Kirchen/Kapellen in St. Peter

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Kirchen/Kapellen in St. Peter Szenen aus dem Leben des Bonifatius: Heidentaufe (oben) und Märtyrertod (unten) in: Fuldaer Sakramentar, Bamberg, Staatliche Bibl., Ms. Lit. 1, saec. Xex, fol. 126v Um 800 gab es in St. Peter bereits eine Holzkapelle zu Ehren des hl. Petrus altari disanti Petri. Eine Urkunde bezeugt, dass die Kapelle 804 an Passau übergeben wurde. Aus solchen Kapellen entstanden auch als Ausdruck der Wohlhabenheit und der Wohltätigkeit der Bewohner große Kirchen. Die Anfänge der Petrusstätten reichen zurück in die Zeit der Christianisierung unserer Heimat durch fränkische Missionare, in der die Donarheiligtümer durch Peterskirchen und kapellen ersetzt wurden. Der hl. Bonifaz (eig. Wynfreth; vom Papst Bonifatius benannt) teilte 739 die baierische (alte Schreibweise) Kirche in vier Bischofssprengel: Regensburg, Passau (dazu gehörte auch St. Peter am Hart), Freising (München) und Salzburg, welches später unter Bischöfen ein eigenes Fürstentum wurde. Das Innviertel war bis ins 19. Jahrhundert Teil Bayerns. 1140 schenkte ein Edler Isinrichus de Annendorf (von Andorf) das von ihm ererbte Recht der Vogtei über die Kapelle S. Petri Apostoli mit Zustimmung des Regensburger Bischofs Heinrich, dem Probst des Klosters Reichersberg. Diese Holzkapelle gehörte entweder zur Pfarre Weng oder Roßbach. Isinrichus hatte auch einen Besitz in Roßbach, so dass diese Annahme wahrscheinlich die richtige ist. Die Kapelle war im Besitz von Isinrichus de Annendorf. Zum ersten Mal wird 1140 eine Pfarrkirche von St. Peter erwähnt. Sie wurde von Isinricus gegründet. In diesem Jahr 1140 schenkte nämlich sein Sohn, der Edle Isinrichus de Annendorf (Andorf im Bezirk Schärding) seine Rechte, die er auf die Kapelle Sancti Petri hatte, mit Zustimmung des Bischofs Heinrich von Regensburg Propst Gerhoch von Reichersberg dem Kloster. Dafür soll Isinricus in der genannten Kapelle und deren Friedhof den Vorteil des Ein- und Ausgangs durch die zwei Türen des Turms und Schutz und Zuflucht für sich und seine Nachfolger erhalten haben. Auch sollte er über die Kapelle die Vogtei haben, wie auch jeder seiner Nachfolger auf seinem Hofe. Auch sollte in dieser Kapelle ein Priester des Klosters Reichersberg den Gottesdienst besorgen. Zusammenstellung: Karl Glaser 1

Bis 1276, so bestätigt eine Urkunde von 1277, gehörte St. Peter als Filiale zur Pfarre Burgkirchen, ebenso die Pfarre Mauerkirchen und St. Georgen an der Mattig. Der Pfarrherr von Burgkirchen, Wernhart zu Puchkirchen, übersiedelte 1276 nach Mauerkirchen, weil Burgkirchen die Bauernkirche (der Name Burgkirchen dürfte abgeleitet sein von Bour oder Pour, d.i. Bauer) und Mauerkirchen die bedeutendere Marktkirche war. Der Pfarrer übernahm also eine bedeutendere Kirche. Ab dieser Zeit waren Burgkirchen, St. Peter und St. Georgen an der Mattig Filialkirchen von Mauerkirchen. 1372 wird ein schweres Erdbeben erwähnt. Wenige Jahrzehnte später wurde in St. Peter die heutige, spätgotische Kirche gebaut. Zum Vergleich: 1417 fand die Grundsteinlegung der Bürgerspitalkirche (Hl. Geist-Kirche) in Braunau statt. 1439 66 wurde die Braunauer Stadtpfarrkirche Sankt Stephan errichtet; nach der Ranshofener Kirchweihchronik wurde der erste Stein am 26. Oktober 1439 gelegt. Die Kirche wurde am 10. April 1466 durch den Passauer Fürstbischof Ulrich von Nußdorf geweiht. 