Mehr Qualität durch Chancengleichheit Gender Veranstaltungsreihe Freiburg 2011 Sport für alle Gelebter Alltag oder Zukunftsperspektive für die kommunale Sportpolitik? Prof. Dr. Petra Gieß-Stüber Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Institut für Sport und Sportwissenschaft
Treiben die Freiburger Bürgerinnen und Bürger Sport? Sind sie in irgendeiner Form körperlich aktiv? 100,0 90,0 80,0 93,4 92,9 91,2 87,8 83,2 89,8 89,1 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 6,6 7,1 8,8 12,2 16,8 10,2 10,9 0,0 bis 18 Jahre 19 bis 26 Jahre 27 bis 40 Jahre 41 bis 60 Jahre 61 Jahre und älter männlich w eiblich körperlich / sportlich aktiv nicht aktiv Geschlecht N=2.088 Alter N=2.090 Angaben in Prozent
Zielgruppenbezogene Partizipationsmuster im organisierten Sport Die Selektionswirkung des organisierten Sports 100% 90% 80% 36,8 44,0 36,4 35,3 31,9 37,3 37,5 37,0 70% 60% 50% 40% 30% 63,2 56,0 63,6 64,7 68,1 62,7 62,5 63,0 20% 10% 0% Gesamt Kinder bis 6 Jahre Kinder 7-14 Jahre Jugendliche 15-18 Jahre Erwachsene 19-26 Jahre Erwachsene 27-40 Jahre Erwachsene 41-60 Jahre Erwachsene älter als 60 Jahre männlich w eiblich Die geschlechtsbezogene Verteilung in Freiburger Sportvereinen
Zielgruppenbezogene Partizipationsmuster im organisierten Sport Die Selektionswirkung des organisierten Sports Sportvereinsmitgliedschaft und Sozialschicht niedrig Sozialschicht Niedrigmittel Mittelhoch hoch Nie im Verein 26,2 % 12,1 % 7,0 % 6,3 % Sportvereinsmitgliedschaft und Schulart Schulart (5/6) Hauptschule Gymnasium Mitglied 39,1 % 62,2 % Kinder- und Jugendsportbericht 2003
Zielgruppenbezogene Partizipationsmuster im organisierten Sport Die Selektionswirkung des organisierten Sports Schätzungen gehen von einem Organisationsgrad der zugewanderten Ausländer/-innen von 5 bis 10% (30 % bei der Deutschen Bevölkerung (Boos-Nünning & Karakaşoğlu, 2003, S. 323). Mädchen aus Migrantenfamilien sind deutlich weniger sportlich aktiv (21%) als die vergleichbare Gruppe deutscher Mädchen (58% der 10-13 jährigen deutscher Mädchen) (vgl. DJI 2000) Bei Jungen ist bzgl. der Sportaktivität kein Unterschied zwischen Deutschen und Migranten festzustellen Baur & Brettschneider (1994), Kurz, Sack & Brinkhoff (1996); Schmidt (2003) 04.07.20 11 Prof. Dr. Petra Gieß-Stüber, Albert-Ludwigs-Univerität Freiburg 5
Bewegung und Sport für Seniorinnen und Senioren Ältere werden in Zukunft der Personenkreis sein, der Vereinen den höchsten Mitgliederzuwachs verspricht. Bezogen auf die Zuwächse bei Vereinsmitgliedschaften weisen Frauen über 60 Jahre mit 8,8% die höchste Steigerungsrate auf (DSB Bestandserhebung 2002).
Was wünschen sich BürgerInnen von Sportvereinen? Für wie wichtig halten Sie die folgenden Veränderungen der Sportvereinsarbeit in Freiburg? Ausbau der Kinder- und Jugendarbeit Ausbau von gesundheitsorientierten Angeboten stärkere Orientierung am Freizeitsport Ausbau von Zielgruppenangeboten für Seniorinnen / Senioren Ausbau der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen Verbesserung der Qualifikation ehrenamtlicher Mitarbeiter Ausbau von Zielgruppenangeboten für Mädchen und Frauen Ausbau der Zusammenarbeit der Sportvereine Ausbau von Kursangeboten für Nichtmitglieder Einstellung von hauptamtlichen Mitarbeitern /-innen Integration von Trendsportarten stärkere Orientierung am Wettkampf- und Spitzensport Fusionen von Sportvereinen 84,0 81,7 73,9 72,0 70,8 67,4 66,6 65,0 48,1 40,1 19,2 18,4 91,3 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100 N=1.431-1.830; Angaben in Prozent Kumulierte Prozentwerte von wichtig und sehr wichtig Sportentwicklungsplanung 2004
Fazit Das urbane Sportleben ist heute in hohem Maße ausdifferenziert. Das betrifft die Milieus der Aktiven, die Aktivitäten, die Anbieter und auch die Räume, in denen die Menschen aktiv sind. 04.07.2011 Präsentation / Referentin / Fakultät oder Institut 8
