07/08 2012 09/2012. intelligent bauen. nachhaltiges Planen, Bauen und Bewirtschaften



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Transkript:

07/08 2012 09/2012 intelligent bauen Fachzeitschrift für vernetztes und nachhaltiges Planen, Bauen und Bewirtschaften Bürotempel: Gümligenpark der Credit Suisse reiht sich ein in eine Serie von bemerkenswerten Bauten, welche die Grossbank nutzt. Porsche: Ein sehenswerter Pavillon. Holz: Modulbauten wider den Engpass. Umnutzung: Neuer Charme in alten Mauern.

02 inhalt Gümligenpark: CS-Backoffice-Gebäude mit inneren und äusseren Werten. Porsche Pavillon: Legendär gewölbt. Branche: kurz & knapp 04 Was in der Branche für Gesprächsstoff sorgte. Oder sorgen sollte. gebäude im fokus 06 Mit dem Gümligenpark beweist die CS einmal mehr ein gutes Händchen für Bürobauten. 10 «Kleine Herausforderungen erkennen» HRS-Projektleiter Timo Lochbrunner über Gümligenpark. konjunktur 14 Starke Wachstumssignale. index 18 Im August stiegen die Angebotsmieten. projekte 22 Ein Haus für Betten, eins fürs Wohnen, eines fürs Gastieren und eines, um Sport zu treiben. Technik: baustoffe 26 Backstein: Der traditionelle Baustoff ist zur Nachhaltigkeit prädestiniert. holz 34 Wenn Holzmodulbauten aus der Klemme helfen. kuppelbau 38 Neue, alte Pflanzenheimat. 42 licht Intelligente Strassenlampen. 46 LED für Gastro und Sport. umnutzung 48 Von Nutzgebäuden zu Liebhaberobjekten: Drei Beispiele. bauen im ausland 24 Gewölbt: Der Porsche-Pavillon in Wolfsburg. werkschau 70 1A-Projekte von 4a-Architekten aus Stuttgart.

ten Bauten, welche die Grossbank nutzt. Porsche: Ein sehenswerter Pavillon. Holz: Modulbauten wider den Engpass. Umnutzung: Neuer Charme in alten Mauern. inhalt 03 Umnutzung: Neue Feste in alten Gemäuern. Holzmodulbauten: Praktisch, clever und verhältnismässig günstig. Management: forschung 54 Mehrfamilienhaus mit Einfamilienhaus-Komfort. seminar 58 «Future Cities» Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. gni 60 Entleerung ist gefragt. Service: bücher 68 Lesestoff für Lernwillige. bezugsquellen 69 Gesammeltes Expertenwissen. ausblick 72 Was die redaktionelle Zukunft bringt. messe 65 Hausbau- und Energie-Messe in Bern. recht & rekord 66 Neues vom Pfandrecht und vom Bauwerk. Das schnellstgebaute Hochhaus der Welt. intelligent bauen Bürotempel: Gümligenpark der Credit-Suisse reiht sich ein in eine Serie von bemerkenswer- Impressum 4. Jahrgang 2012 «intelligent bauen» Herausgeber Fachkom GmbH, Spinnereistrasse 12, Postfach 175, 8135 Langnau a. A., Tel. 043 377 89 04, Fax 043 377 89 05, E-Mail buero@fachkom.ch, www.intelligentbauen.ch Geschäftsleitung Renato Polentarutti, renato.polentarutti@fachkom.ch, Bettina Meier, bettina.meier@fachkom.ch Chefredaktor Beat Matter, beat.matter@fachkom.ch Redaktionelle Mitarbeit Esther Matter, Virginia Rabitsch Konzept und Layout Yvonne Helm, Stationsstrasse 36, 8003 Zürich, Telefon 044 422 96 40 Anzeigenverkauf Peter Sachs, Tel. 043 377 86 64, peter.sachs@fachkom.ch, Doris Heusser, Tel. 043 377 86 63, doris.heusser@fachkom.ch Inseratenservice Tel. 043 377 89 04, Fax 043 377 89 05, inserate@intelligentbauen.ch Aboservice Tel. 043 377 89 04, Fax 043 377 89 05, abonnemente@intelligentbauen.ch Erscheinung 11-mal jährlich Abopreis Fr. 48. inkl. MwSt Auflage 16 000 Exemplare (notariell beglaubigt) Druckerei gdz AG, 8041 Zürich ISSN 1662842x «intelligent bauen» ist offizielles Publikationsorgan folgender Verbände:

