Stützmauern in Trockenmauerwerk Version

Ähnliche Dokumente
Richtlinien für den Bau von Trockensteinmauern Version 06/2009

Richtlinien für den Bau von Trockensteinmauern

Arbeitsschritte für den Trockenmauer-Bau

Trockenmauerbau neue Richtlinien für altes Handwerk 17. Pillnitzer Galabautag

Lösung: Lernkarten zu Mauerbau. Damit die Mauer nicht durch den Hangdruck umgestossen wird. (Rückseitiger Wasserstau erhöht den Hangdruck stark)

Der Bauablauf bei trockengemauerten Stützmauern Version Juli 2008


Einbauanleitung ATIMur Mauersystem

Anleitung: Trockenmauer bauen HORNBACH

Bedarf (Stk. / lfm.) Offene Bauweise. Bedarf (Stk. / lfm.) geschl. Bauweise. 30/15/ ,74 4,44 18,3 29,6 75 Stk.

Einbauanleitung Leromur Mauersystem

Der Bauablauf bei freistehenden Trockenmauern Version Januar 2008

Infrastruktur. BEGRIFFSBESTIMMUNGEN Ausgabe DIENSTBEHELF DB 740 Teil 0. Untergrund und Unterbau Allgemeines.

Mauersteine. - für wertbeständige Gartenanlagen. Mauern. Böschungen. Hangbefestigung. Gartengestaltung. Ufergestaltung

Einbauanleitung Löffel Böschungssteine

Arbeiten mit Naturstein

Standardfarben satiniert. hellgrau. 22,5 cm. 16,5 cm. 67,5 cm. Typ 1a: Grundelement groß. 22,5 cm. 16,5 cm. 45 cm. Typ 2a: Grundelement klein.

Mauersystem Tivoli Aufbauhinweise 06.14

Das Mauersystem in Natursteinoptik. Verzasca

Einbauanleitung Primavera Böschungssteine

BÖSCHUNGSSYSTEME HANGSICHERUNGEN

DAS MAUERSYSTEM IN NATURSTEINOPTIK VERZASCA

DIN EN 1996 EuroCode 6 - Die neue Bemessungsnorm für den Mauerwerksbau

natursteinmauern 5 verbände in wort + bild

Massivbau. Einfriedung eines Grundstückes mit einer Bruchsteinmauer aus rohen, unbearbeiteten Steinen.

Die Tricks der Pyramidenbauer

Schadensfreier Mauerwerksbau

Aufbauanleitung C-Klammer-Gabionen 13/06/2012

Mauer- und Böschungssysteme Vermont Grande

Mauern und Stützmauern

M0000. Versetzhinweise für Mauersteine. Allgemeines Mauersteine eignen sich als freistehendes Sichtmauerwerk oder als Hangsicherung.

EHL-Albero Weinbergmauer Aufbauanleitung

Die Tricks der Pyramidenbauer

Gabionenbauwerke. Projektbericht. Gabionen geflochten und geschweißt. Abb. 1: Gabionenwand (H = 4 m)

Toskana Mauer - Verbandlösungen

Stahlbau 1. Name:... Matr. Nr.: Geschraubter Kopfplattenstoß Gleitfeste Verbindung im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit

Moderne Schächte nach TOBNORM

- Technische Vorbemerkungen -

Einführung Wasserhaltung Offene Wasserhaltung, Grundwasserabsenkung Gravitationsverfahren 83

Bodenzustände bei der Bearbeitung / Massenermittlung im Erdbau

Stecken statt Mauern. Das einfachschnelle Steck-Mauer-System

Programm STÜTZBAUWERKE

bdla-bauleitergespräche 2010 Neue Regeln für altes Handwerk Planung und Bau von Trockenmauern Prof. Ingrid Schegk

Auswirkungen der neuen Abdichtungsnorm DIN auf. zweischaliges Mauerwerk

Ein Leben mit Trockenmauern: Steine zum Singen bringen 8 Von Richard Tufnell

Hang befestigen in 7 Schritten Schritt-für-Schritt-Anleitung

Natürliches Design. Zeitlos Schön. Bergama Granit,

Kräfte und Bewegungen. Definitionen. Torsionsflexibler Aufbau PGRT

Mauerinventar Vorarlberg Aufnahmen Marktgemeinde Rankweil 64M026/1

NATÜRLICHES DESIGN. ZEITLOS SCHÖN. BERGAMA GRANIT, GLETSCHERGNEIS

FLORWAND DER STÜTZWANDSTEIN ZUR SICHEREN HANGBEFESTIGUNG

Hangsicherung. Welches Gabionensystem?

