Gefäßversuch zum Eignungsvergleich von Pilzbiomasse und Rizinusschrot als Stickstoffdüngung von Tomaten im Ökologischen Landbau

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Transkript:

Gefäßversuch zum Eignungsvergleich von Pilzbiomasse und Rizinusschrot als Stickstoffdüngung von Tomaten im Ökologischen Landbau Endbericht 2003 Versuchsleitung: DI Judith Rührer Arbeitsgruppenleitung: a. o. Univ. Prof. Dr. Jürgen K. Friedel Institutsleitung: Univ. Prof. Dr. Bernhard Freyer Institut für Ökologischen Landbau, Universität für Bodenkultur, Wien

Inhaltsverzeichnis I. Problemstellung und Zielsetzungen... 4 II. Material und Methoden... 5 1. VERSUCHSAUFBAU... 5 2. ERHEBUNGEN UND ANALYSEN... 8 3. DÜNGEMITTEL, DÜNGERMENGE... 9 III. Ergebnisse und Diskussion... 11 1. MINERALSTICKSTOFFGEHALT IM BODEN... 11 2. WURZELTROCKENMASSE... 12 3. ERTRAG... 13 IV. Schlussfolgerung... 14 V. Literatur... 14 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Versuchspflanze der Variante Kompost/Agrobiosol am 28.05.03 (Photo: Rührer, 2003)... 5 Abb. 2: Maximum, Mittelwert und Minimum der Lufttemperatur ( C) während des Versuchszeitraumes... 6 Abb. 3: Schema der Topffüllung... 11 Abb. 4: Mineralstickstoffgehalt (kg/ha) im Substrat zu 5 Terminen, Mittelwerte mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant (Tukey-Test, µ<0,05); 1) Daten fehlen aufgrund eines Manipulationsfehlers... 12 Abb. 5: Wurzeltrockensubstanz (mg/kg Substrat) in Abhängigkeit von den geprüften Varianten; Mittelwerte mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant (Tukey- Test, µ<0,05)... 13 Abb. 6: Ertrag in g/pflanze; Mittelwerte mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant (Tukey-Test, µ<0,05)... 14 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Beschreibung des Substrates... 6 Tab. 2: Versuchsvarianten... 8 Tab. 3: Zeitplan... 9 Tab. 4: Eigenschaften der gewählten Düngemittel... 9 Tab. 5: Berechnungsschema der Stickstoffdüngemenge... 10 Tab. 6: Berechnungsschema der Kaliumergänzungsdüngung... 10

Zusammenfassung der Ergebnisse des Gefäßversuchs zum Eignungsvergleich von Pilzbiomasse und Rizinusschrot als Stickstoffdünger von Tomaten im Ökologischen Landbau Der hohe Stickstoffbedarf einer Tomatenkultur soll im Ökologischen Landbau mittels organischer Dünger gedeckt werden. Ziel dieser Arbeit war es den in Österreich hergestellten Pilzbiomassedünger Agrobiosol mit dem aus Entwicklungsländern importierten pflanzlichen Dünger Rizinusschrot in seiner Wirkung auf Ertrag, Mineralstickstoffgehalt im Boden und die Bildung von Wurzeltrockenmasse zu prüfen. Gefäßversuchstation (Photo: Rührer, 2003) Es wurde vom Institut für Ökologischen Landbau, Universität für Bodenkultur, Wien im Jahr 2003 ein Gefäßversuch zu dieser Fragestellung durchgeführt. Die Düngung erfolgte als kombinierte Grund-/Kopfdüngung. Stallmistkompost im Ausmaß von 50 kgn verf /ha 1 und Handelsdünger (Agrobiosol bzw. Rizinus) 157 N verf /ha wurden in die obersten 10cm des Topfes eingemischt, um die Praxisbedingungen der Einarbeitung der Dünger nachzuempfinden. Bei der Berechnung der Düngemittelmenge wurde neben dem Stickstoffgehalt auch die Verfügbarkeit des enthaltenen Stickstoffs mitberücksichtigt. Mineralstickstoffgehalt des Bodens In der mit Pilzbiomassedünger gedüngten Variante Kompost /Agrobiosol zeigte sich eine rascher Stickstoffmineralisierung als in den beiden anderen Varianten. Wurzeltrockenmasse Das Wachstum der Wurzeltrockenmasse wurde in der Variante Kompost/Agrobiosol gefördert. Die raschere Stickstoffmineralisation, höhere Stickstoffangebot oder spezifische Eigenschaften des Düngers dieser Variante dürfte das Wurzelwachstum gefördert haben. Ertrag Im Hinblick auf den Ernteertrag nach 12 Wochen Kulturzeit lag die Variante Kompost/Agrobiosol signifikant höher als die Variante Kompost. Der höhere Ertrag im Vergleich zur Variante Kompost/Rizinus ist nicht absicherbar. In Kombination mit Kompost als Grunddünger kann sowohl Rizinusschrot als der Pilzbiomassedünger Agrobiosol zur Stickstoffversorgung von Tomaten eingesetzt werden. Als abgesichert kann die raschere Stickstoffmineralisation aus dem Dünger Agrobiosol als aus Rizinusschrot gelten. Die deutlichen aber nicht statistisch signifikanten Unterschiede in Ertrag und Wurzeltrockenmasse weisen auf eine Vorteil des Pilzbiomassedünger Agrobiosol gegenüber dem Dünger Rizinusschrot in der Tomatenkultur hin. 1 N verf = pflanzenverfügbarer Stickstoff 3