06 gebäude im fokus Der stärkende Bürotempel Mit Gümligenpark hat die Credit Suisse im Frühling ihren neuen Berner Hautpsitz in Betrieb genommen. Der gläserne Quader kommt nachhaltig daher. Und ist in verschiedener Hinsicht stärkend. Text: Beat Matter // Fotos: zvg.

gebäude im fokus 07 Die drei Atrien sorgen für Lichteinfall. In den grossen Räumen sind die Wände bewusst zurückhaltend gestrichen. Die Verbindungswege kommen farblich kräftiger daher. Im Frühling dieses Jahres hat die Credit Suisse ihren neuen Berner Hauptsitz in Betrieb genommen. Er steht in Gümligen, etwas südöstlich des Berner Stadtzentrums, und heisst Gümligenpark. Es ist ein grosses Gebäude: 132 Meter lang, 32 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Credit Suisse hat ihren bisherigen Hauptsitz im Murifeld sowie ihren Standort in Köniz aufgegeben und die 900 Arbeitsplätze neu in Gümligen zusammengefasst. Nebst den Dimensionen die für sich genommen durchaus beeindruckend sind vermag auch das Besitzer- Benutzer-Verhältnis von Gümligenpark für einen Moment erstaunen. Gehörte der Grund bis 2012 noch der HRS Investment AG, so wurde das Gesamtwerk bei Fertigstellung von UBS Fund Management (Switzerland) AG aufgekauft. Die UBS ist Besitzerin von Gümligenpark, die CS ist Mieterin; und war als solche für den Mieterausbau zuständig. Für die Architektur von Gümligenpark zeichnet Burckhardt+Partner AG (Standort Bern) verantwortlich. Als Totalunternehmung fungierte HRS Real Estate AG. Zügig voran Mit ihrem Neuzuzug ist die CS zur grössten Arbeitgeberin in Gümligen geworden. Ihr Gebäude, der Gümligenpark, ist unmittelbar an der Bahnlinie zwischen Bern und Thun platziert. Das Projekt wurde zügig realisiert: Das Baugesuch wurde just noch 2008 eingegeben, die Bewilligung erfolgte im Mai 2009. Im Januar 2010 wurde mit den Tiefbauarbeiten begonnen, vier Monate später wurde der Grundstein gelegt. Fertiggestellt wurde das Gebäude Ende 2011. Es weist fünf oberirdische Geschosse auf. Dazu kommen ein Untergeschoss sowie zwei unterirdische Parkgeschosse. Zwei Vorgaben der Bauherrschaft an die Planer und Realisatoren waren zentral: Nachhaltigkeit und Arbeitsplatzkomfort. Gümligenpark erfüllt die Vorgaben des Minergie-P-ECO-Standards und reiht sich damit ein in eine Serie nachhaltiger und innovativer Bürogebäude, welche in letzter Zeit unter anderem durch die Grossbanken CS und UBS erstellt und in Betrieb genommen wurden. Für den Aspekt der Nachhaltigkeit war zunächst einmal zentral, dass ein kompakter Baukörper entworfen wurde. Die Quader-Grundform mit abgerundeten Ecken ermöglicht ein gutes Verhältnis von nutzbarer Innenfläche und notwendiger Aussenfassaden-Fläche. Realisiert wurde eine überaus sehenswerte Glasfassade mit aussenliegendem Sonnenschutz. Durch den Einsatz von Holz/Metall konnte die Pfostenriegel-Konstruktion auf Minergie-P- ECO-Standard getrimmt werden. Nebst

