Tiefe Venen-Thrombosen und Lungenembolie. Ein kleiner Ratgeber zur Behandlung und Vorbeugung

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Transkript:

Tiefe Venen-Thrombosen und Lungenembolie Ein kleiner Ratgeber zur Behandlung und Vorbeugung

Liebe Leserin, lieber Leser, Sie haben diese Broschüre aufgeschlagen, weil Ihr Arzt oder Ihre Ärztin bei Ihnen eine tiefe Venen- Thrombose bzw. eine Lungenembolie festgestellt hat oder Ihnen aufgrund einer Knie- oder Hüftgelenkersatzoperation eine Thromboseprophylaxe verschrieben wurde. Vielleicht aber auch, weil ein Mensch, der Ihnen wichtig ist, erkrankt ist und Sie sich über diese Erkrankung informieren möchten. So gibt es heute gute Möglichkeiten für eine Vorbeugung und Behandlung von Thrombosen bzw. Lungenembolien. Diese Broschüre gibt Ihnen einen ersten Eindruck sie ersetzt aber keinesfalls ein persönliches Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin! Thrombosen sind Blutgerinnsel, die sich grundsätzlich in allen Blutgefässen bilden können. Am häufigsten treten sie jedoch in den tiefen Beinund Beckenvenen auf. Diese Broschüre möchte vor allem über das Risiko bei einer tiefen Venen- Thrombose bzw. einer Lungenembolie informieren. Sie erfahren auf den folgenden Seiten aber auch, wie Sie sich aktiv schützen können. 03

Was ist eine Thrombose bzw. eine Lungenembolie? Das Wort Thrombose zählt zu den medizinischen eines Blutgefässes durch ein Blutgerinnsel (Throm- Thrombosen, die am häufigsten in den Beinvenen Mehr zum Thema Risikofaktoren und Lungen em- Begriffen, die fast jeder schon einmal gehört hat. bus). Am häufigsten sind die tiefen Bein- und entstehen, können zum einen das Gewebe des bolie finden Sie im Kapitel «Welche Risikofaktoren Der Begriff stammt aus der Antike; das altgrie- Becken venen betroffen. Eine der gefährlichsten betroffenen Beines schädigen. Zum anderen kann gibt es?» bzw. im Kapitel «Welche Folgen kann eine chische Wort «thrombós» bedeutet «Pfropf». Folgen einer Thrombose ist die Lungenembolie. sich das Blutgerinnsel lösen und mit dem Blut- Thrombose haben?». Unter einer Thrombose versteht man den Verschluss strom fortgeschwemmt werden. Gelangt das Gerinnsel zur Lunge und verstopft dort ein oder Alles im Fluss: Blutzellen, die ungehindert durch ein Blutgefäss fliessen mehrere Blutgefässe, spricht man von einer Lungenembolie. Dabei handelt es sich um eine lebensgefährliche Komplikation, die schwere gesundheitliche Folgen haben kann. Eine Lungenembolie zu vermeiden, hat deshalb für Ärzte höchste Priorität. Es gibt Situationen, bei denen das Risiko, eine Thrombose zu erleiden, besonderes hoch ist. In diesen Situationen ist eine Thromboseprophylaxe empfehlenswert. Patienten, die eine akute Thrombose bzw. eine Lungenembolie haben, müssen umgehend behandelt werden. 04 05

