Rezension. "Ethisch urteilen" von Sarah Leon Parrillas und Patricia Stasch

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Transkript:

Justus-Liebig-Universität Gießen FB 04 Geschichts- und Kulturwissenschaften Institut für Philosophie Seminar: Unterrichtsmaterialien rezensieren Dozentin: Frau Rösch Sommersemester 2014 Rezension "Ethisch urteilen" von Sarah Leon Parrillas und Patricia Stasch

Inhalt 1 Zielsetzung... 3 2 Aufbau... 3 3 Analyse des Inhalts... 4 3.1 Bezug zu den Bildungsstandards... 4 3.2 Lehrer- und Schülermaterial... 4 3.2.1 Lehrermaterial... 5 3.2.2 Schülermaterial... 6 4 Fazit... 7 A Abbildungsverzeichnis... 8 B Quellen... 8 C Anhang: Poster... 9 2

1 Zielsetzung Das Unterrichtsmodell Ethisch urteilen als Teil der Reihe EinFach Philosophieren folgt der Kant'schen Überzeugung, dass man nicht die Philosophie, sondern das Philosophieren lehren könne. Dementsprechend ist nicht die Vermittlung philosophiehistorischen Wissens sondern die Entwicklung philosophischer Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern Ziel des Unterrichtsmodells. Der Fokus liegt dabei wie der Titel Ethisch urteilen bereits ausdrückt auf der Ausbildung von Urteilskompetenz. Die Reihe EinFach Philosophieren steht nicht für eine Lightversion des Philosophierens, sondern soll dazu anregen, einfach loszuphilosophieren. Im Sinne Karl R. Poppers Überzeugung, dass die wissenschaftliche Philosophie die Aufgabe hat, unsere vorhandenen Alltagsphilosophien kritisch zu untersuchen, sollen alltags- und schülernahe Probleme präsentiert werden, die die Voraussetzung für eine Auseinandersetzung mit philosophisch-wissenschaftlichen Texten bilden. Das Unterrichtsmodell Ethisch urteilen versucht, die verschiedenen Ebenen des philosophischen Urteilsprozesses in ein differenziertes Überlegungsgleichgewicht zu bringen. Zum Einen geht es um die Beurteilung der eigenen Intuitionen im Sinne der Stärkung der eigenen Urteilskompetenz mithilfe philosophischer Begriffe und Theorien. Zum Anderen sollen auch diese Begriffe und Theorien von den Schülerinnen und Schülern selbst beurteilt werden. Ziel dieses zweidimensionalen Vorgehens ist die Entwicklung eines fundierten und differenzierten philosophischen Urteilsprozesses. 2 Aufbau Das Heft Ethisch urteilen ist in vier Unterrichtsbausteine (A-D) (Was ist Moral?, Begriffe und Argumente, Ethische Positionen und Fallanalysen) und abschließende Klausurvorschläge (E) unterteilt. Gemäß des in der Zielsetzung formulierten Vorgehens zur Ausbildung der Urteilskompetenz beginnt jeder Unterrichtsbaustein mit den Intuitionen der Schülerinnen und Schüler (zum Beispiel im Rahmen einer Einzelarbeit zum Begriff der Moral, einer Gruppenarbeit zum Begriff der Person oder einer Plenumsdiskussion zu einem moralischen Dilemmata). Daraufhin wird meist eine tiefere Auseinandersetzung mittels eines wissenschaftlich-philosophischen Textes angestrebt. Zu Beginn jedes Bausteins finden sich Informationen über Zeit, Material und Lernziele sowie die Skizze eines möglichen Unterrichtsverlaufs und teilweise die Vorgabe möglicher Lösungen, wobei jeder Unterrichtsbaustein mit Blick auf die Lerngruppe individuell ausgestaltet werden kann und soll. Die Bausteine sind um mögliche Diskussionspunkte (z.b. Impulse für weiterführende Fragestellungen oder Problematisierungen) und Hinweise (Tipps aus der eigenen Unterrichtserfahrung zu möglichen Schwierigkeiten und Unklarheiten) ergänzt. 3

