Die MPEG-Audiocodierverfahren

Ähnliche Dokumente
Überblick über MPEG-4 Audio Version 2

Audio Kompression: MPEG. Audio Kompression: MPEG. Audio Kompression: MPEG. Medien Technik. Medien Technik. Erlangen. Medien Technik.

Bessere Tonqualität für Videokonferenz-Anlagen

Technik des digitalen Radios

Multimedia-Metadaten und ihre Anwendung

Multimediatechnik / Video

Ludwig-Maximilians-Universität München Prof. Hußmann Digitale Medien 6-32

Einführung in Digital Radio Mondiale. Detlef Pagel Niedersächsische Landesmedienanstalt, Hannover

mp3 und die Musikindustrie: Erfahrungen

Wie landet man einen Welterfolg: Lehren aus der Entwicklung von mp3

Multimediale Werkzeuge, Audio: Formate, Tools. -Sound/Audio Objekte. Formate, Beispiele:

Lossless Codecs. Fachbereich Medieninformatik. Hochschule Harz. Referat. Christian Menschel. Thema: Lossless Codecs

MPEG-1 Layer 2, kbit/s. DAB/DAB+ DMB HD-Radio ADR/DSR DRM/DRM+ DVB-T(2) DVB-H DVB-S(2) DVB-C DVB-SH

MPEG Audio Layer 1. Fachbereich Medieninformatik. Hochschule Harz. Referat. Kolja Schoon. Thema: MPEG Audio Layer 1

Multimediale Übertragungssysteme

Grundlagen der. Videokommunikation

Multimedia Systeme. Dr. The Anh Vuong. http: Multimedia Systeme. Dr. The Anh Vuong

WIEDERGABE KOMPATBILITÄTSLISTE

Audio- und Videodatenströme im Internet

Sinneswahrnehmungen des Menschen

MP3 --- MPC --- AAC --- OGG. Inhalt: Einführung Aufbau Technik MP3 und danach. Einführung Qualität Technik Vor- und Nachteile Fazit

Digitales Video I. Wie wird Video am Computer codiert? Bilder. Bewegte Bilder. Ton. Videoformate. Auflösung Speicherung am Computer

Derzeitiger Stand der digitalen Verbreitung von Hörfunkprogrammen

Audio-Kompression: MPEG

Thema: DAB. Ein Überblick

Übertragungssysteme WS 2010/2011. Vorlesung 1. Prof. Dr.-Ing. Karlheinz Brandenburg.

Videos für das Internet

Einordnung (Studiengang IN)

Was Sie bald kennen und können

Seminar Multimediaprotokolle für den Wohnzimmer PC DVB S/C/T/IP/RC. Eine Übersicht. Martin Kremer

DVD V560 State-Of-The-Art Multimedia-Center mit gutem Design und allen Möglichkeiten

Von der Kamera zur DVD Klaus Wünschel LUG-LD

WIEDERGABE KOMPATBILITÄTSLISTE

DRM+ Der letzte Baustein zur Digitalisierung des terrestrischen Hörfunks. Stuttgart, LfK

Videokonferenzen & multimediale Kommunikation

Embedded Systems. Initiative. Embedded Systems Initiative. Hohe Datenrate und Zuverlässigkeit bei drahtlosen Multimediasystemen

Pre-Roll. Vorgeschalteter Spot mit maximal 30 Sekunden Länge

Ultra Vierfache Übertragungskapazität gegenüber H.264/DVB-C

Informatik / G. Graubner

Blu-ray Player DMP-BDT570

EDV-Anwendungen im Archivwesen II

GMM. Grundlagen Multimedia.

