Die Besiedlung des Verdauungstraktes von Ferkeln, Broilern und Kühen mit probiotisch wirkenden Mikroorganismen

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Transkript:

Die Besiedlung des Verdauungstraktes von Ferkeln, Broilern und Kühen mit probiotisch wirkenden Mikroorganismen Dr. Ulrich Korn, Dr. Bernd Pieper; Dr. Pieper TuP, Wuthenow Dr. Wolfgang Hackl; Institut für Nutztierwissenschaften und Technologie der Universität Rostock Zusammenfassung Probiotische Mikroorganismen werden mittlerweile auch in der Tierernährung vielfältig eingesetzt. Aufgrund des Anwendungsverbotes von Antibiotika als Leistungsförderer in der EU besteht ab 2006 eine erhöhte Notwendigkeit einen Ausgleich zu diesen Leistungsförderern zu schaffen, da mit Leistungseinbußen zu rechnen ist. Eine Alternative können Probiotika sein, die die Eubiose im Verdauungstrakt stabilisieren und Krankheitserreger im Wachstum und in ihrer Ausbreitung im Verdauungstrakt behindern können. Wir testeten in Fütterungsversuchen mit Ferkeln und Broilern probiotische Milchsäurebakterien auf ihren Einfluss auf zootechnische Parameter und auf Veränderungen der Zellzahl ausgewählter Keime im Gastrointestinaltrakt. Zur Anwendung kam eine Stammkombination aus Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866. Insgesamt wurden 120 Masthybrid-Absetzferkel mit diesen Mikroorganismen 28 Tage gefüttert. Positivkontrollgruppen wurde anstelle der Mikroorganismen 40 ppm des antibiotischen Leistungsförderers Salinomycin-Na verabreicht. Nach der Fütterung weicht die Positivkontrollgruppe in ihren zootechnischen Parametern nicht signifikant von der unbehandelten Negativkontrollgruppe ab. Durch die Fütterung der Stammkombination konnte im Gegensatz dazu bei erhöhtem Futterverzehr auch eine Erhöhung der Lebendmassezunahme festgestellt werden. Im Chymus aus Dünndarm und Dickdarm wurden Milchsäurebakterien, aerobe Sporenbildner und Enterobakterien quantitativ erfasst. Im Dünndarm der mit Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866 gefütterten Tiere fanden sich deutliche erhöhte Konzentrationen von Milchsäurebakterien, allerdings auch erhöhte Zellzahlen der Enterobakterien. Auffallend war, dass aerobe Sporenbildner bei den Kontrolltieren zu finden waren, die Fütterung mit der Stammkombination möglicherweise aber die Besiedlung des Dünndarms mit diesen Keimen verhinderte. Dieses Ergebnis ist im Colon auf deutlich höherem Besiedlungsniveau aller Keime wieder zu finden. 75