K U R S S T A T I K / F E S T I G K E I T S L E H R E

SW-RECON STÜTZWANDSYSTEM. Die bessere Natursteinmauer ist aus Beton.

Verlegeanleitung. Komponenten

MONTAGEANLEITUNG AUFHÄNGESYSTEM

, andernfalls: das Maß C erhöhen, so dass es über dem nach folgender Formel berechneten Mindestwert liegt: C min. = (P x (A/2+D) : (F1 max

GARTENARCHITEKTUR. GARDEN STONE ZIQZAQ BLOK KB PALISADA GARTEN- AUFTRITTSTEIN KB GARTENBORDSTEIN

Stecken statt Mauern

Mandorla antik im Römischen Verband 61 x 40,6 x 3 cm EDELTRAVERTIN. Mandorla gespalten und antik Massivmauer

einbauhinweise Für (roman-) StAcKwALL

TECHNIK / GRUNDLAGEN. Tipps und Anleitung zur Verlegung von Pflasterklinkern

EHL-Atrium Mauer Aufbauanleitung

OUTDOOR Verlegeempfehlungen Terassenplatten

3 Mauerwerksbau. 3.1 Was ist Mauerwerk? 3.2 Der Mauermörtel 3.3 Die Maßordnung 3.4 Die Mauersteine 3.5 Herstellen von Mauerwerk

Hochbeet anlegen in 5 Schritten

Mauern & Wände MAUERN L1AB. Name:. 3. 1

Pflasterbeläge in gebundener Bauweise. Referent: Dipl.-Ing. (FH) Björn Rosenau Objektberatung

Ausführung des Hilfsrahmens. Allgemeines. Der Hilfsrahmen besitzt eine Reihe von möglichen Anwendungen:

Darstellende Geometrie, WS 15/16, Hilfsblatt V2, Gerade in kotierter Projektion

Stahlbau 1. Name:... Matr. Nr.:...

GESTALTUNGSELEMENTE MAUERSTEIN-SYSTEME. Die multifunktionellen Gestaltungselemente. ... Funktion und Design im Einklang mit der Natur

bachl - Mauerscheiben Gemeinsam Werte schaffen. baustoffe

Thesenpapier 3 Schichtaufbau Tektonik Details

M8000. Versetzhinweise für Winkelplatten

«Eine Durchdringung von zwei Baukörpern ermöglicht räumliche und statische Vorzüge.»

KAISERSTEIN Antik 5 cm

Normalien Strassenbau Teil Abschlüsse und Pflästerungen NPK 222

BMF Winkelverbinder 105 mit Rippe

Inhalt: Die vorliegenden Folienvorlagen enthalten folgende Elemente:

Stecken statt Mauern

Stahlbau 1. Name:... Matr. Nr.:...

MODERNE ÄSTHETISCHE UND WIRKUNGSVOLLE STÜTZMAUER IN TROCKENBAUWEISE LEROMUR

1 Beispiel: Bemessung eines Freileitungsmastes (40P)

M5011 MURO PICCOLO Böschungselemente

VERSTELLBARE STELZLAGER

DER PONT DU GARD. Kapitel 18

Stahlbeton-Schlitzrinnen

Superleise Lösungen! Reduzieren Sie den Schallpegel Ihrer Wärmepumpe oder Klimaanlage um ein Vielfaches!

Angebotsaufforderung. LV-Bezeichnung Kerndämmplatte in zweischaligem Mauerwerk

Bei Unklarheiten empfehlen wir, immer einen entsprechenden Gutachter einzuschalten

Thesenpapier 3 Schichtaufbau l Tektonik Details

Geotechnike Bauwerke unter Erdbeben HADI DAABUL

Trockenmauern in Weinberg und Garten

Ytong Porenbeton Allgemeine Einführung in die Verarbeitung

Max Zumstein AG Solothurnstrasse 2 CH-4536 Attiswil

HASTEC - QUADRO Gabionen

Schäden Ursachen und Vermeidung

Montageanleitung für Selbstbau-Gabione mit Spiralnaht

Transkript:

Stützmauern in Trockenmauerwerk Version 08.01.2004 2004 Gerhard Stoll Trockenmaurer / Dipl. Arch. ETH/SIA Hüeblistrasse 28 8636 Wald / Switzerland +41/55/246'34'55 +41/78/761'38'18 info@stonewalls.ch www.trockensteinmaurer-verband.ch

