KOMIK AKTUELL Kompositionseffekte in Kitas - Sprachkompetenzen von Kindern zu Schulbeginn

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Transkript:

KOMIK AKTUELL 2016-1 Kompositionseffekte in Kitas - Sprachkompetenzen von Kindern zu Schulbeginn Oktober 2016

WAS IST KOMIK? Was ist KomiK? DAS PROJEKT KomiK steht fu r Kompositionseffekte in Kitas. Sprachkompetenzen von Kindern zu Schulbeginn. Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefo rdert, startete das Projekt im Sommer 2015 am Institut fu r Erziehungswissenschaft der Westfa lischen Wilhelms Universita t unter der Leitung von Dr. Nina Hogrebe. Wir untersuchen, ob die Zusammensetzung von Kitas (z.b. der Anteil an Kindern mit Sprachfo rderbedarf, der Anteil an Kindern beitragsbefreiter Eltern oder der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund) die Sprachkompetenzen von Kindern zu Schulbeginn beeinflussen und ob dies fu r alle Kinder gleichermaßen gilt. DER HINTERGRUND Die Forschung zur sprachlichen Bildung und Fo rderung in Kitas beru cksichtigte bisher zu wenig, dass nicht nur Erwachsene (z.b. Eltern, pa dagogische Fachkra fte) sondern auch andere Kinder, mit denen das Kind seine Zeit ta glich verbringt (die sogenannten Peers), einen wichtigen Teil der sprachlichen Umwelt bereitstellen. Da sich Kitas in ihrer Zusammensetzung unterscheiden, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen dies fu r die kindliche Sprachentwicklung hat. Das Ziel des Projektes ist es, Erkenntnisse hinsichtlich der Chancen und Grenzen der sprachlichen Bildungsarbeit in Kitas zu genieren, um Handlungsempfehlungen ableiten zu ko nnen, wie die Arbeit in den Einrichtungen sinnvoll unterstu tzt werden kann. WIE WIR VORGEHEN Die Sprachkompetenzen eines Kindes werden durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst (z. B. Alter und Geschlecht des Kindes, Merkmale des familia ren Umfeldes oder migrationsbezogene Aspekte). Ein Großteil dieser Informationen liefern uns die Daten der Schuleingangsuntersuchung der Stadt Mu nster aus den Jahren 2010/11 bis 2015/16. Die Zuordnung der Kinder zu einer Kita ermo glicht es, die Daten auf Einrichtungsebene zusammenzufassen. Erga nzend wurden Informationen zur sprachlichen Bildungsarbeit in den Kitas erhoben. Der Schwerpunkt der Befragung lag auf einfach zu erfassenden Merkmalen, die sich auf die sprachbezogenen Aktivita ten in den Einrichtungen beziehen. Alle Daten sind anonymisiert, werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Ru ckschlu sse auf einzelne Einrichtungen oder Kinder sind nicht mo glich. ZEITLICHE PERSPEKTIVE KomiK ist noch nicht abgeschlossen! Nach einer kleinen Pause haben wir als Forscherteam noch bis Ende 2017 die Mo glichkeit, wertvolle Erkenntnisse fu r unsere zahlreichen Fragen zu scho pfen und unser Fragenkatalog ist lang! Seite 1

