Versuch V1 - Umesterung von Rapsöl zu Rapsmethylester (RME)

Ähnliche Dokumente
Synthese von Acetophenon

Synthese von Acetessigsäureethylester

Eder 2AHBTU

Ein Gemisch aus 13,2 g (0,1mol) 2,5-Dimethoxyterahydrofuran und 80ml 0,6 N Salzsäure werden erhitzt bis vollständige Lösung eintritt.

Versuch 1.6/1: Benutzung des Wasserabscheiders zur Synthese von 2 (m Nitrophenyl) 1,3 dioxalan

Organische Experimentalchemie

Darstellung von 2,3-Epoxy-3-methyl-3-phenylpropansäureethylester

Grundlagen Biodiesel

Präparat Nr. 2: Darstellung von Methyl-1-naphtylketon

Darstellung von Malachitgrün Präparat 5

K4 Argumentation B3 Werte und Normen

Versuch 2.1: Herstellung von Propoxybenzol (Phenylpropylether)

IMPLEMENTIERUNGSVORSCHRIFT

Präparat 3: Isolierung und Verseifung von Trimyristin aus Muskatnuss - Naturstoff -

Darstellung von 4-Acetylcumol (1-Acetyl-4-isopropylbenzol) [1] Präparat 2

1.2.2 Williamson sche Ethersynthese: Isomere Butyl-phenylether (2a c) aus Natriumphenolat und den isomeren Brombutanen

Präparat a n-butyl-phenylether aus Phenol Williamson'sche Ethersynthese

Inhaltsverzeichnis Carbonylverbindungen 3.3 Derivate von Carbonsäuren

3 Aufbau und Struktur von Polyestern und Alkydharzen

Stundenübersicht über das IHF Organische Produkte Werkstoffe und Farbstoffe

2. Herstellung der α,β-ungesättigten Kupplungskomponenten C H 3 H 33. Br 22 25

Versuch 2: Darstellung von Natriumthiosulfat Na 2 S 2 O 3 * 5 H 2 O. Verwendete Geräte:

Oxidation von p-xylol mit Kaliumpermanganat zu Terephthalsäure (2a) und Veresterung zu Terephthalsäurediethylester (2b) CO 2

Aufgabe 2: Reaktionen von Alkoholen mit Kaliumpermanganat (Material 2)

Berichte OCP1. Manuela Bieri 17. Januar 2007

Gruppe 05: Darstellung von 2-Chlor-2 Methylpropan

uril Illumina-Chemie.de - Artikel (Cucurbituril, CB6, CB[6])

Synthese von Benzylacetat

Substituenteneinfluss auf die Reaktionsgeschwindigkeit: Methanolyse substituierter Benzoylchloride

2-Methylcyclohexanon

Organisches Praktikum OCP II Wintersemester 2009/10. Versuch 30. 1,4-Diphenyl-6,7-dihydro-5H-cyclopenta[d]pyridazin. Betreuer:

Darstellung von Oxalylchlorid

Säure-Base-Titrationen

Endersch, Jonas Praktikum Allgemeine Chemie 2, Saal G1, Platz 53

Bestimmung der Geschwindigkeitskonstante der säurekatalysierten Esterhydrolyse

Synthese von 3-Aminophthalsäurehydrazid

Benzol-d. Illumina-Chemie.de - Artikel

Disproportionierung von Furan-2-carbaldehyd (Furfural) mit Natronlauge zu Furan-2-carbonsäure und 2-Furylmethanol (Cannizzaro-Reaktion)

Synthese von Essigsäureisopropylester (1) Präparat 1

Fragen zum Versuch 11a Kinetik Rohrzuckerinversion:

4019 Synthese von Acetamidostearinsäuremethylester aus Ölsäuremethylester

Chemie Protokoll. Versuch 2 3 (RKV) Reaktionskinetik Esterverseifung. Stuttgart, Sommersemester 2012

