Nachhaltiger Handel und Fair Trade



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Transkript:

Seminararbeit: Nachhaltiger Handel und Fair Trade Interfakultatives Institut für Entrepreneurship (IEP) Seminar: Nachhaltigkeit Herausforderung für Wissenschaft und Entrepreneurship Betreuer: Dr. Gero Leneweit/ Dr. Rolf Dorka Sommersemester 2010 Name: Retz Vorname: Robert Matrikelnummer: 1363939

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung...3 2. Nachhaltigkeit und Fair Trade...3 2.1. Definition Nachhaltigkeit...3 2.2. Definition Fair Trade...4 2.3. Entwicklung von Fair Trade...4 2.4. Standards...5 3. Nachhaltige Entwicklung durch Fair Trade...6 4. Abschlussbetrachtung...8 Literaturverzeichnis...11

1. Einleitung "Wir haben die Erde nicht von unseren Ahnen geerbt, wir borgen sie uns von unseren Kindern." 1 Dieses etwas in die Jahre gekommene Zitat zeigt, dass der verantwortungsvolle Umgang mit unserem Lebensraum, der Erde, den Menschen nicht erst beschäftigt, seitdem das Wort Nachhaltigkeit zu einem Modewort geworden ist. Da mittlerweile eine Großzahl von Unternehmen für sich und seine Produkte mit Slogans wirbt, in denen die Nachhaltigkeit betont wird, scheint es, die Menschheit sei sich ihrer Verantwortung bewusst geworden, die sie gegenüber den zukünftigen Generationen hat. Doch nicht nur die Produzenten auch die Konsumenten scheinen sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein, kaufen sie doch in steigendem Umfang Fair Trade Produkte, die nicht nur für Fairen Handel sondern auch für nachhaltigen Anbau stehen. Ein jährliches Marktwachstum von 15% 2 klingt als wäre die Menschheit auf dem richtigen Weg, zumindest was den Handel angeht. Insgesamt muss jedoch bezweifelt werden, dass die Menschheit die Zeichen der Zeit erkannt hat, betrachtet man die Finanzkrise und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Anhand dieser Beispiele wird deutlich, dass die Thematik Nachhaltigkeit noch nicht in aller Menschen Denken und Handeln angekommen ist. Zunächst soll geklärt werden, was unter Nachhaltigkeit verstanden wird. Anschließend soll dann Fair Trade vorgestellt werden, um dann zu prüfen, welchen Beitrag Fair Trade für ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit leisten kann und wo Fair Trade unter Umständen an Grenzen stößt. 2. Nachhaltigkeit und Fair Trade 2.1. Definition Nachhaltigkeit Sucht man nach einer Definition für Nachhaltigkeit, findet man eine Vielzahl an möglichen Definitionen. Die Gemeinsamkeit aller Nachhaltigkeitsdefinitionen ist der Erhalt eines Systems bzw. bestimmter Charakteristika eines Systems, sei es die Produktionskapazität des sozialen Systems oder des lebenserhaltenden ökologischen Systems. Es soll also 1 Sitting Bull, Lakhota (Sioux) 2 http://www.transfair.org/fileadmin/user_upload/materialien/download/download_flojahresbericht_09.pdf, Zugriff am 11.07.10

