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Chinesische Medizin damals und heute 1 1. Organisation Qualität Abrechnung Chinesische Arzneitherapie 549 7

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Elsevier / Urban & Fischer Verlag LESEPROBE Mehr Informationen zum Buch Alle Bücher des Verlages Wertvolles Expertenwissen speziell für Ausbildung, Studium und Beruf R Medizin R Medizinstudium R Pflege R Komplementäre und integrative Medizin R Veterinärmedizin R Medizinische Fachberufe

Leitfaden Chinesische Medizin Claudia Focks (Hrsg.) 6. Auflage Mit Texbeiträgen von: M. Al-Khafaji, M. Bäcker, S. Becker, K. Bervoets, B. Brinkhaus, J. K. Chen, L. Dorfer, J. Duveen, O. Elleberger, S. Englert, A.-R. Flechtner, C. Focks, H. Frühauf, T. Gefaell, W. Geiger, J. M. Gleditsch, D. Halfkenny, HAN C., C. Hänel, D. Hertzer, G. Hieber, N. Hillenbrand, S. Hiller, A. Höll, A. Kalg, B. Kirschbaum, K. Klix, G. Kotte, G. Kubiena, M. Kubny, A. Langer, H. Magel, A. Maret, W. Maric-Oehler, B. Maul, G. Neeb, A. Noll, R. Nothacker, A. Pollmann, N. Pollmann, R. Pothmann, QUIN A., R. Raben, E.-M. Ranzinger, A. Renfer, C. Roosen, L. U. Roth, R. Rothe, J. Schulz, R. Schulze, J. Scott, W. Stör, TANG J., TIAN D., TIAN L., J. Vanstraelen, A. Wiebrecht, G. Wiesemann, S. Wilz, C. Witt, WU W., WU Y., O. Wolf, M. Wullinger, K. Zippelius

Zuschriften und Kritik an: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag, Hackerbrücke 6, 80335 München Wichtiger Hinweis für den Benutzer Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen laufendem Wandel durch Forschung und klinische Erfahrungen. Herausgeber und Autoren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die in diesem Werk gemachten therapeutischen Angaben (insbesondere hinsichtlich Indikation, Dosierung und unerwünschten Wirkungen) dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpflichtung, anhand weiterer schriftlicher Informationsquellen zu überprüfen, ob die dort gemachten Angaben von denen in diesem Buch abweichen und seine Verordnung in eigener Verantwortung zu treffen. Für die Vollständigkeit und Auswahl der aufgeführten Medikamente übernimmt der Verlag keine Gewähr. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden in der Regel besonders kenntlich gemacht ( ). Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann jedoch nicht automatisch geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Um den Textfluss nicht zu stören, wurde bei Patienten und Berufsbezeichnungen die grammatikalisch maskuline Form gewählt. Selbstverständlich sind in diesen Fällen immer Frauen und Männer gemeint. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten 1. Auflage, Juni 1997, 1. Nachdruck, Mai 1998 2. Auflage, Mai 2000 3. Auflage, Dezember 2001 4. Auflage, Juli 2003 5. Auflage, Juni 2006 6. Auflage, Juli 2010 Elsevier GmbH, München Der Urban & Fischer Verlag ist ein Imprint der Elsevier GmbH. 10 11 12 13 14 5 4 3 2 1 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Planung: Christl Kiener, München Lektorat: Sonja Frankl, München Redaktion: Lisa Harth, Bayreuth Register: Dr. Ursula Osterkamp-Baust, Ottobrunn Herstellung: Marion Kraus, München; Kadja Gericke, Arnstorf Satz: abavo GmbH, Buchloe/Deutschland; TnQ, Chennai/Indien Druck und Bindung: L.E.G.O. S.p.A., Lavis (TN)/Italien Zeichnungen: Gerda Raichle, Ulm; Henriette Rintelen, Velbert Umschlaggestaltung: SpieszDesign, Neu-Ulm ISBN 978-3-437-56483-3 Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.elsevier.de und www.elsevier.com

Inhalt Chinesische Medizin damals und heute 1 1 Theoretische Grundlagen 35 2 Organisation Qualität Abrechnung 141 3 Diagnostik 157 4 Akupunktur 255 5 Tuina 513 6 Chinesische Arzneitherapie 549 7 Chinesische Diätetik 767 8 Qigong und Taijiquan 865 9 Therapiegrundlagen 909 10 Therapie nach Zang-Fu-Syndromen 943 11 Shang Han Lun und Wen Bing Lun 1041 12 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose 1071 13 Pädiatrie 1697 14 Das Leben nähren (Yang Shen) 1783 15 Sterbebegleitung 1797 16 Anhang / Register 1821 Akupunkturpunkte und Meridiane (chin. Bezeichnung) 1822 Symbole für Behandlungsmethoden der Akupunkturpunkte 1822 Abkürzungen 1823 Literatur 1825 Glossar 1839 Arzneimittel (lat. Name) 1841 Arzneimittel (Pinyin-Name) 1845 Rezepturen 1849 Akupunkturpunkte (Pinyin-Name) 1851 Akupunkturpunkte (numerische Bezeichnung) 1854 Sachregister 1857 Plus im Web unter (www.elsevier.de)

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13.5 Harnsystem 13.5.1 Leitsymptom: Dysurie 1157 sätzlich noch Trogopterori Faeces, trocken geröstet ([Chao] Wu Ling Zhi) enthalten. Modifikationen: Oft kombiniert mit Artemisiae scopariae Hb. (Yin Chen Hao). Bei Leber-Qi-Stauung und Blut-Mangel oft kombiniert mit Xiao Yao San ( 7.6.6). Bei starker Milz-Schwäche zusätzlich Xiang Sha Liu Jun Zi Tang ( 7.6.10.a) einsetzen. Milz-Schwäche und Blut-Mangel (Ikterus vom Mangel-Typ bzw. Mangel- Ikterus) Therapieprinzipien nähren Milz stärken, mittleren Jiao erwärmen, Qi stärken und Blut Rezept: Xiao Jian Zhong Tang ( 7.6.9). Modifikationen: Bei starkem Qi-Mangel zusätzlich Astragali Rx. (Huang Qi) und Codonopsis Rx. (Dang Shen). Bei starkem Blut-Mangel zusätzlich Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui), Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang), Ecliptae Hb. (Han Lian Cao). Bei starkem Yang-Mangel Cinnamomi Ra. (Gui Zhi) austauschen mit Cinnamomi Cx. (Rou Gui) und Zingiberis Rz. (Gan Jiang) hinzufügen. Ernährungstipp: Fettige, ölige und scharfe Nahrungsmittel sowie Meeresfrüchte und Alkohol meiden. 13.5 Harnsystem Claudia Focks Die Harnausscheidung steht unmittelbar unter der Kontrolle der Harnblase und ist in Bezug auf die Qi-Transformation eng mit der Niere verbunden. Eine wichtige Rolle spielen ebenso die Transport- und Transformationsfunktion der Milz, die Verteilungs- und Herabführungsfunktion von Qi und Flüssigkeiten der Lunge sowie die Funktionen des San Jiao ( 2.4.11) wie z.b. das Durchgängighalten der Wasserwege. Die Harnausscheidung zeigt damit auch den Gesamtzustand der Flüssigkeiten im Körper an. Bei gesunden Personen unter normalen Bedingungen ändern sich Miktionsfrequenz und -menge des ausgeschiedenen Urins in Abhängigkeit von Flüssigkeitsaufnahme, Transpirationsmenge, Temperatur, Einnahme diuretisch wirkender Flüssigkeiten bzw. Nahrungsmittel und Lebensalter. Pathologien äußern sich in Abweichungen der Harnmenge (erhöht: Pollakisurie, vermindert: Oligurie), in Abweichungen der Miktionsfrequenz (erhöht oder verringert) sowie in Abweichungen der Empfindungen beim Wasserlassen wie z.b. Brennen, schmerzhafte oder behinderte Miktion. 13 13.5.1 Leitsymptom: Dysurie (Lin Zheng) Unter der schmerzhaften Miktion (Dysurie bzw. Lin-Syndrom (Lin Zheng, DD Tab. 13.22) versteht man in der CM stechende, brennende, einschnürende oder reibende Empfindungen in der Harnröhre während der Miktion. Das Lin-Syndrom wird in der CM von behinderter oder blockierter Miktion abgegrenzt: Eine behinderte Miktion ( 13.5.6) bedeutet auch eine verringerte Harnmenge, kann, muss aber nicht unbedingt (wie das Lin-Syndrom) eine Schmerzsymptomatik aufweisen Eine blockierte Miktion ( 13.5.7) ist eine Störung des Harnflusses ohne oder mit nur wenig Schmerzen.

TBL 1158 13 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Besteht neben der Dysurie auch eine Hämaturie, wird dieses Mischbild meist unter dem Lin-Syndrom eingeordnet als Blut-Lin, wohingegen Blut im Harn ohne Schmerzen unter die Kategorie Hämaturie gehört. Ebenso wird wolkiger Harn mit Schmerzen unter Lin-Syndrom (Gao Lin) eingeordnet, wolkiger Harn ohne Schmerzen unter wolkiger Harn. 13 Tab. 13.22 Syndrom-Differenzierung bei Leitsymptom Dysurie (Lin-Syndrome) Syndrom Miktion Zusatzsymptome Zunge/Puls Hitze-Lin (Re Lin) durch Feuchte-Hitze in der Blase ( 13.5.1.a) Blut-Lin (Xue Lin), Fülle-Typ durch Feuchte-Hitze in der Blase oder Herz-Feuer ( 13.5.1.b) Blut-Lin (Xue Lin), Mangel-Typ durch Feuchte-Hitze oder Hitze mit Nieren- Yin-Schädigung mit Leere-Hitze ( 13.5.1.c) Stein-Lin (Shi Lin), Fülle-Typ durch Feuchte-Hitze in der Blase ( 13.5.1.d) Stein-Lin (Shi Lin), Mangel-Typ durch Nieren-Schwäche ( 13.5.1.e) Trübes, wolkiges Lin (Gao Lin), Fülle- Typ durch Feuchte- Hitze in der Blase ( 13.5.1.f) Dysurie, dringend, häufig, evtl. Ausstrahlung bis in Nabelgegend und Lumbalregion, evtl. Harntröpfeln. Harn: wenig, tiefgelb, geruchsintensiv Dysurie, dringend, evtl. mit ziehendem Schmerz im Unterbauch, Harnverhalt. Harn: wenig, heiß, rötlich mit Hämaturie, evtl. mit Blutklumpen Leichte Dysurie während Miktion (und andauerndem leichtem Schmerz). Harn: blassrot, schlimmer durch Überanstrengung Dysurie, evtl. erschwert mit plötzlichem Stopp, z.t. kaum tolerable stechende bis krampfartige Schmerzen bis in Unterbauch und Sakralregion. Harn: mit Steinen oder Harngrieß, dunkelgelb, evtl. blutig Leichte Dysurie während Miktion (mit leichtem andauerndem Schmerz), evtl. mit Harnflussunterbrechungen, Harnverhalt. Harn: dunkelgelb mit Harngrieß Dysurie, häufig, wenig oder zögernder Harnfluss oder Harnverhalt. Harn: wenig, trüb oder wolkig, evtl. mit Fettaugen, evtl. Blut/Sedimente Evtl. Fieber/Kälteaversion mit Übelkeit, Erbrechen, Durst, Obstipation, bitterer Mundgeschmack Unruhezustände Schwäche in Knie/Lumbalgegend, Unruhezustände, Hitze der fünf Flächen, evtl. Nachtschweiß, Erschöpfung Im Anfall Blässe, Kaltschweißigkeit ( falsche Kälte ), Übelkeit, Erbrechen Dumpfer Schmerz in der Lumbalregion, Schmerz im unteren Abdomen, Hitze der fünf Flächen Völlegefühl in Thorax und Epigastrium, Durst ohne Trinkverlangen Zunge: evtl. rot mit roten Punkten; gelber, klebrig-schmieriger Belag. Puls: schnell, schlüpfrig Zunge: rot; dünner, gelber Belag. Puls: schnell, schlüpfrig, voll Zunge: leicht rot; wenig Belag. Puls: dünn, schwach, schnell Zunge: rot; dünner weißer oder dicker gelber Belag. Puls: schnell, voll, saitenförmig Zunge: rot; wenig Belag. Puls: dünn, schwach Zunge: rot; schmieriger, gelber Belag. Puls: schlüpfrig, schnell

13.5 Harnsystem 13.5.1 Leitsymptom: Dysurie 1159 Tab. 13.22 Syndrom-Differenzierung bei Leitsymptom Dysurie (Lin-Syndrome) (Forts.) Syndrom Miktion Zusatzsymptome Zunge/Puls Trübes, wolkiges Lin (Gao Lin), Mangel- Typ durch Nieren- Schwäche ( 13.5.1.g) Qi-Lin, Fülle-Typ durch Leber-Qi- Stauung ( 13.5.1.h) Leichte Dysurie, mal besser, mal schlechter. Harn: trüb, schlechter durch Überanstrengung Dysurie mit stechenden Schmerzen oder Gefühl von Rauigkeit und Einschnürung bei der Harnentleerung, rezid. erschwerter, häufiger Harndrang, Harntröpfeln nach Miktion, evtl. initiiert durch Stress/Emotionen, Schmerzausstrahlung in Nabelgegend und unteres Abdomen. Harn: blassgelb Lumbale Schwäche, Schwindel, Erschöpfung Kopfschmerzen, Schwindel, Spannungsgefühl in Thorax und lateraler Rippenregion, evtl. Menstruationsstörungen Zunge: blass; schlüpfriger Belag. Puls: dünn, schwach Zunge: evtl. Seiten gerötet. Puls: saitenförmig Qi-Lin, Mangel-Typ durch Milz-Schwäche ( 13.5.1.i) Leichte Dysurie mit nach unten drängenden Unterbauchschmerzen, besser durch Druck oder Wärme, schlimmer durch Überanstrengung, Harntröpfeln. Harn: klar, viel Erschöpfung, Blässe Zunge: blass; dünner, weißer Belag. Puls: schwach Blut-Stase im unteren Jiao ( 13.5.1.j) Dysurie mit stechenden Schmerzen mit einem Gefühl von Rauigkeit oder Einschnürung. Harn: wolkig-trüb, Hämaturie mit dunklem Harn, der Klümpchen enthalten kann Stechende Schmerzen im unteren Abdomen, Lippenzyanose, trockene, raue Haut Zunge: purpurn bzw. purpurne Punkte. Puls: tief, dünn, rau 13.5.1.a Hitze-Lin (Re Lin) durch Feuchte-Hitze in der Blase Therapieprinzipien Hitze klären, Feuchtigkeit beseitigen und Schmerz beenden Rezept: Bei akuter Feuchte-Hitze in der Blase Leitrezeptur Ba Zheng San ( 7.6.8.b). Modifikationen: Bei gleichzeitigen Zeichen einer Shaoyang-Beteiligung (alternierend Fieber/Frösteln, bitterer [saurer] Mundgeschmack, Halstrockenheit und Übelkeit) zusätzlich mit Xiao Chai Hu Tang ( 7.6.6) kombinieren. Wenn die Feuchte- Hitze bereits das Yin geschädigt hat mit Zeichen von Durst und einem trockenen, gelben Zungenbelag folgende Arzneien entfernen: Rhei Rx. et Rz. (Da Huang), Akebiae Caulis (Mu Tong) und Gardeniae Fr. (Zhi Zi), dann Anemarrhenae Rz. (Zhi Mu), Imperatae Rz. (Bai Mao Gen) und Rehmanniae Rx. (Sheng Di Huang) hinzufügen. Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Mi 9 (Yinlingquan) beseitigt Feuchtigkeit; Di 11 (Quchi) bei Fieber; Bl 27 (Xiaochangshu) bei krampfartiger Schmerzausstrahlung in Abdomen und Lumbalregion; Ni 6 (Zhaohai) und SJ 6 (Zhigou) bei Obstipation. 13

1160 13 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose 13.5.1.b Blut-Lin (Xue Lin), Fülle-Typ durch Feuchte-Hitze in der Blase oder Herz-Feuer Therapieprinzipien Hitze klären und den Harnfluss befreien, das Blut kühlen und Blutungen beenden Rezept: Dao Chi San ( 7.6.4.d) in Kombination mit Huang Lian Jie Du Tang ( 7.6.4.c). Variation von Xiao Ji Yin Zi ( 7.6.12.b) enthält: Cirsii Hb. (Xiao Ji), Rehmanniae Rx. (Sheng Di Huang), Talcum (Hua Shi), Typhae Pollen (Pu Huang), Lophateri Hb. (Dan Zhu Ye), Nelumbinis Nodus rhizomatis (Ou Jie), Gardeniae Fr. (Zhi Zi), Dianthi Hb. (Qu Mai), Pyrrosiae Fo. (Shi Wei), Glycyrrhizae Rx. (et Rz.) (Gan Cao). Modifikation: Bei starker Hämaturie zusätzlich Notoginseng Rx. (San Qi) und Succinum (Hu Po). Bei Blutklümpchen im Urin zusätzlich Cyathulae Rx. (Chuan Niu Xi) und Paeoniae Rx. rubra (Chi Shao). Bei sehr schmerzhafter Dysurie zusätzlich Olibanum (Ru Xiang), Myrrha (Mo Yao) und Corydalis Rz. (Yan Hu Suo). Wenn die Hitze das Yin geschädigt hat, zusätzlich Asini Corii Colla (E Jiao), Ecliptae Hb. (Han Lian Cao), Ligustri Lucidi Fr. (Nü Zhen Zi). Bei Herz- Feuer mit Unruhe, Schlafstörungen und Zungenulzerationen zusätzlich Lophateri Hb. (Dan Zhu Ye), Junci Medulla (Deng Xin Cao), Akebiae Caulis (Mu Tong) und Succinum (Hu Po). Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Mi 9 (Yinlingquan), Le 5 (Ligou) beseitigen Feuchtigkeit vom unteren Jiao; Mi 10 (Xuehai), Mi 6 (Sanyinjiao) klären Blut-Hitze, beenden Blutungen; Le 3 (Taichong), Ni 2 (Rangu) kühlen das Blut, öffnen die Wasserwege; Bl 63 (Jinmen) beendet Blutungen; Bl 17 (Geshu) kühlt das Blut; Bl 22 (Sanjiaoshu) beseitigt Feuchte-Hitze vom unteren Jiao; Bl 66 (Zutonggu), Bl 63 (Jinmen) klären Blasen-Hitze und beseitigen Schmerzen im Blasen-Meridian; Di 11 (Quchi) bei Hitzesymptomen; He 8 (Shaofu) klärt Hitze von Herz und Dünndarm (bei Loderndem Herz-Feuer verletzt Dünndarm). 13 13.5.1.c Blut-Lin (Xue Lin), Mangel-Typ durch Feuchte-Hitze oder Hitze mit Nieren-Yin-Schädigung mit Leere-Hitze Therapieprinzipien Yin nähren, Hitze klären und Blutungen beenden Rezept: Zhi Bai Di Huang Wan ( 7.6.10.d) oder Variation enthält: Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang), Corni Fr. (Shan Zhu Yu), Dioscoreae Rz. (Shan Yao), Poria (Fu Ling), Moutan Cx. (Mu Dan Pi), Alismatis Rz. (Ze Xie), Asini Corii Colla (E Jiao), Cirsii Hb. (Xiao Ji), Ecliptae Hb. (Han Lian Cao), Phellodendri Cx. (Huang Bai). Modifikationen: Bei gleichzeitigem Qi-Mangel zusätzlich Codonopsis Rx. (Dang Shen) und Astragali Rx. (Huang Qi). Bei gleichzeitigem Nieren- Yang-Mangel mit Kälte-Zeichen zusätzlich Aconiti Rx. lateralis praep. ([Zhi] Fu Zi), Cinnnamomi Cx. (Rou Gui) und Morindae Rx. (Ba Ji Tian). Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Mi 9 (Yinlingquan) beseitigt Feuchtigkeit vom unteren Jiao; Mi 10 (Xuehai), Mi 6 (Sanyinjiao) klären Blut-Hitze, beenden Blutungen; Ren 4 + (Guanyuan) und Ni 6 + (Zhaohai), um Yin zu nähren. Bei Schwäche im Rücken zusätzlich Bl 23 (Shenshu), bei Schlafstörungen zusätzlich He 6 (Yinxi); bei sehr starkem Yin-Mangel mit Leere-Feuer zusätzlich Ni 10 (Yingu), Ni 2 (Rangu).

13.5 Harnsystem 13.5.1 Leitsymptom: Dysurie 1161 13.5.1.d Stein-Lin (Shi Lin), Fülle-Typ durch Feuchte-Hitze in der Blase Therapieprinzipien Hitze klären, Feuchtigkeit transformieren, Wasserwege öffnen, Harnsteine beseitigen und Schmerzen beenden Rezept: Varation von Shi Wei San enthält: Pyrrosiae Fo. (Shi Wei), Malvae Fr./ Sm. (Dong Kui Guo/Zi), Dianthi Hb. (Qu Mai), Belmacandae Rz. (She Gan), Talcum (Hua Shi), Plantaginis Sm. (Che Qian Zi), Gigeriae galli Endothelium corneum (Ji Nei Jin), Desmodii sen Lysimachiae Hb. (Jin Qian Cao), Lygodii Spora (Hai Jin Sha). Modifikationen: Bei starkem, krampfartigem Schmerz zusätzlich Paeoniae Rx. alba (Bai Shao), Glycyrrhizae Rx. (et Rz.) (Gan Cao). Bei Hämaturie zusätzlich Cirsii Hb. (Xiao Ji), Imperatae Rz. (Bai Mao Gen). Bei brennenden Schmerzen zusätzlich Gardeniae Fr. (Zhi Zi), Akebiae Caulis (Mu Tong). Bei Fieber zusätzlich Taraxaci Hb. (Pu Gong Ying), Phellodendri Cx. (Huang Bai), Rhei Rx. et Rz. (Da Huang). Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Mi 9 (Yinlingquan) beseitigt Feuchtigkeit vom unteren Jiao; Bl 39 (Weiyang) in Kombination mit Ni 2 (Rangu) und Le 4 (Zhongfeng) beseitigen Steine und beenden Schmerzen; Bl 23 (Shenshu) reguliert die Nieren-Qi-Zirkulation, in Kombination mit Bl 28 (Pangguangshu) werden die Harnwege von Obstruktionen befreit; Ma 28 (Shuidao) bei Steinen im mittleren und unteren Harntrakt; Ma 25 (Tianshu) bei Steinen im oberen Harntrakt; Bl 63 (Jinmen) entfernt Obstruktionen des Blasen-Meridians. 13.5.1.e Stein-Lin (Shi Lin), Mangel-Typ durch Nieren-Schwäche Therapieprinzipien Die Nieren nähren, Feuer nach unten ableiten und Steine beseitigen Rezept: Zhi Bai Di Huang Wan ( 7.6.10.d) und zusätzlich Phellodendri Cx. (Huang Bai), Talcum (Hua Shi), Lygodii Spora (Hai Jin Sha). Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Ni 2 (Rangu), Bl 28 (Pangguangshu) unterstützen die Diurese und den freien Urinfluss, beseitigen Steine und beenden Schmerz; Ni 7 (Fuliu), Bl 23 (Shenshu) unterstützen die Niere und nähren Nieren-Yin; Ni 2 (Rangu), Ni 6 (Zhaohai), Ni 8 (Jiaoxin) bei starkem Nieren-Yin-Mangel mit Leere-Hitze, um das Yin zu nähren und das Feuer abzuleiten und den Harnfluss zu befreien, bei Steinen im oberen Harntrakt zusätzlich Ma 25 (Tianshu), bei Steinen im mittleren bis oberen Harntrakt zusätzlich Ma 28 (Shuidao), bei Hämaturie zusätzlich Mi 10 (Xuehai). Bei Schlafstörungen, Hitze der fünf Flächen und Nachtschweiß zusätzlich He 6 (Yinxi). 13 13.5.1.f Trübes wolkiges Lin (Gao Lin), Fülle-Typ durch Feuchte-Hitze in der Blase Therapieprinzipien Feuchtigkeit transformieren, das Klare vom Trüben trennen, die Wasserwege öffnen, Hitze klären Rezept: Variation von Bi Xie Fen Qing Yin enthält: Dioscoreae hypoglaucae Rz. (Bi Xie), Phellodendri Cx. (Huang Bai), Poria (Fu Ling), Nelumbinis Sm. (Lian Zi), Atractylodis macrocephalae Rz. (Bai Zhu), Salviae miltiorrhizae Rx. (Dan Shen), Plantaginis Sm. (Che Qian Zi), Typhae Pollen (Pu Huang). Modifikationen: Bei starker Trübheit zusätzlich Acori tatarinowii Rz. (Shi Chang Pu), Lygodii Spora (Hai Jin Sha, auch bei Hämaturie).

1162 13 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Mi 9 (Yinlingquan) beseitigt Feuchtigkeit vom unteren Jiao; Bl 23 (Shenshu), Ni 6 (Zhaohai) stärken die Niere; Bl 23 (Shenshu), Ni 7 (Fuliu) bei Mangel-Syndrom, um Nieren- und Blasenfunktion in der Qi-Transformation zu stärken; Bl 22 (Sanjiaoshu) fördert die Flüssigkeitsumwandlung und die Trennung des Klaren vom Trüben im unteren Jiao; Mi 9 (Yinlingquan) und Mi 6 (Sanyinjiao) beseitigen Feuchtigkeit vom unteren Jiao. 13.5.1.g Trübes wolkiges Lin (Gao Lin), Mangel-Typ durch Nieren-Schwäche Mangel-Typ (Qi-Mangel 4.2.3, Nieren-Qi-Mangel mit Feuchtigkeitsretention 4.2.3). Therapieprinzipien Die Niere unterstützen, sichern und adstringieren Rezept: Bei Nieren-Qi-Mangel (nicht fest) Variation von Jin Suo Gu Jing Wan enthält: Astragali complanati Sm. (Sha Yuan Zi), Euryales Sm. (Qian Shi), Rosae laevigatae Fr. (Jin Ying Zi), Nelumbinis Stamen (Lian Xu), Ostreae Concha (Mu Li), Rubi Fr. (Fu Pen Zi), Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi), Alpiniae oxyphyllae Fr. (Yi Zhi Ren), Acori tatarinowii Rz. (Shi Chang Pu). Bei Nieren-Yin-Mangel Zhi Bai Di Huang Wan ( 7.6.10.d) und zusätzlich Phellodendri Cx. (Huang Bai), Acori tatarinowii Rz. (Shi Chang Pu), Dioscoreae hypoglaucae Rz. (Bi Xie). Modifikationen: Bei Rückenschmerzen zusätzlich Eucommiae Cx. (Du Zhong). Bei gleichzeitigem Milz-Qi-Mangel zusätzlich Codonopsis Rx. (Dang Shen), Astragali Rx. (Huang Qi), Atractylodis macrocephalae Rz. (Bai Zhu). Bei starkem Yin-Mangel zusätzlich Er Zhi Wan ( 7.6.10.d). Bei Durst, Mund- und Halstrockenheit nachts zusätzlich Scrophulariae Rx. (Xuan Shen), Ophiopogonis Rx. (Mai Men Dong) und Anemarrhenae Rz. (Zhi Mu) erhöhen. Bei Nachtschweiß zusätzlich Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi), Ziziphi spinosae Sm. (Suan Zao Ren). Akupunktur: Ren 4 (Guanyuan), Ren 6 (Qihai) unterstützen und festigen das Nieren-Qi, v.a. mit Moxa; Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Bl 23 (Shenshu), Du 20 (Baihui) unterstützen und heben das Nieren-Qi an, v.a. mit Moxa; Ren 6 (Qihai) stärkt Qi; Ni 3 (Taixi) nährt das Nieren-Yin. 13 13.5.1.h Qi-Lin, Fülle-Typ durch Leber-Qi-Stauung Pathomechanismus Blockiertes Leber-Qi verlegt den Qi-Fluss im Leber-Meridian mit Entwicklung von Stauungs-Hitze mit nachfolgender Qi-Blockade und Behinderung der Harnblasenfunktionen. Häufig bei Patienten in jüngerem bzw. mittlerem Alter und bei Stress Therapieprinzipien Leber-Qi bewegen und die schmerzhafte Stauung lösen, evtl. Stauungshitze kühlen und die schmerzhafte Obstruktion öffnen Rezept: Jia Wei Xiao Yao San ( 7.6.6) und zusätzlich Malvae Fr./Sm. (Dong Kui Guo/Zi), Plantaginis Sm. (Che Qian Zi) und Lygodii Spora (Hai Jin Sha). Chen Xiang San enthält: Aquilariae Lignum resinatum (Chen Xiang), Pyrrosiae Fo. (Shi Wei) Talcum (Hua Shi), Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui), Vaccariae Sm. (Wang Bu Liu Xing), Paeoniae Rx. alba (Bai Shao), Citri reticulatae Pericarpium (Chen Pi), Glycyrrhizae Rx. (et Rz.) (Gan Cao).

13.5 Harnsystem 13.5.1 Leitsymptom: Dysurie 1163 Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Mi 9 (Yinlingquan) beseitigt Feuchtigkeit vom unteren Jiao; Ren 5 (Shimen) beseitigt Stagnation im unteren Jiao; Le 3 (Taichong), Le 8 (Ququan), Le 4 (Zhongfeng) bewegen das Leber-Qi und beenden Schmerz; Ma 29 (Guilai) hebt Qi in der Blase an und beendet Schmerz im unteren Abdomen; Le 5 (Ligou) bewegt das Leber-Qi im Leber-Netzgefäß; Le 8 (Ququan) bewegt das Leber-Qi im Unterbauch; Ma 30 (Qichong) reguliert Qi im unteren Jiao. 13.5.1.i Qi-Lin, Mangel-Typ durch Milz-Schwäche Pathomechanismus Milz-Qi-Mangel, sinkendes Milz-Qi ( 11.5.1, 11.5.4). Mangel-Syndrom folgt oft nach rezidivierenden Blaseninfekten (Hitze-Lin), die nicht richtig ausgeheilt oder mit Antibiotika und extrem kalten Arzneien behandelt wurden Therapieprinzipien Qi stärken, Wasserwege öffnen, evtl. Nieren-Yang stärken Rezept: Variation von Bu Zhong Yi Qi Tang ( 7.6.10.a). Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Du 20 (Baihui) hebt Qi an; Mi 6 (Sanyinjiao) reguliert Qi, besänftigt die Leber, öffnet die Wasserwege, beseitigt Schmerz; Bl 64 (Jinggu) stärkt die Blasenfunktion; Ma 36 (Zusanli) stärkt Qi, Ren 6 (Qihai) bewegt und stärkt das Qi im unteren Jiao; Du 20 (Baihui) hebt das Qi; Ren 4 + M (Guanyuan) und Ni 3 + M (Taixi) stärken die Nieren. 13.5.1.j Blut-Stase im unteren Jiao Pathomechanismus Dieses Syndrom gehört zur Kategorie Blut-Lin. Es wird oft durch Traumata verursacht oder durch Qi-Mangel mit nachfolgender Qi- und Blut- Stagnation oder durch Eindringen pathogener Kälte, die das Blut gefriert. Durch die Stagnation stoppt der Blutfluss und tritt aus den Gefäßen mit Hämaturie Therapieprinzipien Das Yang wärmen, um die Stagnation aufzulösen und zu bewegen und die schmerzhafte Obstruktion zu öffnen Rezept: Shao Fu Zhu Yu Tang ( 7.6.12.a) und zusätzlich Lysimachiae Hb. (Jin Qian Cao) und Dianthi Hb. (Qu Mai). Akupunktur: Ren 3 (Zhongji), Bl 28 (Pangguangshu) regulieren den Qi-Mechanismus der Harnblase; Mi 10 (Xuehai) bewegt das Blut. Weitere Therapiemöglichkeiten Ohrakupunktur ( 5.7.1): OP 92 (Harnblase), OP 95 (Niere), OP 51 (Vegetativum), OP 29 (Okziput), OP 22 (Endokrinium), OP 13 (Nebenniere). Anwendung: Pro Sitzung 3 4 Punkte mit starker Stimulation, 20 min belassen Elektroakupunktur-Management bei akutem Schmerz bei Harnsteinen (nach McLean/Lyttleton 2002) Kontraindikation: Bei asymptomatischen Patienten Vorgehen: Elektrostimulation mit hoher Frequenz (ca. 20 100 Hz nach Patiententoleranz), negative Elektrode ( ve) am proximalen Punkt. Zusatzpunkte nur Handstimulation 13

TBL 1164 13 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Nierensteine: Bl 23 ( ve) und Mi 9 (+ ve) auf derselben Körperseite; Zusatzpunkte: Bl 28, Mi 6, Ma 25, Gb 25 Uretersteine: Oberer Ureter: Bl 23 ( ve) und Bl 28 (+ ve) auf derselben Körperseite; Zusatzpunkte: Ren 6, Bl 22 ; unterer Ureter: Bl 23 ( ve) und Ma 28 (+ ve) auf derselben Körperseite; Zusatzpunkte: Ren 3, Bl 32 Blasen- oder Urethrasteine: Ren 4 ( ve) oder Ren 3 ( ve) und Ma 28 (+ ve) oder Mi 6 (+ ve); Zusatzpunkte: Ni 8, Mi 14, Pe 6. 13.5.2 Leitsymptom: Häufige Miktion Unter dem Leitsymptom häufige Miktion (Xiao Bian Pin Shuo) versteht man nach CM eine deutliche Zunahme der Miktionsfrequenz, unterscheidet diese Störung jedoch auch von der Nykturie (dem nächtlichen Wasserlassen) und dem klaren, profusen Harnfluss, denn häufige Miktion kann sowohl mit klarem oder dunklem, reichlichem oder spärlichem Urin einhergehen. 13 Tab. 13.23 Syndrom-Differenzierung bei Leitsymptom häufige Miktion Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Qi-Mangel von Lunge und Milz ( 13.5.2.a) Nieren-Qi nicht fest, Nieren-Yang- Mangel ( 13.5.2.b) Miktion: häufig; Harn: blass, evtl. Inkontinenz. Zusatzsymptome: Erschöpfung, Anorexie, Schwindel, Tinnitus, Schmerz und Schwäche lumbal bzw. in den Knien, Gesichtsblässe Nieren-Yin- Mangel ( 11.9.6) mit Leere-Hitze ( 13.5.2.b) Häufig durch Überanstrengung, Diätfehler mit Übermaß an kalten, rohen Nahrungsmitteln oder Eindringen äußerer Kälte mit Schädigung des Yang-Qi, das nicht mehr ausreichend emporheben kann, dadurch kann die Harnblase die Flüssigkeiten nicht mehr zurückhalten Schwache Konstitution, Alter, viele Geburten Wie bei Nieren- Yang-Mangel, chron., es kommt zu einem Verlust der Festigkeit durch die Niere und zur Bildung von Leere-Hitze, die beide zu Pollakisurie führen Miktion: häufiger Harndrang (unfähig, Urin zu speichern, evtl. Inkontinenz), verschlimmert sich durch Anstrengung, langes Stehen, Husten etc.; Harn: viel, klar. Zusatzsymptome: Expektoration von übermäßig viel Speichel oder dünnem, klarem Schleim, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Kälteaversion, Appetitmangel, weiche Stühle, Blässe Miktion: häufiger Harndrang; Harn: wenig, dunkelgelb. Zusatzsymptome: Halstrockenheit, Schwindel, Wangenrötung, Hitzesensationen v.a. nachmittags und abends in Thorax, Handflächen, Fußsohlen, Schmerz lumbal bzw. in den Knien, Spermatorrhö bei Männern Zunge: blass; weißer Belag. Puls: groß, oberflächlich, aber schwach, kraftlos Zunge: blass, feucht. Puls: tief, dünn, schwach (v.a. an der Chi-Position) Zunge: rot; wenig Belag oder belaglos. Puls: dünn, schnell

13.5 Harnsystem. 13.5.2 Leitsymptom: Häufige Miktion 1165 Tab. 13.23 Syndrom-Differenzierung bei Leitsymptom häufige Miktion (Forts.) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Feuchte-Hitze in der Blase ( 11.10.1, 13.5.2.d) Leber-Qi-Stauung ( 11.7.2, 13.5.2.e) Fülle-Störung, pathogene Feuchte- Hitze ergießt sich in die Harnblase, die Feuchtigkeit blockiert die normale Qi-Transformation, die Hitze verdampft die Flüssigkeiten und führt zu häufigem Harndrang Unterdrückter Ärger, Wut, Stress behindern das freie Fließen des Qi in der Leber-Leitbahn; dadurch wird die Qi-Zirkulation im unteren Jiao eingeschränkt. (oft Mitbeteiligung anderer Muster) Miktion: häufiger Harndrang mit Brennen und Schmerzen bei der Miktion; Harn: wenig, gelb und wolkig. Zusatzsymptome: subfebrile Temperaturen; evtl. Durst mit wenig Trinkverlangen, Mundtrockenheit, Völle und Spannung im Unterbauch, Obstipation, aber kein trockener Stuhl (oder wechselnd weich/trocken) Miktion: häufig mit Verschlechterung durch Stress, typisch ist ein Gefühl von inkompletter Blasenentleerung. Zusatzsymptome: Missempfindungen in Subkostal- und Flankenregion, Reizbarkeit oder emotionale Anspannung, Stress, Zorn, Rülpsen, Flatulenz, alternierend Obstipation oder Diarrhö, aufgetriebenes Abdomen, bei Frauen evtl. prämenstruelles Syndrom Zunge: evtl. rot; gelber, fettiger Belag. Puls: schnell, schlüpfrig oder schnell, sanft (Ru) Zunge: normal, evtl. rötliche Seiten. Puls: saitenförmig 13.5.2.a Qi-Mangel von Lunge und Milz ( 11.3.1, 11.5.1) Lunge und Milz erwärmend stärken, das Aufsteigen des Qi un- Therapieprinzipien terstützen Rezept: Bu Zhong Yi Qi Tang ( 7.6.10.a) und zusätzlich Arzneien, die das Yang wärmen und den Transport der Flüssigkeiten von Lunge und Milz stärken wie Alpiniae oxyphyllae Fr. (Yi Zhi Ren, festigt zudem die Harnblase) sowie Zingiberis Rz. (Gan Jiang). Kombination von Variationen von Bu Fei Tang ( 7.6.10.a) mit Bu Zhong Yi Qi Tang ( 7.6.10.a) enthält: Astragali Rx. (Huang Qi), Codonopsis Rx. (Dang Shen), Atractylodis macrocephalae Rz. (Bai Zhu), Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui), Citri reticulatae Pericarpium (Chen Pi), Poria (Fu Ling), Asteris Rx. (Zi Wan), Mori Cx. (Sang Bai Pi), Rehmaniae Rx. praep. (Shu Di Huang), Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi), Glycyrrhizae Rx. (et Rz.) (Gan Cao). Modifikationen: Bei Infektanfälligkeit zusätzlich Saposhnikoviae Rx. (Fang Feng) und evt. Dosis von Astragali Rx. (Huang Qi) erhöhen. Bei Schleim-Feuchtigkeit, die die Lunge obstruiert mit Husten und profusem weißlichem Sputum zusätzlich Pinelliae Rz. praep. (Ban Xia) und Platycodi Rx. (Jie Geng). Zeigen sich keine Lungenzeichen Mori Cx. (Sang Bai Pi) und Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang) sowie Asteris Rx. (Zi Wan) aus der Rezeptur entfernen und stattdessen Euryales Sm. (Qian Shi), Rosae laevigatae Fr. (Jin Ying Zi) und Cuscutae Sm. (Tu Si Zi) hinzufügen. Bei starkem Husten zusätzlich Magnoliae officinalis Cx. (Hou Po). Bei Nahrungsstagnation mit Appetitstörung und abdominaler Spannung zusätzlich Hordei Fr. germinatus (Mai Ya), Raphani Sm. (Lai Fu Zi) und Crataegi Fr. (Shan Zha). Akupunktur: Du 20 + M (Baihui) hebt Qi an, hält daher Urin zurück; Ren 6 + M (Qihai) stärkt Qi allgemein, v.a. im Unterbauch; Bl 23 + M (Shenshu) stärkt Nieren- 13

1166 13 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Yang, mildert Harninkontinenz; Bl 28 + M (Pangguangshu) und Bl 53 + M (Baohuang) stärken die Blasenfunktion. Zusatzpunkte bei Lungen-Qi-Mangel: Bl 13 + M (Feishu) und Du 12 + M (Shenzhu) stärken Lungen-Qi, mit Moxa v.a. auch Yang; Lu 7 + (Lieque) reguliert die Wasserwege (bester Punkt dafür auf dem Lungen-Meridian) Zusatzpunkte bei Milz-Qi-Mangel: Bl 20 + M (Pishu), Ma 36 + M (Zusanli) und Ren 12 + M (Zhongwan) stärken das Milz-Qi Spezielle Akupunkturtechnik: S.c. Nadelung einer 3-Cun-Nadel von Ren 6 bis Ren 3; die Nadel wird zunächst gedreht und dann angehoben in Richtung Sternum und damit ein hebendes Gefühl im unteren Abdomen ausgelöst. Dort kann die Nadel einige Zeit belassen werden. 13.5.2.b Nieren-Qi nicht fest, Nieren-Yang-Mangel ( 11.9.3, 11.9.2) Therapieprinzipien Nieren-Yang stärken und wärmen, Harnblase festigen Rezept: Suo Quan Wan ( 7.6.13) in Kombination mit Jin Gui Shen Qi Wan ( 7.6.10.e), You Gui Wan ( 7.6.10.e) und zusätzlich Alpiniae oxyphyllae Fr. (Yi Zhi Ren), Mantidis Oötheca (Sang Piao Xiao) und Psoralae Fr. (Bu Gu Zhi). Bei sehr häufigem Harndrang, Enuresis und Harninkontinenz oder Nykturie zusätzlich Rubi Fr. (Fu Pen Zi) und Rosae laevigatae Fr. (Jin Ying Zi). Akupunktur: Bl 23 + M (Shenshu), Du 4 + M (Mingmen); Ni 7 + (Fuliu) und Ren 4 + M (Guanyuan) stärken Nieren-Yang; Ren 6 + M (Qihai) stärkt Qi allgemein; Du 20 + M (Baihui) hebt das Qi; Bl 28 + M (Pangguangshu), Bl 53 + M (Baohuang) und Bl 32 + M (Ciliao) stärken die Blasenfunktion; He 7 (Shenmen), Ex-HN 3 (Yintang) bei Enuresis im Kindesalter, beruhigen den Geist-Shen. Alternative: Jeweils Mi 6, Ren 4, Bl 23 oder Ren 4, Ren 3, Bl 23, Bl 28, Ni 3 bei jeder Sitzung alternierend mit stärkender Nadeltechnik und Moxa 13 13.5.2.c Nieren-Yin-Mangel ( 11.9.6) mit Leere-Hitze Therapieprinzipien Nieren stärken und Yin nähren und befeuchten Rezept: Variationen von Zhi Bai Di Huang Wan ( 7.6.10.d) mit zusätzlichen Arzneien, die die Festigung der Niere stärken wie z.b. Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi), Rosae laevigatae Fr. (Jin Ying Zi) und Erhöhen von Dioscoreae Rz. (Shan Yao) und Corni Fr. (Shan Zhu Yu). Modifikationen: Bei sehr starkem Nieren-Yin-Mangel zusätzlich Er Zhi Wan ( 7.6.10.d). Akupunktur: Ren 4 + (Guanyuan), Ni 3 + (Taixi) und Mi 6 + (Sanyinjiao) nähren das Nieren-Yin; Bl 23 + (Shenshu), Bl 28 + (Pangguangshu) und Ren 3 + (Zhongji) stärken die Blasenfunktion. 13.5.2.d Feuchte-Hitze in der Blase ( 11.10.1) Therapieprinzipien Hitze kühlen und Feuchtigkeit vom unteren Jiao entfernen Rezept: Ba Zheng San ( 7.6.8.b) und Variationen. Akupunktur: Bl 28 (Pangguangshu) und Ren 3 (Zhongji) beseitigen Feuchte- Hitze aus dem unteren Jiao, fördern die Blasenfunktion; Mi 9 (Yinlingquan) und Mi 6 (Sanyinjiao) stärken die Milz, beseitigen Feuchte-Hitze; Bl 39 (Weiyang), Bl 66 (Zutonggu) entfernen Hitze-Retention vom Blasen-Meridian.

TBL 13.5 Harnsystem. 13.5.3 Leitsymptom: Nachtröpfeln von Harn 1167 13.5.2.e Leber-Qi-Stauung ( 11.7.2) Diese Störung ist relativ häufig und durch die damit einhergehende ängstliche Erregung sowie weitere Leber-Symptome leicht zu diagnostizieren, ist aber auch oft mit anderen Mustern kombiniert. Therapieprinzipien Leber-Qi bewegen, evtl. Stauungshitze ausleiten und den Geist- Shen beruhigen Rezept: Variationen von Xiao Yao San ( 7.6.6) und z.b. zusätzlich Linderae Rx. (Wu Yao). Akupunktur: Bl 28 (Pangguangshu) stärkt die Blasenfunktion; Le 2 (Xingjian) leitet Leber-Feuer aus, bei Leber-Feuer; Le 3 (Taichong) reguliert das Leber-Qi; Pe 6 (Neiguan) beruhigt den Geist; Bl 18 (Ganshu) reguliert das Leber-Qi. Weitere Therapiemöglichkeiten Ohrakupunktur ( 5.7.1): OP 95 (Niere), OP 92 (Harnblase), OP 80 (Urethra); zusätzlich OP 34 (Graue Substanz), OP 51 (Vegetativum), OP 97 (Leber), OP 98 (Milz), OP 104 (San Jiao). Französische Ohrakupunktur: Zusätzlich OP 82 (Nullpunkt: Zwerchfell), OP 26a (Thalamus: Hirnanhang). Anwendung: 3 4 druckdolente Punkte auswählen, mit ableitender Nadeltechnik setzen, 20 min belassen. Dauernadeln oder Samenkörner applizierbar Elektrostimulation ( 5.1.2): Punktgruppe Mi 6, Bl 28, Bl 53, Ex-B (Xiajiaoshu), Lokalisation: Mitte der Verbindungslinie zwischen Anus und Du 1, der in der Mitte zwischen Anus und Os coccygis liegt; Punktion vom Anus in Richtung Du 1 (Changqiang) und Ma 28 (Shuidao) alternierend bei jeder Sitzung nadeln und jeweils mit niedriger Frequenz (2 7 Hz) stimulieren Pflaumenblütenhämmerchen: Lumbal- und Iliakalregion auf positive Reaktionszonen ( 5.1.6) untersuchen und diese beklopfen; zusätzlich Lumbal- und Unterbauchregion, Ren 4, Mi 6, Du 14, Du 20, Ren 12 behandeln; leichte bis mittlere Klopfstärke Moxibustion ( 5.1.8): Du 4, Ren 4, Bl 33, Du 20, 2 3 Punkte/Tag mit Moxazigarre behandeln. 13.5.3 Leitsymptom: Nachtröpfeln von Harn Unter Nachtröpfeln von Harn versteht man Harnträufeln bei bereits abgeschlossener Harnentleerung. Dieses Leitsymptom ist verschieden zu Harninkontinenz, bei der der Harnabgang unkontrolliert ist und ein größeres Volumen beinhaltet. 13 Tab. 13.24 Syndrom-Differenzierung bei Leitsymtpom Nachtröpfeln von Harn Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Schwäche des mittleren Jiao, sinkendes Milz- Qi ( 11.5.4, 13.5.3.a) Milz-Qi-Mangel ( 11.5.1), die Schwäche der Milz führt v.a. bei Erschöpfung zu mangelnder Hebung der Blase, wodurch es zu Urin-Nachtröpfeln kommt (meist überarbeitete Menschen mittleren Lebensalters) Miktion: intermittierendes Nachtröpfeln, Verschlechterung bei Müdigkeit. Zusatzsymptome: weiche Stühle, Müdigkeit, Appetitmangel, Erschöpfung Zunge: blass; weißer Belag. Puls: schwach, dünn oder verzögert und sanft

1168 13 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Tab. 13.24 Syndrom-Differenzierung bei Leitsymtpom Nachtröpfeln von Harn (Forts.) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Nieren-Yang- Mangel ( 11.9.2) mit Kälte in der Harnblase ( 13.5.3.b) Feuchte-Hitze in der Blase ( 11.10.1, 13.5.3.c) 13.5.3.a Schwäche des mittleren Jiao, sinkendes Milz-Qi ( 11.5.4) Therapieprinzipien Schwache Konstitution, Alter, viele Geburten führen zu Nieren-Yang-Mangel, dadurch wird die Harnblase nicht gefestigt und nicht ausreichend bei ihrer Qi-Transformation unterstützt (meist ältere Patienten) Feuchte-Hitze-Retention, die eine normale Qi- Transformation der Blase verhindert; die Hitze treibt die Flüssigkeitenbewegung an, und beides führt zum Nachtröpfeln Milz-Qi stärken und anheben Miktion: häufiger, profuser und klarer Harnfluss mit längerem Nachtröpfeln. Zusatzsymptome: Erschöpfung, Schwindel, Tinnitus, Schwäche und Schmerz lumbal bzw. in den Knien, Kältegefühl, kalte Extremitäten, sexuelle Dysfunktionen Miktion: häufiger Harndrang von dunklem oder wolkigem Harn mit Brennschmerz oder Schmerzen in der Harnröhre während der Miktion. Zusatzsymptome: Völleund Spannungsgefühl im Unterbauch Rezept: Bu Zhong Yi Qi Tang ( 7.6.10.a) und Variationen. Puls: blass, feucht; weißer Belag. Puls: tief, dünn (v.a. an der Chi- Position) Zunge: evtl. rot; gelber, fettiger bzw. schmierigklebriger Belag. Puls: schnell, schlüpfrig oder sanft Akupunktur: Du 20 + M (Baihui) hebt Qi an, hält daher Urin zurück; Bl 20 + M (Pishu), Ma 36 + M (Zusanli) und Ren 12 + M (Zhongwan) stärken das Milz-Qi; Ren 6 + M (Qihai) stärkt Qi allgemein, v.a. im Unterbauch; Bl 28 + M (Pangguangshu) und Bl 53 + M (Baohuang) stärken die Blasenfunktion. Spezielle Akupunkturtechnik: S.c. Nadelung einer 3-Cun-Nadel von Ren 6 bis Ren 3; die Nadel wird zunächst gedreht und dann angehoben in Richtung Sternum und damit ein hebendes Gefühl im unteren Abdomen ausgelöst. Dort kann die Nadel einige Zeit belassen werden. 13 13.5.3.b Nieren-Yang-Mangel ( 11.9.2) mit Kälte in der Harnblase Therapieprinzipien Nieren-Yang stärken und erwärmen, die festigende Funktion der Niere unterstützen Rezept: Kombination von Jin Gui Shen Qi Wan ( 7.6.10.e) mit Sang Piao Xiao San enthält: Rehmanniae Rx. (Shu Di Huang), Corni Fr. (Shan Zhu Yu), Dioscoreae Rz. (Shan Yao), Aconiti Rx. lateralis praep. ([Zhi] Fu Zi), Cinnamomi Ra. (Gui Zhi), Alismatis Rz. (Ze Xie), Poria (Fu Ling), Moutan Cx. (Mu Dan Pi), Mantidis Oötheca (Sang Piao Xiao), Codonopsis Rx. (Dang Shen), Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui), Rosae laevigatae Fr. (Jin Ying Zi). Tu Si Zi Wan enthält: Cuscutae Sm. (Tu Si Zi), Cervi Cornu pantotrichum (Lu Rong), Cistanches Hb. (Rou Cong Rong), Dioscoreae Rz. (Shan Yao), Aconiti Rx. lateralis praep. ([Zhi] Fu Zi), Linderae Rx. (Wu Yao), Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi), Mantidis Oötheca (Sang Piao Xiao), Alpiniae oxyphyllae Fr. (Yi Zhi Ren), Ostreae Concha, kalziniert ([Duan] Mu Li), Gigeriae Galli Endothelium corneum (Ji Nei Jin).

