Die öffentliche Hand baut und saniert mit MINERGIE: Der Kanton Bern setzt sich für MINERGIE ein Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin des Kantons Bern, Bern 1
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Die öffentliche Hand baut und saniert mit MINERGIE: Der Kanton Bern setzt sich für MINERGIE ein! Der Kanton Bern betreibt seit rund 20 Jahren eine aktive Energiepolitik. Er war einer der ersten Kantone, der ein Energiegesetz geschaffen hat. Darin wird festgehalten, dass das Energiesparen und die zweckmässige Verwendung der Energie zu fördern ist. Konkret heisst es im bernischen Energiegesetz: Die einseitige Abhängigkeit der Energieversorgung von Erdöl und von anderen Energie-trägern ist zu mindern. Eine wirtschaftliche, vielseitige, ausreichende und umweltschonende Energieversorgung soll gefördert werden, und die Verwendung von erneuerbaren Energien ist zu fördern. Mit diesen Bestimmungen aus dem Jahre 1981 sind Grundsätze festgelegt worden, denen auch heute noch vollumfänglich beizupflichten ist. Der Kanton Bern hat von allem Anfang an der Förderung der Energieeffizienz erste Priorität eingeräumt. Inzwischen ist weit herum bekannt, dass bei Bauten, und dies gilt für Wohnbauten wir für Geschäftsbauten, zuerst eine möglichst gute Wärmedämmung vorgenommen und der verbleibende Restbedarf wenn möglich mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden soll. Die gesetzlichen Grundlagen haben im Kanton Bern denn auch dazu geführt, dass er zusammen mit dem Kanton Zürich in einem frühen Zeitpunkt das MINERGIEkonzept entwickelt hat. Im Grunde genommen sagt dies nichts anderes aus, als dass zuerst die Energieeffizienz und der Restbedarf nach Möglichkeit mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden soll. Bekanntlich spielt beim MINERGIE-konzept neben einem tiefen Energieverbrauch die Schaffung von Komfort und Zusatznutzen eine wichtige Rolle. Die Lebensqualität soll verbessert werden indem ein behagliches Klima in den Räumen herrscht, schlechte Gerüche ohne Luftzug eliminiert werden. Beides ist gerade etwa auch wichtig bei öffentlichen Bauten wie Spitälern oder Altersheimen. Zudem weisen MINERGIE bauten einen weit besseren Lärmschutz auf. Insgesamt wird mit MINERGIEbauten eine hohe Wertbeständigkeit geschaffen. Sie sind ein wichtiges Element einer nachhaltigen Entwicklung. 3
Stand der Umsetzung von MINERGIE MINERGIE wird inzwischen vom Bundesamt für Energie, zahlreichen Fachverbänden, vor allem aber auch von allen Kantonen unterstützt und aktiv mitgetragen. Es ist gelungen auf gesamtschweizerischer Ebene klare Zeichen für die gesamte Bau- und Immobilienwirtschaft zu setzen. Der Erfolg dieser gemeinsamen Anstrengungen lässt sich durchaus sehen: Gesamtschweizerisch sind innert weniger Jahre gegen 2'000 Bauten mit dem MINERGIEzertifikat ausgezeichnet worden, die eine Energiebezugsfläche von immerhin rund 2 Mio. m 2 aufweisen. Es kann geschätzt werden, dass bei den Neubauten bereits gegen 8% im MINERGIEstandard realisiert werden. MINERGIE ist damit mehr als ein Nischenprodukt. Von den rund 2 000 MINERGIE-Zertifikaten stehen die Wohnbauten mit 90% an erster Stelle. Dabei handelt es sich vor allem um Neubauten. Wir sind überzeugt, dass mit der Ausweitung des MINERGIE -standards auf alle Gebäudekategorien, d.h. also neben Wohnbauten auch Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungsbauten - Herr Dr. Kriesi wird noch mehr zu diesem Thema sagen - der MINERGIE-standard auch bei diesen Kategorien einen Durchbruch erfahren wird. Aktivitäten im Bereich MINERGIE und öffentliche Bauten im Kanton Bern Im Jahr 2001 hat das Hochbauamt des Kantons Bern ein Energieleitbild für die Jahre 2001 bis 2010 verabschiedet. Damit will der Kanton Bern seine Vorbildfunktion wahrnehmen und den schonenden Umgang mit der Energie bei kantonalen - und durch den Kanton subventionierten - Bauten und Anlagen fördern. Der Energieverbrauch bei Bauten und Anlagen soll kontinuierlich gesenkt werden. Im Leitbild heisst es, dass die effiziente Nutzung der Energie einen grossen Stellenwert haben soll und vor der Förderung erneuerbaren Energien steht. Es ist ein weiteres Anliegen das Energieleitbild aktiv nach aussen zu kommunizieren. So informiert das Hochbauamt periodisch über die Umsetzung des Energieleitbildes. Energetisch interessante Beispiele werden publiziert. Für externe Institutionen, wie beispielsweise die Gemeinden, soll das Leitbild einen empfehlenden Charakter einnehmen. Konkrete Ziele für die öffentlichen Bauten Die allgemeinen Grundsätze des Leitbildes werden wie folgt konkretisiert: Der Wärmeverbrauch soll in den nächsten zehn Jahren um 10% reduziert werden. Für den Elektrizitätsverbrauch wird für den gleichen Zeitraum eine Stabilisierung angestrebt. Der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Wärmeverbrauch soll bis in zehn Jahren 30% betragen. Dies entspricht einer Steigerung um 8% bei einem Anteil von heute 22%. Der bereits heute relativ hohe Anteil kommt aufgrund der Nutzung erneuerbaren Energien aus der Kehrichtverbrennungsanlage der Stadt Bern zustande. Der Stromanteil aus alternativen Quellen wie Photovoltaik und Kleinwasserkraftwerken soll von heute 0,1% auf 0,5% gesteigert werden. 4
Objekt- und Umweltmanagement für Gebäude Neben den konkreten Energiezielen wird auch ein Objekt- und Umweltmanagement verfolgt. So heisst es im Energieleitbild des Hochbauamtes, dass die beheizte Fläche optimiert werden soll und so gering als möglich zu halten ist. Damit kommt zum Ausdruck, dass möglichst wenig Energieflächen erstellt werden sollen. Zudem wird auch verlangt, dass Gebäude mit grossem Personenverkehr innert nützlicher Frist mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen werden sollen. Es werden also nicht nur die Gebäude mit ihrem direktem Energieverbrauch angeschaut. Vielmehr wird eine umfassendere Betrachtung angestellt. Das kantonale Hochbauamt zieht in Betracht bis ca. in einem Jahr das Umweltmanagement nach der ISO-Norm 14001 aufzubauen und zu zertifizieren. Das Umweltmanagement hat auch den Vorteil, dass die Energie- und Umweltseite bei grösseren Sanierungen in einem frühen Zeitpunkt einbezogen wird. Dies ermöglicht, die Umweltaspekte wie Energie und Bauökologie nicht nur umfassend zu planen, sondern auch in einer Phase zu optimieren in der noch echte Handlungsspielräume vorhanden sind. Beste Lösungen können angestrebt werden und echte Kostenminderungen für das gesamte Projekt werden möglich. Anzahl MINERGIEbauten des Kantons Bisher hat der Kanton ein Gebäude im MINERGIEstandard erstellt, nämlich den Werkhof in Rüschegg. Für einige weitere Bauten läuft die Planung und der MINERGIEstandard soll zur Anwendung gelangen. Es können etwa erwähnt werden: Erweiterungsbau des Tierspitals (Kleintierklinik), für