Eltern-Kind-Arbeitszimmer die praktikable Notfalllösung f1online/diamond Die Ferienzeit ist für Beschäftigte wie für Arbeitgeber eine besonders herausfordernde Zeit. Berufstätige Eltern sind oftmals auf ein Ferienbetreuungsangebot für ihre Kinder angewiesen. Viele Arbeitgeber wissen dies bereits durch hauseigene Ferienbetreuungsmaßnahmen zu bieten. Doch oft können Kinder auch hier nicht wie geplant betreut oder untergebracht werden. Dann muss eine gute Notfalllösung her wie zum Beispiel das Eltern- Kind-Arbeitszimmer. Das Eltern-Kind-Arbeitszimmer ist ein Angebot für Beschäftigte mit Kindern, die einer Bürotätigkeit nachgehen. Es bietet ihnen die Möglichkeit, in Notfällen ihr Kleinkind oder ihr heranwachsendes Kind mit zur Arbeitsstelle zu bringen und dort selbst für die Betreuung zu sorgen. Diese Maßnahme ist besonders attraktiv, denn sie lässt sich relativ leicht zur Verfügung stellen. Wie, können Sie den folgenden Seiten entnehmen.
2 Nutzen und Erwartungen Ein Streik in der KiTa, eine leichte (nicht ansteckende) Erkrankung des Kindes, ein Unterrichtsausfall in der Schule oder die kurzfristige Absage der Kinderfrau. Die Gründe für einen Wegfall des geplanten Betreuungsarrangements sind so vielfältig wie ihr Auftreten plötzlich ist. Vor der Arbeit oder im Laufe des Arbeitstages eine andere kurzfristige Betreuungsmöglichkeit zu finden, ist extrem schwer und häufig auch sehr teuer. Ein Eltern-Kind-Arbeitszimmer am Arbeitsplatz kann eine Lösung für diese Notfälle sein also dann, wenn Alternativen wie Arbeiten von Zuhause nicht möglich oder Ferienbetreuung und anderweitige Notfallbetreuung nicht gegeben sind. Es bedeutet, dass die/der Beschäftigte ihr/sein Kind in einem vom Arbeitgeber gesondert angebotenen Raum selber betreuen kann und zudem einige berufliche Aufgaben bewältigen und dabei auf die teilweise so wichtigen Unterlagen/Arbeitsmaterialien zurückgreifen kann. Betont werden muss, dass auf dieses Arrangement nur in Ausnahmefällen zurückgegriffen werden kann und es keine Dauer lösung darstellt. Zu den Erwartungen muss auch gehören, dass der/die Mitarbeiter/in in dieser Situation nicht ausschließlich für das Kind da sein kann. Gleichzeitig kann den beruflichen Aufgaben nicht in dem Umfang nachgegangen werden, wie es an einem normalen Arbeitstag der Fall ist. Aber: Die/der Beschäftigte ist durchaus produktiv und das ist für den Betrieb und damit für den Arbeitgeber von großem Vorteil. Schließlich müsste der Arbeitgeber ansonsten sollte es kein Eltern-Kind-Arbeitszimmer geben auf die Arbeitsleistung gänzlich verzichten. Darüber hinaus hat das Angebot eines Eltern-Kind-Arbeitszimmers eine besonders positive Signalwirkung: Es zeigt, wie wichtig dem Arbeitgeber eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist und verdeutlicht deren Normalität. Es ist ein äußerst attraktives Angebot für Eltern, die sich damit in Notfällen auf die Hilfe des Arbeitgebers verlassen können.
3 Einrichtung von A bis Z Die Einrichtung eines Eltern-Kind-Arbeitszimmers bedarf einiger Voraussetzungen, die von A wie»ansprechperson«bis hin zu Z wie»zeitplanung«reichen. Eine Anleitung bietet das Informationsblatt, das Ω hier auf unserer Webseite hinterlegt ist. So viel bereits an dieser Stelle: Zunächst einmal sollten entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden können. Wenn sich die Unternehmensleitung zur Einrichtung eines Eltern- Kind-Arbeitszimmers entschließt, kann dieses übrigens in der Regel innerhalb von ein bis zwei Monaten realisiert werden. Bei der Umsetzung sollten folgende Fragen Berücksichtigung finden: l Ist der Raum kindgerecht und kindersicher ausgestattet? Bietet er zudem die technischen Möglichkeiten für die Arbeit des Elternteils? l Wer koordiniert die Nutzungszeiten für den Raum und verwaltet gegebenenfalls den Schlüssel? l Wie kann die Hygiene in diesem Raum gewahrt werden? Es ist wichtig, die Hygiene sicher zu stellen, um die Nutzung fördern zu können. Eine gute Idee ist in diesem Zusammenhang, eine Benutzungsordnung aufzustellen. Ein Beispiel dafür befindet sich unter Ω Best Practice. Grundlegend sind zudem rechtliche Regelungen und die Klärung von Versicherungsfragen. Dabei müssen u. a. die Aufsichtspflicht und Haftungsaspekte zwischen Eltern und Arbeitgeber geregelt werden. Rechts- und Versicherungsfragen bergen so manche Stolpersteine, die es in jedem Fall vor der Nutzung des Eltern-Kind-Arbeitszimmers zu klären gilt. Soll das Angebot des Eltern-Kind-Arbeitszimmers erfolgreich sein, gilt es weitere typische Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Diese verstecken sich u. a. in der Bedarfsanalyse ebenso wie in der Kommunikation zu diesem speziellen Angebot. Worauf genau zu achten ist, zeigt das Ω Infoblatt»Erfolgsfaktoren und Stolpersteine«auf www.beruf-und-familie.de.
