80 Jahre Tag der Briefmarke in Deutschland Wie der Tag der Briefmarke entstand. Horst Schmollinger

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Transkript:

Forschungsgemeinschaft Tag der Briefmarke im Bund Deutscher Philatelisten 80 Jahre Tag der Briefmarke in Deutschland Horst Schmollinger Tag der Briefmarke und Gründungsfest des Reichsbundes der Philatelisten, Sonderpostamt, am 7. Januar 1936 in Berlin

Quelle des Titelbildes: Deutsche Postzeitung; 4. Jg. 1936, Folge 2 vom 19. Januar 1936. Moers Januar 2016 Eigenverlag der Forschungsgemeinschaft Tag der Briefmarke e.v. im Bund Deutscher Philatelisten e.v. 1. Vorsitzender Claus Bellgardt Hülsdonker Str. 40, 47441 Moers, 02841 256 41 Redaktion: Dr. Horst Schmollinger Langkofelweg 5, 12247 Berlin, 030 796 15 70 info@tag-der-briefmarke.org www.tag-der-briefmarke.org 2

Der Anlass für die Idee, einen Tag der Briefmarke zu veranstalten, war die Berliner Internationale Briefmarkenausstellung IPOSTA 1930. Ehrenwerte Berliner Philatelisten wären wegen der organisatorischen Vielfalt und - innerhalb bestehender Vereine und Verbände - fehlender organisatorischer Strukturen fast daran gescheitert, dieses Projekt durchzuführen. Finanzielle Ressourcen und arbeitsorganisatorische Unterstützung waren unter diesen Voraussetzungen für die IPOSTA nicht zu sichern. Der Vorsitzende des Ausstellungsausschusses, Prof. Dr. Erich Stenger, hatte schon seinen Rücktritt und das Scheitern des Projektes angekündigt, als die rettende Idee realisiert wurde: die Zusammenfassung der Vertreter der wichtigsten regionalen philatelistischen Vereine und Verbände und der Händler im Arbeitsausschuss für die IPOSTA; das war im Grunde die vorweggenommene Einheitsorganisation der Briefmarkensammler und Philatelisten in Berlin. Der IPOSTA-Arbeitsausschuss, links, sitzend, Hans v. Rudolphi Quelle: Erich Stenger: IPOSTA 1930. Entstehung, Aufbau, Durchführung, Ausklang und IPOSTA-ALBUM; Berlin 1931, S. 17. 3

Hans v. Rudolphi (2. Juli 1884 bis 6. Mai 1944) war der Leiter der Geschäftsstelle der IPOSTA. Noch in Nachbereitungssitzungen dieser erfolgreichen internationalen Veranstaltung um die Jahreswende 1930/31 betonte er die Notwendigkeit, die bestehenden Organisationen und die nicht organisierten Sammler in einer Einheitsorganisation zusammenzufassen und zur Stärkung des Zusammenhaltes unter ihnen wie zur außenwirksamen Werbung einen Tag des Briefmarkensammlers abzuhalten. Diese Idee wiederholte er im Dezember 1933 auf dem Gründungstag des Verbandes Berlin im Bund Deutscher Philatelisten-Verbände (im In- und Auslande) (Bund), der nun wenigstens auf Berliner regionaler Ebene der Startschuss zur Einheitsorganisation der Briefmarkensammler und Philatelisten sein sollte. Und er propagierte dort auch wieder den Tag des Briefmarkensammlers als einigendes Band. Mitgliederzahlen des Bundes 1924-1933 Quelle: Hans Meyer: Die Philatelie im Dritten Reich; 2006, S. 42. Der gesellschaftliche Hintergrund für diese Gedanken und Aktionen waren die Folgen der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts für die Vereine und Verbände der Briefmarkensammler, die massive Mitgliederverluste und gar das Verschwinden 4