I. Problemstellung und Zielsetzungen Im Ökologischen Landbau eingesetzte Stickstoffdünger haben folgende Ansprüche zu erfüllen: Zulassung gemäß den Anbaurichtlinien für die jeweiligen Kultivierungsart. Verfügbarkeit des Stickstoffs angepasst an die Vegetationsperiode und die Wachstumsabschnitte der jeweiligen Kulturart. Auszug aus den Produktionsrichtlinien für den organisch-biologischen Landbau in Österreich (ERNTE für das Leben, 2003): Zukauf organischer Düngemittel konventioneller Herkunft für Spezialkulturen (Gärtnerei 2, Obst, Wein, Hopfen): Aus tierischem Dünger dürfen max. 170 kg Stickstoff pro Hektar ausgebracht werden. Beim Zukauf von organischen Düngemitteln (nicht tierischer Herkunft) kann diese Grenze überschritten werden. Kartoffelrestfruchtwasser ist verboten. Die Vorgaben des Wasserrechts sind jedenfalls zu beachten. Neben den betriebseigenen Dünge- und Bodenverbesserungsmittel können folgende eingesetzt werden: Nachstehende Produkte oder Nebenprodukte tierischen Ursprungs: Haarmehl, Wolle, Walkhaare, Haare und Borsten sowie Hornspäne; Milchprodukte (Schriftliche Genehmigung durch die Kontrollstelle erforderlich.) Nachstehende Produkte und Nebenprodukte pflanzlichen Ursprungs für Düngezwecke (z.b. Filterkuchen von Ölfrüchten, Kakaoschalen, Malzwurzeln usw.) In der vorliegenden Arbeit wurden die Handelsdünger Agrobiosol (Fermentierte Pilzbiomasse, Fa. Biochemie) und Rizinusschrot in ihrer Wirkung auf Ertrag, Mineralstickstoffgehalt im Boden und die Bildung von Wurzeltrockenmasse geprüft. Agrobiosol wird als Nebenprodukt aus der Antibiotikaherstellung durch mehrtägige Fermentation mit Penicillium chrysogenum gewonnen. Die getrocknete Pilzbiomasse wird ohne Ergänzung mit Mineralnährstoffen pelletiert. Bei Rizinusschrot sind die Anbaubedingungen in der Regel konventionell, es muss aus Entwicklungsländern des tropischen Raumes nach Europa transportiert werden. Da die Samen von Rizinus communis L. als sehr giftig eingestuft werden und Rizinussamen auch starke Allergene enthalten, kann das Einatmen pulverisierter Samen oder Hautkontakt in vielen Fällen zu allergischen Erkrankungen führen (Giftinformationszentrale Bonn, 2002). Eine Tomatenkultur (Lycopersicon lycopersicum), die über eine Periode von etwa 25 Wochen mit Stickstoff versorgt werden muss (BMLFUW, 2001) und mehrmals beerntet 2 dazu zählen: geschützte Kulturen, Feldgemüsebau, Heil- und Gewürzpflanzen außer Druschgewürze 4

