Energieholz: Pappeln konkurrieren mit Mais

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Transkript:

Kurzumtriebsplantagen werden oft 20 Jahre und länger bewirtschaftet. Im Bild: Energiepappeln. Energieholz: Pappeln konkurrieren mit Mais Der Energieholzbedarf wächst. Der Anbau hinkt hinterher, weil viele Landwirte Vorbehalte gegenüber den Energiewäldern haben. In den nächsten zehn Jahren könnten zwischen 20 und 40 Mio. m 3 Holz fehlen. Von diesem gewaltigen Engpass gehen Experten mittlerweile aus. Diese Versorgungslücke kann durch die klassische Forstwirtschaft alleine nicht geschlossen werden, deshalb brauchen wir Kurzumtriebsplantagen, sagt Dr. Werner Kloos, Referatsleiter Holzmarkt im Bundeslandwirtschaftsministerium. Bei einer Betrachtung der Statistik 50 fällt jedoch auf, dass Deutschland beim Anbau von Kurzumtriebsplantagen (KUP) noch nicht so recht vorangekommen ist. In Schweden, Italien und Ungarn wird bereits in großem Umfang holzartige Biomasse auf Äckern produziert. In Deutschland schätzt die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) die Fläche auf nur 3 000 ha allerdings mit wachsender Dynamik. An der Spitze liegt Brandenburg, wo noch in diesem Jahr die Schwelle von 1 000 ha übersprungen werden dürfte. Bei den westlichen Bundesländern ist zum Beispiel Niedersachsen weit vorne, wo im vergangenen Jahr auf 485 ha Bäume zur Energieproduktion wuchsen. Trotzdem ist es noch ein weiter Weg bis zu den 600 000 ha, die die Bundesregierung für das Jahr 2020 ins Visier genommen hat. top agrar hat daher Experten gefragt, warum der Anbau der Nachfrage hinterherhinkt. Dabei haben sich drei Knack punkte herausgestellt: j 1. Die Anbaufläche ist oft 20 Jahre und länger gebunden. j 2. Es gibt noch offene Fragen zum optimalen Standort und zur Sortenwahl. j 3. Die Wirtschaftlichkeit ist grenzwertig.

j 1. Flächen werden lange gebunden Ein Grund für den schleppenden Ausbau der Kurzumtriebsplantagen ist die Zurückhaltung der Landwirte. Denn der Energiewälder werden oft 20 Jahre und länger bewirtschaftet. Wer sich somit einmal für diese Bewirtschaftung entschieden hat, kann zumindest nicht mehr auf Preisschwankungen an den Agrarmärkten reagieren und die Fruchtfolge umstellen. Und eines ist sicher: Die nächste Hausse bei den Weizenpreisen kommt bestimmt. Ein weiterer Knackpunkt: Wer beispielsweise Acker- oder Grünlandflächen pachten muss, hat es schwer an geeignete Standorte zu kommen. Denn zum einen wollen wenige Verpächter ihre Acker- und Grünlandflächen nicht für die Dauer von 20 Jahren hergeben. Und zum anderen müssen die Verpächter erst einmal davon überzeugt werden, dass die Fläche anschließend wieder für die üblichen landwirtschaftlichen Kulturen hergerichtet werden kann. Ganz ohne ist Rückumwandlung allerdings nicht. Die Wurzelstöcke müssen mit Forstfräsen bis in eine Tiefe von 30 cm zerfasert werden (Kosten: 1 000 / ha). Im Anschluss daran sollte beispielsweise Phacelia als Gründüngung angebaut werden, rät Martin Hofmann vom Kompetenzzentrum Hessen-Rohstoffe (HERO). Danach könne dann aber problemlos die Fläche mit anderen Kulturen bestellt werden. Ein weiteres Problem: Durch die tief- reichenden Wurzeln der Weiden und Pappeln werden Dränagen zerstört. Dadurch kann auch die Fläche im Wert gemindert werden. j 2. Standort und Sorte: Zu wenig Erfahrungen Zu den Fragen, die von der Forschung noch beantwortet werden müssen, gehört die Beziehung zwischen Standort und Sorte. Hier