Wie entstehen Thrombosen? Blutgerinnung schützt den Körper Blutgerinnsel entstehen dadurch, dass das Blut verklumpt. Wir alle kennen das von kleinen Wunden Gesunde Venenklappen und Muskelpumpe sind von grosser Bedeutung Der Rückfluss des Blutes über die Beinvenen wird Venenklappe eine Art Rückschlag-Ventil Vene wie z. B. Schnittwunden: Die Wunde hört schnell auf zu bluten, da das Blut verklumpt und eine schützende Kruste bildet. Die Wunde heilt ab. Die durch die Venenklappen und die Muskelpumpe gefördert. Bei den Venenklappen handelt es sich um taschenförmige Ausstülpungen der Gefäss- Richtung des Blutflusses zum Herzen hin Venenklappe für die Heilung so wichtige Gerinnung kann aber dann zu ernsthaften Komplikationen führen, wenn sie innerhalb der Blutgefässe stattfindet. innenwand, die wie eine Art Rückschlag-Ventil funktionieren. Sie lassen das Blut nur in eine Richtung, nämlich zurück zum Herzen fliessen. Lokalisation und Entstehung einer tiefen Venenthrombose und Lungenembolie Denn: Blutgerinnsel, die sich hier bilden, können u. a. in die Lunge eingeschwemmt werden und Das Venenklappensystem wird durch die Muskel- dort eine Lungenembolie verursachen. Drei Hauptfaktoren tragen zu einer Thrombose- pumpe unterstützt. Zieht sich die Fuss- und Beinmuskulatur zusammen, wird Druck auf die Venen ausgeübt und das Blut zum Herzen hin gepresst. Lungenembolie Embolisierung (In die Lunge eingeschwemmter Gefässpfropf) bildung bei: Durch die Bewegung der Muskeln wird der venöse Verlangsamung des Blutflusses Blutstrom unterstützt. (z. B. ruhigstellende Verbände, Bettlägerigkeit) Verletzungen der Gefässwand Viele Reisende kennen das Anschwellen der Beine Die Blutgerinnung sorgt dafür, dass Wunden abheilen. (z. B. bei Operationen) Veränderungen im Blut Mehr zu den Risikofaktoren erfahren Sie im Kapitel «Welche Risikofaktoren gibt es?». während eines längeren Fluges die Muskelpumpe wird dann durch das lange Sitzen beeinträchtigt. Besserung tritt ein, wenn man aufsteht und sich bewegt die Muskelpumpe wird wieder aktiviert. tiefe Beinvenenthrombose Thrombus (Gerinnsel) 06 07

Welche Risikofaktoren gibt es? Wer sein Risiko kennt, ist der Erkrankung einen Schritt voraus! Venenschwäche / vorbestehendes Krampfaderleiden Grosse Operationen oder schwere Verletzungen Krebserkrankungen Längere Bettruhe oder Ruhigstellung Schwangerschaft und Wochenbett Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Antibabypille, Hormonersatztherapie in den Wechseljahren) Angeborene oder erworbene Blutgerinnungsstörungen Übergewicht Alter über 40 Jahre Vorkommen von Thrombosen / Embolien in der Familie Grosse Operationen an den Beinen Grössere orthopädische Operationen am Bein, z. B. das Einsetzen einer Hüft- oder Kniegelenkprothese, stellen im Hinblick auf die Thrombose ein hohes Risiko dar. Zum einen handelt es sich dabei um grosse operative Eingriffe, zum anderen ist damit eine Phase der Bewegungseinschränkung verbunden. 08 09