TBL 13.5 Harnsystem. 13.5.4 Leitsymptom: Harninkontinenz 1169 Akupunktur: Bl 23 + M (Shenshu), Du 4 + (Mingmen; bei Patienten > 20 Jahre auch Moxa möglich); Ni 7 + (Fuliu) und Ren 4 + M (Guanyuan) stärken Nieren- Yang; Ren 6 + M (Qihai) stärkt Qi allgemein; Du 20 + M (Baihui) hebt das Qi; Bl 28 + M (Pangguangshu), Bl 53 + M (Baohuang) und Bl 32 + M (Ciliao) stärken die Blasenfunktion. 13.5.3.c Feuchte-Hitze in der Blase ( 11.10.1) Therapieprinzipien Hitze kühlen und Feuchtigkeit vom unteren Jiao entfernen Rezept: Ba Zheng San ( 7.6.8.b) und Variationen. Akupunktur: Bl 28 (Pangguangshu) und Ren 3 (Zhongji) beseitigen Feuchte- Hitze aus dem unteren Jiao, fördern die Blasenfunktion; Mi 9 (Yinlingquan) und Mi 6 (Sanyinjiao) stärken die Milz, beseitigen Feuchte-Hitze; Bl 39 (Weiyang), Bl 66 (Zutonggu) entfernen Hitze-Retention vom Blasen-Meridian. 13.5.4 Leitsymptom: Harninkontinenz Unter Harninkontinenz versteht man den Verlust der Kontrolle über den Vorgang der Miktion mit einem Harnverlust ohne Vorankündigung. Stressinkontinenz 13.5.2.e. Tab. 13.25 Syndrom-Differenzierung bei Leitsymptom Harninkontinenz Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Qi-Mangel von Lunge und Milz ( 11.3.1), sinkendes Milz-Qi ( 11.5.4) ( 13.5.4.a) Nieren- Yang-Mangel ( 11.9.2, 13.5.4.b) Chron. Husten mit Verletzung des Lungen-Qi, weshalb die Lunge die Bewegungen der Flüssigkeiten nicht mehr kontrollieren kann; oder mit einem konstitutionellen Milz-Qi- Mangel ( 11.5.1), das Qi kann nicht mehr emporsteigen und zieht eine Schwäche der Lunge nach sich; oft zusätzliche Beeinträchtigung durch Müdigkeit oder Eindringen eines pathogenen Faktors in die Lunge Schwache Konstitution, Alter, viele Geburten führen zu Nieren-Yang-Mangel mit mangelnder Festigung und Unterstützung der Blasen-Qi-Transformation durch die Niere mit Inkontinenz, meist bei älteren Patienten Inkontinenz: leichtgradig meist beim Husten und Niesen; Miktion: häufiger Harndrang, klarer Harn, aber nicht profus. Zusatzsymptome: Husten, Kurzatmigkeit, Dyspnoe, Appetitmangel mit postprandialem Spannungsgefühl, Müdigkeit, weiche Stühle Inkontinenz: oft; Miktion: häufig, klar und reichlicher Harn, Nykturie. Zusatzsymptome: Erschöpfung, Müdigkeit, blasser Teint, sexuelle Störungen wie Impotenz oder Infertilität, Schwindel, Tinnitus, Schwäche und Schmerz lumbal bzw. in den Knien, Kältegefühl Zunge: blass. Puls: schwach Zunge: blass, feucht. Puls: tief, schwach 13

1170 13 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Tab. 13.25 Syndrom-Differenzierung bei Leitsymptom Harninkontinenz (Forts.) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Yin-Mangel von Leber und Niere ( 11.11.14) mit Leere- Hitze ( 13.5.4.c) Durch den Mangel an Yin (durch Alter, Erschöpfung etc.) wird das Yang nicht mehr ausreichend kontrolliert, flammt auf und führt zu Feuer, das den Harn herausdrückt Inkontinenz: entwickelt sich allmählich, auch Tröpfeln nach der Miktion, meist bei Frauen ab 45 Jahren; Miktion: wenig Harn, dunkelgelb. Zusatzsymptome: Mundtrockenheit, Schwindel, Tinnitus, Hitzesensationen in Thorax, Handflächen, Fußsohlen, Nachtschweiß, Obstipation mit trockenem Stuhl Zunge: rot; wenig Belag oder belaglos. Puls: dünn, schnell, evtl. etwas saitenförmig Feuchte-Hitze in der Blase ( 11.10.1, 13.5.4.d) Eindringen von Feuchtigkeit und Hitze entweder von außen durch die Harnöffnung oder durch Diätfehler, die Feuchtigkeit blockiert das Qi und schädigt die Blasen-Qi-Transformation, die Hitze drückt den Harn heraus, und es kommt zu Inkontinenz Inkontinenz: relativ akut mit nur träufelndem Harn; Miktion: häufiger Harndrang mit Brennschmerz in der Urethra bei der Entleerung, wenig, dunkler Urin. Zusatzsymptome: Spannungsgefühl und Unbehagen im unteren Abdomen, bitterer Mundgeschmack, Mundtrockenheit Zunge: evtl. rot; gelber, schmierigklebriger Belag. Puls: schnell, schlüpfrig oder saitenförmig 13 13.5.4.a Qi-Mangel von Lunge und Milz ( 11.11.12), sinkendes Milz-Qi ( 11.5.4) Therapieprinzipien Lunge und Milz wärmen, das Aufsteigen des Qi stärken Rezept: Bu Zhong Yi Qi Tang ( 7.6.10.a) in Kombination mit Gan Cao Gan Jiang Tang, enthält: Zingiberis Rz. (Gan Jiang), Glycyrrhizae Rz. (et Rz.) praep. ([Zhi] Gan Cao). Akupunktur: Du 20 + M (Baihui) hebt Qi an, hält daher Urin zurück; Ren 6 + M (Qihai) stärkt Qi allgemein, v.a. im Unterbauch; Bl 23 + M (Shenshu) stärkt Nieren- Yang, mildert Harninkontinenz; Bl 28 + M (Pangguangshu) und Bl 53 + M (Baohuang) stärken die Blasenfunktion. Zusatzpunkte bei Lungen-Qi-Mangel: Bl 13 + M (Feishu) und Du 12 + M (Shenzhu) stärken Lungen-Qi, mit Moxa v.a. auch Yang; Lu 7 + (Lieque) reguliert die Wasserwege (bester Punkt dafür auf dem Lungen-Meridian) Zusatzpunkte bei Milz-Qi-Mangel: Bl 20 + M (Pishu), Ma 36 + M (Zusanli) und Ren 12 + M (Zhongwan) stärken das Milz-Qi Spezielle Akupunkturtechnik: S.c. Nadelung einer 3-Cun-Nadel von Ren 6 bis Ren 3; die Nadel wird zunächst gedreht und dann angehoben in Richtung Sternum und damit ein hebendes Gefühl im unteren Abdomen ausgelöst. Dort kann die Nadel einige Zeit belassen werden. 13.5.4.b Nieren-Yang-Mangel ( 11.9.2) Therapieprinzipien Nieren-Yang stärken und erwärmen, Harnblase festigen Rezept: Gong Ti Wan (Pille zum Konsolidieren und Anheben), enthält: Rehmanniae Rx. praep. (Shu Di Huang), Cuscutae Sm. (Tu Si Zi), Atractylodis macro-

TBL 13.5 Harnsystem 13.5.5 Enuresis 1171 cephalae Rz. (Bai Zhu), Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi), Alpiniae oxyphyllae Fr. (Yi Zhi Ren), Psoraleae Fr. (Bu Gu Zhi), Aconiti Rx. lateralis praep. ([Zhi] Fu Zi), Poria (Fu Ling), Allii Sm. tuberosis (Jiu Cia Zi) oder Sang Piao Xiao San. Akupunktur: Bl 23 + M (Shenshu), Du 4 + (Mingmen); bei Patienten > 20 Jahre auch Moxa möglich); Ni 7 + (Fuliu) und Ren 4 + M (Guanyuan) stärken Nieren- Yang; Ren 6 + M (Qihai) stärkt Qi allgemein; Du 20 + M (Baihui) hebt das Qi; Bl 28 + M (Pangguangshu), Bl 53 + M (Baohuang) und Bl 32 + M (Ciliao) stärken die Blasenfunktion; Mi 6 + (Sanyinjiao) stärkt die Nieren; He 7 (Shenmen), Ex-HN 3 (Yintang) bei Enuresis im Kindesalter, beruhigen den Geist-Shen. Alternative: Jeweils Mi 6, Ren 4, Bl 23 oder Ren 4, Ren 3, Bl 23, Bl 28, Ni 3 bei jeder Sitzung alternierend mit stärkender Nadeltechnik und Moxa. 13.5.4.c Yin-Mangel von Leber und Niere ( 11.11.14) mit Leere-Hitze Therapieprinzipien Yin von Leber und Niere nähren, um das Yang wieder zu kontrollieren Rezept: Da Bu Yin Wan ( 7.2.10.d) und zusätzlich Corni Fr. (Shan Zhu Yu), Rosae laevigatae Fr. (Jin Ying Zi), Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi). Akupunktur: Ren 4 + (Guanyuan), Ni 3 + (Taixi) und Mi 6 + (Sanyinjiao) nähren das Nieren-Yin; Bl 23 + (Shenshu), Bl 28 + (Pangguangshu) und Ren 3 + (Zhongji) stärken die Blasenfunktion. 13.5.4.d Feuchte-Hitze in der Blase ( 11.10.1) Therapieprinzipien Feuchtigkeit und Hitze vom unteren Jiao entfernen Rezept: Ba Zheng San ( 7.6.8.b). Akupunktur: Bl 28 (Pangguangshu) und Ren 3 (Zhongji) beseitigen Feuchte- Hitze aus dem unteren Jiao, fördern die Blasenfunktion; Mi 9 (Yinlingquan) und Mi 6 (Sanyinjiao) stärken die Milz, beseitigen Feuchte-Hitze; Bl 39 (Weiyang), Bl 66 (Zutonggu) entfernen Hitze-Retention vom Blasen-Meridian. 13.5.5 Enuresis (Yi Nao) Harninkontinenz während des Schlafes; meist eine Störung des Kindesalters ( 14.7.12) oder des höheren Lebensalters. Durch emotionale Bedingungen auch: 13.5.2.e. 13 Tab. 13.26 Syndrom-Differenzierung bei Enuresis (Yi Nao) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Nieren-Yang- Mangel ( 11.9.2, 13.5.5.a) Häufig schwache Konstitution, aber auch übermäßige sexuelle Betätigung, Alter, viele Geburten, wiederholte Kälteexposition Fußsohlen. Die Qi-Transformation der Blase wird nicht mehr ausreichend unterstützt und die Blase nicht mehr gefestigt Enuresis und häufige Harnentleerung mit reichlich, klarem Harn und zusätzlich Symptomen des Nieren-Yang- Mangels Zunge: blass, feucht. Puls: tief, langsam, schwach (v.a. an der Chi-Position)

1172 13 Praktische Therapie nach westlich orientierter Diagnose Tab. 13.26 Syndrom-Differenzierung bei Enuresis (Yi Nao) (Forts.) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Nieren-Yin- Mangel ( 11.9.6) und Leere- Hitze ( 13.5.5.b) Wie bei Nieren-Yang-Mangel, chron.; durch den Yin-Mangel wird das Yang nicht mehr kontrolliert; die Hitze trocknet zudem die Säfte, und der Harn wird dunkel und fließt spärlich; außerdem drückt die Hitze die Flüssigkeiten aus der Blase und führt zu Enuresis Enuresis und häufiger Harndrang mit wenig, dunklem und leicht heißem Harn mit typischen Zeichen des Nieren-Yin- Mangels Zunge: rot; belaglos. Puls: dünn, schnell Lungen-Qi- Mangel ( 11.3.1, 13.5.5.c) Chron. Husten Enuresis bei Übermüdung, häufig von chron. Husten begleitet mit viel dünnflüssigem, weißem Sputum Zunge: blass. Puls: schwach Milz-Qi-Mangel und sinkendes Milz- Qi ( 11.5.4, 13.5.5.d) Geistige und körperliche Überanstrengung führen zu Milz-Qi- Mangel ( 11.5.1) Enuresis bei Übermüdung mit weiteren Zeichen des Milz-Qi-Mangels wie z.b. weiche Stühle, Müdigkeit, Appetitverlust, Erschöpfung Zunge: blass. Puls: schwach 13.5.5.a Nieren-Yang-Mangel ( 11.9.2) Therapieprinzipien Nieren-Yang stärken, erwärmen und Harnblase festigen Rezept: Gong Ti Wan: Die Angaben der Rezeptur sind unter Nieren-Yang- Mangel bei Harninkontinenz zu finden ( 13.5.4.b). Akupunktur: Siehe Nieren-Yang-Mangel bei Harninkontinenz ( 13.5.4.b); bei Kindern ( 14.7.12) evtl. nur He 7 (Shenmen) und Bl 40 (Weizhong), harmonisieren Herz und Nieren, regulieren den unteren Jiao, beruhigen den Geist-Shen, evtl. nur Laserakupunktur ( 5.1.5). 13.5.5.b Nieren-Yin-Mangel ( 11.9.6) und Leere-Hitze 13 Therapieprinzipien Nieren stärken und Yin nähren, Leere-Hitze klären Rezept: Variationen von Zhi Bai Di Huang Wan ( 7.2.10.d), dabei die Dosis von Corni Fr. (Shan Zhu Yu) und Dioscoreae Rz. (Shan Yao) erhöhen und zusätzlich saure, adstringierende Arzneien wie Rosae laevigatae Fr. (Jin Ying Zi) und Schisandrae Fr. (Wu Wei Zi) hinzufügen. Akupunktur: Ren 4+ (Guanyuan), Ni 3+ (Taixi) und Mi 6+ (Sanyinjiao) nähren das Nieren-Yin; Bl 23+ (Shenshu), Bl 28+ (Pangguangshu) und Ren 3+ (Zhongji) stärken die Blasenfunktion. 13.5.5.c Lungen-Qi-Mangel ( 11.3.1) Therapieprinzipien Lungen-Qi erwärmen und stärken Rezept: Gan Cao Gan Jiang Tang enthält: Glycyrrhizae Rz. praep. ([Zhi] Gan Cao), Zingiberis Rz. praep. (Gan Jiang) und zusätzlich Ginseng Rx. (Ren Shen). Da oft ein Lungen-Qi-Mangel mit einem Milz-Qi-Mangel einhergeht, siehe auch bei den Rezepturen bei sinkendem Milz-Qi ( 13.5.2.a, 13.5.3.a, 13.5.4.a, 13.5.5.d).

TBL 13.5 Harnsystem 13.5.6 Behinderte Miktion 1173 Akupunktur: Du 20 + M (Baihui) hebt Qi an, hält daher Urin zurück; Ren 6 + M (Qihai) stärkt Qi allgemein, v.a. im Unterbauch; Bl 23 + M (Shenshu) stärkt Nieren- Yang, mildert Harninkontinenz; Bl 28 + M (Pangguangshu) und Bl 53 + M (Baohuang) stärken die Blasenfunktion. Zusatzpunkte bei Lungen-Qi-Mangel: Bl 13 + M (Feishu) und Du 12 + M (Shenzhu) stärken Lungen-Qi, mit Moxa v.a. auch Yang; Lu 7 + (Lieque) reguliert die Wasserwege (bester Punkt dafür auf dem Lungen-Meridian) Zusatzpunkte bei Milz-Qi-Mangel: Bl 20 + M (Pishu), Ma 36 + M (Zusanli) und Ren 12 + M (Zhongwan) stärken das Milz-Qi. 13.5.5.d Milz-Qi-Mangel und sinkendes Milz-Qi ( 11.5.1, 11.5.4) Therapieprinzipien Milz-Qi stärken und anheben Rezept: Bu Zhong Yi Qi Tang ( 7.6.10.a). Variation von Gu Pao Tang (Dekokt zum Konsolidieren der Blase) enthält: Astragali Rx. (Huang Qi), Astragali Sm. (Tong Ji Li), Corni Fr. (Shan Zhu Yu), Angelicae sinensis Rx. (Dang Gui), Poriae Sclerotium paradicis (Fu Shen), Leonuri Fr. (Chong Wei Zi), Paeoniae Rx. alba (Bai Shao), Cimicifugae Rz. (Sheng Ma). Akupunktur: Du 20 + M (Baihui) hebt Qi an, hält daher Urin zurück; Ren 6 + M (Qihai) stärkt Qi allgemein, v.a. im Unterbauch; Bl 23 + M (Shenshu) stärkt Nieren- Yang, mildert Harninkontinenz; Bl 28 + M (Pangguangshu) und Bl 53 + M (Baohuang) stärken die Blasenfunktion. Zusatzpunkte bei Milz-Qi-Mangel: Bl 20 + M (Pishu), Ma 36 + M (Zusanli) und Ren 12 + M (Zhongwan) stärken das Milz-Qi. 13.5.6 Behinderte Miktion (Xiao Bian Bu Li) Unter behinderter Miktion (Xiao Bian Bu Li oder auch Long) versteht man eine reduzierte Harnmenge mit gleichzeitiger erschwerter Harnausscheidung. Häufig bestehen auch Ödeme. Eine blockierte Miktion oder Harnverhalt (Xiao Bian Bu Tong [ 13.5.7] oder auch Bi) bedeutet dagegen, dass die Harnblase zwar voll ist, d.h., dass der Urin die Blase erreicht hat, aber nicht entleert werden kann. Obwohl beide Störungen oft gemeinsam abgehandelt werden (vgl. Clavey 2004) ist es diagnostisch und therapeutisch sinnvoll, beide voneinander abzugrenzen. Tab. 13.27 Syndrom-Differenzierung bei behinderter Miktion (Xiao Bian Bu Li) Syndrom Pathomechanismus Symptome Zunge/Puls Störungen der Lungen- Qi-Verteilungs- und Absenkungs- funktion (nach Clavey [2004]: gefesseltes Lungen-Qi ) ( 13.5.6.a) Meist als Folge eines akuten Eindringens von pathogenem Wind mit Einschnürung und Beeinträchtigung der Lungenfunktionen; meist akut und plötzlich, zunächst mit Ödemen am Oberkörper, die sich nach unten ausweiten Behinderte Miktion, oft zunächst Gesichtsödeme (v.a. Augenlider), nachfolgend auch der Extremitäten und mit generalisierten Flüssigkeitsretentionen mit schmerzendem Schweregefühl, Frösteln und Fieber, Husten, Dyspnoe, evtl. Halsschmerzen und -schwellung Zunge: dünner, weißlicher Belag. Puls: oberflächlich und gespannt oder oberflächlich und schnell 13