wird, stellt hohe Ansprüche an die zeitliche Verfügbarkeit von Stickstoff der eingesetzten Düngemittel. Ziel dieser Untersuchung war es, die Anwendung von Agrobiosol als Dünger in einer Topfkultur mit Tomaten mit der Düngung mit Rizinusschrot zu vergleichen. Beide Düngemittel wurden als Kopfdünger zusätzlich zu Stallmistkompost als Grunddünger eingesetzt. Durch Einmischen der Dünger in die oberen 10cm des Topfvolumens sollte die oberflächliche Einarbeitung der Dünger im Praxisbetrieb simuliert werden (Abb. 3). Aus der Literatur und aus vorangegangenen Versuchen (Rührer et al., 2001) wurden folgende Arbeitshypothesen abgeleitet: i. Die Mineralisierung des Stickstoffs aus Agrobiosol verläuft rascher als aus Rizinusschrot. ii. Durch die Düngung mit Agrobiosol wird das Wurzelwachstum der Tomatenpflanzen angeregt. Es sind höhere Wurzeltrockenmassen in diesen Varianten zu verzeichnen als in den Varianten ohne Agrobiosolzugabe. II. Material und Methoden 1. Versuchsaufbau Zur Prüfung der gewählten Varianten wurden 5 Wiederholungen pro Variante mit jeweils einer Pflanze pro Gefäß angelegt. Das Pflanzgut bestand aus Tomatensetzlingen der Sorte Mercedes. Die Pflanzgefäße hatten ein Volumen von 8l (Tab. 1). 7 Tage vor Setzen der Tomatenpflanzen wurden der Stallmistkompost und die organischen Kopfdünger in das Substrat eingemischt (Tab. 2). Abb. 1: Versuchspflanze der Variante Kompost/Agrobiosol am 28.05.03 (Photo: Rührer, 2003) Die Versuchsdauer betrug 12 Wochen. Die Temperatur entsprach in der Gefäßversuchsstation der Außentemperatur zur Zeit des Versuches (Abb. 2). Gegen Regen wurden die Versuchspflanzen abgeschirmt. 5

Min Mittel Max 40 35 30 Lufttemperatur ( C 25 20 15 10 5 0 10.04 bis 10.05. 12.05. bis 11.06. 11.06.0 bis 11.07. 11.07. bis 10.08. Abb. 2: Maximum, Mittelwert und Minimum der Lufttemperatur ( C) während des Versuchszeitraumes Als Substrat wurde gesiebte Ackererde, die als schluffiger Lehm charakterisiert werden kann, gewählt (Tab.1). Tab. 1: Beschreibung des Substrates Parameter Methode Ergebnis Beurteilung 1) ph in CaCl 2 7,5 - Karbonatgehalt berechnet als CaCO 3 20,6 % - Humusgehalt trockene Verbrennung 3,3 % C (mittel) Stickstoff gesamt CNS-Automat 0,19 % - Sand/ Schluff/ Ton Bodenartendreieck 21/58/21% ul Pflanzenverfügbare Nährstoffe 6

Phosphor im CAL-Extrakt 84 mg/ 1000g C (ausreichend) Kalium im CAL-Extrakt 113 mg/ 1000g C (ausreichend) Wasserlösliche Anteile elektrische Leitfähigkeit Elektrochemisch 199 µs/cm - 1) nach BMLF, 1996 2) CAL=Calcium-Acetat-Lactat-Methode 7

