Respekt und Recht Politische und soziale Unterstützung von Opfern rechter Gewalt Berlin, 3. November 2008 Den Opfern Gesicht und Stimme geben Aufgaben einer systematischen Opferbetreuung Sabine Seyb ReachOut Berlin
Ausgangslage Die Perspektive der Opfer soll in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion stärker Beachtung finden. Die Beratung umfasst die individuelle Unterstützung für Betroffene und die politische Intervention dort, wo es zu Angriffen gekommen ist. Die Situation und die Perspektive der Opfer rassistischer, rechter und antisemitischer Gewalt stehen im Zentrum der Arbeit der Beratungsprojekte.
Das Angebot der Opferberatungen: Individuelle Beratung: Hilfe und Unterstützung für Betroffene für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Berlin für Angehörige für ZeugInnen Politische Intervention und Öffentlichkeitsarbeit: Für die Situation der Betroffenen sensibilisieren und Solidarisierungsprozesse initiieren Recherche und Dokumentation: Das Ausmaß rechter Gewalt erfassen und Kontakt zu den Betroffenen ermöglichen Bildungsarbeit
Prinzipien in der Beratung von Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt niedrigschwellig ganzheitlich parteilich aufsuchend freiwillig auf Wunsch anonym kostenlos Jeder einzelne Schritt wird gemeinsam besprochen! Nichts geschieht ohne das Einverständnis der Betroffenen!
Warum individuelle Beratung gemeinsam mit politischer Intervention? Rechter, rassistischer oder antisemitischer Angriff auf eine oder mehrere Personen Angriff(e) wird von den Betroffenen und ihrem sozialen Umfeld als Angriff auf die gesamte Gruppe wahrgenommen. Die gesamte Gruppe lebt mit der Angst, dass sich die Angriffe wiederholen könnten Nach vermehrten Angriffen in einem Bezirk/Stadtteil, bewegen sich die (potenziell) Betroffenen nur noch in Gruppen und/oder möglichst wenig im öffentlichen Raum. Schrittweise Verdrängung potenzieller Opfer aus dem öffentlichen Raum. Entstehung von Angsträumen Alternative/linke Jugendliche verzichten auf bestimmte Bekleidungsattribute, die sie erkennbar machen. Von Rassismus Betroffene ziehen sich zurück und nehmen die gesamte deutsche Gesellschaft als rassistisch wahr.
Zum Beratungsangebot gehört: Beratung und emotionale Unterstützung nach einem Angriff Das Erstgespräch: Vorstellung des Beratungsangebotes Zuhören: Dem Opfer Raum und Zeit geben, die eigene Perspektive darzustellen ggf. Krisenintervention Nachfragen/Klärung der Situation: -Psychosozial -Rechtlich -Finanziell Entscheidungshilfen zum weiteren Vorgehen
Rechtliche Hilfestellungen und Begleitungen ( Nebenklage Hinweise zu juristischen Möglichkeiten (Anzeige, Unterstützung bei der Suche nach RechtsanwältInnen Begleitung zu Polizei, Behörden, Gerichtsterminen Vor- und Nachbereitung von Gerichtsverfahren Beratung zu finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfe bei der Antragstellung
Psychosoziale Beratung bei Angriffen im direkten Wohnumfeld: ggf. Unterstützung bei der Wohnungssuche Unterstützung bei Gesprächen und Anträgen: Jobcenter, Wohnungsamt etc. bei Angriffen am Arbeitsplatz: Gespräche mit ArbeitgeberIn Hilfe bei aufenthaltsrechtlichen Problemen, die Folgen des Angriffs sind Vermittlung von weiteren Beratungsstellen, z.b. bei aufenthaltsrechtlichen Problemen Vermittlung von therapeutischen Angeboten bei posttraumatischen Belastungsstörungen
Interventionen I ( Nachbarn Gepräche im sozialen Umfeld der Betroffenen (FreundInnen, Angehörige, Lokale Analyse der Bedrohungssituation durch Gespräche mit: KooperationspartnerInnen, Kontaktpersonen vor Ort, potenziellen Opfern ggf. Recherchen nach weiteren Betroffenen Gespräche mit KooperationspartnerInnen vor Ort: Netzwerkstellen, Mobiles Beratungsteam, Antifa
Interventionen II Kontaktaufnahme und Gespräche mit den politisch Verantwortlichen vor Ort ( Ausländerbehörde Kontaktaufnahme mit Behörden und Institutionen (Polizei, Schule, Anregung/Initiierung von Veranstaltungen zur Situation von (potenziell) Betroffenen Vermittlung von Kontakten zu Initiativen und Einrichtungen Initiierung von und Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit
Angriffe 2007 Östliche Bundesländer 8% 1% 1% 2% 30% 20% Rassismus Alternative Politisch Aktive Hom ophobie Antisemitismus Sozial Benachteiligte Sonstige Gründe 39%
Angriffe in den Bezirken 2008 Januar-Mitte Oktober: 98 Charlottenburg (1) - Wilmersdorf (0) Friedrichshain (23) - Kreuzberg (1) 25 24 Hohenschönhausen (4) - Lichtenberg (13) Marzahn (10) - Hellersdorf (2) 20 17 Mitte (4) - Wedding (2) - Tiergarten (2) 15 12 12 Pankow (8) - Prenzlauer Berg (2) - Weissensee (2) Neukölln (5) 10 8 8 Reinickendorf (3) 5 5 Tempelhof (2) - Schöneberg (3) 5 1 3 2 1 Treptow (4) - Köpenick (4) Spandau (2) 0 Steglitz (0) - Zehlendorf (1)
60 50 40 30 20 10 0 48 Opferberatung und Bildung gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus Tatmotiv Angriffe Januar bis Mitte Oktober 2008: 98 22 19 2 1 2 4 Rassismus gegen Nicht- Rechte/alternative Jugendliche gegen politisch Aktive Homophobie Antisemitismus gegen sozial Benachteiligte Unklar/Sonstige*
8 Angriffsorte 2008 Angriffe Januar bis Mitte Oktober: 98 7 1 24 58 Öffentl.Verkehr/Bahnhöfe Öffentl. Raum Arbeits platz Wohnung/Wohnumfeld Sonstiges/Anderer Ort