Nützlingseinsatz im Obst- und Gartenbau

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Transkript:

Nützlingseinsatz im Obst- und Gartenbau Harald Schneller und Dr. Mareile Zunker ( Karlsruhe) in Zusammenarbeit mit Dr. Bernd Wührer (AMW Nützlinge GmbH) Intervitis Interfructa Hortitechnica 30.11.2016 1

Gliederung Teil 1 Aktuelles aus dem Pflanzenschutz Grundlagen des biologischen Pflanzenschutzes Rechtsgrundlagen zu Pflanzenstärkungsmitteln Nützlingseinsatz Teil 2 Neue Schädlinge Neuer Thrips Thrips setosus im Gemüsebau Chili- und Hortensienthrips 2

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln 3

Was ist biologischer Pflanzenschutz? Definition geändert nach Statusbericht Biologischer Pflanzenschutz JKI (2013) : Nutzung bzw. Verwendung lebender Organismen (einschließlich Viren) und Nutzung biologischer Wirkstoffe und Prinzipien mit dem Ziel Populationsdichten oder Auswirkungen von Schadorganismen soweit zu vermindern, dass der wirtschaftliche Schaden weitgehend reduziert wird Zum vorbeugenden Schutz, zur Stärkung der Pflanzen und der Nutzorganismen, erst sekundär sind direkte Maßnahmen gegen Schaderreger vorzunehmen.

Was sind Schadorganismen? Saugende und beißende Insekten Schädliche Pilze Bakterien Viren und Phytoplasmen Unkräuter, parasitäre höhere Pflanzen.

Was wird gegen Insekten verwendet? biologische Wirkstoffe und Verfahren: Erweiterung durch natürliche Pflanzenschutzmittel Pyrethrumpräparate (Chrysanthemen-Arten) Quassia-Bitterholz Extrakt aus dem Holz der Quassiapflanze Rotenon (aus tropischen Leguminosen-Pflanzen) Neempräparate Rapsölpräparate Actinomycetenpräparate (Isolate von Bakterien- Stoffwechselprodukten) Pheromonpräparate

Förderung der Biodiversität Schonung und Förderung vorhandener Nützlinge (Minimierung des chemischen Pflanzenschutzes, Pollenpflanzen, Insektenhotels, Nisthilfen, ) Amphibien (Bergmolch, Erdkröte, ) Reptilien (Blindschleiche, Zauneidechse, ) Vögel (Amsel, Meise, Specht, ) Säugetiere (Fledermaus, Igel, Spitzmaus, ) gezielte Freilassung in Massen vermehrte Nutzorganismen

Wann wird biologisch bekämpft? Grundlage ist ein gutes Monitoring

Wann wird biologisch bekämpft? möglichst vor der Massenvermehrung Quelle: Herr Dr. Wührer (AMW Nützlinge GmbH)

Biologische Pflanzenschutzanwendungen Viren Apfelwickler-Granulosevirus (CpGV) sind Baculoviren (stäbchenförmige DNA-Viren) sind hochspezifisch müssen von Schädlingen gefressen werden Präparate Granupom und Madex Quelle: Herr Dr. Wührer (AMW Nützlinge GmbH)

Einsatzfläche von Nutzorganismen und biologischen Pflanzenschutzmaßnahmen im Obstbau in BW 2014 RAK 3 Pheromonprodukt für die Bekämpfung des Apfelwicklers

Hochspezifische leistungsfähige Bakterien Bacillus thuringiensis (B.t.) gegen Raupen Bacillus thuringiensis israelensis (B.t.i.) gegen Mückenlarven Bacillus thuringiensis toxin (B.t.t.) gegen Kartoffelkäfer erstes Auftreten von Resistenzen müssen von Schädlingen gefressen werden Präparate Dipel, XenTari, Novodor Quelle: Krieg, JKI Quelle: Herr Dr. Wührer (AMW Nützlinge GmbH)

Bekämpfung des Maiszünslers mit Trichogramma

Definition: Pflanzenschutzmittel - Verwendungszweck ist entscheidend Art. 2 EU-VO 1107/2009 EG Pflanzen vor Schaderregern zu schützen, oder deren Einwirkung vorzubeugen z.b. Insektizide und Fungizide Wachstumsregler Konservierung von Pflanzenerzeugnissen Unkräuter zu vernichten z.b. Herbizide Unerwünschtes Wachstum von Pflanzen zu hemmen oder einem solchen vorzubeugen Zubereitungen im ökologischen Landbau mit diesem Zweck sind Pflanzenschutzmittel!

