zur Sprache gebracht von Bettina Präder Imker in Salem Wege in eine Kultur tragende Bienenhaltung Aus einem Vortrag für Sie zum Nachlesen.
Wege in eine Kultur tragende Bienenhaltung Wie kann sich unsere Bienenhaltung in einer Zeit so gestalten, dass sie einen tragenden Boden für eine zukunftsweisende Kultur bildet? Kultur kennen wir als einen Begriff, den wir im Zusammenhang mit von Menschenhand geschaffenen und gestalteten Räumen und Objekten sehen. Ihn mit einem anderen Lebewesen in Verbindung zu bringen, klingt anfangs etwas außergewöhnlich. Mit den folgenden Gedanken möchte ich Sie in eine beachtenswerte Welt einladen, nämlich dort, wo Biene Mensch und Natur sich berühren. Situation der Bienen - Zeit des Verbrauchers Die Bienen in ihrem Volkszusammenhang bilden ein verbindendes Element in der Natur, welches immer für das Wohl des Ganzen sorgt. Dies stellt für sie heute eine große Herausforderung mit Belastung auf Kosten ihrer Vitalität dar, denn die Bienenhaltung hat im letzten Jahrhundert große Veränderungen erfahren, welche Elemente umfasst wie die Ablösung der heimischen Bienenrasse, die Umstellung vom Stabil- zu Mobilbau und den dadurch gewonnenen Einsichten und verstärkten Eingriffen ins Volksgeschehen, dem standardisierten Wabenbau (einheitliche Zellengröße, Vorgabe an Mittelwänden), die Wanderimkerei in Trachtgebiete, die künstliche Königinnenzucht mit künstlicher Besamung, das Entfernen der Drohnenbrut, eine industriell angelegte Honigernte. Viele der Veränderungen gehen einher mit Entwicklungen in anderen Bereichen wie Veränderungen in der LWS mit einem veränderten Nahrungsangebot durch ausgeräumte Landschaften und dem Einsatz von Pestiziden, Wissenschaftlichen Anschauungen, in welchen die Biene als Produzent, die Königin als austauschbar betrachtet wird, und gesellschaftlicher Veränderungen mit zunehmender Entfremdung von der Natur. Rückblickend auf frühere Zeiten eröffnet sich uns ein Bild, in welchem der Mensch in seinem Lebensfeld eingebettet gelebt und gearbeitet hat und vieles als Natur gegeben erschien. In der Bienenhaltung drückte sich das folgendermaßen aus: Schwarmgeschehen als zu Grunde liegende Betriebsweise stabiler Naturwabenbau im Korb, Holzstamm, Hohlraum Honigentnahme zu Lichtmess / Ostern nach erfolgter Überwinterung Eigenständigkeit der Völker (sie konnten damals noch in der Natur überleben) Achtung und Ehrung durch Kirche (Bienenwachs), Staat (Honig), Klöster (Zuchtstätten) Damals wie heute haben wir es mit einer innigen Beziehung Biene Mensch Natur zu tun, die auch in Zukunft nicht weg zu denken sein wird.
Darin eröffnet sich dem Betrachter eine Dreiheit - mit der Natur als zu Grunde liegendes Element, welches Entfaltungsraum bietet, Ernährungs- und Lebensgrundlage bildet und ein Erkennen der Lebensgesetze (im Buch der Natur lesen) ermöglicht, mit dem Bienenvolk als ein eigenständiges Lebewesen im dritten Aggregatzustand, welches als Haustier geführt wird, in dem Ordnung und Weisheit lebt (welche in ein reiches Bienengut mit heilsamen Substanzen einfließen) und eine schenkende Arbeitsleistung in Blütenbestäubung zu finden ist, mit dem Menschen als ein Lebewesen der Erde, welcher hier in seinen Entwicklungs- und Bewusstseinsweg voranschreitet, mit der darin wohnenden Frage nach der Sinnhaftigkeit des Daseins. In der Begegnung zweier Eckpfeiler entstehen Beziehungen. Biene-Mensch als gemeinsamen Entwicklungsweg, auch der Bienenweg des Menschen bezeichnet, bei dem die Biene dem Menschen zur Seite gestellt ist. Biene-Natur als ein fein abgestimmtes ineinander Wirken zur gegenseitigen Erhaltung und Steigerung. Mensch-Natur als Heimstatt, in welchem Lern- und Lebensfeld bis in die Ernährung hinein sich die Hand reichen, mit der Aufgabe der Pflege der Natur und Bildung von Kulturräumen mittels Steigerung, Vielfalt, kreativer Gestaltung. Die Natur in den Mittelpunkt der Bienenhaltung gestellt führt uns in eine naturnahe Imkerei, welche die Natur als Entfaltungsraum von Biene und Mensch versteht und natürliche Umgangsweisen mit den Bienen und tiefenökologische/ökosophische Ansätze in der Imkerei aufnimmt. Dabei gilt es die Lebensgesetze der Natur zu be- (tr)achten, die Beziehung Biene Natur zu stützen und die Eigenständigkeit der Völker zu gewähren und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Weltanschauung in der heutigen Zeit Wir leben im Zeitalter der Ökonomie mit den entsprechenden politischen, wissenschaftlichen Wertesysteme und Konkurrenzdenken. Doch wird in der jetzigen Zeit viel über eine ökologische Wende gesprochen, dem sich neue Ansätze einer ökosophischen Denkanschauung seit dem Ende des 20. Jhd. dazu gesellen. Die Ökosophie beinhaltet tiefgreifende Änderungen mit dem Ansatz, dass die Einzelwesen miteinander zum Wohle der Welt zusammen wirken, die Erde als Lebewesen betrachten und der Mensch in lebendiger Beziehung zur Natur tritt. Aus der Sicht der Biene bedarf es dringlich einer behutsamen Bienenpflege, in welcher die Biene in der Obhut des Menschen liegt und die eine auf das Wirken und Wohl der Biene ausgerichtete Fürsorge mit gutem Gedeihen beinhaltet.
