Bericht über die Reise an die Orte von S.M.S. Dresden und seiner Besatzung in Chile 2015

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Transkript:

Bericht über die Reise an die Orte von S.M.S. Dresden und seiner Besatzung in Chile 2015 Nach dem wir schon 2 Tage in Santiago verbrachten, ging es am 12.03.2015 mit dem Bus von Santiago in den Hafen von Valparaiso. Leider konnte ich in Santiago im Archivo Emilio Held meine geplanten Recherchen nicht durchführen, da mir der Zugang trotz vorheriger Anmeldung nicht gewährt wurde. Im Marinehafen von Valparaiso ging es gleich auf das Schiff, welches uns nach der Robinson Insel zur Verfügung stand. Herzlichen Dank an die Chilenische Armada und dem deutschen Verteidigungsattaché, der uns die Anmeldeformalitäten abnahm. Gangway auf die Aquiles Blick von der Aquiles auf den Hafen von Valparaiso Um Mitternacht legte das Schiff ab und nahm direkten Kurs auf die ca. 350 sm entfernt liegende Robinson Insel. Der 13.03. war ein Seetag, der mit vielen Gesprächen und Vorträgen zum Thema S.M.S. Dresden schnell verging. Trotz spiegelglatter See war auch einigen Gästen etwas unwohl. Im Pazifik Symposium zum Thema S.M.S. Dresden Am 14.03. früh erreichten wir die Insel. Am Vormittag fand an der neu errichteten Grabstätte für die Gefallenen Dresden-Männer eine würdige Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des Unterganges von S.M.S. Dresden statt. Neben den Offiziellen der Chilenischen Armada waren auch die englische Botschafterin und der deutsche Botschafter in Chile anwesend. Die musikalische Umrahmung erfolgte durch die Musikkapelle der chilenischen Marine und durch unser Bläserensemble aus Riesa.

Ankunft auf der Robinson Insel Gedenkveranstaltung an der neuerrichteten Grabstätte Das chilenische Marineorchester und unser Bläserensemble aus Riesa bei der Gedenkveranstaltung Um die Mittagszeit fand dann auf dem zentralen Platz des Ortes auf Juan Fernandez die feierliche Übergabe einer Glockenreplik an die Gemeinde San Juan Bautista durch den deutschen Botschafter statt. Die Schüler der Insel singen zu Ehren von S.M.S. Dresden Enthüllung der Glockenreplik auf dem Gemeindeplatz Nach dem Tsunami von 2010 hat sich Vieles auf der Insel getan. Viele öffentliche Gebäude wurden neu errichtet, auch die Schule, die nun Juan Fernandez und nicht mehr Dresden heißt. Ein neuer Sportplatz mit feinstem Kunstrasen ist entstanden. Auch ein Lehrpfad zur Besichtigung der Granateinschläge des Gefechtes von vor 100 Jahren wurde neu angelegt. Für die Gemeinde auf der Robinson Insel waren die beiden Tage, wo wir auf der Insel weilten, ein willkommenes Ereignis. Auch beim abendlichen Konzert unseres Riesaer Bläserensembles unter der Leitung von Wolfgang Haufe war das gesamte Dorf auf den Beinen. Ein insgesamt sehr

ergreifendes Erlebnis auf der Insel endete am 15.03 abends mit der Rückreise nach Valparaiso. Die Granateinschläge auf der Insel während des Gefechtes gegen die S.M.S. Dresden (hier die von H.M.S. Kent) Wir verlassen die gastfreundliche Robinson Insel in der untergehenden Sonne Am Nachmittag des 17.03. besuchten wir die Familie von Melitha Krause in Concon (15 km von Valparaiso). Mit ihren Aktivitäten zur Geschichte von S.M.S. Dresden und ihrem neu erschienenen Buch über das Leben ihres Vaters, des Obermatrosen Max Krause des Kleinen Kreuzers, trug sie wesentlich zur chilenischen Erinnerungskultur bezüglich dieses Themas bei. In diesem Buch sind auch für mich neue Dokumente enthalten, die ich gerne in mein Archiv aufnehmen werde. Übrigens erschienen Berichte über die Gedenkveranstaltung nicht nur auf einer ganzen Seite der größten

