesserten. Das macht sie wieder attraktiver für Unternehmensinvestitionen. Neben diesen EU-Ländern punkten derzeit auch asiatische Standorte, vor allem China sowie Nordamerika, wieder mehr bei den Auslandsinvestitionen heimischer Unternehmen. Die europäischen Kernländer sind für über die Hälfte der Industriebetriebe im IHK-Bezirk Hauptzielregion für Auslandsinvestitionen. An zweiter Stelle steht mit 36 Prozent nun wieder China. 2013 waren es nur 22 Prozent. Die EU-15-Länder sowie China sind auch bundesweit die Hauptzielregionen für Auslandsinvestitionen der Industrie. In der Region auf Platz drei zurückgefallen sind mit einem Anteil von 30 Prozent die neuen EU-Beitrittsländer seit 2004 bzw. 2007. Auf dem vierten Rang der Zielländer folgt für hiesige Industriebetriebe mit 26 Prozent Nordamerika. Gegenüber 2013 bedeutet das ein Plus von zehn Prozentpunkten. Stephan Jäger: Bei den Investitionen in China spielen zwar Kostenerwägungen eine wichtige Rolle, hauptsächlich haben die Unternehmen aber auch hier die Erschließung und Betreuung des dortigen attraktiven Marktes im Blick. Das Gleiche gilt für Nordamerika. Dort fördern zudem die momentan niedrigen Energiepreise zusätzlich die Investitionen von deutschen Firmen. Geschuldet sind die Auslandsinvestitionen, insbesondere in den USA, oftmals auch regulatorischen Gründen. Das Auslandsengagement schafft damit oft erst den Zugang zum dortigen Markt. Für viele Unternehmen besonders mittelständischen ist das aber nicht erschwinglich. Klaus Gräbener: Gerade deswegen ist das Freihandelsabkommen TTIP für die heimische Wirtschaft so wichtig. Es könnte unnötige Markteintrittsbarrieren reduzieren und dadurch dazu beitragen, dass noch mehr Betriebe auch in diesen Märkten Fuß fassen. Das wiederum sorgt für zusätzliche Investitionen und Beschäftigung. 10

Aktuell Fachkräftebudget Förderung: 90.000 Euro für Kindertagesstätten und Schulen Mit knapp 90.000 Euro fördert die IHK Siegen aus ihrem Fachkräftebudget in den kommenden Monaten Projektvorhaben von 35 Kindertagesstätten und Schulen. Mit knapp 90.000 Euro fördert die Industrieund Handelskammer Siegen aus ihrem Fachkräftebudget in den kommenden Monaten Projektvorhaben von 35 Kindertagesstätten und Schulen in Siegen-Wittgenstein und Olpe. IHK-Präsident Felix G. Hensel betonte bei der Übergabe der Förderbescheide, die Kammer wolle Kinder und Jugendliche dadurch so früh wie möglich an die Themen Technik und Wirtschaft heranführen und ihnen Zugänge zur Arbeitswelt verschaffen: Wir sind eine starke Industrieregion. Damit dies so bleibt, wollen wir frühzeitig Interesse für technische und wirtschaftliche Zusammenhänge wecken. Dabei liegt uns vor allem am Herzen, dass gewerblich-technische und ingenieurwissenschaftliche Bildungsgänge bei der Berufswahl wieder eine größere Bedeutung erhalten. Hierzu wolle man interessierten Kindertagesstätten und Schulen die erforderlichen Freiräume verschaffen. Über vier Jahre hinweg stelle die IHK ihnen auf diesem Wege ein Budget von über 170.000 Euro zur Verfügung. Felix G. Hensel: Wir sind sicher, dass dieses Geld richtig gut angelegt ist. Eine Jury hatte zuvor aus den eingereichten Vorschlägen die förderfähigen Projekte ausgewählt. Die Palette der geförderten Projekte reicht vom Werkzeugführerschein für Kindergartenkinder bis zu komplexen steuerungstechnischen Experimentierkästen für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I. Das Fördervolumen der Projekte beträgt pro Vorhaben maximal 4000 Euro. Mir rund 57.100 Euro werden 23 Projekte im Siegerland unterstützt, weitere 13.600 Euro fließen in sechs Vorhaben im Altkreis Wittgenstein und mit 19.200 Euro unterstützt die IHK zudem sechs Vorhaben im Kreis Olpe. Im Herbst startet die IHK Siegen eine neue Ausschreibung. Dann bietet sich erneut für alle Kindertagesstätten und Schulen in beiden Kreisen die Chance auf eine finanzielle Unterstützung durch die IHK. Auch 31 Einrichtungen, die im ersten Durchlauf nicht berücksichtigt werden