Fachhochschule Augsburg BAUAUFNAHME SS 2014 Anleitung 1. Arten der Dokumentation 1.1 Einfache Bauaufnahme 1.2 Verformungsgerechte Bauaufnahme - Referenzielles Aufmaß 2. Messsysteme 2.1 Messebenen 2.2 Messnetze 2.3 Messpunkte auf dem Achsensystem 3. Maßangaben und Messtechniken 3.1 Maßangaben 3.2 Winkel- oder Polarmessung 3.3 Dreiecksmessung 3.4 Orthogonalmessung 3.5 Mischung von Dreiecksmessung und Orthogonalmessung 3.6 Additive Messung (Einzelmaße) 3.7 Skalare Messung (Kettenmaß) 4. Zeichen- und Darstellungstechnik 4.1 Benötigte Arbeitsmittel 4.2 Plangestaltung 4.3 Freihandzeichnungen / Zeichnungen mit Lineal und Winkel 4.4 Beschriftung 4.5 Darstellung von Linien und Kanten 4.6 Darstellung einzelner Bauteile 5. Beispiele 1
1. Arten der Dokumentation 1.1 Einfache Bauaufnahme Beim Aufmessen von einfachen Raumgrundrissen wird mit Raumdiagonalmaßen und mit raumübergreifenden Messungen gearbeitet, um die Zuordnung der Räume zu erfassen. Diese Technik der Aufnahme von Grundrissen soll nur bei einfachen Grundrissen und geringen Anforderungen an die Genauigkeit verwendet werden. Um Räume und Raumzuordnungen annähernd wirklichkeitsgetreu abbilden zu können ist ein verformungsgerechtes Aufmaß notwendig. 5,32 2,49 1,98 5,30 2,48 3,93 5,66 5 5,38 5,49 5 4,04 4,46 7,18 5 3,20 7,02 5,30 2,20 3,51 3,51 5,22 4,00 2,98 5 1,99 raumübergreifend 6,57 raumübergreifend 4,00 1.2 Verformungsgerechte Bauaufnahme Referenzielles Aufmaß Für eine Bauaufnahme mit höherwertigen Genauigkeitsgrad, einem verformungsgerechtem oder auch referenziellem Aufmaß, ist ein unabhängiges Messsystem als Referenz notwendig. Dieses System besteht aus Messebenen, den Horizontaleben, und einem Achsensystem, dem Messnetz. 2
2. Messsysteme 2.1 Messebenen Jede Bauaufnahme beginnt mit dem Einrichten einer Horizontalebene, dem sog. Meterriß. Es ist in jedem 02.04.14 Geschoß eine solche Ebene einzumessen und zu markieren. Gekennzeichnet werden Raumecken, Türund Fensterkanten, Wandnischen, Stützen usw. Die Markierungen werden mit einer Datumsangabe versehen. Die Messebenen werden durch das Nivellieren erstellt. Dies kann mit einer Schlauchwaage, einem Nivelliergerät oder einem Laser erfolgen. 2.2 Messnetz Die Räume werden mit einem Messnetz versehen. Ausgehend von einer Ausgangsschnur, welche z.b. in einem Flur liegen kann, werden weitere Schnüre (Maurerschnüre) gespannt. Dies erfolgt über einfache Dreiecksmessung, Winkel oder Polarpunktmessung (siehe Kapitel 3.2), mittels eines Theodolits oder auch mit einem Nivelliergerät mit Teilkreis. Mit Hilfe dieser Geräte kann das Achsensystem auch rechtwinklig (orthogonal) angeordnet werden. Dies ermöglicht ein vereinfachtes und fehlerfreies Aufzeichnen. Idealerweise ist das horizontale Messnetz ausnivilliert und umspannt, wenn möglich, die Außenseiten des Gebäudes. Durch das befestigen und Spannen der Schnüre durch Einschlagen kleiner Nägel in das Mauerwerk darf kein Schaden entstehen. Die Kreuzungs- und Endpunkte müssen dauerhaft markiert werden. inneres Achsensystem äußeres Achsensystem 3
2.3 Messpunkte auf dem Achsensystem Zur Vermessung eines Gebäudes müssen auf dem Achsensystem Messpunkte gesetzt werden. Von diesen Punkten aus können Gebäudekanten eingemessen werden. Die Messpunkte werden auf den Schnüren mit einem Tesakreppstreifen markiert. Dauerhaft kann diese Markierung auch auf dem Boden erfolgen. 3. Maßangaben und Messtechniken 3.1 Maßangaben Bitte beachten Sie, dass alle gemessenen Maße Fertigmaße sind, also Gesamtwandstärken Mauerwerk einschließlich Putz. Im Gegensatz zu Werkplanzeichnungen, welche sich in der Regel auf Rohbaumaße beziehen. Es werde nur sichtbare Kanten gemessen. Ist dies nicht möglich muss dieses vermerkt und dargestellt werden. 3.2 Winkel oder Polarmessung Mit Hilfe eines Theodoliten kann der Polarwinkel und die Strecke s gemessen werden. Durch Berechnung kann dadurch der x- und der y-wert ermittelt werden. y x sinα2 =, cosα2 = s s 2,84 5 4,55 5 000 Basislinie α 1 Standpunkt Theodolit 8,90 Strecke x α 2 α 2 s = Strecke für Polarmessung Spannmaß nicht messbar Strecke y s = Strecke für Polarmessung 4,42 5 4
