Traupredigt Tom und Pascale Wellinger

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Transkript:

Traupredigt Tom und Pascale Wellinger Kol 3,12-17 Lieber Tom, liebe Pascale Liebe Gemeinde und liebe Hochzeitsgäste Mit diesem Abschnitt, den das Brautpaar selber für diesen Tag ausgesucht hat, haben wir ein sehr schönes Stück christlicher Lebensethik vor uns. Es ist nicht ein Text, der speziell für Eheleute geschrieben ist, sondern es handelt sich um allgemeine Anweisungen für das christliche Leben. Ich bin sicher: Tom und Pascale, ihr habt gewusst, dass diese Aufforderungen, die an alle Christen gehen, gerade auch für das Eheleben gültig und wichtig sind. Es braucht für Eheleute nicht spezielle Gebote, die für andere Christen nicht relevant sind. Was im normalen Christsein für das Zusammenleben gilt, das gilt erst recht auch in der Ehe. Das Eheleben ist ja die intensivste Form der Gemeinschaft. Aber lasst uns zuerst einmal die Frage stellen: Woran sehen wir denn, an wen diese Worte im Kolosserbrief gehen? Wer wird denn eigentlich in dem Abschnitt vom Apostel Paulus angesprochen? Wir haben die Antwort direkt im ersten Vers des Abschnitts, aber auch im weiteren Zusammenhang des Kapitels. Wir lesen: "Zieht nun an, als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen " Über die gleiche Gruppe, die Paulus anspricht, sagt er schon am Anfang des Kapitels einige ganz grundlegende Dinge (V.1-3): Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Diese Wahrheiten treffen auf diejenigen zu, die an Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser glauben. An solche geht der ganze Brief (Kap. 1,1: "An die heiligen und gläubigen Brüder in Kolossä"). Das ist nicht eine Nebensache, sondern diese Tatsachen sind die Grundlage dafür, dass jemand überhaupt ein solches Leben führen kann, das der Apostel hier anordnet. Wenn wir den Aufbau dieser Sätze genauer anschauen, dann erkennen wir, dass Paulus sagt: "Weil ihr Auserwählte Gottes seid, seid ihr dazu berufen und befähigt, so zu leben, wie es Gott für euch gedacht hat und wie es ihm gefällt. Ihr seid mit Christus gestorben, das heisst für die Sünde gestorben die Sünde hat keine Macht mehr über euch und ihr seid zu neuem Leben auferweckt, darum sollt und könnt ihr nach den Dingen streben, die 'von oben' sind, d.h. himmlische Qualität haben. Menschen, die Christus nicht kennen, die nicht durch den Heiligen Geist neugeboren sind, können dieses himmlische Leben nicht leben. Aber das wollen wir heute nicht weiter ausführen. Tom und Pascale, ihr beiden gehört zu diesen Auserwählten Gottes, den Heiligen und Geliebten; das geht aus eurem Bekenntnis hervor. Ihr seid mit Christus auferweckt und euer Leben ist mit Christus vorborgen in Gott.

Darum gelten euch diese hilfreichen Anweisungen. Darum wisst ihr auch, dass ihr Christus braucht, um ein christliches Leben zu führen. Und ich darf euch sagen, dass euch eine mit Freude und Gottes Segen erfüllte Ehe bevorsteht, wenn ihr diese Aufforderungen achtet, sie in eurer Beziehung zum Zug kommen lasst. Es ist nun interessant, dass Paulus die folgenden Aufforderungen nicht so gestaltet, dass er sagt: "Bemüht euch jetzt um Erbarmen, um Güte, Demut, Geduld, Vergebung, usw." Nein, er sagt: "Zieht diese Dinge an!" wie man ein Kleid anzieht. Wie sollen wir das verstehen? Es ist mir wichtig, dass ihr versteht, dass es hier nicht um theologische Spitzfindigkeiten geht. Es geht darum, zu verstehen, auf welcher Grundlage und vor allem aus welcher Kraft wir das christliche Leben führen können. Ist es heute nicht gerade in vielen Ehen so, dass die Leute wohl wüssten, was sie tun sollten, dass sie einander lieben sollten nur: Wie sollen wir das schaffen?! Woher kommt die Kraft dazu?! Wir bekommen Hilfe, diese Rede vom 'Anziehen' zu verstehen, wenn wir einige Parallelen dazu im Epheserbrief anschauen. Dort schreibt der Apostel: Ephesians 4:22.24 [ihr habt] den alten Menschen abgelegt und den neuen Menschen angezogen der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Nach diesen Versen folgen dann konkrete praktische Anweisungen. Noch einmal die Frage: Was meint Paulus mit diesem "ablegen und anziehen"? Schauen wir uns noch eine Parallele an. Wir haben eben gelesen, wir hätten den neuen Menschen angezogen, der nach Gott geschaffen ist. Etwas weiter vorne im Epheserbrief kommt diese Begrifflichkeit schon einmal vor: Ephesians 2:10 Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. "Wir sind sein Gebilde" wörtlich heisst es: Wir sind sein 'Geschaffenes'. Und es heisst hier, wir sind in Christus geschaffen, zu einem bestimmten Ziel, nämlich um Werke zu tun, die schon vorbereitet sind, so dass wir in ihnen wandeln können. Schon hier kommt der Gedanke vor, dass man etwas anziehen kann, um dann darin zu gehen. Auch hier sind die guten Werke etwas wie Kleider, die man anziehen kann (und soll). Der Gedanke ist der, dass wir alle die guten Dinge, Eigenschaften, Werke, die Gott von uns erwartet, nicht selber produzieren, sondern sie sind etwas, das von Gott kommt, von Gott geschaffen ist. Die Bibel lehrt uns an vielen Stellen, dass wir als Menschen, die durch die Sünde geschwächt sind, aus uns heraus nichts Gutes vollbringen können. Aus diesem Grund schreibt Paulus: "Zieht an: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut!" Wir könnten es mit anderen Worten ausdrücken: "Bekleidet euch mit Gottes herzlichem Erbarmen, mit seiner Güte, Demut, Milde und Langmut " Gott ist es, der uns diese Charaktereigenschaften bereitstellt, damit wir von ihm geprägt leben. In der engen Verbindung mit Gottes Geist, der in uns Gläubigen wohnt, werden wir diese Lebensweise vollbringen.