1492 wurde der Grundstein für den 96 Meter hohen Turm der Stephanskirche von Braunau gelegt und 1493 fand die Grundsteinlegung für die Martinskirche in Braunau, einer Friedhofskirche der Stephanskirche, statt (auf der Südseite der Stadtpfarrkirche (heute mit Kriegergedächtnisstätte). Bürgerspitalkirche Stadtpfarrkirche Martinskirche 1426 wird in St. Peter eine Kirche als Filiale, aber ohne Angabe der Pfarrzugehörigkeit, genannt. Man darf aber annehmen, dass dies mit Mauerkirchen gemeint war. St. Peter wurde im 17. Jhdt. als Vikariat von Mauerkirchen (ein personal und räumlich definierter Amts- und Seelsorgebereich, dem ein Vikar vorsteht) aufgewertet und ist 1658 als solches urkundlich erwähnt. Der erste Vikar war Rader Michael. Vor ihm sind namentlich bekannt: 1493 Mühlberger Johann (in Urkunden Pfarrer Hanns ), 1558 Höllhaimer Matthäus, 1569 Helmberger Johann, 1605 Aechter Wolfgang Wappen der Ahamer Nachdem verschiedene andere Familien als Lehensnehmer der Burg Hagenau eingesetzt wurden, wurde um 1320 das Lehen an das Geschlecht Aham vergeben, die es bis 1538 besaßen. Es fällt vielleicht in den Bereich der Legende (nirgends niedergeschrieben), dass die Tuffsteine der Burg zum Bau der Kirche in St. Peter Verwendung fanden. Zusammenstellung: Karl Glaser 2

Warum plötzlich so ein großes Verlangen nach Kirchenbauten? Das Christentum als eine der großen Weltreligionen prägte Europa im Mittelalter in allen Lebensbereichen. Es förderte durch seine Kultur und Kirchenorganisation die Einheit des europäischen Kontinents, gleichzeitig aber auch die Abgrenzung gegenüber dem Islam und seit der Kirchenspaltung 1054 gegenüber der orthodoxen Welt. Da die Christianisierung meist von oben durch die Taufe der Herrscher geschah, denen die Bevölkerung der zeitgenössischen Auffassung entsprechend zu folgen hatten, blieb die Bekehrung zunächst oberflächlich und nur scheinbar. Erst seit dem Hochmittelalter im 12. und 13. Jahrhundert in den großen Siedlungen und später dann auch in kleineren Dörfern wurden mit dem Bevölkerungswachstum mehr Pfarrstellen eingerichtet, und die Seelsorge und Spendung von Sakramenten konnte intensiviert werden. Etwa zwei Drittel aller Kirchen im Innviertel sind in jener Zeit unter den wohlhabenden Herzögen gebaut worden. So prägte das Christentum zunehmend das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen. Unsere Pfarrkirche Diese gotische Pfarrkirche von St. Peter am Hart aus dem 14. Jhdt. wurde zwischen 1680 und 1715 nach der damaligen Zeit umgestaltet. Das älteste vorhandene Taufbuch unserer Pfarre beginnt mit 1722. Die Kirche ist eine spätgotische Landkirche aus dem 14. Jhdt., ein außen unverputzter Tuffsteinbau mit Strebepfeilern und einem Westturm mit einem lärchengeschindelten, achtseitigen Spitzhelm. Die Gesamthöhe beträgt 56 m. Man betritt die Kirche von Süden her durch den Vorraum, von deren gotischen Decke 1715 die Rippen abgeschlagen wurden, sie daraufhin stuckiert und mit einem Fresko des hl. Joachim, dem Vater der Gottesmutter, versehen wurde. Weiters ist das Petruswappen dargestellt, die gekreuzten Himmelsschlüssel ( Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben. ) und die außerliturgische Papstkrone, die Tiara. Die drei Ringe der Tiara bedeuten die universale Vollmacht in drei Gewalten: Vater der Fürsten und Könige, Lenker der Welt und Stellvertreter Christi auf Erden. Links hängt an der Wand ein barockes Kruzifix und auf der rechten Seite gewährt ein Einblick in die ehemalige Gefallenen-Gedächtniskapelle, und früher noch eine Totenkammer (ab 1803), worauf die Bitte im Deckenbild hinweist (Daß Du Ihnen gnädig Verschonest Wir bitten Dich erhöre uns); über der Öffnung sind zwei Marmorgrabsteine aus dem 18. Jhdt. Die Marmorbekleidung des großen Eingangs zur Kirche mit dem Segmentbogengiebel stammt ebenfalls aus 1715. Zusammenstellung: Karl Glaser 3