konnten, erhalten dann eine zweite Chance. Qualität ist unsere Verpflichtung Schnelligkeit unser Auftrag Erfahrung unsere Stärke. Wenn das Ziel noch nicht zu sehen ist, wissen wir, wo es liegt. OTTO QUAST Ihr Partner für wirtschaftliches Bauen. Ankommen. Fertigbau Lindenberg An der Autobahn 16 30 57258 Freudenberg Telefon 02734 490-0 Telefax 02734 490-460 email fbl@quast.de Ingenieurbau Hochbau Straßen- undtiefbau Bauwerterhaltung Spezialtiefbau Fertigelemente aus Beton: Wände Decken Räume Schlüsselfertiges Bauen für Handel, Industrie und Verwaltung Info unter: 0800 OTTO QUAST oder 0800 6886 78278 www.quast.de

Aktuell Wittgensteiner Unternehmergespräch Landrat Müller im Gespräch: Bekenntnis und Zeitachse zur Route 57 Die Verkehrsinfrastruktur stand im Fokus beim Wittgensteiner Unternehmergespräch der IHK Siegen. Ohne Wenn und Aber bekannte sich Landrat Andreas Müller zur Route 57 und zu einer endlich verbesserten Verkehrsanbindung Wittgensteins bis zum Jahr 2019. Vor rund 40 Wittgensteiner Unternehmern stellte er seine Erwartungen und Vorstellungen zur regionalen Verkehrsinfrastruktur vor. IHK-Vizepräsident Christian Kocherscheidt hatte den Landrat zum Wittgensteiner Unternehmergespräch der Industrie- und Handelskammer Siegen in das Landhotel Doerr in Feudingen eingeladen. Müller unterstrich, wichtig sei, sich bei dem für die Region notwendigen Verkehrsprojekt auf das zu konzentrieren, was umsetzbar sei. Und das ist die Kette von Ortsumgehungen, wenigstens bis Schameder. Er gehe davon aus, dass der Einstieg in die Route 57 über die Südumgehung Kreuztal schnell gelinge und der Ausbau der B 62 von der derzeitigen Baustelle an der Kronprinzeneiche bis 2016 nach Lützel fortgesetzt werde. Erst 2018 und 2019 stehe die Erneuerung und der teilweise dreispurige Ausbau der B 62 zwischen Lützel bis kurz vor Erndtebrück an, für die ein Planfeststellungsverfahren erforderlich sei. Um die Zwischenzeit zu nutzen, soll daher 2017 die L 719 zwischen Walpersdorf und der Siegquelle grundsaniert und erweitert werden. www.ibf-siegen.de Koblenzer Straße 1, 57072 Siegen Telefon 02 71/ 31 34-130, Fax -128 Immobilien-Beratung Friedrich GmbH Die Klarstellung des Landrates zur Route 57 und die aufgezeigte zeitliche Perspektive stießen auf die einhellige Zustimmung der anwesenden Unternehmer. Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Die Verbesserung der Verkehrsanbindung über die Route 57 dient neben dem Transport von Gütern vor allem den Beschäftigten und ist damit ein enorm wichtiges Standortargument in der Gewinnung von Fachkräften, unterstrich Christian Kocherscheidt. Umso wichtiger sei, dass jetzt endlich etwas passiere. Wir warten schon Jahrzehnte!, ergänzte Ulf Pöppel, Geschäftsführer der BSW GmbH in Bad Berleburg. Die geplante Einrichtung einer Schnellbuslinie zwischen Bad Laasphe und Bad Berleburg zeige, dass sich auch im Busverkehr etwas tue, stelle jedoch keine Alternative zur verbesserten Straßenanbindung Wittgensteins dar. Landrat Müller betonte die gemeinsamen Interessenlagen von Politik und Wirtschaft: Fachkräfte gewinnen und Belastungen für Steuerzahler und Unternehmen verringern. Zudem kündigte er an, alles dafür zu tun, dass die Fachbehörden der Kreisverwaltung etwaige Spielräume offen auslegen, um beispielsweise in der Bauleitplanung neue Handlungsoptionen zu eröffnen. Ein weiteres Thema: der demografische Wandel. IHK-Präsident Felix G. Hensel hob hierbei die besondere Lage und die Folge für Arbeitsmärkte abseits von Ballungsräumen hervor: Die Kosten für eine attraktive Infrastruktur stiegen mit einer rückläufigen Bevölkerungsentwicklung. Diese Entwicklung sei insbesondere für Räume wie Wittgenstein problematisch, die im Wettbewerb ohnehin mit Standortnachteilen zu kämpfen haben. Auch auf die zunehmende Akademisierung müsse reagiert werden, wenn etwa die Partnerin oder der Partner einer gewonnenen Fachkraft eine adäquate Beschäftigung suchten. Hier leiste das durch die regionale Wirtschaft unterstützte