Tageszeitung von Chile, dem Mercurio (vom 17.03.2015), sondern auch in mehreren Sendungen des chilenischen Fernsehens. Dieser Nachmittag bei Melitha und Luis war ebenfalls ein eindrucksvolles Erlebnis von liebevoller Gastfreundschaft und ungebrochenem Gedenken an unsere Väter und Großväter, die sich ihr Schicksal nicht aussuchen konnten und dennoch ihr Leben unverzagt gestalteten. Ihre Familien zeugen davon. Melitha überreicht mir ihr Buch Auf den Spuren meines Vaters. Luis und Melitha bei der Glockenübergabe 14.03.2015 Inzwischen waren wir nach Concepcion weitergereist. Am 19.03. stand der Besuch der Internierungsinsel Quiriquina auf dem Plan. Es lief auch alles nach unseren Vorstellungen und Wünschen, ja, eigentlich noch darüber hinaus. Neben den Dank an die verantwortlichen Offiziere der chilenischen Armada gilt mein besonderer Dank Alex Schüssler aus Concepcion. Alex, ein Enkel des Marine-Ingenieur- Oberaspiranten Hermann Schüssler von S.M.S. Dresden, nahm sich zwei volle Tage Zeit, um uns auf den Spuren von S.M.S. Dresden zu führen. Da Alex auch ausgezeichnet Deutsch sprach, war er auch in dieser Hinsicht eine unschätzbare Hilfe. Früh am 19.03. holte uns Alex mit seinem Auto vom Hotel ab. Wir fuhren zur Marinebasis von Talcahuano, wo der Catamaran zum Übersetzen auf die Isla Quiriquina wartete. Die Marine hatte für unseren Besuch Teniente 1 Rosas zur Verfügung gestellt, der uns jeden Wunsch erfüllte. Danke, Teniente. Nach dem herzlichen Empfang durch den Schulchef der sich auf der Insel befindlichen Marineschule, Capitan Ortega, und seinem Stellvertreter, Commander Raddatz, besichtigten wir die Ausstellungen in der Schulaula, wo schon vor 100 Jahren die Dresden-Männer zur Vollzähligkeitsmusterung antraten. Mit einem Pick-up wurden wir über die gesamte Insel gefahren und die für mich interessantesten Stellen besichtigt. Auch ein typisch chilenisches Mittagessen in der Offiziersmesse wurde uns gereicht. Es schmeckte sehr, sehr gut. Nach einem Spaziergang auf den Spuren der damaligen Internierten traten wir die Rückfahrt nach Talcahuano an, nicht ohne uns von den Verantwortlichen der Marine herzlich zu verabschieden und uns natürlich zutiefst zu bedanken für diesen Tag, wo nicht zuletzt das Wetter perfekt mitspielte.

Veranstaltungshalle der Marineschule Mittagsmusterung der Dresden-Internierten 1918 an gleicher Stelle Die Dresden-Ausstellung mit unserem Begleiter, Teniente 1 Rosas / Alex und ich vor der Marineschule auf Quiriquina Ostseite der Insel Fossilienstrand an der Westseite der Insel

Verabschiedung vom Schulleiter, Captain Ortega und seinem Stellvertreter, Commander Raddatz Gut im Stützpunkt Talcahuano angelangt, es waren nur 20 min mit dem Catamaran, wollte ich gerne noch die beiden Gräber der in der Internierung verstorbenen Dresden-Männer aufsuchen. Alex fuhr also zum Städtischen Friedhof. Ich besorgte schnell noch einen Blumengruß. Wir fanden sehr schnell die Gräber. Ein Gruß von der Heimat am Grab von Maschinist Kück Das Grab von Oberzimmermannsgast Caesar

Ein Ereignisreicher Tag ging zu Ende. Am nächsten Tag, den 20.03. waren wir von der Familie Schüssler zum Mittagessen eingeladen. Vorher besuchten wir noch die seit zwei Jahren geführte Panaderia Dresden. Da Bruder Leslie sein Bäckerhandwerk in Deutschland erlernte, gab es natürlich auch richtiges, weil dunkles Vollkornbrot. Hinweis für alle deutschen Besucher von Conception und die Gegend, dort werden sie gut bedient. Nach dem Mittagessen im Deutschen Sportclub ging es auf die Suche nach zwei weiteren Gräbern. Der Allgemeine Friedhof von Conception ist riesengroß und die Suche etwas anstrengender, als in Talcahuano. Alex hat alles wiedergefunden. An das Grab für Maschinistenmaat Seidel und Oberheizer Kostrzak erinnert nur dieser Stein Danach hatte Alex noch ein kleines Highlight für mich im Ärmel. Lange schon versuchte ich die Reste von einer kunstvoll, von den Dresden-Männern während der Internierung geschmiedete Grabstätte aufzufinden. Diese Grabstätte hatte die Dresden-Besatzung im Oktober 1919 bei der Heimreise an die deutsche Kolonie in Concepcion übergeben. Eigentlich gedacht für die Robinson Insel, verblieb sie jedoch in der Region. Alex fuhr zu einer kleinen Feuerwehrwache nach Talcahuano. Er wusste, dass sich dort die Überbleibsel befinden. Die freiwillige Feuerwehrwache Nr. 7 war leider nicht besetzt. Vielleicht beim Einsatz? Nach einiger Zeit hatten wir Glück. Man hat unser Einlassbegehren bemerkt und einen Schlüsselgewaltigen herbeigeschafft. Der führte uns in den Hinterhof. Das hatte ich dann doch nicht erwartet. Es war kein Rest der Grabstätte, sondern der größte Teil davon, der im Hinterhof als Zaun Verwendung fand.

Die kunstvoll geschmiedete Grabstätte auf einem Foto von 1919 Die Grabstätte im Jahre 2015 Ich danke allen, die mir geholfen haben auf den Spuren von S.M.S. Dresden in Chile 2015 zu wandern.