Lasst uns nun die einzelnen Eigenschaften betrachten und sehen, was sie besonders für das Eheleben für eine Wirkung haben. Güte Die Güte ist eine Eigenschaft Gottes. Güte zu haben, aus Güte zu handeln, heisst, dem Anderen das Gute zukommen zu lassen. Von Gottes Güte heisst es, dass sie seine Motivation war, uns zu retten (Titus 3:4): "Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns " Wer Güte gegenüber anderen übt, der fragt sich: "Was tut ihm oder ihr wohl? Was macht ihr Freude, was baut ihn auf?" Die Güte schaut nicht auf den eigenen Vorteil, sucht das Gute nicht für sich selbst, sondern sucht das Gute für das Gegenüber. So wird die Güte besonders im Eheleben eine förderliche Eigenschaft sein. Was für eine wohltuende Sache, mit jemandem zusammenzuleben, von dem ich weiss, dass er nicht für sein eigenes, sondern für mein Wohl besorgt ist! Demut Auch die Demut ist eine ähnlich wohltuende Sache. In der heutigen Zeit ist die Demut nicht mehr sehr hoch geschätzt. Es ist eher gefragt, dass man selbstbewusst seine eigenen Qualitäten hervorhebt. Demut sieht man eher als etwas für Leute mit einem Minderwertigkeitskomplex. Demütig sein, so meint man, heisst, sich selber heruntermachen. Die Bibel sieht das aber überhaupt nicht so. Demütig sein heisst vor allem zweierlei. Zuerst bedeutet es, dass man sich selber realistisch sieht. Man kenn seine Begabungen und auch seine Mängel und Grenzen. Ich sagte bewusst: 'Begabungen', und nicht Fähigkeiten. Wer seine Fähigkeiten als Begabungen oder Gaben sieht, ist sich bewusst, dass er das geschenkt bekommen hat; es ist nicht seine eigene Errungenschaft. Wer versteht, dass seine Fähigkeiten Gaben sind, der weiss auch um seine Grenzen. Und er weiss, dass andere manche Dinge besser können, als er selbst. Mit einem solchen Bewusstsein ist jemand eine Wohltat für seine Mitmenschen. Er wird sich selber und seine Interessen nicht stets in den Mittelpunkt stellen, sondern und das ist jetzt die zweite Eigenschaft der Demut: Wer demütig ist, der achtet den anderen höher als sich selbst. Er ist bereit, sich hinten anzustellen. Er ist bereit, seine Interessen denen des Anderen unterzuordnen. Das heisst nicht, dass ein demütiger Mensch immer das macht, was die anderen wollen. Es wäre ja gerade in einer Ehe falsch, wenn der Mann immer das macht, was die Frau will ;-) Aber entsprechend der Güte sucht er das, was dem anderen hilft, ihn fördert. Ein demütiger Mann wird zum Beispiel darauf verzichten, im Beruf gross herauszukommen oder bei seinen Freunden gut dazustehen, wenn er deswegen seine Frau oder seine Familie vernachlässigen müsste. Er ist bereit, auch einmal untendurch zu gehen, missverstanden zu werden bei denen, die ihn sonst achten, wenn er dafür seine Frau oder Familie fördern kann. In seinem Brief an die Philipper zeigt uns Paulus ein grossartiges Beispiel der Demut. Er zeigt, wie der Herr Jesus auf seine Privilegien verzichtete und sich selbst für uns, seine Gemeinde, hingab:

Philippians 2:3-8 Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut, achte einer den andern höher als sich selbst, 4 und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, 6 der in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. 7 Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, 8 erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Milde Auch die Milde ist eine Eigenschaft oder eine Art, dem anderen zu begegnen, die wohltut. Ich kannte einen alten Mann, bei dem solch ein mildes, sanftes Wesen ganz ausgeprägt war. Er wurde niemals laut und er lächelte immerzu. Er war sogar milde und sanft, wenn er jemanden zurechtwies. Diese Art an ihm hat bewirkt, dass man einfach gern in seiner Nähe war. Milde und Sanftmut haben etwas Einladendes. So sagte auch der Herr Jesus selbst von sich (Mt 11,28): "Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen" Langmut Der letzte dieser Begriffe Langmut wird manchmal auch mit Geduld übersetzt. Wo das Wort für Gottes Eigenschaft gebraucht wird, da heisst es oft, Gott ist 'langsam zum Zorn'. Das trifft es sehr gut. Wer langmütig ist, lässt sich nicht schnell zum Zorn, zum Aufbrausen, reizen. Er ist darin geübt, die Dinge anzunehmen, wie sie auf ihn zukommen. Die Langmut ist mit der Demut verwandt. Wer seine eigenen Grenzen kennt, seine eigene Schwierigkeit, alles richtig zu machen, der kann auch geduldig mit dem Nächsten mit dem Ehepartner sein, wenn diesem etwas nicht gelingt. Ertragt und Vergebt einander Die Aufforderung, die wir jetzt in Vers 13 hören, ist für das Miteinander in einer Gemeinschaft besonders auch in der Ehe ganz wichtig: Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat Ertragen und vergeben ist ein Paar, ohne das keine Gemeinschaft auskommen kann. In dieser Aufforderung sehen wir auch, wie realistisch die Bibel Beziehungen darstellt. Weil wir Menschen sündig, fehlerhaft sind, ist es nicht möglich, dass eine Freundschaft oder eine Ehe von schönen Gefühlen leben kann. Wir enttäuschen einander. Wir sind schwierig und mühsam füreinander. Wir gehen einander auf den Geist. Wir stehen einander im Weg. Wir ärgern einander mit unseren Angewohnheiten. Deshalb heisst es hier: "Ertragt einander!" Das Wort kann auch übersetzt werden mit: "Haltet einander aus!" Vielleicht habt ihr, Tom und Pascale, solche Situationen noch nicht erlebt. Oft kommt das erst, wenn man länger zusammen wohnt. Da kommen oft Dinge zum Vorschein, die vorher nicht so auffallen. Die aber schwierig sind, zu akzeptieren. Anzunehmen, dass der geliebte Partner gerade diesen Fehler hat. Dieses Wort: "Ertragt" das bedeutet auch: "Bleibt da!" "Haltet das aus und lauft nicht weg!" Nehmt einander an, gerade so wie ihr jetzt seid. Wie wir im Römerbrief (15,7) gesagt bekommen: Nehmt einander an wie Christus euch angenommen hat Christus hat uns nicht angenommen, weil wir ihm so gefallen, weil wir so gut und so lieb sind.