Wie lässt sich eine Thrombose erkennen? Symptome selbst erkennen Leider werden viele Thrombosen gar nicht be- Diagnosemöglichkeiten beim Arzt Phlebographie: Diese Methode wird angewendet, Folgende Beschwerden können ein Anzeichen für merkt, da sie oft auch ohne Beschwerden (asymp- Bei Verdacht auf eine Thrombose können Ärzte um Gefässverläufe und Strömungsverhältnisse eine tiefe Venenthrombose sein. Bitte kontaktieren tomatische Thrombose) auftreten. mit folgenden Untersuchungen feststellen, ob sich darzustellen. Ein Kontrastmittel wird in eine Fuss- Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, wenn Sie eines oder ein Gerinnsel gebildet hat: rückenvene gespritzt. Diese Methode wird nur mehrere dieser Symptome bemerken: Mehr zu den Risikofaktoren finden Sie im Kapitel noch selten eingesetzt. «Welche Risikofaktoren gibt es?». Kompressions-Sonographie: Diese Ultraschall- Ein geschwollenes Bein mit Schwere- und/oder untersuchung wird am häufigsten angewendet. Spannungsgefühl. In seltenen Fällen sind beide Mit dem Schallkopf des Geräts drückt der Arzt Beine betroffen. auf die Vene und prüft so, ob sie «frei» ist oder ob eine Thrombose besteht. Schmerzen können ebenfalls auftreten. Diese fühlen sich meist wie ein Muskelkater an. Häufig Farbdoppler-Sonographie: Hier handelt es sich handelt es sich um einen Druckschmerz an der ebenfalls um ein Ultraschallverfahren. Die Blut- Wade und/oder an der Oberschenkelmuskulatur ströme werden farblich dargestellt. sowie Fusssohlenschmerz. Computertomographie und Magnetresonanz- Überwärmung oder Blaufärbung der Haut am tomographie können auch Anwendung finden. herabhängenden Bein. D-Dimere sind bestimmte Abbauprodukte, die während der Entstehung und Auflösung von Blutgerinnseln gebildet werden. Sie können im Blut nachgewiesen werden (Labortest). Im persönlichen Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin lassen sich Fragen am besten klären. 10 11

Welche Folgen kann eine Thrombose haben? Postthrombotisches Syndrom Dieses tritt vor allem nach Thrombosen im Oberschenkel auf und beruht auf einer bleibenden Beschädigung der tiefen Venenklappen. Dadurch kommt es zu einem Rückstau des Blutes in den Beinen. In der Folge findet eine Umleitung des Blutes in die oberflächlichen Venen statt und Krampfadern können sich entwickeln. Zusätzlich kann es zu einer Schwellung und einer meist braunen Verfärbung der Haut kommen. Schliesslich kann ein Geschwür am Unterschenkel (Ulcus cruris) entstehen. Lungenembolie Die Lungenembolie gehört zu den Folgen einer Thrombose, die am gefährlichsten sind, denn sie kann sogar tödlich enden. Verschiedene Register zeigen, dass jährlich bei 50 70 Personen pro 100 000 Einwohner eine Lungenembolie diagnostiziert wird. Davon versterben bis zu 10% innerhalb der ersten drei Monate nach Diagnosestellung. Das Risiko einer Embolie können Sie minimieren, indem Sie die Thromboseprophylaxe gewissenhaft einhalten bzw. auf die Anzeichen einer Thrombose reagieren (Kapitel «Wie lässt sich eine Thrombose erkennen?»). Kommt es jedoch erstmal zu einer Lungenembolie, ist schnelles Handeln gefragt. Bitte wählen Sie bei folgenden Anzeichen umgehend 144 und rufen Sie den Rettungswagen: Symptome einer Lungenembolie beschleunigter Puls, Herzrasen, Angstzustände, Schweissausbrüche Atemnot Blutdruckabfall Schmerzen im Brustbereich Husten (evtl. Bluthusten) Schockzustand Fieber Bei der Lungenembolie kann die Atemfunktion beeinträchtigt werden. 12 13