Das Kapitel D Fallanalysen" unterscheidet sich von den drei vorangegangenen Kapiteln, indem es Schemata für den Prozess der Urteilsbildung vorstellt und im Anschluss eine Reihe kleiner Dilemmata aufführt. Die Fallanalysen enthalten auch Hinweise, Diskussionspunkte und Lösungsskizzen, verzichten aber auf eine Verlaufsplanung. Das Heft funktioniert insgesamt nach dem Setzkastenprinzip : Ein lineare Abfolge der Bausteine im Unterricht bietet sich an, jedoch können die Bausteine - wie der Autor vorschlägt - auch modular, in flexibler Auswahl und Reihenfolge, unterrichtet werden. Zum Beispiel kann nach Kapitel A Was ist Moral? bereits eines der Dilemmata aus Baustein D angeschlossen werden. Im didaktischen Kommentar zu jedem Baustein finden sich ausführliche Informationen, welche Bausteine Voraussetzung für den jeweiligen Baustein sind und welche Bausteine sinnvoll angeschlossen werden können. Nicht zuletzt bietet das Heft als ergänzendes Material zwei Klausurvorschläge eine textfreie und eine textgebundene Variante sowie kommentierte Literaturhinweise und Links. 3 Analyse des Inhalts 3.1 Bezug zu den Bildungsstandards Wie in den Bildungsstandards für die Fächer Ethik und Philosophie formuliert, soll der Ethik- und Philosophieunterricht durch eine Offenheit der Urteilsbildung gekennzeichnet sein, die im Unterrichtsgeschehen selbst reflektiert und ausgebildet wird. Ethische Urteilsbildung entspricht im Zuge dessen einem Prozess, bei dem verschiedene Phasen ineinander greifen. Innerhalb dieses Prozesses sind fünf Teilkompetenzen relevant: Wahrnehmen, Analysieren, Argumentieren, Entscheiden, Handeln. Die Lehrperson kann mithilfe des Unterrichtsmodells "Ethisch urteilen" durch die richtige Auswahl der Informations- und Arbeitsmaterialen diesen Prozess unterstützen. Die Unterrichtsvorschläge in "Ethisch urteilen" orientieren sich an zentralen ethischen Problemen, wie beispielsweise Präimplantationsdiagnostik (PID), Folter und Organspende. Die Inhalte entsprechen somit dem Lehrplan für den Ethik- und Philosophieunterricht in der Sekundarstufe II. Durch das Einfügen von Verweiskästchen am Rande des Fließtextes könnte der konkrete Bezug von Aufgaben zum Lehrplan verdeutlicht und veranschaulicht werden. 3.2 Lehrer- und Schülermaterial Das Unterrichtsmodell "Ethisch urteilen" präsentiert sich in einem kompakten und handlichen Design und enthält auf etwa 100 Seiten Unterrichtsvorschläge für etwa 30-40 Unterrichtsstunden. Durch den bereits skizzierten Aufbau des Heftes wird schnell deutlich, dass jeder Baustein in Ziele, Verlauf und Hinweise für die Unterrichtsstunde, sowie den dazu passenden Kopiervorlagen in Din A 4 Format, gegliedert ist. Im Folgenden sollen hier nun zum Einen das Heft als Unterrichtsmodell für die 4

