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Kostenfreier Abdrucktext Der folgende Text ist dem Buch Momente des Erinnerns - Band 4 entnommen. Den Text stellen wir zum kostenfreien Abdruck zur Verfügung. Als Gegenleistung erwarten wir lediglich die Veröffentlichung der nachstehenden bibliographischen Daten mit einem kleinen Buchcover von mindestens 30 mm Breite. Bitte senden Sie uns einen Beleg zu. Herzlichen Dank! Momente des Erinnerns Vorlesebücher für die Altenpflege Zeitzeugen erzählen von früher. Auswahl - Band 4. 128 Seiten, Fadenheftung, größere Schrift, Abbildungen. Zeitgut Verlag, Berlin. Gebundene Ausgabe ISBN 978-3-86614-186-5 Euro 12,90 Wir bedanken uns für die Zusammenarbeit und stehen Ihnen gern für Rückfragen bereit. Mit freundlichen Grüßen Daniel Schlie Pressekontakt Daniel Schlie daniel.schlie@zeitgut.de Öffentlichkeitsarbeit Tel: 030-70 20 93 10 Zeitgut Verlag GmbH Fax: 030-70 20 93 22 Klausenpaß 14 12107 Berlin www.zeitgut.de

32 Gerda Steinke [Berlin; 1946/47] Gerda Steinke Eine betörende Stimme Es war der 5. Mai 1946. Der schreckliche Kampf um Berlin, die letzten Kriegstage und das schwere erste Nachkriegsjahr lagen hinter uns. Ich war 20 Jahre alt. Jetzt forderte die Jugend ihr Recht. Zu romantischen Klängen der Capri-Fischer, Sentimental journey, Ramona oder Symphonie schwebten wir über die wiedereröffneten Tanzflächen. Wir hatten großen Nachholbedarf. An diesem wunderschönen, sonnigen Frühlingstag wollten meine Freundin und ich auch wieder tanzen gehen. Zuerst suchten wir die Neue Welt in der Hasenheide auf; aber dort gefiel es uns überhaupt nicht. So beschlossen wir kurzerhand, wie schon so oft, ins Schall und Rauch am Schiffbauerdamm zu gehen. Ein ungeheurer Andrang vor dem Eingang! Irgendwie gelang es uns hineinzukommen. Ein Kellner führte uns durch den dichtbesetzten Saal an den letzten freien Tisch in der hintersten Ecke.

Eine betörende Stimme 33 Aus meinem Konfirmationskleid schneiderte ich mir ein Oberteil, den Rock aus einer Tischdecke. Und dann ging s los. Endlich auch mal tanzen! Nicht nur wir jungen Leute hatten großen Nachholbedarf. Na, prima, dachte ich und starrte auf die Wand vor mir, hier sieht mich doch kein Mensch. Der Abend ist gelaufen! Ich war enttäuscht. Die Kapelle begann zu spie-

34 Gerda Steinke len, und schon beim ersten Takt hörte ich eine angenehm warme Stimme fragen: Darf ich bitten? Das war der erste Tanz nicht zu glauben! Anschließend brachte mich mein Tänzer höflich an den Tisch zurück. Das war s wohl. Seinerzeit war es durchaus üblich, daß in Ermangelung junger Männer zwei Mädchen oder Frauen zusammen tanzten. So wirbelten auch meine Freundin und ich bei Rosamunde... über das Parkett und sangen den Schlagertext mit: Rosamunde, schenk mir dein Herz und dein Ja! Rosamunde, frag doch nicht erst die Mama. Rosamunde, glaub mir, auch ich bin dir treu, denn zur Stunde, Rosamunde, ist mein Herz grade noch frei... Als wir danach zu unserem Tisch zurückkamen, stockte mir beinahe der Atem. Ich glaubte nicht richtig zu sehen: Da saß doch tatsächlich mein Tanzpartner und fragte lächelnd: Sie haben doch nichts dagegen, daß ich hier sitze? Und ob ich was dagegen hatte, ich fand es ausgesprochen frech! Aber er tanzte jeden Tanz nur noch mit mir und wich nicht mehr von meiner Seite. Und bald

35 Gerda Steinke

Eine betörende Stimme 36 war es mir auch nicht mehr unangenehm. Es war besonders seine Stimme, die mich betörte. Damals war um 22 Uhr Sperrstunde. Als das Lokal schloß, verabschiedeten wir uns, nicht ohne eine Verabredung für s kommende Wochenende zu treffen. Hand in Hand durchstreiften wir zwei im Gleichklang der Seelen das Berliner Theaterleben, das wieder aufregend, vielseitig und interessant war und uns in seinen Bann zog, regelrecht theatersüchtig machte. Was für Höhepunkte! Da verzauberte und bezauberte uns in der Tribüne Viktor de Kowa mit seinem Charme, Carl Heinz Schroth brachte uns in den Kammerspielen Jean Anouilh nahe. Heinz Rühmann begeisterte uns als Mustergatte im damaligen Theater der Film-Bühne Wien und der unvergessene Rudolf Platte saß auf der Bühne des Puhlmann Theaters, rupfte ein Huhn und sang dazu in seiner unnachahmlichen Art: Ach, Luise, kein Mädchen ist wie diese... Kinobesuche standen bei den Berlinern ganz oben auf dem Programm. Oft gingen wir sogar zweimal in der Woche ins Kino, auch wenn wir Abbildung: Am 26. Dezember 1946 sahen wir in der Film-Bühne Wien am Kurfürstendamm den Schwank Der Mustergatte mit Heinz Rühmann.

37 Gerda Steinke nicht selten nach Karten anstehen mußten. Endlich konnten wir auch amerikanische, englische und französische Filme sehen. Schon in den ersten Filmen, die ich mit ihr sah, begeisterte mich Judy Garland und ihre großartige Stimme! Ich erinnere mich noch heute an Das zauberhafte Land und Mädchen im Rampenlicht, In der Deutschen Staatsoper, die seinerzeit im Admirals-Palast spielte, sahen wir Die Entführung aus dem Serail einmalig! Erna Berger und Rita Streich, zusammen mit Peter Anders. Große Namen. Und erschwingliche Eintrittspreise. Wir besuchten die Neue Scala, das Palast-Varieté und immer wieder die zahlreichen schönen, wiedereröffneten Tanz-Gaststätten. Überall spielten gute Tanzorchester. Musikbox oder Tonband-Konserve kannten wir nicht. Auf den Studentenbällen der Technischen Universität, wo mein Freund studierte, herrschte heiteres, fröhliches Treiben, wenn auch der Magen oft genug knurrte. Aber wir waren jung, voller Optimismus das Leben lag vor uns und es konnte ja nur besser werden! Das Schönste aber damals war, daß wir uns frei bewegen konnten, daß es uns völlig gleichgültig schien, in welchem Sektor jemand wohnte. Es gab nur eine Währung, die Reichsmark, nur einen Magistrat von Berlin wir waren e i n e Stadt.

Eine betörende Stimme 38 Mein Tanzpartner mit der betörenden Stimme wurde am 3. April 1947 mein Ehemann. Nie wäre uns in den Sinn gekommen, daß es eines Tages anders kommen könnte! Was weiter aus uns wurde? Nun, im April 2007 feierten wir unsere Diamantene Hochzeit. Aus: Und weiter geht es doch, Reihe ZEITGUT, Band 8.