immer etwas bewahrt werden zum Wohl der zukünftigen Generationen. 3 Spätestens seit der jüngsten Finanzkrise ist auch die ohnehin berechtigte Forderung nach ökonomischer Nachhaltigkeit präsent und sollte nicht vergessen werden. Die obige Definition soll ergänzt, um den ökonomischen Aspekt, für die spätere Analyse von Fair Trade dienen. 2.2. Definition Fair Trade Unter Fair Trade versteht man einen zum üblichen internationalen Handel alternativen Handelsansatz, der sich insbesondere durch einen gerechteren Handel mit den Produzenten auszeichnet. Aufgrund der dezentralen Entstehung gibt es auch hier eine Vielzahl an Definitionen. Die am häufigsten verwendete Definition stammt vom Dachverbandswerk FINE 4 : "Fair Trade ist eine Handelspartnerschaft, basierend auf Dialog, Transparenz und Respekt, welche nach größerem Gleichgewicht im internationalen Handel sucht. Er trägt zu nachhaltiger Entwicklung bei, indem bessere Handelsbedingungen und die Sicherung der Rechte vernachlässigter Produzenten und Arbeiter geboten werden vor allem derer im Süden. Fair Trade Organisationen sind (unterstützt von Konsumenten) aktiv daran beteiligt, Produzenten zu unterstützen, Bewusstsein zu fördern und Kampagnen zu führen, die auf Änderungen in den Regeln und Praktiken des konventionellen internationalen Handels abzielen. Ein sehr bedeutender Bestandteil von Fair Trade ist die Sensibilisierung der Kunden für eine gerechte Verteilung der Güter, sowie die Informations- und Bildungsarbeit zu fördern. 5 2.3. Entwicklung von Fair Trade Es gibt nach Tallontire vier unterschiedliche Entwicklungsphasen des Fairen Handels. 6 1. Phase: Goodwill Selling 1950 1970 Diese Phase ist durch den Verkauf ausländischer Güter auf dem Heimatmarkt durch Non Governmental Organizations gekennzeichnet. Prägend für diese Phase, in der 3 Bernd Klauer: Was ist Nachhaltigkeit? 1999 4 FINE ist ein Zusammenschluss von vier internationalen Organisationen des Fairen Handels(Fairtrade Labelling Organizations International (FLO), International Fair Trade Association (IFAT), Network of European Worldshops (NEWS) und European Fair Trade Association (EFTA)). 5 Vgl. FINE, 2001, http://www.eftafairtrade.org/, Zugriff am 13.07.10. 6 Tallontire, Anne. 2000. Partnerships in Fair Trade: reflections for a case study of Café Direct in Development in Practice 10(2): 166-177.

der erste Weltladen eröffnet wurde, war der Charitygedanke. 2. Phase: Solidarischer Handel 1970 1990 Manufakturprodukte einfachster Art wurden in dieser Phase in die USA und nach Europa exportiert. Die Konsumenten waren in erster Linie politisch-religiös motiviert und brachten mit dem Kauf der Produkte ihre Solidarität mit den Produzenten zum Ausdruck. Aufgrund der Abschottung der Märkte stagnierte Anfang der 90er der Verkauf der einfachen Produkte. Durch die darauf folgende Ausweitung der Produktpalette um beispielsweise Tee und Kaffee, sowie die Erschließung der Supermärkte als Vertriebskanäle, wurden neue Kundengruppen erschlossen. Kenntlich gemacht werden seither die Fair Trade Produkte durch spezielle Label. 3. Phase: Gegenseitiger wohltätiger Handel 1990 2005 Der Umsatz brach erneut deutlich ein, was eine Umstrukturierung erforderte. Bei der Neupositionierung wurde versucht ein Gleichgewicht zwischen Produzentenund Kundenanforderungen zu erreichen. So verschob sich der Fokus hin zu Marketing, Transparenz, Produktentwicklung und -qualität. 4. Phase Handelspartnerschaften 2005 heute Mittlerweile haben sich serviceorientierte Handelspartnerschaften gebildet, deren Ziel es ist, verantwortungsvollen Handel zu ermöglichen. 2.4. Standards Um eine menschenwürdige und umweltschonende Produktion zu sichern, haben Alternative Trading Organizations (ATO's) wie z.b. Transfair sich folgenden Standards verschrieben, die durch die jeweilige Fair Trade Organisation überwacht und kontrolliert werden. Mindestpreise: Durch die Zahlung von stabilen und existenzsichernden Mindestpreisen an die Produzenten, die somit nicht den Marktschwankungen unterliegen, sollen die anfallenden Produktionskosten gedeckt werden. Fair Trade-Prämie: Für den Handel mit Fair Trade zertifizierten Produkten wird über den Mindestpreis eine Prämie fällig. Diese Prämie ist für die Umsetzung von Gemeinschaftsprojekten vorgesehen, beispielsweise der Errichtung von Schulen.