Abgrenzung Pflanzenschutzmittel - Pflanzenstärkungsmittel Neu! Erhöhung der pflanzeneigenen Resistenz/ Widerstandsfähigkeit ist kein Pflanzenstärkungs-mittel, sondern Pflanzenschutzmitteln! (Notwendigkeit der Zulassung) VitiSan (Kaliumhydrogencarbonat) zugel. Echter Mehltau Weinbau Veriphos (Kaliumphosphonat), zugel. Falscher Mehltau Weinbau Vacciplant (Laminarin), Wirkstoff in EU-Datenbank Blossom Protect (Aureobasidium pullulans), zugel. Boni Protect (Aureobasidium pullulans) Botrytis Weinbau Sakalia (Reynoutria-Extrakt) in Lück-Versuchen, als Wirkstoff eingereicht

Pflanzenstärkungsmittel Inverkehrbringen nach 45 PflSchG Vor erstmaligem Inverkehrbringen ist Formulierung und Kennzeichnung dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitzuteilen. Das BVL kann das Inverkehrbringen untersagen, wenn Anhaltspunkte für schädliche Auswirkungen vorliegen oder das Produkt nicht die Definition eines Pflanzenstärkungsmittels erfüllt. Die Aufnahme eines Pflanzenstärkungsmittels in die Liste erfolgt nach der Prüfung im BVL; die Verkehrsfähigkeit ist aber schon nach erfolgter Mitteilung des Inverkehrbringers gegeben! Es können also Pflanzenstärkungsmittel rechtmäßig in Verkehr sein, die noch nicht in dieser Liste aufgeführt sind. Die Kennzeichnung von Pflanzenstärkungsmitteln mit einer Listennummer oder Registrierungsnummer sieht das Pflanzenschutzgesetz nicht vor. BVL für Listungsverfahren zuständig alle Infos unter: http://www.bvl.bund.de

Pflanzenstärkungsmittel 2 Nr. 10 Pflanzenschutzgesetz (PflSchG) gelten als Pflanzenstärkungsmittel nun: Stoffe und Gemische einschließlich Mikroorganismen, die - ausschließlich dazu bestimmt sind, allgemein der Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen soweit sie nicht Pflanzenschutzmittel nach Art. 2 Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009, oder - dazu bestimmt sind, Pflanzen vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen. Produkte der zweiten Gruppe sind z. B. Mittel zur Verminderung der Wasserverdunstung oder Frostschutzmittel. Fazit: keine Wirkungen auf einzelne Schadorganismen

Was wurde aus den alten Pflanzenstärkungsmitteln? AminoVital (Aminosäuren) Myco-Sin (schwefelsaure Tonerde, Pflanzenextrakte), angemeldet, bisher keine Listung Equisetum Plus (Ackerschachtelhalmextrakt), angemeldet Grundstoff Ackerschachtelhalm Extrakt Compositum gelistet Grundstoff CutiSan (hochreines, gemahlenes Kaolin), angemeldet gegen Sonnenbrand Biplantol-Produkte, z. B. Biplantol Buxus, Biplantol agrar (homöopathische Produkte) molnasa Sprühmolkenpulver-natursauer PottaSol (ehemals Kaliwasserglas) (enthält Kieselsäure) Weißanstrich für Obstbäume

Pflanzenschutzmittel, die Wirkstoffe mit geringem Risiko enthalten Wirkstoffe mit geringem Risiko gemäß Art. 22 VO (EG) Nr. 1107/2009 (Art. 47 PSM mit geringem Risiko) Genehmigung geht nur langsam voran. Bisher genehmigte Wirkstoffe (in der Regel für 15 Jahre): Eisen-(III)-phosphat Cerevisan COS-OGA Isaria fumosorosea Stamm Apopka 97 Pepino mosaic virus Stamm CH2 Isolat 1906 (Zulassung für 8/2016 als PMV-01) Saccharomyces cerevisiae Stamm LAS 02 Trichoderma atroviride Stamm SC1 Art. 53 im Weinbau Notfallsituationen