In zwei Mastversuchen mit insgesamt je 900 Broilern erhielten die Tiere mit dem Futter die probiotischen Mikroorganismen. Alle Tiere übertrafen mit zusätzlich 300 g bzw. 500 g Lebendgewicht am Ende der Mast deutlich die Kennzahlen des genetischen Materials. Auffallend in beiden Versuchen ist die Reduzierung der Mortalität um die Hälfte. Futterwechsel führt bei Kühen oft zu Einbußen in der Milchleistung. Wird jedoch frische Silage verfüttert, die mit BIO-SIL hergestellt wurde, kommt es nicht zur Reduktion der Milchmenge. In vielen Fällen wurde über Leistungssteigerungen berichtet, deren Ursachen bisher nicht bekannt sind. Frische Silage zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Milchsäurebakterien und Milchsäure aus. Unter der Voraussetzung, dass die Milchsäurebakterien aus der Starterkultur, dem BIO-SIL, stammen, sollte vor allem Lactobacillus plantarum als Hauptorganismus in der Silage vorhanden sein. Aus diesem Grund ist der Einfluss von frischer Silage mit höherem Gehalt an Milchsäurebakterien im Vergleich zu älterer Silage auf das Keimspektrum im Verdauungstrakt des Rindes von Interesse. Das erste Tier wurde vor dem Schlachten über einen längeren Zeitraum mit einer TMR gefüttert, die Grassilage aus dem Vorjahr enthielt. Die TMR wies lediglich 6,45 x 10 5 KbE/g anaerob gewachsene Milchsäurebakterien auf. In der gleichen Größenordnung finden sich im Pansen diese Mikroorganismen wieder. Auffallend ist, dass ab dem Duodenum keine Milchsäurebakterien mehr nachweisbar waren. Ein zweites Tier erhielt eine TMR auf der Basis einer wenige Tage alten Roggensilage mit 8,5 x 10 7 KbE/g. Hier finden sich auch im distalen Abschnitt des Gastrointestinaltraktes deutlich messbare Mengen an Milchsäurebakterien. Das dritte Tier wurde mit einer TMR gefüttert, die aus zwei Tage alter Grassilage hergestellt wurde und 1,7 x 10 8 KbE/g Milchsäurebakterien enthielt. Im Pansen ließen sich bei diesem Tier 1,24 x 10 7 KbE/g Feuchtmasse nachweisen, d.h. fast 100 mal soviel wie bei Tier 1. Auch im weiteren Verlauf des Gastrointestinaltraktes wurden höhere Zellzahlen an Milchsäurebakterien gefunden. Es gelingt demzufolge über die Fütterung, erwünschte Mikroorganismen im Verdauungssystem zu etablieren. Inwieweit die gefütterten Lactobacillus plantarum-stämme probiotisch beim Rind wirken und einen Einfluss auf die Milchleistung haben, muss in weiteren Untersuchungen geklärt werden. Summary The settlement of the gastro-intestinal-tract of cows, piglets and chicken with probiotic lactic acid bacteria Probiotic microorganisms are actually manyfold used in animal feeding. In the EU from 2006 will be an application permission of antibiotic performance-promoters suffering deterioration in animal performances. Probiotic microorganisms can be an alternative to stabilize the eubiosis in the gastro-intestinal-tract (GIT) and impede the growth and expansion of pathogens. In feeding experiments with piglets and chicken we tested probiotic lactic acid bacteria (LAB) influencing zootechnical parameters and cell numbers of defined microorganisms in the GIT. We used a combination of our strains Lactobacillus plantarum DSM 8862 and DSM 8866. Altogether 120 weaning piglets aged 28 76

days were fed with these microorganisms over 28 days. Positive control groups got 40 ppm of the antibiotic performance-promoter Salinomycin-Sodium instead of LAB. The zootechnical parameters were not different between positive and negative control group (fed without Salinomycin and without microorganisms). Corresponding with enhanced feed intake we estimated an enhanced live weight increase caused by feeding the combination of our strains. LAB, aerobic spore forming bacteria and enterobacteria were determined quantitatively in the digesta of small intestine and colon. In the small intestine of the probiotic fed animals we found higher concentrations of LAB and however higher numbers of enterobacteria. The control animals contained aerobic spore forming bacteria, but in animals fed with probiotics the settlement with these spore forming bacteria was hindered. Similar results were found in the colon on a higher population density. 1800 chicken, weighing 45 g were fed over 34 days in two experiments with standard feedmix. The trial groups were given the probiotic microorganisms. All animals exceeded the characteristics of genetic material, among others the live weight with 300 g and 500 g (final weight 1800 g and 2000 g respectively). Conspicuous in both trials is the reduction of mortality by half. Cows react on change of the ration with reduction of the milk performance. After feeding fresh silage, produced with biological additives, often no loss of milk amount was considered. In some cases it was reported about increase of milk. The reasons are not known until now. Fresh silage contains a lot of lactic acid and a high cell number of LAB (until 10 10 cfu per gram fresh mass). It is assumed, that after inoculation with BIO-SIL the main microorganisms in fresh silage are Lactobacillus plantarum. We wanted to estimate the influence of fresh silage with higher concentration of LAB in comparison with elder silage on the spectrum of microorganisms in the GIT of cows. Before slaughtering the first animal was fed for a longer period with a total mixed ration (TMR) produced with one year old grasssilage (6,45 x 10 5 cfu/g LAB). The rumen of this animal contained a similar number of these LAB, whereas at the beginning of the duodenum no LAB were found. A second cow got TMR from fresh rye-silage with 8,5 x 10 7 cfu/g and we determined LAB in the whole GIT (10 4-10 6 cfu/g). The third cow, fed with a TMR made from two days old grasssilage, had about 100 times of LAB in the rumen compared with the first animal and also higher numbers in the following GIT. Accordingly it succeeds to implement wished microorganisms into the GIT by feeding. Further research is supposed to show the probiotic effect of Lactobacillus plantarum DSM 8862 and DSM 8866 on cows and on the milk performance. 77

