Arbeitsmarkt Österreich - Herausforderungen und Perspektiven ARBEITSMARKT NEU GESTALTEN Enquete des Grünen Nationalratsklubs 02.05.2016 Mag. a Petra Draxl Landesgeschäftsführung Arbeitsmarktservice Wien
Themenschwerpunkte Das Arbeitsmarktservice ein paar Daten Größenordnungen, die erstaunen Blitzlicht Konjunktur 2016 und 2017 Der Arbeitsmarkt Österreich Entspannung bleibt aus Herausforderungen und Perspektiven 1
Das Arbeitsmarktservice - ein paar Daten 104 Geschäftsstellen mit 5.766 MitarbeiterInnen haben 960.000 Arbeit- und Lehrstellensuchende und 67.000 Unternehmen betreut 436.500 offenen Stellen und Lehrstellen entgegengenommen und 369.000 wurden mit AMS Unterstützung besetzt Rd. 584.000 arbeitslose Menschen und Jugendliche haben mit AMS Unterstützung Arbeit gefunden Pro Arbeitstag finden 16.000 geplante Terminvorsprachen statt, 7.600 Betreuungsvereinbarungen werden dabei abgeschlossen 380.000 Personen haben Förderangebote im Ausmaß von 1.124 Mio in Anspruch genommen Pro Arbeitstag wurden in den Regionalen Geschäftsstellen rd. 4.700 Anträge auf Existenzsicherung bearbeitet im Jahr 2014 insgesamt 1.171.400 und 5,3 Mrd ausbezahlt 2
Blitzlicht Konjunktur 2016 und 2017 Der Arbeitsmarkt Österreich Entspannung bleibt aus 3
Zentrale Arbeitsmarktindikatoren Veränderung gegenüber dem Vorjahr für die Jahre 2016 und 2017 Österreich Quelle: Synthesis, Quartalsprognose, März 2016 4
Branchen: Gewinner und Verlierer Branchen mit der größten Veränderung des Bestandes an Aktivbeschäftigung im Zeitraum 2016 und 2017 in Österreich Quelle: Synthesis, Quartalsprognose, März 2016 5
Blick auf Wien: Gesamtwanderungssaldo nach Staatsangehörigkeit (2005 2014),TOP 25 Quelle: Statistik Austria 6
Quelle: WBR 7
Entwicklung des Arbeitsmarktes 2016 Veränderungen gegenüber dem Vorjahr Wien: +22.000 gesamt Wien: +9.000 gesamt Wien: +13.000 gesamt 8
Zuwächse des Arbeitskräfteangebotes 2006 bis 2016 Österreich, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr 9
Stärkere Ausweitung der Arbeitslosigkeit ab der zweiten Jahreshälfte 2016 Beschäftigungswachstum verlangsamt sich gegen Jahresende Veränderung gegenüber dem Vorjahr 10
Blick auf den Status Quo März 2016 WIEN ÖSTERREICH Mär.16 Ver.ab. Ver.in % Mär.16 Ver.ab. Ver.in % Unselbständig Beschäftigte (geschätzter Wert) 806.000 12.000 1,5% 3.555.000 49.000 1,4% Arbeitslosenquote in % (geschätzter Wert) 14,0% 0,3 9,4% 0,1 EU-Arbeitslosenquote (Jänner 2016) 5,9% 0,4 vorgemerkte Arbeitslose 130.949 5.734 4,6% 367.576 7.364 2,0% Personen unter 25 J. 14.820 213 1,5% 45.221-1.642-3,5% Personen über 50 J. 32.375 1.754 5,7% 102.287 5.921 6,1% AusländerInnen 51.249 4.088 8,7% 103.578 5.613 5,7% Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen 19.044 1.827 10,6% 72.669 6.330 9,5% Personen mit max. Pflichtschulausbildung 65.438-1.102-1,7% 168.563-1.162-0,7% Personen in Schulung 29.213 4.567 18,5% 71.078 2.771 4,1% Lehrstellensuchende (sofort verfügbar) 1.657 183 12,4% 5.334 348 7,0% 11
Entwicklung des KundInnenpotenzials Die Zahl der KundInnen (Arbeitslose + Personen in Schulung) hat sich in Österreich im Zeitraum 2008 bis I. Quartal 2016 um 78% erhöht 480.000 440.000 400.000 360.000 320.000 280.000 240.000 200.000 160.000 120.000 80.000 40.000 0 468.300 Wien: fast verdoppelt (164.000 im I. Quartal 2016) 262.800 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q 1 SC - Schulung AL - arbeitslos Jahres- bzw. Quartalsdurchschnitt 12
Soziodemografische Struktur Alter Ausbildung (Arbeitslose Personen und Personen in Schulung) Im langjährigen Vergleich zeigt sich ein Anteil bei Jugendlichen um +/- 18% (gilt auch für Wien) Die Hälfte der KundInnen ist zw. 25 44 J. (gilt auch für Wien) Ein Drittel ist älter als 45 J. Knapp ein Viertel der vorgemerkten Personen zählt zur Generation 50plus (Wien: ein Fünftel) Dem Bildungsniveau entsprechend liegt der Fokus auf Personen mit max. Pflichtschulabschluss - Anteil von 48% (Wien: 53%) Knapp ein Drittel der KundInnen hat eine Lehrausbildung positiv absolviert (Wien: 22%) Der AkademikerInnenanteil beträgt 5% (Wien: 8%) 13