wiegen die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte in der Züchtung besonders schwer, beklagt Dieter Murach, Professor an der Fachhochschule für nachhaltige Entwicklung im brandenburgischen Eberswalde: Aufgrund der bisherigen Erfahrungen in der Pappelzüchtung weiß die Fachwelt, dass man einen Erprobungszeitraum von mindestens zehn Jahren veranschlagen muss, um neue Sorten und Klone zu prüfen, bevor sie in großem Umfang in der Pra- Beim Pflanzen werden etwa 20 Zentimeter lange Stecklinge in den Boden gesteckt. xis verwendet werden können. Für die Anlage von Energiewäldern gelten zudem die Vorschriften des Forstvermehrungsgutgesetzes. Das bedeutet, dass eine vegetative Vermehrung der Pappel in Deutschland nur dann erfolgen darf, wenn die jeweiligen Pappelklone als geprüftes Vermehrungsgut zugelassen und die Mutterquartiere zugelassen sind. Für die Pappel steht aber nur eine begrenzte Anzahl an für den Kurzumtrieb geeigneten Klonen zur Verfügung, die zudem eigentlich für den Anbau im Wald gezüchtet wurden. Die wachsende Nachfrage führt jetzt dazu, dass nicht speziell für deutsche Verhältnisse geprüftes Vermehrungsgut aus dem Ausland oder Sorten unsicherer Identität angepflanzt werden. Vor der Verwendung solchen No- Name-Materials warnt Randolf Schirmer vom Bayerischen Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) ausdrücklich: Das kann dazu führen, dass Sie einmal pflanzen, aber kein zweites Mal ernten. Wie sich bei Bonituren am ASP nämlich gezeigt hat, weisen die Pappelsorten genetisch bedingt erhebliche Unterschiede im Hinblick auf Anwuchssicherheit, Produktionsleistung und Regenerationsfähigkeit nach der Ernte auf. Beim Austrieb im Frühjahr lag zwischen der frühen und der spätesten Sorte ein Zeitraum von fast vier Wochen. Bei der Resistenz gegen Schaderreger besteht bei den Pappelsorten ein zusätzliches höheres Anbaurisiko, da es sich bei den Klonen um genetisch identische Pflanzen handelt: Wenn eine Kopie einen Fehler hat, erwischt es die ganze Fläche, verdeutlicht Schirmer. Bei unsicherer Identität der Sorte bietet das ASP in Teisendorf Untersuchungen der DNA Weitere Infos im Internet In den ersten Monaten nach dem Pflanzen muss je nach Bedarf das Unkraut mit der Hacke entfernt werden. n www.energiepflanzen.info/ projekte/fnr-projekte n www.proloc-energieholz.de n www.asp.bayern.de 51

oder mittels einer Enzym-Analyse an. Die Kosten belaufen sich Schirmer zufolge auf fünf Euro je Probe, die DNA- Analyse ist vier- bis fünfmal teurer. Ideal für kleine Flächen Auch bei der Wahl des Standortes gibt es noch keine klare Empfehlung. Klar ist aber, dass auf Standorten mit beständig hohen Weizenerträgen auch künftig keine Bäume zum Erzeugen von Holzhackschnitzeln wachsen dürften. Andererseits: Auf Grenzertragsböden schwindet der Vorteil der Energiehölzer dahin gibt Schirmer denjenigen zu bedenken, die nur die schlechtesten Flächen für die Energieholzproduktion einplanen möchten. Praktiker wie Wilken v. Behr, Verwalter auf Gut Rixdorf in Schleswig-Holstein, versprechen sich mehr von der Nutzung kleiner Flächen, wo der Boden gut ist, man aber mit der 36-m-Spritze nicht hinkommt. Eine Alternative könnte auch die Anlage von Kurzumtriebsplantagen auf Grünland sein. Ein Grünlandumbruch ist allerdings nach den Cross-Compliance-Richtlinien vielerorts nicht mehr möglich. Außerdem hat beispielsweise Sachsen-Anhalt die Anlage von Energiewäldern auf Grünland explizit untersagt. j 3. Wirtschaftlichkeit: Mais oft überlegen Die Ertragsleistung der Sorte hat großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Energieholzanbaus. Leistungsfähige Pappeln liefern auf guten Standorten im Durchschnitt der Umtriebszeiten etwa 10 t Trockensubstanz je ha, Weiden erreichen die Hälfte bis zwei Drittel dieses Wertes. Nach der zweiten und dritten Ernteperiode gehen die Erträge zurück. Das Energieholz wird in rund 4 cm lange Stücke gehäckselt. 