Laufhöfe erhöhen den Komfort für die Kühe, weil sie den Tieren viel Licht, gute Luft, Klimareize und Bewegungsmöglichkeiten

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Transkript:

Tierhaltung Laufhof nach Plan Laufhöfe verbessern den Kuhkomfort und sind Voraussetzung für die Premiumförderung von Milchviehställen. Wie Sie den Auslauf richtig gestalten, zeigt Dr. Gudrun Plesch. Laufhöfe bieten Kühen viel Licht, gute Luft, Klimareize und Bewegungsmöglichkeit. Sie tragen so erheblich zur Stressreduktion und Stärkung der Gesundheit bei. Auch die Nachzucht profitiert vom Laufhof, z. B. durch einen stabileren Hormonhaushalt, eine Mineralisierung der Knochen und eine kräftigere Muskulatur. Laufhöfe erhöhen den Komfort für die Kühe, weil sie den Tieren viel Licht, gute Luft, Klimareize und Bewegungsmöglichkeiten bieten. Viele Ziele: Diese Vorteile greifen aber nur, wenn der Laufhof von den Tieren auch genutzt wird. Um die Attraktivität eines Laufhofes sicherzustellen, den Umweltschutz zu gewährleisten und den Reinigungsaufwand zu begrenzen, müssen Sie bereits bei der Planung einige Grundsätze berücksichtigen. Ein gut gestalteter Laufhof bildet eine funktionale Einheit mit dem Stallgebäude. Prinzipiell wird zwischen außenliegenden und integrierten sowie zwischen dauerhaft zugänglichen und temporären Laufhöfen unterschieden. Bei einer aufgelösten bzw. mehrhäusigen Bauweise ist die integrierte Lösung vorprogrammiert und stellt in der Regel einen zentralen Teil des Stallkonzeptes dar. Die Entmistung ist meist stationär. Die Nutzung durch die Tiere ist sehr gut gewährleistet, da der Laufhof als Verbindungselement zwischen den Funktionsbereichen dient. Bei einer einhäusigen, geschlossenen Bauweise bietet sich ein außenliegender Laufhof an, der Zusatzfunktionen erfüllen kann. Eine Kombination mit Außenfress- oder Außenliegeplätzen (z. B. Cuccetten) ist ebenso möglich wie die Nutzung als Wartebereich vor bzw. nach dem Melken. Eine Mischform liegt vor, wenn ein außenliegender Laufhof als Verbindung zwischen zwei einhäusigen Gebäuden fungiert, wenn z. B. das Altgebäude als Fresshalle dient und eine neue Liegehalle gebaut wird. Bei einer aufgelösten Bauweise dienen Gänge als Laufhöfe. In diesen Fällen sollte stationär entmistet werden. 40 top agrar südplus Foto: Plesch Einfachen Grundriss wählen! Einfache, geradlinige Grundrisse, die eine Achsenbildung erlauben, erhöhen die Effizienz der Bewirtschaftung. Daher ist eine rechteckige Ausführung allgemein vorteilhaft.

Foto: Privat Dr. Gudrun Plesch ist Referentin am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden- Württemberg in Aulendorf. Zwei Übergänge einplanen! Zwischen Stall und Laufhof wären zwei Übergänge mit jeweils mindestens 3 m Breite optimal. Ist das nicht umsetzbar, sollte wenigstens ein einzelner mindestens 2,5 m breiter Zugang oder mehrere mindestens 1 m breite Zugänge eingerichtet werden, damit zumindest ein Rundlauf möglich ist. Bei der Platzierung der Übergänge sollten Sie darauf achten, dass liegende Tiere nicht permanent durch vorbeilaufende Artgenossen aufgejagt werden. Im Bereich der Zugänge sollten keine Zusatzeinrichtungen wie Lecksteine, Bürsten, Tränken, Kraftfutterstationen, Raufen etc. vorhanden sein, weil sonst Tiere die Zugänge oft blofang bieten kann. Andererseits verhindert eine Teilüberdachung zu hohen Gülleanfall durch Niederschlagswasser. Sinnvoll kann auch eine seitliche Verkleidung z. B. mit Windschutznetzen, Curtains oder Spaceboards