Quelle: Willmer LWK Schleswig- Holstein

Düngemittel NeudoVital Obst Spritzmittel (org.-mineral. Kaliumdünger aus Pflanzenextrakten) Mineralische EG-Düngemittel nach der VO 2003/2003 Wuxal Ascofol (aus Braunalgen Ascophyllum nodosum) Kendal TE (Urea) (Cu-haltig) Bodenhilfsstoffe Trichosan (Trichoderma harzianum) FZB24 WG (Bacillus subtilis bzw. amyloliquefaciens) Pflanzenhilfsmittel AlgoVital Plus (Seealgenextrakt Ascophyllum nodosum) Baldrian-Extrakt Schachtelhalm-Extrakt Promot Plus (Trichoderma)

Einsatzfläche von Mikroorganismen im biologischen Pflanzenschutz in Baden-Württemberg 2014

Fazit Pflanzenschutzmittel sind v. a. mikrobielle Produkte als Resistenzinduktoren. EU-Zulassung für kleinere Firmen zu teuer. Auslobung als Düngemittel, Bodenhilfsstoff oder Pflanzenhilfsmittel ist nicht für alle Produkte geeignet und vermutlich auch nicht gerechtfertigt. Es gibt Abrenzungsprobleme Viele alte Pflanzenstärkungsmittel waren für den ökologischen Anbau interessant und sind nun als neue Eingruppierungen dort nicht mehr einsetzbar. EU- Genehmigung als Grundstoff geht langsam, Selbstherstellung ist vieles nicht mehr erlaubt Pflanzenstärkungsmittel gibt es bisher auf EU-Ebene nicht, überlegt wird Begriff Biostimulanzien.

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Kulturen Kulturen im geschützten Anbau (Glas- und Foliengewächshäuser, Folientunnel) mit Nützlingseinsatz Gemüsebau/ Beerenobst Tomate Gurke Paprika Aubergine Bohne Kräuter Melone, Zucchini Salate Gemüse-Jungpflanzen Erdbeeren Strauchbeeren Zierpflanzenbau/ Baumschulen Beet- und Balkonpflanzen wie Pelargonien, Fuchsien, Lantanen u.a. Topfpflanzen wie Poinsettien, Cyclamen, Begonien, Hibiskus, Orchideen, Efeu u.a. Schnittblumen wie Chrysantheme, Gerbera, Rose Innengrün, Verkaufsgewächshäuser, botanische Gärten u.a. Ziergehölze, Bodendeckerpflanzen Containerpflanzen

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Kulturen Nützlingseinsatz in Baden-Württemberg Gemüse unter Glas bei den 5 wichtigsten Kulturen auf ca. 100 % der möglichen Fläche Zierpflanzen unter Glas bei Schnittblumen ca. 20 %; bei Topfpflanzen ca. 70 % Unterglaslandschaften in botanischen und zoologischen Gärten, Verkaufsgewächshäusern u.a.: ca. 70 % bis 100 %.

Einsatzfläche Nützlinge und Mikroorganismen in gärtnerischen Kulturen 1979-2014 in Baden-Württemberg

Einsatzfläche biologischer Pflanzenschutz in Gemüse unter Glas in Baden- Württemberg 2014

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Kulturen 1 Erdbeeren Fläche Erdbeeranbau (2007): in D gesamt: 12.870 ha Produktion: 154.057 Tonnen in BW: 3.448 ha im GWH (D): 71 ha (250 ha) im GWH (BW): > 50 ha (geschätzt) Zum Vergleich Gemüse (BW): Freiland 8.635 ha Gemüse unter Glas BW: 475 ha

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Kulturen Erdbeeren: ca. 30 (von ca. 50 ha)

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Kulturen Anbaufläche Beerenobst in Baden-Württemberg gesamt: 1.200 ha (Deutschland: von 2.900 ha in den 90er Jahren bis heute 5.900 ha) davon Sommer- und Herbsthimbeeren - Freiland: D ca. 800 ha; BW ca. 160 ha - geschützter Anbau: > 5 ha (25 ha) 2 von 5 Beeren in Deutschland werden in BW produziert!