WAS BISHER GESCHAH Was bisher geschah AUFBEREITUNG DER DATEN DER SCHULEINGANGSUNTERSUCHUNG Uns liegen die Daten der Mu nsteraner Schuleingangsuntersuchung (SEU) aus den Schuljahren 2010/11 bis 2015/16 von insgesamt 14.333 Kindern in anonymisierter Form vor. In einem besta ndigen Austausch mit dem Gesundheitsamt der Stadt Mu nster haben wir die fu r uns relevante Informationen aufbereitet und auf Plausibilita t gepru ft. Im Einzelnen betrifft dies neben der Einscha tzung des kindlichen Entwicklungsstandes im letzten Kitajahr folgende Bereiche: (a) Alter und Geschlecht (b) Dauer und Umfang des Kitabesuchs (c) migrationsbezogene Variablen (z.b. Herkunft der Kinder und ihrer Eltern, Mehrsprachigkeit) (d) familiales Umfeld (z.b. elterliche Fo rderung in Musik oder Sport, Geschwisterkinder) (e) biologische Risikofaktoren (z.b. Krankheiten, Behinderungen) Anhand eines vierstelligen Codes ist es mo glich, die Kinder der Kita zuzuordnen, die sie zum Untersuchungszeitpunkt besuchen. So konnten wir ausgewa hlte Informationen auf Einrichtungsebene zusammenfassen, um die Zusammensetzung der Kitas z.b. hinsichtlich des Anteils der Kinder mit Sprachfo rderbedarf oder mit Migrationshintergrund abzubilden. BEFRAGUNG DER KITAS Erga nzend haben wir Informationen zu relevanten Merkmalen der Kitas durch eine schriftliche Befragung erhoben. Der Schwerpunkt dieser Befragung liegt auf Merkmalen, die sich zum einen auf die Strukturqualita t der Einrichtungen beziehen und zum anderen als Anna herung an die sprachbezogenen Aktivita ten in den Einrichtungen dienen. Unseren Fragebogen haben wir am 25. Ma rz 2015 auf der 145. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft nach 78 KJHG Tagesbetreuung fu r Kinder vorgestellt und diskutiert und zusa tzlich auf der Leitungskonferenz der Eltern helfen Eltern e.v. am 08. Dezember 2015 pra sentieren ko nnen. Von den insgesamt 171 kontaktierten Kitas haben 91 an der Befragung teilgenommen. Dies entspricht einer Ru cklaufquote von 53,22%. KOMIK IM WISSENSCHAFTLICHEN DISKURS Erste vorla ufige Ergebnisse zu den Einflu ssen verschiedener Merkmale der Kita Zusammensetzung auf die Sprachkompetenzen der Kinder haben wir am 15.03.2016 auf der Konferenz der Deutschen Gesellschaft fu r Erziehungswissenschaft (DGfE) in Kassel vorgestellt. Die Pra sentation ist als PDF Datei zuga nglich unter https://www.uni muenster.de/ew/ife/arbeitsbereiche/qual_eval/komik.html. Seite 2

ERSTE ZWISCHENERGEBNISSE Erste Zwischenergebnisse Im Folgenden beschreiben wir erste vorla ufige Ergebnisse aus dem Projekt. Die Analysen sind jedoch noch nicht abgeschlossen. So enthalten z.b. die Analysen zu den Auswirkungen der Kita Zusammensetzung noch nicht die Daten der Befragung und sind somit noch mit Vorsicht zu interpretieren. Auch haben wir noch nicht alle Facetten der kindlichen Sprachkompetenzen, die uns vorliegen, beru cksichtigt. SPRACHKOMPETENZEN DER KINDER IN MÜNSTER Bei der Schuleingangsuntersuchung scha tzen die Schula rzte anhand des Sozialpa diatrischen Screenings fu r Schuleingangsuntersuchungen (SOPESS) verschiedene Aspekte kindlicher Sprachkompetenzen ein. Hierzu geho ren unter anderem die richtige Verwendung von Pra positionen, die Aussprache oder die korrekte Bildung von Pluralformen. Auf der Basis dieser Tests kommen die A rzte abschließend zu einer Gesamteinscha tzung der sprachlichen Fa higkeiten der Kinder. In unserer Untersuchung unterscheiden wir diesbezu glich zwischen guten (2), ma ßigen (1) und geringen bzw. keinen Kenntnissen (0) in der deutschen Sprache. Hinsichtlich der Gesamteinschätzung weist von den 14.333 Kindern der Schuleingangskohorten der Jahre 2010/11 bis 2015/16 die große Mehrheit der Kinder zum Untersuchungszeitpunkt gute Deutschkenntnisse auf (84%) *. Bei 7% der Kinder wurden ma ßige Kenntnisse festgestellt. Nur 2,5% aller Kinder konnten geringe bzw. keine Kenntnisse in der deutschen Sprache zeigen. Folgende Ergebnisse lassen sich zusa tzlich in Bezug auf einzelne Aspekte sprachlicher Kompetenzen beschreiben: 17% der Kinder haben grenzwertige Grammatikkenntnisse, bei zusa tzlichen 14% wurden diesbezu glich Auffa lligkeiten festgestellt. Zwei Drittel (66%) aller Kinder haben dem Alter entsprechend gute Grammatikkenntnisse. Unterschiede zwischen den Kindern sind ebenfalls in der Verwendung von Präpositionen festzustellen: Die Mehrheit der Kinder (70%) nutzt u berwiegend korrekte Pra positionen (mindestens 7 von 8 Aufgaben wurden richtig gelo st). Die u brigen 30% konnten weniger als sieben Aufgaben richtig lo sen, 8% weniger als die Ha lfte. Gut die Ha lfte der Kinder (54%) konnte alle 7 Aufgaben zur Pluralbildung richtig lo sen. Etwa jedes 10. Kind lo ste 6 von 7 Aufgaben korrekt (13,8%). 16% der Kinder bewa ltigten 5 Aufgaben oder weniger. Auch bei der Erfassung der phonologischen Bewusstheit u ber Pseudowörter beendete gut die Ha lfte der Kinder (53%) alle 6 U bungen fehlerfrei. 43% der Kinder erreichten in den U bungen weniger als 5 richtige Lo sungen. Knapp 3% der Kinder konnten weniger als die Ha lfte der Aufgaben richtig lo sen. Auffa lligkeiten in der Aussprache bestimmter Laute werden in der U bung zur Artikulation erfasst. Von 10 U bungen wandte die Mehrheit der Kinder mit 61% die richtige Aussprache an. 22% der Kinder haben in einer U bung Schwierigkeiten mit der Artikulation. Die restlichen 14% der Kinder zeigt gro ßere Auffa lligkeiten in der Aussprache und konnte weniger als 9 Laute korrekt aussprechen. * Nicht in allen Fällen lassen sich die Ergebnisse zu 100% addieren, da für einige Kinder keine Daten vorliegen. Seite 3

