Wärmewende in Kommunen. Leitfaden für den klimafreundlichen Um der Wärmeversorgung Herausgeber/Institute: Heinrich-Böll-Stiftung, ifeu Autoren: Hans Hertle et al. Themenbereiche: Schlagwörter: KWK, Klimaschutz, Energieeffizienz, Akteure Datum: September 2015 Auftraggeber/Förderer: Seitenzahl: Heinrich-Böll- Stiftung 124 Zielsetzung und Fragestellung Ziel der Studie ist die Bereitstellung eines Handlungsleitfadens für kommunale Akteure, die vor Ort die Wärmewende voranbringen wollen. Die ausführliche Schilderung von Best-Practice-Beispielen, eine technische und wirtschaftliche Bewertung verschiedener Wärmeversorgungsoptionen und praxisnahe Checklisten sollen Orientierung geben und es Kommunen
ermöglichen, gut informierte Entscheidungen für eine klimafreundliche Wärmeversorgung zu treffen. Zentrale Ergebnisse Insgesamt stellen die Autoren fest, dass jede Kommune eigene Antworten auf die Herausforderungen der Wärmewende finden müsse. Einen Königsweg gebe es nicht, vielmehr hänge es von den örtlichen Gegebenheiten ab, inwieweit der Klimaschutz etwas stärker mit Effizienzmaßnahmen oder mehr mit Erneuerbaren Energien vorangetrieben werden könne. Da Effizienzsteigerung und Erneuerbare Energien in Einzelheizungsanlagen an ihre Grenzen stoßen würden, brauche es neue Konzepte wie Wärmenetze, Quartiersansätze sowie eine Verknüpfung von Strom- und Wärmewende. Die Bioenergie werde langfristig vor allem in den Bereichen Verkehr und Prozesswärme gebraucht, sodass sie maximal 20 Prozent des Wärmebedarfs in Gebäuden decken könne. Als wichtiges Element der Wärmewende betrachten die Autoren daher eine strategische Wärmeversorgungsplanung auf gesamtkommunaler und Quartiersebene. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz für die Wärmewende Um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen, müssten beide Pfade verfolgt werden. Der Passivhausstandard in Verbindung mit einem Solaranteil von 15 Prozent ermögliche es, die Klimaschutzziele im Gebäudebereich zu erreichen. Somit müssten Orte, die
bisher ausschließlich auf Erneuerbare Energien setzen ( Bioenergiedörfer ) ihre Energieeffizienz steigern, umgekehrt sei die alleinige Fokussierung auf Effizienz auch nicht ausreichend. Wo der Passivhausstandard nicht erreicht werden könne, müsse der Anteil der Erneuerbaren Energien entsprechend erhöht werden. Die Kommune: Vorbild, Gestalter und Moderator Die kommunale Ebene sei für die Umsetzung der Wärmewende unverzichtbar, denn Wärme werde regional erzeugt und verbraucht. Die Kommune nehme bei der Wärmewende mehrere Rollen ein: Sie sei Vorbild und könne in eigenen Objekten zeigen, dass klimaschonende Optionen technisch möglich und wirtschaftlich seien. Sie stelle über Planung und Regulierung die Weichen für die kommunale Wärmewende. Über ihre Anteile an Energieversorgungsunternehmen und Wohnungsbaugesellschaften könne sie Energiestrategien aktiv umsetzen. Schließlich bringe die Kommune alle wichtigen Akteure an einen Tisch, bilde Netzwerke und moderiere Konflikte. Der Kommune stünden mehrere Instrumente offen, um die Wärmewende zu gestalten: Regulatorische Maßnahmen: z.b. Bauleitplanung, städtebauliche Verträge, Grenzwerte, Standards, Anschluss- und Benutzungszwang Finanzielle Maßnahmen: z.b. Fördermittel, Abgaben Information: z.b. Energieberatung Flankierende Maßnahmen: z.b. Netzwerkbildung, Moderation, Gründung von Genossenschaften. Strategische Wärmeplanung: Wärmenetze und Quartierskonzepte Wärmeplanung sei ein Mittel, um Strategien für die
gesamte Kommune zu entwickeln, die Interessen der Akteure zu koordinieren und konkrete Maßnahmen gemeinschaftlich festzulegen. Eine Wärmeplanung umfasse insbesondere die Analyse des Status quo bei Erzeugung und Verbrauch, eine Potenzialanalyse hinsichtlich Wärmeangebot und -nachfrage in der Zukunft sowie die Einbindung lokaler Akteure für die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen. Zentrale Annahmen und Thesen Im Zentrum der Studie stehen sieben Thesen, die von den Autoren als Herausforderungen der kommunalen Wärmewende beschrieben werden: Die Klimaschutzziele seien nur mit Energieeffizienz und Erneuerbare Energie gemeinsam erreichbar. Die Ausgestaltung hänge von den örtlichen Gegebenheiten ab. Die Biomassepotenziale seien in Deutschland fast erschöpft. Das schwankende Angebot von Wind- und Solarenergie müsse über geeignete technische Strukturen wie Nahwärmenetze und Speicher dann verfügbar gemacht werden, wenn es benötigt werde. Alle verfügbaren erneuerbaren Energiequellen müssten genutzt werden, um fossile Energieträger zu ersetzen. Niedertemperaturwärmenetze seien geeignet, um verschiedene Quellen einzubinden und eine effiziente Versorgung zu ermöglichen, was eine Anpassung der bestehenden Fern- und Nahwärmesysteme sowie die Verlegung neuer Nahwärmenetze erfordere. Die Versorgung über Wärmenetze sei oft effizienter und kostengünstiger als Einzelanlagen.
Die KWK solle in naher Zukunft stärker auf den Ausgleich der fluktuierenden Erneuerbaren Energien ausgerichtet und langfristig vollständig auf Erneuerbare Energien umgestellt werden. Niedertemperaturwärme für Raumheizung und Warmwasser könne sinnvoll durch Solarthermie, Abwärme oder Geothermie gedeckt werden. Rebound-Effekte sollten vermieden werden, indem die Stadtplanung auf eine energiesparende, kompakte Bauweise ausgerichtet werde und neben der ökologischen Wärmeversorgung auch auf eine nachhaltige Infrastruktur für Nahrung, Konsum, Mobilität achte. Strategische Fragen zur Bebauungsstruktur und Wärmeversorgung seien in Quartierskonzepten zu koordinieren. Eine Wärmenutzungsplanung und Sanierungsfahrpläne seien geeignet, die notwendige Planungssicherheit zu schaffen, um die Wärmeversorgung und -nutzung in einem Quartier umzubauen und dabei unterschiedliche Interessen und Lebenslagen der Bewohner zu berücksichtigen. Methodik Die Veröffentlichung beschreibt ausführlich den Stand der Wärmewende in Deutschland und schildert Best- Practice-Beispiele, auch aus Dänemark und der Schweiz. Der Leitfaden geht von der Prämisse aus, dass jede Kommune anders ist und ihren eigenen Weg finden muss. Er gibt deshalb einen Überblick über alle Wärmeversorgungsoptionen aus technischer und wirtschaftlicher Sicht. Unter diesen können Kommunen die optimale Kombination aus Umstellung auf Erneuerbare Energien und Optimierung der Energieeffizienz wählen. Hinzu kommen praxisnahe
Checklisten und jeweils konkrete kommunale Beispiele.