Es gilt das gesprochene Wort. Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Sudetendeutsche,

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PA AA, B 42, Bd

Transkript:

Es gilt das gesprochene Wort Rede der Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, Emilia Müller, anlässlich der Eröffnung des 65. Sudetendeutschen Tages am 7. Juni 2014 in Augsburg Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Sudetendeutsche, Begrüßung Sie haben keine Mühen und Kosten gescheut, um zu Ihrem Pfingsttreffen 2014 zu kommen. In großer Zahl sind Sie hier aus Deutschland, aus Österreich, aus Tschechien und aus vielen anderen Ländern. Ich sehe vor mir ein Bild der Geschlossenheit und Gemeinschaft, unseren Vierten Stamm Bayerns, kraftvoll und dynamisch! Ein herzliches Willkommen an Sie alle zum 65. Sudetendeutschen Tag! Als neue Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen freue ich mich, bei Ihnen zu sein. Es ist mir Ehre und Verpflichtung zugleich, diesen Höhepunkt des sudetendeutschen Jahres mit Ihnen zu eröffnen und bis morgen in seiner ganzen Vielfalt zu erleben.

- 2 - Ich begrüße Sie in der Fuggerstadt Augsburg. Und ich freue mich, dass das Stadtoberhaupt, wie in den vergangenen Jahren, wieder bei uns ist. Lieber Kurt Gribl, herzlich Willkommen und vielen Dank für die großartige Gastfreundschaft. Natürlich stellen Sie Sie sich in diesem Jahr zuallererst die Frage: Was erwartet uns mit der neuen Schirmherrschaftsministerin? Ich kann Sie sogleich ermutigen: Neue Schirmherrschaftsministerin Sie erwartet eine Schirmherrschaftsministerin, die weiß, um was es geht! Von Kindesbeinen an habe ich das Miteinander der Einheimischen und Heimatvertriebenen in meiner oberpfälzischen Heimat erlebt. Und ich war schon als Kind beeindruckt von der immensen Bereitschaft und Überzeugung beider Seiten, der Einheimischen und Vertriebenen, gemeinsam am Wiederaufbau Bayerns mitzuarbeiten.

- 3 - Die Zeit damals, als Sie, liebe Sudetendeutsche, nach Bayern kamen, war dramatisch. Wir dürfen nicht vergessen, unter welch schwierigen Bedingungen Sie den Neuanfang gewagt haben: das Leid und die Not ihrer Flucht und Vertreibung, die völlige Mittellosigkeit, mit der Sie ankamen, viele von Ihnen im Kindesalter, die Ungewissheit, ob Sie jemals wieder Ihre Heimat sehen werden, - die Kirche, in der Sie getauft wurden, - die Schule, in der Sie sich auf den Ernst des Lebens vorbereitet haben, - den Dorfplatz, auf dem Sie mit Ihren Freunden unbeschwerte Stunden verbracht haben. Aus dem Nichts haben Sie das schier Unmögliche geschafft. Mit Ihren Familien haben Sie angepackt und mit Zuversicht, Fleiß und Weitsicht eine neue Existenz aufgebaut und unser Land, das am Boden lag, gleich mit.

- 4 - Dieser Verdienst der Nachkriegsgeneration hat mich geprägt. Ich habe vor dieser Lebensleistung, ich habe vor Ihrer Lebensleistung, liebe Sudetendeutsche, größten Respekt. Der Freistaat Bayern und Deutschland sind heute international ein Spitzenstandort, ein Standort von Weltklasseformat. Ohne Ihren großartigen Einsatz, ohne Ihren Mut, ohne Ihren Optimismus in schwieriger Zeit wäre das nicht möglich gewesen. Vergelt s Gott dafür! Es freut mich daher, dass ich in meiner neuen Funktion in der Bayerischen Staatsregierung für Sie, für die Heimatvertriebenen und Ihre Anliegen, zuständig bin. Ich gehe an diese Aufgabe mit Respekt, Überzeugung und einem klaren Grundsatz: Ich will für Sie da sein, liebe Sudetendeutsche! Schirmherrschaft Bayerns über die Sudetendeutschen Ich will dabei das vertrauensvolle Miteinander mit Ihnen fortsetzen, das Sie auch von meinen Amtsvorgängerinnen kennen. Und ich will meinen Beitrag leisten, dass die Schirmherrschaft Bayerns über die Sudetendeutsche Volksgruppe auch im siebten Jahrzehnt

