Sonntag, 11.11.2012, FCG-München Sterben - sind wir bereit? Text: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. (Ps 90:12) FCG München 2012 Einleitung Heute ist weder Volkstrauertag noch Toten- oder Ewigkeitssonntag. Trotzdem möchte ich heute über das Thema Sterben sprechen. Der Zeitpunkt ist vielleicht ungünstig. Kann man an diesem Tag, an dem es um die Verfolgte Gemeinde geht, auch noch über das Sterben und den (eigenen) Tod nachdenken? Ist das nicht zu viel? Aber so ist das mit dem Tod er kommt selten zum richtigen Zeitpunkt. Also, lasst uns heute drüber nachdenken und sprechen. Sie werden sterben! Lasst uns drüber reden las ich in einer Anzeige der ARD. Unter dem Titel Leben mit dem Tod wird sie sich eine Woche lang (17. bis 23.11.) mit dem Sterben und Tod beschäftigen. Der Spiegel hat ein Dossier heraus gebracht Abschied nehmen vom Umgang mit dem Sterben. Wie gehen wir damit um? Als Christen, als Menschen, die an eine Auferstehung glauben. Nicht an einer Auferstehung zu einem erneuten Leben auf dieser Welt, sondern in eine Ewigkeit bei unserem auferstandenen Herrn. Sind wir bereit, wie ich in der Überschrift zur Predigt gefragt habe? Oder verdrängen wir es? Im Hauskreis würde ich jetzt jeden fragen: Wie sind deine Erfahrungen? Hier kann ich die Frage nur in den Raum stellen. Meine nächste Frage wäre Wie möchtest Du sterben? : 66 % der Befragten einer Umfrage möchten zu Hause sterben. 67% der Befragten einer weiteren Umfrage möchten plötzlich sterben, aus guter gesundheitlicher Verfassung heraus. Das ist der Wunsch. Die Realität sieht so aus: 50 % der Menschen in D sterben im Krankenhaus. Nur 20 % sterben zu Hause. - 1 -
25% im Pflegeheim, das will jedoch nur 1% der Menschen. Wunsch und Realität klaffen also auseinander. Die meisten Menschen wollen darüber sprechen (58% in einer Umfrage) und doch ist es für viele und in unserer Gesellschaft ein unliebsames Thema, vielleicht sogar ein Tabu-Thema. Sind wir ehrlich: Wenn Du über Dein Sterben nachdenkst wie geht es Dir dabei? Die Bibel sagt uns: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. (Ps 90:12) Über das Sterben nachdenken, kann uns im Leben weiterhelfen. Lehre uns bedenken damit wir nicht bereuen Das Leben einmal vom Sterben aus betrachten. Jetzt schon einen Rückblick wagen. Das Wort sagt, dass wir klug werden, wenn wir bedenken, dass wir sterben werden. Bleiben wir zunächst auf der menschliche Ebene. Da hat jemand, der Sterbende begleitet hat, aufgeschrieben, was diese Menschen am Ende ihres Lebens bereut haben 1. Fünf Vorwürfe werden genannt: Warum habe ich so oft das getan, was andere von mir erwartet haben? Warum habe ich nicht getan, was ich wollte? Das fragt sich am Ende ihres Lebens zum Beispiel eine Frau, die mit einem Mann verheiratet war, der sie zeitlebens tyrannisiert hat. Was ist Dir im Leben wichtig? Bleibe dem treu! Denk drüber nach, wer Dein Leben steuert? Warum habe ich soviel gearbeitet? War der Beruf immer wichtiger? Eine Frage, die sicher noch eher die Männer betrifft, aber in Zukunft auch Frauen, die eine Karriere anstreben werden. Warum habe ich nicht mehr Zeit mit der Familie und Freunden verbracht! Habe ich meine Nächsten und die mich lieben aus den Augen verloren? 1 Blog http://www.inspirationandchai.com/regrets-of-the-dying.html - 2 -
Warum entziehe ich mich? Sind mir gesellschaftlicher Status (das ist nicht nur Karriere!) wichtiger? Suche ich Anerkennung in dem was ich tue statt die Liebe von Menschen? Es geht um die richtige Balance im Leben und nicht um das eine oder das andere. Warum hatte ich nicht den Mut, Gefühle zu zeigen? Haben wir den Mut unsere Gefühle den Nächsten zu zeigen? Ihnen unsere Liebe für sie zu zeigen? Warum zeige ich den Menschen nicht, was sie mir bedeuten? Habe ich grundsätzlich Schwierigkeiten meine Gefühle zu zeigen? Habe ich Angst, dadurch Menschen zu verlieren? Entweder Beziehungen wachsen oder sie lösen sich das scheinen wir oft zu scheuen. Warum bin ich mit meinen Freunden nicht Verbindung geblieben? Unterschätzen wir nicht, wie wichtig menschliche Beziehungen sind: Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist! (Erinnerung an die Predigt über Freundschaft.) Was für Beziehungen hast Du? Überwiegend geschäftlicher Art? Dienst- Beziehungen? Man kann auch in der Gemeinde mit vielen zu tun haben und doch einsam sein! Über die Länge des Lebens haben Freundschaften eine enorme Bedeutung! Warum habe ich es mir nicht erlaubt, glücklicher zu sein? Zu spät realisierten diese Menschen, dass sie in ihrem Leben etwas ändern etwas hätten ändern können. Scheuen wir Veränderungen in unserem Leben und bleiben deshalb eingesperrt? Viel öfter als wir meinen, haben wir die Freiheit zu wählen und können in unserem Leben entscheiden aber einmal ist es zu spät. Diese Fragen von Sterbenden (sie sind nicht repräsentativ!) können uns helfen über unser Leben und die Gestaltung nachzudenken. - 3 -
Jedoch: All diese Fragen sind rückwärts gewandt. Plötzlich erscheint das eigene Leben so negativ. Vielleicht nicht verpfuscht. Doch die Menschen haben gemerkt, dass sie die falschen Schwerpunkte gesetzt und sich von falschen Einflüssen lenken ließen. So kann das Nachdenken über das Sterben uns helfen, dass wir am Ende des Lebens nicht enttäuscht und verbittert zurück sehen. Es erstaunt, dass hier nicht die Klärung von Beziehungen auftaucht. Ungelöste Konflikte, Streit und insbesondere Unversöhntheit zwischen Menschen (Familien!) werden sich am Ende des Lebens besonders negativ auswirken. Genügt all das? Es ist denke ich zu wenig, wenn wir meinen, dass Sterben gelingen wird, wenn wir ein gutes, erfülltes Leben geführt haben. Es hilft nicht wirklich, wenn ich auf dem Sterbebett liege und diese rückwärts gewandten Fragen gut beantworten kann. Ich brauche auch eine Antwort auf die nach vorne gerichtete Frage Was gibt mir Hoffnung im Leben und im Sterben! Lehre uns bedenken damit wir Hoffnung bekommen Hat Sterben nicht auch damit etwas zu tun, was mir der Tod bedeutet? Zu den Fragen zum Thema Sterben gehört auch die Frage nach dem Tod. Und hier erleben wir ein Vakuum: Mit der Erosion [Auflösung] des Glaubens verschwand auch die christliche Heilserwartung. Nach dem vielleicht beschwerlichen Leben kommt ein Belohnung in Form eines ewigen Lebens. (Spiegel-Dossier S.17) Wir haben den Glauben aufgegeben und wundern uns, dass wir mit dem Sterben Schwierigkeiten haben. Es ist, als habe man einen Schatz verschenkt und wird sich mit einem Male bewusst, wie arm man ist. Doch man gesteht sich das nicht ein und korrigiert den Fehler nicht. Die Antwort der Bibel auf die Frage nach der Hoffnung im Sterben ist (Ps 39:4-7): Aber, HERR, lehre mich doch, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss. Siehe, meiner Tage sind einer Hand breit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. [ ] - 4 -
Auf was kann ich da noch hoffen? Herr, du allein bist meine Hoffnung! Über das Sterben nachzudenken, hilft mir Hoffnung im Glauben zu finden! Hoffnung, weil die Fehler der Vergangenheit an Kreuz gebracht werden können, Hoffnung, weil Versöhnung möglich ist und weil es eine Auferstehung gibt. Mit dem Tod ist nicht alles aus. Das ist die Chance, unsere wirkliche Berufung neu zu entdecken. Die himmlische Berufung! Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen damit wir Hoffnung haben! Lehre uns bedenken damit wir keine Angst haben Haben wir Angst vor dem Sterben? Jesus hatte das auch. Er hat sich in Gethsemane an den Vater gewandt. Seine Angst hatte zu einem den Grund in den Qualen der bevorstehenden Folter. Aber der viel wichtigere Grund war seine bevorstehende Trennung vom Vater und das Tragen der Sünden. Was erlebt er? Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. (Luk 22:43) Gottes Gnade reicht auch in die Momente des Todes und der Angst hinein Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währt ewig und seine Wahrheit für und für. (Ps 100:5) Gottes Gnade ist auch wirksam, wenn wir sterben. Haben wir Angst vor dem Sterben? Dann ist jetzt die Möglichkeit da, sich nach Gottes Gnade auszustrecken! Lehre uns bedenken damit wir uns freuen können Für mich ist die Zeit des Abschieds gekommen. Denn ich bin schon dabei, wie ein Trankopfer ausgegossen zu werden. Ich habe einen guten Kampf gekämpft und habe das Ziel erreicht! Den Glauben habe ich unversehrt bewahrt. Jetzt liegt der Siegeskranz für mich bereit, die Gerechtigkeit, die der Herr als gerechter Richter mir an jenem großen Tag zuerkennen wird - aber nicht nur mir, sondern auch allen anderen, - 5 -
die sich auf sein sichtbares Wiederkommen freuen. (2Ti 4:6-8) Wir werden einmal vor Gott stehen, vor Jesus als unserem Richter! Paulus blickt zufrieden auf sein Leben. Er kann sagen: Ich habe den guten Kampf gekämpft - er, der die Gemeinde verfolgte und damals einen schlechten Kampf gefochten hat. Am Ende seines Lebens schaut er mit mit Blick auf die Gemeinde sorgenvoll in die Zukunft. Wie wird die Gemeinde angesichts der lauernden Gefahren bestehen? Werden die Gläubigen an Jesus festhalten? Werden sie beim einfachen, schlichten Glauben an Gottes Gnade bleiben oder sich in ihren eigenen Gedanken und Lehren verlieren? Wird die Gemeinde bereit sein, die Kosten für den Glauben zu bezahlen? Auch mit dem eigenen Leben? Trotz all dieser Fragen: Paulus macht sich keine Gedanken und Sorgen um seine Zukunft, sein Sterben. Wir hören hier einen Mann, der bereit ist zu sterben: Für mich ist die Zeit des Abschieds gekommen. Auf ihn wartet ein Siegeskranz, wie für jeden von uns. Für Paulus geht es dabei nicht um ein Schmuckstück oder eine Auszeichnung. Sondern er darf vor Gott, dem Vater, stehen. Der wird zu ihm sagen Mein Kind, weil der Sohn sagt Den kenne ich! Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir uns für alle Zeiten freuen können! Mein Großvater an einem Samstagabend Schluss Wer bestimmt Dein Leben? Sind wir bereit die richtigen Schwerpunkte zu setzen? Etwas zu ändern? Oder bleiben wir aus Angst in dem Status quo? Zeigen wir keine Gefühle, weil Angst haben Menschen zu verlieren? Müssen wir etwas in unserem Leben aufräumen und zum Kreuz bringen? Hast Du Todesangst? Sterben sind wir bereit? Lassen wir Gottes Geist an uns arbeiten und zubereiten? - 6 -