Umweltschutz: Kinderarbeit: Es wird eine nachhaltige, umweltschonende Wirtschaftsweise angestrebt. Zwar ist biologischer Anbau nicht zwingend vorgeschrieben, wird aber durch fixe Preisaufschläge belohnt. Umweltschädliche Pestizide sind genauso wie gesundheitsschädigende Arbeitsverhältnisse untersagt. Illegale Kinderarbeit ist verboten und die Kinderrechtskonventionen der UN müssen eingehalten werden. 7 Handelsbeziehungen: Langfristige Handelsbeziehungen werden geschaffen, die auf Vertrauen und Solidarität beruhen als Grundlage für dauerhaften Erfolg. 8 3. Nachhaltige Entwicklung durch Fair Trade Betrachtet man die Entwicklung der weltweiten Umsätze des fairen Handels, so erkennt man deutlich einen kontinuierlichen Anstieg. Dabei können sich die fair gehandelten Produkte weder über einen niedrigeren Preis noch über einen direkten zusätzlichen Nutzen beim Konsumenten von den herkömmlich gehandelten Produkten abheben. Daraus folgt, dass es andere Gründe für den Kauf von Fair Trade Produkten geben muss, wie beispielsweise Moral und Ethik. Wenngleich der Umsatz von weltweit 2,9 Milliarden Euro im Jahr 2008 gemessen am Gesamthandelsumsatz verschwindend gering war, so weisen die steigenden Umsatzzahlen doch auf ein steigendes Verantwortungsbewusstsein der Konsumenten hin. Bewusstsein beim Konsumenten zu schaffen, dass er als Teil des Handels auch eine Verantwortung dafür hat und ihm die Möglichkeit zu geben, diese auch wahrzunehmen, sind aus meiner Sicht große Leistungen des Fairen Handels. Am anderen Ende der Handelskette wird es durch die Zahlung von Prämien möglich, den Produzenten Anreize zu geben, damit diese ihre Produkte ökologisch nachhaltig anbauen. Schließlich ist für eine gesunde Umwelt und die biologische Vielfalt unabdingbar, dass sich nachhaltige Nutzung von Ressourcen lohnt. Einige Kaffeebauern in Costa Rica beispielsweise heizen mittlerweile mit Kaffeehülsen 7 Recht der Kinder in einer Umgebung frei von Diskriminierung zu leben. Sie haben das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, medizinischer Versorgung, Ausbildung und auf Mitsprache bei Entscheidungen, die ihr Wohlergehen betreffen. 8 http://www.transfair.org/fileadmin/user_upload/materialien/download/download_konsumentenfaltblatt2009.pdf