Regionalmarketing Südwestfalen wichtige Beiträge, allerdings müsse diese Aufgabe auf allen Ebenen ernst genommen und mitgetragen werden, ergänzte Christian Kocherscheidt. Der IHK-Vizepräsident kritisierte die deutlich zunehmende Bürokratisierung, mit der sich viele Betriebe heute auseinandersetzen müssten, beginnend bei der Maut, über die heftig umstrittene Umsetzung des Mindestlohnes bis hin zur neuen Arbeitsstättenverordnung, die Arbeitgebern im Falle von Heimatarbeit vorschreibt, die Privaträume ihrer Arbeitnehmer zu überprüfen. Erfreulicher stelle sich dagegen die konjunkturelle Situation dar: Das Konjunkturklima der Wirtschaft im südlichen Westfalen falle Anfang des laufenden Jahres besser aus als im September 2014. Das liegt vor allem an weniger skeptischen Erwartungen für die künftige Entwicklung: Fast ein Viertel der Betriebe setzt auf einen besseren Geschäftsverlauf. Im Herbst war es noch ein Fünftel, so Kocherscheidt. Die Stimmung falle in fast allen Wirtschaftszweigen zwar etwas freundlicher aus, allerdings gelte dies nicht für den regionalen Einzelhandel. Grundsätzlich seien die Rahmenbedingungen für den Konsum zwar gut, aber viele Einzelhändler zeigten sich skeptisch, ob zusätzliche finanzielle Spielräume der Kunden, wie niedrige Benzinpreise oder höhere Gehälter, tatsächlich im Einzelhandel ankämen. Stimulierend wirkten der gesunkene Ölpreis und der geringe Außenwert des Euros. Unternehmen, die viel nach Russland exportieren, seien dagegen vom starken Einbruch der Exporte getroffen. Zu geringe Auftragseingänge meldeten insbesondere Betriebe der Metallerzeugung, auch bei einigen großen Anlagen- und Maschinenbauern sorge man sich um Nachfolgeaufträge. Solide zeigt sich der regionale Arbeitsmarkt: Gegenüber dem Vorjahr ging die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk von 5,7 Prozent auf 5,5 Prozent zurück. Die anschließende Diskussion zur konjunkturellen Lage bestätigte diese Trends. Alles in allem eine sehr differenzierte Lage, die weder Anlass zur Euphorie noch zur Schwarzmalerei liefert, so Kocherscheidt abschließend. 12

Aktuell Kommentar Die Betreuungsmaut Schlaue Leute bei der EU haben nun festgestellt, dass die geplante Pkw-Maut in Deutschland gegen Europarecht verstoßen dürfte. Viel schlimmer ist aber: sie ist auch sinnlos. Und ein Bürokratiemonster sondergleichen. Aber vielleicht könnte man wenigstens die Rechtmäßigkeit retten: Das Problem liegt ja darin, dass die deutschen Autofahrer beziehungsweise -halter die Maut faktisch wegen der um den Maut-Betrag ermäßigten Kfz-Steuer nicht zahlen müssen. So werden nämlich am Ende nur Ausländer zur Kasse gebeten und das ist diskriminierend. Das eigentliche Problem ist also die direkte Verknüpfung von Mautzahlung und Kfz-Steuer-Ermäßigung für Deutsche und für die hier Ansässigen. Man müsste diese doch recht offensichtliche Verknüpfung lösen und die Erstattung für Deutsche eleganter regeln. Vorschlag: Jeder Deutsche, der Maut zahlt, bekommt ein um den Maut-Betrag aufgestocktes Betreuungsgeld! Sie wissen schon, Betreuungsgeld, das als Herdprämie für bajuwarische Landfrauen verschriene staatliche Familien- und Frauenförderwundermittel. Dann hätten wir die Sache mit der automatischen Erstattung gelöst. Denn nicht jeder hat Anspruch auf Betreuungsgeld. In unserer alternden Gesellschaft vieler Kinderloser eher sogar nur wenige. Und jedenfalls keine Unternehmen außer man führte das Betreuungsgeld statt nur für Menschenkinder auch für Unternehmenstöchter ein. Die Neugründungsstatistik wäre nebenbei schön aufgehübscht. Letztlich würden nicht nur Ausländer, sondern würde auch die Mehrheit der deutschen Autohalter diskriminiert. Vorteil: für den Staat lohnt sich das Ganze dann auch endlich finanziell! Und wir hätten einen neuen Anreiz für Kinderreichtum gesetzt. Die um Fachkräfte ringende Wirtschaft wird s danken. Genial! (Fast) nur Gewinner! Und man sieht: absurde Gesetzesinitiativen sind nicht per se abzulehnen. Die Masse macht s! Denn manchmal