1. Begriffe In der Literatur gibt es für "Stützmauern" eine verwirrende Vielzahl von Begriffen. Die Verwendung ist nicht einheitlich, was zu Missverständnissen führt. Unterschieden werden nebst dem Begriff "Stützmauer" auch die Bezeichnungen "Futtermauer", "Wandmauern", "Verkleidungsmauer", "Böschungsmauer", "Rollierung / Berollung", "Bankettmauer", "Steinwurf", "Steinsatz", "Steinpackung", "Wuhrmauer", "Pflaster" etc. E. Schmidt, "der Erdkunstbau auf Strassen und Eisenbahnen" von 1871: "Man versteht unter einer Futtermauer einen Mauerwerkskörper, welcher zum Zweck hat, Erdmassen möglichst vertical begrenzen zu können. Es mag im Vorliegenden die Bezeichnung Futtermauer ganz allgemein gebraucht werden. Man nennt wohl diejenigen Mauern, welche bis an die Dammkrone oder bis an die obere Kante des Einschnittes reichen, speciell Futtermauern, dagegen jene, welche diese Höhe nicht erreichen, Stützmauern. Bei der Brennerbahn sind Stützmauern solche Mauern, welche Anschüttungen, Futtermauern solche, welche abgegrabenem, gewöhnlichem Terrain (Bergschutt, Lehm u.s.w.) vorgesetzt werden. Plessner nennt eine Mauer, welche den Bahnkörper an einem steilen Bergabhange trägt oder stützt, eine Stützmauer; eine Mauer, welche die Berglehne abhält, sich auf die Bahn zu senken, oder welche den Anschnitt überhaupt vermindert, dagegen eine Futtermauer. Eine Mauer endlich, welche nur ausgeführt wird, um den Fuss einer Böschung vor Abrutschen oder Unterspülen zu sichern, oder um die Böschung steiler halten zu können, wird von ihm eine Böschungsmauer oder Revêtement genannt. Aus solchen und manchen anderen Fällen geht hervor, dass jene Unterschiede nicht durchwegs und nicht gleichmässig durchgeführt erscheinen. Schon Kaven hält aus dem- Grunde, weil diese Ausdrücke oft verwechselt werden, jene Unterschiede als nicht motiviert." Freiherr von Röll, "Enzyklopädie des Eisenbahnwesens", 1921: "Stütz- und Verkleidungs-(Futter-) Mauern: Die Bekleidung der Böschungsflächen eines Erdkörpers durch stehende Steinbauten dient entweder a) der Verkleidung an sich standfähiger Massen der Einschnitte zur Herbeiführung eines wirksamen Schutzes der Oberfläche gegen Verwitterung und Ausspühlung -Verkleidungs- oder Futtermauern - oder sie wird nötig b) zur Stützung von Böschungen, die steiler sind als die natürliche Böschung der betreffenden Erdmasse - Stützmauern. Anlagen der letzteren Art sind meist durch die Notwendigkeit begründet, Ersparnisse an Geländebreite zu erzielen entweder wegen zu steiler Neigung des Geländes oder wegen der Nähe zu schonender Wegezüge, Wasserläufe oder sonstiger Anlagen, oder wegen des hohen Preises des in Anspruch zu nehmenden Grund und Bodens." Den Stützmauern unter Punkt b) werden mit zunehmender Steilheit der zu stützenden Masse Steinpackungen (Steinsätze) bis max. 100% Neigung, Trockenmauern (bis max. 66% Neigung) und Mörtelmauern (bis max. 0% Neigung) zugeordnet. Wir verwenden die folgenden Begriffe: Stützmauern Oberbegriff aller Mauern, welche Erd- und Steinmassen bekleiden oder stützen. Lasten tragende Stützmauern Mauern, auf welche Druck durch das gestützte Material durch Wasser oder durch Auflast ausgeübt wird. Das Gewicht des gestützten Materials wirkt auf den Mauerkörper. Ausbildungsunterlagen Trockenmauern Seite 2 Stützmauern in Trockenmauerwerk