sein, die Schutz vor starkem Wind bieten. Eine Ausrichtung des Laufhofs nach Süd/Süd-Ost gewährleistet ein Maximum an Sonnenlicht und verhindert eine schnelle Vereisung bei Frost. Spitz zulaufende Ecken sollten vermieden werden. Hier können vor allem rangniedrige Tiere schnell in eine Sackgassen-Situation kommen, aus der sie nicht mehr fliehen können. In diesen toten Ecken ist meist eine Reinigung von Hand nötig, weil eine stationäre Entmistung nicht möglich ist. ckieren. An anderen Stellen im Laufhof ist eine Möblierung aber sinnvoll. Ein zusätzliches Futterangebot auf dem Laufhof nehmen die Tiere vor allem bei unzureichendem Tier-Fressplatz-Verhältnis im Stall gerne an. Futterraufen im Auslauf sollten aber so platziert sein, das ein schnelles Befüllen und ein einfaches Reinigen um die Raufen herum möglich ist. Installiert man auf dem Laufhof vollwertige Fressplätze, ist eine um 15 bis 20 cm erhöhte Standfläche möglich. Damit die Kühe während des Fressens immer mit vier Beinen auf dem erhöhten Fressplatz stehen können, sollte dieser mindestens 1,65 m lang sein, bei Herden mit überdurchschnittlich langen Tieren auch etwas mehr. Freitragende Fressplatzteiler mit etwa 1,10 m Länge und 2 % Gefälle Richtung Laufgang tragen dann dazu bei, dass der Fressplatz sauber und trocken bleibt. Ein funktionaler Auslauf darf nie vollständig überdacht sein, da er sonst die erwünschten Außenklimareize wie Sonne und Regen nicht in vollem Um- Foto: Plesch Welche Laufflächen wählen? Bei der Ausführung der Laufflächen müssen Sie die bau- und umweltrechtlichen Vorgaben berücksichtigen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen gehört dazu eine befestigte, undurchlässige Bodenplatte, die verschmutztes Oberflächenwasser vollständig in einen Güllebehälter ableitet. Grundsätzlich ist für den Bau eines permanenten Auslaufs mit mehr als 100 m 2 eine Baugenehmigung bzw. Kenntnisgabe der zuständigen Behörde erforderlich. Temporär genutzte Laufhöfe, welche maximal zwei Stunden pro Tag zugänglich sind, können aus durchlässigem Untergrund bestehen, sofern kein Wasserzufluss besteht und anfallender Kot nach jeder Nutzung entfernt wird. Voraussetzung dafür ist, dass sich der Laufhof nicht im Wasserschutzgebiet bzw. in der Nähe von Gewässern oder Brunnen befindet. Die Lauffläche selbst kann aus Spaltenboden bestehen oder planbefestigt sein. Wichtig ist, dass der Untergrund den klimatischen, tierischen und mechanischen Ansprüchen genügt. Die vollständige Ausführung des Laufhofbodens mit Betonspalten ist im konventionellen Bereich erlaubt. Bei Öko-Haltung sind jedoch nur 5 % Spaltenanteil zur Entwässerung zulässig. Spaltenböden bieten sich vornehmlich top agrar südplus 41

Tierhaltung Schnell gelesen Laufhöfe sollten einfache Grundrisse und breite Zugänge haben. Die Böden von Laufhöfen sollten rutschsicher und leicht zu reinigen sein. Die Vorgaben für die Premiumförderung erfüllt der Laufhof nur dann, wenn er mindestens 1,5 m 2 /GV groß ist. Erhöhte Fressplätze sind sinnvoll. Sie sollten aber mindestens 1,65 m lang sein, damit die Tiere mit allen vier Beinen daraufstehen können. für aufgelöste Bauweisen mit starker Frequentierung dieser Bereiche an. Verbreiteter sind planbefestigte Böden. Bei Beton sollte die Oberfläche aufgeraut sein (Rautenmuster, Besenstrich usw.), damit sie rutschsicher bleibt. Ein Gefälle von 2 % verhindert die Bildung von Eisflächen bei Frost. Gussasphalt ist vom Laufkomfort zwischen Gummi und Beton anzusiedeln. Er muss