den der neue MINERGIEstandard für Spitäler angewandt werden soll. Beim Neubau des Inselspital mit dem Intensiv-, Notfall- und Operationstrakt wird der MI- NERGIEstandard geprüft. Die Voraussetzungen für Komfortlüftungen sind hier bestens gegeben. Beim Wettbewerb für die Sanierung der Gebäudes der Hochschule für Gestaltung, Kunst und Konservierung in Bern ist der MINERGIEstandard vorgeschrieben. Hinzu kommt eine Reihe von Bauten, an welche der Kanton Subventionen leistet und die im MINERGIEstandard erstellt wurden: Ein Altersheim in Bern (Schönegg) Ein Alterheim in Grindelwald, das sich im Bau befindet. Im Rahmen der Weisungen für die Beurteilung der Beiträge aus dem kantonalen Sportfonds an die Sanierungen von Sportanlagen liegt ein Entwurf vor, der eine zusätzliche Unterstützung für Bauten mit MINERGIEzertifikat vorsieht. 5
Angesichts der rund 1 000 kantonalen Gebäude ist die Anzahl MINERGIEbauten sicher noch nicht sehr hoch. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass vor allem bei Neubauten die Durchsetzung von MINERGIE recht problemlos möglich ist. Mehr Probleme bestehen bei den Sanierungen. Hier wird deshalb ein pragmatisches Vorgehen gewählt: So wird bei allen Sanierungen geprüft, ob MINERGIE angewandt werden kann und nur wenn sich erhebliche Mehrkosten abzeichnen (d.h. mehr als 10%), wird auf MINERGIE verzichtet. Grundsätzlich erachte ich es als entscheidend, dass auf die Wertbeständigkeit der Investitionen grosses Gewicht gelegt wird. Die öffentliche Hand soll eine Vorbildrolle übernehmen. Sie darf ihre Entscheide nicht einfach nach kurzfristigen Opportunitäten ausrichten. Die Zusatznutzen von MINERGIE, mögliche Energiepreissteigerungen und die externen Kosten des Energieverbrauch sind von der öffentlichen Hand in Rechnung zu stellen. In diesem Zusammenhang sollte auch eine CO 2 -Abgabe bereits heute einkalkuliert werden. Die öffentliche Hand wäre unglaubwürdig, wenn sie von den Privaten das Bauen nach dem MINERGIEstandard einfordert und im eigenen Handlungsbereich nicht selber aktiv wäre. Wir fühlen uns also verpflichtet, dass in den nächsten Jahren der MINERGIEstandard noch weit stärker zur Anwendung gelangt. Weitere Massnahmen sind nötig Im Kanton Bern sind wir uns bewusst, dass die Durchsetzung von MINERGIE bei öffentlichen Bauten weiterer Anstrengungen bedarf. Damit wir unsere Ziele erreichen können, ist auch der verstärkte Einsatz von flankierenden Massnahmen nötig: So wäre es erwünscht, wenn in der Aus- und Weiterbildung der Architektinnen und Architekten sowie im Planerstudium der Hochschulen das energieeffiziente Bauen stärker gewichtet würde und das Bauen in MINERGIE als anerkannter Stand der Technik eine Selbstverständlichkeit würde. Leider ist dies heute weder an den Fachhochschulen, noch an der eidgenössischen technischen Hochschule der Fall. Angesichts der erfreulichen Ausbreitung von MINERGIE in den letzten Jahren dürfen wir aber zuversichtlich sein, dass eine breite Anwendung Einzug halten wird. Dieser Optimismus wird durch die Tatsache gestärkt, dass von mehreren Kantonen der MINERGIEstandard für seine Bauten angewandt wird. Zu nennen sind etwa der Kanton Wallis, Neuenburg oder Zürich. Damit werden an die Immobilienwirtschaft deutliche Signale ausgesandt, dass sie sich mit MINERGIE besser heute denn erst morgen intensiv auseinandersetzt und ihrerseits zur Umsetzung beitragen soll. 6