3.3 Dreiecksmessung Es gibt mehrere Möglichkeiten Bauteilmesspunkte auf das Achsensystem zu beziehen. Bei der Dreiecksmessung wird ein einzumessender Punkt über zwei weitere Punkte auf der Achse eingemessen. Die gemessen Strecken (Spannmaß) werden mit Zirkelschlägen auf das Zeichenblatt übertragen. Der resultierende Schnittpunkt ergibt den gemessenen Gebäudepunkt. Dabei ist darauf zu achten, dass die gemessenen Strecken in einem nicht zu steilen, bzw. zu flachen Winkel aufeinandertreffen. Dies führt zu einer zu hohen Zeichenungenauigkeit. 2,84 5 6,11 Spannmaß 000 Basislinie 4,55 5 8,90 7,15 Spannmaß 4,42 5 3.4 Orthogonalmessung Durch Einschwenken mit Meterstab oder Maßband kann die kürzeste Entfernung von der Achse zu einem aufzumessenden Punkt ermittelt werden. Dieser Punkt liegt dann auf einer Parallelen zur Achse. Durch Ermittlung der kürzesten Entfernung zu einer zweiten Achse und dem Antragen der zugehörigen Parallelen ergibt sich der gesuchte Punkt als Schnittpunkt der beiden Parallelen. 5
3.5 Mischung von Dreiecksmessung und Orthogonalmessung Durch Kombination der beiden Messverfahren, die Messung über Spannmaß und durch die Ermittlung der kürzesten Entfernung durch das Einschwenkverfahren, können ebenfalls Gebäudepunkte eingemessen werden. 3.6 Additive Messung (Einzelmaße) Beim additiven Messen werden Einzelmaße gemessen und aneinandergereiht. Durch das mehrmalige Anhalten des Meterstabes können Maßtoleranzen entstehen Bei der Addition der Einzelmaße erhält man 8 97 7 46 1,12 40 68 2,66 ein falsches Gesamtmaß. Deshalb muss bei additiven Messen das Gesamtmaß als eigene Messung durchgeführt werden. Unterschiede zwischen dem rechnerischen und tatsächlichen Gesamtmaß bleiben unberücksichtigt. Für die weitere Bearbeitung gilt das tatsächliche Gesamtmaß. 3.7 Skalare Messung (Kettenmaß) Die Maße werden fortlaufend in Messrichtung gemessen und angeschrieben. Es kann schneller mit 000 39 5 46 22 5 97 1,58 1,98 15 2,66 geringeren Messtoleranzen gearbeitet werden. Bei langen Strecken muss mit Maßband, Teleskopmaß oder Laserdistanzmesser gearbeitet werde. Ein Vergleich einzelner Maße bzw. Längen ist innerhalb der Messkette nicht möglich. Dies kann bei falscher Eintragung der Zahlen eine Fehlermöglichkeit sein. Die Zahlen werden in Messrichtung geschrieben. Anfang und Ende werden gekennzeichnet. Es ist üblich in einer Zeichnung beide Messsysteme zu verwenden, wobei bei langen Messlinien Skalarmaße eher geeignet sind. 6
4. Zeichen- und Darstellungstechnik 4.1 Benötigte Arbeitsmittel Zeichenkarton A2 TK-Bleistifte, Spitzer, Radiergummi, Tesakrepp, etc. Zirkel, Lineal, Geodreieck, Zeichendreieck Meterstab, Bandmaß 2 50m oder Laserdistanzmesser, Wasserwaage, Lot, Maurerschnur Hammer, Nägel Zeichentisch auf Stativ Fotoapparat 4.2 Plangestaltung Um die Zuordnung einzelner Blätter sicherzustellen und um Verwechslungen zu vermeiden sind sämtliche Zeichnungsblätter zu kennzeichnen. 5 4 Objekt: Detail: Maßstab: Bearbeiter: Bezeichnung des Objekts mit Ortsangabe, Straße, Ort, etc. Bezeichnung mit Angabe der Lage im Objekt Maßstab: M= 1/ 3 Datum: 2 1 Bei maßgenauen Zeichnungen auf großformatigen Zeichenblättern ist zur Kontrolle von Längenänderungen des Blattes ein Verzugsmaßstab aufzutragen. Dadurch kann bei Längenänderungen durch Temperatur- oder Feuchteschwankungen der Maßstab zurückgerechnet werden. 0,5 0,5 1 2 3 4 5 6 7 8 7
4.3 Freihandzeichnungen / Zeichnungen mit Lineal und Winkel Bei der Bauaufnahme handelt es sich um technische Darstellungen, weshalb die Strichführung nicht malerisch/künstlerisch sondern möglichst technisch exakt sein soll. Eine genaue Darstellung der vorhandenen Wirklichkeit ist erforderlich. 4.4 Beschriftung Alle Buchstaben und Zahlen sind deutlich und gut lesbar zu schreiben. Zur Vermeidung von Verwechslungen bitte bei Zahlenangaben deutsche bzw. europäische Schreibweise verwenden. Um eine möglichst große Informationsdichte zu erreichen sind Zahlen und sonstige Angaben möglichst klein zu schreiben. 4.5 Darstellung von Linien und Kanten Geschnittene Kante Sichtkante Kante vor oder über der Schnittebene Verdeckte Linie Gewölbeumklappungen Messlinie Schnittlinie 4.6 Darstellung einzelner Bauteile 20/20 87 Kamin mit Verzug nach oben und unten 2,83 5 2,40 1,80 Achsmaß Rauchrohanschluß Ø22 93 8
Grundriss flaches Gewölbe Grundriss Tonnengewölbe Kreuzgratgewölbe mit Verlauf der Grate und Umklappung des Schildmauerbogens. Die Umklappung ist sowohl nach innen als auch nach außen möglich. Segmentbogen außen Stichhöhe 15 cm 97 Grundriss Fenster 39 5 22 5 8 Schielung 15 46 Innensims Holz 3 5 cm 1,58 1,98 2,66 Dipl.-Ing. Reiner Thienel April 2014 9
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