Zusammenhang Bildung und Arbeitslosigkeit 1990-2015 Das höchste Risiko, arbeitslos zu werden, haben Personen mit maximal Pflichtschulabschluss Bevölkerungszahl Wiens stieg zu Jahresbeginn 2016 auf rd. 1,8 Mio. (+2,4%) 38% des gesamten Wachstums entfiel auf Wien (Österreich: 8,7 Mio., +1,3%) 14,6% der Bevölkerung Österreichs sind ausländische Staatsangehörige (1,27 Mio., +121.000): Höchsten Zuwächse verzeichnen BürgerInnen aus Syrien (+21.800), Afghanistan (+18.300), dem Irak (+10.000), Rumänien (+9.600) und Ungarn (+8.700) Internationale Zuwanderung und ausländische Bevölkerung in Wien konzentriert 14
Zusammenhang Bildung und Arbeitslosigkeit 1990-2015 Das höchste Risiko, arbeitslos zu werden, haben Personen mit maximal Pflichtschulabschluss Bevölkerungszahl Wiens stieg zu Jahresbeginn Wien: 2016 38,5% auf im rd. Jahr 2015 1,8 Mio. (+2,4%) Arbeitslosenquoten nach Bildungsabschluss 38% des gesamten Wachstums entfiel auf Wien (Österreich: 8,7 Mio., +1,3%) 14,6% der Bevölkerung Österreichs sind ausländische Staatsangehörige (1,27 Mio., +121.000): Höchsten Zuwächse verzeichnen BürgerInnen aus Syrien (+21.800), Afghanistan (+18.300), dem Irak (+10.000), Rumänien (+9.600) und Ungarn (+8.700) Wien: 13,5% im Jahr 2015 Internationale Zuwanderung und ausländische Bevölkerung in Wien konzentriert 15
BMS-BezieherInnen Von 2011 bis zum I. Quartal 2016 erhöhte sich der Anteil an allen Vorgemerkten von 8% auf 14% (Wien: 19% auf 27%); zwei Drittel verfügen max. über einen Pflichtschulabschluss 61.708 66.885 25.884 18.708 36.007 24.414 43.545 28.511 50.998 32.451 40.073 43.723 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q 1 Wien Österreich Jahres- bzw. Quartalsdurchschnitt 16
Jahres- bzw. Quartalsdurchschnitt Langzeitbeschäftigungslose Personen 2008 I. Quartal 2016 180.000 160.000 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q 1 Wien 24.841 24.883 29.308 30.492 32.684 38.344 50.224 63.352 71.171 Österreich 54.416 58.205 73.903 73.629 76.358 89.826 119.424 147.601 162.699 17
Langzeitbeschäftigungslose Personen Österreich, I. Quartal 2016/Vgl. VJ-Quartal 162.700 langzeitbeschäftigungslose Personen (+14,5%) Der Frauenanteil liegt bei 40% (Österreich: 42%) Die Altersstruktur bildet eine Verteilung von 13% bei Jugendlichen < 25 J. knapp 43% bei Personen im Haupterwerbsalter (Wien: 40%) 30% bei Personen ab 50 J. (Wien: knapp über 25%) ab 53% können max. einen Pflichtschulabschluss vorweisen (Wien: 56%) 29% haben eine Lehrausbildung erfolgreich durchlaufen (Wien:23%) Mit rd. 71.200 langzeitbeschäftigungslosen Personen entfallen 44% auf Wien (+18,7%) 18
Jahres- bzw. Quartalsdurchschnitt Personen mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen Stetig leichte Erhöhung auf 18% in Österreich an allen Vorgemerkten (Wien: 13%); der Vergleich mit 2008 zeigt eine Ausweitung dieser KundInnengruppe um das 2,2-fache 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q 1 Wien 9.619 10.508 10.950 11.254 12.272 14.398 17.656 20.088 21.516 Österreich 38.930 44.023 44.904 45.105 49.247 58.025 69.531 76.886 83.564 19
Jahres- bzw. Quartalsdurchschnitt Personen mit Migrationshintergrund Zwei Drittel der Personen mit Migrationshintergrund sind vorerst auf dem Niveau max. Pflichtschule im System erfasst (Wien: 63%) 250.000 Österreich: MIG-Anteil von 42% an allen Vorgemerkten 200.000 150.000 100.000 Wien: MIG-Anteil von 60% an allen Vorgemerkten 50.000 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Q 1 Wien 50.756 57.214 65.904 76.943 88.332 100.629 Österreich 102.154 114.602 132.471 153.164 171.349 194.493 20
Anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte März 2016 22.674 arbeitslos Vorgemerkte und SchulungsteilnehmerInnen in Österreich, ein Plus von 50% gegenüber dem Vorjahresmonat Hohe Konzentration auf Wien: rd. 66% Männeranteil von rd. 75% (gilt für Österreich und Wien) Kompetenzcheck zur Förderung einer raschen Arbeitsmarktintegration in Wien (rd. 1.000 im Jahr 2015; rd. 7.700 im Jahr 2016 bis Ende Mai 2017) Bestand Wien OÖ NÖ Stmk Tirol Sbg Ktn Vbg Bgld Österreich 2016/März 15.065 2.098 1.887 1.357 656 612 474 387 138 22.674 Veränderung zum Vorjahresmonat absolut 5.397 550 781 433 138 103 67 41 70 7.580 Veränderung zum Vorjahresmonat in % 55,8 % 35,5 % 70,6 % 46,9 % 26,6 % 20,2 % 16,5 % 11,8 % 102,9 % 50,2 % Anteil 66,4% 9,3% 8,3% 6,0% 2,9% 2,7% 2,1% 1,7% 0,6% 100,0% 21
Bestand an Asylberechtigten in AMS Geschäftsstellen im März 2016* *dargestellt werden die AMS Geschäftsstellen mit einem Bestand von arbeitslos vorgemerkten oder in Schulung befindlichen anerkannten Flüchtlingen und subsidiär Schutzberechtigten von über 100; rot = GS des AMS Wien 22
Anteil der Asylberechtigten* nach Arbeitsmarktbezirken im Februar 2016 *Asylberechtigte: arbeitslos vorgemerkte oder in Schulung befindliche anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte 23
Herausforderungen und Perspektiven 24
Herausforderungen am Arbeitsmarkt nehmen zu Geringe Konjunkturdynamik Das Bruttoinlandsprodukt wuchs 2015 um +0,9% - leichte Erholung gegenüber 2013 und 2014 Die Prognosen für 2016 liegen in einer Bandbreite von 1,1% und 1,6% Die schwachen konjunkturellen Impulse gepaart mit dem anhaltend expansiven Arbeitskräfteangebot führen zu einer weiteren Verschlechterung am Arbeitsmarkt Der längere Verbleib älterer ArbeitnehmerInnen im Erwerbsleben sowie die hohe Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften haben stark angebotserhöhende Wirkung Bevölkerungszahl Österreichs stieg zu Jahresbeginn 2016 auf rd. 8,7 Mio. (+1,3%) 38% des gesamten Wachstums entfiel auf Wien (rd. 1,8 Mio.;+2,4%) Quelle: Prognosen lt. Synthesis, Wifo, IHS, März 2016 25
Herausforderungen am Arbeitsmarkt nehmen zu Beschäftigungswachstum in Österreich weiterhin zu gering (+43.800 im Jahr 2016) überwiegend auf Teilzeitarbeit ausgerichtet - das Arbeitszeitvolumen bleibt daher annähernd konstant Die Nachfrage nach Arbeitsplätzen kann nicht abgedeckt werden Anstieg der Arbeitslosigkeit setzt sich fort (+18.700 im Jahr 2016) Kontinuierliche Zuwächse seit 2012: Das bedeutet ein Plus von 36% in der Zeitspanne bis 2015 (Jahresdurchschnitt: 354.300 Personen) Quelle: Synthesis, Quartalsprognose März 2016 26
Herausforderungen Regionale Disparitäten werden weiterhin zunehmen: Stadt Land regionale Suche nach Arbeitskräften/Fachkräften städtische Räume: Zuzug, geprägt von Internationalität/Migrationshintergründen Geringe innerösterr. Mobilität in die Regionen /öffentlicher Verkehr von und aus Zentren Ost-Westgefälle: Europäisierung der Grenzräume, PendlerInnen (200.000 Menschen pendeln täglich nach Wien 27
Herausforderungen (fehlende) Bildung: Qualifizierungsnotwendigkeiten Personen mit Migrationshintergründen höher bilden; Fehler der ersten Migrationswellen jetzt rep.müssen: ohne Sprachkenntnisse keine Teilnahme an Bildung Bildung ist von sozialer Herkunft abhängig: Jugendliche aus bildungsarmen Familien erreichen Massive Investitionen in Aus-Bildung notwendig Aus-Bildung bestimmt Arbeitslosigkeit Ausbildung notwendig für oder wegen weitere/r technologischwirtschaftlicher Veränderungen 28
Herausforderungen Wanderungsströme Europäisierung des österr. Arbeitsmarktes Fluchtbewegungen Rasche Integration in den Bildungs und Arbeitsmarkt Residenzpflicht für junge Personen bis 25 29
Organisatorische Anforderung Enorme Herausforderung für AMS Personal und Förderbudget halten mit Entwicklung der AL nicht Stand Frage der Fördereffektivität, 2. und 3. Arbeitsmarkt KundInnenzufriedenheit Verwaltung statt Service Sozialschmarotzer diskussion Damit Entwicklungsschritte setzen: von Technologie bis inhaltlichen Punkten 30
Vielen Dank 31