ergibt eben auch hier Minus und Minus Plus. Dominik Lengeling Zeitzeichen? Ihre Spezialisten für Investitionsfinanzierungen Fon: 0271 2300-304 www.voba-si.de Oder Zeit, Zeichen zu setzen? Investitionen ins Unternehmen bedeuten meist auch Investition in die Zukunft. Zum Beispiel um den Anforderungen der Märkte gerecht zu werden und wettbewerbsfähig zu bleiben. Unsere Spezialisten für Ihre Investitionsfinanzierung beraten Sie bei der Umsetzung Ihrer Pläne.Kompetent und verantwortungsvoll nicht nur, wenn es Zeit wird, Altertümchen durch innovative Technik zu ersetzen. Rufen Sie einfach an. Volksbank Siegerland eg 13

Aktuell IHK-Einzelhandelsausschuss Bei der Innenstadtentwicklung muss die Stadt vorangehen Was wird aus Kreuztals Stadtmitte? Bürgermeister Walter Kiß (Mitte) informierte den IHK- Einzelhandelsausschuss über die aktuelle Entwicklung. Powered by STULZ bleiben Sie Luft-Luft-Wärmepumpen die clevere und kostengünstige Lösung. Bei Ihrem Kälte-Klima-Fachbetrieb: Kreuztaler Straße 25 57250 Netphen Tel. 0271-76031 www.mammut-kaelte.de Was wird aus Kreuztals Stadtmitte? Bürgermeister Walter Kiß informierte den Einzelhandelsausschuss der IHK Siegen in der neuen Stadtbibliothek über die aktuelle Entwicklung: Die Stadt hat von 2008 bis heute 9,5 Millionen Euro investiert. 3,8 Millionen Euro hat das Land zugesteuert. Vom Kulturbahnhof über den Bahnhof, den Heugraben bis zum Ankauf von Immobilien reicht das Spektrum. Hier sind in den vergangenen Jahren 70 Wohnungen entstanden. Der Mix aus Handel, Dienstleistung und Wohnen ist ganz gut gelungen. Besonders stolz ist der Bürgermeister darauf, dass es gelungen ist, die Stadtbibliothek in die Stadtmitte zu holen. Mit circa 180.000 Ausleihungen pro Jahr und circa 5000 registrierten Nutzern trage sie zu einer spürbaren Belebung des Zentrums bei. Dieses städtische Projekt habe dann private Folgeinvestitionen ausgelöst. Bürgermeister Walter Kiß: Als wir gesagt haben, wir holen die Bibliothek in die Stadtmitte, haben Investoren festgestellt: Die reden nicht nur, die machen auch was. Am Heugraben zwischen dem Bahnhof und der Stadtmitte wird derzeit ein größeres Wohnprojekt verwirklicht, das sich nahtlos in das Konzept der Stadt einfügt, so der Bürgermeister in seinem Bericht. Nach seiner Überzeugung muss die Stadt Impulsgeber für die Entwicklung sein. Jörg Dornseifer, Frischemarkt Friedhelm Dornseifer, bekräftigte die Notwendigkeit, dass die Kommune selbst Vorleistungen für die städtebauliche Entwicklung erbringen müsse. Immobilien, die in der Vergangenheit auf eine gewerbliche Nutzungsdauer von 100 Jahren angelegt worden seien, blockierten in den Kommunen heute die Umsetzung zeitgemäßer Projekte. Neue Vorhaben orientierten sich an kürzeren Nutzungszeiten, teilweise nur noch von 15 Jahren. Der neue Frischemarkt in der Kreuztaler Mitte wird, so Dornseifer, eine Verkaufsfläche von circa 2300 m² haben und über 70 Sitzplätze in der Gastronomie verfügen. Die Eröffnung soll im November dieses Jahres erfolgen. Außerdem entstehen im Obergeschoss des Gebäudes zwölf Wohnungen. Der Einzelhandel vor Ort wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Er muss aber heute auch das Internet nutzen. Sehr früh hat dies der Kraftfahrzeughandel gespürt: Vor zehn Jahren noch suchten die Käufer vor einem Vertragsschluss zehn Autohäuser auf, um sich zu informieren. Heute sind es nur noch drei, berichtete Wolfgang Keller, Vorsitzender des IHK-Einzelhandelsausschusses. Im Bezirk der IHK Siegen gibt es seit einiger Zeit Ansätze, Kunden auch über das Internet anzusprechen. Viele Betriebe haben bereits eigene Internetseiten. Außerdem liegen erste Erfahrungen mit gemeinsamen Einkaufsportalen wie shopping-siegerland.de und einkaufen-in-attendorn.de vor. Zurzeit werden neue Aktivitäten vorbereitet. Kristin Meyer, in der Stadt Attendorn verantwortlich für die Projekte der Innenstadtentwicklung, informierte den Ausschuss über die geplanten weiteren Schritte, den Attendorner Handel mit dem