Ein Ruf in die Freiheit! Zur Freiheit hat uns Christus befreit. So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auferle- gen

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Transkript:

Predigt im Gottesdienst am 4.9.16 in der Johanneskirche/ Michael Paul Thema: Die Freiheit Christi bewahren Pr. Text: 1.Petr.5,5c-11 5c Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. 6So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. 7Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. 8Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. 9Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. 10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. 11 Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Ihr Lieben, am Ende des Petrusbriefes nun dies: Ein Ruf in die Freiheit! Gut könnten hier auch die Worte des Apostels Paulus stehen, die er gegen Ende seines Galaterbriefes geschrieben hat: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auferlegen. (Gal.5,1) Genau diese Spannung finden wir auch in unserem Predigttext: Wir sind auf der einen Seite von Jesus bereits befreit. Und auf der anderen Seite steht diese Freiheit in Gefahr, will sie in den täglichen Widerständen von uns gelebt und bewahrt werden. Wir sind von Christus befreit: Wozu hat Christus uns denn frei gemacht? Zu allem und zu jedem? Sind wir befreit zu einem Leben nach dem Lustprinzip? So wird Freiheit ja oft verstanden: Ich kann machen, was ich will, wohin mich meine Lust, wohin mich meine Wünsche treiben. Es ist doch eigenartig: In Zeiten, in denen sich z.b. in unserem Land so viele Menschen so viele Wünsche erfüllen können, gibt es so wenige zufriedene, erfüllte Seelen. Wie wenig frei die Menschen sind, ist mir z.b. in einem Trauergespräch aufgeleuchtet. Nachdem wir über das Leben des Verstorbenen gesprochen hatten, fragte ich die Tochter: Was geschieht jetzt mit Ihrem Vater, wo er gestorben ist? Da kommt nichts mehr!, sagte die Tochter. Aber wir sind doch Christen!, konfrontierte ich. Wir glauben doch an Ostern, an die Auferstehung Jesu von den Toten, an die Hoffnung, die auch wir durch dieses Ostern haben. Wenn wir keine Hoffnung auf die Auferstehung haben, dann sind wir ja tatsächlich im Tiefsten dazu verdammt, in dieser Welt alles mitzunehmen, was geht. Ihr Lieben, was für ein verkrampftes Drehen um sich selbst wirkt solche Hoffnungslosigkeit! Was uns hier oft als Freiheit erscheint, ist in Wirklichkeit tiefste Abhängigkeit. Die wirkliche Freiheit ist nicht die Freiheit, alles zu tun, wohin mich meine äußeren Wünsche und Lüste leiten wollen, ist auch nicht das, was

man als Selbstverwirklichung bezeichnet. Die wirkliche Freiheit ist manchmal gerade die Freiheit von den eigenen oberflächlichen Wünschen, ist die Freiheit von der Angst, hier alles haben, auskosten zu müssen. Ignatius von Loyola hat es so formuliert: Ohne Befreiung vom zwanghaften Tanz um das eigene Egoismus-Ich gibt es keinen Fortschritt. Zu dieser Freiheit hat uns Christus befreit. Und wie hat er das getan? In unserem Predigttext heißt es: Der Gott aller Gnade, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit Wir sind zur ewigen Herrlichkeit berufen. Der Himmel steht uns bevor. Darauf lenkt der erste Petrusbrief unseren Blick. Woran sollen wir das erkennen, dass wir Himmelserben sind? Das ist die Frage, die die Christen damals, an die sich der 1.Petrusbrief wendet, gestellt haben. Sie mussten große Leiden tragen, wurden diskriminiert um ihres Glaubens willen. Sie wurden nicht ernst genommen, vom Staat benachteiligt und zum Teil auch verfolgt. Wenn Leiden kommen, Ihr Lieben, dann kommt auch oft der Zweifel: Stimmt das? Werden wir den Himmel erben? Alles Äußere scheint dagegen zu sprechen. Leiden können den Glauben an die Liebe Gottes tief erschüttern. Da sagte eine gestandene Christin zu mir, als sie, von Leiden geplagt, im Krankenhaus lag: Ich kann nicht mehr beten, Herr Paul!. Und ich denke an einen Menschen, der vorher voller Glaube war; aber als ihm der liebste Mensch durch Tod entrissen wurde, war er von Zweifeln tief erschüttert. Gerade in Leidenssituationen machen wir die Erfahrung, dass unsere Freiheit nicht in unserem ICH ruht. Ich erinnere mich an einen Mann, der in seiner schweren Krankheit sagte: Ich merke jetzt erst, dass ich meinen Wert vor Gott die ganzen Jahre auf meine eigene Gläubigkeit gründete. Weil ich glaubte, musste mich Gott doch lieb haben. Weil ich anderen half, Kranke besuchte, darum musste Gott doch für mich sein. Und jetzt kann ich all das nicht mehr. Ich kann nicht mehr glauben, dass Gott mich liebt. Werden wir den Himmel erben? Gerade in Leidenszeiten wird das doch fraglich. Und Petrus ringt in diesem Brief um diese Leidenden, die in der Gefahr stehen, ihre Hoffnung und ihre Freiheit zu verlieren. Er ruft sie, - und er ruft auch uns mit unseren Leiden und Grenzen - zu dem Grund zurück, auf dem wir stehen. Der Gott aber der Gnade, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Wunderbare Worte an leidende, angefochtene Seelen. Unsere Hoffnung steht doch nicht auf unserer Kraft, unserem Tun, Glauben und Hoffen. Wir werden doch nicht deshalb die ewige Herrlichkeit des Himmels erlangen, weil wir durchhalten, weil wir auch in Krankheit noch schön beten können. Jesus Christus ist die alleinige Ursache unserer Hoffnung. An ihm hängt unsere himmlische Berufung. Und wenn Du in Deinen Leiden nicht beten kannst, dann berge Dich in Jesus, der für Dich den Himmel verließ, um bei Dir zu sein, und der Deine Last trug bis zum Tode am Kreuz. Der wird Dich nicht fallen lassen. Er wird dich vielmehr hindurchtragen, der Du eine kleine Zeit leidest. Petrus schärft es den Christen ein: Es wird nicht dunkel bleiben. Jetzt scheint die