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1. Einleitung und Problemstellung Unter Jungtiererkrankungen ist die Coli-Enterotoxämie, die Überflutung des Verdauungssystems mit schädlichen Keimen in den ersten 4 Wochen, die wichtigste Erkrankung. Nach wie vor sind große Verluste an Absetzferkeln darauf zurückzuführen (BIL- KEL 1996, WALDMANN, K.-H. 1998). Ursache ist eine noch nicht ausreichende Salzsäure- und Pepsinbildung nach dem Absetzen der Muttermilch, die dazu führt, dass sich pathogene Keime vom Darmende aufsteigend im gesamten Verdauungstrakt ansiedeln können. Eine nicht ausgebildete Laktoflora und oftmals unzureichende hygienische Bedingungen führen zur schnellen Ausbreitung von Coliformen, Clostridien und Salmonellen (BERTSCHINGER et al., 2000). Ab 2006 ist der Einsatz sogenannter»antibiotischer«leistungsförderer, wie Ionophoren, Makroliden u. a. in der EU generell verboten. Das Verbot kann in vielen Betrieben zu Leistungseinbußen führen. Durch Zugabe von probiotisch wirkenden Milchsäurebakterien kann ein Ausgleich geschaffen werden (DE CUPERE et al., 1992). Insbesondere Lactobacillen können in das sensible Gleichgewicht des Darmes stabilisierend und sogar leistungsfördernd eingreifen. Diese Mikroorganismen sind u. a. in der Lage, im Schleim der Darmwand einen natürlichen Biofilm zu bilden, der die humorale Barriere der Darmwand stärkt und Krankheitserregern den Zutritt zum resorptiven Epithel erschwert. So wird erreicht, dass die Vorgänge der Adhäsion, Kolonisation bis hin zur Invasion, Penetration und schließlich Gewebedestruktion in Gegenwart virulenter Darmbakterien nach antibiotischem Prinzip unterbunden werden. Pathogene Keime werden an einer übermäßigen Entwicklung, insbesondere im Dünndarm und im distalen Abschnitt des Dickdarms gehindert, was zu einer geringeren Durchfallhäufigkeit und somit zur Herabsetzung der Tierverluste führt, insbesondere in der frühen Aufzuchtsphase (GÖSSLING, 2001). Werden zusätzlich diejenigen Darmbakterien im Wachstum begünstigt, die aus unverdauten Nahrungsresten freie Fettsäuren bilden, kann das Tier daraus sogar einen energetischen Nutzen ziehen. GEDEK hat bereits 1993 wesentliche Eigenschaften der Mikroorganismen, die als Probiotika dienen können, formuliert. Die Organismen dürfen nicht pathogen und nicht toxikogen sein, müssen magensäure- und gallebeständig sein, müssen leben, um stoffwechselaktiv und immunmodulierend zu wirken, müssen die Hauptflora stärken und antagonistisch zu Krankheitserregern sein, dürfen dem Wirt keine Nährstoffe entziehen, müssen unverdaute Nahrungsreste besser nutzen können und die Ausscheidung verringern, sollten den Gesundheitsstatus des Wirtes verbessern und sollten schädliche Stoffe und Keime aus dem Darm eliminieren können. 79