Internet zu verbinden. Bis vor wenigen Jahren sorgte an erster Stelle der Einzelhandel dafür, dass die Menschen in die Stadt kamen. Hier gab es alles, was sie woanders nicht fanden: aktuelle Mode, die Wohnaccessoires, Freizeitartikel und vieles mehr. Heute werden viele Waren über das Internet bestellt. Folge: In den Innenstädten sind weniger Menschen. Das Einzelhandelsangebot geht zurück. Die Attraktivität der Zentren sinkt. Das hat nicht nur Folgen für den Einzelhandel, sondern auch für andere Unternehmen, etwa aus der Industrie. Nach ihrer Ausbildung und ihrem Studium zieht es viele Absolventen zunächst in attraktive Großstädte. Für die Unternehmen wird es zunehmend schwerer, gut qualifizierte Menschen für eine Beschäftigung in Südwestfalen zu begeistern. Insbesondere die heimische Industrie sorgt sich deshalb mehr als in der Vergangenheit um die Attraktivität der Innenstädte. Häufig genug hängt von ihr ab, ob es gelingt, auch die Familie der oder des neuen Beschäftigten für einen Umzug in eine südwestfälische Kommune zu bewegen. Gerade vor diesem Hintergrund kommt den Aktivitäten der Stadt Kreuztal zur Reaktivierung der Innenstadt eine besondere Bedeutung zu. 14

Aktuell Kommentar Über moderne Unternehmer Am 8. Mai jährte sich zum 70. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs. Damals lag Deutschland in Schutt und Asche. Dank Marshallplan, einer prinzipienfesten Wirtschaftspolitik und ausgeprägtem Aufbauwillen nahm die Wirtschaft schnell Fahrt auf. Millionen von Arbeitsplätzen entstanden. Unternehmerisches Handeln schuf Beschäftigung und Wohlstand. Auch deswegen erfuhren Menschen, die etwas unternahmen, so etwas wie Dankbarkeit. Dem unternehmerischen Handeln jedenfalls stand man damals positiv gegenüber. Vielleicht nicht allein, aber vor allem weil die Lebensumstände besser wurden. Und heute? Zu keinem Zeitpunkt gab es in Deutschland mehr Beschäftigte. Nie ging es den Menschen besser. Die Wirtschaft eilt von einem Exportrekord zum nächsten. Kein Land hat von der internationalen Arbeitsteilung stärker profitiert als Deutschland. Doch Zuversicht oder Dankbarkeit denen gegenüber, die etwas unternehmen? Weit gefehlt! Es hat schon etwas von einem Paradoxon: Je mehr der Wohlstand wächst, desto kritischer beäugen und hinterfragen große Teile der Gesellschaft, was Unternehmen tun. Verkürzt formuliert: Während der Reichtum stieg, wuchs zugleich die Kritik an der zentralen Triebfeder, die für den Wohlstand verantwortlich war den Unternehmen. Betriebliches Handeln steht im Ergebnis heute unter größeren öffentlichen Begründungszwängen als in früheren Zeiten. Moderne Unternehmer müssen mittlerweile über ihre Unternehmenskultur im öffentlichen Diskurs philosophieren, in talk shows ihr soziales Engagement herausstreichen und dabei ihre Corporate Social Responsibility verdeutlichen. Klar, dass sie zudem nachhaltig wirken und compliance- Richtlinien formuliert haben sollten. Öffentlich zu erklären, man verfüge über Anstand und halte sich an gesetzliche Vorgaben, ist schließlich wichtig. Dabei hat sich verantwortliches unternehmerisches Handeln zugleich ökologisch relevanten Aspekten verpflichtet zu fühlen. Gewissermaßen quer dazu haben Firmen ebenfalls das Internet und die sozialen Medien zu bespielen; in Formen, die mit klassischer Pressearbeit immer weniger zu tun haben. Und ganz nebenbei sollen sie auch noch Geld verdienen. Durch intelligente Produkte und Dienstleistungen, die sich verkaufen lassen. Die Kunst moderner Unternehmensführung besteht wohl darin, die vielfach als Moden daher kommenden Trends so maßvoll zu bedienen, dass die eigentliche betriebliche Aufgabe nicht aus den Augen verloren wird. Schließlich nutzen das beste CSR- Konzept und die nachhaltigste Unternehmensführung nichts, wenn man das Produkt nicht mehr an den Mann bringt. Oder an die Frau! Klaus Gräbener Mittelstand bedeutet für mich, dass man mit seinem Herzblut an der Firma hängt. Nils Kölsche, Carl August Wirth GmbH