ERSTE ZWISCHENERGEBNISSE DIE ZUSAMMENSETZUNG VON KITAS IN MÜNSTER Die Zusammensetzung der Mu nsteraner Kitas weist große Unterschiede auf. Bisher haben wir die Anteile von Kindern mit Migrationshintergrund (beide Eltern geben ein anderes Herkunftsland als Deutschland an), mit fehlender elterlicher Unterstu tzung in non formellen Bildungsangeboten (Schwimmen, Sport, Musik) und mit Deutschfo rderbedarf berechnet. Die Anteile von Kindern mit diesen Risikomerkmalen in den Kitas variieren von 0% bis 100%. Die durchschnittlichen Anteile liegen u ber alle Jahre betrachtet bei 25% (Migrationshintergrund), 21% (keine Teilnahme an non formellen Bildungsangeboten) bzw. 18% (Deutschfo rderbedarf) (vgl. Tab. 1). Dabei weisen die meisten Kitas Anteile von bis zu 30% auf. Nur wenige Einrichtungen haben ho here Anteile an Kindern mit Migrationshintergrund, ohne Erfahrung in non formellen Bildungsangeboten oder mit Deutschfo rderbedarf (vgl. Abb. 1). ANTEIL AN KINDERN MINIMUM MAXIMUM MITTELWERT mit Migrationshintergrund 0% 100% 25% ohne non formelle Bildung 0% 100% 21% mit Deutschförderbedarf 0% 100% 18% Tabelle 1: Deskriptive Befunde zur Zusammensetzung der Kitas 2010/11 2015/16 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% >90% 80%<90% 70%<80% 60%<70% 40%<50% 30%<40% 20%<30% 10%<20% <10% 10% 0% Migrationshintergrund ohne Teilnahme an nonformeller Bildung Deutschförderbedarf Abbildung 1: Verteilung der Anteile bestimmter Kindergruppen auf die Kitas 2010/11 2015/16 Seite 4