manches Vereins nach sich zogen. Werbung mit Außenwirksamkeit war das Konzept, die Verluste zu mildern oder sie gar auszugleichen. Der organisationspolitische Hintergrund war zum einen die Binnenorientierung der Verbände der Briefmarkensammler und Philatelisten. Auf den Bundestagen erledigten sie die Vereinsgeschäfte und auf den Philatelistentagen erörterten sie fachliche Fragen, beides mit nahezu identischer Teilnehmerschaft und ohne große öffentliche Wirkung. Zum anderen: Die regionalen Verbände des Bundes - Pfeiler genannt - hatten keine organisatorischen Strukturen, sie dienten den Vereinen nur als Zweck zur Mitgliedschaft im Bund, der ein Verband von Verbänden war. Das waren unzureichende Strukturen zur Erreichung von Organisationszwecken. Die auf dem Gründungstag des Verbandes Berlin am 14. Dezember 1933 von Hans v. Rudolphi vorgetragene Idee vom Tag des Briefmarkensammlers wurde publiziert. Edwin Mueller präsentierte sie den Lesern des Postwertzeichens im Januar 1934 und kommentierte sie kongenial zu v. Rudolphis Konzept. Was dort veröffentlicht worden ist, war ein Konzept, das die Entstehung und die Entwicklung des Tages der Briefmarke bis heute bestimmt und begleitet. Edwin Mueller (1898-1962) Quelle: Katalog der PRAGA 38 Wenn es einen Tag des Buches, einen Weltspartag usw. gibt, müsste es auch möglich sein, einen Tag des Jahres der Philatelie zu widmen. Man kann sich die werbende Kraft eines derartigen Unternehmens, wenn es tatkräftig durchgeführt wird, gar nicht groß genug vorstellen. Es müsste an diesem Tag der Philatelie alles im Dienst unserer Sache stehen. Vor allem hätten die philatelistischen Organisationen dafür Sorge zu tragen, dass an diesem Tag durch besondere Vereinsversammlungen und Tagungen die Philatelisten selbst erfasst werden, dann 5

müsste durch Vorträge und Werbeausstellungen auf die Nichtphilatelisten eingewirkt werden, der Rundfunk müsste durch Vorträge, die Tagespresse durch Artikel an diesem Tag in den Dienst der Philatelie gestellt werden. Auch an den Schulen wäre an diesem Tag über Briefmarken zu sprechen. Der Gedanke einer so umfassenden Werbung erscheint heute noch kühn, aber wenn er die Unterstützung der amtlichen Stellen findet, nicht unausführbar. Es ließe sich zu diesem Zweck die ganze Sache vielleicht mit einer großzügigen Verkaufsaktion für eine Wohltätigkeitsmarkenausgabe verbinden, weshalb der Tag der Philatelie wohl am besten Anfang Dezember vielleicht für den ersten Sonntag des Dezember anzusetzen wäre; dem wohltätigen Zweck könnte dann ebenso geholfen werden wie der Philatelie und die Unterstützung der amtlichen Stellen wäre, wenn man auf diese Weise das für die Philatelie Zweckmäßige mit einer Wohltätigkeitsaktion verbindet, sicher leichter zu erreichen. Es muss Sache der philatelistischen Organisationen sein, diese Sache ernstlich in Angriff zu nehmen. Wenn die deutsche Philatelie in dieser Hinsicht beispielgebend vorangehen würde, so könnte sie sich den Dank der Philatelisten der ganzen Welt erwerben. Das Konzept für das Fest - noch unter wechselnden Bezeichnungen - war geprägt von der Verbindung innerverbandlicher Kommunikation einerseits mit Öffentlichkeitsarbeit und public relations andererseits. Mithin verknüpfte es die Vorstellung der Stärkung des Zusammenhalts unter den Philatelisten nach innen sowie die der Werbung für die Organisation und ihren Zweck, das Briefmarkensammeln und die Philatelie, nach außen. Dieser beabsichtigte Zusammenhang von Binnen- und Außenwirkung wird auch bei der Implementierung des Festes erkennbar. Zur Beschlussfassung auf dem Bundestag in Danzig 1934 legte v. Rudolphi zwei Entscheidungsvorlagen vor: die Einführung eines Tages des Briefmarkensammelns und die Einrichtung einer Bundestelle für Werbung und Propaganda. Beides wurde beschlossen, mit beidem wurde v. Rudolphi beauftragt. 6