Lehrperson (3.2.1), und zum Anderen die Arbeitsaufträge und -blätter (3.2.2), sowie die Klausurvorschläge für die Schüler und Schülerinnen kritisch betrachtet werden. 3.2.1 Lehrermaterial Das Unterrichtsmodell Ethisch argumentieren ist in einer verständlichen Sprache formuliert, so dass die Unterrichtsentwürfe gut nachvollziehbar sind. Das Heft ist wie das Inhaltsverzeichnis bereits verdeutlicht sinnvoll gegliedert und bietet durch das skizzierte Setzkastenprinzip vielfältige Möglichkeiten, den eigenen Unterricht mithilfe des Materials auf die Lerngruppe abzustimmen. Allerdings ist es notwendig, dass die Lehrperson bereits vor Beginn der Unterrichtseinheit das Heft vollständig gelesen hat, um mögliche aber auch für den weiteren Verlauf erforderliche Verknüpfungen zwischen den Bausteinen im Blick zu haben. Erst infolge der gesamten Lektüre des Heftes ist eine sinnvolle Planung von Unterrichtsstunden und -einheiten realisierbar. Mit Blick auf die Unterrichtsentwürfe lässt sich festhalten, dass philosophische oder informative Texte nur begrenzt eingesetzt werden und stattdessen Wert auf textfreie Unterrichtsgestaltungen gelegt wird. Dies bietet die Gelegenheit für einen schüler- und schülerinnenorientierten Unterricht. Zudem können und müssen die Unterrichtseinheiten an verschiedenen Stellen um weitere Materialien ergänzt werden (hierfür finden sich am Ende des Heftes einige Literaturhinweise). Es muss in diesem Zusammenhang jedoch auch festgehalten werden, dass das Unterrichtsmodell keinesfalls einfach so angewendet werden kann, sondern eine gezielte Vor- und Mitarbeit der Lehrperson erfordert. So werden die in den Unterrichtsmaterialen vorkommenden Fremdwörter oder Fachbegriffe nicht erläutert und müssen von der Lehrkraft selbst recherchiert und den Schülern und Schülerinnen zur Verfügung gestellt werden. Zudem bieten die Unterrichtsentwürfe trotz ausgewiesener Praxishinweise wenig Vorschläge zum methodischen Vorgehen oder über geeignete Arbeits- und Sozialformen. Über Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit die jedoch nicht im Sinne kooperativen Lernens konzipiert sind werden die einzelnen Fragen und Aufgaben nicht mit dazu zugeschnittenen Lernarrangements präsentiert. Allerdings bietet das Heft Vorschläge zu möglichen alternativen Unterrichtsverläufen und binnendifferenziertem Arbeiten, wobei die Sinnhaftigkeit einzelner Unterscheidungen zu hinterfragen ist (vgl. S. 44). Nicht zuletzt sind zu den Unterrichtsentwürfen in Ethisch argumentieren nur partiell Lösungen für die Frage- und Aufgabenstellungen vorhanden, stattdessen werden oftmals zusätzliche Problematisierungen vorgeschlagen, die zu weiterführenden Diskussions- und Reflexionsprozessen führen können. Die Unterrichtsinhalte in Ethisch argumentieren sind zwar altersangemessen formuliert, gehen jedoch wenig auf die Lebenswelt von heutigen Jugendlichen ein. Statt die Fragebögen, Beispiele oder moralischen Dilemmata mit Bezug zur jugendlichen Lebenswelt zu konzipieren, werden meist allgemeine Situationen oder Konfliktpotentiale der Lebenswelt von Erwachsenen beschrieben. 5

