Behandlungsschema: Physiotherapie nach lumbalen Eingriffen an der Wirbelsäule (NPM)

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Transkript:

Münsingen Physiotherapie Behandlungsschema Behandlungsschema: Physiotherapie nach lumbalen Eingriffen an der 1. Geltungsbereich Physiotherapie Akutspital und anschliessende ambulante Physiotherapie operative Versorgung bei lumbalen Diskushernien lumbale Stabilisationen lumbale Dekompressionen, Spinalkanalstenosen, Laminektomien 2. Vorsichtsmassnahmen / Kontraindikationen 2.1 Allgemein Belastung: nach Massgabe der Beschwerden 2.2 Im Speziellen Für 3 Monate postoperativ sollen grössere Belastungen des Rückens vermieden werden: forcierte, brüske und grosse Bewegungen des Rückens (Cave: Rumpfrotationen!) spezielle sportliche Aktivitäten (gemäss Zusammenstellung) Heben und Tragen von schweren Lasten (gemäss untenstehender Information) schwere körperliche Arbeit (gemäss untenstehender Information) 2.3 Gewichte tragen In den ersten 6 Wochen sind Gewichte von insgesamt 5 kg erlaubt 2.4 Auto fahren Selbständiges Autofahren wird erst nach einem Monat empfohlen 2.5 Beruf / Arbeitsfähigkeit Die voraussichtliche Arbeitsunfähigkeit beträgt zirka 6 Wochen nach dem stationären Aufenthalt. Dies gilt auch für Familien- und Hausarbeiten. Sollten nach dieser Zeit noch Restbeschwerden vorhanden sein, so kann dies eine Anpassung der Arbeitsfähigkeit bedingen. Die Arbeitsfähigkeit hängt stark von der körperlichen Belastung im Berufsleben ab. Sie beträgt anfänglich nur 50% und wird dann langsam gesteigert. Körperliche Schwerarbeit erfordert in der Regel eine längere Arbeitsunfähigkeit. Nur in wenigen Ausnahmefällen ist eine berufliche Umschulung in einen körperlich weniger anstrengenden Beruf notwendig. Ersteller/in Fachliche Prüfung durch Formale Prüfung Gültig ab Name R. Däppen Dr. med. T. Graupner B. Samaras Unterschrift Nächste Überprüfung Datum ID Nr./Version Behandlungsschema Neurochirurgie lumbale Eingriffe (NPM).docx

Seite 2 von 5 3. Stationäre Physiotherapie 3.1 Ziele stationäre Physiotherapie 1. Priorität hat die funktionelle Mobilisation inklusive ADL 1. Tag postoperativ Gute Lagerung Thrombose- und Pneumonieprophylaxe Atrophieprophylaxe Schwellungsprophylaxe Schmerzreduktion Rückenergonomie Mobilisation ab 2. Tag postoperativ Gangsicherheit, inkl. Treppen Selbständigkeit in ADL: Bett ein- und aussteigen, Ankleiden mit Hilfe, Ein- und Aussteigen in Auto, Bus und Tram 3.2 Massnahmen stationäre Physiotherapie 1. Tag postoperativ Lagerungskontrolle Kopfteil initial 0-30 (24h p.op.) Lagerung mit Keil, Knieknick oder in SL je nach Beschwerden erlaubt Bettbügel je nach Patient und Art der Operation weglassen (v.a. bei älteren, inadäquaten oder dementen Patienten) Instruktion ATG / STG Test der Sensorik und der Motorik 1. Mobilisation mit Physiotherapie und dipl. Pflegepersonal, wenn möglich vormittags Drainageentfernung 1. Tag postoperativ, Comprinet Strümpfe während der stationären Phase vor der Mobilisation anziehen Mobilisation gegebenenfalls mit Hilfsmittel, z.b. Eulenburg, Rollator, Unterarmstöcke ( Böckli nur in Ausnahmefällen Hebeaktivität!) Beginn der Instruktion spezifischer Übungen Bei Diskushernien-Operationen Stabilisations- und Kraftübungen keine Mobilisationsübungen! Bei Stabilisations-Operationen (inkl. Entlastungsoperationen) Mobilisations- Stabilisations- und Kraftübungen ab 2. Tag postoperativ Hilfsmittelabklärung Gangschule drinnen/draussen, inkl. Treppensteigen und Gehgarten Instruktion ADL Socken/Strümpfe anziehen im Liegen, Fuss auf Oberschenkel des anderen Beines, Fuss auf Stuhl Schuhe binden ohne forcierte Flexion (siehe oben) Langen Schuhlöffel benutzen Sitzen nicht länger als 30Min am Stück, allgemein sind Positionswechsel wichtig! (eventuell Keilkissen zur Verbesserung der Sitzposition abgeben) bei Bedarf Mobilisation respektive Kräftigung der paretischen Muskulatur

Seite 3 von 5 ab 3. Tag postoperativ Zusätzlich Gehbad 1x/Tag (je nach Wundverhältnissen) Instruktion Heimprogramm, Infoblatt abgeben Gegebenenfalls externe Physiotherapie organisieren und schriftlichen Bericht erstellen (v.a. bei komplizierten Verläufen) Allgemeines Dienstag und Donnerstag Rapport nützen bezüglich Physioverordnungen (stationär und ambulant), Fragen und Informationsaustausch Bei 1. Mobilisation und Instruktion am Samstag (Operation Freitag), je nach PatientIn (Compliance, Selbständigkeit, Übungsausführung u.a.), kann die Physiotherapie am Sonntag ausnahmsweise ausgesetzt werden Abschluss der Physiotherapie wenn PatientIn selbstständig und gemäss Schemen instruiert ist Wundabdeckungen mindestens alle 48h wechseln (normalerweise 1/d), feuchte Wunden vermeiden, bei geklebten Wundrändern keine Wundabdeckung nötig Für ins Gehbad alle Wunden wasserdicht abkleben!

Seite 4 von 5 4. Ambulante Physiotherapie Beginn ambulante Physiotherapie direkt nach stationärem Aufenthalt Physiotherapieschemen abgeben (Patienten werden je nach Operateur in den ersten 6 Wochen postoperativ unterschiedlich häufig in die Physiotherapie geschickt, oft erst nach der 6 Wochen Kontrolle beim Neurochirurgen) 4.1 Ziele ambulante Physiotherapie Rückenergonomie Rumpfstabilität Funktionelle Beweglichkeit und Kraft Selbständigkeit in ADL 4.2 Massnahmen ambulante Physiotherapie Rückendisziplin/Rückenschule Gangschule/Gangsicherheitstraining Gleichgewichtstraining Isometrische Spannungsübungen Segmentale Wirbelsäulenstabilisation Kräftigung paretischer Muskulatur Hubfreie, hubarme Mobilisation der Wirbelsäule Neurale Mobilisation im schmerzfreien Bereich Schmerzlinderung/Umgang mit Schmerz Entspannung Gehbad Abklärung/Anpassung Arbeitsplatz Allgemeines muskuläres Aufbautraining (Rumpf und untere Extremität) keine medizinische Trainingstherapie an Geräten bis zur 8. Woche postoperativ! ab 3 Wochen postoperativ Beginn mit Schwimmtraining ab 4 Wochen postoperativ Beginn mit Velotraining ab 6 Wochen postoperativ Steigerung der Belastung und des Bewegungsausmasses gemäss Verordnung, nach ärztlicher Kontrolle ab 8 Wochen postoperativ möglicher Beginn mit medizinischer Trainingstherapie an Geräten

Seite 5 von 5 5. Sportliche Aktivitäten Spazieren / leichte Wanderungen direkt nach der Operation Schwimmen 3 Wochen nach der Operation (Rücken- oder Brustschwimmen im warmen Wasser) Velofahren 4 Wochen nach der Operation (auf ebener Strasse) Leichtere sportliche Betätigung 3 Monate nach der Operation (ohne brüske, grosse Bewegungen des Rückens) Jogging 4 Monate nach der Operation Skifahren / Snowboard / Langlauf 6 Monate nach der Operation Wurfsportarten 6 Monate nach der Operation Kontaktsportarten 6 Monate nach der Operation (Fussball, Karate, Judo, etc.) 6. Besonderes 6.1 Lumbale Operationen Das Ergebnis der Rückenoperationen wird wesentlich vom postoperativen Verhalten des Patienten bestimmt. Ziel der Behandlung ist es, den Patienten auf dem Weg zurück in den Alltag zu begleiten und beim Wiedererlangen der normalen Funktion zu unterstützen. Dabei soll beachten werden, dass der Patient die Verantwortung für seinen Rücken selber trägt, d.h. Aktivitäten werden gefördert und ein guter Umgang mit Schmerzen vermittelt, um Angst zu vermeiden. Ebenfalls wird die alters entsprechende Beweglichkeit, Rumpfstabilität und Beinkraft angestrebt. Bei älteren Patienten steht die Sturzprophylaxe im häuslichen Umfeld im Vordergrund. Postoperativ ist das Sitzen erlaubt (eventuell mit Keilkissen), die Dauer kann nach Massgabe der Beschwerden gesteigert werden. Während der Hospitalisation wird dem Patienten ein rückengerechtes Verhalten im Alltag, sowie den meisten Patienten zwei hubfreie respektive hubarme Mobilisationsübungen der LWS und eine Stabilisationsübung des Rumpfes gezeigt (je nach Beschwerden sind auch andere Übungen möglich). Der Patient wird 2 Wochen und 6 Wochen nach der Operation zu einer Kontrolle in der Neuropraxis Münsingen aufgeboten. Danach kann das Bewegungsausmass des Rückens und die Belastung nach ärztlicher Vorgabe langsam und kontinuierlich gesteigert werden. 6.2 Thorakale Operationen Analog lumbaler Operationen oder gemäss ärztlicher Verordnung