Prof. Dr. Stenger, Hans v. Rudolphi und Dr. Kalckhoff schickten Dr. Siegfried Ascher Grüße auf der Danziger PP 2 C 1 vom 11. Bundestag mit dem SST vom 4. August, dem Tag, an dem der Tag der Briefmarke beschlossen wurde. Quelle: Sammlung Reiner Wyszomirski, Langen 7

Ausgestattet mit diesem Votum begann v. Rudolphi mit einer Umfrage unter den Regionalverbänden über die organisatorischen Details zur Realisierung des Tages, die er im April 1935 dem Ausschuss des Bundes vortrug, dem Arbeits- und Entscheidungsgremium des Bundes zwischen den Bundestagen. Was Edwin Mueller 1934 veröffentlicht hatte, blieb in v. Rudolphis Vortrag erhalten. Zugleich erklärte er, die Veranstaltung solle im Herbst jedes Jahres dezentral stattfinden, an einem Tag, der nach regionalen Gegebenheiten auszusuchen sei. Als die österreichischen Philatelisten im Juni 1935 entschieden, den Tag der Briefmarke in Wien am Ausgabetag von Wohlfahrtsmarken am 1. Dezember 1935 zu veranstalten, geschah dies also in Übereinstimmung mit dem damaligen Stand der Diskussion. Auf dem Bundestag in Mainz im August 1935 erhielt die Idee vom Tag der Briefmarke, so die vorgesehene Bezeichnung jetzt, einen nationalen Akzent: Das Fest der Briefmarkensammler und Philatelisten wurde zum Tag der deutschen Briefmarke und sollte an einem Tag an vielen Orten stattfinden, und zwar am Geburtstag von Heinrich v. Stephan, am 7. Januar 1936, und mit einheitlicher Gestaltung der Veranstaltungen. Die österreichischen Philatelisten blieben bei ihrem Beschluss, weil sie einerseits den Zusammenhang zum Ausgabetag ihrer Wohlfahrtsmarke erhalten wollten und andererseits weil sie in der umsatzstärkeren Vorweihnachtszeit bessere Erträge für ihre und der Händler Produkte erhofften. Mit dem in Mainz beschlossenen Veranstaltungskonzept und einem ersten erfolgreichen Tag der Briefmarke in Deutschland am 7. Januar 1936 im Rücken, reisten Vertreter der deutschen Philatelisten 1936 zum Kongress des internationalen Philatelisten-Verbandes - Fédération Internationale de Philatélie (FIP) - nach Luxemburg und waren erfolgreich. Den Mitgliedsländern der FIP wurde empfohlen, alljährlich am Sonntag nach dem Geburtstag Heinrich v. Stephans einen Tag der Briefmarke abzuhalten. Österreich stimmte dagegen, nicht weil es 8

FG Tag der Briefmarke gegen die Einführung des Tages war, sondern weil es die Terminierung ablehnte. V. Rudolphi schickte sich einen Beleg: DR PP 122 C 10 mit SST vom 12. Bundestag in Mainz am 17. August. 1935. Quelle: Sammlung des Verfassers. 9