Ein letzter Kritikpunkt ist, dass sich das Unterrichtsmodell Ethisch argumentieren deutlich von der Zielsetzung der Reihe EinFach Philosophieren distanziert. Soll, wie hier erläutert, die in der Reihe entworfenen Hefte die Möglichkeit bieten, einfach loszuphilosophieren, sollen die Schülerinnen und Schüler in Ethisch argumentieren keine Spontanurteile aus dem Bauch heraus in den Unterricht, sondern wohlüberlegte Intuitionen mit einbringen, denen bereits ein erster Reflexionsprozess vorangegangen ist. 3.2.2 Schülermaterial "Ethisch urteilen" weist über das Lehrermaterial hinaus eine Reihe von Arbeitsblättern auf, die jeweils unterschiedlichen Aufgabenstellungen und -formate aufweisen. Dabei findet man neben der klassischen Textarbeit, auch andere mediale Formen wie Cartoons, Schlagzeilen, Tabellen mit Ankreuzmöglichkeiten und Fragebögen. Die Frage- und Aufgabenstellungen sind verständlich und in einem für Schülerinnen und Schüler angemessenem Sprachstil formuliert. Die im Bezug auf das Lehrermaterial angesprochen Binnendifferenzierung wird auf den Arbeitsblättern jedoch nicht durch verschiedene Aufgaben für unterschiedliche Lerntypen umgesetzt. Auch eine fehlende Zusammenfassung komplexer Themenbereiche als Lösungshilfe oder zum Üben für Lernkontrollen/Klausuren wird leider nicht gegeben. Die beiden Klausurvorschläge bieten eine Leistungsüberprüfung auf relativ hohem Niveau und sind somit für die Sekundarstufe II geeignet. Das Heft versucht an einigen Stellen durch Zeichnungen, die Aufgaben zu untermalen und aufzulockern, allerdings gelingt dies nicht in allen Fällen sinnvoll. So kann zum Beispiel die Zeichnung bei der Aufgabe des "Führerlosen Zugs" (S. 23) zu einer Beeinflussung in der Urteilsbildung führen, in dem die Zeichnung verschiedene Entfernungen suggeriert (siehe Abb.1). Ein weiteres Beispiel für eine wenig gelungene Visualisierung ist die Darstellung eines Aliens vom Planeten Ohranus (S.25) (vgl. Abb.2), bei dem nicht nur die Zeichnung in Klassen zu anhaltendem Gelächter und somit Ablenkung führen kann, sondern auch der Planetennamen für lustige Vorstellungen sorgen kann. Abbildung 1 "Der Führerlose Zug" (Ethisch urteilen, S. 23) Abbildung 2 Alien vom Planeten Ohranus (Ethisch urteilen, S. 25) 6

4 Fazit Das Heft "Ethisch urteilen" ist insofern eine sinnvolle Unterrichtsmaterialie, als es dezidiert auf die Förderung von ethischer Kompetenz abzielt. Dieses Ziel, die Ausbildung von Urteilsvermögen, ist wesentlicher Bestandteil der Kompetenzbereiche in den Bildungsstandards und des Lehrplans. Es ist dementsprechend in verschiedenen Jahrgangsstufen und unabhängig von den jeweiligen Inhalten einsetzbar und ermöglicht - wie in der Zielsetzung festgehalten - das Philosophieren im Ethik- und Philosophieunterricht. Gerade das vielzitierte "Bau-" oder "Setzkastenprinzip" bietet Lehrkräften die Möglichkeit, "Ethisch urteilen" - mit Blick auf die Lerngruppe und -ziele - vielfältig zu verwenden. Wie angesprochen erfordert dies eine intensive Auseinandersetzung der Lehrperson mit der Materialie, die aber einem guten Unterricht immer vorausgehen sollte und dementsprechend nicht gegen den Einsatz des Heftes spricht. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man mit dem Kauf von "Ethisch urteilen" für zwanzig Euro eine handliche und praktische Unterrichtsmaterialie erwerben kann, die eine durchdachtes Konzept und vielfältige Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung bietet. 7

A Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1 "DER FÜHRERLOSE ZUG" (QUELLE: ETHISCH URTEILEN, S. 23) 6 ABBILDUNG 2 ALIEN VOM PLANETEN OHRANUS (QUELLE: ETHISCH URTEILEN, S. 25) 6 B Quellen Franzen, Henning (2009): Ethisch urteilen. Unterrichtsmodell. Westermann: Darmstadt (=EinFach Philosophieren) Hessisches Kultusministerium (2011): Bildungsstandards und Inhaltsfelder. Das neue Kerncurriculum für Hessen. Sekundarstufe I. Hessisches Kultusministerium (2010): Lehrplan Ethik. Gymnasialer Bildungsgang Jahrgangsstufen 5G bis 9G und gymnasiale Oberstufe. Hessisches Kultusministerium (2010): Lehrplan Philosophie. Gymnasialer Bildungsgang. Gymnasiale Oberstufe. 8

C Anhang: Poster 9