- 5 - ihres Bestehens lebendig ist und in vollem Glanz erstrahlt. Diese Schirmherrschaft ist ein Erfolgsmodell. Fast auf den Tag genau vor 60 Jahren hat Bayern die Schirmherrschaft übernommen. Was unser damaliger Bayerischer Ministerpräsident Dr. Hans Ehard 1954 ins Leben gerufen hat, das gilt es jetzt kraftvoll und überzeugt weiterzuentwickeln. Die Schirmherrschaft wird auch in Zukunft segensreich wirken: Damit Sie, liebe Sudetendeutsche, Ihre heimatpolitischen Anliegen wahrnehmen und mit starker Stimme vertreten können. Damit Sie weiter engagiert und dialogbereit als Brückenbauer in der Mitte Europas wirken können. Damit das gesellschaftliche Bewusstsein für Ihr großartiges sudetendeutsches Kulturerbe wach gehalten wird, gerade auch unter jungen Menschen. Und damit der Zusammenhalt der Volksgruppe so stark und kraftvoll bleibt, wie ich dies heute bei Ihnen, bei Ihrem Pfingstreffen, spüre und wie ich das auch schon

- 6 - gestern bei der Verleihung der Kulturpreise gespürt habe. Den Preisträgern an dieser Stelle nochmals meinen herzlichen Glückwunsch. Lassen Sie uns gemeinsam, die Aufgaben und Herausforderungen von heute und morgen anpacken: 60 Jahre Schirmherrschaft über die Sudetendeutschen: das ist Verpflichtung und Verantwortung gegenüber der Vergangenheit und das ist Ansporn und Auftrag für die Gegenwart und die Zukunft. Die Bayerische Staatsregierung steht eng an Ihrer Seite. Den Weg in Richtung Zukunft gehen wir gemeinsam! Liebe Sudetendeutsche, Sudetendeutschen Stützen der Gesellschaft Sie gehören zu den wichtigen Förderern und Stützen unserer Gesellschaft, unserer Demokratie, unseres freiheitlichen und rechtsstaatlichen Systems.

- 7 - Wie die anderen Heimatvertriebenen haben Sie ein schlimmes Vertreibungsunrecht erfahren. Sie haben kennengelernt, wie es ist, enteignet und entrechtet zu werden, unter Kollektivschuld gestellt zu werden und gegen seinen Willen gezwungen zu werden, die Heimat verlassen. Das ist ein schlimmes Schicksal. Sie haben aber die Spirale des Unrechts nicht weitergedreht, sondern Sie haben sie gestoppt. Und mehr noch: Sie haben klar gemacht, wie so etwas nie wieder passiert: Geeintes Europa statt nationalistischer Ungeist. Einsatz für Menschenrechte und Völkerverständigung Dafür haben Sie geworben, dafür haben sich Ihre Vertreter eingebracht: für ein Europa der Menschenrechte und des Minderheitenschutzes, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und für den Dialog und die Völkerverständigung auf der Grundlage von Recht und Gerechtigkeit.

- 8 - Kraftvoll, sympathisch und geistreich wie der bayerische Löwe macht das seit jeher der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt. Dank an Volksgruppensprecher Bernd Posselt Lieber Bernd, Du bist ein starker, ein überzeugter Verfechter der Grundfreiheiten und Menschenrechte. Du scheust Dich nicht davor gescheut, diese Positionen immer wieder einzubringen. Diese Klarheit ist Dein Markenzeichen! Dies wissen die Sudetendeutschen zu schätzen. Sie haben Dir vor kurzem durch die Wahl zum Bundesvorsitzenden ihr Vertrauen eindrucksvoll bewiesen. Herzlichen Glückwunsch! Herzlichen Glückwunsch auch noch einmal zu Deinem Geburtstag, den Du vor ein paar Tagen gefeiert hast. Ihr Anteil, liebe Sudetendeutsche, ist unverkennbar, wenn wir heute in einem Europa in Freiheit und Frieden leben. Das ist Ihr historisches Verdienst! Und dafür sage ich Ihnen allen Danke!