Kulturwirtschaft im Wandel - Eine vergleichende Analyse der Auswirkungen von Digitalisierung auf ausgewählte Branchen der Kulturwirtschaft

Übung zur Vorlesung. Digitale Medien. Vorlesung: Heinrich Hußmann Übung: Renate Häuslschmid, Hanna Schneider

AGENDA. Einleitung. Übersicht Begriffsklärung Vorstellen der Tools. Vorstellen der Technologie ASF Windows Media Format DRM

Schillerstraße 30 A 8111 Straßengel Sound Management

Wichtige Eigenschaft: zeitliche Abnahme der Schallintensität. Akustische Ereignisse sind zeitliche Phänomene mit Anfang und Ende

Diskussion von Codierverfahren

Medientechnik SS2011. Medientechnik 2011 Manfred Jackel Universität Koblenz-Landau

JPEG, MPEG & Co. Alex Titze Angewandte Informatik FHTW-Berlin

Der Online Musikmarkt - Ein Benchmarking der Musikbranche am Beispiel der Internet Plattformen Musicload und itunes Music Store

Die digitale Revolution! Digital-Radio

DRM+ ein digitales Hörfunksystem für UKW-Band in der Standardisierung

MP3 Ein paar Grundlagen. Damit wir wissen von was wir reden. Das Werkzeug Audiograbber. Zum Erstellen von MP3 Dateien. Das Werkzeug Winamp

MENSCHLICHES GEHÖR... 2 DOLBY SURROUND... 3 DOLBY PRO LOGIC... 3 DOLBY DIGITAL... 4 THX UND DTS... 5 DOLBY DIGITAL SURROUND EX UND DDOS...

Einführung Medienforscher Aufgabe 3 - MPEG. Tobias Reinsch 2011

BENUTZERANLEITUNG Adobe Media Encoder

*Audiodateibearbeitung* (Kurs A3 Praxis)

Thema: DTS (apt-x100) Fachbereich Medieninformatik. Hochschule Harz. DTS (apt-x100) Referat. Olaf Cempel. Abgabe:

RealAudio. Fachbereich Medieninformatik. Hochschule Harz. RealAudio. Referat. Christine S. Hesse 9964

A7. Digitale Rundfunktechnik

Dr. Peter G. Baum Koordinator Wasserzeichen Technologien Technicolor. Content als Trigger Die Verbindung zwischen 2 nd Screen und Fernseher

Technische Daten. Allgemeine Eigenschaften der Serie. Deutsch. Video: Schnittstellen für Rechner. 3,5-mm-Klinkenbuchse (Line Out) USB 2.

Hauptseminar: Digitale Medien und Übertragungstechnik. Videokomprimierung. Teil I. Vortrag: Philipp Correll Betreuer: Deti Fliegl

Arne Heyda, Marc Briede, Ulrich Schmidt: Datenformate im Medienbereich, Fachbuchverlag Leipzig 2003, Kapitel 5

nicht demuxte Video-Daten konvertieren mit avinet (Freeware) ############################################################ ww.clonead.co.

Video-Encoding für die Flash Plattform. Florian Plag November 2009

Arne Heyda, Marc Briede, Ulrich Schmidt: Datenformate im Medienbereich, Fachbuchverlag Leipzig 2003, Kapitel 5

Study Mission DVB ITVCD (Internet TV Content Delivery)

Neue Technologien in Internet und WWW. 0. Einleitung. 1. Digitalisierung 1.1 Sampling und Quantisierung (1) 1. Digitalisierung

Signalverarbeitung mit einem DSP am Beispiel DRM Dekodierung

Digitales Video. Teil 1: MPEG-2. Ein Vortrag von: Jana Cavojska

17 1. Dezember /17. DVD-Audio. Ein Vortrag im Zuge des Tonseminars WS 2003/04, Studiengang Audiovisuelle Medien. André Leu Tonseminar WS 2003/04

Campus-TV der Uni Mainz

Digitales Videoediting mit Premiere 6.5

Bereits am 12. Mai 2015 hielt Stefan Krüger, der Leiter Production-Line Media Services von Media Broadcast, vor der Regionalgruppe Berlin

Musik am PC: analog/digital. Vortrag der Computeria Zürich George Lauriston

HD-Wiedergabe von Filmen auf Bluray Disc und DVD, mit Internetstreaming

Ensonido - Raumklang im Kopfhörer

Sound for Flash. Fachbereich Medieninformatik. Hochschule Harz. Referat. Autor: Gunnar Neuendorf. Matrikelnummer Abgabe:

MK385. HD Audio Converter. HDMI Eingang HDMI, optisch, koaxial und 3,5mm Klinke Audio Ausgang