Krankheit, die Not, die Trauer, der Schmerz über eine Trennung oder über eine Schuld, Ewigkeiten zu dauern. Aber es ist nur eine kleine Zeit. Es geht vorbei, Ihr Leidenden. Alles wird wirklich gut. Ihr werden den Himmel erben, weil Christus den Sieg errungen hat. Aber dieser Gott wird sich nicht erst am Ende als mächtig erweisen, er wird auch jetzt schon, mitten in Euren Leiden, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Gott erweist sich gerade auch in Euren Leiden als lebendig. Habt acht! Schon gleich kann es Dir wieder besser gehen. Schon im nächsten Moment hat er ein Licht für Dich. Er kann Kraft geben, wo Du keine mehr hast. Steh auf, sagt Jesus zum Gelähmten, nimm dein Bett und geh heim! (Mk.2) Sei sehend!, sagt er zu dem Blinden. Komm heraus aus Deinem Grab!, sagt er zu Lazarus (Joh.11) Was sagt er zu Dir? Er will sich Dir gerade auch in den Zeiten Deiner Leiden als gegenwärtig und hilfreich erweisen. Zur Freiheit hat Euch Christus befreit. Das war das erste. Und das zweite: So steht nun fest und lasst euch nicht das Joch der Knechtschaft auferlegen. Weil Christus uns zur Freiheit befreit hat, darum ermahnt uns Petrus nun mit drei Weisungen, diese Freiheit nicht mehr aus den Händen zu geben. So schreibt Petrus erstens: So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er Euch erhöhe zu seiner Zeit. Die gewaltige Hand Gottes - Ja, manchmal ist Gottes Weg mit uns schwer zu verstehen oder auch gar nicht zu begreifen. Wer will Antworten finden auf die Frage, warum die Christen in Syrien, im Irak und auch im Iran so Schweres zu tragen haben, Verfolgung und Tod erleiden müssen? Da will man am liebsten ausbrechen, sich aus der gewaltigen Hand Gottes losreißen, eigene Wege finden. Und jeder, der mit Christus unterwegs ist, kennt auch die Situationen, in denen wir Gottes Handeln an uns nicht verstanden. Das Ja zu dem Weg Gottes mit uns ist nicht immer leicht. Da gibt es Zeiten, wo wir Gottes Gegenwart nicht fühlen. Wie kann man in solchen Zeiten ein Ja zu Gottes Wegen finden? Manchmal können wir das nur, indem wir auf Christus schauen und uns trotz gegenteiliger Gefühle sagen: Und Gott hält trotzdem an mir fest. Denn er hat uns Jesus geschenkt. Wie sollte dieser Gott, der das Kreuz trug für mich, mich je fallen lassen? Ja, manchmal können wir uns einfach nur im Blick auf Christus trösten. Aber manchmal heißt dieses Sichunter-Gottes-Hand-Demütigen auch: Sich seinem Wort, das Leben schafft, wieder neu aussetzen. So erzählte mir vor einiger Zeit ein Flüchtling: Als ich vor zwei Jahren am Ende meiner Kraft war und nicht mehr hoffen konnte, immerzu weinen und an meine kranke Mutter denken musste, die noch in meiner Heimat ist, als ich an allem verzweifeln wollte und plötzlich den Tod fürchtete, da griff ich zu meiner Bibel und las die Worte Jesu: Ich lebe, und ihr sollt auch leben. Und mit einem Schlag sah ich wieder Licht, konnte meine Mutter in Jesu Hände legen und fürchtete nicht einmal mehr den Tod. Steht fest in eurer Freiheit. Petrus schreibt zweitens: Alle eure Sorge werfet