Tab. 2: Versuchsvarianten Variante Zusammensetzung Stickstoffzugabe Kompost Kompost/ Agrobiosol Kompost/ Rizinus Boden + Kompost (Kontrolle) Boden + Kompost + Agrobiosol Boden + Kompost + Rizinusschrot Boden: Analyseergebnisse (Tab. 1)+ Kompost: 50 kg N verf /ha Boden: w.o. + Kompost: 50 kg N verf /ha + Agrobiosol: 157 kg N verf /ha Boden: w.o. + Kompost: 50 kg N verf /ha + Rizinus: 157 kg N verf /ha 2. Erhebungen und Analysen Ertrag [g/pflanze] reife Früchte wurden pro Pflanze nach Bedarf geerntet und gewogen Trockenmasse der Wurzeln [g/kg] nach 12 Wochen Kultivierung der Tomatenpflanzen Methode: nach Vortrocknen der gesamten Wurzelballen (1 Woche) werden die Wurzeln ausgewaschen, bei 60 C getrocknet und gewogen. Mineralstickstoffgehalt [kgn min /ha] (5 Wiederholungen, Termine in Tab. 3) Analysemethode: Proben werden mit 0,0125 M CaCl 2 Lösung im Überkopfschüttler - extrahiert und anschließend die Konzentration von NO 3 und NH + 4 im Extrakt photometrisch bestimmt (ÖNORM L 1091, 1988: 2) 8

Tab. 3: Zeitplan Bearbeitung/Bonitur Zeitpunkt wo wie 04/2003 05/2003 06/2003 07/2003 Grunddüngung Substrat manuell 10.04.03 - - - Kopfdüngung Substrat manuell 10.04.03 - - - Setzen Tomaten manuell 17.04.03 - - - Kaliumdüngung Substrat manuell 28.04.03 - - - Versuchsabschluss - manuell - - - 17.07.03 Probenahme/Analysen Zeitpunkt wo wie 04/2002 05/2002 06/2002 07/2002 N t Kompost - 01.04.03 - - - N t Rizinusschrot - 04.04.03 - - - N min Substrat - 23./28.04. 12.05.03 12.06.03 17.07.03 H 2 O Boden - 23./28.04. 12.05.03 12.06.03 17.07.03 Wurzeltrockenmasse Wurzel - - - - 17.07.03 Ertrag (lfd.) Tomaten pro Pflanze - - 25.06.03 17.07.03 3. Düngemittel, Düngermenge Kompost als Grunddünger: Stallmistkompost Csardahof/Pama (Analyseergebnisse: Tab. 4) Agrobiosol (Fermentierte Pilzbiomasse, Fa. Biochemie) und Rizinusschrot als Stickstoffdünger (Analysergebnisse: Tab. 4) Tab. 4: Eigenschaften der gewählten Düngemittel Düngemittel Stickstoffgehalt % Kohlenstoffgehalt % C/N N-Verfügbarkeit (angenommen) % Kaliumgehalt Kompost 0,75 8,47 11,3 30 1) 0,78 Agrobiosol 6,4 43,5 2) 6,8 64 3) 0,8 Rizinusschrot 6,1 47,6 7,8 60 3) 1,5 1) Sächsische LA f. Landwirtschaft, 2001; 2) Analyse einer Charge aus 2001; 3) abgeleitet aufgrund des C/N % In der Düngemengeberechnung wurden der Stickstoffgehalt, die Stickstoffverfügbarkeit sowie die Nachlieferung aus dem Boden berücksichtigt (Tab. 5) 9

