Verfolgung und Terror Der Machtapparat der Nationalsozialisten Mit Gerhard Botz, emeritierter Professor für Zeitgeschichte und Leiter des Boltzmann-Instituts für Historische Sozialwissenschaften in Wien Ö1 Betrifft: Geschichte / Teil 1-5 Redaktion: Martin Adel, Robert Weichinger Sendedatum: 4. bis 8. November 2013 Länge: je 4:50 Lösungen 3. Zur historischen Orientierung: Erstellen eines Zeitstreifens 1917: Russische Revolution 1918: Ende des Ersten Weltkrieges 1920: Gründung der SA; Gründung der Deutschen Arbeiterpartei 1923: Ruhrbesetzung (im Beitrag ist fälschlicherweise von der Rheinlandbesetzung die Rede); Putsch in München 1925: Gründung der SS; Neugründung der NSDAP 1929: Weltwirtschaftskrise 1933: Machtergreifung Hitlers; Gründung der GESTAPO unter Hermann Göring 1934: Hitler als Führer und Reichskanzler; Röhm-Putsch ; Heinrich Himmler wird Reichsführer SS 1939: Überfall auf Polen; Gründung der Waffen-SS 1943: Schlacht von Stalingrad 1945: Ende des Zweiten Weltkrieges 1
4. Institutionen der Gewaltherrschaft Zuordnung SA Schutzstaffel Dabei handelt es sich um eine paramilitärische Kampforganisation, die als Ordnertruppe eine entscheidende Rolle bei Aufstieg der Nationalsozialisten spielte. Sie organisierten Saalschlachten und behinderten politische Gegner bei Versammlungen und Auftritten. 1934 wurde die Führung dieser Organisation an Heinrich Himmler übertragen. Ernst Röhm hatte diese Organisation zu einer schlagkräftigen und straffen Einheit aufgebaut. Trotz ihrer Verbrechen wurde diese Organisation bei den Nürnberger Prozessen ausdrücklich nicht als verbrecherische Organisation eingestuft. Zur Uniformierung gehörten das Braunhemd und eine Hakenkreuzarmbinde mit rotem Band und schwarzem Hakenkreuz in weißem Kreis. SS Sturmabteilung Diese Organisation war das einflussreichste Terror- und Unterdrückungsorgan der NS-Herrschaft. Hitler gründete diese Vereinigung 1925 als Saalschutz für die NSDAP. Ab 1934 war diese Organisation für die Überwachung der Konzentrationslager zuständig. Strenge rassenbiologische und NS-ideologische Auswahlkriterien bestimmten über die Zugehörigkeit zu dieser Eliteeinheit. So genannte mobile Einsatztruppen dieser Organisation spielten nach dem Polenfeldzug bei der Vernichtung der Juden in Osteuropa eine zentrale Rolle. Der Wahlspruch lautete: Unsere Ehre heißt Treue. Er ist heute in Österreich unter Strafe gestellt. 2
Waffen-SS Sie entstand nach dem Angriff auf Polen aus der Zusammenführung anderer Verbände und Divisionen. Sie bildete gemeinsam mit den SS-Totenkopfverbänden einen Teil der bewaffneten SS. Durch ein hohes Maß an Kampfgeist und Opferbereitschaft erwarben sich die Mitglieder (auch bei den Alliierten) den nachhaltigen Ruf einer todesverachtenden Elitetruppe. Sie unterstand während des Zweiten Weltkrieges dem Oberbefehl der Wehrmacht und war an den Kriegsverbrechen des NS-Regimes beteiligt. Sie war weltweit die erste Truppe, die mit Flecktarnmustern auf ihren Uniformen ausgezeichnet war. In Österreich gilt die Kameradschaft IV als Interessens- und Traditionsverband dieser Organisation. GESTAPO Sie wurde 1933 gegründet und unterstand zunächst dem preußischen Innenminister Hermann Göring. Ihre Zuständigkeit war die Bekämpfung tatsächlicher oder vermeintlicher politischer Gegner des Regimes. Die Effektivität dieser Organisation beruhte auf einem ausgedehnten Überwachungssystem aus Spitzeln und auf einem politisch, beruflich oder privat begründeten Denunziantentum. Sie war die politische Polizei im Dritten Reich und hatte die Machtbefugnis, ohne richterlichen Entscheid Hausdurchsuchungen vorzunehmen, Menschen zu verhaften, sie zu foltern und zu ermorden oder sie in ein Konzentrationslager zu verschicken. Mit etwa 900 Mitarbeitern befand sich die Dienstelle dieser NS-Terrororganisation im ehemaligen Hotel Metropol am Morzinplatz in Wien. Sie wurde von Reinhard Heydrich eingerichtet. Das berüchtigte Judenreferat unter Adolf Eichmann war eine Dienststelle dieser NS-Organisation. 3
NSDAP Zunächst wurde sie 1919 als Deutsche Arbeiterpartei von Anton Drexler und Karl Harrer begründet. Hitlergruß, Führerkult und das Charisma Hitlers waren zentrale Elemente dieser Organisation. Das Parteisymbol war ab 1920 das Hakenkreuz, das ab 1933 im Alltagsleben der Deutschen allgegenwärtig war. Zu den wirkungsvollsten Propagandainstrumenten zählte die Parteizeitung Völkischer Beobachter. Ihre Organisationsstruktur erstreckte sich in Gaue, Kreise, Ortsgruppen, Zellen und als kleinste Einheit Blocks, die 40 bis 60 Haushalte umfasste. Sie profitierte von den Folgen der Weltwirtschaftskrise wie keine andere Partei Deutschlands. Wehrmacht Darunter versteht man die Gesamtheit der Streitkräfte in NS-Deutschland zwischen 1935 und 1945. Nach dem Tod von Reichspräsident Hindenburg wurden die Streitkräfte auf die Person Hitlers vereidigt. Durch umfangreiche Rüstungsprogramme stieg diese Institution zur einflussreichsten Organisation der NS-Aggressionspolitik auf. Die Verbrechen dieser Organisation reichen von der Vorbereitung eines Angriffskrieges, der auf Vernichtung zielte bis zu tödlichen Begleiterscheinungen und Folgen der Kriegsführung. Mit etwa 18 Millionen Angehörigen während des Krieges wurde diese Organisation zum militärischen Instrument der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik. Die militärischen Anfangserfolge zwischen 1939 und 1941 begründeten mit den so genannten Blitzkriegen den Mythos einer dem Gegner überlegenen deutschen Kriegsführung. 4
8. Die Sprache der Nationalsozialisten Neologismus Euphemismus Biologismus in der Sprache Semantische Engführung Technizismus Übersteigerung, Elativ Religiöse Konnotationen Unsere Ehre heißt Treue, Reichsführer SS, Volksgenossen, Endsieg, Kameradschaft IV, Einsatzgruppen, Sonderbehandlung, Endlösung, Reichskristallnacht, Selektion, Arisierung, Umsiedlung, Schutzhaft, Arbeitslager, rasserein, Untermenschen, Asoziale, Rassenschande, Parasiten, Volksschädling Führer und Reichskanzler Ausschaltung, Gleichschaltung ewig, total, absolut Heil 5