08 gebäude im fokus Die Bänder der Aussenfassade werden in den Atrien wieder aufgenommen. Das Restaurant bietet Verweilgelegenheiten verschiedener Art. guten Wärmedämmwerten wirkt die Fassade auch solide gegen Lärm. Der Aspekt ist aufgrund der Lage des Gebäudes wesentlich, passieren doch in unmittelbarer Nachbarschaft die Züge der SBB. Im Innenraum wurden thermoaktive Decken eingebaut. Unter Nutzung der Gebäudemasse werden dadurch gute Temperaturregelung sowie ein hoher Klimakomfort erreicht. Zum Einsatz kamen so genannte TABS: Eine sehr gut wärme- und kälteleitende Flüssigkeit fliesst durch Kanäle in den Geschoss-Betondecken und sorgt je nach Bedarf für Kühlung oder Heizung. Dank der Gümligenpark Bauherrschaft: Bis 2012 HRS Investment AG, ab 2012 UBS Fund Management (Switzerland) AG; Totalunternehmung: HRS Real Estate AG, Bern; Architektur: Burckhardt+Partner AG, Bern; Bauingenieur: Ribi+Blum AG, Romanshorn, HLK-Planer: Strahm AG, Ittingen, Elektroingenieur: Herzog Kull Group, Aarau. Nutzung von Abwärme von Geräten und Menschen soll das Gebäude jährlich gerade einmal 48 Stunden lang beheizt werden müssen. Um optimal nachhaltig unterwegs zu sein, wurde beim verwendeten Stahlbeton auf Recycling-Beton gesetzt. Weiter ist als Tüpfelchen auf dem i die Lokalität auch ideal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Komfort für die Angestellten Nebst der angestrebten Nachhaltigkeit des Gebäudes gehörte der Arbeitsplatzkomfort zu den Prioritäten. Vorgabe war wie das bereits bei zahlreichen weiteren Bürogebäuden zum Beispiel der CS realisiert wurde, dass die Büros im «Open Space»-Konzept ausgestaltet werden mussten. Weniger als 50 Einzelbüros kommen auf 900 Arbeitsplätze. Das einzeln-umwandete Arbeiten entspricht nicht den zeitgeistigen Arbeitsattributen von Transparenz, Austausch und Offenheit. Gefragt war entsprechend eine clevere, offene Gestaltung, in welcher sich die Angestellten dennoch behütet fühlen, um produktiv zu arbeiten. Erreicht werden konnte das durch verschiedene Massnahmen. So ist etwa das Licht ein zentraler Faktor. Zusätzlich zu der grossflächig verglasten Aussenfassade tritt das Licht durch drei Atrien in das Gebäude ein. Nebst ihrer Aufgabe als Lichteinlass gliedern die Atrien den grossen Innenraum und schaffen innerhalb des Gebäudes etagenübergreifende Transparenz. Ein weiteres Merkmal ist die Farbgebung: In den Grossraumbüros (Stützenraster 11,2 Meter) wurden die Wände weitgehend Weiss gestrichen. Farbe kommt durch die Einrichtung und die Menschen ins Spiel. Das führt zu einer ruhigen Atmosphäre. Anders sieht es bei den Verbindungswegen aus, wo teils kräftige Farben das Bild prägen. Sie sollen animierend wirken quasi jenen Kraft spenden, die unterwegs sind. Und apropos Kraft: Physische Stärkung erhalten die Angestellten im Gümligenpark einerseits im internen Personalrestaurant und andererseits im ebenfalls hauseigenen Fitnessclub. Für die geistige Stärkung steht ein interkonfessioneller Gebetsraum zur Verfügung.

10 gebäude im fokus «Kleine Herausforderungen erkennen» Mit dem Gümligenpark hat die Grossbank Credit Suisse ein weiteres innovatives, hochmodernes Bürogebäude in Betrieb genommen. Timo Lochbrunner Odoni fungierte bei dem Vorhaben als HRS-Projektleiter. Text: Beat Matter // Foto: zvg. «intelligent bauen»: Was ist ihr erster Gedanke, wenn Sie an das Projekt Gümligenpark denken? Timo Lochbrunner: Ich denke an ein rundum gelungenes Projekt: von der Planung über die Ausführung bis hin zum erfolgreichen Abschluss und der Übergabe. Die Credit Suisse fällt immer wieder durch innovative Bürogebäude auf. Welches waren die zentralen Vorgaben der CS für das Gebäude in Gümligen? Die Credit Suisse setzte das Wohlbefinden der Mitarbeiter in dem Gebäude an die erste Stelle. Dies äusserte sich in überdurchschnittlichen Vorgaben, die es zu erreichen galt und die auch erreicht wurden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass die Bauherrschaft des Grundausbaus die UBS war. Die Credit Suisse ist Mieterin und war für den Mieterausbau zuständig, welcher ungefähr 25 Prozent der Bausumme bedeutete. HRS ist seit vielen Jahren die Partnerin der CS, wenn es um die Realisierung von Bürogebäuden geht. Laufen solche Projekte aufgrund der grossen Erfahrung mittlerweile mehr oder weniger von alleine ab? Das wäre schön, ist aber leider nicht so. Jedes Bauwerk ist in sich ein Prototyp und stellt eine spezifische Herausforderung dar. Sicher kann man von der Erfahrung früherer Projekte profitieren, ausgelernt hat man aber nie. Wo lagen für Sie als Projektleiter die grössten Herausforderungen? Die Kunst des Projektleiters liegt wahrscheinlich darin, dass er die kleinen Herausforderungen und Problemchen so früh erkennt, dass daraus keine grossen Her- ausforderungen und Probleme erwachsen. Wir hatten ausserdem das Glück, ein sehr gutes Team zusammengestellt zu haben. Auch die Problemlösungen mit den Behörden, Planern und nicht zuletzt den Bauherrschaften waren immer lösungsorientiert und erfolgreich. Wie würden Sie insgesamt die Zusammenarbeit der Beteiligten zur Realisierung von Gümligenpark beschreiben? Ich kann wie gesagt nur Positives berichten. Wir waren ein positiv eingestelltes Team von Planern und Bauherren. Ich glaube, das sieht man dem Produkt auch an. Gibt es Innovationen, die bei der Realisierung des Gümligenparks erstmals zur Anwendung kamen? Ein Minergie ECO-Gebäude in dieser Dimension zu erstellen, war für viele Beteiligte