Tab. 5: Berechnungsschema der Stickstoffdüngemenge Variante Kompost/Agrobiosol Kompost/Rizinus kg N verf /ha Kompost (Kontrolle) kg N verf /ha 1. Grunddüngung 1) 50 50 2. Kopfdüngung 2) 157 0 3. N min -Vorrat 3) 65 65 4. Nachlieferung aus dem 176 176 Bodenpuffer 4) 5. Ernterückstände 0 0 Verfügbare Stickstoffmenge 5) 448 291 Bedarf der Tomatenkultur 6) 448 448 1) Stallmistkompostgabe: ca. 24,5 t/ha; 2) Organische pflanzliche Handelsdünger; 3) N min -Vorrat = mineralisierter Stickstoff, im Boden vorliegend; 4) Nachlieferung aus dem Bodenvorrat von ~ 8 kg Stickstoff pro Woche von Mai bis Mitte September (20 Wochen) und ~ 4 kg Stickstoff pro Woche von Mitte September bis Mitte Oktober (4 Wochen); 5 )Summe aus 1. bis 5.; 6) Gemäß Ertragsniveau werden ~ 448 kg N/ha über oberirdische Pflanzenteile (Kraut, Frucht) entzogen (Laber, 2001) Kalium wurde nach K-Bedarf der Kulturpflanze und dem K-Gehalt der zugegebenen Stickstoffdünger in Form von Patentkali ergänzt (Tab. 6) Tab. 6: Berechnungsschema der Kaliumergänzungsdüngung Variante Kompost/Agrobiosol kg K 2 O/ha Kompost/Rizinus kg K 2 O/ha Kompost (Kontrolle) kg K 2 O/ha 1. Grunddüngung 173 173 173 2. Kopfdüngung 31 73 - Gesamt K 2 O 204 246 173 Bedarf der Tomatenkultur 1) 485 485 485 Zugabe K 2 O 281 239 312 1) bei einem angenommenen Ertrag von 2 kg Tomaten pro Topf ~ 5 kg/m² in 12 Wochen Kulturzeit 10

Die Düngemittel (Grund-, Stickstoff- und Kaliumdünger) wurden, um Wachstumshemmungen durch Agrobiosol zu verhindern, 7 Tage vor Setzen der Tomatenpflanzen in die oberste Schicht des Topfes eingemischt. Damit wurde eine praxisübliche Einarbeitung der Dünger in die oberste Bodenschicht nachempfunden. Erde + Kompost + N Dünger + K-Dünger Erde Abb. 3: Schema der Topffüllung III. Ergebnisse und Diskussion 1. Mineralstickstoffgehalt im Boden Die hohen Mineralstickstoffwerte in den Varianten Kompost/Rizinus und Kompost/Agrobiosol am 28.04. (18 Tage nach Einmischen der Dünger) sind auf außergewöhnlich hohe NH 4 + -Bildung zurückzuführen. Die Ursache dafür lag vermutlich in vorübergehend anaeroben Substratverhältnissen. 11

Kompost Kompost/Rizinus Kompost/Agrobiosol 1200 1000 Nmin kg/ha 800 600 400 200 0 Kompost Kompost/Rizinus Kompost/Agrobiosol 17.04. 28.04. 12.05. 12.06. 17.07. 248 175 a 181 a 6 a 8 a keine Daten 1) 1180 b 196 a 161 c 11 a keine Daten 1) 1171 b 289 b 81 b 16 a Abb. 4: Mineralstickstoffgehalt (kg/ha) im Substrat zu 5 Terminen, Mittelwerte mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant (Tukey-Test, µ<0,05); 1) Daten fehlen aufgrund eines Manipulationsfehlers Der Mineralstickstoffgehalt des Substrates der Variante Kompost/Agrobiosol war an den Terminen 28.04., 12.05. und am 12.06. signifikant höher als in der Variante Kompost. Der Mineralstickstoffgehalt der Variante Kompost/Agrobiosol lag am 12.05. signifikant über dem Gehalt der Variante Kompost/Rizinus. Aus diesen Ergebnissen lässt sich auf eine raschere Stickstoffmineralisation aus der Pilzbiomasse als aus Rizinusschrot schließen. Da am 12.06. die Mineralstickstoffgehalte der Variante Kompost/Agrobiosol signifikant unter der der Variante Kompost/Rizinus lagen, kann von einer erhöhten Pflanzenaufnahme ausgegangen werden. Die Ursache ist im deutlich verstärkten Wurzelwachstum (Abb. 5) in der Variante mit Pilzbiomassedünger zu finden. 2. Wurzeltrockenmasse Die Wurzeltrockensubstanz in der Variante Kompost/Agrobiosol war signifikant höher als in der Variante Kompost. Von der Variante Kompost/Rizinus unterschied sich die Wurzelmasse deutlich jedoch nicht statistisch signifikant. Sowohl in der Variante Kompost/Rizinus als auch in der Variante Kompost/Agrobiosol schien sich die höhere Stickstoffgabe positiv auf das Wurzelwachstum ausgewirkt zu haben, wobei dieser Einfluss in der Variante Kompost/Agrobiosol aufgrund spezifischer Stoffeigenschaften des Düngers stärker war (Abb.5). 12