Zur Architektur: Der Kirchenraum ist einschiffig mit Wandpfeilern und vier Jochen. Dieser Raumtyp der Wandpfeilerkirche war bis ins 15. Jhdt. üblich im Inn- und Salzachgebiet. Der Altarraum oder auch Chor oder Presbyterium genannt, ist nach innen gezogen und schließt mit einem in der Gotik typischen eckigen Schluss, das sind die Segmentteile, ab. Der Hochaltar und die Figuren stammen vom Rieder Bildhauer Johann Franz Schwanthaler (1683 1762), dem jüngsten Sohn von Thomas Schwanthaler (1634 1707), der Werke in Ried, Reichersberg (die Michaelstatue aus Erz als Brunnenfigur im Stiftshof), Maria Plain, Gmunden, St. Wolfgang, Salzburg u.v.a. Orten geschaffen hat. Im Mittelschrein steht eine Figur des Kirchenpatrons, des hl. Petrus, darüber schweben zwei Barockengerl (Putti) mit der päpstlichen Tiara und rechts und links von Petrus halten zwei Engerl den Petrusschlüssel und den Stab mit dem Dreifachkreuz, dem Symbol für die drei Ebenen der Schöpfung: Wasser (für Gnade) Erde (für Strenge) Luft (für Liebe). Über dem Mittelschrein mit Petrus ist Maria mit dem Jesuskind im Typus der Patrona Bavariae. Rechts und links davon bewachen der hl. Florian und der hl. Georg als Drachentöter, sowie die Erzengel Gabriel und Michael. Außerhalb der Säulen stehen der hl. Paulus mit dem Schwert (er wurde als Römer geköpft) und auf der anderen Seite einer der zwölf Apostel Jesu, der hl. Jakobus der Ältere (auf Spanisch Santiago) mit dem Pilgerstab. Rechts und links vom Hochaltar stehen auf Konsolen der hl. Florian und der hl. Sebastian. Neben dem hl. Florian ist an der Wand ein Marmorgrabstein aus dem 17. Jhdt. (ein Chorherr aus Mattsee, der in St. Peter tätig war) und gegenüber steht ein spätgotischer, achteckiger, marmorner Taufstein, der einen barocken Aufsatz hat mit einer Plastik des Johannes des Täufers. Der in Mauerkirchen ansässige Johann Michael Vierthaler (wahrscheinlich geboren in Ranshofen) schuf den Frührokoko-Band- und Rankenstuck an den Wänden, der Decke und des Vorraums. Sein Freund Johann Georg Reischl malte die Deckengemälde. Zum zarten Rankenstuck: Wie gesagt, diese stammen vom Stuckateur Johann Michael Vierthaler, der viele umliegende Kirchen, auch bei uns in Bogenhofen, einer Filialkirche dieser Pfarrkirche, mit seiner Kunstfertigkeit bereichert hat; auch in Burgkirchen, Schalchen, Altheim. Charakteristisch für den Rankenstuck sind die feingliedrigen Laub- und Gitterwerkformen. Interessant an der Decke auch die Namen der Heiligen Familie: das Christusmonogramm IHS für Jesus (die griechischen Buchstaben Iota-Eta-Sigma) die verschlungen Buchstaben für Maria und schließlich bereits außerhalb des Altarraums von Joseph. Es folgen als Gitter unter der Beleuchtung Magdalena und Joachim und bereits versteckt durch die Orgel Anna Zu den Bildern von Johann Georg Reischl: Zusammenstellung: Karl Glaser 4

In fünf Deckenbildern wird der Kirchenpatron, der hl. Petrus verherrlicht; beginnend im Altarraum Christus übergibt Petrus die Schlüssel. Weiters schließen an Christus beruft Petrus als Menschenfischer, Petrus predigt in Cäsarea Philippi im heutigen Syrien, Die Befreiung des Petrus aus dem Kerker und der Märtyrertod des hl. Petrus am Kreuz. Petrus wurde im Jahr 64 im Rahmen der Christenverfolgung unter Kaiser Nero gefangen genommen und auf eigenen Wunsch mit dem Kopf nach unten auf den vatikanischen Hügeln gekreuzigt. Dieses letzte Bild trägt Reischls Signierung. Unter dem gebürtigen Pischelsdorfer, Vikar Joachim Pogner, der ein großer Wohltäter der Pfarrkirche und Begründer der Kirchenmusik in St. Peter, wurde 1734 die erste Orgel errichtet. Auch die Barockisierung (eigentlich Rokokoisierung) und die Errichtung des Kirchenportals 1734 gehen auf diesen Priester zurück. Die heutige Orgel, die instrumental gesehen bedeutend kleiner als die Pogner-Orgel ist und weniger Register hat (acht Register, die Pogner-Orgel hatte 14 Register), baute 1848 bis 1850 der