52 Während sich Weiden für kurze Umtriebszeiten bis vier Jahren besonders eignen, nutzen die Pappelarten längere Erntezeiträume von fünf bis sechs Jahren durch höhere Zuwächse besser aus. Das ASP ermittelte bei einem ersten Umtrieb 2004 der Sorte Max 3 einen Erlös von 840 /ha. Beim zweiten Umtrieb 2010 stieg der Erlös auf 6 911 /ha; eingerechnet ist hier aber auch die zwischenzeitliche Preissteigerung bei Holzhackschnitzeln. Nach den Berechnungen von Schirmer führt die Differenz zwischen den Erlösen und den Kosten zu jährlichen Deckungsbeiträgen, die zwischen 100 und 300 /ha betragen. Skeptisch in puncto Wirtschaftlichkeit zeigte sich auch Patrick Sheridan, Geschäftsführer der Gießener Agro Risk Euro Scan im Mai auf dem FNR- Symposium Agrarholz 2010. Ihm zufolge können KUP bei den aktuellen Preisen mit Ackerkulturen konkurrieren, aber nicht mit Silomais, der für die Biogasproduktion angebaut wird. Bereits bei durchschnittlichen Erträgen hält Sheridan den Mais für überlegen: Silomais bringt eine höhere Rendite bei geringerem Risiko. Bei einem Anbauverhältnis von beispielsweise 33 % Raps, 33 % Weizen und 34 % Silomais wäre die Pappel seinen Berechnungen zufolge wettbewerbsfähig. Erst bei einem höheren Anteil Silomais an der Fruchtfolge kann die Pappel wirtschaftlich nicht mehr mithalten. Planungssicherheit, Anbauerfahrung und Flexibilität in der Anbauentscheidung für Silomais sind die Gründe, weshalb Sheridan ihm den Vorzug gegenüber Pappeln im Kurzumtrieb gibt. Albrecht Bemmann, Professor für Forst- und Holzwirtschaft an der Technischen Universität Dresden und Leiter des Projektes Agrowood hält dagegen einen großflächigen Einstieg in die Energieholzproduktion für denkbar: Kein Landwirt stellt vollkommen auf Kurz umtriebsplantagen um, aber 20 bis 30 % sind machbar. Angesichts volatiler Agrarpreise liege eine Chance in der längerfristigen vertraglichen Absicherung. Große Energieversorger wie RWE Innogy und Vattenfall bieten Landwirten inzwischen Finanzierungsmodelle, die jährliche Einnahmen sicherstellen sollen. Pflanzung und Ernte werden dabei organisiert und finanziert. Die Abnahme des Holzes ist garantiert, weil die Konzerne die Hackschnitzel in ihren Biomasse-Heizkraftwerken einsetzen. In Brandenburg beispielsweise gibt es Betriebe, die 100 ha ihrer Ackerfläche dafür zur Verfügung stellen. Wir halten fest Für die Ernte von KUP bieten mittlerweile alle Häckslerhersteller spezielle Vorsätze an. Energiewälder haben als neue Kultur bei Landwirten erste Wurzeln geschlagen. Doch die Vorbehalte gegenüber dem Anbau der Kurzumtriebsplantagen sind groß. Außerdem fehlen noch aussagefähige Ergebnisse, welche Sorte am jeweiligen Standort die besten Erträge bringt. Hinzu kommt, dass Energiewälder kaum mit Mais konkurrieren können, weil sie nur einen geringen Gewinn abwerfen. Thomas Gaul Auf den nächsten Seiten stellen wir Ihnen Landwirte aus Österreich vor, die bereits seit Jahren Erfahrungen mit dem Anbau von Kurzumtriebsplantagen haben.