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Schädlinge Hauptschädling(e) Nebenschädling(e)/Gelegenheitsschädlinge Tomate Gurke Paprika Aubergine Bohne Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum) Blattläuse (Macrosiphum euphorbiae) Spinnmilben Thripse Tomatenminier-fliege (Liriomyza bryoniae) Raupen Tomatenminier-motte Spinnmilben (Tetranychus urticae) Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum) Blattläuse (Aphis gossypii und andere) Thripse (Thrips tabaci u.a.) Wanzen Zikaden Blattläuse (Myzus persicae und andere) Thripse (Thrips tabaci u.a.) Spinnmilben Weichhaut-milben Weiße Fliege Raupen Zikaden Weiße Fliege (Trialeurodes vaporariorum) Spinnmilben (Tetranychus urticae) Blattläuse (Aphis gossypii und andere) Thripse (Thrips tabaci u.a.) Kartoffelkäfer Minierfliegen Spinnmilben (Tetranychus urticae) Blattläuse (Aphis fabae) Thripse Minierfliegen

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Schädlinge Gefleckte Kartroffelblattlaus 9000 8000 Blattlausentwicklung auf 11 Gurkenpflanzen im GH LTZ Kabine 3.3 Ausgangsbefall 165 Aphis gossypii (15 Blattläuse pro Gurkenblatt) Gestreifte Kartroffelblattlaus Anzahl Blattläuse/11 Blätter 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 Grüne Gurkenblattlaus Aphis gossypii 0 26 27 28 29 30 31 Kalenderwoche Aphis gossypii 32

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Schädlinge z.b: Kalifornischer Blütenthrips Frankliniella occidentalis Karlifornischer Blütenthrips links: Männchen rechts: Weibchen Nymphe eines Blütenthripses 33

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Entwicklung des Angebotes tierischer Nützlingsarten in Deutschland (Landwirtschaft, Gartenbau, Innenraumbegrünung, Vorratsschutz) Jahr 1980 1988 1991 1992 1993 1995 1996 1997 2005 2011 Angebotene Nützlingsarten Vom Markt genommene Nützlingsarten 3 9 14 34 32 48 53 57 55 56-5 - 3-1 - 2 Durch neue Nützlinge ergeben sich immer wieder neue Bekämpfungsmöglichkeiten im Gartenbau

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau Nützlingseinsatz in (neue) Baden-Württemberg Nützlinge Einsatzfläche (ha) der wichtigsten Nützlingsarten im Gartenbau in Baden- Württemberg im Jahr 2007 Trichogramma brassicae 184,7 ha 27% Amblyseius californicus 13,7 ha 2,1% Amblyseius cucumeris 63,1 ha 9,5% Amblyseius swirskii 22,0 ha 3,3% Aphidius colemani 60,2 ha 9,1% Amblyseius californicus 13,7 ha Amblyseius cucumeris 63,1 ha Amblyseius swirskii 22,0 ha Aphidius colemani 60,2 ha Aphidius ervi 30,2 ha Aphidoletes aphidimyza 23,5 ha Encarsia formosa 169,4 ha Eretmocerus eremicus 20,1 ha Lysiphlebus testaceipes 19,2 ha Macrolophus caliginosus 11,3 ha Phytoseiulus persimilis 44,6 ha Trichogramma brassicae 184,7 ha Phytoseiulus persimilis 44,6 ha 6,7% Macrolophus caliginosus 11,3 ha 1,7% Lysiphlebus testaceipes 19,2 ha 3% Eretmocerus eremicus 20,1 ha 3% Encarsia formosa 169,4 ha 25,6% Aphidius ervi 30,2 ha 4,6% Aphidoletes aphidimyza 23,5 ha 3,5%

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge 12 Nützlingsarten im Unterglasanbau mit einer Einsatzfläche über 10 ha Gilde Nützling Beute/Wirt Raubmilben Schlupfwespen Amblyseius californicus Amblyseius cucumeris Amblyseius swirskii Phytoseiulus persimilis Aphidius colemani Aphidius ervi Encarsia formosa Eretmocerus mundus E. eremicus Lysiphlebus testaceipes Spinnmilben, Thripse, Weiße Fliegen Blattläuse, Weiße Fliegen Räub. Gallmilbe Aphidoletes aphidimyza Blattläuse Weichwanze Macrolophus spec. Weiße Fliegen

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Beispiel: Blattlausbekämpfung (Kombination von Parasitoid und Räuber) Parasitoid (Schlupfwespe) = wirtsspezifisch (meist) vorbeugend Räuber = polyphag (meist) bei Befall + 37

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Schlupfwespe Aphidius spec. vor der Parasitierung von Myzus persiace Praon bicolor parasitiert Aphis fabae Aphelinus sp. parasitiert Aphis gossypii

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Zweipunktmarienkäfer Eigelege Siebenpunktmarienkäfer Marienkäferlarve typisches Beispiel für einen Räuber: Marienkäfer Marienkäferpuppe