12 gebäude im fokus Jedes Bauwerk ist in sich ein Prototyp und stellt eine spezifische Herausforderung dar. Neuland. In diesem Zusammenhang mussten unter anderem verschiedene Anforderungen bei der Zertifizierungsstelle angepasst werden. Eine spezielle Installation im Bereich der Haustechnik waren zum Beispiel die TABS (Bauteilaktivierung zur Kühlung und Heizung). Das wurde aber schon mehrfach erfolgreich eingebaut und funktioniert entsprechend in der Praxis. Sie sagen es: Der Neubau erfüllt den Minergie-ECO-Standard. Durch welche Massnahmen konnte der Standard erreicht werden? Der vorgegebene Massnahmenkatalog musste schon bei den Ausschreibungen berücksichtigt werden. Während der Bauphase verstärkten wir uns durch ein unabhängiges Büro, welches die Produkte auch während des Einbaus prüfte und gegebenenfalls Massnahmen vorgab. Zudem ist von Seiten der Unternehmer bereits eine starke Sensibilisierung in diese Richtung zu erkennen. Das erleichtert die Sache erheblich. Ist es für Sie als Projektleiter besonders herausfordernder, Projekte höchster Nachhaltigkeits-Standards zu begleiten als «konventionelle» Gebäude? Mir liegt der Gedanke der Nachhaltigkeit von Haus aus sehr nahe. Daher freut mich diese Entwicklung zur Nachhaltigkeit hin und ich hatte nie Probleme, diese Anforderungen für mich zu plausibilisieren. Möglicherweise hätte man in gewissen Situationen einfacher oder sogar billiger bauen können. Diese Frage stellte sich aber nie, da der Auftrag klar formuliert war und wir diesen ganz einfach bestmöglich umzusetzen versuchten. Welche technischen Merkmale würden Sie beim Gümligenpark herausstreichen? Ich würde nicht einzelne Merkmale herausstreichen, sondern eher die Herausforderung erwähnen, hohe Anforderungen an Raumbehaglichkeit in einem nachhaltigen Rahmen zu realisieren. Was würden Sie im Rückblick auf das Projekt heute anders machen? Wir müssten nichts Grundsätzliches ändern, die Abläufe waren gut und koordiniert. Zudem ist es immer schwierig, im Nachhinein einzelne Entscheidungen oder Schritte zu beurteilen. Schliesslich finden diese während dem Projekt in einem dynamischen Prozess statt. Es wird aus Situationen heraus entschieden, man akzeptiert die gefällten Entscheidungen und arbeitet damit. Die Frage nach dem «was wäre wenn» ist rein hypothetisch und bringt uns nicht zur damaligen Entscheidung zurück. Welche Lehren konnten Sie aus dem Projekt ziehen? Sehr viele! Zum Beispiel, dass es, um glaubwürdig und überzeugend zu sein, unabdingbar ist, ruhig zu bleiben und den Überblick nicht zu verlieren. Hätten Sie nach dem Grossprojekt Gümligenpark Lust, gleich ein nächstes Gebäude dieser Art zu realisieren? Klar, sehr gerne sogar. Da ich mich in dieser Branche bewege, ist die Chance sogar hoch, dass ich noch einmal etwas so Schönes machen darf.