Chemie im Realgymnasium mit LS, 6-stündig Themenbereiche für die Reifeprüfung

1011 Synthese von 1,4-Di-tert-butylbenzol aus tert-butylbenzol und tert-butylchlorid

7. Studieneinheit. Siebte Studieneinheit

Protokoll zur Herstellung von Essigsäureethylester

4. Chemische Reaktionen und Energieumsatz, Thermochemie

Prof. Dr. J. Gmehling Universität Oldenburg, Institut für Reine und Angewandte Chemie, Technische Chemie, D Oldenburg

4028 Synthese von 1-Bromdodecan aus 1-Dodecanol

Präparat 6: Darstellung von Methylorange (4 Dimethylaminoazobenzol-4 -sulfonsäure, Natriumsalz) - Azofarbstoff -

Bio-Treibstoffe aus Pflanzenfetten

Betreuer: Tobias Olbrich Literatur: Nach Organic Syntheses Coll. Vol. 10 (2004), 96.

Fragen zum Versuch Kinetik:

Organisches Praktikum I - SS 2006 Assistentin: Gabi Marti. Synthese von. Isobutylacetat. Zürich, Balzers & Eschen, Mai 2005

Themen heute: Reaktionsgleichungen, chemische Gleichgewichte

Seminar zum Organisch-Chemischen Praktikum für Lehramtsstudierende Wintersemester 2015/2016. Carbonsäuren und Derivate. Dr. Florian Achrainer AK Zipse

4027 Synthese von 11-Chlorundec-1-en aus 10-Undecen-1-ol

Richtung von spontanem Prozeßablauf und Veränderung der G in Abhängigkeit vom Vorzeichen der Enthalpie und der Entropie

1. Darstellung von 2-Chlor-2-methylpropan Trivialname: tert. Butylchlorid

Mustervorschrift 2.3.1

Schuleigener Lehrplan Chemie (Grundlage: KLP 2008) Klasse 9. Schuleigener Lehrplan. Chemie - Klasse 9 -

Darstellung von Chelidamsäure (gekürzte Version)

Klausur Organische Chemie II für Biotechnoligen Prüfung 32330/32231

7.2.1 Nitrierung von Toluol zu 2-Nitrotoluol (1a), 4-Nitrotoluol (1b) und 2,4-Dinitrotoluol

Studienbücherei. Grundpraktikum. von R Mitzner. Von einem Kollektiv unter Leitung. 3., überarbeitete Auflage. Mit 45 Abbildungen und 11 Tabellen

Schuleigener Lehrplan. Chemie - Klasse 9 -

6011 Hippursäure aus Glycin und Benzoylchlorid

Philipps-Universität Marburg Organisch-chemisches Praktikum für das Lehramt (LA) Torsten Lasse Leitung: Dr. P. Reiß Assistentin: Beate Abé

11/2 Alles im Gleichgewicht Zuordnung der Kompetenzen aus dem KC Sek II

Synthese von eritreo- und reo-8,9,epoxy-p-menth-2-enl-on

Praktikum Physikalische Chemie I 30. Januar Aktivierungsenergie. Guido Petri Anastasiya Knoch PC111/112, Gruppe 11

Chemische Kinetik. Mit 14 Bildern und 23 Tabellen. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig

Aufgabengruppe BMS Chemie

PROJEKT CHEMIE 2010: DUFTSTOFFE

Protokoll zur Übung Ölanalyse

Institut für Chemie der Freien Universität Berlin Klausur zur Vorlesung OC III - SS 2017 Verfasser: Prof. Dr. Christoph Schalley Datum:

Lösung 7. Allgemeine Chemie I Herbstsemester Je nach Stärke einer Säure tritt eine vollständige oder nur eine teilweise Dissoziation auf.