Im Magen sind aufgrund des hohen Säuregehaltes nur geringere Zahlen an Mikroorganismen zu finden, die überwiegend aus der Speiseröhre mit dem Nahrungsbrei eingetragen werden. Ebenso finden sich noch sauerstofftolerante Keime im Zwölffingerdarm. Im Dünndarm sind bereits Bacteroides, Coccen und Lactobacillen (10 6 KbE/g) bis zu insgesamt etwa 10 8 Keime pro Gramm Chymus vorhanden. Die Hauptflora im Dickdarm setzt sich aus anaeroben Bifidus, Bacteroides und Enterobacterien zusammen. Die Milchsäurebakterien überschreiten kaum 10 5 KbE je Gramm Darminhalt (AMTS- BERG 1984; BUSCH et al., 1999). Magen 0-10 3 /ml Bacteroides 0-10 2 Lactobacillen 10-10 3 Streptococcen 10-10 3 Enterobacterien 0-10 2 Hefen 0-10 2 Duodenum wie im Magen Dünndarm 10 5-10 8 /ml Bacteroides 10 4-10 7 Lactobacillen 10 3-10 6 Streptococcen 10 3-10 6 Enterobacterien 10 3-10 6 Dickdarm 10 5-10 12 /g Bifidus 10 9-10 10 Bacteroides 10 9-10 10 sog.»hauptflora«enterobacterien 10 5-10 7 Lactobacillen 10 3-10 5 Enterococcen 10 2-10 5 Clostridien 10 3-10 5 Fusobacterien 10 3-10 5 Veillonellen 10 3 Staphylococcen 10 3 Proteus < 10 3 Pseudomonas < 10 3 Hefen < 10 3 Abb. 1 Vorkommen von Mikroorganismen im Gastro-Intestinal-Trakt (nach BUSCH et al. 1999) Abbildung 2 veranschaulicht das Zusammenwirken der einzelnen Mikroorganismen der Darmflora, die in einem sensiblen Gleichgewicht stehen, das im gesunden Zustand, der Eubiose, von der Hauptflora dominiert wird. 80

Nehmen aus unterschiedlichen Gründen Clostridien, Proteus aber auch Pseudomonaden zu, kann es zur Dysbiose kommen, die bis zur Erkrankung führen kann. Vorteilhafte Eigenschaften können dabei Streptococcen, Veillonellen und Lactobacillen entwickeln. Einige Vertreter bilden u. U. Antibiotika, die exogene Bakterien hemmen, die Verdauung unterstützen, das Immunsystem stimulieren und damit die Eubiose wiederherstellen (DUGGAN et al., 2002). Abb. 2 Zusammenwirken der Mikroorganismen im Gastrointestinaltrakt Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es, eigene Milchsäurebakterien auf ihre Verwendbarkeit als Probiotikum bei verschiedenen Haustierarten zu testen. 2. Herkunft der probiotischen Mikroorganismen Für die Fütterungsversuche wurden Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866 eingesetzt, natürliche Isolate von Gräsern. Aus Chymus von Ferkeln wurden die Milchsäurebakterien Lactobacillus fermentum DSM 14638 und Lactobacillus brevis DSM 14611 gewonnen, die jedoch wegen ihrer Sauerstoff-Empfindlichkeit schlecht zur Fütterung unter Praxisbedingungen geeignet sind. Der Stamm Pediococcus acidilactici DSM 13946, ebenfalls ein Naturisolat, ist relativ empfindlich gegenüber Magensäure und Galle, so dass im Weiteren nur ausgewählte Ergebnisse mit Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866 als Probiotikum dargestellt werden. 81