Einführung in die Informatik und Medieninformatik

1.1. Was ist ein Multimedia-System?

Hören wir das Gras wachsen? Grenzen unseres Hörvermögens und wie man daraus Nutzen ziehen kann

CENTAURI 4001 STREAMINGSERVER. WebRadio und InHouseStreaming. Neu: mp3pro, CT-aacPlus, MPEG 4 AAC Low Delay und apt-x. Formate: MPEG L2 MPEG L3 (MP3)

Dr.Frank Demuth Dresden

UHDTV als immersives Erlebnis dank HDR und 3D Audio

DMP-BDT131 Blu-ray Player. Abspielbare Discs. BD-RE / BD-RE DL (Ver.3) BD-R/ BD-R DL (Ver.2) DVD DVD-R / DVD-R DL / DVD-RW

Arne Heyda, Marc Briede, Ulrich Schmidt: Datenformate im Medienbereich, Fachbuchverlag Leipzig 2003, Kapitel 5

Geschäftsbericht 2004 SINGULUS TECHNOLOGIES Fokus auf neue Technologien

Ultra HD Blu-ray Player DMP-UB704

Arne Heyda, Marc Briede, Ulrich Schmidt: Datenformate im Medienbereich, Fachbuchverlag Leipzig 2003, Kapitel 5

MPEG-1, MPEG-2 und MPEG-4. Projekt KlaVid

2.3 H.261 (8) 2.4 H.263

WAS BRINGT ULTRA HIGH TV? FKTG Regionalveranstaltung 18.Juni Prof. Dr. Rolf Hedtke

PC-Treff-BB VHS Aidlingen. Günter Waller. Audio/MP3

Themen Medientechnik II. Grundlagen der Bildkompression (Teil 1) Claude E. Shannon ( ) Digitale Bildübertragungsstrecke

HOCHLEISTUNGSFÄHIGE VIDEO-CODECS

2. Digitale Codierung und Übertragung

Pin Belegung Movebox Platin HD Mediaplayer (Beispiel für 8 Clips, Anwahl von max. 16 Clips möglich)

Transkript:

Die MPEG-Audiocodierverfahren Johannes Hilpert Fraunhofer IIS, Erlangen http://www.iis.fraunhofer.de/amm 1

Themen Die MPEG-Audio Codierverfahren Wer oder was ist MPEG eigentlich? Von MPEG-1 bis MPEG-21 Die Anfänge in Erlangen MPEG-1 bis MPEG-4 Audio MPEG-4 Audio Features Bitratenbereiche Aktuelle Entwicklungen 2

Was ist MPEG? Die Moving Pictures Expert Group als Teil der ISO sorgt für die Standardisierung von Technologie zum Umgang mit Multimediadaten Die weltweit beteiligten Firmen und Forschungseinrichtungen verpflichten sich, die Technologie Fair, reasonable and nondiscriminatory zu lizenzieren Es werden offene Standards geschaffen Zukunftssicherheit durch Kontrolle der Formate durch eine weitgehend unabhängige Organisation Interoperabilität von Produkten 3

Von MPEG-1 bis MPEG-21 MPEG-1 (1992): Digitale A/V Codierung in VHS -Qualität, Ersatz der analogen Medien, begrenzte Datenrate (1.5 Mbit/s) MPEG-2 (1994): A/V Codierung für z.b. digitales Fernsehen in HDTV- Qualität, DVD. Mehrkanalaudio. MPEG-4 (1999): Codierung natürlicher und künstlicher multimedialer Inhalte, skalierbar, objektorientiert MPEG-7 (2001): Multimedia content description, Metadaten MPEG-21 (2001): Authoring, Vertrieb, Digital Rights Management 4

Vor MPEG-1: Die Entwickler in Erlangen 1987 5

Vor MPEG-1: ASPEC, der Vorläufer von mp3 (1991) 6

MPEG-1 Audio (1992) 3 Audiocodierverfahren wurden als Layer 1 bis Layer 3 standardisiert. Komplexität und Codiereffizienz nehmen zu den höheren Layern zu. Die Zahl der Kanäle ist auf zwei begrenzt Abtastfrequenzen von 32 bis 48 khz Layer 1: selten verwendet, Philips DCC Layer 2 (mp2): Rundfunkzuspielung, DAB Layer 3 (mp3): Das weltweit verbreitetste Codierverfahren, Worldspace-Radio 7