14 konjunktur Starke Wachstumssignale Der Bauindex von Credit Suisse und SBV steigt im 3. Quartal 2012 auf 137, deutlich mehr als im 2. Quartal 2012 (130) und im 3. Quartal 2011 (129). Zum ersten Mal seit zwei Jahren zeigen Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und Tiefbau zur gleichen Zeit klar nach oben. Text und Grafiken: Christian Kraft Der Bauindex Schweiz steigt im 3. Quartal 2012 auf 137 Punkte. Im Vergleich zum Vorquartal entspricht das einem Wachstum von 5,6 Prozent. Gegenüber dem Vorjahreswert legt der Index um 6,6 Prozent zu. Zum ersten Mal seit zwei Jahren verzeichnen die Indexkomponenten Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und Tiefbau gleichzeitig ein sattes Plus, was hohe Umsätze im 3. Quartal erwarten lässt. Das Wachstum resultiert aus der intakten Baukonjunktur in Kombination mit Aufholeffekten der schwachen Umsätze vom Jahresbeginn. Hochbau: Kräftiger Wachstumsimpuls Der Hochbauindex entwickelt sich dynamisch und steigt um 5 Prozent gegenüber dem 2. Quartal 2012. Die Branche versucht, die schwachen Umsätze des Jahresanfangs weiter aufzuholen und die hohe Nachfrage nach Wohnraum zu befriedigen. Solange die tiefen Zinsen Unternehmen, institutionelle Anleger und eine wachsende Anzahl an Privathaushalten zu Immobilieninvestitionen animieren, wird die hohe Baunachfrage anhalten. Zu viele Wohnungen entstehen dadurch nicht. Lokale Überangebote drohen höchstens an peripheren und unattraktiven Lagen. Im Wirtschaftsbau hat die Wiederbelebung der Bautätigkeit lange auf sich warten lassen. Mit grosser Verzögerung werden jetzt viele der 2011 bewilligten Projekte umsatzwirksam und lassen die Wirtschaftsbaukomponente des Bauindex ansteigen. Der Nachholbedarf scheint noch nicht ausgereizt zu sein. Tiefbau: Anhaltend hohes Umsatzniveau Der Tiefbauindex legt im Vergleich zum Vorquartal um 6,2 Prozent zu, was im 3. Quartal robuste Umsatzzahlen erwarten lässt. Nachfrageseitig gibt es kaum einen Grund, warum das hohe Umsatzniveau im Tiefbau mittelfristig keinen Bestand haben sollte. Eine Studie des Nationalen Forschungsprogrammes 54 kommt zum Schluss, dass der jährliche Erneuerungsaufwand für die technische Infrastruktur 19 Milliarden Franken beträgt. Zum Vergleich: Die Tiefbauausgaben des Jahres 2011 belaufen sich gesamthaft auf 12,9 Milliarden Franken. Das Bedürfnis nach Tiefbauarbeiten steht somit ausser Frage, doch deren Finanzierung dürfte mittelfristig zum Problem werden. Besonders im Verkehrsbereich, dessen Mittel aus zweckgebundenen Fonds und Steuermitteln stammen, verortet der Forschungsbericht zukünftig Finanzierungslücken. Deshalb prüft das Forschungsprogramm zusätzlich die Nachhaltigkeit privater Finanzierungen öffentlicher Infrastrukturen. Starker Franken mildert den Preisauftrieb Die Bereinigung des Bauindex mit der seit 1999 erhobenen Bauteuerung neutralisiert Entwicklungen, die auf teuerungsbedingte Umsatzsteigerungen zurückzuführen sind. Zwei gegenläufige Effekte dürften die Bauteuerung in den kommenden zwölf Monaten beeinflussen. Die hohe Nachfrage nach Bauleistungen sollte einerseits trotz scharfem Wettbewerb die Preise steigen lassen. Andererseits übt der starke Franken einen dämpfenden Effekt auf die Rohstoffpreise aus und verschärft die Importkonkurrenz. Das 2011 beobachtete Preiswachstum von 2,2 Prozent im Vorjahresvergleich hat sich in der 1. Jahreshälfte 2012 deutlich auf 0,6 Prozent abgeschwächt. Wir erwarten auch für die 2. Jahreshälfte kein markantes Preiswachstum. Im laufenden Quartal resultiert daraus auch ein deutlicher realer Anstieg des Bauindex. Jahr: 2010 2011 2012 Veränderung in Indexpunkten gegenüber Quartal III IV I II III IV I II III Vorquartal Vorjahresquartal Bauindex 130 132 129 128 129 133 128 130 137 7 8 Hochbauindex Wohnungsbau Wirtschaftsbau Tiefbauindex 110 117 117 157 111 121 115 160 109 120 110 157 108 123 102 156 109 123 105 156 110 127 100 165 105 123 94 159 109 124 102 158 115 131 111 168 6 7 8 10 6 8 6 12