Aktuell Außenwirtschaft IHK-Ausschuss sprach sich geschlossen für TTIP aus Bei der Graebener Group im Quartier Landeskrone (Wilnsdorf) tagte kürzlich der Außenwirtschaftsausschuss der IHK Siegen. Bei der Graebener Group im Quartier Landeskrone (Wilnsdorf) sprach sich der Außenwirtschaftsausschuss der Industrieund Handelskammer Siegen jetzt geschlossen für eine Weiterführung der Verhandlungen über das geplante transatlantische Handels- und Investitionsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA aus. Er bekräftigte zugleich das Interesse der heimischen Wirtschaft am Abschluss weitreichender multilateraler Handelsabkommen im Rahmen der WTO. Sie könnten eines Tages die vielen bilateralen Handelsabkommen mit ihren unterschiedlichen Inhalten ersetzen. Für die Exportwirtschaft bedeuten Vereinbarungen mit einzelnen Ländern erheblichen Verwaltungsmehraufwand, weil überall unterschiedliche Bestimmungen zu beachten sind. In ihrem Votum für die Transatlantische Handelsund Investitionspartnerschaft (TTIP) setzen sich die Ausschussmitglieder für einen Abbau von Zöllen und die Harmonisierung von Normen, Standards und Zertifizierungen ein. Dabei geht es nicht um eine Absenkung der hohen europäischen Verbraucherschutz-, Umwelt- und Sozialstandards, sondern um spürbare Erleichterungen im Geschäftsverkehr mit den USA, dem wichtigsten außereuropäischen Handelspartner Deutschlands, bekräftigte Rainer Dango, Vorsitzender des Ausschusses. Der Export von Waren und Dienstleistungen in solche Drittstaaten wird heute noch durch zahlreiche Hürden erschwert. So sind zum Teil erhebliche Zölle abzuführen. Probleme bereitet häufig die korrekte steuerliche Abwicklung. Zudem erweisen sich Zertifizierungsverfahren einiger Staaten, insbesondere in China und Russland, aber auch in den USA und Japan, häufig als teure Handelshemmnisse. Mitunter wird dahinter der Versuch der Staaten vermutet, den eigenen Markt schützen zu wollen - oder es geht einfach nur um Geld, so ein Ausschussmitglied. Wie sich solche Hemmnisse auswirken können, zeigte Joachim Herbst (Demig Prozessautomatisierung GmbH): Es kann vorkommen, dass ein Zulassungsverfahren erstmals bei der Lieferung von Ersatzteilen, etwa bei einem Netzteil, durchgeführt werden muss. Dies verursacht dann unverhältnismäßig hohen Aufwand. Für solche Fälle suchen wir heute Ersatzlösungen, so Herbst. Doch auch im Binnenmarkt der EU beeinträchtigen noch immer unterschiedliche nationale Normen grenzüberschreitende Lieferungen. Das zeigte die weitere Aussprache. Unternehmer aus unterschiedlichen Branchen berichteten über unzureichend abgestimmte gesetzliche Regelungen und über technische Anforderungen, die die Ausfuhren erschweren. Das gilt etwa im Armaturenbereich. Hier gelten neben den EUeinheitlichen Normen faktisch nach wie vor unterschiedliche Prüfkriterien und Prüfverfahren in den 28 einzelnen Mitgliedsstaaten. Dies bedeutet selbst im Binnenmarkt der EU spürbaren Mehraufwand für die Hersteller. Aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahre 2012 ( FRABO") wird es hier in den nächsten Jahren wohl zu einer weiteren Harmonisierung kommen, so ein Ausschussteilnehmer. Nach wie vor bereitet der von deutschen Exporteuren bei Lieferungen innerhalb der EU verlangte Nachweis, dass die Ware beim Kunden angekommen ist (Gelangensbestätigung), in der Praxis Probleme. Als sehr kompliziert gilt unter den Exporteuren auch die korrekte umsatzsteuerliche Behandlung bei Reihengeschäften. Die lebhafte Diskussion zeigte, dass Handelshemmnisse in unterschiedlichster Form immer noch die Außenwirtschaft prägen. Alle anwesenden Unternehmer konnten praktische Beispiele nennen. Die Industrieund Handelskammern setzen sich seit Langem für Vereinfachungen ein. Sybille Göllner-Gusbeth, Außenwirtschaftsreferentin der IHK, wies die Teilnehmer auf bevorstehende Neuregelungen im EU-Zollrecht hin: Die einheitlichen EU-Zollvorschriften werden derzeit überarbeitet. Im Laufe des nächsten Jahres wird es voraussichtlich