Futtermauern / Verkleidungsmauern Mauern, auf die ausser dem Eigengewicht keine zusätzliche Belastung einwirkt. Sie werden meist vor gewachsenem Boden oder Fels ausgeführt und schützen das angeschnittene Terrain vor Verwitterung. Steinsatz (vgl. Abb. 1): Mittelding zwischen Mauer und Pflaster, Neigung nicht steiler als 1:1. Bedeutend stärker dimensioniert als ein Pflaster. Das Gewicht des Mauerkörpers wirkt auf die Hinterfüllung. Abbildung 1: Beispiel eines Steinsatzes Abbildung 2: Beispiel einer trockengemauerten Böschungspflästerung (ev. Rollierung) Pflaster / Rollierung / Berollung (vgl. Abb. 2) Bekleidung flacher Böschungen mit einem Naturstein-Mauerkörper, der unter die Frosttiefe geht. Maximale Neigung von 1/ 1. Unter diesen Begriff fallen auch Steinvorlagen. Währenddem beim Pflaster die Steine durchgehend sorgfältig geschichtet werden, sind bei der Steinberollung die Steine geschüttet und nur die oberste Steinschicht sorgfältig ausgeglichen. Das Gewicht des Mauerkörpers wirkt auf die Hinterfüllung. Abbildung 3: Beispiel einer Steinpackung hinter einer trockengemauerten Stützmauer Steinpackung / Hinterbeugung (vgl. Abb. 3) Hinter einer Stützmauer angebrachte Steinpackung ohne Verbund zwischen Stützmauer und Steinpackung (ermöglichte die Reduzierung des erforderlichen Stützmauer-Querschnittes) Ausbildungsunterlagen Trockenmauern Seite 3 Stützmauern in Trockenmauerwerk

2. Einführung Viele Leute stellen sich unter Trockenmauerwerk kleine, relativ unstabile Bauwerke vor. Oft geht vergessen, dass im 19. Jahrhundert, zur Zeit der industriellen Revolution, der Bau von Trockenmauern einen letzten Höhepunkt erlebte. Damals, zur Zeit der grossen Infrastrukturbauten im Alpenraum (z.b. die Gotthardeisenbahn, Strassenbauten über die Alpenpässe, aber auch die ersten grossen Lawinenverbauungen), entstanden grosse Bauwerke in Trockenmauertechnik. Viele dieser Stützund Schutzmauern sind auch heute noch in Gebrauch. Abbildung 4: Trockengemauerte Stützmauer der Bahn Martigny-Chamonix bei Finhaut, VS Diese ingenieurmässige Verwendung von Trockenmauerwerk, die zweite grosse "Strömung" neben den Trockenmauerbauwerken der bäuerlichen "anonymen Architektur", stammt aus dem Militärwesen der Aufklärung und französischen Revolution, als Militäringenieure die theoretischen Grundlagen der traditionellen Bautechniken ergründeten. Die Bauweise der trockengemauerten Ingenieurbauten unterscheidet sich wesentlich von den "bäuerlichen" Trockenmauern der sog. "anonymen Architektur", wie man sie von Terrassierungen oder freistehenden Weidemauern her kennt. 3. "Einschalige Bauweise" Bauweise von trockengemauerten Stützmauern der "anonymen Architektur" Bei der "bäuerlichen" Bauweise einer Stützmauer wird nur eine äussere, sorgfältig aufgebaute Mauerschale aus relativ grossen Mauersteinen aufgezogen. Der Zwischenraum zwischen Aussenschale und Erdreich wird mit kleineren, meist unförmigen Steinen hintermauert. Das Tragverhalten einer solchen in "einschaliger" Bauweise erstellten Stützmauer ist nicht berechenbar und ist nur für Mauern bis ca. 2 m Höhe bei geringer Belastung zu empfehlen (vgl. Abb. 5 und 6). Abbildung 5, links: Schema einer einschalig gemauerten Stützmauer Abbildung 6, rechts: Beispiel einer einschalig gemauerten Stützmauer in Chemin, VS Ausbildungsunterlagen Trockenmauern Seite 4 Stützmauern in Trockenmauerwerk

