Die Jugendhilfeeinrichtungen Freedom

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Transkript:

Die Jugendhilfeeinrichtungen Freedom H. Maximilian Wontorra Das Haus Schachtlau der Jugendhilfeeinrichtungen Freedom in der Gemeinde Neureichenau Die Jugendhilfeeinrichtungen Freedom sind geografisch im Dreiländereck Deutschland Tschechien Österreich im Unteren Bayerischen Wald gelegen und bestehen aus den drei Häusern Lackenhäuser und Schachtlau in der Gemeinde Neureichenau sowie einer Stadtwohngruppe in der von Neureichenau ca. 20 km entfernten Kleinstadt Waldkirchen. Zielgruppe und Team Freedom ist konzipiert und hinsichtlich seines Personals qualifiziert für die pädagogischtherapeutische Behandlung von verhaltensauffälligen und suchtgefährdeten Jugendlichen beiderlei Geschlechts mit einer derzeitigen Aufnahmekapazität von etwas mehr als vierzig Klienten, wobei die Jugendlichen hauptsächlich durch die für sie zuständigen Jugendämter an unsere Einrichtungen vermittelt werden. Die Jugendlichen, von denen geschätzt 80 bis 90 Prozent einen problematischen Umgang mit psychotropen Substanzen als Hintergrund haben und einige davon wegen dieses Problems und sonstiger Delikte auch schon mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt geraten sind, werden nach entsprechender Diagnostik in den Entgiftungsabteilungen psychiatrischer Kliniken oder durch richterliche Auflagen über die Jugendämter an Freedom vermittelt. Ungefähr zehn Prozent der Jugendlichen sind aus eigenem Entschluss in unseren Einrichtungen. Die Jugendlichen werden im Regelfall von den zuständigen Jugendämtern bzw. von ihren Eltern oder Angehörigen nach Freedom begleitet,

und gelegentlich werden etwas ältere Jugendliche auch mit dem Zug nach Passau geschickt, von wo wir sie dann gerne abholen. In Ausnahmefällen werden die Jugendlichen von uns auch von ihren Heimatorten bzw. ihren letzten Stationen vor Freedom abgeholt. Ein sehr geringer Prozentsatz der Jugendlichen in Freedom ist im Zuge von Querverlegungen aus anderen Einrichtungen zu uns gekommen. Nach Beendigung der Maßnahme in Freedom gegen die Jugendlichen in der Regel an ihre Heimatorte zurück. Das Team in Freedom besteht aus vierzig Vollzeit und Teilzeitkräften, von denen die meisten nur an ein Haus gebunden sind, während die anderen als übergreifende Kräfte für zwei oder auf Leitungsebene für alle drei Häuser zur Verfügung stehen. In den Einrichtungen Freedom arbeiten u. a. als Therapeuten ein graduierter und zwei promovierte Diplompsychologen sowie ein Diplomsportlehrer mit Zusatzausbildung als Systemischer Familientherapeut, diplomierte Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Erzieher, ein Ergound ein Erlebnistherapeut, zwei Antiaggressivitäts und Coolness Trainerinnen (AAT /CT ), entsprechend ausgebildete Hauswirtschafterinnen und Köchinnen sowie eine Lehrerin für die hausinterne Beschulung der Jugendlichen auf ihrem Weg zum einfachen oder Qualifizierenden Hauptschulabschluss. Der für Hilfeeinrichtungen dieses Typs angesetzte Personalschlüssel ist in Freedom für alle Bereich erfüllt und in einigen sogar übererfüllt. In den Häusern Lackenhäuser und Schachtlau werden die Jugendlichen in einem Drei Schichten Betrieb rund um die Uhr betreut, während die Jugendlichen in der Stadtwohngruppe Waldkirchen als schon reifere Personen während der Tagesstunden bis auf Notfälle im Regelfall für sich alleine sorgen und die Teammitglieder in dieser Wohngruppe von den Abendstunden bis nach dem Frühstück zur Verfügung stehen. Die vier Therapeuten der Einrichtungen sind an den Wochenenden und an Feiertagen abwechselnd als Rufbereitschaft für Notfälle im Hintergrund präsent und kommen bei größeren oder kleineren Vorfällen zur Krisenintervention selbstverständlich in die Häuser der Einrichtungen. Angebot Die Jugendlichen in Freedom nehmen an den wöchentlichen therapeutischen Gruppen teil und haben überdies die jederzeitige Möglichkeit für therapeutische Einzelgespräche, bei denen sie all die Probleme ansprechen können, die sie nicht in den therapeutischen Gruppen erörtern können oder wollen. Zudem treffen sich die Jugendlichen unter therapeutischer Aufsicht einmal pro Woche in entsprechenden fallspezifischen Indikationsgruppen, vorrangig der Suchtgruppe oder dem Anti Aggressivitätstraining, und sie sind täglich arbeitstherapeutisch in den Tagesablauf der Einrichtungen mit beispielsweise dem Reinigen der Gemeinschaftsbereiche oder durch Mithilfe in der Küche eingebunden, treiben zweimal wöchentlich Sport, haben einmal pro Woche das Angebot einer Reitgruppe, sind erlebnispädagogisch je nach Jahreszeit beim Bogenschießen, Klettern oder sonstigen In und Outdoor Aktivitäten engagiert, nehmen an Allge 2

meinbildungsveranstaltungen, Kunst und Kreativitätsgruppen und beschäftigungstherapeutischen Maßnahmen teil und haben, wie bereits erwähnt, die Möglichkeiten, in den Häusern Lackenhäuser und Schachtlau den Hauptschulabschluss nachzuholen und Praktika zu absolvieren und können von der Stadtwohngruppe Waldkirchen aus weiterführende Schulen besuchen oder einer Berufsausbildung nachgehen. Wenigstens zweimal pro Jahr finden in den drei Häusern mehrtägige Aktivitäten beispielsweise als diesjährige Ferienfahrten nach Tschechien oder Ungarn oder wie im Februar dieses Jahres als Skiwochen statt. Stufenmodell Die Jugendlichen durchlaufen in unserer Einrichtung ein neunstufiges System, anhand dessen der jeweilige therapeutische Fortschritt der oder des Jugendlichen gemessen wird. Bei Aufnahme im Haus Lackenhäuser beginnt die oder der Jugendliche auf Stufe 0 in einer zweibis dreiwöchigen Clearing Phase, in der durch Sichtung des anamnestischen Materials sowie durch ausgiebige Verhaltensbeobachtung und psychologische Diagnostik festgestellt wird, ob die betreffende Person erhöhten pädagogischen oder therapeutischen Behandlungsbedarf hat. Ein erhöhter pädagogischer Bedarf bei meist jüngeren Jugendlichen indiziert einen Wechsel in das Haus Lackenhäuser mit pädagogischer Schwerpunktsetzung, während ein erhöhter therapeutischer Bedarf den Verbleib im Haus Lackenhäuser mit den entsprechenden Kapazitäten nahelegt. Für das Erreichen der jeweils nächsten Stufe mit weiteren Privilegien wie beispielsweise passiven oder aktiven Besuchsrechten in kürzeren Abständen, erweitertem Mediengebrauch usf. muss bei der oder dem Jugendlichen ein gewisser Fortschritt sichtbar sein, der u. a. durch die Erledigung gewisser stufenspezifischer therapeutischer Aufgaben nachzuweisen ist. Bis die Jugendlichen mit dem Erreichen von Stufe 4 oder 5 ihre Reife für die Stadtwohngruppe Waldkirchen entwickelt und auch gezeigt haben, bleiben sie in den Häusern Lackenhäuser bzw. Schachtlau. In der Stadtwohngruppe, die den letzten therapeutischen Schritt vor der Rückkehr in das selbstverantwortliche Leben darstellt, sind die Jugendlichen weitgehend auf sich gestellt, was die Alltagsplanung und die Gestaltung des normalen Tagesablaufs betrifft. Natürlich stehen auch in der Stadtwohngruppe noch Therapeuten und pädagogisches Fachpersonal zur Krisenintervention und für sonstige Hilfehandlungen zur Verfügung, und die Jugendlichen haben auch noch obligatorisch an der wöchentlichen therapeutischen Gruppe teilzunehmen, aber die Freiheiten, die die Jugendlichen dort haben, übersteigen die Freiheiten in den beiden anderen Häusern erheblich, was die Stadtwohngruppe zu einer wirklichen Möglichkeit für eine erste Realitätserprobung mit jederzeitiger Rückzugsmöglichkeit macht. Nach dem Ende des Aufenthalts in Freedom können die Jugendlichen auf Stufe 9 als der letzten Stufe noch ambulant nachversorgt werden. Da aber die meisten Jugendlichen nach der 3

Maßnahme in unserer Einrichtung wieder an ihren Heimatort zurückkehren, wird von diesem Angebot der ambulanten Nachsorge bislang nur wenig Gebrauch gemacht. Um das Stufenmodell in Freedom erfolgreich durchlaufen zu können und dann für ein selbstverantwortliches Leben gut genug gerüstet zu sein, sollten die Jugendlichen für mindestens ein Jahr in unserer Einrichtung bleiben. In gut begründeten Einzelfällen kann die Aufenthaltsdauer dieses Jahr allerdings auch unterschreiten. Die bisherige Darstellung des Stufensystems in Freedom könnte vielleicht den Eindruck erwecken, es ginge mit jeder bzw. jedem Jugendlichen stetig bergauf. Obwohl das im Großen und Ganzen glücklicherweise auch stimmt, gibt es in Einzelfällen natürlich auch Rückschritte, so dass wir einzelne Jugendliche als Sanktionsmaßnahme auch wieder zurückstufen oder aus der Stadtwohngruppe Waldkirchen, in der sie mit ihren Rechten und Pflichten vielleicht doch noch überfordert sind, in eines der beiden Häuser Lackenhäuser oder Schachtlau zurückholen müssen. Tagesstruktur In den Häusern erwartet die Jugendlichen eine zeitliche Struktur, die wochentags um 6.15 Uhr mit dem Wecken beginnt und um 22.00 Uhr mit der Zimmerpflicht und eine Viertelstunde danach mit der Bettruhe endet. Dazwischen liegt das straffe therapeutische Programm, das nach einem Morgenspaziergang um 6.30 Uhr, Frühstück von 6.50 bis 7.10 Uhr mit anschließender Medikamentenausgabe, Zimmerreinigung und entsprechender Abnahme in der Zeit von 7.30 bis 8.00 Uhr um 8.00 Uhr beginnt und nach dem Mittagessen von 12.30 bis 12.50 und anschließender Mittagsruhe von 14.00 bis zum Abendessen um 18.30 dauert. Nach der abendlichen Medikamentenausgabe von 18.50 bis 19.00 Uhr und einer halbstündigen Erholungsphase findet von 19.30 bis 20.00 Uhr die Tagesreflexion statt, in der die Jugendlichen den vergangenen Tag nochmals hinsichtlich Höhen und Tiefen, Fort und Rückschritten sowie der Gruppen und individuellen Situation überdenken und auf sich wirken lassen sollen. In der Freizeit von 20.00 Uhr bis 22.00 können die Jugendlichen telefonieren, sich auf ihr Zimmer zurückziehen oder nach einem vorher von Forum und Gremium der Jugendlichen ausgearbeiteten und durch das Team genehmigten Programm fernsehen, Billard, Darts, Brett oder Kartenspiele spielen oder im Fitnessraum im Tiefgeschoss der Einrichtung noch etwas für ihre körperliche Gesundheit tun. Am Wochenende und an Feiertagen werden die Jugendlichen erst um 9.00 Uhr geweckt, und die Freitage und Samstage sowie Vorfeiertage enden mit der Bettruhe erst um 0.00 Uhr. Die Wochenendaktivitäten wie Kino oder Schwimmbadbesuche, Wanderungen oder Barbecues und sonstige Unternehmungen werden von den Jugendlichen geplant und von den Teammitgliedern auf Budgetverträglichkeit, Abwechslungsreichtum und sonstigen pädagogischen Wert geprüft und im Regelfall auch, notfalls mit kleineren Änderungen, genehmigt. Diejenigen Jugendlichen, die in Freedom ihren einfachen oder Qualifizierenden Hauptschulabschluss in Angriff nehmen oder nachholen wollen oder wegen noch bestehender Schul 4

pflicht gegebenenfalls auch müssen, werden in den Häusern Lackenhäuser und Schachtlau dreimal vormittags und zu zwei Nachmittagsterminen von einer staatlich geprüften Lehrerin bis zu den Abschlussprüfungen beschult. Die Prüfungen selbst werden in einer der nahegelegenen staatlichen Schulen abgelegt. Elternbeziehung Sehr wichtig ist uns die Zusammenarbeit mit den Angehörigen der Jugendlichen. Eine pädagogische Bezugsperson, die für maximal zwei Jugendliche zuständig ist und so weit wie möglich Elternersatz zu sein versucht, übernimmt in der ersten Zeit des eingeschränkten Kontakts der Jugendlichen zu ihren Familien die Kommunikation mit den Angehörigen. Diese Bezugspersonen sind auch über die Zeit hinweg für den Kontakt mit Jugendämtern und sonstigen Institutionen sowie für die Gestaltung des pädagogischen Bündnisses mit den Familienangehörigen zuständig. Zweimal jährlich findet ein Familienwochenende statt, zu dem Eltern, Geschwister und sonstige wichtige Bezugspersonen des oder der jeweiligen Jugendlichen eingeladen werden. An diesen Wochenenden werden in therapeutischen Familiengesprächen innerfamiliäre Probleme bearbeitet, wird Aufklärungsarbeit betrieben und die für unsere Arbeit so wichtige Compliance der Eltern gestärkt. Zudem finden wenigstens zweimal pro Jahr sog. Hilfeplangespräche statt, an denen neben einer oder einem Sachverständigen des Jugendamts auch die Eltern und Angehörigen der oder des Jugendlichen teilnehmen, um über die therapeutischen Fortschritte und die sonstige Entwicklung des Jugendlichen zu sprechen und neue Zielbestimmungen vorzunehmen. Diese für alle Beteiligten so wichtigen Hilfeplangespräche finden erstmals in unserer Institution statt, während die folgenden Gespräche im Regelfall abwechselnd in den entsprechenden Jugendämtern und dann wieder in Freedom stattfinden sollen. Aber auch hier sind natürlich Ausnahmen möglich. Medizinische Versorgung Die medizinische Versorgung der Jugendlichen in den Häusern Lackenhäuser und Schachtlau wird durch niedergelassene Ärzte in der Gemeinde Neureichenau sowie durch einen Neurologen und Psychiater gewährleistet, der an die Freedom übergeordnete Fachklinik Schlehreut für suchtkranke Frauen und deren Kinder ggmbh assoziiert ist und eine entsprechend schnelle Behandlung der Jugendlichen garantiert. Die Jugendlichen in der Stadtwohngruppe kümmern sich im Regelfall wie im gesamten lebenspraktischen Bereich um ihre Arzttermine selbst und nehmen diese auch selbständig war. 5

Kostenträger Gegenwärtig kommen als Kostenträger einer Maßnahme in den Jugendhilfeeinrichtungen Freedom nur die Jugendämter in Frage, aber nach der für dieses, spätestens aber für nächstes Jahr angestrebten Zertifizierung können entsprechende Maßnahmen in Freedom auch bei den Krankenkassen beantragt werden. Zusammenarbeit mit den Jugendämtern Die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern als bislang einzigen Kostenträgern kann als durchgängig gut bezeichnet werden. Von diesen Ämtern wurden und werden uns mittlerweile Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet und vereinzelt auch schon aus Österreich für eine entsprechende Maßnahme anvertraut, und die Nachfrage nach einem Platz in den Jugendhilfeeinrichtungen Freedom ist mittlerweile so groß, dass wir mehrmonatige Wartelisten führen mussten. Prinzipien Da bei einem Großteil der Jugendlichen in Freedom bei Aufnahme teils erhebliche Sozialisationsdefizite vorliegen und auch schon einige der Jugendlichen mit dem Strafgesetz in Konflikt gekommen sind, nimmt bei uns die (Re )Sozialisation der Jugendlichen und deren soziale Nachreifung eine zentrale Stellung ein, weshalb in Freedom die Gruppenarbeit, in der die Jugendlichen sich hinsichtlich ihrer neuer erworbenen sozialen Fertigkeiten in einem überschaubaren Umfeld tagtäglich auf die Probe stellen können, eminent wichtig ist. Neben diesem überindividuellen Aspekt wollen wir bei jeder und jedem Jugendlichen ihr bzw. sein besonderes Potential entdecken und sie bzw. ihn entsprechend fördern. Falls wir mit den im Haus vorhandenen diagnostischen Mitteln einmal nicht zielgenau das individuelle Fähigkeitsspektrum eines Jugendlichen aufdecken können, nehmen wir jederzeit auch gerne externe Hilfe wie beispielsweise die Berufsberatungsabteilungen der Arbeitsagenturen mit ihren vielfältigen Eignungstests in Anspruch. [14.942 Zeichen (inkl. Leerzeichen)] Kontakt: Dr. phil. H. Maximilian Wontorra, Dipl. Psych. (Univ.) Therapeutische Leitung der Jugendhilfeeinrichtungen Freedom Haus Lackenhäuser Lackenhäuser 129 94089 NEUREICHENAU Telefon +49 (0)8583 9198750 Fax +49 (0)8583 9198757 Email: m.wontorra@juhi freedom.de Web: www.juhi freedom.de 6