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Blütenthripse (Kalifornischer Blütenthrips Frankliniella occidentalis; Zwiebelthrips Thrips tabaci und andere) Frankliniella occidentalis links: Männchen rechts: Weibchen Larve oder Nymphe Präpuppe

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Beispiel: Bekämpfung von Blütenthripsen Amblyseius-Raubmilbe erbeutet eine Thripslarve Bei der Entwicklung und Vermarktung von neuen Raubmilbenarten zur Bekämpfung von Blütenthripsen (u.a.) herrscht zur Zeit die größte Dynamik. 41

Häufigere Gattungen und Arten in Europa aus der Familie Phytoseiidae (gemäß Fauna Europaea): Gattung Amblyseius/Neoseiulus: 61 Arten Gattung Typhlodromus: 33 Arten Gattung Seiulus: 9 Arten Gattung Euseius: 1 Art Gattung Metaseiulus: 2 Arten Gattung Phytoseius: 3 Arten Gattung Phytoseiulus: 1 Art Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Raubmilben aus der Familie der Phytoseiidae

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Unterscheidung A. cucumeris A. swirskii

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Nützlinge Amblyseius-Raubmilben wirken oder werden eingesetzt gegen: Blütenthripse: Kalifornischer Blütenthrips Frankliniella occidentalis; Zwiebelthrips Thrips tabaci u.a. (nur gegen die Larven bzw. Nymphenstadien) Schadmilben: Spinnmilben (z.b. Gemeine Spinnmilbe Tetranychus urticae); Falsche Spinnmilben (z.b. Brevipalpus sp.); Weichhautmilben (Tarsenomidae); Freilebende Gallmilben (Eriophidae); Modermilben (Tyroglyphidae) Andere Schadinsekten: Weiße Fliegen (Eier, Nymphen), Thripse am Innengrün (Nymphen), u.a.

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Methoden der Ausbringung Beispiele: Einsatz des Nützlings nach dem ersten Auftreten Einsatz vorbeugend sofort nach der Pflanzung (bzw. schon in der Vorkultur; d.h. Nützlingseinsatz rund um s Jahr ) Entwicklung von verschiedenen Verfahren der Offenen Zucht Entwicklung der Tütenware für Raubmilben Entwicklung von Schlupfwespenmischungen mit verschiedenen Arten Ausbringung von verschiedenen Nützlingsstadien (z.b. Florfliege Eier (aufgeklebt oder lose); Larven in Waben oder Streumaterial)

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Methoden der Ausbringung Raubmilbe Amblyseius sp. Raubmilben, Raubmilben-Eier und Futtermilben

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Methoden der Ausbringung Raubmilbe Amblyseius cucumeris lose zum Streuen (im Zuchtsubstrat (Standard) oder in Vermiculit (auf Wunsch)

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Methoden der Ausbringung Ausbringung Streuware

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Methoden der Ausbringung Raubmilbenausbringung - von Hand streuen - oder Ausbringung mittels Technik: handgeführte oder stationäre Geräte für größere Bestände

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Methoden der Ausbringung Raubmilbe Amblyseius cucumeris in Tütenware (Einzeltüten oder Doppeltüten) zum Anhängen an die Pflanzen oder Befestigen an Spannschnüren etc. v.a. für Schnittblumen (Rosen...), (Topfpflanzen), Innengrün, Gemüse (Gurken, Paprika...)

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Methoden der Ausbringung Raubmilbe Amblyseius cucumeris im Tütenband

(neue) Methoden der Ausbringung Nützlingsarten Schädlinge Kultur/Pflanze Kulturbedingungen/ Anbaumethode Anforderungen der Gesellschaft/des Marktes PSM Gesetzliche Vorschriften

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau Neue Kulturbedingungen/Anbaumethoden Beispiele: Substratkulturen Tröpfchenbewässerung längere Kulturdauer Entblatten der Tomaten

Nützlingseinsatz im geschützten anbau Tomate Beispiel Weiße Fliege und Encarsia formosa Schlupfwespe Encarsia formosa: anfangs: 2 x 5 Tiere/m² nach dem ersten Auftreten heute: 1 bis 2 Tiere/m², sofort nach dem Pflanzen, alle 7 bis 14 Tage lange Kulturdauer: zusätzlich Raubwanze Macrolophus pygmaeus Entblatten: Problem entfernen von parasitierten Puparien der W. Fliege