- 9 - Wie wichtig Ihr Einsatz für das europäische Friedenswerk war und ist, das wird uns in diesem Jahr in besonderer Weise bewusst. 2014 erinnern wir an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Und wir erinnern an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren. Das Gedenken daran mahnt uns, auch in Zukunft engagiert für die Achtung der Menschenrechte und die Verständigung und Aussöhnung der Völker einzutreten. Gratulation an den neuen Karlspreisträger, Milan Horacek Ein unerschrockener und weitblickender Verfechter der Grundfreiheiten, der Menschenrechte und einer gerechten Völkerordnung in Europa ist Milan Horáček. Lieber Herr Horáček, heute erhalten Sie dafür den Europäischen Karlspreis der Sudetendeutschen, die höchste Auszeichnung der Sudetendeutschen Volksgruppe. Ich gratuliere Ihnen dazu sehr herzlich! Klare europäische Linie in Ukraine- Konflikt Wer meint, die Einhaltung des Völkerrechts sei heute in Europa selbstverständlich, der verschließt die Augen vor der Wirklichkeit. Denken Sie an die dramatische Entwicklung in der Ukraine.

- 10 - Das ukrainische Volk hat jetzt eine weichenstellende Wahl hinter sich, die des neuen Staatspräsidenten. Trotz ernstzunehmender Einschränkungen der Wahlfreiheit gerade im Osten des Landes haben sich die ukrainischen Bürger mutig entschieden und zwar im ersten Wahlgang: Demokratie und Recht müssen stärker sein als die menschenverachtende Spirale von Gewalt und Separatismus. Menschenrechte sind unteilbar. Die Menschen in der Ukraine haben jetzt Ruhe und Stabilität verdient, sie haben jetzt Freiheit und Frieden verdient und das ohne jede Einschränkung! Als überzeugte Demokraten müssen und werden wir in Europa weiter zusammenstehen! Liebe Sudetendeutsche, die Verständigung der Völker in Europa ist der Schlüssel für eine freiheitliche und friedliche Zukunft unseres geeinten Kontinents.

- 11 - Historische Wahrheit als Grundlage der Völkerverständigung Um diese Verständigung weiter zu stärken, müssen wir uns noch stärker auch der gemeinsamen Geschichte in der Mitte Europas annehmen ja, es geht auf allen Seiten darum, Geschichte zu verstehen. Nur dann können wir Zukunft gestalten. Das genau ist auch das Motto Ihres diesjährigen Sudetendeutschen Tages: Geschichte verstehen Zukunft gestalten. Es ist ein Motto, das den Nagel auf den Kopf trifft, wenn es um die Grundlagen von Verständigung und Aussöhnung geht. Niemand anderes als Vaclav Havel, der frühere tschechische Präsident hat das bereits 1990 unterstrichen, als er sagte ich zitiere: Wir sind uns darin einig, dass die Grundvoraussetzung für die wirkliche Freundschaft unserer Völker die Wahrheit ist. Benes-Dekrete sind Unrecht Zu dieser Wahrheit gehören auch die Beneš-Dekrete: Sie sind Unrecht und sie bleiben Unrecht. Von dieser historischen Wahrheit lassen wir uns nicht abbringen weder was die Untaten betrifft, die von