anstatt mit Holz und indische Teeproduzenten ersetzen mit Hilfe der Fair Trade Prämie ihre Holz befeuerten Öfen durch Solaranlagen. Dadurch wird vermieden das unnötig Wälder gerodet werden, um Feuerholz zugewinnen. Neben finanziellen Anreizen ist es notwendig den Bildungsstand der Produzenten zu erhöhen, damit sie einerseits mit den technischen Geräten umgehen können, aber andererseits und das ist für die Nachhaltigkeit viel wichtiger sie die Zusammenhänge verstehen und begreifen warum nachhaltiger Anbau so wichtig ist. Die Investition in Bildung, die auch über die Prämien finanziert werden z.b. wenn Dorfschulen errichtet bzw. eingerichtet werden, sorgen nicht nur für eine ökologisch nachhaltige Anbauweise, sondern führen auch zu einer sozialen Nachhaltigkeit. Durch die Kopplung finanzieller Anreize an eine ökologisch nachhaltige Anbauweise ist meiner Meinung ein guter Weg gefunden worden, um die Produzenten in die richtige Richtung zu bewegen. Der Friedensnobelpreisträger Norman Borlaug, Begründer der grünen Revolution und Befürworter künstlichen Düngemitteleinsatzes, gibt zu bedenken, dass bei biologischer Anbauweise geringere Erträge erzielt würden und dadurch für den gleichen Output größere Flächen benötigt werden. Das bedeutet weniger Wälder müssen abgeholzt werden, um die weltweite Nahrungsversorgung sicherzustellen. Borlaug vernachlässigt allerdings die negativen Wirkungen der Düngemittel auf den Boden. Mit zunehmendem Bildungsniveau sollte es möglich sein den Anteil der Kinderarbeit zu reduzieren, die Rechte der Frauen zu stärken, Armut zu verringern und die Ausbreitung stark ansteckender Krankheiten einzudämmen. Schließlich wird durch ein steigendes Bildungsniveau auch den Folgegenerationen ein Leben unter besseren Umständen ermöglicht, ohne dass es der jetzigen Generation schadet. Dabei ist es meiner Meinung nach besonders wichtig die Produzenten soweit zu befähigen, zukünftig unabhängig von den Fair Trade - Organisationen nachhaltig agieren zu können, getreu dem Sprichwort: gib einem Mann ein Fisch und du ernährst ihn einen Tag, aber lehre in Fischen und du ernährst ihn ein Leben lang. Meiner Meinung nach ist es aber ebenso wichtig, dass sich die Bildung etc. erarbeitet wird und nicht einfach verschenkt wird, um eine entsprechende Wertschätzung hervorzurufen und somit den verantwortungsvollen Umgang mit Bildung in den 3. Welt-Ländern zu fördern. Darüber hinaus wird so auch noch das Verständnis gefördert. Selbst erarbeitete, erkämpfte Werte und Rechte werden nach meiner Erfahrung nämlich weitaus stärker verteidigt als angeordnete oder geschenkte. Deshalb ist der Fair Trade Ansatz hervorragend für eine nachhaltig Verbesserung des Sozialwesens geeignet.

Kritischer gestaltet es sich aus ökonomischer Sicht. Die Marktpreise für Kaffee, Bananen und vielen anderen in der 3. Welt produzierten Gütern schwanken extrem. Die stark schwankende Preise stellen ein enormes Problem für die Produzenten dar, denn durch diese wird es nahezu unmöglich langfristig zu planen. Die Anschaffung notwendiger Produktionsgüter, die bei normalen oder hohen Abnahmepreise durchaus sinnvoll ist, wird bei fallenden Preisen unmöglich. Aus diesem Grund wird nicht in produktivitätssteigernde Maschinen investiert und der eventuell mögliche Fortschritt bleibt aus. Hier versucht Fair Trade anzusetzen durch garantierte stabile Mindestpreise. Die garantierten Mindestpreise haben zwar den Vorteil, dass die Kleinbauern mit ihren Erträgen langfristig planen können und nachhaltiger Anbau auch in Zeiten niedriger Marktpreise betrieben werden kann. Allerdings signalisieren beispielsweise sinkende Preise, dass ein Überangebot besteht und die Produktion gedrosselt werden sollte. Diese Signalwirkung geht aber bei garantierten Preisen verloren und es wird weiterhin auf dem überhöhten Niveau produziert, es kommt zu Verzerrungen des Marktes und der Weltmarktpreis für ein beliebiges Produkt wie Kaffee fällt weiter. 9 Das scheint mir aus ökonomischer Sicht absolut nicht sinnvoll und nachhaltig zu sein. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Erfolge, die von, am Fair Trade teilnehmenden Produzenten, erwirtschaftet werden auf Kosten von Bauern, die nicht am Fair Trade teilnehmen können. Da nicht mehr z.b. Kaffee getrunken wird, nur weil der Kaffee fair gehandelt wurde, gibt es andere Bauern, die weniger Kaffee verkaufen können. In ihrer ohnehin schon schlechten Situation verlieren sie noch Kunden, die normalen Kaffee durch Fair Trade - Kaffee substituieren. Folglich sinken deren Einnahmen und ihre Armut steigt. Der aus meiner Sicht kritischste Punkt ist allerdings, dass durch Fair Trade und die fixen Mindestpreise die Produzenten dazu motiviert werden, in Niedriglohnsektoren zu arbeiten, anstatt sich weiterzuentwickeln und den Schritt vom Landwirtschaftssektor in den Industriesektor zu wagen. Hierin sehe ich die Gefahr, dass auf lange Sicht in den Entwicklungsländern weniger Wohlstand generiert werden kann, da das Kapital nicht optimal eingesetzt wird. 4. Abschlussbetrachtung 9 Andreas Graichen. Is Fairtrade Labeling Fair? A Welfare Analysis, 2009.