Protokoll zum Gruppenpra parat

Klausur zum chemischen Praktikum für Studierende mit Chemie als Nebenfach (SS2011)

Gefahrenstoffe H:

C Säure-Base-Reaktionen

Kohlenstoffverbindungen und Gleichgewichtsreaktionen (EF)

Gruppe 8 Pflichtversuch. Verseifung: Spaltung von Estern mit Lauge

Praktikum - Physikalische Chemie I 14. Januar Reaktion 2. Ordnung. Guido Petri Anastasiya Knoch PC111/112, Gruppe 11

Chemisches Praktikum für Biologen

2008 Säurekatalysierte Veresterung von Propionsäure mit 1-Butanol zu Propionsäure-1-butylester

4023 Synthese von Cyclopentanon-2-carbonsäureethylester aus

Organische Chemie im Überblick

Inhaltsverzeichnis. Vorwort. xvii. Kapitel 1 Aufbau der Materie 1. Kapitel 2 Die chemische Bindung 39

Inhalt. 1 Atombau Die chemische Bindung Energetik chemischer Reaktionen 50. Vorwort 9

Aufgabe 1.1 Welche der folgenden Aussagen in Bezug auf nachfolgende Reaktionsgleichung ist falsch? HCl + NH3 NH4 + + Cl -

Aufgabe: Untersuchung der Kinetik der Zersetzung von Harnstoff durch Urease.

4.3 Reaktionsgeschwindigkeit und Katalysator

5012 Synthese von Acetylsalicylsäure (Aspirin) aus Salicylsäure und Acetanhydrid

3016 Oxidation von Ricinolsäure (aus Rizinusöl) mit KMnO 4 zu Azelainsäure

Organisch-chemisches Praktikum Wintersemester 2005/06. 1-Phenyl-propan-1-ol. Stephan Steinmann

Kapitel 3. Nucleophile Substitution

7. Chemische Reaktionen

Transkript:

Versuch V1 - Umesterung von Rapsöl zu Rapsmethylester (RME) 1.1 Grundlagen Rapsmethylester stellt in Europa (mit etwa 75 %) den Großteil des Rohstoffes für Biodiesel. Durch die starke Nachfrage nach Rapsölmethylester ist auch die Anbaufläche für Raps wesentlich gestiegen. So wurde in Deutschland im Jahre 2007 auf 1.120.000 ha (ha = Hektar = 10.000 m 2 ) Raps zur Herstellung von Rapsölmethylester angebaut. Pro ha kann dabei ein Ertrag von ca. 1.200 Liter Rapsölmethylester (H 3 COOC-R mit R = C 16 - C 20 ) erzielt werden. Die Beimischung von Rapsölmethylester zum Dieselkraftstoff trägt in begrenztem Rahmen dazu bei, den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid aus fossilen Quellen zu vermindern. Bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Lebenszyklus von RME resultiert eine Reduktion der CO 2 -Emissionen durch die Substitution von Mineraldiesel um etwa 37 %. Diese vergleichsweise geringe Reduktion ist einerseits auf die Umweltauswirkungen der intensiven Landwirtschaft zur Bereitstellung des Rohstoffes Raps zurück zu führen. Andererseits ist sie ein Resultat der Verwendung von Methanol aus fossilen Quellen im Rahmen der Umesterung. Rapsölmethylester ist damit kein Energieträger, der rein aus nachwachsenden Quellen hergestellt wird. Im Vergleich zu Mineraldiesel enthält Rapsölmethylester fast keinen Schwefel. Rapsölmethylester ist biologisch abbaubar und zeigt daher eine geringere Ökotoxizität als fossiler Dieselkraftstoff. Der Einsatz von Rapsölmethylester in umweltsensiblen Bereichen, wie z. B. in Binnengewässern, Wasserschutzgebieten, Bergregionen sowie in der Landwirtschaft ist daher dem Einsatz von Mineraldiesel vorzuziehen. - 1 -