damals in Braunau lebende Zillertaler (Tirol) Johann Nepomuk Karl Mauracher (restauriert 1997). Teile der ersten Orgel wurden aber bei dieser verwendet. An der Westwand der Kirche, also der Wand, an der die Orgel steht, hatte ein wunderschönes Fresko, das aber damals durch den Orgelneubau sehr stark beschädigt und in der Folge übertüncht wurde. Zurück zum Vikar Joachim Pogner: 1744 ließ er die heutigen Seitenaltäre auf gotische Altartische errichten. Der linke ist der Marienaltar mit einer bei der letzten Kirchenrestaurierung versehenen Kopie des barocken Gnadenbildes Mariahilf. Das Original ist von Lucas Cranach, einem Freund von Martin Luther (geschaffen zwischen 1517 bis 1525), und befindet sich im Innsbrucker Dom. Leider hat die Inschrift Vor Hunger, Krieg, Pest und aller Gefahr, Maria Hilf, uns stets bewahr! einen Rechtschreibfehler. Der rechte Seitenaltar ist einem der beliebteste Heiligen im Bayerisch-Österreichischem Grenzraum, dem hl. Wolfgang gewidmet. Wolfgang stammte aus einer schwäbischen Grafenfamilie, geboren 924, mit sieben Jahren kam er zur Erziehung ins Kloster Reichenau auf einer Bodenseeinsel, wo er zwölf Jahre blieb, weil es ihm in diesem Kloster so gut gefallen hat. Schließlich aber kam er nach Würzburg und studierte. Er war dann in Trier, arbeitete in einer kaiserlichen Kanzlei in Köln und schließlich in Kloster Einsiedeln, wo er die Klosterschule leitete. Schließlich wurde er mit 44 Jahren zum Priester geweiht (also, ein Spätberufener) und ging zwei Jahre später, vorerst ohne Wissen seines Bischofs, als Missionar nach Ungarn in ein von Passau beanspruchten Missionsgebiet. Das Unternehmen ist fehlgeschlagen, Wolfgang ging zurück und wurde Bischof von Regensburg. Wolfgang wurde auch Reichsfürst und empfing Schwert und Ring als Symbole für die Verleihung der weltlichen Gewalt. Seine erste Aufmerksamkeit galt der Reform der Klöster und der geistlichen Betreuung der Weltpriester. Um des böhmischen Volkes willen, das von Regensburg aus nur schwer betreut werden konnte, gab er seine bischöflichen Rechte auf Böhmen auf und ermöglichte 973 die Gründung der Diözese Zusammenstellung: Karl Glaser 5

Prag. Um nicht in politische Streitereien hineingezogen zu werden, verließ er im Jahre 974 Regensburg und zog sich in das Kloster Mondsee im Salzburger Land im heutigen Österreich zurück, das zum Hochstift Regensburg gehörte. Lange Zeit ver-brachte er dort auch in einer Klause am Abersee (heute Wolfgangsee), über der später die Kirche St. Wolfgang am Wolfgangsee erbaut wurde. Als er im Jahre 976 wieder nach Regensburg zurückgekehrt war, widmete er sich mit ganzer Kraft der Festigung des Glaubens und der Missionierung der letzten Heiden, die in den noch vorhandenen Urwäldern und Einöden der Riesendiözese Regensburg- Passau lebten. Seine Diözese erstreckte sich damals entlang der Donau bis nach Ungarn. Immer wieder brach er mit Missionaren auf, um allen Menschen die Frohbotschaft des christlichen Glaubens zu bringen. Auf einer seiner Missionsreisen erkrankte er 994 bei Pupping, ein Ort in der Nähe von Eferding bei Linz. Als er spürte, dass der Tod ihm nahe war, ließ er sich in die Kapelle des hl. Otmar tragen, empfing knieend die Hl. Kommunion und starb, auf dem Boden liegend, wenige Stunden später. Er fand sein Grab in der Krypta der Kloster-kirche St. Emmeram in Regensburg. Wieder zurück zum Seitenaltar: Hier ist Wolfgang dargestellt im für Bischöfe üblich dargestellten Ornat und mit Bischofsstab und mit seinen Attributen einem Beil als Zeichen der Urbarmachung und einem Kirchenmodell als Zeichen der Kirchengründung. Manchmal sieht man ihn auch mit einem Wolf. Warum Wolf? Erstens ist der Wolf in seinem Namen. Zweitens aber: Das Einsiedlerleben am Abersee