Dafür gilt es, das Walten von Ordnung und Weisheit im Bienenvolk (an)zu erkennen, die Leistung der Völker über den Honigertrag hinaus wert zu schätzen, für ihr Wohl zu sorgen und das lebendige Bienengut zu bewahren. Aufgabe der Biene ist es, für ein gutes Gedeihen von Mensch und Erde zu sorgen. Ihre Anwesenheit in einer Landschaft bringt ein Verstäuben von ihrer Leben tragenden Substanz Bienengift auf ihren Flügen mit, ein Hinterlassen von Hefepilzen auf Blüten und Pflanzen, die dem Wiederkäuer in seiner Verdauung zugute kommen und ein nachweislich besseres und gesünderes Gedeihen der Pflanzen, Sträucher und Bäume bis hin zu den Tieren im Landschaftsraum bewirken. Nicht umsonst wird sie so zum Bioindikator für den Landschaftsraum. Die Bienen können uns lehren, ohne persönlichen Vorteil zu handeln Alles im Bienenvolk geschieht zum Wohle des Ganzen, nichts für ihr alleiniges Eigenwohl. Die Arbeiterinnen nehmen ihre Fruchtbarkeit ganz zurück, um sich ihrer Arbeit selbstlos hingeben zu können. Steht der Mensch im Gestaltungsfeld von Biene und Natur, kommen wir in den Bereich der Kultur tragenden Bienenhaltung, welche den Beitrag der Bienen mit einschließt. Hierfür gilt es erst einmal die gemeinsamen kulturgeschichtlichen Wurzeln zu erinnern. Zudem haben wir die Biene in ihrem Lebensfeld zu bewahren und zu beschützen und Sorge und Verantwortung für das Leben und seine Entfaltung zu tragen. Du musst Dich verändern, um die Welt zu verändern Wie begegne ich der Welt? - Einbeziehen, statt Bekämpfen von sogenannten Schädlingen und Krankheiten. Stärken der Völker in ihren naturgegebenen Äußerungen wie Naturwabenbau, Schwarmverhalten, Eigenständigkeit Wie bereite ich mich vor? Meine innere Haltung fließt in meine Handlungen ein und wird mir sogleich als Antwort durch mein Umfeld wiedergespiegelt. Das kann zu einem Dialog werden, durch welchen ich den Ansatz meines Handelns überdenken kann (z.b. nicht aus Wirtschaftlichkeit, dem Honigertrag heraus handeln). Ohne Herzenswärme, die wir in unsere Arbeits- und Gedankenwelt einfließen lassen, erkaltet das Bienenvolk und gibt der Krankheit einen Boden. Hier in Guthausen auf dem Schwandorfer Hof in Salem versuchen wir Imkereltern Winfried und Bettina Präder diesen Anforderungen nach zu kommen. Dazu haben wir die gegründet, die sich mit ihren Inhalten zum Wirken und Wohl des Bien einsetzen möchte. IMBI SAM fußt auf den oben betrachteten Feldern mit den dazugehörigen Aufgaben: Behüten des Bienenvolkes in seinem Wirken und Wohl in der Natur in einer naturnahen Imkerei, Bewahren des Bienengutes in einer behutsamen Bienenpflege, Bejahen der Verbundenheit von Biene Mensch durch eine Kultur tragende Bienenhaltung. Alle drei Säulen fließen ineinander und spielen miteinander.
Die Wege in eine Kultur tragende Bienenhaltung zeigen sich, wenn wir nicht künstlich durch verschiedene Maßnahmen etwas aufrecht erhalten, was keinen Bestand mehr hat, sondern unseren Sinn für Echtheit, Schönheit und Einfachheit wieder eröffnen. Unser Beitrag als Imker zu einer wohl ermessenen Bienenhaltung ist für unser Dasein von bedeutendem Stellenwert - darüber sind wir uns im Klaren. Und jeder Einzelne von uns kann durch seine Lebenshaltung mit dazu beitragen. Die Verletzung der Erde geht zu weit. Es ist ein radikales, initiatives, aktives Verwandeln notwendig. Dipl.Ing.agr. Bettina Präder Salem zur Mittsommerzeit 2013