ECM in den Wolken. Dr. Ulrich Kampffmeyer

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Transkript:

Dr. Ulrich Kampffmeyer Hamburg, 2014

ECM in den Wolken Die Zahlen, die von Verbänden und Analysten veröffentlicht werden sprechen für sich alles drängt in die Cloud, ein Milliardenmarkt. So auch das Thema ECM Enterprise Content Management. Zahlreiche Anbieter haben ihre Lösung Cloud-fähig gemacht oder sind gleich ganz in die Cloud umgezogen. Dennoch gilt es beim Thema ECM in den Wolken zunächst einmal zu differenzieren. Enterprise Content Management beschreibt Strategien, Methoden und funktionale Komponenten um Information im Unternehmen zu handhaben und zu erschließen. Die daraus abgeleiteten Softwarelösungen sind inzwischen matur denn ECM gibt es als Marktkategorie seit rund 15 Jahren. Auch wenn der Begriff in Deutschland noch keine große Visibilität erlangt hat sind die Funktionen eines ECMs wie Archivierung, Workflow, Dokumentenmanagement usw. heute unerlässlich. Bei der Entwicklung von ECM hat man sich immer an on premise Installationen beim Kunden vor Ort orientiert. Galt es doch, die vielfältige Funktionalität mit anderen Programmen wie E- Mail, ERP, CRM usw. zu integrieren. Die Komplexität der Systeme führte dann auch häufig zu überladenen Benutzeroberflächen, die sich schlecht mit den neuen Prinzipien mobiler und Web-2.0-Anwendungen vertrugen. Selbst wenn heute Apps und Web-Clienten für ECM angeboten werden verbergen sich unter dem modernen Gewand häufig noch die ursprünglichen technologischen Konzepte. Ähnlich wie andere gewachsene Lösungen hat es daher ECM nicht leicht den Weg in die Cloud zu finden. Auch der Begriff der Cloud benötigt eine Differenzierung, wenn man den Einsatz von ECM in den Wolken beurteilen will. Meistens denkt man zunächst an die Public Cloud, die öffentlich zugänglichen Anwendungen (SaaS Software as a Service) die auf eine große, undifferenzierte Nutzergemeinschaft zugeschnitten sind. Konfigurierbarkeit und Integrierbarkeit bleiben hier oft auf der Strecke, da das Cloud-Angebot so ausgelegt werden muss, das die Anwender nicht in der Lage sind das System zu schießen. Solange man mit der eingeschränkten Funktionalität zufrieden ist und sich auf die Nutzung ausschließlich über App- und Web-Interfaces ohne Integration anderer Anwendungen beschränken kann, ist dies auch alles OK. Aber der Begriff Cloud hat noch andere Dimensionen, die für komplexe Anwendungen entscheidend sind. Beachtet man Private Cloud -Systeme mit den Angeboten einer einfach zu nutzenden externen Infrastruktur und Rechen- Power (IAAS Infrastructure as a Service) oder von Plattformen mit bereitgestellten Softwarekomponenten, die aber individuell einrichtbar sind (PaaS Platform as Service), dann bewegen wir uns eigentlich im Umfeld des PROJECT CONSULT GmbH 2014 Datum: 14.05.2014 Seite: 2 von 5