wurde durch den Teufel gestört, welcher immer wieder versuchte, Wolfgang zu vernichten, so dass Wolfgang beschloss, sich an einem freundlicheren Ort eine Klause zu erbauen. Er warf seine Axt ins Tal hinab und gelobte, an dem Ort, an dem er sie wieder finden werde, eine Kirche zu erbauen. Unverzüglich begann Wolfgang mit dem Bau von Kirche und Klause, doch waren die Schwierigkeiten für diesen Bau mitten in der Wildnis groß; da bot sich der Teufel zur Mithilfe an unter der Bedingung, dass das erste lebende Wesen, das die Kirche betrete, ihm gehöre. Das erste lebende Wesen, das nach der Fertigstellung das Kirchlein betrat, war ein Wolf, den der Teufel voller Wut packte und mit ihm durch ein Loch in der Kirchendecke davonfuhr. Kanzel mit anschließendem Oratorium: Die Kanzel besteht aus einem oktogonalen Korpus mit Bildern der vier Evangelisten und in der Mitte Christus als Salvator Mundi (Heiler der Welt). Über dem Korpus hängt ein dekorativ gestalteter Schalldeckel mit einem Kreuz und den beiden Mosestafeln. Warum sind auf einer Tafel nur DREI, auf der anderen SIEBEN Zahlen? Die Gesetzestafeln waren zwei steinerne Tafeln mit den Zehn Geboten, die Moses auf dem Berg Sinai von Gott erhielt (2.Buch Mose, Kapitel 31, Vers 18; 5. Mose 5,22). Auf der ersten Tafel sind die drei Gebote, welche die Beziehung zu Gott betreffen: Du sollst an einen Gott glauben! Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren! Du sollst den Tag des Herrn heiligen! Auf der zweiten Tafel stehen die Gesetze, die das Zusammenleben unter den Men- Zusammenstellung: Karl Glaser 6

schen betreffen: Du sollst Vater und Mutter ehren, solange du lebst und es dir wohlergeht auf Erden! Du sollst nicht töten! Du sollst dir durch unzüchtiges Verhalten gesundheitlich nicht schaden und eine Ehe nicht gefährden! nicht stehlen! nicht lügen und schlecht über andere Menschen reden! kein Verlangen nach anderen Frauen haben! nicht neidisch auf Hab und Gut eines anderen Menschen sein! An der Unterseite des Schalldeckels ist der Heilige Geist, die dritte Person der Dreifaltigkeit, in Form einer Taube dargestellt. Info: Zu Johannes dem Täufer, der am Jordan angesichts des kommenden Gottesgerichts Umkehr predigt und zur Bußtaufe aufruft, kommt Jesus, um sich taufen zu lassen. Als er aus dem Wasser steigt, sieht er den Himmel geöffnet und den Heiligen Geist in Taubengestalt herabkommen. Fenster und Bilder: Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurden die Fenster neu verglast. Innerhalb des Ornamentrahmens sehen wir vorne neben dem Altar das Herz Jesu und das Herz Marias, im Kirchenraum in Putzenscheiben eingearbeitet die Mutter Anna mit Maria, die hl. Rosalia, der hl. Maximilian und eine Petà. Unter den Fenstern sind vier barocke Ölbilder - Südseite: Anbetung durch die Hirten und Anbetung durch die Könige Nordseite: Verkündigung durch den Erzengel Gabriel und Himmelfahrt Marias Über dem Eingang und gegenüber zeigen Bilder zur Apostelgeschichte auf der Nordseite, wie Petrus im neunten Kapitel Tabita vom Tode zum Leben erweckte, und gegenüber aus dem dritten Kapitel der Apostelgeschichte die Heilung des Gelähmten (Petrus aber sprach: Gold und Silber habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth, steh auf und wandle! ). Im Presbyterium sind an der linken Seite zwei Bilder, die Szenen aus dem Leben des Petrus darstellen. Info: Zwischen 1784 und 1850 war der Pfarrherr gleichzeitig Ortsvorsteher (heute Bürgermeister). Im September 1850 wurde erstmals ein Gemeindevorsteher (heute Bürgermeister) ernannt. Man kannte in OÖ. außer der Ortsgemeinde auch eine Pfarrgemeinde, eine Schulgemeinde und die Katastralgemeinde (Verwaltungseinheit; Begriff aus der Zeit der Monarchie). Die Grenzen waren/sind auch heute noch unterschiedlich. Heute hat die Gemeinde St. Peter am Hart etwa 2.500 Einwohner. Die Gesamtfläche der politischen Gemeinde beträgt fast 23 km². Fast 15 % dieser Fläche sind bewaldet und fast 63% der Fläche sind landwirtschaftlich genutzt. 