Energiewälder: Ideal für Grenzstandorte In Österreich gibt es Landwirte, die schon seit Jahrzehnten Energiewälder anbauen. Zwei von ihnen berichten über ihre Erfahrungen. Josef Schweinberger (rechts) und sein Team beim Pflanzen einer Plantage. Josef Schweinberger: Es gibt keine Universal-Sorte für alle Standorte Gut Salmhof liegt am Rande von Marchegg in Niederösterreich. Die Landschaft ist relaiv flach (143 m über dem Meeresspiegel). Im Mittel fallen hier 492 mm Niederschlag bei einer durchschnittlichen Temperatur von 9,2 C. Insgesamt verfügt der Betrieb über 500 ha Grund: 350 ha Ackerfläche, 14 ha Grünland, 105 ha Wald und Windschutz, 23 ha Gewässer und 8 ha Bauland, Wege und Sonstiges. Gutsverwalter ist seit 1994 Josef Schweinberger, der auch für die Energieholzproduktion verantwortlich ist. Diese gewinnt, obwohl sie in Relation zu den anderen Flächen mit nur 54 30 ha relativ klein ist, eine immer größere Bedeutung für den Betrieb. Bereits in den 80-ern setzte sich Schweinberger mit dem Thema Energiewald auseinanderzusetzen. Vor allem weil er an seinem Standort mit häufig wechselndem Wetter zu kämpfen hat, ist die Energieholzproduktion ideal für ihn. Egal wie gut oder schlecht, bei starkem Regen oder bei Trockenheit, die Bäume sind immer gewachsen, während es bei anderen Ackerkulturen oft zu Problemen und Mindererträgen kam, sagt er. Verschiedenste Bodentypen wechseln zudem auf engstem Raum. Ein Drittel des Grundes ist sandiger Lehmboden auf Schotter (BZ = 36 bis 56). Ein weiteres Drittel machen die Böden in Flussnähe aus, oft mit Senken oder auf einem Meter Tiefe wasserundurchlässige Tegelschichten. In solchen staunassen Schwemmböden steht das Grundwasser teilweise bis zur Oberfläche (BZ = 10 bis 44) und die Flächen sind oft nicht befahrbar. Hinzu kommen sehr leichte Flugsandböden auf Schotter, mit dem Grundwasser in mehr als 10 m Tiefe. Die Bodenzahlen liegen hier bei 15. Solche Grenzertragsbödensind ausgezeichnet für die Energieholzgewinnung geeignet! Auf guten Äckern wird natürlich nach wie vor Lebens-, Futtermittel oder Saatgut produziert, so Schweinberger. Erträge schwanken je nach Standort Auf besten Standorten liegt für Weide wie für Pappel das Potenzial bei 18 bis 20 t pro Jahr (atro = absolut trocken). Universalsorten per se gäbe es jedoch nicht. Die Pappel kann dann ausgezeichnete Erträge bringen, wenn sie an einem eher trockenen Standort steht. Unter österreichischen Klimabedingungen bringen vor allem die Pappelsorte AF2 Monviso und die Weidensorten Inger und Tordis die besten Ertragsleistungen. Je schwieriger der Standort, desto besser schneiden jedoch die einheimischen Sorten ab. Grundsätzlich ist bei guten, trockenen Standorten und italienischen Verhältnissen die Pappel mit bis zu 25 t atro pro Jahr am ertragreichsten. Auf Staunässe kann der Ertrag aber sehr rasch auf nur mehr 4 bis 5 t atro pro Jahr abstürzen. Für solche Böden ist die Weide mit 16 bis 18 t atro pro Jahr ertragreicher. Diese leidet dafür auf trockenen Standorten, was sich in einem deutlich geringeren Ertrag von 5 bis 6 t atro/jahr niederschlägt. Die Umtriebszeiten liegen bei zwei bis vier Jahren. Die Lebensdauer einer Pappelanlage beziffert Schweinberger auf 15 bis 20 Jahre, die einer Weide auf 20 bis 25. Weitere Infos finden Sie im Internet: www.probstdorfer.at Pia Kieninger