Er nimmt uns an, so sündig und so unfertig, wie wir jetzt sind. Das ist das Mass für uns, unseren Bruder und unsere Schwester unseren Ehepartner anzunehmen. Paulus sagt auch: "Vergebt einander!" In jeder Beziehung kommt es vor, dass einer am anderen schuldig wird. Dass einer den anderen verletzt. Deshalb ist die Vergebung nötig. Auch hier nennt Paulus den Herrn Jesus als das Vorbild für unsere Praxis der Vergebung. Es gibt ziemlich viele falsche Vorstellungen von Vergebung. Darum brauchen wir das Vorbild des Herrn, um zu verstehen, was Vergebung überhaupt heisst. Vergebung ist nicht eine Gefühlssache. So als müsste ich gute und liebende Gefühle für den anderen produzieren, damit ich sagen kann, ich hätte ihm vergeben. Vergebung ist zuerst eine juristische Angelegenheit. "Ich vergebe Dir" das heisst: Ich spreche dich frei. Ich rechne dir diese Sache nicht an. Ich führe kein Konto über deine Sünden mir gegenüber. Vergebung ist ein Versprechen. Wenn ich vergebe, dann verspreche ich, dass ich diese bestimmte Sache nicht mehr gegen den Anderen verwenden werde. Sie ihm nicht mehr vorhalten werde. Weder mit Worten noch in Gedanken. Das Band der Vollkommenheit "Zu diesem Allem die Liebe" sagt der Apostel weiter. Wir müssen das nicht so verstehen, als käme zu all den bisher gesagten Dingen noch die Liebe hinzu. Nein, die Liebe ist das, was diese genannten Dinge bewirkt. Die Liebe ist die Triebkraft, barmherzig, gütig, demütig, sanft und geduldig zu sein. Die Liebe ist die Grundlage für gegenseitige Annahme und Vergebung. Die Liebe ist eben nicht das beflügelnde Gefühl, wenn zwei Menschen sich so anziehend finden, dass sie heiraten und für immer zusammenbleiben wollen. Dieses Gefühl sollte auch dabei sein, ganz klar. Aber es ist nicht die Liebe selbst. Ich würde es eher Verliebtheit nennen. Die tatsächliche Liebe wirkt sich in ganz konkreten Haltungen und Taten aus, wie wir sie eben betrachtet haben. Liebe ist nicht ein Gefühl, das ich in der Gegenwart eines bestimmten Menschen empfinde, sondern sie ist eine Motivation und eine Haltung. Die Liebe sucht das Wohl des Anderen und setzt für dieses Ziel Mittel ein. Sie ist bereit zu verzichten und Anstrengungen auf sich zu nehmen, wenn das dem Anderen gut tut. Und in einem solchen Klima, wo die Liebe die bestimmende Motivation ist, da regiert der Friede Gottes in den Herzen der Betroffenen. Die Frucht von Gottes Wirken Wenn wir unseren Text hier nun weiter verfolgen, dann kommen wir eigentlich wieder zu dem, was wir am Anfang schon festgestellt hatten: Alle die guten Dinge, die in unseren Beziehungen vorhanden sein sollen: Güte, Barmherzigkeit, Milde, Demut, Langmut, Vergebung, gegenseitige Annahme sie sind die Frucht von Gottes Wirken in uns. Es sind nicht Dinge, die wir selber produzieren können und sollen. Es ist Gottes Geist, der das alles in uns wirkt. Wir selber können es nicht tun. Wenn der Geist Gottes nicht in uns wohnt, dann haben wir kein Göttliches Leben in uns und all das, was wir genannt haben, ist dann eine gewaltige Überforderung für uns.

Aber: Wie können wir den Geist Gottes in uns wirken lassen? Muss man da etwas bestimmtes tun? Paulus gibt uns mit Vers 16 die Antwort: Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade! Das Wort des Christus das Wort Gottes das ist das biblische Wort; das soll viel Raum in uns einnehmen. Seine Weisheit, seine Lehre und Wegweisung soll in unserer Gemeinschaft bestimmend sein. Lieber Tom, liebe Pascale; das ist das Geheimnis des göttlichen Lebens: Lasst das Wort Gottes den wichtigsten Platz einnehmen in eurer Mitte. Dann wird Gottes Weisheit euch anleiten zu einem erfüllten Eheleben. Wenn ihr euch viel Zeit nehmt, um miteinander und auch jeder für sich allein die Bibel zu lesen, sie zu studieren, dann werden Gottes Gedanken euer gemeinsames Heim füllen. Redet viel miteinander über Gottes Wort! An die Epheser schreibt Paulus fast das gleiche wie hier, nämlich: Werdet voller Geist, indem ihr zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern redet (Eph 5,18) Er sagt: einander Gottes Worte zuzusprechen, oder zuzusingen, bewirkt die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Mit anderen Worten: Füllt euch gegenseitig mit Gottes Wort, dann werdet ihr von seinem Geist erfüllt! Und der Geist Gottes wird bewirken, dass euer Heim mit Gottes Liebe und Frieden erfüllt ist. Mit diesem Gedanken möchte ich schliessen. Wenn ihr ein Heim, ein Zuhause bauen wollt, in dem Liebe, gegenseitige Annahme und Friede vorhanden ist, dann könnt wir das nicht mit menschlichen Mitteln tun. Es braucht dazu eine übernatürliche Kraft dazu. Es braucht göttliche Kraft. Es muss eine Veränderung mit uns vorgehen. Der Geist Gottes muss in unserem Innern wohnen und uns nach seinem Wesen prägen. Genau das wünsche ich euch beiden! Dass das kleine Häuschen am Finkelerweg ein solches Heim wird, wo die Liebe und der Friede Gottes wohnt. Lasst euch nicht davon abhalten, euch regelmässig dem Wort Gottes auszusetzen! Sei es zu Hause, in der Gemeinde oder bei anderen Gelegenheiten. Tut alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus! Das heisst: unternehmt nichts, ohne dass ihr ihn, seinen Willen und seine Ehre als Ziel vor Augen habt. Versteht eure Ehe nicht als ein Mittel, nur euch selber froh zu machen, sondern auch als ein Werkzeug, um Gott Ehre zu machen! Amen.