auf ihn, denn er sorgt für Euch. Die vielen 1000 Sorgen unseres Alltags wollen uns verschlingen. Oft sind es ja gar nicht die großen Nöte, die uns die Freiheit des Glaubens rauben wollen. Oft sind es die kleinen Sorgen, die in ihrer Häufung uns zermürben. Wir lassen uns nicht selten von ihnen bestimmen, treiben. Ich kenne das auch, dass ich manchmal von den alltäglichen Sorgen hin- und hergeworfen werde und ihnen nachjage. Mich haben die Worte von Gregor dem Großen getroffen. Er schrieb: Manchen Seelsorgern ist es eine Lust, von Geschäften schier erdrückt zu werden. Von lauter Freude am Geräusch des Weltlärms wissen sie nichts vom inneren Leben, das sie doch andere lehren sollten. Ihr Lieben, wie sollen wir Seelsorger die Freiheit vom Sorgengeist dieser Welt den Menschen lehren, wenn wir selbst nicht aus der Stille, dem Gebet, dem inneren Leben mit Gott kommen? Ich habe nach meinen Exerzitien letztes Jahr, meinem 4wöchigem Schweigen und mich Gott Aussetzen, gemerkt, wie mich die Sorgen und Geschäfte des Alltags schnell wieder verschlingen wollen. Ich frage mich tatsächlich, was ich tun oder besser lassen kann, damit mein inneres Leben mit Gott wieder größeren Raum gewinnt. Steht fest in Eurer Freiheit, schreibt Petrus. Das heißt drittens und letztens: Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht fest im Glauben. Die Worte vom Teufel hier sind vielen von uns fremd. Haben wir in unserer Moderne die Welt nicht entdämonisiert? Wissen wir nicht, dass das Böse aus dem menschlichen Herzen kommt und wir uns nicht einfach davon freisprechen können, indem wir es einem Teufel in die Schuhe schieben? Jesus kann beides sagen: Dass das Böse aus dem menschlichen Herzen kommt und dass es von einer bösen Macht, dem Teufel, hervorgerufen ist. Und ich bin auch überzeugt, dass nicht alles Böse, was geschieht, einfach nur menschengemacht ist, dass vielmehr hier eine Gegenmacht Gottes an uns zieht. So kann ein Paulus sagen: Wir haben nicht nur mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächten und Gewalten. Wir spüren das auch manchmal, dass wir etwas nicht wollen und es trotzdem tun. Da arbeiten Mächte an uns, die nicht einfach nur aus uns selbst herauskommen. Und zielen die Versuchungen zum Bösen nicht immer auch auf unseren Glauben? Will uns hier nicht etwas oder jemand von Gott wegziehen? Mich fragte vor einiger Zeit ein Kollege: Glaubst Du wirklich, dass es hier auch eine Macht gibt, die unsere Arbeit behindert, die ein Interesse daran hat, dass Menschen im Glauben geschwächt oder sogar von Gott weggezogen werden? Ja, das glaube ich. Gerade wo Menschen von Herzen Gott dienen, kommt plötzlich ein Widerstand. Gerade wo die Wahrheit gesagt wird, die Liebe gelebt wird, treten Gegner auf. Da ist ein Interesse, dem Evangelium keinen freien Lauf zu gewähren, die Liebe Gottes zu behindern. Und wo Menschen Jesus wirklich nachfolgen, ist der Versucher nicht weit.

Seid nüchtern und wacht, schreibt Petrus. Die Nüchternheit bewahrt man, wenn man sich dem enthält, was uns berauschen will, wenn man Distanz hält. Distanz zum Zeitgeist, Distanz zu einem Denken, das den Egoismus fördert, Distanz zu Dingen, die uns in Versuchung bringen. Solche Distanz können wir nur wahren, wenn wir einen Anker haben, der uns fest macht. Manche meinen, sie könnten Christen sein ohne Christus, ohne Gemeinde, nur für sich. Aber wir müssen die Liebe Christi empfangen, um dem Egoismus durch Liebe widerstehen zu können. Wir müssen aus der Vergebung Jesu leben, um unseren Streit überwinden und vergebend Hände reichen zu können. Wir müssen die Freiheit Jesu geschenkt bekommen, um die Ketten, die uns binden, immer wieder neu ablegen zu können. Nicht wir haben die Macht, die Freiheit des Glaubens zu wahren. So schließt Petrus einem Lobpreis, der auch an das Ende des Vaterunsers erinnert: Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Durch Christus allein erlangen und erhalten wir unsere Freiheit. Amen.