Josef Zeilinger: Anbau und Pflege sind unkompliziert Zeilingers älteste Kurzumtriebsanlage. Die Pappeln wurden 1992 gepflanzt. Josef Zeilinger zählt zu den Pionieren des österreichischen Kurzumtriebswaldes. Während die meisten seiner damaligen Mitstreiter dem sinkenden Ölpreis in den 80-ern klein beigaben, blieb er dem Kurzumtriebswald treu und forscht seitdem in dieser Richtung weiter. Sein Loryhof (www.loryhof.at) liegt auf 503 m Seehöhe in Wippenham, im oberösterreichischen Innviertel. Im Mittel fallen hier 850 mm Niederschlag und die durchschnittliche Temperatur beträgt 8,5 C. Insgesamt verfügt der Hof über 35 ha Fläche: Auf 20 ha wachsen Energieholz, 10 ha werden mit Sonnenblumen und Getreide bepflanzt, die restlichen 5 ha sind mit Wald belegt. Hackschnitzel für den Verkauf Pro Jahr kann Zeilinger von seinen Energieholzflächen rund 1 600 m3 Hackschnitzel ernten. Zwei Drittel davon werden derzeit verkauft. Eine Tonne Josef Zeilinger beschäftigt sich seit den 80-ern mit Kurzumtriebsplantagen. Holz (atro) erzielt dabei auf dem freien Markt derzeit einen Preis von rund 88. Die übrigen Hackschnitzel verheizt er auf seinem Hof, um mit der Wärme die Wohnungen und die Gastronomie zu beheizen (www.loryhof.at). Kosten durch den Anbau entstehen vor allem durch den Zukauf der Stecklinge: In Österreich und in Deutschland sind diese derzeit nämlich ziemlich knapp. Der Preis für einen Hektar Pflanzmaterial variiert zwischen 1 500 und 2 000 (je nach Stecklingszahl). Der Anbau und die Pflege der Bestände sind dagegen aus Zeilingers Sicht relativ einfach. Nach dem Pflanzen muss lediglich im ersten Jahr ein- bis dreimal mit einer Hacke durch die Doppelreihen gefahren wer- den, um das Beikraut zu entfernen. Die Umtriebszeiten (die Zeit von einer Ernte bis zur nächsten) liegen zwischen drei und sieben Jahren. Geerntet wird mit einem Häcksler im Lohnverfahren. Der Stamm darf dabei maximal einen Durchmesser von 15 cm haben. Nach der Ernte werden die Hackschnitzel durch Selbsterwärmung getrocknet. Seine ersten Kurzumtriebs-Flächen hat Zeilinger 1985 auf nassen Stellen angepflanzt. Dreimal wurde der älteste Bestand bisher geerntet. Bis heute konnte der Energiewirt keinerlei Ermüdungserscheinungen an seinen Bäumen feststellen. Zeilinger hat 15 verschiedene Weidenund 15 verschiedene Pappelsorten auf seinen Flächen. Bei den Pappeln bringen nur wenige Sorten wirklich gute Erträge. Seine Erfolgsbäume sind die Pappelsorten Unal, Japan 104 und 105. Je nach Fläche ergibt sich jährlich ein Zuwachs von 10 bis 16 t Trockensubstanz. Da die Weiden sehr verbissgefährdet sind, liegt ihr Ertrag ein Drittel unter dem der Pappel. Worauf jeder Anfänger laut Zeilinger bei der Anlage von Energieholz auf jeden Fall achten sollte: Die Sorte sollte windund frostresistent sein. Miscanthus lohnt sich nicht Neben Pappel und Weide hat Zeilinger auch mit allerlei anderen Pflanzen experimentiert: Von Brennessel über Sudangras zu Rumex (Ampfer) und Miscanthus. Seine Erfahrungen mit Miscanthus beschreibt er folgendermaßen: Während Energieholz dem Boden wenig Nährstoffe entzieht, ist Miscanthus ungefähr mit Mais vergleichbar. Miscanthus ist bei ihm an einem windgeschützten Fleckchen nur zu Versuchszwecken angepflanzt. Da Miscanthus bewässert werden muss, ist diese Kultur aus ökonomischer Sicht für mich unrentabel und aufgrund des hohen Energieverbrauchs für mich als Biobauer keine Option. Um wirklich große Biomasserträge einzufahren, müsste ich außerdem auch düngen!. Auch aus Sicht der Energiebilanz sei Miscanthus nicht ganz ideal, äußert Josef Zeilinger seine Bedenken. Der Ascheschmelzpunkt liegt bei 550 C nämlich deutlich unter dem von Holz (900 bis 1 100 C), weshalb Miscanthus nur in speziellen Kesseln verbrannt werden kann. Ansonsten kommt es zur Schlackebildung auf dem Brennrost. Pia Kieninger 55