Verschärfungen für die Unternehmen geben, die wie bisher bei ihren Exportgeschäften Verfahrensvereinfachungen nutzen wollen. Solche Erleichterungen gibt es für Zugelassene Wirtschaftsbeteiligte" (AEO). Ein AEO muss künftig über weitergehende Kenntnisse im Zoll- und Außenwirtschaftsrecht verfügen. Bisher reicht es aus, dass die finanzielle und persönliche Zuverlässigkeit vorliegen und die zu exportierenden Güter vor Manipulationen geschützt sind. Dieter und Fabian Kapp sowie Christoph Hauck gaben vor der Sitzung Einblicke in die Fertigung und die Geschäftsfelder der Theodor Gräbener GmbH &. Co. KG (Graebener Group). Neben der Umform- und Frästechnologie zählen heute auch Hochtechnologie-Getriebeprüfstände der Firma Kleinknecht sowie Komponenten für Brennstoffzellen der Gräbener Maschinentechnik GmbH zu den Tätigkeitsbereichen der Gruppe. Dem Außenwirtschaftsausschuss der IHK Siegen gehören mehr als 40 Inhaber und Vertreter der exportierenden Unternehmen des IHK-Bezirks an. Sie unterstützen die fachliche Arbeit der IHK in Außenwirtschaftsfragen. Die Ausschussmitglieder werden vom Präsidium der IHK für zwei Jahre berufen. 16

Aktuell Unternehmenskrisen Schnell und richtig handeln Gründe für Unternehmenskrisen gibt es genug. Ob Produktrückrufe, Qualitätsmängel, Lebensmittelskandale, Erpressungen oder gar Unglücke. Doch eines haben sie alle gemeinsam: In solchen Fällen ist die richtige Kommunikation das A und O. Denn: Den Kopf in den Sand stecken ist keine Lösung! Ein Thema, zu dem Stephan Schlentrich, jahrelanger Fernsehmoderator der SWR- Landesschau und Leiter des Steinbeis- Transferzentrums Communication, Safety & Security (Wiesbaden), in der Industrieund Handelskammer Siegen (IHK) referierte. Durch die globale Vernetzung haben sich die Zeiten geändert. Im Nu gelangen Krisen ans Licht der Öffentlichkeit auch wenn das nicht immer im Sinne der Betriebe ist. Kaum etwas bleibt der vielschichtigen und vernetzten Mediengesellschaft von heute geheim. Doch warum versagen viele Unternehmen gerade in Krisenzeiten? Eine schlechte Vorbereitung oder keine Krisen- Strategie sind häufig der Fall, weiß Stephan Schlentrich aus der gängigen Praxis. Nicht selten schätzen die Firmen die Lage aber auch vollkommen falsch ein. Oder es gibt ein Kompetenz-Gerangel zwischen verschiedenen Fach- Abteilungen. Dabei reißen sich die Medien um solche Storys und die Verantwortlichen werden einer peniblen Prüfung unterzogen. Stephan Schlentrich kennt solche Fälle aus eigener Erfahrung. Der aus Siegen kommende Journalist arbeitete 30 Jahre lang als investigativer Fernseh-Journalist für die ARD unter anderem als Redakteur des Politik-Magazins Report Mainz. Als Krisenreporter berichtete er für Tagesschau und Tagesthemen aus Bagdad, dem Mittleren Osten, vom Tsunami in Thailand und aus dem Erdbebengebiet Haiti. Das Wichtigste ist es, Krisen frühzeitig zu erkennen, zu bekämpfen und möglichst schnell zu beenden, so der Fachmann. Der Aufbau von exekutiven Krisen- Kaum etwas bleibt der vielschichtigen und vernetzten Mediengesellschaft von heute geheim, so Stephan Schlentrich. teams kann dabei von großem Vorteil sein. Interessant zu wissen: Allein im vergangenen Jahr wurden rund 1800 Unternehmens-Krisen in der Presse veröffentlicht. 60 Prozent davon hatten behördliche Ermittlungen zur Folge, 40 Prozent sogar strafrechtliche Konsequenzen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, so der Fachmann. Sparkasse ist, wenn jemand weiß, wie man Fördertöpfe aufmacht. Fokusthema: Investitionsfinanzierung Erfahren Sie mehr über eine ungewöhnliche Gründung und über die Carl August Wirth Erfolgsstory auf www.sparkassen-mittelstand.de