FG Tag der Briefmarke Der Termin im Januar war international nicht zu halten. Schon auf dem FIP-Kongress 1937 in Paris wurde beschlossen, die Mitgliedsländer der FIP sollten den Zeitpunkt nach den Gegebenheiten in ihren Ländern selbst festlegen. Dieser Beschluss war deutlich geprägt von der Gegnerschaft vieler Mitgliedsländer zum nationalsozialistischen Deutschland. Dort hatte die NSDAP inzwischen auch das Briefmarkensammeln und die Philatelie für die kulturelle propagandistische Begleitung ihrer politischen Ziele verpflichtet. So wurde auch der Tag der Briefmarke im NS-Regime ein völkisches Propagandainstrument und ein Anlass zur Geldbeschaffung für das Winterhilfswerk und später auch den Kulturfonds Adolf Hitlers. PP 122 C20 Die Philatelisten waren im NS System angekommen und die Mobilisierung der Sammler zum Kauf von Wohlfahrtsmarken am ersten Tag der Briefmarke 1936 war das Einstandsgeschenk 10

Quelle: Deutsche Postzeitung; 4. Jg. 1936, Folge 2 vom 19. Januar 1936. Doch das beeinträchtigte die internationale Akzeptanz kaum, denn die Philatelisten in anderen Ländern eigneten sich v. Rudolphis Ursprungs-Idee ohne den ihr in Deutschland nun mitgegebenen völkischen Akzent an. Die Niederländer gehörten zu den ersten, die den Termin am Geburtstag v. Stephans ablehnten und den Tag - wie ursprünglich gedacht - im Oktober feierten. Die Franzosen nutzten den Tag der Briefmarke zur Werbung für den Widerstand gegen die Pläne der Besatzer eines Teils ihres Landes, eine nationalsozialistisch dominierte europäische Philatelisten-Organisation gegen die FIP zu bilden: Restons groupés, zusammenzuhalten und zu widerstehen, war ihre Parole zum Journée du Timbre 1942. Und 1945 11

feierten sie den Tag der Briefmarke vielerorts auch als Tag der Befreiung. Das ursprüngliche Konzept v. Rudolphis, wie es Mueller der philatelistischen Fachöffentlichkeit vorgestellt hatte, hat sich in der Philatelisten-Welt als kommunizierbar und durchsetzungsfähig erwiesen. Seit den Entscheidungen in Luxemburg und in Paris ist der Tag der Briefmarke in über 140 Ländern durchgeführt worden, in denen es Marken oder Sonderstempel aus diesem Anlass gegeben hat. In 112 Ländern sind Postwertzeichen zum Tag der Briefmarke erschienen. Bis heute gehört er zum wichtigen Veranstaltungstermin der Philatelisten in vielen Staaten der Welt. Die Herausgeber von Postwertzeichen begleiten ihn mit Briefmarkenausgaben und Sonderstempeln. Die in Deutschland geborene Idee lag nahe und fand in Hans v. Rudolphi einen international geachteten Philatelisten als Initiator und in Edwin Mueller einen anerkannten Unterstützer. Beide formulierten ein Konzept für den Tag der Briefmarke, das seinen Weg von Deutschland aus in die ganze philatelistische Welt machte. Das sind die Leistungen der Forschungsgemeinschaft Tag der Briefmarke für Ihre Mitglieder: Handbücher und Kataloge zum Aufbau der Sammlung Mitglieder-Fachzeitschrift Der Bote Mitglieder-Rundbriefe zu internen Angelegenheiten Newsletter für Mitglieder mit E-Mail Adresse Unterstützung bei der Bewertung von Sammlungen Beratung beim Sammlungsaufbau Neuheiten-Dienst im Abonnement Hilfe bei der Belegbeschaffung Wir sind gerne Gesprächspartner für Vereine und Verbände, die Veranstaltungen zum Tag der Briefmarke durchführen. Forschungsgemeinschaft Tag der Briefmarke e.v.im BDPh e.v. 1. Vorsitzender: Claus Bellgardt, Hülsdonker Str. 40, 47441 Moers, 02841 25641, info@tag-der-briefmarke.org www.tag-der-briefmarke.org 12