ERSTE ZWISCHENERGEBNISSE KITA-ZUSAMMENSETZUNG UND KINDLICHE SPRACHKOMPETENZEN Unseren ersten Analysen zufolge ha ngen die Deutschkenntnisse der Kinder entsprechend der schula rztlichen Gesamteinscha tzung sowohl von individuellen und familia ren Hintergrundmerkmalen als auch von der Zusammensetzung der Kita ab. Auf individueller Ebene ist das Alter der Kinder (in Monaten) fu r die Sprachkompetenzen zum Zeitpunkt der Einschulung unerheblich, genauso wie der stündliche Betreuungsumfang in der Kita. Das Geschlecht, die Dauer des Kitabesuchs, die Erstsprache des Kindes und das Ausmaß an elterliche Unterstützung (Teilnahme an non formellen Bildungsangeboten und Vorsorgeuntersuchungen) haben einen eher geringen Einfluss. So entspricht zum Beispiel ein 12 Monate la ngerer Kitabesuch lediglich einer verbesserten Sprachkompetenz um 0,04 Punkte auf der dreistufigen Skala. Ist die Erstsprache des Kindes nicht Deutsch, sind die Deutschkenntnisse der Kinder ebenfalls um nur etwa 0,15 Punkte niedriger. Die gro ßte Bedeutung fu r die sprachlichen Kompetenzen in der deutschen Sprache haben auf individueller Ebene die Deutschkenntnisse der Eltern: Die sprachlichen Fa higkeiten von Kindern, deren Eltern keine guten kommunikativen Sprachkenntnisse wa hrend der Schuleingangsuntersuchung zeigen, sind um etwa eine halbe Kompetenzstufe schlechter als die Deutschkompetenzen von Kindern, deren Eltern die deutsche Sprache beherrschen. Betrachten wir die Rolle der Kita Zusammensetzung, zeigt sich, dass der Anteil der Kinder ohne Teilnahme an non formellen Bildungsangeboten und der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund keinen Einfluss auf die Deutschkenntnisse der Kinder haben. Von Bedeutung ist an dieser Stelle jedoch der Anteil der Kinder mit Deutschförderbedarf: Ein Kind in einer Kita, in der keine Kinder einen Deutschfo rderbedarf haben, hat bessere Deutschkenntnisse als ein vergleichbares Kind in einer Kita mit einem hohen Anteil an Kindern mit Deutschfo rderbedarf. Dieser Unterschied betrifft im Extremfall eine Stufe der erfassten Sprachkompetenzen. Ein Kind mit ma ßigen Deutschkenntnissen, das eine Kita mit 100% an Kindern mit Sprachfo rderbedarf besucht, ko nnte diesen Ergebnissen zufolge u ber gute Sprachkenntnisse verfu gen, wenn es eine Kita ohne Kinder mit Sprachfo rderbedarf besuchen wu rde. Ein Unterschied von 50 Prozentpunkten hinsichtlich des Anteils an Kindern mit Deutschfo rderbedarf zwischen den Kitas entspricht damit einem Kompetenzunterschied von einer halben Stufe. Der Einfluss der Kita Komposition auf die kindlichen Sprachkompetenzen ist in diesem Fall genauso groß wie der Einfluss der elterlichen Deutschkenntnisse. SPRACHLICHE BILDUNGSARBEIT IN DEN KITAS Der Schwerpunkt der Befragung liegt auf einfach zu erfassenden Merkmalen, die sich zum einen auf die Strukturqualita t der Einrichtungen beziehen und zum anderen als Proxys fu r die sprachbezogenen Aktivita ten in den Einrichtungen dienen. Unter anderem wurden Informationen zur Teilnahme an sprachbezogenen Fo rderprogrammen, Sprachfo rderung durch externe und interne Fachkra fte, sprachbezogene Fortbildungsveranstaltungen und der Bedeutung von sprachbezogenen Themen in Teamsitzungen erfragt. Seite 5

