Famulatur in der Allgemeinarztpraxis - Lehrbereich Allgemeinmedizin -
Vorwort Liebe Studierende/KomillitonInnen! Liebe Lehrarztkolleginnen und -kollegen! Wir freuen uns, dass Sie sich als Studierende bzw. als Lehrärzte an unserem Projekt Famulatur in der Allgemeinmedizin beteiligen. Die neu erstellte kleine Broschüre kann Ihnen eine Hilfestellung sein, die Famulatur in der Hausarztpraxis sinnvoll zu strukturieren und ihren Lehr- / Lernerfolg zu steigern. Die persönliche Erfahrung der Unterzeichnenden ist dabei eingeflossen. Zunächst möchten wir in einem Vier-Wochen-Plan den schrittweisen Kompetenzerwerb im Rahmen einer Famulatur aufzeigen. So könnte sie aussehen. In der ersten Tabelle haben wir die häufigsten Krankheitsbilder in der Hausarztpraxis aufgelistet entsprechend einer Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung und laden Sie dazu ein, selber zu überprüfen, ob Sie Gelegenheit hatten, einmalig oder mehrmalig Patienten mit diesen häufigen Krankheitsbildern zu sehen / vorzustellen. Die Erfahrung zeigt, dass ein Praxistag mit 50 oder oftmals auch mehr Patientenkontakten für die Famulanten einen größeren Lerneffekt bringt, wenn sie sich am Ende des Tages ein paar Minuten Zeit zur Reflexion nehmen. Das gleiche gilt für die Auflistung der unseres Erachtens unverzichtbaren hausärztlichen Basisfähigkeiten und der primärärztlichen apparativen Diagnostik. Auch hier empfehlen wir, für die eigene Lernkontrolle zu dokumentieren, wie oft Sie die Möglichkeit hatten, die aufgelisteten Maßnahmen selbstständig durchzuführen. Darüber hinaus wird es an den meisten Praxistagen für Sie sicherlich ein Highlight, ein diagnostisches oder therapeutisches Aha - Erlebnis, geben, das Sie ebenfalls notieren sollten. Und verstehen Sie diese Dokumentationsideen bitte nicht als Zwang oder Überprüfungsmaßnahme sondern als Angebot für sich selbst, die vier Wochen effizienter und transparenter zu gestalten. Bleibt uns noch, den Lernenden und Lehrenden interessante Erfahrungen und viel Spaß bei der Famulatur in einem abwechselungsreichen und vielseitigen Fach zu wünschen. Mainz im Oktober 2009 cand. med. Eva Brantzen cand. med. Daniel Mattick Dr. med Elisabeth Rix Lehrärztin im Blockpraktikum Allgemeinmedizin Dr. med. Karl-B. Brantzen Lehrbeauftragter im Fach Allgemeinmedizin Koordination Blockpraktikum/Famulaturprojekt
Stufenweiser Kompetenzerwerb des Famulanten in der Hausarztpraxis Woche (Etappe) 1 : Anamnese und körperliche Untersuchung Der Student wird in die Hausarztpraxis eingeführt und lernt deren Struktur kennen. Wie ist der Tagesablauf konzipiert, wann finden Hausbesuche statt, welchen Schwerpunkt hat die Arztpraxis, welches diagnostische und therapeutische Repertoire wird angeboten? In der ersten Woche sollten diagnostische Basisfertigkeiten wie Anamneseerhebung (Gesamtanamnese / fokusierte Anamnese), Inspektion, Auskultation, Perkussion, Palpation, basisneurologische und -orthopädische Untersuchung trainiert und in einer sinnvollen Reihenfolge zusammengeführt werden. Besonders geeignet hierfür sind Check-up Patienten, die der Student nach einer gewissen Einarbeitung vorab untersucht und dem Arzt übergibt. Am Ende der Woche sollte der Famulant einen Check-up selbstständig durchführen können und sich eine symptomorientierte Untersuchung nach fokusierter Anamnese bei einem Akutpatienten zutrauen. Lernziele: - Anamneseerhebung - Untersuchung der Thoraxorgane - Abdomen auskultieren, palpieren, perkutieren - basisneurologische Untersuchung - basisorthopädische Untersuchung - vollständiger Check-up Woche (Etappe) 2 : ergänzend zu Etappe 1 apparative