Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen. Liebe Gemeinde, es gibt gesundsheitsförderlichere Sportarten als den Inline- Slalom. Und es gibt ungefährlichere Möglichkeiten, von der Michaelskirche die Kirchstraße hinunter in die Ortsmitte zu kommen. Das ist schon mit dem Fahrrad schnell und da stehen meistens keine Hindernisse im Weg, man braucht nur gute Bremsen. Aber es gibt bestimmt keine aufregendere Art und Weise, diese Strecke zurückzulegen als auf den kleinen Rollen. Und dazu gehört auf jeden Fall eins, und von dem ganz viel: Mut. Wer sich Sorgen macht, kommt an - wird aber bestimmt nicht gewinnen. Und auch wenn manche heute hier wissen: ich kann eigentlich nicht gewinnen: versuchen werden es alle. Man hört dann ja immer dieses berühmte Wort: Dabei sein ist alles. Ich denke, das ist nur die halbe Wahrheit, so nach dem Motto eben Mitmachen kann jeder. Freilich. Aber langweilig. Und das gilt ja für das Leben überhaupt. Ich glaube, dass der Sport - und dieses Inliner-Fahren viel- 1
leicht ja ganz besonders - davon lebt, dass ich alles gebe. Nicht mehr - das kann ja auch krank werden, wenn ich um jeden Preis gewinnen will und das wird dann unfair - aber auch nicht weniger. Ich fand das in der Schule schon irgendwie nicht in Ordnung, wenn die Großen beim Hochsprung einfach mehr Punkte bekamen, da konnte ich mich anstrengen wie ich wollte. Und von den etwas Schwereren ganz zu schweigen, die liefen immer hinterher - obwohl sie sich vielleicht mehr angestrengt haben als alle anderen. Und so läuft das ganze Leben. Manche laufen, fahren, springen immer hinterher. Werden nie gewinnen. Aber sie haben alles gegeben. Es kommt darauf an wie ich dabei bin. Für mich ist der Sport dann ein Sinnbild für das ganze Leben - und deshalb passt es auch so sehr, heute morgen hier Gottesdienst miteinander zu feiern. Um das zu verstehen hilft mir das Bibelwort für heute morgen, ich nehme nur einen einzigen Vers - für Sportler und Nichtsportlerinnen: 2
Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er - Gott - sorgt für euch. So sagt es Petrus einmal. Wenn wir uns die Strecke die Kirchstraße herunter anschauen: oben ist eine Startrampe. Neben der Kirche. Wo wir getauft werden. Wo wir ins Leben starten. Mit viel Schwung hinein. Kleine Kinder machen sich keine Sorgen, sie haben ja Eltern, die sorgen schon genug. Warum sollte sich ein kleines Kind Sorgen machen? Es will ja leben, will hinein, will alles ausprobieren, hinfallen macht nichts, es geht gleich weiter. Und es geht schnell. Es geht so schnell in den ersten Jahren, dass wir uns gar nicht mehr daran erinnern. Aber dann kommt bald eine Lebenskurve. Oder Sorgenkurve. Es kommt eine Zeit im Leben, da kann s einen aus der Bahn werfen. Und man hat das Gefühl: ich komm nie an. Da steht viel zu viel im Weg. Dann denke ich: das Leben ist ein einziger Slalom und wenn ich einmal falsch fahre, werde ich disqualifiziert, dann flieg ich raus. Oder ich muss mühsam wieder den Berg hoch, noch mal rein ins Rennen, aber dann hab ich keine Chance mehr. Und dann kommt mir diese Fahrt so sinnlos vor: warum soll ich mich da abmühen? An der Stelle haben wir zwei Möglichkeiten: ich geb auf und 3
lass es halt laufen und irgendwann und irgendwo hört das Leben dann auf. Oder: ich sage: Du Gott, du hast mich oben ins Leben hinein geschickt. Du traust mir das zu. Du glaubst an mich. Du glaubst, dass ich ans Ziel komme. Ganz egal ob als erster oder letzter. Aber gib nicht auf. Fahr deinen Weg zu Ende. Das kannst nur Du. Ich halte meine Hand über dich. Also: werf deine Sorgen auf Gott. Sag ihm: ich brauch dich. Ich hab Angst. Ich weiß gar nicht, warum ich auf dem Weg bin. Wenn wir den zweiten Weg wählen werden wir am Ende sagen: es hat sich gelohnt. Wenn wir einmal zurück schauen werden, dann werden wir sagen: Mensch, da bin ich herunter gefahren?. Hätte nicht gedacht, dass ich das schaffe. Das Leben war kein Kinderspiel. Aber ich bin durch gekommen. Denn ich war nie allein. Ich habe alles gegeben - und habe noch mehr dafür bekommen. Der Weg ist nicht das Ziel. Der Weg ist der Weg. Und ich muss schauen, dass ich auf dem rechten Weg bin. Sonst komme ich nicht ans Ziel. 4
Fehlt nur noch eins, für alle, die nicht mitfahren heute: egal wie schnell eine oder einer ist: soviel Mut da runter zu fahren hat Beifall verdient, viel Beifall. Wie im Leben: wenn wir uns gegenseitig ermutigen, stärken, zujubeln, dann kommen wir alle ins Ziel, dort, wo wir hingehören. Amen 5