3. Fütterung von Ferkeln mit probiotischen Mikroorganismen In umfangreichen Ferkelversuchen wurden neben zootechnischen Parametern Organismen der Mikroflora des Magens, des Dünndarms und des Colons mit mikrobiologischen Standardmethoden bestimmt. Abb. 3 Der Gastrointestinaltrakt des Schweines In Dosis-Leistungsversuchen wurde die Stammkombination aus Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866 dem Futter so beigemischt, dass die Tiere in den Versuchsgruppen jeweils 10 5, 10 6, 10 7 usw. Keime pro Gramm Futter aufnahmen. Insgesamt wurden 120 kastrierte Masthybrid-Absetzferkel im Alter von 28 Tagen mit einem Durchschnittsgewicht von 7,4 kg zu Versuchsbeginn eingestallt. Die Versuchsdauer betrug 28 Tage. Positivkontrollgruppen wurde anstelle der Mikroorganismen 40 ppm des antibiotischen Leistungsförderers Salinomycin-Na verabreicht. Da es sich um gesunde Tiere handelte, die im Versuchsstall unter optimalen Bedingungen gehalten wurden, kam es nicht zu krankheitsbedingten Ausfällen. Die Positivkontrollgruppe weicht nach 28 Tagen Fütterung in ihren zootechnischen Parametern nicht signifikant von der unbehandelten Negativkontrollgruppe ab. Lediglich der Futteraufwand zur Erlangung der gleichen Lebendmassezunahme ist leicht erhöht. Durch die Fütterung von der probiotischen Mikroorganismen konnte im Gegensatz dazu bei erhöhtem Futterverzehr auch eine Erhöhung der Lebendmassezunahme festgestellt werden (Abb. 4). 82

Abb. 4 Ferkelaufzuchtversuch Zootechnische Parameter Prozentuale Abhängigkeit der Lebendmassezunahme (LMZ ), des Futterverzehrs (FVZ ), und des Futteraufwandes (FA ) von der Fütterungsart bei Masthybrid-Aufzuchtferkeln im Vergleich zur unbehandelten Negativkontrollgruppe NKG - Negativkontrollgruppe PKG - Positivkontrollgruppe SK - Stammkombination aus Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866 Abb. 5 Ferkelaufzuchtversuch - Mikroorganismen- Besatz im Dünndarm Einfluss der Fütterung der Stammkombination aus Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866 ( ) auf die Besiedlung des Dünndarms mit Milchsäurebakterien (MSB), aeroben Sporenbildnern (aspb) und Enterobakterien (Entero) im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe ( ). 83

In Rahmen dieser Versuche wurden im Chymus aus Dünndarm und Dickdarm Milchsäurebakterien, aerobe Sporenbildner und Enterobakterien quantitativ erfasst. Im Dünndarm der mit dem Probiotikum gefütterten Tiere fanden sich deutliche erhöhte Konzentrationen von Milchsäurebakterien, allerdings auch erhöhte Zellzahlen der Enterobakterien. Auffallend war, dass aerobe Sporenbildner bei den Kontrolltieren zu finden waren, die Fütterung mit der Stammkombination aber möglicherweise die Besiedlung des Dünndarms mit diesen Keimen verhinderte (Abb. 5). Dieses Ergebnis ist im Colon auf deutlich höherem Besiedlungsniveau aller Keime wieder zu finden (Abb. 6). Durchschnittlich fanden sich 10 6 KbE Milchsäurebakterien je Gramm Chymus. Die Zellzahl der aeroben Sporenbildner in Gegenwart der zusätzlich verabreichten Milchsäurebakterien lag auch hier unter der Nachweisgrenze. Dieses Ergebnis konnte mehrfach reproduziert werden. Die Zellzahl aller untersuchten Keimarten der mit Salinomycin-Na behandelten Positivkontrollgruppe war durch die antibiotische Wirkung zum Teil um 2 Zehnerpotenzen reduziert. Abb. 6 Ferkelaufzuchtversuch - Mikroorganismen- Besatz im Colon Einfluss der Fütterung der Stammkombination aus Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866 ( ) auf die Besiedlung des Colons mit Milchsäurebakterien (MSB), aeroben Sporenbildnern (aspb) und Enterobakterien (Entero) im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe ( ). 4. Fütterung von Broilern mit probiotischen Mikroorganismen Es wurden zwei Broilermastversuche mit insgesamt je 900 Tieren durchgeführt. Die unsortierten Eintagsküken der Sorte»Cobb 500«wiesen ein Einstallungsgewicht von durchschnittlich 45 g auf. Die Küken wurden in jedem Versuch in 6 Gruppen eingeteilt. Die Versuchsgruppen erhielten mit dem Futter Lactobacillus plantarum DSM 8862 und 84