Wie lässt sich eine Lungenembolie erkennen? Symptome einer Lungenembolie Eine Lungenembolie zu erkennen ist, aufgrund der unspezifischen Symptome, nicht immer einfach. Patienten äussern jedoch häufig Beschwerden wie Atemnot, Schmerzen im Brustkorb, Synkope (Ohnmacht), Fieber, Husten und/oder blutigen Auswurf. Die Symptome sind meistens abhängig von der Grösse des Gerinnsels (Embolus) und vom persönlichen Gesundheitszustand. Zur Diagnose einer Lungenembolie können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden, wie: Röntgen-Aufnahmen des Brustkorbes, EKG und Blutgasanalyse Lungenszintigraphie: Durch dieses Verfahren kann die Lungendurchblutung bzw. die Lungenbelüftung untersucht werden. Mit Hilfe der Ergebnisse kann dann eine mögliche Lungenembolie diagnostiziert werden. Kompressions-Sonographie Computertomographie und Magnetresonanz- Echokardiographie: Diese Herzultraschall-Unter- tomographie suchung ist eine Routinemethode zur Diagnose Test auf D-Dimere von Herz-Erkrankungen. Durch die bildhafte Dar - Lungenszintigraphie stellung der Herzaktion können u. a. krankhafte Echokardiographie Veränderungen oder Schäden erkannt werden. Welche dieser Untersuchungsmethoden zum Ein- Mehr über die Behandlung erfahren Sie auf Seite 17. satz kommt, entscheidet im jeweiligen Fall der Arzt oder die Ärztin. Da die Lungenembolie ein sehr ernsthaftes Krankheitsbild ist, muss sie sofort behandelt werden. 14 15

Welche Folgen kann eine Lungenembolie haben? Behandlung der Tiefen Venen-Thrombose und Lungenembolie: Welche Möglichkeiten gibt es? Die Grösse des Blutgerinnsels und der persönliche Gesundheitszustand des Patienten spielen eine wichtige Rolle für den weiteren Verlauf einer Lungenembolie. Wenn das Blutgerinnsel sich nicht ganz auflöst, kann die Erkrankung in ein chronisches Stadium übergehen. So entwickelt sich eine chronische thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH). Dies ist ein Anstieg des Blutdrucks im Lungenkreislauf, der zur Herzinsuffizienz führen kann. Die Symptomatik der CTEPH ist unspezifisch. Das Leitsymptom ist eine im Verlauf zunehmende Atemnot, wobei diese je nach Schweregrad entweder bereits in Ruhe vorhanden ist oder aber erst bei Anstrengung auftritt. Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsintoleranz, Schwindel bis hin zur Synkope, Brustschmerzen, Entwicklung peripherer Ödeme sowie Husten mit oder ohne Blutbeimengungen sind ebenfalls typisch. Behandlung einer bestehenden Thrombose Die Behandlung bestehender Thrombosen zielt vor allem darauf ab, Folgeerkrankungen wie zum Beispiel eine Lungenembolie zu verhindern. Hier stehen heute gute Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Entscheidend für den Erfolg einer Behandlung ist allerdings, dass Sie sich genau an die Therapieanweisungen halten. Behandlung einer bestehenden Lungenembolie Bei einer akuten Lungenembolie müssen die Patienten sofort in ein Krankenhaus gebracht werden. Hier erfolgt i. d. R. eine Behandlung mit Sauerstoff, Schmerzmitteln und Gerinnungshemmern. Einige Patienten erhalten zusätzlich eine Lyse-Therapie. Dabei werden bestimmte Medikamente eingesetzt, um den Blutpfropf, der die Verstopfung verursacht, aufzulösen. In Ausnahmefällen kommt auch eine operative Behandlung in Frage. 16 17