16 konjunktur Reale Entwicklung: Saison- und baupreisbereinigter Bauindex Q1 1999 = 100, Punkte = Trenderwartung 140 130 120 110 100 90 80 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Entwicklung der Subindikatoren Hochbauindex Q1 1996 = 100, saisonbereinigt, nominal, Punkte = Trenderwartung 140 130 120 110 100 90 80 70 Bauindex Hochbauindex Tiefbauindex 60 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Der Bauindex im Vorjahresvergleich Bauindex saisonbereinigt, Wachstumsraten im Vergleich zum Vorjahresquartal 15% Wachstumsbeitrag Tiefbau 10% 5% 0% -5% Index Wohnungsbau Index Wirtschaftsbau Index Hochbau Wachstumsbeitrag Hochbau Bauindex gesamt -10% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Bauindex im Vorjahresvergleich: Ausbruch aus der Stagnation Im Vorjahresvergleich steigt der Bauindex markant um 6,6 Prozent an. Zum ersten Mal seit zwei Jahren verzeichnen alle Bausparten gleichzeitig ein sattes Plus. Neben der grundsätzlich guten Baukonjunktur nutzt die Branche die Sommermonate, um Arbeiten aufzuholen, die in der Kälteperiode am Jahresanfang zu kurz gekommen sind. Das spiegelt sich besonders in der Baumaschinenauslastung des Tiefbaus wider, die mit 88 Prozent im 2. Quartal den höchsten Wert seit Beginn der Messreihe (KOF) erreichte. Auch im Hochbau fällt die Auslastungsdifferenz zwischen den Winter- und Frühsommermonaten hoch aus. Erstaunlich bleibt besonders im boomenden Mehrfamilienhaus-Segment, dass sich die hohe Nachfrage und die hohe Auslastung nicht in steigenden Baupreisen niederschlagen. Im 1. Halbjahr 2012 hat sich der Preis für den Neubau von Mehrfamilienhäusern gemäss BFS weder im Halbjahres- noch im Jahresvergleich von der Stelle bewegt. Hochbauindex im Vorjahresvergleich: Aufholjagd im Wohnungsbau Der Hochbauindex steigt im Vorjahresvergleich um 5,8 Prozent. Zum ersten Mal seit Ende 2008 signalisiert die sprunghaft angestiegene Wirtschaftsbaukomponente wachsende Umsätze im Vergleich zum Vorjahr. In den kommenden Quartalen dürfte dieses Wachstum alleine aufgrund des wiedergewonnenen Niveaus Bestand haben. Mittelfristig lassen sich erneute Einbrüche nicht ausschliessen. Im Wohnungsbau stauten sich aufgrund eingeschränkter Abarbeitungsmöglichkeiten zum Jahresanfang nicht nur die Aufträge, sondern auch die sich im Bau befindenden Wohnungen. Deren Fertigstellung lässt die Wohnungsbaukomponente um 6,4 Prozent ansteigen. Das Planungsvolumen neuer Wohnungen lag im Juni 2012 zwar knapp 7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Mit einer Jahressumme von 50 000 bewilligten Wohnungen in der Grössenordnung von 24 Milliarden Franken bleibt das Niveau jedoch hoch. Ausbaugewerbe: Stabilisierung auf hohem Niveau Der Ausbauindex schätzt die Umsätze im Ausbaugewerbe im aktuellen Quartal und folgt dem Hochbauindex mit einer Verzögerung von zwei bis vier Quartalen. Die dynamische Entwicklung im Bauhauptgewerbe stabilisiert die Umsatzentwicklung im Ausbaugewerbe auf hohem Niveau. Neben den Ausbauarbeiten im Wohnungsneubau dürfte sich auch die positive Entwicklung im Wirtschaftsbau in Kürze im Ausbaugewerbe bemerkbar machen. Letztlich ist das Ausbaugewerbe jedoch sehr viel neubauunabhängiger als das Bauhauptgewerbe, und es kann somit von den vielen Umbau-, Erweiterungs- und Erneuerungsprojekten profitieren, deren baubewilligtes Volumen über die letzten zehn Jahre kontinuierlich auf heute rund 10 Milliarden Franken angestiegen ist.