1.2 RME-Erzeugung Abb. 1: Herstellung von Rapsölmethylester (Roempp Chemielexikon) 1.2.1 Vorbehandlung des Rapsöls Nach der Anlieferung wird das eingesetzte Rapsöl zunächst gereinigt und durch Zugabe von Phosphorsäure entsäuert. Dabei entstehen Schleimstoffe, die sogenannte Rapsseife, welche vom Öl abgetrennt werden müssen. Dann wird dem Rapsöl Natronlauge zur Neutralisation zugegeben. Dadurch werden die zuvor zugegebene Phosphorsäure und die restlichen Fettsäuren vollständig neutralisiert. Nach der möglichst vollständigen Entfernung der Rapsseife mit Hilfe einer Zentrifuge, wird das Öl einem Vakuumtrockner zur Trocknung zugeführt. 1.2.2 Umesterungsprozess Der Hauptprozess der RME-Erzeugung, die Umesterungsreaktion, beruht auf der chemischen Reaktion von Triglyceriden mit Methanol zu Fettsäuremethylestern und Glycerin, welche in Gegenwart eines alkalischen Katalysators beschleunigt abläuft. Als Umesterung wird eine chemische Reaktion bezeichnet, bei der ein Ester in einen anderen übergeführt wird, z. B. durch Alkoholyse in Gegenwart von Säuren, durch Reaktion eines Esters mit einem Alkoholat oder durch Einwirkung von zwei verschiedenen Estern bei höheren Temperaturen in Gegenwart von Säuren oder Alkalien. Da es sich bei diesen Reaktionen um Gleichgewichtsreaktionen handelt, müssen geeignete Reaktionsbedingungen eingestellt werden, um das - 2 -

Reaktionsgleichgewicht auf die Produktseite zu verschieben. Dies kann z. B. durch Zugabe eines Reaktionspartners im Überschuss oder durch Destillation eines flüchtigen Produkts aus dem Gleichgewichtsgemisch erzielt werden. Ohne Beeinflussung des Reaktionsgleichgewichts kommt die Umesterung bei etwa 66 % der möglichen Ausbeute an Rapsölmethylester zum Erliegen. Die technische Umesterung erfolgt in zwei seriellen Reaktoren, um einen hohen Umsatzgrad zu erzielen. Beiden Reaktoren wird kontinuierlich sowohl Methanol als auch Natriummethylat als Katalysator zugeführt. Unter atmosphärischem Druck und Temperaturen um ca. 50-60 C werden die Esterbindungen der Triglyceride aufgetrennt und neu verknüpft. 1.2.3 Produktaufbereitung Die ölige Phase enthält nach der Umesterungsreaktion weiterhin Methanol, Glycerin, Katalysatoren und weitere Komponenten. Die wasserlöslichen Stoffe werden durch einen Waschvorgang entfernt und mit Hilfe von Phasenseparatoren (aufgrund der unterschiedlichen Dichte) voneinander getrennt. Anschließend wird der RME in Vakuumtrocknern getrocknet und steht schließlich zur Verwertung zur Verfügung. 1.2.4 Weitere Beispiele für großtechnische Umesterungen Großtechnische Umesterungen finden auch statt bei der Herstellung von Zuckertensiden, von Monoacylglycerolen aus Triacylglycerolen, in der Margarineindustrie zur Herstellung von Fetten mit veränderten Eigenschaften, in der Kunststoffindustrie bei der Herstellung von Polyethylenterephthalat aus Dimethylterephthalat und von Polycarbonaten aus Kohlensäureestern. - 3 -

1.3 Chemische Hintergründe zur Umesterungsreaktion Die Hydrolyse von Carbonsäurestern kann prinzipiell entweder als Carboxyl-O- Spaltung, d.h. als S N -Reaktion am Carboxyl-Kohlenstoff: oder als Alkyl-O-Spaltung erfolgen Die Hydrolyse von Carbonsäureestern kann wahlweise säurekatalysiert oder basevermittelt (d.h. als sog. Verseifung ) vorgenommen werden. Basenkatalysierte Esterhydrolysen sind nicht möglich, da die freiwerdenden Carbonsäuren die zugegebenen Basen protonieren und somit verbrauchen. Basenvermittelte Esterhydrolysen besitzen aufgrund der unvermeidlichen Säure/ Base-Folgereaktion eine hohe thermodynamische Triebkraft, sodass das Hydrolyse- - 4 -

gleichgweicht vollkommen auf Seiten des Carboxylats liegt. Säurekatalysierte Esterhydrolysen fehlt ein entsprechender Beitrag zur Triebkraft. Deshalb können säurekatalysierte Esterhydrolysen nur dann vollständig verlaufen, wenn ein Edukt in großem Überschuss verwendet und somit das Hydrolyse-Gleichgewicht auf die Produktseite verschoben wird. Carbonsäureester beliebiger Alkohole werden im Basischen quantitativ verseift und zwar nachdem B AC 2-Mechanismus. Der B AC 2-Mechanismus ist eine S N -Reaktion am Carboxyl-Kohlenstoff. Die C-O-Bindung des freigesetzten Alkohols wird also nicht neu geknüpft, sondern aus dem Ester übernommen. - 5 -

