Grundbegriffe der romantischen Poesie Romantisch leitet sich von den Begriffen Roman oder Romanze ab und meint das Wunderbare, Abenteuerliche, Sinnliche und Schaurige. Die Romantiker interessieren sich für die innere Welt des Menschen, seine Wünsche und Träume. Nicht selten stehen Wahnsinn, Krankheit, Schwärmerei, Sehnsucht, Traum, Unbewusstes, Sinnlichkeit und Müßiggang im Mittelpunkt der Dichtung. Friedrich Schlegel bezeichnete 1798 in der Zeitung Athenäum die Poesie als eine progressive Universalpoesie. Mit diesem Begriff verweist Schlegel darauf, die Trennung zwischen den einzelnen Formen und Gattungen zu überwinden. In vielen romantischen Dichtungen spielen andere Künste wie beispielsweise Malerei und Musik eine große Rolle: z. B. Wanderlieder oder auch Ölgemälde von Kaspar David Friedrich. In der Volksdichtung glaubt man die wahre Dichtung gefunden zu haben. Deshalb wurden Märchen, Sagen und Volkslieder immer wieder gesammelt und entdeckt. Gerade Märchen und Volkslieder waren als ursprüngliche Poesie hoch geschätzt: - Clemens Brentano und Achim von Arnim: Des Knaben Wunderhorn ; Sammlung von Volksliedern; 1806 - Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen ; 1816 Besonders ausdrucksstark ist die Lyrik. In den Gedichten zeigt sich am deutlichsten das romantische Lebensgefühl, die Sehnsucht des Menschen nach der Vereinigung mit der Natur.
Geschichtlicher Hintergrund Die Sehnsucht nach einer unerreichbaren Ferne war in dieser Zeit auch in den politischen Verhältnissen zu suchen. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung, man glaubte, dass die Menschenrechte der Französischen Revolution in Deutschland Einzug erhalten würden. Die Besetzung Deutschlands durch die Franzosen bedeutete aber für die deutschen Fürsten den Verlust ihrer Eigenständigkeit. Die Befreiungskriege der Jahre 1813 bis 1815, in denen die Fremdherrschaft der Franzosen abgeschüttelt wurde, wurden von nationaler Begeisterung getragen. So entstand ein deutsches Nationalgefühl und der Wunsch nach einem Einheitsstaat. Allerdings blieb die ersehnte Einigung aus und es sollten die Verhältnisse wie vor 1789 wieder hergestellt werden. Vor allem die Enttäuschung über die ausbleibende deutsche Einigung war groß. Dadurch wurden die Nachtseiten der menschlichen Existenz oft in der Dichtung aufgegriffen: Träume, Ängste, Wünsche und Fantasien des Bürgers. Genau in dieser Zeit politischer Instabilität suchten die Romantiker nach einem festen Halt, wodurch man in die Vergangenheit blickte und das Mittelalter thematisierte. Die mittelalterlich Frömmigkeit und die Einheit des Heiliges Römisches Reiches deutscher Nation galten als vorbildlich.
Schriftstellerinnen Eine bedeutende Rolle spielten in der Epoche der Romantik auch Schriftstellerinnen, die zum ersten Mal im literarischen Leben Anerkennung fanden. Sie standen im Mittelpunkt literarischer Kreise, die sich regelmäßig in Jena, Heidelberg und Berlin trafen. Beispielsweise arbeitete Caroline Schlegel an der programmatischen Zeitschrift Athenäum mit. Bettina Brentano, die später den Schriftsteller Achim von Arnim heiratete, erlangte Beachtung mit ihrem Roman Dies Buch gehört dem König, in dem sie für sozial schwächere Partei ergriff. Daneben darf man aber auch nicht vergessen, dass einige Frauen vergebens versuchten aus den herrschenden Rollenverständnis auszubrechen.
Autoren Ludwig Tieck 1773: Geburt in Berlin 1794: Tieck beschließt in Berlin Schriftsteller zu werden, nachdem er nach vielen Wanderungen (Harz, Fichtelgebirge, Nürnberg) überwältigende Naturerlebnisse erfahren hat ab 1800: erste Gichtanfälle machen sich bemerkbar; Tieck übersetzt Werke von Shakespeare aus dem Englischen und von Cervantes aus dem Spanischen ins Deutsche 1812: die frühen Dichtungen erscheinen in seinem Sammelwerk Phantasus 1853: fast achtzigjährig stirbt Tieck Tieck macht sich nicht nur einen Namen als Übersetzer und glänzender Vorleser, er war auch der produktivste Schriftsteller der gesamten romantischen Bewegung. Seine Märchennovelle Der blonde Eckbert gehört zu den am meisten erforschten Werken der deutschen Literatur.
Joseph Freiherr von Eichendorff 1788: Eichendorff wird auf Schloss Lubowitz in Oberschlesien geboren (in einer streng katholischen Familie) 1805-1808: der Dichter beginnt in Jena Philosophie und Jura zu studieren, macht darin aber keinen Abschluss 1812: Eichendorff übt einen bürgerlichen Beruf aus, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen 1813: Soldat in den Befreiungskriegen 1826: er beendet seine Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts. Sie ist eines der am meisten gelesenen Werke der Romantik und enthält zahlreiche Gedichte, die Eichendorffs Ruf als Lyriker begründen. 1857: Eichendorff stirbt mit fast siebzig Jahren. Bekannt wurde Eichendorff vor allem auch durch seine Gedichte. Beispielsweise vertonte Schuhmann das Gedicht Mondnacht.