4. "Massive Bauweise" Bauweise von trockengemauerten, ingenieurmässig bemessenen Stützmauern, Schwergewichtsmauern Im Gegensatz dazu stehen die ingenieurmässig berechneten und gebauten Stützmauern. Die Dimensionen solcher "Schwergewichtsmauern" können rechnerisch ermittelt werden, indem Erddruck und Auflast dem Eigengewicht und der geometrischen Ausbildung der Mauer (Anzug der Maueraussenfläche, Neigung des Fundamentes etc.) gegenübergestellt werden. Berücksichtigt werden muss auch die Tragfähigkeit des Untergrundes. Die Berechnung ergibt einen trapezförmigen Querschnitt, der am Fusspunkt breiter ist als im Bereich des Mauerkopfes (vgl. Abb.7). Meist wird die äussere Sichtfläche dieses Trapezquerschnittes gegen den Hang geneigt, man gibt ihr einen "Anzug". Üblich ist ein Anzug von 20-30%. Bei Stützmauern in sehr steilem Terrain kann es sinnvoll sein die äussere Mauerfläche senkrecht, ohne Anzug zu bauen. Die eingesparte Mauerhöhe wiegt den dadurch erforderlichen grösseren Trapez- Auflast Abbildung 7, links: Statisches System einer Schwergewichtsmauer Abbildung 8, rechts: Zweischalig gebaute Stützmauer einer Erzverladeanlage auf Naxos Reaktionskraft Untergrund querschnitt bei weitem auf, zudem lässt sich damit eine grössere Strassenbreite realisieren (vgl. Abb.10) Dieser Querschnitt wird dann mit soliden Mauersteinen (Gewicht normalerweise min. 5 kg) in einwandfreiem Verband aufgemauert (vgl. Richtlinie für den Bau von Trockenmauern, Verband Typ 2). In der Praxis wird das Trockenmauerwerk von der Sichtfläche ausgehend zur Rückseite gemauert. Die einzelnen Mauerschichten werden in der Art einer Pflästerung erstellt. Sie müssen vor Baubeginn der nächsten Schicht fertig gemau- Deckstein nach aussen entwässert Mauerverband Typ 2 gem Richtline für Trockenmauerwerk In den obersten 0.3 m dichte Erdfüllung um eine gewisse Wasserdichtigkeit zu erlangen. Abb.9, links: Schema einer zweischalig gemauerten Stützmauer Abb.10, rechts: Auswirkung des Anzuges der Maueraussenfläche auf die Mauer-höhe und das Mauer-volumen Von Hand eingebaute Hintermauerung auf einem abgestuften Fundament. Maueraufbau: Innen- und Aussenschale, verbunden durch Bindersteine. Die Mauerschichten sind gegen den Hang geneigt Ausbildungsunterlagen Trockenmauern Seite 5 Stützmauern in Trockenmauerwerk

ert, aber nicht abgeglichen werden. "Lange Bindersteine" müssen gemäss den Regeln des Mauerverbandes Typ 2 in regelmässigen Abständen eingebaut werden (Vgl. Abb. 9 und 11). In der Regel geht man davon aus, dass sich Binder- und Läufersteine jeweils abwechseln. In übereinanderliegenden Steinlagen sollten Binder jeweils die Läufer decken und umgekehrt. Steinqualität und beabsichtigtes Mauerbild können diese Anzahl verändern. Bei der Verwendung von kleineren unregelmässigen Steinen ist es notwendig, eher mehr Binder einzubauen, als bei der Verwendung von plattigen, grossen Steinen. Abbildung 11: Schwergewichtsmauer im Bau Zwischen Schwergewichtsmauer und Erdreich wird eine sorgfältig aufgeschichtete Steinpackung (Hintermauerung) eingebaut. Form und Grösse der Steine spielen hier keine grosse Rolle. Wichtig ist eine dichte Packung, um nachträgliche Setzungen zu verhindern. Diese Steinpackung dient gleichzeitig als Drainageschicht. 5. Konstruktionsdetails für Lasten tragende Stützmauern 5.1 Vorstehender Mauerfuss Die Stabilität einer trockengemauerten Schwergewichtsmauer kann durch folgende Massnahmen zusätzlich erhöht werden: Vorstehender Mauerfuss Ein vorstehender Mauerfuss, falls im Verbund mit der übrigen Mauer eingebaut, vergrössert die Standfläche der Mauer und schützt das Fundament vor Unterspülung durch Wasser, falls bei heftigen Niederschlägen Wasser über die Mauer nach unten fliesst. Regenwasser Abbildung 12: Funktion des vorstehenden Mauerfusses 5.2 Neigung der Mauerschichten gegen den Hang 5.3 Grösse der Steine A: Ohne vorstehender Mauerfuss B: Mit vorstehendem Mauerfuss A Erosion des Mauerfundamentes Neigung der Mauerschichten gegen den Hang Neigung des Fundamentes und aller Lagerfugen der Steine leicht gegen den Hang Grösse der Steine Arbeiten mit grösseren Steinen (Gewicht min. 5 kg) ohne äussere Verkeilung. Dies ist besonders wichtig bei trockengemauerten Stützmauern unterhalb von Strassen, welche oft Vibrationen ausgesetzt sind. B Ausbildungsunterlagen Trockenmauern Seite 6 Stützmauern in Trockenmauerwerk