1803 wurde an die Kirche von St. Peter eine Leichenkammer angebaut. 1809 war unser Gebiet von französischen Soldaten besetzt. Damals wurden die wertvollsten, künstlerisch aufwendig gestalteten Kirchenparamente (im Kirchenraum und bei der Liturgie verwendete Textilien) geplündert. 1844 wurden in der Pfarrkirche St. Peter neue Kirchenstühle angeschafft. Zusammenstellung: Karl Glaser 7

Am 9. Dezember 1878 betonte auf Ansuchen der Bezirkshauptmannschaft Braunau um eine Stellungnahme der Gemeindeausschuss den Wunsch zur Errichtung einer eigenen Pfarre St. Peter. Bis 1879 war St. Peter ein Vikariat der Pfarre Mauerkirchen (zumindest seit 1658 urk.) und gehörte bis 1785 zum Bistum Passau. Nachdem beim großen Mauerkirchener Marktbrand von 1865 (Brandlegung) auch ein Teil des Pfarrarchivs zerstört worden ist, sind leider nur spärliche Unterlagen aus der Vergangenheit der Kirche von St. Peter erhalten. Am Ende des 19. Jhdts. bestand das Pfarrdorf St. Peter aus acht Häusern. Das Ortsbild hat sich erst ab 1907 verändert, als das Wührer-Hofbauergut verkauft und zerstückelt wurde. Aus dem einen Gut wurden 18 Besitzer. 1930 wurde in der Kirche von St. Peter elektrisches Licht eingerichtet; ein Jahr davor im Gemeindehaus (damals in Hagenau) und in der Volksschule. 1970 wurden das Geläute und die Turmuhr der Pfarrkirche St. Petrus elektrifiziert. Die Glocken stammen von 1950. Die Petrusverehrung kam über die Römer und die fränkischen Missionare zu uns. Eine Reihe von Orten wurde mit dem Namen Petrus in Verbindung gebracht, um sie der besonderen Fürbitte des Heiligen zu empfehlen. Petrusorte, dürften an Orten entstanden sein, wo der germanische Wettergott Donar verehrt wurde. Also reichen die Anfänge der Petrusstätten zurück in die Zeit der Christianisierung unserer Heimat. Petrus war der Draufgänger unter den Aposteln, er war der Polterer im göttlichen Auftrag. So wurde ihm Gewalt über das Wetter zugesprochen. Viele unsinnige Aussprüche zeugen noch von dieser Zuweisung: Bei Gewitter mit begleitendem Donner soll der scherzhafte Hinweis die kleinen Kinder beruhigen, Petrus sei gerade beim Kegelscheiben. Der Pfarrhof Ein von einem Bauernhof 1662 von Johann Preninger errichteter Holzbau) war 1809 vom Feind (napoleonische Truppen) ausgeplündert, als Pfarrer Johann Hofinger die Pfarre antrat. Die Türen, Fenster und Öfen waren zerschlagen. Der heute noch dienende Pfarrhof wurde 1838 von Pfarrer Johann Hofinger erbaut. Allerdings entspricht er nicht mehr der heutigen Zeit: Außenmauern, Seelsorgebereich, Heizungsanlage, Büro, Gartenanlage, u.e.m. Grund um die Kirche Es wurde gestritten, wem der Grund am Hügel um den Friedhof von St. Peter gehöre. Die Pfarre beanspruchte den Grund, weil ja die Kirche auf diesem Hügel erbaut war. Eine Zeit lang benützte der Schullehrer diesen Grund. Schließlich wurde er 1829 dem Wirt, der auch Ansprüche machte, überlassen. Zusammenstellung: Karl Glaser 8