Fazit Der Zusammenhang von Geschlecht, Alter und Herkunft mit dem Sportengagement wird vermittelt über Personenbezogene Merkmale, Sozialisation (in spezifischem kulturellen Umfeld) => welche körperliche Aktivität ist für mich möglich und ansprechend? Gelegenheiten (Infrastruktur und Angebote) => welche körperliche Aktivität ist für mich zugänglich? Aufgabe der kommunalen Sportförderung: Schaffen vielfältiger Gelegenheiten 04.07.2011 Präsentation / Referentin / Fakultät oder Institut 9
Sport für alle - Gelebter Alltag oder Zukunftsperspektive für die kommunale Sportpolitik? Aufgabe der kommunalen Sportförderung, die auf Chancengleichheit abzielt Adäquate Sportstättenplanung und Unterstützung der Sportstätteninfrastruktur, Koordination und Förderung der Vernetzung unterschiedlicher Politikbereiche Erarbeitung von Richtlinien für die Sportförderung Unterstützung von Einzelprojekten Klein, M.(2003). Mädchen- und frauengerechter Sportstättenbau. Eine Handreichung für Planerinnen und Planer. Düsseldorf 04.07.2011 Präsentation / Referentin / Fakultät oder Institut 10
Sport für alle - Gelebter Alltag oder Zukunftsperspektive für die kommunale Sportpolitik? Perspektiven für die kommunale Sportpolitik Gieß-Stüber, P, Eckl. S. & Wetterich, J. (2004). Sport und Bewegung in Freiburg. Heft 1-5. Band 1: Sportwissenschaftliche und genderpolitische Grundlagen des Projekts Sportentwicklungs planung Freiburg Geschlechtergerechtigkeit/Chancengleichheit muss explizites Ziel der kommunalen Sportentwicklung sein Empirische Daten müssen geschlechterdifferenziert und unter Beachtung der einzubeziehenden Zielgruppen erhoben /ausgewertet werden Kooperative Gesamt- oder Detailplanungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass für alle Bürgerinnen und Bürger ansprechende und angemessene Angebots- und Infrastrukturentscheidungen getroffen werden
Sport für alle - Gelebter Alltag oder Zukunftsperspektive für die kommunale Sportpolitik? Perspektiven für die kommunale Sportpolitik Bestehende Benachteiligungen können abgebaut werden durch Notwendigkeit der Steuerung Gezielte Ansprache/Informationspolitik Ggf. Optimierung der Infrastruktur Gerechte (ggf. ausgleichende) Verteilung von Ressourcen Öffnung von Organisationen für bisher exkludierte Gruppen Beteiligung der Zielgruppe auf allen Ebenen einer Organisation
Klausmann, Felix: Der bewegungsfreundlich gestaltete Schulhof - Eine empirische Studie an drei Grundschulen in Freiburg. Wissenschaftliche Arbeit zum ersten Staatsexamen 2011 Anne-Frank-Grundschule...vor der Umgestaltung....nach der Umgestaltung. 13
Anne-Frank-Grundschule Große Asphaltfläche vor der Umgestaltung...nach der Umgestaltung mit grünem Klassenzimmer, Hängebrücke, Hügel, Rutsche und Podest. 14
Klausmann, Felix 2011 Befragung von 131 Kindern an drei Grundschulen mit umgestalteten Schulhöfen Anders als unser Alltagswissen uns oft suggeriert, unterscheiden sich Mädchen und Jungen nicht in ihrem Interesse an bewegungsaktiver Erholung in der Pause. Anzahl der Nennungen Wie wichtig ist es dir, dich auf dem Schulhof zu bewegen und Sport zu machen? 50 47 45 40 40 35 30 25 20 15 14 14 Mädchen Jungen 10 5 0 6 6 3 1 sehr etwas geht so gar nicht 15
Klausmann, Felix 2011 Anne-Frank-Grundschule Mädchen und Jungen unterscheiden sich nicht in der zeitlichen Nutzung des Schulhofs Anzahl der Nennungen Wie lange hältst du dich täglich auf dem Schulhof auf? 16 14 12 10 8 6 4 6 9 3 Jungen Mädchen 4 2 7 5 5 6 0 15-30min 30-60min 60-120min > 120min 16
Klausmann, Felix 2011 Anne-Frank-Grundschule Vielfalt der Aktivitäten Anzahl der Nennungen (mehrere freie Angaben möglich) Was machst du in den Pausen auf dem Schulhof? 16 14 15 14 12 10 8 6 9 5 5 5 9 8 Mädchen Jungen 4 2 0 2 1 0 0 3 3 3 2 1 1 3 3 0 0 2 0 0 2 17
Der traditionelle Bolzplatz (Foto 2004, Rieselfeld)
Bei der Neuanlage/Sanierung von Freizeitspielflächen! (nicht mehr Bolzplätze ) sind vielfältige Bewegungsmöglichkeiten für beide Geschlechter zu berücksichtigen
Sport für alle wird zu gelebtem Alltag in Freiburg Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit