PRESSEINFORMATION 30.09.2016 Tag des Stiftens @ EUROPÄISCHER TAG DES GEMEINNÜTZIGEN STIFTENS 1 Wozu ein Tag des gemeinnützigen Stiftens? Während das Vereinswesen als Ausdruck gemeinnützigen Engagements der Zivilgesellschaft hohes Ansehen bei Politik, Verwaltung, Medien und in der Öffentlichkeit genießt, fristen gemeinnützige Stiftungen als kompetente Partner, risikofreudige Financiers und sympathische Multiplikatoren in Österreich ein Schattendasein. DER EUROPÄISCHE TAG DES GEMEINNÜTZIGEN STIFTENS WILL: die herausragenden gesellschaftlichen Leistungen und die volkswirtschaftliche Bedeutung gemeinnütziger Stiftungen aufzeigen, ihr Image ins rechte Licht setzen und zur Entwicklung einer Stiftungskultur ermutigen, alternative und innovative Lösungen für die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft ermöglicht. Europäische Dimension des gemeinnützigen Stiftens Etwa 141.000 Stiftungen gibt es in Europa 2. Die unterschiedliche Geschichte und Kultur sowie das nationale Verständnis von der Rolle des Staates führten dazu, dass das Stiftungswesen in den europäischen Ländern sehr verschieden ist. Das zeigt sich schon in der Anzahl der Stiftungen: In der Slowakei gibt es derzeit zum Beispiel knapp 400 gemeinnützige Stiftungen, in Ungarn dagegen fast 16.000. In der Schweiz sind es mehr als 13.000 gemeinnützige Stiftungen, in Frankreich etwa 4.000 nicht viel mehr als in Österreich (3.100). Wirklich vergleichbar sind diese Zahlen indes nicht, denn unter dem Begriff der Stiftung versammeln sich in Europa eine ganze Reihe verschiedener Stiftungstypen. Gemeinsam ist den Stiftungen, dass sie unabhängige Organisationen ohne Mitglieder sind. Ihr Kapital wird auf Dauer einem bestimmten gemeinnützigen Stiftungszweck gewidmet. Ansonsten gibt es große Unterschiede bei den rechtlichen Rahmenbedingungen, wie etwa bei den steuerlichen Vorteilen für gemeinnützige Stiftungen. 1 Quelle: www.tag-der-stiftungen.de / Bundesverband Deutscher Stiftungen 2 Donors and Foundations Networks in Europe (DAFNE) und European Foundation Centre (EFC) Seite 1
Vorsichtig geschätzt verfügen die gemeinnützigen europäischen Stiftungen über ein Vermögen von rund 350 Milliarden Euro, dem Gesamtausgaben von etwa 56 Milliarden Euro gegenüberstehen. Die europäischen Stiftungen haben damit ein enormes ökonomisches Gewicht. Zudem entwickelt sich das Stiftungswesen in Europa rasant. Schätzungen des EFC gehen davon aus, dass mehr als 40 Prozent der heutigen Stiftungen jünger als 15 Jahre sind. In Frankreich und Deutschland hat sich die Zahl der Stiftungen innerhalb der letzten zehn Jahre fast verdoppelt, in der Slowakei mehr als verdreifacht. In Österreich ist die Zahl der Privatstiftungen leicht rückläufig, dafür steigt die Anzahl gemeinnütziger Stiftungen seit der Verabschiedung eines neuen und zivilwie steuerrechtlich attraktiven Gesetzes an. 10 Fakten @ gemeinnützige Stiftungen 1. STIFTUNGEN WIRKEN MIT DEN ERTRÄGEN IHRES VERMÖGENS Das Prinzip einer gemeinnützigen Stiftung ist einfach: Eine Stifterin oder ein Stifter bringt Vermögen in eine Stiftung ein. Die Stiftung legt das ihr übertragene Vermögen sicher und gewinnbringend an. Die Erträgnisse werden einem gemeinnützigen Zweck gewidmet. Das gestiftete Vermögen selbst bleibt in der Regel als Grundkapital der Stiftung erhalten. Die Stifterin oder der Stifter kann die Stiftung nicht wieder auflösen. Da das gestiftete Vermögen nicht ausgegeben wird, können Stiftungen Jahrhunderte überdauern. 2. ÖSTERREICHISCHE STIFTUNGSLANDSCHAFT IM UMBRUCH Das Privatstiftungsgesetz hat rund um die Jahrtausendwende einen Gründungsboom ausgelöst. Die überwiegende Mehrzahl dieser Stiftungen sind eigennützigen Zwecken gewidmet (knapp ¾). 15 Jahre später zeichnet sich eine Trendwende ab: Nicht nur ist die Zahl der Privatstiftungen durch Abwanderung ins Ausland rückläufig, auch die Zweckwidmung verschiebt sich von privatnützig zu gemeinnützig. Das Gemeinnützigkeitsgesetz lockt mit zivil- wie steuerrechtlichen Anreizen und lädt zur aktiven Gestaltung unserer Gesellschaft ein. Im ersten Halbjahr 2016 beginnt sind die Stiftungslandschaft zu verändern 3. GEMEINNÜTZIG ODER WIRKUNGSVOLL ALS WIRTSCHAFTSPARTNER Gemeinnützig heißt, bestimmte Zielgruppen selbstlos zu fördern. Der überwiegende Teil österreichischer gemeinnütziger Stiftungen dient sozialen Zwecken. Sie kümmern sich um jene, die in unserer Gesellschaft benachteiligt sind. Bildung, Forschung, Kultur, Sport nehmen noch prominente Positionen ein, Umwelt und Internationales werden kaum gefördert. Hingegen finanzieren Stiftungen zunehmend sozial und ökologisch ambitionierte Start-ups, wobei sie zwar keine steuerrechtlichen Vorteile genießen, aber - neben einem hohen Impakt - mit einer Rendite rechnen können. Seite 2
4. STIFTUNGEN SIND ÜBERWIEGEND AUSDRUCK PRIVATEN ENGAGEMENTS Die meisten Stiftungen werden von Privatpersonen errichtet. 90 Prozent der Stifterinnen und Stifter stiften zu Lebzeiten. Wenn sie sich dazu entscheiden, sind sie meist kurz vor oder im Ruhestand, hoch gebildet, vermögend und haben häufig keine Kinder. Das gestiftete Vermögen wurde überwiegend selbst erwirtschaftet, oft durch selbstständige unternehmerische Tätigkeit. Immer mehr Stiftungen werden von mehreren Personen gemeinsam errichtet. Neben Privatpersonen stiften auch Organisationen wie Vereine, Unternehmen, kirchliche oder staatliche Einrichtungen. 5. ZUWENDUNGEN AUS STIFTUNGEN WERDEN WACHSEN Geschätzte 25 Millionen Euro haben österreichische Stiftungen letztes Jahr für gemeinnützige Zwecke ausgegeben. Damit können und wollen Stiftungen staatliche Leistungen nicht ersetzen. Sie geben ergänzende Impulse und setzen besondere Akzente für die Entwicklung unseres Gemeinwesens. Das Vermögen bestehender Stiftungen wird aufgrund zunehmenden Wohlstands und der demographischen Entwicklung (weniger/keine Nachkommen = Erben) künftig deutlich steigen. 6. STIFTUNGEN KÖNNEN SELBST OPERATIV SEIN ODER DIE GUTEN IDEEN ANDERER FÖRDERN Die meisten Stiftungen fördern einzelne Personen oder gemeinnützige Organisationen. Manche führen eigene Projekte oder Programme durch. Wenige der Stiftungen sind ausschließlich selbst aktiv sie legen zum Beispiel eigene Projekte auf, betreiben soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser oder forschen zu gesellschaftspolitischen Themen. 7. STIFTEN IST WIE SPENDEN STEUERBEGÜNSTIGT Verfolgt eine Stiftung ausschließlich gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke, können der Stifter und die Stiftung Steuerbegünstigungen erhalten. Der Stiftende gibt immer sehr viel mehr Geld weg, als er Steuern sparen kann. Wann genau eine Stiftung gemeinnützig ist, hat der Staat gesetzlich festgelegt. Eine Stiftung nach dem BStFG 2015 ist per Gründung als gemeinnützig anerkannt; eine Privatstiftung muss ihre Gemeinnützigkeit immer wieder von Finanzamt bestätigen lassen. 8. STIFTENDE WOLLEN VERANTWORTLICH IN DER GESELLSCHAFT TRAGEN Was motiviert Stiftende, sich für immer von dem Vermögen zu trennen, das fortan der Stiftung gehört? Die Steuerbegünstigung ist nicht die ausschlaggebende Motivation. Stifterinnen und Stifter handeln aus Verantwortungsbewusstsein heraus sie wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben. Meist haben sie eine konkrete Idee, wie sie etwas in unserem Gemeinwesen bewegen können und engagieren sich dafür mit ihrem Vermögen und viel freiwilligem Engagement. Mit der Stiftungsgründung soll ihr Vermögen für lange Zeit über ihr Leben hinaus für ihr gemeinnütziges Anliegen wirken. 9. STIFTUNGEN TRAGEN ZU WICHTIGEN GESELLSCHAFTLICHEN VERBESSERUNGEN BEI Stiftende/Stiftungen setzen wichtige Impulse und sind in Nischen aktiv, die weder Staat noch Wirtschaft erreichen. Sie verfügen über mehr Flexibilität und Freiheit in der Finanzierung riskanter Vorhaben und spleeniger Ideen. Eine Bank für Menschen ohne Geld (Die Zweite Sparkasse); Jobs für Obdachlose (Supertramp), erschwinglicher Operngenuss in den Bergen (Konzerthaus Erl) oder Mobilität für Seite 3
Querschnittgelähmte (Wings for Life), - verdanken wir dem persönlichen Einsatz von Stiftern mit Verantwortungsbewusstsein und Leidenschaft. 10. JEDE/R KANN EINE STIFTUNG GRÜNDEN Im Prinzip kann jeder stiften. Damit die Stiftung wirken kann, benötigt sie aber Kapital. Eine gemeinnützige Stiftung kann ab einem Vermögen von 50.000 Euro errichtet werden. Mit Nach- und Zustiftungen kann das Stammkapital stetig erhöht werden. Je größer die Einlage, desto größer der Ertrag. Die Wirkung der Stiftung erhöht sich automatisch, wenn das Kapital nach ausgewählten Nachhaltigkeits-Kriterien veranlagt wird. Es gibt verschiedene Typen von Stiftungen. Die Rechtsform für eine gemeinnützige Stiftung folgt in Österreich dem Bundesstiftungs- und Fonds-Gesetz (BStFG 2015; hier können auch mehreren Personen gemeinsam als Gründer auftreten), doch auch eine Stiftung nach dem Privatstiftungsgesetz (PSG 1993) kann gemeinnützigen Zwecken gewidmet sein. Seite 4
3 Säulen tragen Staat und Wirtschaft können den mannigfachen und immer komplexer werdenden Ansprüchen unserer Gesellschaft nicht alleine gerecht werden. Sie decken wesentliche Bereiche ab, ja, bilden aber ohne aktiv partizipiernde Zivilgesellschaft, ohne Privatpersonen, die engagiert Verantwortung übernehmen und mitgestalten, ein wackliges Fundament für unsere Zukunft. Rückfragen an: Kärntner Sparkasse AG, Marketing Werbung & Public Relations, Bahnhofstraße 8, 9020 Klagenfurt Philipp Heiser, 050100/30677, heiserp@kspk.at Seite 5