ERSTE ZWISCHENERGEBNISSE Von den insgesamt 171 kontaktierten Kitas haben 91 an der Befragung teilgenommen. Hiervon gab rund ein Drittel (35%) an, dass sie im Zeitraum von 2010/11 bis 2014/15 zusa tzlich von einer externen Fachkraft in ihrer sprachlichen Bildungsarbeit unterstu tzt wurden. In 71 Kitas (78%) erga nzen zudem interkulturelle Fachkräfte das Team. In 9 Kitas (10%) findet bilinguale Förderung statt. In den meisten Einrichtungen (69%) findet die Sprachfo rderung dabei sowohl alltagsintegriert als auch mithilfe zusätzlicher Sprachförderangebote statt. Zu den ha ufigsten Aktivita ten za hlen dabei der freie Zugriff auf Bu cher fu r Kinder ohne Hilfe der Erwachsenen (von 90 Kitas genannt) und das Vorlesen in Groß und Kleingruppen, das (fast) ta glich (77%) bzw. zumindest mehrmals die Woche stattfindet (93%). Daru ber hinausgehende Angebote der zusa tzlichen Sprachfo rderung richten sich insbesondere an Kinder mit diagnostiziertem Sprachfo rderbedarf (51%), an Kinder, die aus anderen pa dagogischen Gru nden von einer Teilnahme profitieren wu rden (50%) sowie an Kinder, die Spaß und Interesse an Sprachfo rderung haben (44%). Laut unserer Befragung finden durchschnittlich 4 Teamsitzungen pro Monat in den Kitas statt, die ca. einmal im Monat das Thema Sprache zum Gegenstand haben. Fort und Weiterbildungen fu r die pa dagogischen Mitarbeiter/innen bieten knapp 80% der Kitas regelma ßig an. Weiterbildungen zur sprachlichen Bildungsarbeit allgemein, fu r Kinder unter 3 Jahren oder fu r Kinder mit Sprachfo rderbedarf werden mehrheitlich von einzelnen Mitarbeiter/innen absolviert (34%, 44% bzw. 40%). An Weiterbildungen zur alltagsintegrierten sprachlichen Bildung nehmen mit 29% einzelne Mitarbeiter/innen, aber auch das gesamte Team (28%) regelma ßig teil. Weiterbildungen zur Zusammenarbeit mit Eltern zur Fo rderung der sprachlichen Bildung oder zur interkulturellen Erziehung werden seltener wahrgenommen (in rund einem Viertel (26%) der Kitas nimmt niemand zu solchen Weiterbildungen teil). Familienbezogene Aktivitäten zur sprachlichen Förderung finden in 30% der Einrichtungen statt. Besonders ha ufig sind die Fachkra fte diesbezu glich in beratender Funktion ta tig: drei Viertel (75%) der Kitas mit sprachbezogener Elternarbeit beraten die Eltern (sehr) ha ufig zur Sprachfo rderung im Allgemeinen und zwei Drittel (68%) beraten die Eltern (sehr) ha ufig zur ha uslichen Sprachfo rderung im Speziellen. Familienangeho rige werden zudem von 43% der Einrichtungen mit regelma ßigen familienbezogenen Aktivita ten zur Sprachfo rderung gelegentlich angesprochen, Bildungsangebote der Kita mitzugestalten. Seite 6

WIE GEHT ES WEITER? Wie geht es weiter? WEITERE ANALYSEN ZUM ZUSAMMENHANG VON KITA-ZUSAMMENSETZUNG UND KINDLICHEN SPRACHKOMPETENZEN Wir werden die bisherigen Analysen in den na chsten Monaten weiter kritisch pru fen und erga nzen. Unter anderem werden wir die kindlichen Sprachkompetenzen nicht mehr nur u ber die Gesamteinscha tzung der Deutschkenntnis abbilden, sondern weitere Facetten sprachlicher Fa higkeiten wie Aussprache, Pluralbildung, Pra positionen, phonologische Bewusstheit sowie Dysgrammatismus differenzierter betrachten. Daru ber hinaus werden wir die Daten aus der Kita Befragung in den Berechnungen beru cksichtigen, um der Rolle der sprachlichen Bildungsarbeit in den Kitas gerecht zu werden. Und schließlich werden weitere Merkmale der Kita Zusammensetzung (z.b. hinsichtlich des Anteils an Kindern mit kumulativem Risiko) in den Blick genommen. WEITERE FRAGESTELLUNGEN Derzeit arbeiten wir zusa tzlich an der Frage, wie sprachbezogene Elternarbeit in den Kitas mit den Sprachkompetenzen von ein und mehrsprachig aufwachsenden Kindern zu Schulbeginn im Zusammenhang steht. Die Ergebnisse dieser Arbeit erwarten wir Ende 2016. DIE NÄCHSTE AUSGABE VON KOMIK-AKTUELL Die na chste Ausgabe von KomiK Aktuell wird im Fru hjahr 2017 erscheinen. HABEN SIE FRAGEN? Wenn Sie selbst spezifische Fragen haben, die Sie gerne beantwortet haben mo chten, ko nnen Sie sich gerne jederzeit an uns wenden. Wir werden uns dann bemu hen, diese im Rahmen von KomiK Aktuell oder in individuellen Ru ckmeldungen zu beantworten. Seite 7

KONTAKTINFORMATIONEN Kontaktinformationen DR. NINA HOGREBE ANNA POMYKAJ Tel. 0251 83 29454 nina.hogrebe@wwu.de Tel. 0251 83 24565 anna.pomykaj@wwu.de Westfa lische Wilhelms Universita t Mu nster Institut fu r Erziehungswissenschaft Georgskommende 33, 48143 Mu nster https://www.uni muenster.de/ew/ife/arbeitsbereiche/qual_eval/komik.html Seite 8