- 12 - Deutschen begangen wurden, noch was das Unrecht betrifft, unter dem Deutsche zu leiden hatten. In ein Europa des Friedens und der Freiheit passen die Beneš-Dekrete nicht hinein. Sie sind ein Stachel in unserer europäischen Wertegemeinschaft und sie verhindern, dass Wunden heilen. Suche nach Wahrheit wird in Tschechien intensiver Unübersehbar ist freilich auch: Auf tschechischer Seite bewegt sich etwas in der politischen und öffentlichen Meinung. Und es bewegt sich zum Positiven: Nie war die Zustimmung der Bürger in Tschechien zu den Vertreibungsdekreten so gering wie in diesem Jahr. Das ist auch ein Verdienst der jungen Leute in Tschechien, die der Geschichte Ihres eigenen Landes auf den Grund gehen wollen und zwar ohne Vorbehalte. Die neue tschechische Regierung hat ein starkes Zeichen der Verständigungsbereitschaft ausgesandt und die sogenannte Klaus-Klausel für erledigt erklärt. Gott sei Dank - eine Europäisierung des Vertreibungsunrechts hätte weitere Wunden bei den Betroffenen aufgerissen.

- 13 - Auch im gemeinsamen Austausch zur Frage des Vertreibungsunrechts tut sich etwas: Die Jahrestagung des deutsch-tschechischen Gesprächsforums wird sich heuer erstmals auch mit den schwierigen Kapiteln der deutsch-tschechischen Geschichte befassen. Sie sehen: Es geht voran die Richtung stimmt. Und Sie können ebenso sicher sein: Ihre berechtigten Anliegen haben wir in der Bayerischen Staatsregierung immer im Blick. Liebe Sudetendeutsche, Vertiefung des Dialogs von Bayern und Tschechien die Fortschritte bei der Vertiefung des Dialogs und gegenseitigen Vertrauens sind unverkennbar. Das spüre ich gerade im bayerisch-tschechischen Verhältnis. Ich habe mich erst vor kurzem mit meiner neuen Amtskollegin im tschechischen Sozialministerium zu einem Fachaustausch getroffen. Frau Marksová-

- 14 - Tominová steht Ihnen, den ehemaligen Landsleuten, offen gegenüber. Sie wissen das! Und Bayern plant eine eigene bayerische Vertretung in Prag zu errichten. Mir war von Anfang an ein zentrales Anliegen: Diese Vertretung muss einen engen Austausch mit dem Sudetendeutschen Büro pflegen. Darauf werde ich mein Auge als Schirmherrschaftsministerin in besonderer Weise legen! Vertrauen Sie darauf! Seit den gegenseitigen Besuchen der Ministerpräsidenten beider Länder haben wir ein neues Kapitel in den bayerisch-tschechischen Beziehungen aufgeschlagen. Das steht außer Frage. Wir sind jetzt dabei, dieses Kapitel mit Leben zu füllen. Das wird auch Zeit brauchen. Das wissen die Sudetendeutschen, das wissen wir in der Bayerischen Staatsregierung und das wissen auch unsere tschechischen Nachbarn. Wir werden dranbleiben, liebe Sudetendeutsche, wir bleiben gemeinsam mit Ihnen dran!

- 15 - Sudetendeutsche als Brückenbauer Der große Zukunftsauftrag heißt: Weiter den grenzüberschreitenden Dialog und die Begegnung pflegen und stärken. Die Sudetendeutschen machen das seit vielen Jahrzehnten in Perfektion: Kontakte mit den Tschechen knüpfen und die alte Heimat gemeinsam mit den jetzigen Bewohnern zu einer kulturellen Brücke zwischen Ost und West machen. Sie, liebe Sudetendeutsche, haben den Tschechen bereits vor der Öffnung des Eisernen Vorhangs die Hand gereicht. Vergessen wir das gerade heuer nicht in dem Jahr, in dem sich der Fall des Eisernen Vorhangs zum 25. Mal jährt. 2014 steht deshalb auch im Zeichen des Triumphes von Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit über die kommunistische Diktatur in Deutschland und Europa. Durch dieses epochale Ereignis werden die Heimatvertriebenen und auch die Angehörigen der Deutschen Minderheit in Tschechien ihre Brückenfunktion noch besser wahrnehmen können. Diese Mittlerrolle wollen wir von Bayern aus weiter stärken.