Für eine stabile, funktionierende Welt ist ein Wohlstandsniveau aller Völker und Menschen erstrebenswert, bei dem sie ein würdevolles Leben führen können, ohne irreparable Schäden an der Umwelt, der Gesellschaft und Wirtschaft zu verursachen. Es ist zu hoffen, dass die Menschheit als Ganzes rechtzeitig zu den nötigen Einsichten kommt und ihre Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen erkennt und annimmt. Dazu ist insbesondere notwendig, die Umwelt ganzheitlich zu sehen und wahrzunehmen und dementsprechend im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu handeln. Dies gilt nicht nur auf staatlicher Ebene sondern auch für die darunterliegenden gesellschaftlichen Einheiten bis zur einzelnen Person. Hierfür ist Fair Trade ein hervorragendes Beispiel, dass globales Denken mit lokalem Handeln vereint. Denn auf der einen Seite werden globale Problem aufgezeigt bzw. angesprochen und auf der anderen Seite wird den einzelnen Menschen und auch Unternehmen die Möglichkeit gegeben innerhalb ihres Handlungsspielraums so zu handeln, dass eine Verbesserung erreicht wird. Die Idee hinter fairem Handel geht in die richtige Richtung und ergreift stetig mehr Menschen. Allerdings ist der Anteil an der Weltwirtschaft verschwindend gering, sodass noch einiges an Überzeugungsarbeit bei Konsumenten zu tun ist. Fair Trade alleine kann aus meiner Sicht allerdings kaum für nachhaltige Verbesserungen im Handel führen, da er stets abhängig ist von der Einstellung der Kunden und aus ökonomischer Sicht zu ineffizienten Ausprägungen führt. Ein Ansatz der den Marktgesetzen besser gerecht wird, wäre meiner Meinung nach Freier Handel. Insbesondere verstehe ich darunter einen Handel frei von Zöllen und jeglichen Subventionen, die beispielsweise die Landwirtschaft der Industrieländer schützen. Würden diese Handelsbarrieren entfallen, würden die Bauern in den Entwicklungsländern aufgrund ihrer enormen Kostenvorteile den hiesigen Bauern große Marktanteile abnehmen und damit höhere Gewinne erzielen. Dies hätte zur Folge, dass sich die Bauern der Industrienationen spezialisieren müssen oder in eine andere Branche ausweichen müssen. Das macht auch insofern Sinn, da sie einen einfacheren Zugang zu Bildung haben. So sollten letztendlich die Bauern, die bei gleicher Qualität am günstigsten produzieren können, dies auch tun. Dies sollte zu einer nachhaltigen Wohlstandssteigerung der Gesamtbevölkerung führen. 10 Was nicht heißen muss dass es allen besser gehen wird. Es ist durchaus denkbar, dass einzelne Personen und Personengruppen schlechter dastehen als jetzt. Dies könnte beispielsweise mit der Mehrzahl der hiesigen Bauern passieren. Der Zugewinn an Wohlstand aber für die Bauern der dritten Welt sollte diesen Verlust überkompensieren. Die Umsetzung wird 10 v. Weizsäcker Das Gerechtigkeitsproblem in der sozialen Marktwirtschaft 1998