aber immer leicht feucht sein, um Rutschsicherheit zu gewährleisten. Ein Gefälle wäre hier also kontraproduktiv. Auf eine ebene Ausführung ohne Muldenbildung ist unbedingt zu achten, weil sonst im Winter glatte Stellen entstehen würden. Auf Entmistung achten! Unabhängig von der Bodenart sollten Sie auf die Entmistung des Laufhofes großes Augenmerk legen. Eine automatische Entmistung gewährt durch die häufige Reinigung stets saubere Laufflächen und damit auch saubere Klauen. Die mobile Entmistung ist mit hohem Arbeitsaufwand und meist nur mäßigem Reinigungserfolg verbunden. Sie bietet sich daher nur für sehr große Flächen an. Eine funktionierende Ableitung von Jauche bzw. verunreinigtem Regenwasser kann bei planbefestigten Flächen über eine ca. 20 cm hohe Aufkantung um den Laufhof herum sichergestellt werden. Bei einem rechteckigen Laufhof kann dabei z. B. direkt in der Verlängerung des Laufhofes eine Dunglege bzw. ein außenliegender, gesicherter Abwurfschacht eingerichtet werden. Für die Einzäunung des Laufhofes sollten Sie robustes Material (Holz oder Metall) verwenden. Der Zaun sollte 1,20 bis 1,40 m hoch sein und Querstreben mit 40 cm Abstand haben. Schlupfmöglichkeiten für den Tierhalter sind empfehlenswert, damit er bei 42 top agrar südplus Foto: Plesch Bedarf den Laufhof schnell und sicher verlassen kann. Darüber hinaus sollten Sie eine Verlade- bzw. Selektionsmöglichkeit einplanen. Die Tore sollten nach innen und außen schwenkbar sein Welche Vorgaben gelten für die Premiumförderung? und Arretierungsmöglichkeiten für unterschiedliche Torpositionen haben. Gelungene Lösungen für Laufhöfe in Praxisbetrieben finden Sie auf den folgenden Seiten. Wer beim Bau eines Milchviehstalles die Premiumförderung beantragt, muss seinen Tieren u. a. einen Laufhof zur Verfügung stellen. Eine Ausnahme davon ist nur dann möglich, wenn die Tiere im Sommer regelmäßig auf die Weide gehen oder wenn es die bauliche Ausgangslage bei einem Umbau nicht erlaubt und den Tieren mindestens 7 m 2 /GV Stallfläche zur Verfügung steht. Ansonsten sind nur Stallbauten förderfähig, bei denen mindestens ein Drittel der Herde gleichzeitig auf dem Laufhof Platz findet. Dabei gilt eine Platzvorgabe von 4,5 m²/gv. Umgerechnet auf die gesamte Herde müssen 1,5 m²/gv Laufhoffläche bereitstehen. Zum Vergleich: In Öko-Betrieben muss der Laufhof 4,5 m 2 /GV Platz bieten. Die anrechenbare Laufhoffläche darf nicht überdacht sein. Das heißt, Dachüberstände, Außenliegeboxen oder Fressplätze werden nicht anerkannt. Reine Laufhöfe bzw. kombinierte Lauf-/Wartehöfe müssen in Baden-Württemberg eine Mindestbreite von 5 m vorweisen, in Bayern mindestens von 3 m. Durch das Weglassen der Dacheindeckung über dem Fress- oder Laufgang eines einhäusigen Gebäudes kann übrigens kein Anspruch auf Förderung erwirkt werden. Ein integrierter Laufhof wird nur bei einer aufgelösten Bauweise akzeptiert. Wie viel Dachfläche? In Baden- Württemberg muss ein vorhandener Fressbereich mindestens auf einer Breite von 1,7 m überdacht sein. Darüber hinaus sollte der nicht überdachte Teil des Laufhofs hinter dem Fressbereich mindestens 4 m breit sein. In Bayern darf maximal ein Drittel der notwendigen Laufhoffläche permanent überdacht sein. Sind zusätzlich Außenliegeboxen vorhanden, wird in Baden-Württemberg als Witterungsschutz für die Liegeboxen ein Dachüberstand von 0,5 bis 1,0 m für notwendig erachtet. Daher muss die Laufhofbreite inklusive Fressplatz dann mindestens 6,2 bis 6,7 m betragen.