- 16 - Sudetendeutsches Museum als Ort von Dialog und Begegnung Daher klemmen wir uns in Bayern auch hinter die Errichtung des Sudetendeutschen Museums. Und ich kann Ihnen sagen: Die Vorbereitungen für dieses Leuchtturmprojekt laufen auf Hochtouren. Der Bayerische Ministerrat hat erst dieser Tage klargemacht: Das Ziel ist im Blick! Ich sage einen besonderen Dank an die Sudetendeutsche Stiftung, die bei der Vorbereitung des Museums ein starker Partner ist. Ein herzliches Dankeschön an den Stiftungsvorstand! Leider kann der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Franz Pany, heute nicht bei uns sein. Aber wir sind bei ihm nämlich in Gedanken mit vielen Hunderten Genesungswünschen. Von dieser Stelle aus alles Gute, lieber Franz Pany! Mit dem Museum erhält unser Vierter Stamm Bayerns die zentrale Stätte, die er braucht: für die Kulturpflege, für die Bildungsarbeit mit jungen Menschen, aber auch für den Dialog und die Begegnung, gerade auch mit den Tschechen.

- 17 - Meinen Dank richte ich an den Bund, der zu seiner Zusage von bis zu 10 Millionen Euro Förderung für das Vorhaben steht. Ich sage dies stellvertretend an den Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedler und nationale Minderheiten und einen großen Förderer der Anliegen unserer Heimatvertriebenen. Vielen Dank für die große Unterstützung aus Berlin und herzlich Willkommen in Augsburg, Hartmut Koschyk. Brückenfunktion der sudetendeutschen Regionalmuseen Wahre Brückenbauer sind auch die sudetendeutschen Regionalmuseen in Bayern, das Egerland-Museum in Marktredwitz und das Isergebirgsmuseum in Neugablonz. Sie sind Perlen der Museumslandschaft in Bayern und das soll auch so bleiben! Über eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Sudetendeutschen Museum gilt es, die Regionalmuseen weiter zu stärken und zukunftsfest zu machen. Sudetendeutsche Kulturpflege und die Erinnerung an das Schicksal der Vertriebenen braucht eine breite Verankerung in Bayern und hier sind die Museen in Marktedwitz und in Neugablonz Stützen für die Zukunft.

- 18 - Erinnerung an Flucht und Vertreibung aufrechterhalten Liebe Sudetendeutsche, aus tiefer Überzeugung sage ich Ihnen: Das Schicksal von Flucht und Vertreibung darf nicht in Vergessenheit geraten. Das sind wir in der Politik und das ist die gesamte Gesellschaft Ihnen, liebe Sudetendeutsche, und auch den anderen Heimatvertriebenen sowie den Spätaussiedlern schuldig. Die Erinnerung an dieses Unrecht, an Leid und Not der Betroffenen geht nicht nur Sie selbst und Ihre Familien etwas an. Sondern das ist Sache unserer gesamten Gesellschaft, aller, auch der der jüngeren Generationen, die selbst von diesem Schicksal nicht betroffen waren. Sie alle gilt es auf diesen Weg der Erinnerung mitzunehmen. Erinnerung stärkt das Miteinander unserer Völker in Europa.

- 19 - Wer ein geeintes Europa in Frieden und Freiheit will, der muss sich auch der Schattenseiten unserer gemeinsamen Geschichte bewusst sein und der muss aus dieser historischen Erfahrung heraus bereit sein, zu bekennen: So etwas darf nie wieder passieren. Bayerischer Gedenktag für Opfer von Flucht und Vertreibung Und weil dem so ist, lässt Bayern Taten sprechen: In gut drei Monaten, am 14. September, begehen wir erstmalig einen Bayerischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation. Ich freue mich auf den Gedenktag. Mit diesem Gedenktag halten wir dauerhaft und nachhaltig die Erinnerung an die Millionen Heimatvertriebenen lebendig, die während des Zweiten Weltkrieges und danach Opfer von Flucht und Vertreibung wurden. Mit diesem Gedenktag stärken wir das demokratische Bewusstsein in unserem Land. Er wird zu Verantwortung und Versöhnung mahnen. Von ihm wird eine zentrale Botschaft ausgehen, nämlich dass die Grundfrei-