5.4 Abgestufter Untergrund der Hintermauerung 5.5 Entwässerung Abgestufter Untergrund der Hintermauerung Der Untergrund der Hintermauerung soll nicht einfach als schräge Fläche, der Hangneigung entsprechend, ausgebildet werden. Er muss abgetreppt sein, dass die Last der Hintermauerung besser in den Untergrund abgeleitet werden kann. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das ganze Gewicht der Hintermauerung die Stützmauer zusätzlich belastet. Obwohl eine Trockenmauer durch die offen gelassenen Fugen eigentlich nicht wasserdicht ausgebildet ist, kann auch hier ein Problem durch gestautes Wasser entstehen. Denkbar ist beispielsweise ein Verstopfen von Fugen durch Feinmaterial oder in höheren Lagen ein Zufrieren der Fugen. Es empfiehlt sich daher, der Drainage von Trockenmauerstrukturen grosse Aufmerksamkeit zu schenken. Bewährt haben sich Entwässerungskanäle, welche durch Mauer und Hintermauerung reichen mit einer Öffnung von mindestens 30 x 30 cm, so dass eine Reinigung möglich ist. Gegen den Hang geneigte Fundamentgräben müssen durch Schlitze, welche bis unter die Frosttiefe mit Geröll gefüllt sind, entwässert werden. Kraggewölbe Drainage 1m 5-6 m 1 m 0.6m Neigung 1:30 0.6 m 0.6 m Abbildung 13: Entwässerungsöffnung Ansicht Schnitt 6. Schadensbilder 6.1 Spannungsrisse Problem Spannungsrisse Bei hohen Mauern ab ca. 4 m besteht das Problem des Bruches einzelner Steine infolge von "Spannungsspitzen". Die Lastübertragung in einer Trockenmauer erfolgt nicht flächig, sondern über die Berührungspunkte der Steine. Dies kann dazu führen dass Steine infolge von Biegezugspannungen brechen (vgl. Abb.14 und 15). Abhilfe schafft eine genaue Bearbeitung der Oberflächen der Lagerfugen. Je genauer diese bearbeitet sind, desto mehr Berührungspunkte sind vorhanden und desto gleichmässiger wird die Last übertragen. Beim Bau hoher Mauern kann jede Mauerschicht auch mit feinen Steinsplittern oder Steinmehl abgeschlossen werden, um Unebenheiten auszugleichen. Diese Ausgleichsschicht trägt zur gleichmässigeren Last- und Spannungsverteilung bei. Bei übermässigem Einbau besteht die Gefahr, dass sie als Kugellager oder als Schmierschicht wirkt und die Reibung zwischen den grossen Mauersteinen stark herabsetzt. Ausbildungsunterlagen Trockenmauern Seite 7 Stützmauern in Trockenmauerwerk

Abb.14, links: Kirchhofmauer in Savogno bei Chiavenna (I). Abb.15, rechts: Detail der unteren Mauerecke mit gebrochenen Ecksteinen Abbildung 16, links: Bauchung einer einschalig gebauten Stützmauer, Chemin VS Abbildung 17, rechts: Öffnung der Stossfugen infolge Bauchung (Scudellate, Valle Muggio, TI). Mögliche Schadensursachen sind eine fehlende Verbindung der Aussenschale mit der Hintermauerung, eine ungenügende Anzahl Binder oder eine "einschalige Bauweise" trotz grosser Höhe und grosser Belastung 7. Literatur: 1 Vereinigung Schweizerischer Strassenfachmänner (VSS) (1944): Normalien für Bergstrassen. 2 Schweizerischer Baumeisterverband, SBB (1946): Richtlinien für die Ausführung von Natursteinmauerwerk, entsprechend den besonderen Bestimmungen der SBB. 2. Auflage. 3 Reddi, T.G.K. (1982): A plea for vertical front-faced retaining walls in hill-roads Indian Highways, March 1982. 4 Arya, Dr. A.S. / Gupta, V.P. (1983): Retaining Walls for Hill Roads, (incl. Discussion and correspondence); 48-6 Indian Roads Congress Journal, Vol.44-1/44-4, Paper Nr. 356. 5 Villemus, Boris (2000): Reppis, Étude des murs de soutènement en pierre sèche du Luberon Parc Naturel régional du Luberon. 6 Ménard, Jack (2000): Murs de soutènement routiers en pierre sèches Parc Naturel régional du Luberon. Ausbildungsunterlagen Trockenmauern Seite 8 Stützmauern in Trockenmauerwerk