Kirche in Bogenhofen Der Ort Bogenhofen weist schon Besiedlungsspuren aus der Römerzeit auf. Die Römerstraße von Salzburg nach Passau führte nahe an Bogenhofen vorbei. Poubenhoven wird als erste aller Ortschaften der heutigen Gemeinde St. Peter am Hart bereits 760 erstmals urkundlich erwähnt. In der Ortschaft Bogenhofen wurde 802 bereits eine Kapelle Sancti Andree erwähnt. Um 1130 vermachte Engelschalk von Poubenhoven (später Pubenhofen, dann Pogenhofen ) sein Gut dem nahegelegenen Kloster Ranshofen, wobei die Kapelle nicht eigens erwähnt wurde und deshalb heute die spätgotische Kirche aus der Zeit um 1400 zur Pfarre St. Peter am Hart gehört. Dazu aus Der Innkreis (1843, S. 123) von Benedikt Pillwein (1779 1847): Von der Einführung des Christenthumes in diesem Kreise bis nach 1050 waren viele Kirchen vererbliches Privateigenthum. Freye Männer mit den nöthigen Eigenschaften versehen bauten sich Kirchen, wurden vom Bischofe zu Priestern geweiht, und lebten mit Weib und Kindern von den kirchlichen Gefällen ihrer selbst geworbenen Gemeinde; manchesmahl übergab ein solcher Priester, oder dessen Erben die Kirche in Obhut oder zur gefälligen Disposition des Bischofes. Den Priestern standen die Mönche als nicht verehelicht gegenüber. Zu einem adelichen Hofe, der aus mehreren Gütern bestand (Muratorius antiquitates Italiae I. 568), gehörte in den ältesten Zeiten eine Kirche, in welcher dem Volke die Sakramente ertheilt wurden, sie mochte eine Pfarrkirche oder dieser untergeben seyn. Daraus kann geschlossen werden, dass die Kirche von Bogenhofen immer eine untergebene Kirche von St. Peter war. 1440 wurde sie geweiht. 1503 wurde am 2. Mai der Altar zu Ehren des heiligen Andreas und auch der beiden Apostel Simon und Juda geweiht. 1515 wurde der rechte Seitenaltar zu Ehren der hl. Sebastian, Erasmus und Leopold, der linke Altar zu Ehren der hl. Margaretha und der 10.000 Jungfrauen geweiht. Früher war sie Schlosskirche vom Schloss Bogenhofen und ist heute Filialkirche von St. Petrus. Der Eindruck wird heute von einer reichen Barockisierung (eigentlich Rokoko) in der ersten Hälfte des 18. Jhdts. bestimmt. Die Kirche in Bogenhofen bekam 1732 anstatt des schadhaften Sattelturms einen Kuppelturm, und von Georg Stockmayr, Uhrmacher Zusammenstellung: Karl Glaser 9

aus Aign, wurde eine eiserne Turmuhr mit ganzem Schlagwerk erstellt. 1739 wurden in Zusammenarbeit des wahrscheinlich in Ranshofen geborenen Johann Michael Vierthaler und seinem Freund, dem Maler Johann Georg Reischl (geb. und gest. unbekannt) wohl nach dem Abschlagen der Gewölberippen der Rokokostuck und die Deckengemälde angebracht. In ihrer letzten gemeinsamen Schaffensperiode gelang ihnen noch ein besonderes Werk in unserer Pfarre. Nach dem Tod von Michael Vierthaler dürfte Johann Georg Reischl keine Bilder mehr gemalt und den Wohnort Mauerkirchen mit seiner Familie verlassen haben. Ebenso 1739 erhielt diese Kirche eine Sakristei. 1740 wurde das Kirchengestühl angeschafft und der Marmorboden verlegt. 1743 bekam das Kirchlein sogar eine Orgel. 1750 erhielten die beiden Seitenaltäre ihre Altarbilder vom Braunauer Maler Johann Josef Brandstätter. 1786 stand im Zuge der Reformen von Kaiser Joseph II. auch die Kirche von Bogenhofen auf der Liste jener Kirchen, die gesperrt werden sollten, wurde aber belassen, weil sie eine herrschaftliche Kirche war und von der Herrschaft für den eigenen Gebrauch erhalten wurde. Die Kapelle zu Ehren des hl. Andreas wurde 1827 geschlossen, als der Eigentümer des Schlosses Bogenhofen Ignaz Graf von und zu Alten- Franking das hölzerne und verfallene Schloss mit der Herrschaft Hagenau tauschte. Der Graf erwarb dafür Heitzing bei Andorf. aus: Topographie oder kurze Beschreibung desjenigen Distrikts der bayerischen Lande, welchen das durchlauchtigste Erzhaus von Oesterreich Kraft der mit Kuhrpfalz zu Teschen geschlossenen Konvention in Besitz genommen hat. (1779) Haitzing. Eine Hofmarch sammt einem kleinen Schloße in dem Pfleggericht Scharding nicht weit an den österreichischen Gränzen auf ebenem Lande. Es fließt das Wasser die Pramb genannt vorbey. Die freuyherrliche Familie Ruestorf hat diesen adelichen Sitz schon in ältern Zeiten besessen, und ob es gleich auf einige Zeit durch Verträge an andre Familien gelangt ist, so kam es doch im siebenzehnten Jahrhunderte wiederum an die von Ruestorf. Dermalen aber ist der Herr von Fränking im Besitze. Anmerkung: Der Herr von Fränking (Franking) war damals auch Besitzer des Schlosses Hagenau. Vor dem Turm- und Dachstuhlbrand am 26. Juli 1887 zierte ein Zwiebelturm die Kirche St. Andrae. Vier Jahre nach diesem Brand beschloss die Gemeinde, freiwillige Löschzüge zu erstellen. 