DSM 8866 als Probiotikum. Am Ende der Mast erreichten alle Tiere im ersten Versuch ein Lebendgewicht von mehr als 1800 g. Sie überschritten damit deutlich die Kennzahlen des genetischen Materials (Abb. 7). Versuch 2 zeigt bei erhöhtem Futteraufwand eine weitere Steigerung der Lebendmasse nach 34 Tagen auf über 2000 g. Auffallend in beiden Versuchen ist eine Reduzierung der Mortalität von 4,7 % auf 2 %. Ähnliche Mortalitätsraten bzw. Lebendmassezunahmen wurden auch bei den anderen Versuchsgruppen gefunden. Abb. 7 Broilermastversuche Zootechnische Parameter 5. Fütterung von Kühen mit frischer Silage Futterwechsel führt bei Kühen oft zu Einbußen in der Milchleistung. Wird jedoch wenige Tage alte Silage verfüttert, die mit unserem biologischen Siliermittel BIO-SIL hergestellt wurde, kommt es nicht zur Reduktion der Milchmenge. In vielen Fällen wurde über Leistungssteigerungen berichtet, deren Ursachen bisher nicht bekannt sind. Frische Silage zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Milchsäurebakterien und Milchsäure sowie einen niedrigen ph-wert aus. Im Silo erreichen die Milchsäurebakterien bereits nach drei Tagen Keimzahlen bis zu 10 10 KbE/g Frischmasse. Nach weiteren neun Tagen ist die Keimzahl wieder auf 10 6 bis 10 7 abgesunken (Abb. 8). Unter der Voraussetzung, dass die Milchsäurebakterien aus der Starterkultur, dem BIO- SIL, stammen, sollte vor allem Lactobacillus plantarum als Hauptorganismus in der Silage vorhanden sein. 85

Abb. 8 Entwicklung des Besatzes an Milchsäurebakterien in Silage Aus diesem Grund ist der Einfluss von frischer Silage mit höherem Gehalt an Milchsäurebakterien im Vergleich zu älterer Silage auf das Keimspektrum im Verdauungstrakt des Rindes von Interesse. Dazu wurden Proben aus sechs unterschiedlichen Abschnitten des Gastrointestinaltrakts verschieden gefütterter Einzeltiere entnommen. Abb. 9 Der Gastrointestinaltrakt des Rindes Das erste Tier wurde vor dem Schlachten über einen längeren Zeitraum mit einer TMR gefüttert, die Grassilage aus dem Vorjahr enthielt. Die TMR wies lediglich 6,45 x 10 5 KbE/g anaerob gewachsene Milchsäurebakterien auf. In der gleichen Größenordnung finden sich im Pansen diese Mikroorganismen wieder (Abb. 10). Auffallend ist, dass ab dem Duodenum keine Milchsäurebakterien mehr nachweisbar waren. Ein zweites Tier erhielt eine TMR auf der Basis einer wenige Tage alten Roggensilage mit 8,5 x 10 7 KbE/g. Hier finden sich auch im distalen Abschnitt des Gastrointestinaltraktes deutlich messbare Mengen an Milchsäurebakterien. Das dritte Tier wurde 86