MPEG-2 Audio (1994) Erweiterung von Layer 1 bis 3 auf: Multikanalfähigkeit (bei mp3 nie im Markt) niedrigere Abtastfrequenzen und Bitraten AAC (Advanced Audio Coding, 1997): Entwickelt von Fraunhofer, AT&T, Dolby, Sony Verzicht auf Rückwärtskompatibilität zu mp2/mp3 Doppelte Codiereffizienz verglichen mit mp2 Multikanalfähig (bis zu 48 Kanäle) Abtastfrequenzen über 192 khz für High Resolution Audio Verwendet z.b. im japanischen HDTV-Fernsehen 8

MPEG-2 Audio AAC-Multichannel für HDTV Japan 9

MPEG-4 Audio (1999) Verschiedene Sprach- und Audiocoder für unterschiedliche Anwendungsbereiche: High Quality Audio: AAC mit zusätzlichen Tools (PNS), Apple s MusicStore Download-Service verwendet MPEG-4 AAC Low Delay Audio für bidirektionale HiFi-Telefonie: AAC Low Delay High Efficiency Audio: AAC + SBR für gute Audioqualität bei niedrigen Bitraten Skalierbares Audio: AAC mit Sprachcoderkern Breitband/Telefonsprachcoder: CELP Extrem niedrige Bitraten: Parametrische Coder (HVXC für 2 kbit/s Sprache) Music Synthese, Structured Audio 10

MPEG-4 Audio Features Skalierbare Codierung: Verschiedene Bitraten/Qualitätstufen sind als Layer hierarchisch in einem Audiostrom untergebracht. Der Strom kann vor oder während der Übertragung in seine Qualitätsstufen zerlegt werden. Anwendung: Internet-Streaming, Musikdownload Beispiel für die Bitraten: Beispiel: AAC mit 24 mono + 16 stereo + 16 stereo erlaubt die Decodierung von 24 mono, 40 und 56 stereo Sprachcore für sehr niedrige Bitraten möglich (z.b. 6 kbps CELP + 18 kbps AAC) 11

MPEG-4 Audio Features (2) AAC Low Delay: Eine typische Eigenschaft von Audiocodern ist die Signalverzögerung, die durch die Codierung entsteht. Typische Werte sind 100 bis 200 ms (für mp3 und AAC) im realen Betrieb AAC Low Delay ist eine speziell auf niedrige Verzögerung getrimmte AAC Variante, die es erlaubt die Verzögerung auf 40 ms zu reduzieren. Die erreichbare Qualität ist vergleichbar mit mp3 Die Verzögerung liegt im Bereich der Sprachcoder und erlaubt ungetrübte bidirektionale Kommunikation. 12

MPEG-4 Audio Features (3) Fehlerrobustheit: Problem: Durch die hohe Kompression steigt der Informationsgehalt eines einzelnen Bits. Fehler bei der Übertragung wirken sich daher umso stärker aus. MPEG-4 bietet verschiedene Ansätze, Übertragungsfehler zu verhindern, oder ihren Einfluß zu verringern: Unempfindliche Bitstromsyntax (Error Resilience) Fehlerverschleierung (Error Concealment) Fehlerschutz durch Redundanz (Unequal Error Protection) Hörbeispiel Error Robustness 13

Bitratenbereiche Typische Bitraten für 2 Kanäle bei sehr guter Audioqualität (near CD bis CD-Quality): mp2: 192..256 kbit/s mp3: 128..160 kbit/s MPEG-2 AAC: 96..128 kbit/s MPEG-4 AAC: 64..96 kbit/s MPEG-4 AAC+SBR: 48..72 kbit/s 14

Aktuelle Entwicklungen Ultra Low Delay Coding 6 ms Verzögerung bei ca. 70 kbit/s pro Kanal Anwendung: Drahtlose Mikrofone, Drahtlose Beschallung mp3 on mp4 Derzeit wird mp3 als Codieralgorithmus in MPEG-4 integriert. Multikanalfähigkeit Kombination mit den leistungsfähigen MPEG-4 Videocodern 15

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit Fragen? 16