- 20 - heiten und Menschenrechte das Fundament unserer Wertegemeinschaft in Europa sind. Ich sage aus tiefer Überzeugung: Nicht die grenzenlose Werteneutralität hat Europa zu diesem einzigartigen Friedensprojekt gemacht, sondern das Besinnen und Vertrauen auf unsere christlich-abendländischen Traditionen. Diese Wertegemeinschaft Europas gibt es nicht zum Nulltarif. Leider hat uns dies auch die zurückliegende Europawahl gezeigt. Das gute Abschneiden populistischer und radikaler Kräfte muss uns alle aufhorchen lassen. Wir müssen noch mehr und noch deutlicher auf ein Europa der Menschrechte setzen. Die christlichen Werte sind das einende Band in Europa. Und sie werden es bleiben! Liebe Sudetendeutsche, bei aller Freude über unseren Gedenktag in Bayern und auch den des Landes Hessen, das unserem Beispiel gefolgt ist: Das Schicksal von Flucht und Vertreibung ist zu bedeutsam, als dass es bei einem landes-

- 21 - weiten Erinnern bleiben kann. Ihr Schicksal, liebe Sudetendeutsche, und das der anderen Heimatvertriebenen verdient ein nationales Gedenken. Und zwar jetzt! Nationaler Gedenktag bleibt Ziel Wir brauchen in Deutschland einen eigenen nationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Ich bin froh, dass die Regierungsparteien im Bund das genau so sehen. Im Koalitionsvertrag haben sie das klare Bekenntnis gegeben: Ja, wir wollen die Erinnerung an Flucht und Vertreibung durch einen Gedenktag lebendig halten. Ein großes Kompliment dafür an unsere Bundestagsabgeordneten, die sich dafür stark gemacht haben. Ihr Einsatz war wichtig und die Heimatvertriebenen danken es Ihnen! Nun muss die Umsetzung folgen! Und genau diese will wie ich meine gut überlegt sein. Immer wieder ist in der Vergangenheit auch vom Weltflüchtlingstag die Rede gewesen. Dieser Tag ist wichtig und anerkennenswert. Sein historischer Kontext ist jedoch ein gänzlich anderer.

- 22 - Deshalb, liebe Sudetendeutsche, gibt es aus meiner Sicht nur eine Lösung: einen eigenständigen nationalen Gedenktag, der an Ihr Schicksal erinnert. Meine Bitte an die Bundestagsabgeordneten: Schieben Sie dieses dringend notwendige Projekt jetzt mit Schwung und Nachdruck über die Ziellinie! Der eigenständige nationale Gedenktag ist ein Projekt für den Anfang der Legislaturperiode und nicht für das Ende! Liebe Sudetendeutsche, Aufgaben der Schirmherrschaft sind weiterhin aktuell zu Beginn des siebten Jahrzehnts der Schirmherrschaft Bayerns über die Sudetendeutsche Volksgruppe stelle ich fest: Die Aufgaben gehen uns nicht aus. Die Herausforderungen verlangen von uns eine klare Linie, Durchhaltevermögen, Entschlossenheit und Überzeugungskraft. Und im Rahmen der Schirmherrschaft Bayerns für die Sudetendeutschen wird die Bayerische Staatsregie-

- 23 - rung und werde ich als Ihre Schirmherrschaftsministerin Partner an Ihrer Seite sein: Für den Erhalt und die Bewahrung Ihres sudetendeutschen Kulturerbes. Für eine nachhaltige Erinnerung an das Schicksal, das Sie bei Flucht und Vertreibung erlitten haben. Für den Dialog und die Verständigung mit Tschechien auf der Grundlage von Frieden, Gerechtigkeit und historischer Wahrheit. Gemeinsam in die Zukunft so will ich das mit Ihnen allen praktizieren. Ich wünsche Ihnen einen 65. Sudetendeutschen Tag mit klaren Aussagen, viel Freude und guten Erinnerungen an die alte Heimat. Ich freue mich auf gute Gespräche und Begegnungen mit Ihnen. Alles Gute und Glück auf!