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau Gurke Beispiel: Blattlausbekämpfung Verschiedene Blattlausarten: Gestreifte Kartoffelblattlaus Macrosiphum euphorbiae Gefleckte Kartoffelblattlaus Aulacorthum solani Grüne Gurkenblattlaus (Baumwollblattlaus): Aphis gossypii anfangs: Räuberische Gallmücke Aphidoletes aphidimyza Schlupfwespe Aphidius matricariae Entwicklung: Offene Zucht der Blattlausgegenspieler auf Getreide, Fingerhirse neue zusätzliche Schlupfwespenarten: Aphidius ervi; Aphidius colemani; Lysiphlebus testaceipes und verschiedene Schlupfwespenmischungen

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau (neue) Methoden der Ausbringung Räuberische Gallmücke Aphidoletes aphidimyza Offene Zucht auf Getreide Gallmückenlarven in Blattlauskolonie 58

Offene Zucht auf Fingerhirse (Eleusine) Eleusine ausgesät in Melone Eleusine in Container in Schnittrosen 59

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau Paprika Beispiele: Pfirsichblattlaus, Thripse Verschiede Blattlausarten: Gefleckte Kartoffelblattlaus Aulacorthum solani Gestreifte Kartofffelblattlaus Macrosiphum euphorbiae Pfirsichblattlaus Myzus persicae anfangs: Schlupfwespe Aphidius matricariae dann Aphidius colemani dann zusätzlich Aphidius ervi heute: wieder verstärkt Aphidius matricariae und verschiedene andere Schlupfwespenarten in Mischungen

Nützlingseinsatz im geschützten Anbau Paprika Beispiel: Pfirsichblattlaus; Thripse Verschiede Thripsarten: Zwiebelthrips Thrips tabaci Kalifornischer Blütenthrips Frankliniella occidentalis anfangs: Raubmilben Amblyseius cucumeris und Amblyseius barkeri Entwicklung: Raubwanze bzw. Blumenwanzen: Orius sp. neue Ausbringungsmethoden; Raubmilben in Tüten z.b. Amblyseius cucumeris in Tüten neue Raubmilbenarten; z.b. Amblyseius swirskii

Der Nützlingseinsatz im geschützten Anbau ist nicht statisch......sondern ändert sich ständig.

Thrips setosus Heimat: Japan, Korea heimisch, in DE noch nicht vorkommend, aber in den Niederlanden bereits etabliert, gelistet auf Alert List der EPPO Thrips setosus ist sehr polyphag befällt u. a. Paprika, Gurken, Kürbis, Erbsen, Tomaten, Kartoffeln Überträger von Tospoviren (TSWV) Tomato spotted wilt virus geeignete Klimabedingungen für Ansiedlungin in Deutschland im Freiland und im geschützten Anbau hohes Schadpotenzial für Gemüse- und Zierpflanzen potenzieller Quarantäneschadorganismus

Thrips setosus Adultes Weibchen Quelle: http://www.boujo.net/ copyright (C) 2015 by contributed authors and Zenkoku Noson Kyoiku Kyokai co.,ltd. Wirtspflanzen: Japan: Kürbisgewächse (Gurken, Wassermelonen, Kürbis), Asteraceae, Solanaceae (Tabak), Kreuzblütler Niederlande: Hortensien

Adulte und Ausscheidungen von Thrips setosus auf Blättern von Hortensien in der Produktion 65

Chili-Thrips Scirtothrips dorsalis Complex (3 Arten) Thysanoptera: Thripidae Herkunft: Asien (Japan bis Australien) Israel, Karibik (Pflanzentransporte?) Monitoring / Probennahme : breites Wirtsspektrum: Paprika (Capsicum), Pfeffer, Mango, Citrus Erdbeeren, Baumwolle, Tee, Erdnüsse, Heidelbeeren, Rosen Rolle als Vektor von Tospoviren noch nicht klar Diagnose : weitere mikroskopische Merkmale vorhanden PCR Fotos: By Aderksen at English Wikipedia

Foto: Zimmermann, LTZ

Fotos: Zimmermann, Landwirtschaftliches LTZ Technologiezentrum Augustenberg

Foto: Zimmermann, LTZ

- wenig Verwechslungsmöglichkeiten bei Thrips setosus Thrips setosus Echniothrips americanus rote Adern zwischen den Segmenten! Franklinothrips vespiformis (räuberischer Thrips, Nützling)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 18.12.2016 71