1.4 Physikalisch-chemische Aspekte der Umesterungsreaktion Prinzipiell kann die Umesterung als Folge von Verseifung und Veresterung betrachtet werden; In beiden Fällen gilt die Taft-Gleichung: lg (k/k 0 ) = ρ* σ* + E S (+ E R ) Die Taft-Gleichung ging durch Erweiterung aus der Hammett-Beziehung hervor, welche Thermodynamik und Kinetik verknüpft. Diese Beziehung wurde entwickelt für Substitutionsreaktionen an zweitsubstituierten Benzolen. Betrachtet man bei der alkalischen Hydrolyse von substituierten Benzoesäureestern die relativen Geschwindigkeitskonstanten bezogen auf den unsubstituierten Ester sowie den relativen pks-wert des Esters bezogen auf die entsprechend substituierte Benzoesäure, so erhält man bei doppeltlogarithmischer Darstellung den Graphen einer Linearfunktion. Die Taft-Gleichung gibt eine sogenannte lineare freie Enthalpie-Beziehung (LFEB), mit der sich über die entsprechenden Reaktionsgeschwindigkeiten bzw. die chemischen Gleichgewichte säure- und basenkatalysierte Esterbildungen und -hydrolysen, Solvolysen, Säure- und Basenstärken miteinander vergleichen und auf die Einflüsse eventuell vorhandener Substituenten untersuchen lassen. Die Taft- Gleichung stellt einen Formalismus dar, um Systeme zu quantifizieren, bei denen sterische Effekte im Reaktionsverlauf eine Rolle spielen. Die Taft-Gleichung erfasst elektronische (polare, ρ* und σ*) und sterische (E S ), ggf. auch Resonanz-Einflüsse (E R ) der molekularen Struktur auf die Aktivierungsenergien, wobei k die Reaktionsgeschwindigkeits-Konstante der betreffenden Substanz bzw. k 0 die einer entsprechenden Referenzsubstanz ist. ρ* eine Reaktionskonstante, σ* eine Substituentenkonstante, deren jeweiliger Wert nach Taft in eine Polaritätsskala eingeordnet werden kann; ρ* und σ* werden gelegentlich auch Taft-Konstanten genannt. Mit Hilfe dieser Beziehung ist es möglich eine kinetische Größe mit einer Thermodynamischen zu korrelieren, um einen Zusammenhang zwischen Reaktivität und Struktur zu erhalten. Dieser Zusammenhang zwischen Reaktivität und Kinetik, sowie zwischen Struktur und Thermodynamik, um über die dritte Verbindung von - 6 -

Kinetik und Thermodynamik in der Hammett-Beziehung, einen quantitativen Zusammenhang zwischen Reaktivität und Struktur herzustellen. 1.4.1 Erweiterungen der Hammett-Beziehungen nach Taft Die Hammett-Beziehung beschränkt sich in erster Näherung auf aromatische Ester mit entsprechenden Substitutionsmustern. In aliphatischen Systemen liegen Substituent und Reaktionszentrum in der Regel näher aneinander, sodass auch sterische Effekte berücksichtigt werden müssen. Weiterhin trennt man die Parameter σ und p in ihre Bestandteile nach I- und R- Effekt auf. Beispielsweise betrachte man die Hydrolyse eines aliphatischen Esters, und macht folgende Annahmen: Elektronische Effekte sind schwach in der sauren Hydrolyse Elektronische Effekte sind stark in der alkalischen Hydrolyse Keine Resonanzeffekte entlang einer gesättigten C-Kette 1.4.2 Substituentenparameter σ Sigma (σ) sei ein von p, dem Reaktionsparameter unabhängiger Parameter, welcher Substituentenparameter genannt wird. Dies stellt nur eine Näherung dar, da eine Reaktion mit unterschiedlichen Substituenten nie nach exakt dem gleichen Weg verläuft. Qualitativ lässt sich festhalten, dass der Reaktionsparameter die Empfindlichkeit einer Reaktion für Substituenteneffekte darstellt. Da der Wert des Substituentenparameters σ von weiteren Reaktionsbedingungen, wie z. B. dem verwendeten Lösungsmittel abhängt, werden im Allgemeinen standardisierte Substituentenparameter benutzt, die über viele Reaktionen gemittelt wurden. σ charakterisiert die Fähigkeit eines Substituenten auf die Elektronenverteilung im Übergangszustand einzuwirken. σ-werte für sind tabelliert und für jede Reaktion, sowie für die Position und der Art des Substituenten. - 7 -