traditionellen Outsourcings. Lediglich die Mechanismen und die zu Grunde liegende Virtualisierung unterscheiden diese Angebote von den herkömmlichen Betriebsmodellen externer Rechenzentren. Hinzukommen noch Angebote, die als Hybrid Cloud firmieren, wo Lösungen in der Wolke mit Anwendungen beim Nutzer vor Ort integriert werden. Vielfach werden hier nur einzelne Funktionen wie z.b. Verteilung, Sicherung und externer Zugriff in die Cloud ausgelagert. Betrachtet man nun das Thema ECM Enterprise Content Management in der Wolke unter diesen Voraussetzungen, zeigen sich folgende Trends: Die Komplexität der Anwendungen und besonders der Nutzerinterfaces reduziert sich, bzw. muss sich reduzieren. Funktional sind außerdem die meisten ECM Suiten heute vergleichbar. Mandantenfähig, Sicherheit durch kryptografisch enkodierte Übertragung, Abrechnungsmodelle und kooperative Funktionalität ergänzen die bisherigen Systeme. Hybride Lösungen bilden die Brücke für viele Anwender um zunächst einmal Teile in die Cloud zu bringen ohne die Einschränkungen einer fehlenden Integration in die vorhandene Anwendungslandschaft in Kauf nehmen zu müssen. Seitens der Anbieter ist Cloud eine Zusatzstrategie, die mit eigenen Rechenzentren oder über externe Dienstleister den bröckelnden Markt zu sichern nirgendwo ist grüne Wiese und ohne Cloud im Katalog klingt man nicht mehr modern Die rechtlichen Bedenken, wo etwas zu speichern oder wie die Information zu schützen ist, werden spätestens dann über den Haufen geworfen, wenn das Cloud-Angebot deutlich günstiger und flexibler bei den Kosten und im Betrieb ist. Hier leiden zurzeit eher die internen und outgesourcten Unternehmens-IT- Bereiche denn die ECM-Anbieter. Mobile und Apps fördern eine neue Anwendungsstrategie die weg von den allumfassenden eierlegenden Wollmilchsäuen hin zu kleineren, dedizierteren Lösungen führt. Dies kommt der Cloud ebenso wie den mobilen Anwendungen zu Gute. Bleibt die Frage, ist dies überhaupt noch ein eingrenzten Thema der traditionellen ECM-Anbieter, die aus dem Host-, Client-Server- und Webserver-Umfeld gekommen sind? Hier sind zwei große Strömungen zu berücksichtigen, die den sehr speziellen ECM-Markt aufbrechen. Zum Einen sind die jungen Anbieter, die ohne den Ballast der alten IT-Architekturen den Cloud-Markt aufmischen. Sie bieten noch wenig PROJECT CONSULT GmbH 2014 Datum: 14.05.2014 Seite: 3 von 5

Funktionalität gemessen am ECM-Portfolio, beschränken vielfach noch auf Speicherung, Synchronisation und Verteilung von Informationen mit Endkonsumentenorientierung. Aber der Trend geht auch hier zu Enterprise Lösungen die auch Collaboration, Workflow, E-Mail-Management, Projektmanagement, Archivierung und andere funktionale Blöcke des ECM-Modells einschließen. Mit viel Geld und Agilität setzen diese Unternehmen wie z.b. Dropbox, Box, Evernote u.v.a. die bisherigen CM-Gralshüter unter Druck. Hinzu kommt, dass in moderneren Anwendungen viel ECM-Funktionalität inkorporiert ist, so dass auch noch die USPs schwinden. Der zweite Trend ist die Erweiterung von ECM zu EIM Enterprise Information Management. Es geht um die Erschließung aller Informationen für, im und des Unternehmens. Nicht mehr nur Dokumente, Records, Reports und vergleichbare Objekte sondern auch um die vielfältige Welt der neuen Formate. Enterprise Search und BigData Analytics bieten zudem neue Zugangswege und Bewertungsmöglichkeiten jenseits der traditionellen ECM-Technologien. Auch wenn ECM immer noch das Herz von EIM bildet so zeichnet sich doch ab, dass ECM als Basistechnologien im Untergrund der Lösungen unsichtbar verschwindet. Dies wird auch die Zukunft von ECM in der Cloud sein. Informationsverwaltung und erschließung nicht als eigenständige Anwendung sondern als Infrastruktur und Bestandteil der Anwendungen, mit denen wir täglich kommunizieren und arbeiten. ECM in der Cloud ist so Zukunft für wie auch der Abschied vom herkömmlichen Konzept des Enterprise Content Management. PROJECT CONSULT GmbH 2014 Datum: 14.05.2014 Seite: 4 von 5

Über den Autor Dr. Ulrich Kampffmeyer ist seit über 30 Jahren im Thema Dokumentenmanagement zu Hause. Er gründete und leitete entsprechende Fachverbände, arbeitete bei Standards mit, ist von Anfang an einer der internationalen Verfechter der ECM-Vision, und hat mit zahlreichen Publikationen und Vorträgen den ECM-Markt befruchtet. Er gilt als Mentor der Branche in Europa und wird auch der deutsche ECM- Papst genannt. Seit 1992 ist er als Unternehmensberater für Information Management unterwegs und leitet das Beratungsunternehmen PROJECT CONSULT (http://www.project-consult.com). Dr. Kampffmeyer ist anerkannter Kongressleiter, Referent und Moderator zu Themen wie elektronische Archivierung, Records Management, Dokumentenmanagement, Workflow, Rechtsfragen oder Wissensmanagement. Auf zahlreichen nationalen und internationalen Kongressen und Konferenzen wirkte er als Keynote-Sprecher mit. Von der ComputerWoche wurde er 2003 und 2011 unter die 100 wichtigsten IT Macher Deutschlands gewählt. Sein Curriculum findet sich auf Wikipedia http://bit.ly/wp_drukff. PROJECT CONSULT GmbH 2014 Datum: 14.05.2014 Seite: 5 von 5