Tierhaltung Der Laufhof für die Milchkühe wurde nach Norden ausgerichtet, damit die Tiere im Sommer der Sonneneinstrahlung nicht so stark ausgesetzt sind. Jeder Gruppe ihren Auslauf Zeichnung: Thiemeyer In seinem Kompoststall gönnt Konrad Stehle jeder Tiergruppe einen großzügigen Laufhof mit Schieberentmistung. Bio-Bauer Konrad Stehle aus Lan genenslingen (Lkr. Biberach) hat in seinem zweihäusigen Stallneubau für jede Tiergruppe einen Laufhof vorgesehen: Für die 60 Fleckvieh-Kühe liegt Übersicht 1: Zwei Laufhöfe im Betrieb Stehle 8,40 3,80 18 18 4,80 3,80 4,80 18 3,80 KOMPOST- (KALT- STALL) LAUF- HOF MELK- STAND 5,25 11,00 4,60 6,00 N 1,40 4,60 3,70 3,60 3,70 LAUFHOF TROCKENSTEHER KRANKENBOX 2,50 FRESSPLÄTZE EINSTREU GITTER VERSTELLBAR ABKALBEBOX FRESSPLÄTZE FUTTERKRIPPE KÄLBERBOX max. 100 kg 50,50 TROG LAUFHOF LIEGEFLÄCHE FGM 2 x 6 MISTSCHIEBER MISTSCHIEBER TECHNIK LAUFGANG TANK SCHMUTZSCHLEUSE SEPE- RATION BÜRO WC Die Laufhöfe sind an der Ostseite über einen Laufgang verbun den. Er dient vor allem als Rücktrieb, damit die Kühe nach dem Melken direkt zum Fressen gehen. er außenliegend an der nördlichen Längsseite des Stalles und stellt das Bindeglied zu den überdachten Fress plätzen dar (Übersicht 1). Die laktierenden Tiere erreichen ihn über drei Ausgänge direkt von ihrer Kompost-Liegefläche aus. Ein weiterer Laufhof befindet sich zwischen dem Kuhstall und dem zweiten Stallgebäude, in dem die Trockensteher, Abkalber und kranken Tiere untergebracht sind. Dieser Hof lässt sich für diese Gruppen beliebig abtrennen. Ein Teil davon dient den Kühen gleichzeitig als Triebweg bzw. als Wartehof zum Melkstand. Beide Laufhöfe sind stirnseitig über einen 1,2 m breiten Gang mit Spalten verbunden: Er dient als Zwangsübergang, damit die Tiere nach dem Melken direkt zum Fressen gehen, erklärt der Bauherr. Rutschfester Bodenbelag: Beim Bodenbelag für die Höfe hat sich Stehle für Fertigplatten mit Rautenmuster entschieden, die per Schieber entmistet werden. Allerdings erfasst dieser am 44 top agrar südplus

Fotos: Lehnert Konrad Stehle hat seinen Kompoststall mit den zwei Laufhöfen größtenteils selbst geplant. Das Stallkonzept funktioniert gut. Nur das Pultdach über dem Trog musste er verlängern. Der Laufhof für Trockensteher, Abkalber und kranke Tiere dient gleichzeitig als Wartehof. Er ist deutlich weniger frequentiert als der Laufhof der laktierenden Kühe. dings musste das Pultdach über dem Futtertrog entgegen erster Pläne zum Schutz vor Regen auf 5 m verlängert werden, sodass er zur Futtervorlage mit dem Ladewagen nicht mehr nah genug heranfahren kann: Deshalb füttern wir jetzt mit dem Futtermischwagen. Den ursprünglich für die Frischgrasfütterung ausgelegten Trog ebenfalls aus Fertigteilen würde Konrad Stehle schmaler machen. Denn bei dem jetzigen Innenmaß von 1,25 m muss ich das Futter von Hand nachschieben. Das einzig Gute dabei ist, dass ich die Tiere gut beobachten kann. -slaußenliegenden Laufhof nicht die gesamte Breite: Auf der Seite des Futtertisches habe ich 60 cm hinzugegeben, damit die Tiere ungestört fressen können. Die Fläche bleibe aber trotzdem sauber. Zur Mitte des Ganges beträgt das Gefälle beidseitig jeweils 2 %. Jedem Tier stehen im Laufhof etwa 4,4 m 2 zur Verfügung. Die Rutschfestigkeit des Bodens sei selbst im Winter dank der hohen Frequentierung und Verkotung durch die Kühe gut, erklärt Stehle. Nur der Schieber läuft bei längeren Frostphasen oft kreuz und quer. An den Vorder- und Rückseiten der beiden Laufhöfe wurden für den Weideaustrieb hohe Tore installiert. Die Holzverkleidung an den Toren ist als Wetterschutz unverzichtbar, so Stehle. Was verbessern? Ausgestattet sind beide Laufhöfe mit jeweils zwei Doppeltränken, einer Kuhbürste sowie Salzsteinen. Aufgrund der Hörner seiner Kühe hat sich der Landwirt am Futtertisch für ein einfaches Nackenrohr entschieden: So können die Tiere einander besser ausweichen. Bis jetzt funktioniert Stehles selbst entwickeltes Stallkonzept gut. Aller-