Prophylaxe der tiefen Venenthrombose und Lungenembolie: Welche Möglichkeiten gibt es? Prophylaxe nach der Operation: Spritze oder Tablette sorgt für Schutz Jeder, der einmal im Spital operiert wurde, kennt das wahrscheinlich: Nach der Operation verabreicht die Schwester eine Spritze. Dabei handelt es sich meist um ein Heparin, einen Wirkstoff, der das Blut verdünnt und damit einer Thrombose vorbeugt. Nach grösseren Operationen gehört die Thromboseprophylaxe zur klinischen «Grundversorgung». Aus gutem Grund, denn auf diese Weise kann das Risiko gefährlicher Komplikationen erheblich gesenkt werden. Seit einiger Zeit gibt es neben der Spritze auch Medikamente, die als Tablette eingenommen werden können. Diese Tabletten werden derzeit jedoch ausschliesslich nach Einsatz neuer Hüft- oder Kniegelenke verabreicht. Prophylaxe nach der Operation: Nicht-medikamentöse Therapien So einfach es erscheinen mag: Eine wichtige vorbeugende Massnahme ist die frühzeitige Mobilisierung, d. h. die körperliche Aktivierung. Mancher soeben erst operierte Patient wird sich fragen, warum man ihn schon am Tag danach zum Aufstehen bewegt. Ziel dieser Massnahme ist eine aktive Thromboseprophylaxe. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird über die Art und den Zeitraum der weiteren Massnahmen entscheiden. Kompressionstherapie: Kompressionsstrümpfe und Venenverbände sorgen dafür, dass sich die Venenklappen wieder schliessen und der Blutkreislauf in Gang kommt. Eine Kompressionstherapie kann die Entstehung eines Postthrombotischen Syndroms verhindern. Therapien geben Grund zum Optimismus. Damit diese aber auch richtig wirken, ist es sehr wichtig, sie regelmässig und nach Anweisung des Arztes bzw. der Ärztin einzunehmen. 18 19

Prophylaxe und Behandlung der Thrombose und Lungenembolie: Welche Medikamente gibt es? Was sind Cumarine (Vitamin-K-Antagonisten)? Seit über 80 Jahren werden zur Prophylaxe und Behandlung tiefer Venenthrombosen und Lungenembolie blutverdünnende Therapien eingesetzt. Fazit: Neben Heparinen und Vitamin-K-Antagonisten, werden heute zwei neue Substanz- klassen eingesetzt, die sogennanten neuen direkten oralen Antikoagulantien (NOAK), die bestimmte Gerinnungsfaktoren im Blut «blockieren»(faktor-xa-hemmer und Thrombinhemmer). Hier eine kurze Übersicht: 1930er 1950er Frühe 1980er Heparine (Spritze/Infusion) Faktor-Xa-Hemmer blockieren das Gerinnungsenzym Faktor Xa. Natürliche/Synthetische Indirekte Xa-Inhibitoren (Spritze) Vitamin-K-Antagonisten (Tabletten zum Einnehmen) Späte 1980er/90er NOAKs seit 2008 Niedermolekulares Heparin (Spritze) Thrombinhemmer blockieren das Gerinnungsenzym Thrombin (Faktor IIa). Direkte Thrombininhibitoren (Spritze/Infusion) Die Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten erfordert neben der regelmässigen Tabletteneinnahme auch eine kontinuierliche Überwachung der Gerinnung, des INR-Werts (internationalisierte normalisierte Ratio), früher des Quick-Werts. Welche Therapie für den einzelnen Patienten am besten geeignet ist, entscheidet der Arzt bzw. die Ärztin individuell nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko. Um einen Schutzeffekt zu erreichen, wird ein INR von 2 3 angestrebt. Wird die Gerinnung stärker gehemmt, steigt das Risiko, dass es zu Blutungen kommt. Wird die Gerinnung zu wenig gehemmt, steigt das Thromboserisiko. Um das zu verhindern, wird die INR regelmässig kontrolliert. Jeder Mensch reagiert anders auf die Einnahme von Vitamin- K-Antagonisten und benötigt eine individuelle Dosierung. Bestimmte Nahrungsmittel können die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten beeinflussen. Direkte Xa-Inhibitoren (Tabletten zum Einnehmen) Direkte Thrombininhibitoren (Kapseln zum Einnehmen) 20 21