1.5 Aufgabenstellung In einer geschlossenen Glas-Rührapparatur soll handelsübliches Rapsöl zu RME umgesetzt und anschließend aufgearbeitet werden. 1.6 Versuchsdurchführung Geräte: Ölbad, Reaktionskolben (500 ml), Magnetrührwerk, Rückflusskühler, Destillationsaufsatz, Erlenmeyerkolben und weitere Glasgefäße nach Bedarf. Chemikalien: Rapsöl, Methanol (F,T), Natriummethylat (F,C), Natriumsulfat (wasserfrei), Salzsäure (rauchend) 1.6.1 Versuchsdurchführung 1. Trocknung des Rapsöls Zu 150 ml Rapsöl werden einige Spatel Natriumsulfat (wasserfrei) gegeben. 2. Trocknung von Methanol Zur Trocknung reicht es aus, dem Methanol wasserfreies Calciumchlorid (Xi) oder Kieselgelperlen zuzugeben und über Nacht stehen zu lassen. Vor der Reaktion muss das Trockenmittel abfiltriert werden. 3. Lösung von Natriummethylat in Methanol In 150 ml Methanol werden 1,5 g Natriummethylat gelöst. 4. Reaktion (Abzug) Die 150 ml wasserfreies Rapsöl werden in den Reaktionskolben gegeben und mit den 150 ml methanolischer Lösung mit dem gelösten Natriummethylat versetzt. Unter kräftigem Rühren wird bis zum Sieden erhitzt (60 C; Rückfluss). Nach ca. zwei Stunden Reaktionszeit (oder auch länger) wird die Reaktionsmischung vorsichtig in einem Eisbad abgekühlt und mit Salzsäure neutralisiert (ph 7); Kontrolle erfolgt über Indikatorstäbchen. - 8 -

Das überschüssige Methanol wird abdestilliert. Der erhaltene Rückstand wird mindestens dreimal mit kaltem Wasser gewaschen, hierbei ist auf eine saubere Phasentrennung zu achten. Anschließend wird die organische Phase über Natriumsulfat getrocknet und abfiltriert. 1.7 Ergebnis Das Produkt ist deutlich weniger ölig (viskos) als das Ausgangsmaterial. 1.8 Auswertung der Ergebnisse Die Bestimmung der Stoffdaten erfolgt im Rahmen weiterer Versuche des Praktikums. Über die Darstellung des RME ist ein Protokoll anzufertigen, welches kurz den theoretischen Hintergrund der Synthese aufzeigt. 1.9 Kontrollfragen Warum und in welcher Konzentration wird heute RME dem Mineraldiesel beigemischt? Wie ist RME bzgl. der Nachhaltigkeit zu bewerten? Welche Änderungen bzgl. der Stoffeigenschaften erwarten Sie durch die Umesterung von Rapsöl zu RME? Fassen Sie ihre Erwartungen in einer Tabelle kurz zusammen. In welchen ph-bereichen laufen Umesterungsreaktionen ab, in welchen ph- Bereichen passiert nichts? Welcher Katalysator wird eingesetzt? In welcher Menge wird dieser benötigt; katalytisch oder stöchiometrisch? Wie kann das Gleichgewicht der Umesterung zugunsten höherer Ausbeuten beeinflusst werden? Welche molekülspezifischen Parameter werden in den Gleichungen von Hammett berücksichtigt, welche Erweiterungen gibt es nach Taft? - 9 -