problematisch, da ein gewisser Egoismus dem Menschen innewohnt. So werden sich die Bauern der Industrieländer mit allen Möglichkeiten gegen solche Bestrebungen wehren. Die Zusammenschlüsse beispielsweise der Bauern innerhalb von Verbänden oder Ähnlichem erschwert oder verhindert gar die Umsetzung womöglich sinnvoller Maßnahmen. Solche Zusammenschlüsse haben häufig, obwohl sie für einen Bruchteil der Bevölkerung stehen, verhältnismäßig viel Einfluss, der durch eine koordinierte Vorgehensweise ermöglicht wird. Die restliche nicht organisierte Bevölkerung, die die Mehrheit darstellt hat hingegen wenig politischen Einfluss. Man muss sich jedoch bewusst machen, dass ein gesamtheitlich nachhaltiges Handeln ohne Verzicht und Genügsamkeit unmöglich wird. Es bliebe aber abzuwarten, ob bei einem Konzept wie freiem Handel die Konsumenten auch zu einem Verantwortungsbewusstsein für das Weltgeschehen zumindest im Handel gebracht werden könnten. Es wurde gezeigt, dass Fair Trade insbesondere in ökologischer und sozialer Hinsicht für nachhaltige Verbesserungen sorgen kann. Auch ökonomisch nachhaltige Verbesserungen werden ermöglicht. Dies gilt allerdings nur bedingt. Produzenten in Industrienationen lassen sich durch fairen Handel nicht zu einer ökologischeren oder umweltschonenden Produktionsweise bekehren. Fair Trade alleine, das muss auch klar sein, kann die Probleme der Welt aber nicht lösen. Mit Fair Trade sind ein paar erste Schritte hin zu einer nachhaltigen Welt getan, doch es ist noch ein ganzes Stück Weg zugehen. Wünschenswert wäre beispielsweise aus ökologischer Sicht ein Ansatz der auch Produzenten außerhalb der Entwicklungsländer ergreift und mit entsprechenden Anreizen zu umweltschonender, nachhaltiger Herstellung verleitet. Auch aus ökonomischer und sozialer Sicht wäre es erstrebenswert den Geist der Fair Trade Bewegung insbesondere in Bezug auf Verantwortungsbewusstsein für die Entwicklung in den Industrienationen zu übernehmen. Denn auch hier gibt es genügend Probleme, allerdings auf einem anderen Niveau. Fair Trade zeigt, dass mit etwas Verzicht bei uns, die Lebensbedingungen in Teilen der dritten Welt deutlich verbessert und gleichzeitig ökologisch nachhaltig produziert werden kann. Somit ist Fair Trade wie schon einmal erwähnt ein hervorragendes Beispiel für globales Denken und lokales Handeln.

Literaturverzeichnis Berndt, Does Fair Trade Coffee Help the Poor?, 2007 Charter of Fair Trade Principles, 2008 Graichen. Andreas Is Fairtrade Labeling Fair? A Welfare Analysis, 2009 Klauer, Bernd: Was ist Nachhaltigkeit? 1999 Sidwell, UNFAIR TRADE, 2008. Tallontire, Anne: Partnerships in Fair Trade: reflections for a case study of Café Direct in Development in Practice 10(2): 166-177, 2000 v. Weizsäcker, Christian: Das Gerechtigkeitsproblem in der sozialen Marktwirtschaft 1998 www.eftafairtrade.org, Zugriff am 13.07.10 www.transfair.org/fileadmin/user_upload/materialien/download/download_flojahresbericht_ 09.pdf, Zugriff am 11.07.10 www.transfair.org/fileadmin/user_upload/materialien/download/download_konsumentenfalt blatt2009.pdf, Zugriff am 11.07.10 www.finanzoekologen.de/content/blogcategory/33/104/, Zugriff am 18.07.10