1895 kam es dann zur Gründung der freiwilligen Feuerwehr. Die Restaurierung der Einrichtung der Kirche in Bogenhofen zwischen 1986 und 1990 hatte die Konservierung und Instandsetzung der künstlerischen Substanz und die Wiedergewinnung der ursprünglichen Farbigkeit zum Ziel. Seither erstrahlt diese Kirche als Juwel im Oberen Innviertel in neuem Glanz. Zusammenstellung: Karl Glaser 10

Ehemalige Schlosskirche in Hagenau 1187 Einweihung einer aus Holz errichteten Kapelle in Hagenau zu Ehren des hl. Nikolaus. aus: Topographie oder kurze Beschreibung desjenigen Distrikts der bayerischen Lande, welchen das durchlauchtigste Erzhaus von Oesterreich Kraft der mit Kuhrpfalz zu Teschen geschlossenen Konvention in Besitz genommen hat. (1779) Hagenau. Eine Hofmarch und ein Schloß in dem Pflegegerichte Mauerkirchen, liegt nächst an dem Innfluße. Im Jahre 1320. war die Ahamische Familie, dann im Jahre 1560. die Thaimerische Familie in Besitz. Im Jahre 1630. gelangte dieselbe durch eine Schankniß an die Schützische Familie, welche nachher mit Weglassung des Namens Schützen sich blos von Hagenau geschrieben haben. In der dem heil. Nikola geweihten Pfarrkirche sind alte Grabstätte der Schützischen Familie zu sehen. Es hat diese Herrschaft erträgliche Fischereyen von Aschen und Forellen. Der dermalige Besitzer ist der Herr Graf von Fränking. Anmerkung: Auch diese Kirche wird als Pfarrkirche bezeichnet. Siehe dazu S. 9 Um 1500 wurde in Hagenau eine größere Kapelle aus Ziegeln gebaut, die durch den Passauer Weihbischof Wiguleus 1515 geweiht wurde. 1727 großteils neu gebaut: Renovierung und prachtvolle Ausstattung von Grund auf durch Graf Felix Joseph von Franking. Errichtung einer Empore. 1728 wurde eine Flachdecke in der Schlosskirche eingeführt und vom Mauerkirchener Stuckkünstler Johann Michael Vierthaler (geb. zwischen 1680/90 vermutlich in Ranshofen, gest. 1743) reichlich Gitterwerkstuckaturen angebracht. Die Kirche bekam drei Altäre (Hauptaltar dem hl. Nikolaus, die Seitenaltäre der Gottesmutter und dem hl. Sebastian, Schutzheiliger gegen Pest und Seuchen, geweiht). Während der gesamten Frankinger (oder Franken) Herrschaft wurde die Schlosskirche von Franziskanermönchen aus Passau betreut. Dafür erhielten sie jährlich fünf Eimer (= 280 Liter) braunes Bier. Bis 1815 wurde die Kapelle von einem eigenen Kaplan besorgt. 1881 wurde die Schlosskirche Hagenau im Stil der Neurenaissance unter Freiherrn Anton Philipp von Handel anlässlich seiner Heirat mit Flora von Handel restauriert und zwei bemalte Rundbogenfenster wurden im Chor eingezogen. Auch eine Orgel wurde eingebaut, die leider mit dem Niedergang der Kapelle auch zerlegt wurde. Als in den 90-er Jahren des 20. Jhdts. die St. Peterer Singgemeinschaft die Kapelle reinigte, sollte die Orgel auf Anweisung der damaligen Besitzerin beseitigt werden. Chorleiter Karl Glaser aber widersetzte sich diesem Wunsch, so dass die Teile der Orgel erhalten blieben. Wenige Jahre später stellte sich heraus, dass diese Orgel vom Salzburger Orgelbauer Ludwig Mooser, knapp vor seinem Tode errichtet wurde, was den heutigen Besitzer des Schlosses bzw. der Kapelle veranlasste, Teile der Orgel nach St. Laurenz in Altheim zu veräußern, weil dort auch eine Mooser-Orgel steht, die in den 90-er Jahren des 20. Jhdts. aufwändig restauriert wurde. Zusammenstellung: Karl Glaser 11