mit einer TMR gefüttert, die aus zwei Tage alter Grassilage hergestellt wurde und 1,7 x 10 8 KbE/g Milchsäurebakterien enthielt. Tier 1 Tier 2 Tier 3»altefrischefrische«Grassilage Roggensilage Grassilage (KbE/g) (KbE/g) (KbE/g) Futter (TMR) 6,45 x 10 5 8,5 x 10 7 1,70 x 10 8 Pansen 5,00 x 10 5 1,0 x 10 6 1,24 x 10 7 Labmagen 7,50 x 10 3 1,0 x 10 4 1,70 x 10 6 Duodenum 0 1,0 x 10 4 7,00 x 10 5 Dünndarm 0 5,0 x 10 4 1,12 x 10 5 Blinddarm 0 1,0 x 10 5 1,30 x 10 5 Dickdarm 0 3,0 x 10 5 1,09 x 10 5 Abb. 10 Milchsäurebakterienbesatz im Verdauungstrakt unterschiedlich gefütterter Rinder Im Pansen ließen sich bei diesem Tier 1,24 x 10 7 KbE/g Feuchtmasse nachweisen, d.h. fast 100 mal soviel wie bei Tier 1. Auch im weiteren Verlauf des Gastrointestinaltraktes wurden höhere Zellzahlen an Milchsäurebakterien gefunden. Es gelingt demzufolge über die Fütterung, erwünschte Mikroorganismen im Verdauungssystem zu etablieren. Inwieweit die gefütterten Lactobacillus plantarum-stämme probiotisch beim Rind wirken und einen Einfluss auf die Milchleistung haben, muss in weiteren Untersuchungen geklärt werden. 8. Schlussfolgerungen Die Milchsäurebakterien Lactobacillus plantarum DSM 8862 und DSM 8866 haben auf die untersuchten Haustierarten einen messbaren probiotischen Effekt. Bisher konnten bei gesunden Absetzferkeln bis zu 7 % Lebendmassezunahme und eine Reduzierung der Mortalität bei Broilern um die Hälfte nachgewiesen werden. Weitere Untersuchungen werden auch den gesundheitlichen Aspekt bei geschwächten oder erkrankten Nutztieren berücksichtigen, um die Eignung von Lactobacillus plantarum als Probiotikum zu bestätigen. Danksagung Herzlichen Dank möchten wir an dieser Stelle den Mitarbeitern des Versuchsstalls»F. Harms«der Universität Rostock in Dummerstorf sagen, in dem ein großer Teil der Arbeiten ablief und ohne deren tatkräftige Unterstützung die Untersuchungen nicht möglich gewesen wären. 87

Literaturverzeichnis AMTSBERG, BILKEL, G., 1996: Ferkelverluste nach dem Absetzen, Fischer Verlag Jena, Stuttgart BERTSCHINGER, H. U. et al., 2000: Active oral immunization of suckling piglets to prevent colonization after weaning by entero-toxigenic E. coli with fimbriae F 18., Vet. Microbiol. (71) 255-267 BUSCH, A. et al.,1999: Probiotika in der Tierernährung, Agrimedia Buchedtion DE CUPERE, F. et al., 1992: Evaluation of the effect of 3 probiotics on experimental E. coli enterotoxaemia in weaned piglets, J. Vet. Med. B (39) 277-284 DUGGAN, C. et al., 2002: Protective nutrients and functional foods for the gastrointestinal tract Am. J. Clin. Nutr. (75) 789-808 GEDEK, B. R., 1993: Probiotika zur Regulierung der Darmflora, Tierärztl. Umschau (48) 97-104 GÖSSLING, A., 2001: Wirkungen eines Oreganoöl-Zusatzes als Futteradditiv auf die Darmflora von Absetzferkeln, Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover WALDMANN, K.-H., 1998: Coli-Diarrhoe und -Enterotoxämie nach wie vor aktuell, Prakt. Tierarzt (79) 171-172 Diskussion Prof. Kaiser, Humboldt-Universität Berlin Herr Dr. Korn, sie hatten von den probiotischen Effekten der Silagen, die nur zwei bis drei Tage im Silo gelegen haben gesprochen. Das sind aber die Silagen, die sich extrem schnell erwärmen auf Grund der Vermehrung von Hefen. Wie schätzen sie im Vergleich dazu das Risiko der aeroben Instabilität. Antwort Ich sehe es zumindest, nicht als das Problem das wir die Silage bereits nach sehr kurzer Zeit verfüttert haben. Dr. Pieper Zur gleichen Frage: Die bekannte Tatsache, je länger die Silage liegt, desto stabiler wird sie, steckt ja dahinter, Frau Prof. Kaiser. Aber wir haben zum Einen ganz frische Silagen, die wenig Nacherwärmung zeigen. Andererseits gibt es frische Silagen, die sehr heftig nacherwärmen. Zur baldigen Fütterung wird in kleineren Silos (1-2 m Vorschub je Tag bei der Entnahme) an einem Tag einsiliert und sofort hermetisch abgedeckt. Das entstehende CO2 kann nicht entweichen und hemmt die Vermehrung der Hefen. Ein Silo, das drei Tage befüllt wird und dann noch schlecht abgedeckt wird, sollten wir natürlich nicht als frische Silage benutzen. Es ist also zunächst eine Frage der Planung. Wenn trotzdem Nacherwärmungsprobleme auftreten, dann kann man Propionsäure oder 400 g in Wasser gelöstes»sila-fresh«(kaliumsorbat) je 1 t TMR einsetzen. 88

Dr. Kalzendorf, Landwirtschaftskammer Weser/Ems Den Beitrag, der gerade von Frau Prof. Kaiser gebracht worden ist, würde ich eigentlich insofern unterstützen wollen, weil es auch Untersuchungen gibt von der Bundesforschungsanstalt in Braunschweig. Von Herrn Dr. Auerbach liegt eine Promotionsarbeit vor. Daraus geht unter anderem auch hervor, je länger eine Silage unter anaerobem Zustand lagert, desto geringer ist die Gefahr, dass Pilzkeime, auch Pilze beispielsweise, die mikroaerophil sind, auch abgetötet werden können. Also ich sehe ebenfalls die Gefahr für ein größeres Risiko der aeroben Instabilität je kürzer eine Silage lagert. Des Weiteren würde es ja auch ein bisschen im Widerspruch stehen zu dem Vortrag, den wir von Frau Dr. Mahlkow-Nerge gehört haben. Je länger die Lagerung von Maissilagen ist, desto besser ist auch die Umsetzbarkeit im Pansen. Auch wenn man beispielsweise bestimmte Zusätze hat, mit denen man die aerobe Stabilität verbessern kann, denke ich, dass man trotz alledem dieses Risiko auch siliertechnisch ausschließen sollte. Antwort Ziel der Untersuchung war es, die Wiederfindungsrate der hohen Anzahl an Milchsäurebakterien, die durch eine beimpfte und nur wenige Tage gelagerte Silage in die Kühe eingebracht wurde, im Verdauungstrakt zu untersuchen. Darüber hinaus besteht in Jahren der Futterknappheit bzw. in Betrieben mit begrenztem Siloraum die Notwendigkeit frühzeitig Silos zu öffnen. Generell sollte man zwischen dem Futterwert der Silagen im Hinblick auf die Leistung und den technologischen Anforderungen an die aerobe Stabilität unterscheiden. 89