4 Best Practice I Benutzungsordnung für klare Verhältnisse Die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg hat für ihr jeweiliges Eltern -Kind-Arbeitszimmer am Campus Sankt Augustin und am Campus Rheinbach, das sowohl von Beschäftigten als auch von Studierenden genutzt werden kann, eine hilfreiche Benutzungsordnung entwickelt. Darin ist eindeutig geregelt, in welchen Situationen und für welche Zwecke der Raum in Anspruch genommen werden kann. So schließt sie z. B. die Nutzung im Falle einer ansteckenden Krankheit des Kindes aus. Zudem werden das Buchungsprozedere erläutert und Ansprechpartner genannt. Verhaltensregeln innerhalb des Zimmers und Haftungsbestimmungen werden ebenfalls erläutert.
5 Best Practice II Blickkontakt und Versorgungsmöglichkeit Die E.ON Ruhrgas AG in der Essener Hauptverwaltung hat eine umfangreiche Lösung für Ausnahmesituationen, wie z. B. wenn der Babysitter krank wird oder der Kindergarten geschlossen ist, erarbeitet. Sie stellt ein Eltern-Kind-Zimmer zur Verfügung, das aus insgesamt drei Räumen besteht: dem Arbeitsraum, dem Spielzimmer und dem Schlafraum. Der Arbeitsraum verfügt über zwei voll ausgestattete Bildschirmarbeitsplätze. Das große, freundlich gestaltete Spielzimmer ist mit einer Vielzahl an Spielutensilien für unterschiedliche Altersgruppen so auch eine Kinderküche ausgestattet. Der Schlafraum bietet ein Kinderbett und eine Rückzugsmöglichkeit für stillende Mütter. Die Räumlichkeiten des Eltern-Kind-Zimmers können nur über das Arbeitszimmer mit einem berechtigten Ausweis betreten werden. Die Anordnung der Räume und Einrichtung ermöglicht, dass Mutter oder Vater Blickkontakt zum Kind halten kann. Die Kontrollmöglichkeit nimmt erfahrungsgemäß den akuten Stress aus der Ausnahmesituation. Auch die Versorgung hat die E.ON Ruhrgas im Blick: Zur Mittagszeit kann der/die Mitarbeiter/in mit dem Kind in der Kantine Essen gehen. Wickelmöglichkeiten, ein Kühlschrank und eine Mikrowelle, zur Zubereitung der Nahrung befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Eltern-Kind-Zimmer.
6 Best Practice III Mobiles Eltern-Kind-Arbeitszimmer Das Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen zeigt sich im wahrsten Sinne des Wortes flexibel: Es setzt einen beweglichen Rollcontainer als Eltern-Kind-Arbeitszimmer ein, der bei Bedarf örtlich verrückt werden kann. Diese pfiffige Lösung wurde gewählt, damit für das in Ausnahmefällen in Anspruch genommene Angebot nicht ständig ein Gebäuderaum frei gehalten werden muss. Der Container ist ausgerichtet auf Kinder unterschiedlicher Altersgruppen. Dementsprechend sind Spielzeuge und Materialen für die jeweiligen Altersklassen vorhanden. Für die Eltern, die noch ihre Kinder wickeln müssen, bietet die Container-Sonderanfertigung, die in Zusammenarbeit mit Behindertenwerkstätten erstellt wurde, ebenfalls eine Lösung: Die oberste Fläche und der abnehmbare Wickelansatz decken auch diese Bedürfnisse ab. Die Mehrheit der Beschäftigten des Ministeriums arbeitet in Einzelbüros. Der»Eltern-Kind-Arbeitscontainer«bietet den Eltern die Vorteile, die vertraute Büroatmosphäre beibehalten zu können und weiterhin guten Zugang zu allen Arbeitsunterlagen und Materialien zu haben.
7 Ausblick Termine 2011 8. September 2011 Netzwerke bilden Im Verbund der familienbewussten Unternehmen, Institutionen und Hochschulen erfolgreich sein, Hannover 27. September 2011 Impulse setzen So sichern Sie den Umsetzungserfolg der audit-zielverein- barung nach der ersten Re-Auditierung, Berlin 6. Oktober 2011 Der Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke Das Zertifikat»audit berufundfamilie«effizient nutzen, Frankfurt am Main Weitere Termine finden finden Sie in Kürze auf Ω www.beruf-und-familie.de Impressum Herausgeber berufundfamilie gemeinnützige GmbH eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung Friedrichstraße 34 60323 Frankfurt am Main Kontakt Angela Kienle Telefon +49.(0)69.300388-518 E-Mail A.Kienle@beruf-und-familie.de Internet www.beruf-und-familie.de