Aktuell Technische Universität Kaliningrad Studenten statteten der IHK einen Besuch ab Im Vordergrund des Gesprächs mit den Studierenden der Staatlichen Technischen Universität Kaliningrad stand die Entwicklung von Unternehmen zu global führenden Anbietern in Nischenmärkten. Anlässlich eines Gastaufenthaltes an der Universität Siegen besuchten Studierende des Wirtschaftszweigs an der Staatlichen Technischen Universität Kaliningrad auch die IHK. Im Vordergrund des Gesprächs stand die Entwicklung von Unternehmen zu global führenden Anbietern in Nischenmärkten. Aber auch die Organisation der Berufsausbildung war Gegenstand des Gedankenaustauschs. Begleitet wurde die Gruppe von Irina Ibragimova vom International Relation Office der Kaliningrader TU und von Prof. Dr. Ulrich Penski von der Uni Siegen. Beide hatten bereits in den vergangenen Jahren den Austausch von Studierenden für die beiden Hochschulen gefördert und begleitet. Ausbildungs-Frieder Bewerbungen möglich Die Industrie- und Handelskammer Siegen lobt einen neuen Preis aus: den Ausbildungs-Frieder. In diesem Jahr werden zum ersten Mal regionale Unternehmen für die besten Internetseiten zur Gewinnung von Auszubildenden ausgezeichnet. Der Preis wird auf dem Ausbildungs-Forum im November 2015 verliehen. Grundlage dafür sind Bewertungen von zukünftigen Auszubildenden aus der Region. Zur Teilnahme sind Unternehmen bis zu einer Größe von 250 Mitarbeitern aufgerufen. Der Preis soll deutlich machen, dass es auch gute und erfolgreiche Beispiele und Möglichkeiten für kleine und mittlere Betriebe gibt, sich im Wettbewerb um den Nachwuchs gut aufzustellen. Schüler von fünf regionalen Schulen werden nach den Sommerferien die Internetseiten der teilnehmenden Unternehmen zum Thema Ausbildung bewerten: die Hauptschule Eichen in Kreuztal, die Hakemicke- Gemeinschaftshauptschule in Olpe, die Carl-Krämer-Realschule in Hilchenbach, die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Siegen sowie das Gymnasium in Kreuztal. Da sich maximal 25 Unternehmen am Ausbildungs-Frieder beteiligen können, ist Eile geboten. Das Windhundprinzip entscheidet. Bewerbungen sind ab sofort bei Stephan Jäger (Tel.: 0271/ 3302-315 oder E-Mail: stephan.jaeger@siegen.ihk. de) von der IHK Siegen möglich. Kommentar Die Mehrheit definiert den Durchschnitt Gymnasien sind der Renner. Unaufhaltsam hängen sie die anderen Schulformen ab. Vielerorts knackten sie bereits die 50-Prozent-Marke. Die Eltern stimmen für ihre Kinder mit den Füßen ab. Für sein Kind will man ja schließlich nur das Beste. Die Frage ist nur, ob das Beste auch immer das Richtige ist. Hier ist ein Blick in das Bildungsportal des Landes NRW hilfreich. Demnach vermittelt das Gymnasium eine vertiefte allgemeine Bildung, die für ein Hochschulstudium notwendig ist. Wer als studierfähig eingestuft wird, sollte zumindest des Lesens mächtig sein. Wie es hierum bei Kindern in der Phase unmittelbar vor dem Wechsel auf eine weiterführende Schule bestellt ist, beantworteten schon die Ergebnisse des Grundschul-Ländervergleichs 2011. Diese zeichnen ein etwas anderes Bild, als die hohen Übergangsquoten zum Gymnasium nahelegen, zumindest für Schülerinnen und Schüler, die nicht in Bayern, Sachsen-Anhalt, Sachsen oder Thüringen zur Grundschule gegangen sind. Denn nur dort konnten die festgestellten überdurchschnittlichen Fähigkeiten in eine nachvollziehbare Relation zur Wahl der weiterführenden Schule gestellt werden. Das Gymnasium wird sich daher wahrscheinlich vom Bildungsziel der Studierfähigkeit verabschieden müssen. Zumindest in den meisten Bundesländern. Zugleich wird die Mehrheit der Gymnasiasten den Traum einer überdurchschnittlich erfolgreichen Karriere beerdigen müssen. Schließlich sind die Gymnasiasten mittlerweile die Mehrheit und die definiert den Durchschnitt. Auf die Frage, welche beruflichen Perspektiven denn der Arbeitsmarkt für die zukünftigen Schulabgänger bereithalte, antwortete der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Guntram Schneider kürzlich: Der zu erwartende Fachkräftemangel betrifft zu 90 Prozent die Facharbeiterebene und nur in geringem Umfang akademische Berufe. Bis sich diese Erkenntnis bei der Mehrheit der Schülerinnen und Schüler, also den Gymnasiasten, durchsetzt, dürfte es indes noch eine Weile dauern. Klaus Fenster 18