Cumarine Wichtig zu wissen! Behandlung der tiefen Venenthrombose und Lungenembolie: Wie sehen die neuen Therapien aus? Hier gibt es einige Faktoren, die die Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten beeinflussen und daher berücksichtigt werden müssen: die Einnahme vieler Medikamente Nahrungsmittel mit hohem Vitamin-K-Gehalt, zum Beispiel: Blattsalat, Blumenkohl, Bohnen, Broccoli, Petersilie, Endivie, Feldsalat, Kopfsalat, Linsen, Mangold, Porree, Rosenkohl, Rotkohl, Sauerampfer, Schnittlauch, Spinat, Wirsing, Zwiebel Fazit: Die Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten bietet Schutz, erfordert jedoch einen hohen Aufwand und ein hohes Mass an Disziplin. Die neuen oralen Antikoagulantien Zur Behandlung von Thrombosen und Lungenembolien gibt es mittlerweile Alternativen zu Vitamin-K-Antagonisten: die neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs). Diese NOAKs werden auch bei anderen Erkrankungen verwendet. Aufgrund der fixen Dosierung, ist eine routinemässige Kontrolle der Gerinnung nicht mehr notwendig. Diese Therapien werden von Nahrungsmitteln mit hohem Vitamin-K-Gehalt nicht beeinflusst. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über die für Sie geeignete Therapiemöglichkeit. 22 23

Was kann man selbst tun? Es gibt einige Grundregeln, wie man Thrombose und damit die Gefahr einer Lungenembolie vermeiden kann. Nachfolgend finden Sie wichtige Empfehlungen, mit denen man aktiv der Bildung von Beinvenenthrombosen entgegenwirken kann. Beherzigen Sie den Merkspruch SSS-LLL: Sitzen und Stehen ist Schlecht Lieber Liegen oder Laufen. Treiben Sie möglichst oft und regelmässig Sport. Günstig sind Laufen, Walken, Schwimmen oder auch Radfahren. Halten Sie Ihr Gewicht unter Kontrolle, denn Übergewicht belastet die Venen, aber auch das Herz und den Kreislauf. Übungen zur Aktivität der Muskel-Venenpumpe 1 Nach einer Verletzung oder Operation sollten Sie sich so früh wie möglich bewegen. Aktive Bewegungsübungen helfen, die Muskeln zu aktivieren und die Venen in den Beinen zu trainieren. Bewegungen der Muskeln von den Fusssohlen bis zu den Oberschenkeln unterstützen die Venen bei ihrer Arbeit, das Blut zu pumpen. Diese «Muskelpumpe» ist die stärkste Antriebskraft für Ihre Venen. Auch wenn Sie einen Verband oder eingegipste Gliedmassen haben, gilt grundsätzlich: Alle freien Gliedmassen dürfen bewegt werden! 1. Übung: Zehen beugen und strecken 1 Sie liegen auf dem Rücken, die Arme locker neben dem Körper, die Fussspitzen zeigen nach oben. Beugen und strecken Sie nun Ihre Fussspitzen. 15 Wiederholungen. 2. Übung: Ferse und Spitze rollen 1 Sie sitzen auf einem Stuhl und stellen Ihre Füsse flach auf den Boden. Heben Sie die Fussspitzen beider Füsse an und drücken Sie dabei die Fersen fest auf den Boden. Kurz halten, danach beide Füsse mit Druck auf die Zehenspitzen abrollen und die Fersen anheben. 15 Wiederholungen. Wichtig: Diese Übungen können Sie mehrmals täglich durchführen, je öfter, desto besser. Fragen Sie in Ihrer Arztpraxis, welche Übungen Ihnen ausserdem noch helfen können. Copyright: 1 Patienteninformation «Tiefer Venenthrombose vorbeugen», Hrsg. Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de), Version 1.0, Juni 2010 24 25

Weitere Fragen? Diese Broschüre gibt nur einen kleinen Einblick in das Thema tiefe Venenthrombose und Lungenembolie. Sie kann das persönliche Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin nicht ersetzen. Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. 26

Praxisstempel Stand April 2016 L.CH.MKT.HC.04.2016.0860-DE/FR/IT Bayer (Schweiz) AG, Grubenstrasse 6, 8045 Zürich