Tierhaltung Der Laufhof im Betrieb Arnegger verbindet das Stallgebäude für Milchvieh mit dem Neubau für Kalbinnen, Frischmelker und Trockensteher. Der Laufhof als Multitalent Armin Arnegger nutzt seinen Laufhof gleichzeitig als Wartehof. Für Betriebe ohne Weidegang ist ein Laufhof eine sehr gute Alternative, die von den Kühen das ganze Jahr über angenommen wird. Nur bei extremen Temperaturen bleiben sie lieber drin, erklärt Milchviehhalter Armin Arnegger aus Markdorf-Stadel im Bodenseekreis. Er plante seinen Kuhstall daher bereits im Jahr 2007 mit einem nicht überdachten Laufhof, den er zu den Melkzeiten gleichzeitig auch als Wartehof nutzt. Von der Gesamtlänge des Stalles mit 52,5 m nimmt der Laufhof in Nord- Süd-Richtung 35 m ein (siehe Übersicht 2). Hier sind die Tiere vor den scharfen Ostwinden geschützt, sagt der Milchbauer. Den planbefestigten Boden mit 1 % Gefälle hat Arnegger aufgeraut, zuerst mit Besenstrich, später wurde er aufgefräst. Entmistet wird die Fläche per Schieber, der gleichzeitig mit einem Treibeschild ausgestattet ist und daher nur während der Melkzeiten läuft. Das genügt auch, sagt Arnegger. Den Laufhof können die rund 100 laktierenden Kühe über zwei Ausgänge im Stall betreten. Die zweiteilige Übersicht 2: Stall und Laufhof im Betrieb Arnegger 7,90 18 BOXENLAUFSTALL +0,10 4,40 FUTTER- TISCH +0,20 LIEGE- BOXEN 5 3,10 ±0,00 MELK- HAUS 5,20 4,40 28,80 5,20 3,00 2,86 7,00 N PERSONALGANG 2,60 x 1,20 ABKALBE- BOX MILCH- KAMMER TECHNIK FGM 2 x 10 LIEGEBOXEN LIEGEBOXEN 2,80 x 1,20 FUTTERTISCH 2,60 x 1,20 WARTEBE- REICH FRESSGANG LIEGEBOXEN Der Laufhof ist in Nord-Süd-Richtung angelegt und somit vor Ostwind geschützt. DACH- ÜBERSTAND 52,50 SCHIEBER ZUSÄTZLICH FRESSPLÄTZE TOR FUTTERTISCH FRISCHLAKTIERENDE SCHIEBER SCHIEBER Kuhbürste hat der Landwirt an einem der beiden Übergänge installiert: Auf dem Laufhof wäre sie dem Schieber mit dem Treibeschild im Weg. Der Übergang sei mit fast 3 m aber immer noch ausreichend breit, meint er. Da- LAUF- HOF Zeichnung: Thiemeyer 46 top agrar südplus

Fotos: Lehnert Armin Arnegger erreicht mit den 32 Fressplätzen am Laufhof ein Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1. mit die Liegeplätze an der rückwärtigen offenen Stallseite vor den Kühen im Laufhof geschützt sind, wurden bewegliche Abtrenngitter installiert: Wenn eine Kuh in den Kopfraum der Boxen gelangt, können wir sie durch die Gitter einfach befreien. Über zwei mobile Tore, eines hinten beim Schieber, das andere am Futtertisch, kann der Landwirt Tiere im Bedarfsfall auch aus dem Laufhof holen. Das große Tor am Schieber ist vor allem im Winter wichtig, um mit dem Radlader Schnee abzuschieben. Fressplätze überdacht: Mit den 32 Fress plätzen am Laufhof kommt Armin Arnegger insgesamt auf ein Kuh- Fress platz-verhältnis von 1:1. Für die Fressplätze wurde eine 30 cm hohe Aufkantung betoniert und darüber ein Nackenrohr montiert. Leitplanken sorgen für zusätzliche Stabilität. Lehrgeld musste die Familie zu Beginn durch die fehlende Überdachung bezahlen. Das Futter am Außenfuttertisch wurde nass und die Aufnahme ging deutlich zurück, so Arnegger. Als vor drei Jahren südlich vom Laufhof ein neuer Stall für Kalbinnen, Trockensteher und Frischmelker gebaut wurde, fand Arnegger eine Lösung für dieses Problem. Er verband beide Bereiche über einen befahrbaren Futtertisch und spannte eine LKW-Plane über die Fressplätze des Laufhofs. Ein Nachteil dieser vergleichsweise günstigen Überdachung sei allerdings, dass sich darauf im Winter Schneeplatten bilden könnten, die später auf die Laufhoffläche rutschen. Armin Arnegger: Für dieses Problem und für eine Beschattung des Laufhofs im Sommer suchen wir noch nach einer geeigneten Lösung. -sl-