Wurzel Trockensubstanz (g/kg Substrat) 1,2 1 b 0,8 ab g/kg 0,6 0,4 a 0,2 0 Kompost Kompost/ Rizinus Kompost/ Agrobiosol Abb. 5: Wurzeltrockensubstanz (g/kg Substrat) in Abhängigkeit von den geprüften Varianten; Mittelwerte mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant (Tukey-Test, µ<0,05) 3. Ertrag Der Ertrag der kultivierte Tomatenpflanzen wurde bis Mitte Juli d.h. bis zur 12. Kulturwoche ermittelt und ist daher in seiner Höhe mit Erträgen aus Praxisbetrieben nicht zu vergleichen, in denen bis zu 25 Wochen kultiviert wird. Die Aussagekraft der Erträge liegt in der Relation der Mengen (g/pflanze). Die Variante Kompost lieferte erwartungsgemäß den geringsten Ertrag (428 g/pflanze). In der Variante Kompost/Agrobiosol konnte ein signifikant höherer Ertrag (604 g/pflanze) ermittelt werden. Im Durchschnitt der beiden und ohne signifikanten Unterschiede zu den anderen Varianten liegt der Ertrag der Variante Kompost/Rizinus (515 g/pflanze). Der hohe Ertrag der Variante Kompost/Agrobiosol kann einerseits auf die raschere N- Mineralisierung des Pilzbiomassedüngers (Abb. 4) und andererseits auf eine vermutlich bessere Aufnahme durch die stärkere Durchwurzelung (Abb. 5) zurückgeführt werden. 13

Ertrag g/pflanze 700 b 600 ab 500 a g/ Pflanze 400 300 200 100 0 Kompost Kompost/Rizinus Kompost/Agrobiosol Abb. 6: Ertrag in g/pflanze; Mittelwerte mit gleichen Buchstaben unterscheiden sich nicht signifikant (Tukey-Test, µ<0,05) IV. Schlussfolgerung Aufgrund der Ergebnisse dieses einjährigen Gefäßversuches können folgende Schlussfolgerungen in Bezug auf die Eignung der geprüften Stickstoffdünger gezogen werden: In Kombination mit Kompost als Grunddünger kann sowohl Rizinusschrot als der Pilzbiomassedünger Agrobiosol zur Stickstoffversorgung von Tomaten eingesetzt werden. Als abgesichert kann die rascher Stickstoffmineralisation aus dem Dünger Agrobiosol als aus Rizinusschrot gelten. Die deutlichen aber nicht statistisch signifikanten Unterschiede in Ertrag und Wurzeltrockenmasse weisen auf eine Vorteil des Pilzbiomassedünger Agrobiosol gegenüber dem Dünger Rizinusschrot in der Tomatenkultur hin. V. Literatur BMLFUW (2001): Bedarfgerechte Düngung im Garten- und Feldgemüsebau, Kulturdatenblätter; 2. Auflage 2001. Rührer, J., J. K. Friedel und B. Freyer (2001): Versuch zur Wirkung organischer pflanzlicher Düngemittel auf den Ertrag und die Produktqualität sowie den Mineralstickstoffgehalt im Boden einer Tomatenkultur im Biologischen Anbau im Folientunnel; Endbericht, IfÖl, unveröffentlicht. Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Hrsg. (2001): Düngung im ökologischen Gemüsebau, Informationen für Beratung und Praxis, 6. Auflage. 14