Diagnostik Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung, die der Famulant weiterhin trainiert, wird er in der zweiten Woche in zusätzliche diagnostische Methoden eingearbeitet. Auf jeden Fall sollte das Anlegen und Schreiben eines EKGs, die Durchführung einer Spirometrie und ggf. die Sonographie vermittelt werden, ebenso auch erste eigene Befundungen. Des weiteren sollte der Famulant Injektionen (i.m., i.v., s.c.), das Impfen (i.m., s.c.) und die Blutentnahme erlernen bzw. üben. Lernziele: - EKG selbst ableiten und befunden - Spirometrie durchführen und befunden - Blutentnahme - Impfen - i.m./i.v./s.c. - Spritze - (Sono Abdomen) - (Sono Schilddrüse) - (Peripherer Gefäßdoppler)
Woche (Etappe) 3 : Befundung, Diagnosefindung, Therapieplan erstellen In der dritten Woche sollen nun alle erlernten Fertigkeiten zusammengeführt werden. Der Famulant soll aus den Ergebnissen der Untersuchungen einen Befund, eine mögliche Diagnose und einen Plan für das weitere Vorgehen erstellen. Ist die Diagnose sicher? Werden weitere Untersuchungen benötigt? Wie sieht die Therapie des Patienten aus? Wann wird er zur Kontrolle einbestellt? Hierzu gehört auch, alles kurz und prägnant zu dokumentieren. Woche (Etappe) 4 : Vertiefung des Erlernten und überwiegend eigenständige Patientenkontakte Je nach Vorkenntnissen und Fähigkeiten des Studierenden entsprechen die Etappen nicht Wochenzeiträumen und es muss ggf. auf die 4. Etappe verzichtet werden. Während in den ersten Tagen der Hospitationsmodus mit Zusehen und Nachuntersuchen vorherrschen wird, sollte dieser im weiteren Verlauf der Famulatur immer mehr in den Hintergrund treten zugunsten eines selbständigen tätig Werdens am Patienten ( unter vier Augen ) mit Supervision durch den Lehrarzt.
Checkliste gesehener Krankheitsbilder und Symptome ICD Krankheitsbild Am Lehrarzt- Patienten-Kontakt teilgenommen Gespräch mit Lehrarzt über Krankheitsbild Selbstständige Betreuung unter Anleitung 1 I10 Essentielle Hypertonie 2 E78 Störung des Lipidstoffwechsels 3 M54/5 Rückenschmerzen / Krankheit der WS 4 I25 Chron. Ischämische Herzkrankheit 5 E11 Diabetes mellitus Typ-II 6 I83 Varizen der unteren Extremität 7 K29 Gastritis und Duodenitis 8 K76 Krankheit der Leber 9 J20 Akute Bronchitis 10 J44 Chron. Obstruktive Lungenkrankheit 11 M17/1 Gonarthrose / Coxarthrose 12 J45 Asthma Bronchiale 13 I50 Herzinsuffizienz 14 F32 Depressive Episode/Depression 15 J06 Akute Infektion / Grippaler Infekt 16 M51 Bandscheibenschaden 17 K21 Gastroösophageale Refluxkrankheit 18 M81 Osteoporose ohne path. Fraktur 19 I49 Kardiale Arrhythmien 20 F45 Somatoforme Störung 21 K80 Cholelithiasis 22 Z25 Impfung 23 T78 Unerwünschte Nebenwirkungen 24 N40 Prostatahyperplasie 25 N39 Krankheit des Harnsystems 26 L30 Dermatitis / Dermatosen 27 K52 Gastroenteritis/Kolitis, nicht infektiös 28 E01 Jodmangel/sonstige SD-Krankheit 29 T14 Verletzung 30 I73 Periphere Gefäßkrankheiten
Checkliste durchgeführter Untersuchungs- / Arbeitstechniken Arbeitstechnik Gesehen Angeleitet bzw. erklärt worden Unter Aufsicht durchgeführt 1 Kreislaufparameter (RR/Puls) 2 Thorax Status 3 Abdomen Status 4 Basisneurologische Untersuchung 5 Basisorthopädische Untersuchung 6 Vollständiger Check-up 7 EKG ableiten und schreiben 8 EKG befunden 9 Spirometrie durchführen 10 Spirometrie befunden 11 Peripherer Gefäßdoppler 12 Sono Abdomen 13 Sono Abdomen befunden 14 Sono Schilddrüse 15 Sono Schilddrüse befunden 16 Blutentnahme 17 Impfen s.c. / i.m. 18 Spritzen i.m. / i.v. / s.c. 19 Diät- / Ernährungsberatung
Und hier ist Platz für Ihre Highlights bei Diagnostik, Therapie und Arzt-Patienten-Interaktion